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Neue Schuhe | Pachi Tamer | TEDxRosario

  • 0:42 - 0:43
    Ich habe mir neue Schuhe gekauft
  • 0:44 - 0:46
    und ich wollte sie Ihnen allen zeigen.
  • 0:47 - 0:50
    Dieser Mann hat sie mir verkauft.
  • 0:50 - 0:51
    Er heißt Catalino
  • 0:51 - 0:54
    und lebt seit 20 Jahren
    im Bahnhof Rosario Norte.
  • 0:57 - 1:00
    Hier gibt er mir gerade seine Schuhe.
  • 1:02 - 1:04
    Ich kaufte sie für diesen Talk,
  • 1:04 - 1:07
    denn er ist etwas Besonderes für mich
  • 1:07 - 1:09
    und dafür brauchte ich ganz neue Schuhe.
  • 1:10 - 1:13
    Ich habe Marketing studiert,
  • 1:13 - 1:15
    das war in Buenos Aires,
  • 1:15 - 1:17
    und einmal bekamen wir die Aufgabe,
  • 1:17 - 1:21
    auf die Straße zu gehen
    und etwas zu verändern,
  • 1:21 - 1:23
    um zu sehen, wie die Leute reagierten.
  • 1:24 - 1:27
    Also zog ich das an,
    was ich auch jetzt trage
  • 1:27 - 1:29
    und ging zum Obelisk.
  • 1:29 - 1:31
    Als die Autos an der Ampel hielten,
  • 1:31 - 1:35
    bat ich sie nicht um Geld,
    sondern gab ihnen 1 Peso.
  • 1:38 - 1:39
    Was überprüfte ich damit?
  • 1:39 - 1:41
    Ich überprüfte die Vorurteile
    der Menschen.
  • 1:41 - 1:43
    Denn kaum sahen sie mich,
  • 1:43 - 1:46
    kurbelten sie die Fenster hoch
    oder schauten weg.
  • 1:46 - 1:50
    Sie taten so, als stünde da niemand,
  • 1:50 - 1:53
    und schufen eine unangenehme Lage,
  • 1:53 - 1:58
    bis sie an der nächsten Ampel hielten
    und sich wieder unwohl fühlten,
  • 1:58 - 2:00
    weil sie jemand anderen ignorierten.
  • 2:00 - 2:04
    Die meisten Frauen legten
    ihre Handtasche auf den Rücksitz.
  • 2:05 - 2:09
    Das Projekt war ein Erfolg,
    und ich bekam eine Anstellung
  • 2:09 - 2:11
    in meiner ersten Agentur,
    Agulla y Baccetti.
  • 2:12 - 2:15
    Dann arbeitete ich für Vega Olmos Ponce,
  • 2:15 - 2:20
    und 2001 entfloh ich dem
    ohrenbetäubenden Betriebslärm,
  • 2:20 - 2:23
    um nach London zu gehen --
    mit 1000 Dollar,
  • 2:23 - 2:26
    einem Touristenvisum
    und null Englischkenntnissen.
  • 2:27 - 2:30
    Ich hielt mich ein Jahr lang
    über Wasser, indem ich Teller wusch,
  • 2:30 - 2:33
    Baustellengerüste aufbaute
  • 2:33 - 2:37
    sowie Kühlschränke und
    Klimaanlagen einrichtete.
  • 2:37 - 2:40
    Ich wurde aus London ausgewiesen,
    weil ich illegal arbeitete
  • 2:40 - 2:43
    und doppelt so viele Stunden wie erlaubt,
  • 2:43 - 2:46
    aber das war die schönste
    Erfahrung meines Lebens.
  • 2:47 - 2:52
    Dann arbeitete ich 2 Jahre lang
    bei einer neuen Werbeagentur,
  • 2:52 - 2:56
    bis ich ein Angebot aus New York erhielt.
  • 2:57 - 2:59
    Ich zog weg, ohne zu überlegen,
  • 2:59 - 3:03
    nur diesmal in eine bezahlte Wohnung
    gegenüber dem Empire State Building,
  • 3:03 - 3:05
    und ich verdiente 60 000 Dollar im Jahr.
