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Wie man lebendige Geschichten schreibt – Nalo Hopkinson

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    Wir lesen Geschichten
    aus vielerlei Gründen:
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    zur Unterhaltung,
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    um herauszufinden, wer der Täter war;
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    um zu seltsamen, neuen Planeten zu reisen;
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    um sich zu fürchten,
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    um zu lachen,
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    um zu weinen,
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    um zu denken,
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    um zu fühlen,
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    um für eine Weile abzutauchen
    und zu vergessen, wo wir sind.
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    Also wie schreibt man Geschichten?
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    Wie ziehst du deine Leser in den Bann?
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    Mit einer spannenden Handlung? Vielleicht.
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    Faszinierende Figuren? Vielleicht.
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    Schöne Sprache? Vielleicht.
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    "Billies Beine sind Nudeln.
    Ihre Haarspitzen sind giftige Nadeln.
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    Ihre Zunge ist ein kratziger Schwamm
    und ihre Augen sind bleiche Taschen."
  • 0:53 - 0:58
    Ist dir durch die Beschreibung
    auch so übel geworden wie Billie?
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    Wir begreifen, dass Billies Beine
    eigentlich keine Nudeln sind.
  • 1:01 - 1:04
    Für Billie fühlen sie sich so schlaff
    wie gekochte Nudeln an.
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    Es ist ein angedeuteter Vergleich,
    eine Metapher.
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    Also warum schreibt man es nicht so:
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    "Billie ist schlecht
    und sie fühlt sich schwach."
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    Möglicherweise war die zweite Beschreibung
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    nicht so lebendig wie die erste.
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    Der Zweck einer Geschichte
    ist es zu verzaubern,
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    eine kurzzeitige Illusion, dass du
    in der Welt der Geschichte lebst.
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    Geschichten fesseln die Sinne
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    und helfen uns, ein reges geistiges Bild
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    von den Erfahrungen
    der Figuren zu entwickeln.
  • 1:34 - 1:37
    Die Bühne und der Bildschirm fesseln
    einige unserer Sinne direkt.
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    Wir sehen und hören die Interaktionen
    der Figuren und das Setting.
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    Aber in Romanen
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    hat man nur statische Symbole vor einem
    sich davon abhebenden Hintergrund.
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    Wenn du die Geschichte in Fakten erzählst
    und mit nicht fühlbaren Wörtern,
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    wird es wahrscheinlich
    nur ein schwacher Zauber.
  • 1:54 - 1:58
    Deine Leser werden es wahrscheinlich
    schwer haben, die Geschichte zu deuten.
  • 1:58 - 2:00
    Sie werden verstehen,
    wie sich Billie fühlt,
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    aber sie werden sich nicht
    wie Billie fühlen.
  • 2:04 - 2:07
    Sie werden lesen, aber nicht in
    die Welt der Geschichte eintauchen
  • 2:07 - 2:13
    und die Wahrheiten von Billies Leben
    zur selben Zeit wie Billie entdecken.
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    Geschichten spielen mit unseren Sinnen:
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    schmecken,
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    riechen,
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    berühren,
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    hören,
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    sehen
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    und bewegen.
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    Sie spielen auch mit
    unserer Fähigkeit zu abstrahieren
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    und komplexe Assoziationen herzustellen.
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    Schau dir den folgenden Satz an:
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    "Die Welt war geisterstill,
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    außer dem Knacken der Segel
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    und dem Plätschern des Wassers
    gegen den Schiffsrumpf."
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    Die Wörter "still",
    "Knacken" und "Plätschern"
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    fesseln den Gehörsinn.
  • 2:43 - 2:47
    Bemerkst du, dass Buckell nicht
    das Standardwort "klingen" benutzt?
  • 2:47 - 2:53
    Jedes Wort, das er wählt, ruft
    eine besondere Klangqualität hervor.
  • 2:53 - 2:56
    Um dann wie ein Maler
    die Farben zu verwässern
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    und dem Gemälde
    eine Art Struktur zu geben,
  • 2:59 - 3:04
    fügt er eine weitere Schicht hinzu:
    Bewegung, "das Knacken der Segel",
  • 3:04 - 3:08
    und Berührung, "das Plätschern
    des Wassers gegen den Schiffsrumpf".
  • 3:08 - 3:11
    Schließlich gibt er uns
    eine abstrakte Verbindung,
  • 3:11 - 3:15
    indem er das Wort "still"
    mit dem Wort "Geist" verbindet.
  • 3:15 - 3:17
    Nicht "still wie ein Geist",
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    was die Schicht eines Vergleichs
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    zwischen den Leser
    und der Erfahrung schieben würde.
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    Stattdessen kreiert Buckell
    die Metapher "geisterstill"
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    für einen eher angedeuteten
    statt offenen Vergleich.
  • 3:29 - 3:32
    Autoren wird immer geraten,
    Klischees zu vermeiden,
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    weil es keine Bindung für die Leser
    mit einem zu häufig benutzten Bild
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    wie "rot wie eine Rose" gibt.
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    Aber gib ihnen
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    "Liebe ... begann an einem Strand.
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    Sie begann an dem Tag, als Jacob Anette
    in ihrem kirschkompott-roten Kleid sah",
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    und ihre Gehirne gehen
    der fesselnden Frage nach,
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    wie ein kirschkompott-rotes
    Kleid wohl aussieht.
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    Plötzlich sind sie am Strand
    und dabei sich zu verlieben.
  • 3:57 - 4:01
    Sie erleben die Geschichte auf zwei
    Ebenen, der intuitiven und gedanklichen,
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    und begegnen dem Autor auf halbem Weg
    in dem fantasievollen Spiel,
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    eine dynamische Welt der Sinne
    entstehen zu lassen.
  • 4:08 - 4:11
    Achte also auf deine Wortwahl,
    wenn du schreibst,
  • 4:11 - 4:16
    und schließe Klang, Bild, Geschmack,
    Berührung, Geruch und Bewegung mit ein.
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    Kreiere dann unerwartete Verbindungen
    zwischen den Geschichtselementen
  • 4:21 - 4:26
    und entzünde die Vorstellungskraft
    deiner Leser.
Title:
Wie man lebendige Geschichten schreibt – Nalo Hopkinson
Description:

Die ganze Lektion unter: http://ed.ted.com/lessons/how-to-write-fiction-that-comes-alive-nalo-hopkinson

Die Aufgabe einer Geschichte ist es einen Zauber, eine kurzzeitige Illusion zu schaffen, dass du in der Welt der Geschichte lebst. Aber wie zieht man als Autor seine Leser so in den Bann der eigenen Geschichten? Nalo Hopkinson gibt einige Tipps, wie man Sprache nutzen kann, um Geschichten lebendig werden zu lassen.

Lektion von Nalo Hopkinson, Animation von Enjoyanimation.

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Video Language:
English
Team:
closed TED
Project:
TED-Ed
Duration:
04:42

German subtitles

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