Return to Video

Wurde Mathematik entdeckt oder erfunden? – Jeff Dekofsky

  • 0:12 - 0:16
    Würde Mathematik existieren,
    wenn es keine Menschen gäbe?
  • 0:16 - 0:19
    Seit der Antike diskutiert
    die Menschheit darüber,
  • 0:19 - 0:23
    ob Mathematik entdeckt
    oder erfunden wurde.
  • 0:23 - 0:27
    Haben wir Mathematik erschaffen,
    um das Universum um uns herum zu verstehen
  • 0:27 - 0:31
    oder ist Mathematik die Muttersprache
    des Universums selbst,
  • 0:31 - 0:35
    die existiert, egal ob wir ihre Gesetze
    entdecken oder nicht?
  • 0:35 - 0:38
    Sind Zahlen, Polygone
    und Gleichungen wirklich real
  • 0:38 - 0:42
    oder nur flüchtige Abbildungen
    eines theoretischen Ideals?
  • 0:42 - 0:46
    Die unabhängige Realität von Mathematik
    hat bereits antike Befürworter.
  • 0:46 - 0:49
    Im 5. Jahrhundert glaubten
    die Pythagoreer in Griechenland,
  • 0:49 - 0:53
    dass Zahlen sowohl lebendige Wesen
    als auch universale Prinzipien seien.
  • 0:53 - 0:58
    Die 1 nannten sie "die Monade",
    die Erzeugerin aller anderen Zahlen
  • 0:58 - 1:00
    und Quelle der Schöpfung.
  • 1:00 - 1:03
    Zahlen waren ein aktiver
    Bestandteil der Natur.
  • 1:03 - 1:05
    Plato argumentierte,
    dass mathematische Konzepte greifbar
  • 1:05 - 1:10
    und ebenso real wie das Universum seien,
    unabhängig davon, ob wir sie kennen.
  • 1:10 - 1:14
    Euklid, Vater der Geometrie,
    glaubte, dass die Natur selbst
  • 1:14 - 1:18
    die physische Erscheinungsform
    mathematischer Gesetze sei.
  • 1:18 - 1:22
    Andere sagen, dass, auch wenn Zahlen
    eventuell physisch existieren könnten,
  • 1:22 - 1:25
    dasselbe nicht für
    mathematische Aussagen gilt.
  • 1:25 - 1:29
    Deren Wahrheitsgehalt basiert allein
    auf von Menschen geschaffenen Regeln.
  • 1:29 - 1:33
    Damit wäre Mathematik
    eine erfundene Übung in Logik,
  • 1:33 - 1:36
    die außerhalb des menschlichen
    Verstandes nicht existiert;
  • 1:36 - 1:41
    ein System abstrakter Beziehungen,
    auf vom Hirn erkannten Mustern basierend,
  • 1:41 - 1:43
    das diese Strukturen nutzt,
  • 1:43 - 1:47
    um nützliche, aber künstliche
    Ordnung ins Chaos zu bringen.
  • 1:47 - 1:50
    Ein Befürworter dieser Idee
    war Leopold Kronecker,
  • 1:50 - 1:54
    ein deutscher Mathematikprofessor
    aus dem 19. Jahrhundert.
  • 1:54 - 1:57
    Seine Sicht fasste er in
    einem berühmten Satz zusammen:
  • 1:57 - 2:01
    "Die ganzen Zahlen hat der liebe Gott
    gemacht, alles andere ist Menschenwerk."
  • 2:01 - 2:04
    Zu Lebzeiten des Mathematikers
    David Hilbert
  • 2:04 - 2:07
    gab es Bemühungen, Mathematik
    als Konstrukt der Logik zu etablieren.
  • 2:07 - 2:11
    Hilbert versuchte die Mathematik
    vollständig zu axiomatisieren,
  • 2:11 - 2:13
    wie es Euklid mit
    der Geometrie getan hatte.
  • 2:13 - 2:15
    Er und andere, die dasselbe versuchten,
  • 2:15 - 2:18
    verstanden Mathematik
    als ein zutiefst philosophisches Spiel,
  • 2:18 - 2:20
    aber eben nur ein Spiel.
  • 2:20 - 2:23
    Henri Poincaré, einer der Väter
    der nicht-euklidischen Geometrie,
  • 2:23 - 2:26
    glaubte, dass die Existenz
    von nicht-euklidischer Geometrie,
  • 2:26 - 2:31
    die sich mit Flächen hyperbolischer
    und elliptischer Krümmungen beschäftigt,
  • 2:31 - 2:35
    bewies, dass euklidische Geometrie,
    die langjährige Geometrie ebener Flächen,
  • 2:35 - 2:37
    keine universale Wahrheit sei,
  • 2:37 - 2:42
    sondern nur ein Ergebnis, wenn man sich
    an bestimmte Spielregeln hielt.
  • 2:42 - 2:46
    1960 prägte der Nobelpreisträger
    für Physik, Eugene Wigner,
  • 2:46 - 2:50
    die Aussage über "die unglaubliche
    Wirksamkeit der Mathematik",
  • 2:50 - 2:53