  • 3:06 - 3:10
    Eine komplett andere Erfahrung,
    die ich aber sehr zu schätzen weiß,
  • 3:10 - 3:12
    nach der Zeit in London.
  • 3:13 - 3:18
    Dann verliebte ich mich und kurz
    nachdem wir zusammengezogen waren,
  • 3:18 - 3:23
    rief mich eine Agentur aus
    Austin, Texas, mit einem Angebot an.
  • 3:23 - 3:27
    Ich sagte: "Ich bin erst vor einem Monat
    mit meiner Freundin zusammengezogen,
  • 3:27 - 3:29
    es geht nicht. Sie arbeitet hier."
  • 3:29 - 3:32
    Sie sagten, sie könnten
    auch ihr Arbeit geben.
  • 3:32 - 3:36
    Also gingen wir für ein Wochenende hin,
    uns gefiel die Stadt, wir zogen hin.
  • 3:36 - 3:37
    Wir kamen sonntags an
  • 3:37 - 3:40
    und am Montag erfuhren wir,
    dass sie schwanger war.
  • 3:42 - 3:45
    Für unsere Hochzeit holte ich
    meine Eltern aus Argentinien
  • 3:45 - 3:47
    und wir heirateten in Puerto Rico,
  • 3:48 - 3:51
    noch während sie schwanger war,
    aber wir waren sehr glücklich.
  • 3:52 - 3:57
    Und 2009 kam Elena, die Liebe
    meines Lebens, auf die Welt.
  • 3:57 - 3:58
    Dieser Wonneproppen hier.
  • 4:00 - 4:04
    Als sie eineinhalb war,
    rief mich mein Bruder an,
  • 4:04 - 4:06
    ich frühstückte gerade,
  • 4:06 - 4:11
    und sagte mir, meine Eltern wären in
    einen schweren Verkehrsunfall geraten.
  • 4:11 - 4:13
    Er wusste nicht, wie es ihnen ging,
  • 4:13 - 4:16
    nur dass sie schwer verletzt waren,
    dass der Unfall bei Rafaela
  • 4:16 - 4:19
    von Santiago del Estero kommend
    passierte und sonst nichts bekannt war.
  • 4:19 - 4:23
    Völlig ahnungslos sprang ich
    ins nächste Flugzeug nach Ezeiza
  • 4:23 - 4:26
    zu einem Freund und
    dann weiter nach Rafaela.
  • 4:26 - 4:28
    Und da sah ich das.
  • 4:28 - 4:34
    Ich erfuhr, dass mein Vater
    im Koma lag und ...
  • 4:34 - 4:36
    (Schluchzen)
  • 4:36 - 4:40
    ... und dass meine Mutter sich
    all ihre Knochen gebrochen hatte.
  • 4:40 - 4:44
    Nach 10 Monaten im Koma starb mein Vater,
  • 4:44 - 4:48
    meine Mutter lag 6 Monate im Bett
    und musste sechsmal operiert werden.
  • 4:50 - 4:54
    Hier hielt ich zum letzten Mal
    die Hand meines Vaters,
  • 4:54 - 4:57
    weil er mich am Anfang noch
    hören konnte und reagierte,
  • 4:57 - 5:01
    aber dann nicht mehr. (Schluchzen)
  • 5:04 - 5:09
    Ich kehrte nach Austin zurück,
    weil ich weiterarbeiten musste.
  • 5:10 - 5:15
    Und ungefähr 5 Monate
    vor dem Tod meines Vaters
  • 5:17 - 5:20
    hatte ich eines Morgens
    Streit mit meiner Frau,
  • 5:20 - 5:22
    schlug die Tür zu als ich zur Arbeit ging,
  • 5:23 - 5:26
    erhielt am Tag danach
    einen Scheidungsantrag
  • 5:26 - 5:27
    und landete auf der Straße.
  • 5:27 - 5:30
    Ich verlor meine Tochter, mein Haus,
  • 5:30 - 5:32
    und mit der Situation
    meiner Eltern in Argentinien
  • 5:32 - 5:36
    war ich plötzlich komplett allein
    und musste im Haus eines Freundes
  • 5:36 - 5:37
    auf dem Sofa schlafen.
