Ihr Unternehmen
schreibt eine offene Stelle aus.
Die Bewerbungen trudeln ein
und qualifizierte Bewerber
werden ermittelt.
Die Auswahl beginnt.
Person A: Eliteuniversität,
makelloser Lebenslauf,
großartige Empfehlungen.
Alles, wonach wir suchen.
Person B: staatliche Schule,
mehrere Jobwechsel,
seltsame Jobs wie Kassiererin
und singende Kellnerin.
Nicht vergessen: Beide sind qualifiziert.
Ich frage Sie:
Für wen entscheiden Sie sich?
Meine Kollegen und ich haben uns
hochoffizielle Namen ausgedacht,
um zwei Kategorien von
Bewerbern zu beschreiben.
Wir nennen A den "Silberlöffel",
der mit dem klaren Vorteil
und der direkten Ausrichtung auf Erfolg.
Und wir nennen B den "Kämpfer",
der trotz geringer Chancen nicht aufgab,
um an denselben Punkt zu kommen.
Sie haben gerade
eine Personalchefin gehört,
die Bewerber "Silberlöffel"
und "Kämpfer" nennt --
(Gelächter)
nicht unbedingt politisch korrekt
und ein wenig voreingenommen.
Bevor Sie mir jedoch mein
Personalmanagement-Diplom wegnehmen --
(Gelächter) --
will ich es Ihnen erklären.
Ein Lebenslauf erzählt eine Geschichte.
Über die Jahre habe ich
etwas über Menschen gelernt,
deren Erfahrungen
einer Patchworkdecke ähneln,
das mich innehalten
und sie in Erwägung ziehen lässt,
bevor ich die Lebensläufe wegwerfe.
Eine Reihe von seltsamen Jobs
könnte ein Zeichen für Inkonsistenz,
fehlenden Fokus
und Unberechenbarkeit sein,
oder aber ein Zeichen dafür, dass der
Bewerber engagiert gegen Hürden ankämpft.
Der "Kämpfer" verdient
zumindest ein Bewerbungsgespräch.
Verstehen Sie mich nicht falsch.
Ich habe nichts
gegen den "Silberlöffel".
Die Aufnahme in eine Eliteuni und
der Studienabschluss
bedürfen harter Arbeit und einiger Opfer.
Wenn aber das ganze Leben
auf Erfolg programmiert war,
wie reagiert man in schwierigen Phasen?
Ein Bewerber, den ich anstellte, meinte,
dass aufgrund seines Eliteabschlusses
bestimmte Aufgaben
unter seinem Niveau wären,
wie temporäre manuelle Arbeit
zwecks besserem Verständnis des Betriebs.
Schlussendlich kündigte er.
Andererseits jedoch,
was passiert, wenn Ihr gesamtes Leben
aufs Scheitern ausgerichtet ist,
und Sie dennoch Erfolg haben?
Ich fordere Sie auf,
den "Kämpfer" einzuladen.
Ich kenne mich damit aus,
denn ich bin selbst ein "Kämpfer".
Vor meiner Geburt
wurde bei meinem Vater
paranoide Schizophrenie diagnostiziert.
Er konnte trotz seiner
Genialität keinen Job halten.
Unser Leben bestand zum Teil aus
"Einer flog über das Kuckucksnest",
zum Teil aus einer "Zeit des Erwachens"
und zum Teil aus "A Beautiful Mind --
Genie und Wahnsinn".
(Gelächter)
Ich bin das vierte von fünf Kindern,
aufgezogen allein von ihrer Mutter
in einer üblen Gegend
in Brooklyn, New York.
Wir besaßen nie ein Zuhause,
ein Auto oder eine Waschmaschine,
und den größten Teil meiner Kindheit
hatten wir nicht einmal ein Telefon.
Ich war also hochmotiviert,
die Beziehung zwischen Geschäftserfolg
und "Kämpfern" zu verstehen,
weil mein Leben sehr leicht
ganz anders hätte ausgehen können.
Als ich erfolgreiche Geschäftsleute traf
und Profile von einflussreichen
Führungskräften las,
entdeckte ich einige Gemeinsamkeiten.
Viele von ihnen erlebten
schon früh harte Zeiten,
von Armut über Verlassenwerden,
den frühen Verlust eines Elternteils,
bis hin zu Lernschwächen,
Alkoholismus und Gewalt.
Üblicherweise nahm man an,
dass Trauma zu Verzweiflung führt,
und konzentrierte sich stark
auf die daraus resultierenden Störungen.
Daten von Studien
zu solchen Funktionsstörungen
zeigten jedoch Unerwartetes:
Selbst die schlimmsten Umstände
können zu Wachstum und Wandel führen.
Ein bemerkenswertes und
überraschendes Phänomen wurde entdeckt,
das Wissenschafter
posttraumatisches Wachstum nennen.
In einer Studie zur Messung der Effekte
von Unglücksfällen auf Risikokinder,
die mit 698 Kindern durchgeführt wurde,
die sehr heftige und extreme Umstände
erlebt hatten, zeigte sich,
dass ein volles Drittel zu gesunden,
erfolgreichen und produktiven
Erwachsenen wurde.
Trotz aller Widrigkeiten
hatten sie Erfolg.
Ein Drittel.
