Return to Video

Warum es nicht immer der Kandidat mit dem besten Lebenslauf sein muss

  • 0:01 - 0:04
    Ihr Unternehmen
    schreibt eine offene Stelle aus.
  • 0:05 - 0:07
    Die Bewerbungen trudeln ein
  • 0:07 - 0:10
    und qualifizierte Bewerber
    werden ermittelt.
  • 0:11 - 0:13
    Die Auswahl beginnt.
  • 0:14 - 0:19
    Person A: Eliteuniversität,
    makelloser Lebenslauf,
  • 0:19 - 0:21
    großartige Empfehlungen.
  • 0:21 - 0:23
    Alles, wonach wir suchen.
  • 0:24 - 0:29
    Person B: staatliche Schule,
    mehrere Jobwechsel,
  • 0:29 - 0:33
    seltsame Jobs wie Kassiererin
    und singende Kellnerin.
  • 0:34 - 0:37
    Nicht vergessen: Beide sind qualifiziert.
  • 0:38 - 0:39
    Ich frage Sie:
  • 0:39 - 0:41
    Für wen entscheiden Sie sich?
  • 0:42 - 0:46
    Meine Kollegen und ich haben uns
    hochoffizielle Namen ausgedacht,
  • 0:46 - 0:49
    um zwei Kategorien von
    Bewerbern zu beschreiben.
  • 0:50 - 0:53
    Wir nennen A den "Silberlöffel",
  • 0:53 - 0:58
    der mit dem klaren Vorteil
    und der direkten Ausrichtung auf Erfolg.
  • 0:58 - 1:02
    Und wir nennen B den "Kämpfer",
  • 1:02 - 1:05
    der trotz geringer Chancen nicht aufgab,
  • 1:05 - 1:07
    um an denselben Punkt zu kommen.
  • 1:08 - 1:11
    Sie haben gerade
    eine Personalchefin gehört,
  • 1:11 - 1:13
    die Bewerber "Silberlöffel"
    und "Kämpfer" nennt --
  • 1:14 - 1:15
    (Gelächter)
  • 1:15 - 1:19
    nicht unbedingt politisch korrekt
    und ein wenig voreingenommen.
  • 1:19 - 1:23
    Bevor Sie mir jedoch mein
    Personalmanagement-Diplom wegnehmen --
  • 1:23 - 1:24
    (Gelächter) --
  • 1:25 - 1:27
    will ich es Ihnen erklären.
  • 1:27 - 1:29
    Ein Lebenslauf erzählt eine Geschichte.
  • 1:29 - 1:32
    Über die Jahre habe ich
    etwas über Menschen gelernt,
  • 1:32 - 1:36
    deren Erfahrungen
    einer Patchworkdecke ähneln,
  • 1:36 - 1:39
    das mich innehalten
    und sie in Erwägung ziehen lässt,
  • 1:39 - 1:42
    bevor ich die Lebensläufe wegwerfe.
  • 1:43 - 1:46
    Eine Reihe von seltsamen Jobs
    könnte ein Zeichen für Inkonsistenz,
  • 1:46 - 1:50
    fehlenden Fokus
    und Unberechenbarkeit sein,
  • 1:50 - 1:55
    oder aber ein Zeichen dafür, dass der
    Bewerber engagiert gegen Hürden ankämpft.
  • 1:55 - 2:00
    Der "Kämpfer" verdient
    zumindest ein Bewerbungsgespräch.
  • 2:01 - 2:02
    Verstehen Sie mich nicht falsch.
  • 2:02 - 2:05
    Ich habe nichts
    gegen den "Silberlöffel".
  • 2:05 - 2:09
    Die Aufnahme in eine Eliteuni und
    der Studienabschluss
  • 2:09 - 2:12
    bedürfen harter Arbeit und einiger Opfer.
  • 2:12 - 2:16
    Wenn aber das ganze Leben
    auf Erfolg programmiert war,
  • 2:16 - 2:19
    wie reagiert man in schwierigen Phasen?
  • 2:19 - 2:24
    Ein Bewerber, den ich anstellte, meinte,
    dass aufgrund seines Eliteabschlusses
  • 2:24 - 2:27
    bestimmte Aufgaben
    unter seinem Niveau wären,
  • 2:27 - 2:32
    wie temporäre manuelle Arbeit
    zwecks besserem Verständnis des Betriebs.
  • 2:33 - 2:34
    Schlussendlich kündigte er.