  • 5:38 - 5:40
    Damals benutzte ich Instagram,
  • 5:40 - 5:42
    diese Foto-App, wie jeder,
  • 5:42 - 5:45
    und machte Bilder vom Himmel,
    von Vögeln, von allem Möglichen.
  • 5:46 - 5:51
    Eines Tages traf ich diesen Herrn hier
    und bat darum, ein Foto von ihm zu machen,
  • 5:51 - 5:55
    gab ihm 1 Dollar dafür
    und hörte ihm dann zu,
  • 5:55 - 5:56
    wie er von sich erzählte.
  • 5:57 - 6:00
    Plötzlich kamen mir meine
    eigenen Probleme so klein vor
  • 6:00 - 6:02
    im Vergleich zu denen dieses Herrn.
  • 6:02 - 6:05
    Ich lernte wertzuschätzen, was ich hatte,
  • 6:05 - 6:07
    was nicht wenig war.
  • 6:07 - 6:10
    Ich war gesund, meine Tochter auch,
  • 6:10 - 6:13
    ich hatte ein Sofa zum Schlafen,
    was echt eine Menge ist.
  • 6:14 - 6:19
    Seit diesem Tag mache ich Bilder
    von den Menschen auf der Straße.
  • 6:20 - 6:26
    Sie gaben mir die Familie und
    die Unterstützung, die mir fehlte.
  • 6:28 - 6:31
    Ihre Geschichten lehrten mich,
    wertzuschätzen, was ich hatte.
  • 6:32 - 6:34
    Und ich bekam immer mehr Abonnenten.
  • 6:34 - 6:39
    Ich lud immer die Bilder
    der Menschen mit ihrem Namen hoch.
  • 6:39 - 6:43
    Ich erzählte von ihrer Geschichte,
    wenn sie interessant war.
  • 6:44 - 6:48
    Und ich fand in ihnen
    die Familie, die mir fehlte.
  • 6:48 - 6:52
    Dann traf ich eines Tages diesen Herrn.
  • 6:52 - 6:55
    Wir unterhielten uns,
    ich fotografierte ihn, bezahlte ihn.
  • 6:55 - 6:57
    Als ich gehen wollte, fragte er mich:
  • 6:57 - 7:00
    "Wissen Sie, was ich gerne
    vor meinem Tod erleben würde?"
  • 7:00 - 7:03
    Ich sage: "Nein."
    Und er: "Das Oktoberfest."
  • 7:03 - 7:06
    "Das Oktoberfest?" – "Ja ..."
  • 7:06 - 7:07
    Denn er stammte aus Deutschland
  • 7:07 - 7:10
    und wollte schon immer dahin.
  • 7:10 - 7:12
    Wir lachten beide und ich ging zur Arbeit.
  • 7:12 - 7:14
    Und auf dem Weg zur Arbeit --
  • 7:14 - 7:18
    ich hatte damals etwa
    5000 Abonnenten auf Instagram --
  • 7:18 - 7:21
    auf dem Weg zur Arbeit kam mir eine Idee:
  • 7:21 - 7:25
    Wenn jeder meiner Abonnenten
    mir einen Dollar gibt,
  • 7:25 - 7:27
    genau so viel, wie ich auch ihnen gab,
  • 7:27 - 7:29
    kann ich diesen Kerl
    mit nach Deutschland nehmen
  • 7:29 - 7:34
    und in einem Buch davon erzählen,
    und ich fing an, davon zu träumen.
  • 7:35 - 7:38
    Ohne groß nachzudenken,
    lud ich sein Bild mit der Aufschrift hoch:
  • 7:38 - 7:40
    "Wer will diesen Kerl mit
    zum Oktoberfest nehmen?"
  • 7:41 - 7:47
    Ich richtete ein PayPal-Konto ein,
    erstellte die Website "One Dollar Dreams"
  • 7:47 - 7:50
    und da schickte mir auf einmal
    eine Frau aus Japan 100 Dollar
  • 7:50 - 7:53
    und ein Typ aus Südafrika fünf
  • 7:53 - 7:55
    und einer aus den USA zwei.
