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Aphasie: Die Störung, die uns die Sprache verschlägt – Susan Wortman-Jutt

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    Sprache ist ein wesentlicher
    Teil unseres Lebens,
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    der uns oft selbstverständlich erscheint.
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    Mit ihr können wir unsere Gedanken
    und Gefühle mitteilen,
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    in Romane eintauchen,
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    Textnachrichten verschicken
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    und Freunde begrüßen.
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    Es ist kaum vorstellbar,
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    seine Gedanken nicht
    in Worte fassen zu können.
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    Aber wenn das sensible
    Sprachnetzwerk unseres Gehirns
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    durch Schlaganfall, Krankheit
    oder Trauma beschädigt wird,
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    könnte uns das tatsächlich
    die Sprache verschlagen.
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    Diese Störung namens Aphasie
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    kann sämtliche Aspekte
    der Kommunikation beeinträchtigen.
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    Menschen mit Aphasie
    behalten ihre Intelligenz.
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    Sie wissen, was sie sagen wollen,
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    doch finden nicht immer
    die richtigen Worte.
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    Sie nutzen etwa unabsichtlich
    Ersatzwörter, Paraphasien genannt,
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    und vertauschen verwandte Wörter
    wie "Hund" und "Katze"
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    oder ähnlich klingende Wörter
    wie "Haus" und "Haut".
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    Manchmal können ihre Wörter
    sogar völlig unverständlich sein.
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    Es gibt zwei grundlegende
    Kategorien von Aphasien:
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    flüssige bzw. rezeptive Aphasie
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    und nicht-flüssige
    bzw. expressive Aphasie.
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    Menschen mit flüssiger Aphasie haben
    einen normalen Sprechrhythmus,
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    benutzen aber Wörter,
    die keine Bedeutung haben.
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    Es fällt ihnen schwer,
    die Sprache anderer zu verstehen,
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    und sie erkennen oft ihre
    eigenen Sprechfehler nicht.
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    Dagegen können Menschen
    mit nicht-flüssiger Aphasie
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    ein gutes Sprachverständnis haben,
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    zögern aber lang zwischen den Wörtern
    und machen Grammatikfehler.
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    Wir alle haben mitunter
    das Es-liegt-mir-auf-der-Zunge-Gefühl,
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    wenn uns ein Wort nicht einfällt,
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    doch Aphasie erschwert sogar das Benennen
    von einfachen Alltagsgegenständen.
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    Selbst Lesen und Schreiben
    können schwer und frustrierend sein.
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    Aber wie kommt es zu diesem Sprachverlust?
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    Das menschliche Gehirn
    besteht aus zwei Hälften.
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    Bei den meisten Menschen
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    ist die linke Hälfte
    für die Sprache zuständig.
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    Das ist bekannt, seit der Arzt Paul Broca
    1861 einen Patienten untersuchte,
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    der nur noch ein einziges Wort
    aussprechen konnte: "tan".
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    Während der Obduktion
    des Gehirns seines Patienten
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    entdeckte Broca eine starke Schädigung
    in der linken Gehirnhälfte,
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    die heute Broca-Areal heißt.
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    Man vermutet, dass es teilweise
    die Benennung von Objekten steuert
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    und die Sprechmuskeln koordiniert.
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    Hinter dem Broca-Areal, beim Hörzentrum,
    befindet sich das Wernicke-Areal.
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    Hier verknüpft das Gehirn
    das Gehörte mit einer Bedeutung.
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    Eine Schädigung des Wernicke-Areals
    stört das Sprachverständnis.
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    Zur Aphasie kommt es durch die Verletzung
    einer oder beider dieser Sprach-Areale.
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    Zum Glück besitzt
    das Gehirn weitere Areale,
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    die die Sprachzentren unterstützen
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    und bei der Kommunikation helfen können.
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    Auch motorische Areale des Gehirns
    sind mit Sprache verknüpft.
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    FMRT-Aufnahmen haben gezeigt,
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    dass beim Hören von Tätigkeitswörtern
    wie "rennen" oder "tanzen"
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    Teile des motorischen Zentrums
    unseres Gehirns aktiviert werden,
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    als würde unser Körper
    tatsächlich rennen oder tanzen.
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    Auch die andere Gehirnhälfte
    ist für Sprache wichtig,
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    da sie Rhythmus und Melodie
    unserer Sprache fördert.
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    Diese nichtsprachlichen Areale
    können Menschen mit Aphasie
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    bei Schwierigkeiten
    mit der Verständigung helfen.
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    Wie verbreitet ist Aphasie eigentlich?
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    Etwa eine Million Menschen
    sind allein in den USA betroffen,
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    mit geschätzten 80 000
    neuen Fällen pro Jahr.
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    Etwa 1/3 der Schlaganfall-Patienten
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    leidet unter Aphasie,
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    die somit häufiger als
    Parkinson oder Multiple Sklerose,
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    aber weniger bekannt ist.
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    Die primär progressive Aphasie,
    oder PPA, ist eine seltene Form,
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    die nicht durch einen Schlaganfall
    oder ein Hirntrauma entsteht,
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    sondern eigentlich
    eine Demenzform darstellt,
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    die sich durch Sprachverlust
    als erstes Symptom äußert.
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    Ziel der Behandlung von PPA
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    ist ein möglichst langer Erhalt
    der Sprachfunktion,
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    bevor schließlich andere
    Demenzsymptome einsetzen.
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    Wenn Aphasie allerdings
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    infolge eines Schlaganfalls
    oder Hirntraumas eintritt,
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    ist eine Verbesserung der Sprache
    durch Sprachtherapie möglich.
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    Die Selbstheilungskraft unseres Gehirns,
    bekannt als Gehirnplastizität,
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    erlaubt bei einer Hirnverletzung
    den umgebenden Arealen,
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    während der Erholungsphase
    einige Funktionen zu übernehmen.
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    Forscher haben mit neuer Technologie
    Experimente durchgeführt,
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    die die Gehirnplastizität
    bei Aphasiepatienten fördern könnten.
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    Unterdessen bleiben viele Menschen
    mit Aphasie für sich, weil sie fürchten,
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    nicht verstanden zu werden
    oder zu wenig Zeit zum Sprechen zu haben.
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    Indem wir ihnen genügend Zeit
    und Flexibilität lassen,
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    um sich so zu verständigen,
    wie es ihnen möglich ist,
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    können wir helfen, die Tür
    zur Sprache wieder zu öffnen
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    und die Begrenzungen
    der Aphasie zu überwinden.
Title:
Aphasie: Die Störung, die uns die Sprache verschlägt – Susan Wortman-Jutt
Description:

Die ganze Lektion unter: http://ed.ted.com/lessons/aphasia-the-disorder-that-makes-you-lose-your-words-susan-wortman-jutt

Sprache stellt einen wesentlichen Bestandteil unseres Lebens dar, den wir oft als selbstverständlich betrachten. Doch wenn die empfindlichen Verbindungen im Sprachnetzwerk unseres Gehirns infolge eines Schlaganfalls, einer Krankheit oder eines Traumas beschädigt werden, kann uns das im wahrsten Sinne des Wortes sprachlos machen.
Susan Wortman-Jutt erläutert eine als Aphasie bezeichnete Störung, die sämtliche Aspekte der Kommunikation beeinträchtigen kann.

Lektion von Susan Wortman-Jutt, Animation von TED-Ed.

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Video Language:
English
Team:
closed TED
Project:
TED-Ed
Duration:
05:11

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