  • 2:36 - 2:38
    Andererseits jedoch,
  • 2:38 - 2:43
    was passiert, wenn Ihr gesamtes Leben
    aufs Scheitern ausgerichtet ist,
  • 2:43 - 2:45
    und Sie dennoch Erfolg haben?
  • 2:46 - 2:50
    Ich fordere Sie auf,
    den "Kämpfer" einzuladen.
  • 2:51 - 2:55
    Ich kenne mich damit aus,
    denn ich bin selbst ein "Kämpfer".
  • 2:56 - 2:57
    Vor meiner Geburt
  • 2:57 - 3:01
    wurde bei meinem Vater
    paranoide Schizophrenie diagnostiziert.
  • 3:01 - 3:05
    Er konnte trotz seiner
    Genialität keinen Job halten.
  • 3:06 - 3:09
    Unser Leben bestand zum Teil aus
    "Einer flog über das Kuckucksnest",
  • 3:09 - 3:11
    zum Teil aus einer "Zeit des Erwachens"
  • 3:11 - 3:14
    und zum Teil aus "A Beautiful Mind --
    Genie und Wahnsinn".
  • 3:14 - 3:16
    (Gelächter)
  • 3:17 - 3:20
    Ich bin das vierte von fünf Kindern,
    aufgezogen allein von ihrer Mutter
  • 3:20 - 3:23
    in einer üblen Gegend
    in Brooklyn, New York.
  • 3:23 - 3:28
    Wir besaßen nie ein Zuhause,
    ein Auto oder eine Waschmaschine,
  • 3:28 - 3:32
    und den größten Teil meiner Kindheit
    hatten wir nicht einmal ein Telefon.
  • 3:33 - 3:34
    Ich war also hochmotiviert,
  • 3:34 - 3:39
    die Beziehung zwischen Geschäftserfolg
    und "Kämpfern" zu verstehen,
  • 3:39 - 3:44
    weil mein Leben sehr leicht
    ganz anders hätte ausgehen können.
  • 3:45 - 3:47
    Als ich erfolgreiche Geschäftsleute traf
  • 3:47 - 3:50
    und Profile von einflussreichen
    Führungskräften las,
  • 3:50 - 3:53
    entdeckte ich einige Gemeinsamkeiten.
  • 3:53 - 3:57
    Viele von ihnen erlebten
    schon früh harte Zeiten,
  • 3:57 - 4:00
    von Armut über Verlassenwerden,
  • 4:00 - 4:02
    den frühen Verlust eines Elternteils,
  • 4:02 - 4:06
    bis hin zu Lernschwächen,
    Alkoholismus und Gewalt.
  • 4:07 - 4:11
    Üblicherweise nahm man an,
    dass Trauma zu Verzweiflung führt,
  • 4:11 - 4:15
    und konzentrierte sich stark
    auf die daraus resultierenden Störungen.
  • 4:15 - 4:17
    Daten von Studien
    zu solchen Funktionsstörungen
  • 4:17 - 4:20
    zeigten jedoch Unerwartetes:
  • 4:20 - 4:26
    Selbst die schlimmsten Umstände
    können zu Wachstum und Wandel führen.
  • 4:26 - 4:30
    Ein bemerkenswertes und
    überraschendes Phänomen wurde entdeckt,
  • 4:30 - 4:35
    das Wissenschafter
    posttraumatisches Wachstum nennen.
  • 4:35 - 4:41
    In einer Studie zur Messung der Effekte
    von Unglücksfällen auf Risikokinder,
  • 4:41 - 4:45
    die mit 698 Kindern durchgeführt wurde,
  • 4:45 - 4:50
    die sehr heftige und extreme Umstände
    erlebt hatten, zeigte sich,
  • 4:50 - 4:53
    dass ein volles Drittel zu gesunden,
  • 4:53 - 4:56
    erfolgreichen und produktiven
    Erwachsenen wurde.
  • 4:56 - 5:02
    Trotz aller Widrigkeiten
    hatten sie Erfolg.
  • 5:02 - 5:03
    Ein Drittel.
  • 5:04 - 5:06
    Dieser Lebenslauf zum Beispiel:
  • 5:06 - 5:09
    Die Eltern hatten ihn
    zur Adoption freigegeben.
  • 5:09 - 5:11
    Er hat keinen Uniabschluss,
  • 5:12 - 5:14
    macht die unterschiedlichsten Jobs,
  • 5:14 - 5:17
    reist ein Jahr durch Indien,
  • 5:17 - 5:20
    und zu allem Überfluss
    ist er Legastheniker.
  • 5:20 - 5:22
    Würden Sie ihn anstellen?