  • 7:56 - 7:58
    Mir wurde klar, dass das
    eine wichtige Idee war,
  • 7:58 - 8:00
    eine große Idee.
  • 8:02 - 8:04
    Mein Vater starb in der Zeit
  • 8:04 - 8:07
    und ein Freund aus Kolumbien fragte mich:
  • 8:07 - 8:09
    "Willst du nicht etwas bei mir bleiben?
  • 8:10 - 8:12
    Dich von deinen Problemen ablenken."
  • 8:13 - 8:15
    Ich löste meine Meilen ein und flog hin.
  • 8:16 - 8:18
    In Kolumbien machte ich Fotos.
  • 8:18 - 8:21
    Während mein Freund arbeitete,
    machte ich auf der Straße Fotos,
  • 8:21 - 8:24
    hörte mir Geschichten an,
    schrieb mir Namen auf.
  • 8:25 - 8:28
    Dann wurde mir diese Realität bewusst,
  • 8:28 - 8:30
    die ganz anders als die der USA war,
  • 8:30 - 8:33
    genauso abweichend wie die
    aller Länder Lateinamerikas.
  • 8:33 - 8:36
    Die Realität der Menschen
    auf der Straße hier ist ganz anders.
  • 8:37 - 8:39
    Ich traf diesen Kerl,
  • 8:39 - 8:42
    der mich um Geld für Schuhe anbettelte,
  • 8:42 - 8:45
    und da klar war, dass er es für
    etwas anderes ausgeben würde,
  • 8:45 - 8:47
    ging ich mit ihm, um sie ihm zu kaufen.
  • 8:47 - 8:50
    Hier probiert er gerade die Schuhe
    und hier freut er sich über sie.
  • 8:54 - 8:57
    Ich machte weiter Fotos, bis ich auf --
  • 8:57 - 8:59
    So schlafen die Menschen in Kolumbien.
  • 9:00 - 9:04
    Sie sind Teil der Landschaft,
    wir bemerken sie gar nicht.
  • 9:04 - 9:07
    Sehen Sie, wie die Leute an ihnen
    vorbeilaufen -- es gibt sie nicht.
  • 9:07 - 9:09
    Sie sind nur Abfall.
  • 9:10 - 9:12
    Schauen Sie, wo der Bus hier durchfährt.
  • 9:16 - 9:19
    Bis ich auf diesen Kerl namens Alex traf.
  • 9:20 - 9:22
    Er ist aus einer Stadt im Landesinneren,
  • 9:22 - 9:26
    er kam nach Medellín,
    um in den Bussen Gitarre zu spielen,
  • 9:26 - 9:27
    er war von der Droge Paco abhängig.
  • 9:28 - 9:31
    Er ging Drogen kaufen und als er
    gerade mit den Drogen rauskam,
  • 9:31 - 9:35
    wurde er niedergestochen und ausgeraubt.
    Drogen, Gitarre, Schuhe -- alles weg.
  • 9:35 - 9:39
    Er war schon 3 Tage auf der Straße,
    humpelte, konnte nicht laufen.
  • 9:39 - 9:42
    Er hatte einen Wisch
    von einer Entzugsklinik.
  • 9:43 - 9:46
    Und er sagte mir, er sei am Ende,
  • 9:46 - 9:48
    er hat die Polizei gebeten,
    ihn hinzubringen,
  • 9:48 - 9:50
    aber die beachtete ihn nicht.
  • 9:51 - 9:55
    Darauf fragte ich ihn, ob es ihm
    ernst war mit dem Entzug
  • 9:55 - 9:58
    und er sagte mir ja,
    er hielte es nicht mehr aus.
  • 9:58 - 10:00
    Wir nahmen ein Taxi
    und ich brachte ihn zur Klinik,
  • 10:00 - 10:02
    wurde sein Mentor,
  • 10:02 - 10:06
    und Alex blieb 10 Monate dort, bis
    er entlassen wurde und Arbeit bekam.
  • 10:08 - 10:11
    Dann schickte meine Agentur
    mich für einen Werbespot nach Mexiko.