Dieser Lebenslauf zum Beispiel:
Die Eltern hatten ihn
zur Adoption freigegeben.
Er hat keinen Uniabschluss,
macht die unterschiedlichsten Jobs,
reist ein Jahr durch Indien,
und zu allem Überfluss
ist er Legastheniker.
Würden Sie ihn anstellen?
Sein Name ist Steve Jobs.
In einer Untersuchung der weltweit
erfolgreichsten Unternehmer zeigte sich,
dass unverhältnismäßig viele
Legastheniker sind.
In den USA
hatten 35 % der untersuchten
Unternehmer Legasthenie.
Bemerkenswert ist, dass diese Unternehmer,
die posttraumatisches Wachstum erfuhren,
heute ihre Lernschwäche
als "wünschenswerte" Schwierigkeit sehen,
die ihnen einen Vorteil brachte,
da sie dadurch bessere Zuhörer
und detailorientierter wurden.
Sie denken nicht, dass Sie
trotz ihrer Störung sind, wer sie sind,
sie wissen, dass sie aufgrund
ihrer Störung sind, wer sie sind.
Sie nutzen das Trauma
und die Schwierigkeiten
als Schlüsselelemente ihrer Persönlichkeit
und wissen, dass sie
ohne diese Erfahrungen
nie die Voraussetzungen entwickelt hätten,
um erfolgreich zu werden.
Das Leben eines meiner Kollegen
wurde 1966, nach der
chinesischen Kulturrevolution,
komplett auf den Kopf gestellt.
Er war 13, als seine Eltern
aufs Land umgesiedelt
und die Schulen geschlossen wurden.
Er musste sich in Peking
alleine durchschlagen,
bis er 16 war, und einen Job
in einer Kleiderfabrik bekam.
Anstatt sein Schicksal hinzunehmen,
fasste er den Entschluss,
seinen Schulabschluss zu machen.
Elf Jahr später, als sich
das politische Umfeld änderte,
hörte er von einem sehr selektiven
Aufnahmetest für die Universität.
Er hatte drei Monate,
um den gesamten Stoff
der Mittel- und Oberstufe zu lernen.
So kam er jeden Tag
von der Fabrik nach Hause,
ruhte sich kurz aus, lernte bis 4 Uhr früh
und ging zurück zur Arbeit.
Diesen Zyklus wiederholte er
Tag für Tag, drei Monate lang.
Er schaffte es und wurde aufgenommen.
Er verfolgte seine Ausbildung
mit Ehrgeiz und verlor nie die Hoffnung.
Heute hat er einen Master-Abschluss
und seine Töchter haben
beide Abschlüsse von Cornell und Harvard.
"Kämpfer" werden
getrieben von dem Glauben,
dass die einzige Person, die man
kontrollieren kann, man selbst ist.
Wenn etwas nicht gut geht,
fragen "Kämpfer": "Was kann ich
anders machen, damit es besser wird?"
"Kämpfer" sind zielstrebig
und geben sich daher nicht so schnell auf.
Nach dem Motto: Überlebst du Armut, einen
verrückten Vater und mehrere Überfälle,
dann denkst du: "Geschäftliche
Herausforderungen? --
(Gelächter) --
Wirklich?
Kinderspiel. Gar kein Problem."
(Gelächter)
Das erinnert mich an -- Humor.
"Kämpfer" wissen, dass Humor einen
durch harte Zeiten bringt
und Lachen einem hilft,
den Blickwinkel zu ändern.
Und schlussendlich gibt es Beziehungen.
Menschen, die schwierige Zeiten
überstehen, tun das nicht alleine.
Irgendwo auf ihrem Weg
treffen sie auf Menschen,
die das Beste aus ihnen herausholen
und an ihren Erfolg glauben.
Jemanden zu haben,
auf den man stets vertrauen kann,
ist essenziell bei der Bewältigung
von schwierigen Zeiten.
Ich hatte Glück.
Während meinem ersten Job nach der Uni
hatte ich kein Auto und
bildete eine Fahrgemeinschaft
mit der Assistentin des Präsidenten.
Sie sah mich bei der Arbeit
und ermutigte mich,
meinen Blick in die Zukunft zu richten
und nicht in die Vergangenheit.
Meinen Weg kreuzten viele Menschen,
die mir brutal ehrliches
Feedback und Ratschläge gaben
und zu Mentoren wurden.
Diesen Menschen ist es egal,
dass ich einmal als singende Kellnerin
arbeitete, um die Uni zu finanzieren.
(Gelächter)
Am Ende möchte ich Ihnen noch
eine wertvolle Erkenntnis mitgeben:
Unternehmen, die sich
der Vielfalt und Integration verschreiben,
unterstützen häufig "Kämpfer"
und schneiden besser ab als ihresgleichen.
Laut DiversityInc zeigte eine Studie,
dass von 50 Unternehmen,
die Vielfalt am meisten förderten,
um 25 % besser abschnitten
als die S&P 500.
Also zurück zu meiner anfänglichen Frage:
Auf wen setzen Sie?
"Silberlöffel" oder "Kämpfer"?
Ich sage: Wählen Sie
den unterschätzten Anwärter,
dessen geheime Waffen
Leidenschaft und Zielsetzung sind.
Entscheiden Sie sich für den "Kämpfer".
(Applaus)