  • 5:23 - 5:25
    Sein Name ist Steve Jobs.
  • 5:26 - 5:30
    In einer Untersuchung der weltweit
    erfolgreichsten Unternehmer zeigte sich,
  • 5:30 - 5:34
    dass unverhältnismäßig viele
    Legastheniker sind.
  • 5:35 - 5:36
    In den USA
  • 5:36 - 5:40
    hatten 35 % der untersuchten
    Unternehmer Legasthenie.
  • 5:41 - 5:45
    Bemerkenswert ist, dass diese Unternehmer,
  • 5:45 - 5:51
    die posttraumatisches Wachstum erfuhren,
    heute ihre Lernschwäche
  • 5:51 - 5:56
    als "wünschenswerte" Schwierigkeit sehen,
    die ihnen einen Vorteil brachte,
  • 5:56 - 6:01
    da sie dadurch bessere Zuhörer
    und detailorientierter wurden.
  • 6:01 - 6:06
    Sie denken nicht, dass Sie
    trotz ihrer Störung sind, wer sie sind,
  • 6:06 - 6:11
    sie wissen, dass sie aufgrund
    ihrer Störung sind, wer sie sind.
  • 6:11 - 6:13
    Sie nutzen das Trauma
    und die Schwierigkeiten
  • 6:13 - 6:16
    als Schlüsselelemente ihrer Persönlichkeit
  • 6:16 - 6:19
    und wissen, dass sie
    ohne diese Erfahrungen
  • 6:19 - 6:23
    nie die Voraussetzungen entwickelt hätten,
  • 6:23 - 6:24
    um erfolgreich zu werden.
  • 6:26 - 6:29
    Das Leben eines meiner Kollegen
  • 6:29 - 6:32
    wurde 1966, nach der
    chinesischen Kulturrevolution,
  • 6:32 - 6:35
    komplett auf den Kopf gestellt.
  • 6:35 - 6:40
    Er war 13, als seine Eltern
    aufs Land umgesiedelt
  • 6:40 - 6:42
    und die Schulen geschlossen wurden.
  • 6:42 - 6:46
    Er musste sich in Peking
    alleine durchschlagen,
  • 6:46 - 6:50
    bis er 16 war, und einen Job
    in einer Kleiderfabrik bekam.
  • 6:50 - 6:52
    Anstatt sein Schicksal hinzunehmen,
  • 6:52 - 6:56
    fasste er den Entschluss,
    seinen Schulabschluss zu machen.
  • 6:58 - 7:01
    Elf Jahr später, als sich
    das politische Umfeld änderte,
  • 7:01 - 7:06
    hörte er von einem sehr selektiven
    Aufnahmetest für die Universität.
  • 7:06 - 7:10
    Er hatte drei Monate,
    um den gesamten Stoff
  • 7:10 - 7:13
    der Mittel- und Oberstufe zu lernen.
  • 7:13 - 7:17
    So kam er jeden Tag
    von der Fabrik nach Hause,
  • 7:17 - 7:21
    ruhte sich kurz aus, lernte bis 4 Uhr früh
    und ging zurück zur Arbeit.
  • 7:21 - 7:25
    Diesen Zyklus wiederholte er
    Tag für Tag, drei Monate lang.
  • 7:26 - 7:29
    Er schaffte es und wurde aufgenommen.
  • 7:30 - 7:35
    Er verfolgte seine Ausbildung
    mit Ehrgeiz und verlor nie die Hoffnung.
  • 7:35 - 7:38
    Heute hat er einen Master-Abschluss
  • 7:38 - 7:43
    und seine Töchter haben
    beide Abschlüsse von Cornell und Harvard.
  • 7:43 - 7:46
    "Kämpfer" werden
    getrieben von dem Glauben,
  • 7:46 - 7:51
    dass die einzige Person, die man
    kontrollieren kann, man selbst ist.
  • 7:52 - 7:54
    Wenn etwas nicht gut geht,
  • 7:54 - 7:59
    fragen "Kämpfer": "Was kann ich
    anders machen, damit es besser wird?"
  • 7:59 - 8:01
    "Kämpfer" sind zielstrebig
  • 8:01 - 8:04
    und geben sich daher nicht so schnell auf.
  • 8:04 - 8:10
    Nach dem Motto: Überlebst du Armut, einen
    verrückten Vater und mehrere Überfälle,
  • 8:10 - 8:13
    dann denkst du: "Geschäftliche
    Herausforderungen? --
  • 8:13 - 8:14
    (Gelächter) --
  • 8:14 - 8:15
    Wirklich?