  • 10:12 - 10:16
    Nach dem Dreh verbrachte ich
    das Wochenende bei einem Freund
  • 10:16 - 10:18
    und machte Fotos in Mexiko.
  • 10:18 - 10:20
    Als Erstes fotografierte ich dieses Kind,
  • 10:20 - 10:24
    das wie ein Clown geschminkt war
    und an den Ampeln bettelte.
  • 10:24 - 10:28
    Seine Eltern tranken an der Ecke Wein
    und erwarteten, dass er arbeitete.
  • 10:29 - 10:32
    So sieht Mexiko aus,
    überall Kinder auf der Straße.
  • 10:35 - 10:40
    Ich sammelte weiterhin Geschichten,
    veröffentlichte sie auf Instagram,
  • 10:42 - 10:47
    bekam mehr Abonnenten,
    fand Menschen, die mir Kraft gaben;
  • 10:48 - 10:51
    all das tat meiner Geschichte sehr wohl,
  • 10:51 - 10:53
    meiner eigenen Geschichte,
  • 10:53 - 10:56
    aber auch meiner Arbeit
    in der Werbebranche.
  • 10:56 - 11:00
    Mich begeistern Ideen
    und die Lösung von Problemen,
  • 11:00 - 11:06
    aber nicht, diese Käseflips
    von Monsanto zu verkaufen.
  • 11:06 - 11:09
    Verstehen Sie? Dieses Projekt
    wurde zu etwas,
  • 11:09 - 11:12
    was mein Leben mit Sinn erfüllte.
  • 11:14 - 11:17
    Zur Bearbeitung des Spots
    musste ich nach Los Angeles,
  • 11:17 - 11:20
    von einem Mittwoch auf einen Donnerstag.
  • 11:20 - 11:25
    Das Wochenende verbrachte ich
    ohne Geld auf der Straße,
  • 11:25 - 11:29
    machte Fotos in Los Angeles und
    teilte die Erfahrung sofort auf Instagram.
  • 11:31 - 11:34
    Ich machte die Bilder in Los Angeles
    und ging wieder nach Austin,
  • 11:34 - 11:39
    wo ich auf diesen Herrn traf --
    er war Koch und damals arbeitslos.
  • 11:39 - 11:44
    Ich kaufte ihm eine
    komplette Kochausstattung
  • 11:44 - 11:47
    und ein Messerset, ging mit ihm
    in verschiedene Restaurants
  • 11:47 - 11:50
    und bot ihnen an, online
    Werbung für sie zu machen,
  • 11:50 - 11:52
    damit er eine Stelle findet.
  • 11:52 - 11:55
    Schon das erste Restaurant nahm ihn.
  • 11:56 - 11:59
    Dann stand ein Vortrag in Uruguay an
    und ich ging 10 Tage früher hin.
  • 11:59 - 12:02
    Ich machte dort Fotos.
  • 12:02 - 12:06
    Für den Vortrag schnappte ich mir
    diesen Straßenjungen, Sebastián.
  • 12:06 - 12:09
    Ich tat das Gegenteil von dem,
    was ich heute hier tat:
  • 12:10 - 12:13
    Ich kleidete ihn als Publizist,
  • 12:13 - 12:15
    er bekam ein Hotelzimmer, neue Klamotten
  • 12:15 - 12:18
    und konnte sich auf dem Fest
    unters Volk mischen.
  • 12:18 - 12:23
    Ich zeigte damit, dass das Aussehen
    einer Person auch umgekehrt wirken kann.
  • 12:23 - 12:27
    Wenn sie sich gut kleiden, werden auch
    Alkoholiker und Obdachlose respektiert.
  • 12:28 - 12:31
    Ich ging nach Spanien zu einem Freund;
  • 12:31 - 12:34
    es ist wundervoll, überall
    auf der Welt Freunde zu haben.
  • 12:34 - 12:38
    Ich machte 10 Tage lang Fotos in Madrid
  • 12:38 - 12:43
    und eine Journalistin bot mir
    über Instagram ein Interview an.
  • 12:43 - 12:46
    Dann stellte sie mir ihre Wohnung
    in Barcelona zu Verfügung,
  • 12:46 - 12:49
    und ich ging hin und blieb 10 Tage dort.