    und setzte sich stark für die Idee ein,
    dass Mathematik real war
  • 2:53 - 2:55
    und vom Menschen entdeckt wurde.
  • 2:55 - 2:58
    Wigner wies darauf hin, dass viele
    rein mathematische Theorien
  • 2:58 - 3:03
    häufig für sich entstanden, ohne physische
    Phänomene beschreiben zu wollen,
  • 3:03 - 3:06
    und sich Jahrzehnte
    oder sogar Jahrhunderte später
  • 3:06 - 3:08
    als wichtige Grundlagen herausstellten,
  • 3:08 - 3:11
    um erklären zu können,
    wie das Universum seit jeher funktioniert.
  • 3:11 - 3:16
    Zum Beispiel half die Zahlentheorie des
    britischen Mathematikers Gottfried Hardy,
  • 3:16 - 3:19
    der damit prahlte, dass seine Arbeit
    niemals in der Lage wäre,
  • 3:19 - 3:22
    Phänomene der wirklichen Welt
    zu beschreiben,
  • 3:22 - 3:25
    dabei die Kryptographie zu entwickeln.
  • 3:25 - 3:27
    Ein anderer Teil seiner
    rein theoretischen Arbeit
  • 3:27 - 3:30
    wurde als Hardy-Weinberg-Gesetz
    in der Genetik bekannt
  • 3:30 - 3:32
    und gewann einen Nobelpreis.
  • 3:32 - 3:34
    Fibonacci stieß zufällig
    auf seine berühmte Sequenz,
  • 3:34 - 3:38
    während er sich die Wachstumsrate einer
    idealisierten Kaninchenpopulation ansah.
  • 3:38 - 3:41
    Später fand man diese Sequenz
    überall in der Natur,
  • 3:41 - 3:44
    angefangen bei Sonnenblumenkernen
    und Blütenverteilungen
  • 3:44 - 3:46
    bis hin zur Struktur einer Ananas
  • 3:46 - 3:48
    und der Verzweigung
    der Bronchien in der Lunge.
  • 3:48 - 3:53
    Oder die nicht-euklidische Forschung
    von Bernhard Riemann aus den 1850ern,
  • 3:53 - 3:57
    die Einstein hundert Jahre später für sein
    Modell der allgemeinen Relativität nutzte.
  • 3:57 - 3:59
    Hier ist ein noch größerer Sprung:
  • 3:59 - 4:03
    Die mathematische Knotentheorie,
    die zuerst um 1771 entwickelt wurde,
  • 4:03 - 4:05
    um die Geometrie der Lage zu beschreiben,
  • 4:05 - 4:08
    wurde im späten 20. Jahrhundert genutzt,
    um zu erklären,
  • 4:08 - 4:12
    wie sich DNA während
    der Replikation selbst auftrennt.
  • 4:12 - 4:16
    Sie könnte sogar wichtige Erklärungen
    für die Stringtheorie bieten.
  • 4:16 - 4:20
    Einige der einflussreichsten Mathematiker
    und Wissenschaftler der Geschichte
  • 4:20 - 4:22
    haben sich zu diesem Thema geäußert,
  • 4:22 - 4:24
    häufig auf überraschende Weise.
  • 4:24 - 4:27
    Ist Mathematik also eine Erfindung
    oder eine Entdeckung?
  • 4:27 - 4:30
    Künstliches Konstrukt
    oder universelle Wahrheit?
  • 4:30 - 4:34
    Menschliches Erzeugnis oder natürliche,
    vielleicht sogar göttliche, Schöpfung?
  • 4:34 - 4:38
    Diese Fragen gehen so tief, dass
    die Debatte häufig zur Glaubensfrage wird.
  • 4:38 - 4:42
    Die Antwort könnte vom Konzept
    abhängen, das man betrachtet.
  • 4:42 - 4:45
    Aber alle fühlen sich wie
    verzerrte Zen-Sinnsprüche an.
  • 4:45 - 4:49
    Wenn eine bestimmte Anzahl an Bäumen
    im Wald steht, aber niemand sie zählt,
  • 4:49 - 4:51
    existiert die Zahl dann?
Title:
Wurde Mathematik entdeckt oder erfunden? – Jeff Dekofsky
Speaker:
Jeff Dekofsky
Description:

Die ganze Lektion unter: http://ed.ted.com/lessons/is-math-discovered-or-invented-jeff-dekofsky

Würde Mathematik existieren, wenn es keine Menschen gäbe? Haben wir mathematische Konzepte erschaffen, um die Welt um uns herum verstehen zu können, oder ist Mathematik die Muttersprache des Universums selbst? Jeff Dekofsky spürt einigen der bekanntesten Argumente dieser klassischen und heiß debattierten Frage nach.

Lektion von Jeff Dekofsky, Animation von The Tremendousness Collective.​​

more » « less
Video Language:
English
Team:
closed TED
Project:
TED-Ed
Duration:
05:11

German subtitles

Revisions Compare revisions