  • 8:15 - 8:18
    Kinderspiel. Gar kein Problem."
  • 8:18 - 8:19
    (Gelächter)
  • 8:19 - 8:21
    Das erinnert mich an -- Humor.
  • 8:21 - 8:25
    "Kämpfer" wissen, dass Humor einen
    durch harte Zeiten bringt
  • 8:25 - 8:27
    und Lachen einem hilft,
    den Blickwinkel zu ändern.
  • 8:28 - 8:31
    Und schlussendlich gibt es Beziehungen.
  • 8:31 - 8:35
    Menschen, die schwierige Zeiten
    überstehen, tun das nicht alleine.
  • 8:35 - 8:37
    Irgendwo auf ihrem Weg
  • 8:37 - 8:41
    treffen sie auf Menschen,
    die das Beste aus ihnen herausholen
  • 8:41 - 8:44
    und an ihren Erfolg glauben.
  • 8:44 - 8:48
    Jemanden zu haben,
    auf den man stets vertrauen kann,
  • 8:48 - 8:50
    ist essenziell bei der Bewältigung
    von schwierigen Zeiten.
  • 8:51 - 8:52
    Ich hatte Glück.
  • 8:53 - 8:55
    Während meinem ersten Job nach der Uni
  • 8:55 - 8:58
    hatte ich kein Auto und
    bildete eine Fahrgemeinschaft
  • 8:58 - 9:01
    mit der Assistentin des Präsidenten.
  • 9:01 - 9:03
    Sie sah mich bei der Arbeit
    und ermutigte mich,
  • 9:03 - 9:06
    meinen Blick in die Zukunft zu richten
  • 9:06 - 9:08
    und nicht in die Vergangenheit.
  • 9:09 - 9:12
    Meinen Weg kreuzten viele Menschen,
  • 9:12 - 9:15
    die mir brutal ehrliches
    Feedback und Ratschläge gaben
  • 9:15 - 9:18
    und zu Mentoren wurden.
  • 9:18 - 9:20
    Diesen Menschen ist es egal,
  • 9:20 - 9:24
    dass ich einmal als singende Kellnerin
    arbeitete, um die Uni zu finanzieren.
  • 9:24 - 9:25
    (Gelächter)
  • 9:25 - 9:29
    Am Ende möchte ich Ihnen noch
    eine wertvolle Erkenntnis mitgeben:
  • 9:29 - 9:34
    Unternehmen, die sich
    der Vielfalt und Integration verschreiben,
  • 9:34 - 9:36
    unterstützen häufig "Kämpfer"
  • 9:36 - 9:39
    und schneiden besser ab als ihresgleichen.
  • 9:39 - 9:42
    Laut DiversityInc zeigte eine Studie,
  • 9:42 - 9:46
    dass von 50 Unternehmen,
    die Vielfalt am meisten förderten,
  • 9:46 - 9:51
    um 25 % besser abschnitten
    als die S&P 500.
  • 9:52 - 9:55
    Also zurück zu meiner anfänglichen Frage:
  • 9:56 - 9:58
    Auf wen setzen Sie?
  • 9:58 - 10:01
    "Silberlöffel" oder "Kämpfer"?
  • 10:02 - 10:06
    Ich sage: Wählen Sie
    den unterschätzten Anwärter,
  • 10:06 - 10:09
    dessen geheime Waffen
    Leidenschaft und Zielsetzung sind.
  • 10:10 - 10:12
    Entscheiden Sie sich für den "Kämpfer".
  • 10:12 - 10:16
    (Applaus)
Title:
Warum es nicht immer der Kandidat mit dem besten Lebenslauf sein muss
Speaker:
Regina Hartley
Description:

Wenn es darum geht, sich zwischen einem Bewerber mit perfektem Lebenslauf und einem Bewerber, der schwierige Zeiten überstanden hat, zu entscheiden, gibt Personalverantwortliche Regina Hartley dem "Kämpfer" eine Chance. Als jemand, der selbst Zeiten der Not überstehen musste, weiß Hartley, dass die, die an Schwierigkeiten gewachsen sind, das Zeug dazu haben, an einem sich stets wandelnden Arbeitsplatz zu bestehen. "Wählen Sie den unterschätzten Anwärter, dessen geheime Waffen Leidenschaft und Zielstrebigkeit sind", meint sie, "Entscheiden Sie sich für den 'Kämpfer'."

more » « less
Video Language:
English
Team:
closed TED
Project:
TEDTalks
Duration:
10:31

German subtitles

Revisions