  • 12:49 - 12:51
    Ich machte Fotos in Barcelona.
  • 12:53 - 12:57
    Danach Spanien;
    von dort hab ich viele Bilder.
  • 12:57 - 12:59
    Man lud mich nach El Salvador ein,
    wo ich das gleiche machte.
  • 13:00 - 13:02
    Ich ging 10 Tage vorher hin
    und machte in El Salvador Fotos.
  • 13:03 - 13:08
    Aber ich kontaktierte auch die Mutter
    von jemandem aus dem Publikum,
  • 13:08 - 13:10
    ohne dass der davon wusste,
  • 13:10 - 13:12
    kleidete sie wie eine Obdachlose
  • 13:12 - 13:15
    und machte so Fotos von ihr.
  • 13:15 - 13:18
    Als ich die Fotos zeigte,
    so wie jetzt beim Vortrag,
  • 13:18 - 13:25
    tauchte plötzlich die Mutter
    von dem Kerl auf -- die hier.
  • 13:25 - 13:27
    Nur er erkannte, was los war,
  • 13:27 - 13:32
    aber von da an sah er Obdachlose
    mit ganz anderen Augen.
  • 13:32 - 13:35
    Warum? Wenn es eine geliebte Person ist,
  • 13:35 - 13:37
    ändert sich die Perspektive,
  • 13:37 - 13:39
    wenn es um jemanden geht,
    den wir gern haben.
  • 13:39 - 13:42
    Diese Menschen auf der Straße
    sind jemandes Geschwister,
  • 13:42 - 13:45
    jemandes Kinder,
    jemandes Mutter -- sie alle.
  • 13:46 - 13:49
    Danach kehrte ich nach Austin zurück
  • 13:49 - 13:52
    und wollte mein Projekt
    auf mehr Orte in den USA ausweiten,
  • 13:52 - 13:55
    weil ich bisher nur in Austin
    und Los Angeles war.
  • 13:56 - 13:58
    Ich hatte kein Geld,
  • 13:58 - 14:01
    und irgendwie, wie bisher auch,
    startete ich doch das Auto,
  • 14:01 - 14:02
    nahm 1000 Dollar mit,
  • 14:02 - 14:06
    genau so viel wie ich
    in London dabei hatte.
  • 14:07 - 14:14
    Ich fuhr los und legte in 2 Monaten
    rund 16 000 km zurück.
  • 14:14 - 14:21
    Ich war in Las Vegas, Los Angeles,
    San Francisco, Denver,
  • 14:21 - 14:25
    Saint Louis, Detroit, New York,
  • 14:25 - 14:29
    Washington, Atlanta, Miami, Key West,
  • 14:29 - 14:32
    New Orleans und dann
    wieder zurück in Austin.
  • 14:33 - 14:37
    Die Leute öffneten mir ihre Türen,
  • 14:37 - 14:41
    gaben mir Geld, Essen
    und unendlich viel Kraft.
  • 14:41 - 14:45
    In San Francisco lud ich
    einen Jungen von der Straße ein,
  • 14:45 - 14:48
    mit mir zu kommen, und wir reisten
    einen Monat lang zusammen,
  • 14:48 - 14:50
    bis ich ihn in Key West absetzte.
  • 14:50 - 14:53
    Die Reise war ein Erfolg.
  • 14:53 - 14:56
    Als Letztes will ich Ihnen
    noch vom Glück erzählen.
  • 14:57 - 14:59
    Davon, wie wertvoll es ist,
  • 14:59 - 15:03
    denn oft diskriminieren wir die Menschen
    einfach nur wegen ihres Aussehens,
  • 15:03 - 15:06
    ohne zu beachten,
    dass wir einfach Glück hatten.
  • 15:07 - 15:09
    Sie haben viel Glück, heute hier zu sein,
  • 15:09 - 15:11
    mich reden zu hören
    und gut gekleidet zu sein.
  • 15:12 - 15:14
    Glück ist ausschlaggebend,
  • 15:14 - 15:18
    nicht nur für das, was wir im Leben haben,
    sondern auch für unsere Entscheidungen.
  • 15:18 - 15:21
    Denn es beeinflusst unsere
    weiteren Entscheidungen im Leben.
  • 15:21 - 15:24
    So stammt die Mütze, die ich trage,
  • 15:24 - 15:27
    von einem Vater, der trank und schlug.
  • 15:27 - 15:28
    Diese Mütze.
  • 15:28 - 15:32
    Dieses Sakko ist mein Bruder,
    der mich verprügelte,
  • 15:32 - 15:34
    als ich sieben war.
  • 15:37 - 15:41
    Diese Schuhe stehen dafür,
    nie die Schule besucht zu haben.
  • 15:42 - 15:46
    Catalinos Schuhe, die so sehr wehtun.
  • 15:47 - 15:51
    Dieses Hemd, das ich anhabe,
  • 15:55 - 15:58
    kommt von guten Freunden,
  • 15:58 - 16:00
    die mich im Viertel zusammenschlugen.
  • 16:02 - 16:05
    Und als Letztes diese Hose, meine Mutter,
  • 16:05 - 16:08
    die auf den Strich ging
    und nie zu Hause war.
  • 16:13 - 16:16
    Sie sehen, wir sind alle gleich,
  • 16:16 - 16:18
    mit mehr oder minder großen Unterschieden.
  • 16:18 - 16:21
    Besser, man ist dankbar
    für das, was man hat,
  • 16:21 - 16:24
    und nicht besorgt darüber,
    was einem fehlt, nicht?
  • 16:24 - 16:40
    (Beifall und Jubel)
  • 16:40 - 16:41
    Diese ...
  • 16:44 - 16:46
    Diese Unterhose ...
  • 16:48 - 16:54
    steht dafür, im Sanatorio Británico
    geboren worden zu sein
  • 16:54 - 16:56
    mit der Hilfe von erstklassigen Ärzten.
  • 16:56 - 16:58
    Dafür steht die Unterhose.
  • 17:04 - 17:08
    Dieses T-Shirt steht für
    den Besuch der Maristen-Schule,
  • 17:08 - 17:10
    von der Vorschule bis zur Oberstufe.
  • 17:10 - 17:14
    Martín Jáuregui: Warte, ich helfe dir.
    Applaudieren wir doch weiter.
  • 17:14 - 17:19
    (Beifall)
  • 17:19 - 17:23
    Pachi Tamer: Gebügelt von meiner Mutter.
    Sie hat es mir gestern Abend gebügelt.
  • 17:32 - 17:36
    Diese Hose steht für meine
    Unentschlossenheit bei der Berufswahl
  • 17:36 - 17:39
    und für meine Eltern, die mich
    die ganze Zeit unterstützt haben.
  • 17:39 - 17:49
    (Beifall)
  • 17:49 - 17:50
    (Beifall verstummt)
  • 17:54 - 17:58
    Und als letztes meine Schuhe,
    die ich jeden Tag anziehe,
  • 17:58 - 18:00
    die für den Einsatz meiner Mutter stehen,
  • 18:01 - 18:03
    die mit 74 immer noch arbeitet,
  • 18:03 - 18:06
    damit ich wegen einer dummen
    Scheidung nicht auf der Straße lande.
  • 18:06 - 18:07
    Dies sind meine Schuhe.
  • 18:07 - 18:10
    Danke, dass Sie sie
    18 Minuten lang getragen haben.
  • 18:10 - 18:12
    Danke, Mama und allen anderen.
  • 18:12 - 18:14
    (Beifall)
Title:
Neue Schuhe | Pachi Tamer | TEDxRosario
Description:

Dieser Vortrag wurde bei einem TEDx-Event gehalten, der dem Format für TED-Konferenzen entspricht, aber eigenständig von einem lokalen Veranstalter organisiert wurde. Erfahren Sie mehr unter: http://ted.com/tedx.

Pachi Tamer stand als Obdachloser gekleidet den ganzen Morgen lang vor dem Eingang der Konferenzhalle, um später mit viel Mut die Vorurteile offenzulegen, die unsere Gesellschaft prägen.

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Video Language:
Spanish
Team:
closed TED
Project:
TEDxTalks
Duration:
18:30

German subtitles

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