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Treffen Sie das mikroskopische Leben in Ihrem Zuhause – und auf Ihrem Gesicht

  • 0:01 - 0:04
    Bitte berühren Sie ihr Gesicht.
  • 0:04 - 0:06
    Machen Sie weiter.
  • 0:06 - 0:07
    Was fühlen Sie?
  • 0:07 - 0:09
    Weich? Wabbelig?
  • 0:09 - 0:12
    Sie sind es, richtig? Fühlen Sie sich?
  • 0:13 - 0:15
    Das stimmt aber nicht ganz.
  • 0:15 - 0:19
    Tatsächlich fühlen Sie tausende
    mikroskopische Lebewesen,
  • 0:19 - 0:21
    die auf unserem Gesicht
    und unseren Fingern leben.
  • 0:22 - 0:24
    Sie fühlen einige Pilze,
  • 0:24 - 0:27
    die heute durch die Luftschächte wehten.
  • 0:27 - 0:32
    Sie lösen unsere Allergien aus
    und riechen nach Schimmel.
  • 0:32 - 0:36
    Sie fühlen einige der
    100 Milliarden Bakterien,
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    die auf unserer Haut leben.
  • 0:38 - 0:42
    Sie mampfen Ihr Hautöl, reproduzieren sich
  • 0:42 - 0:45
    und produzieren den Körpergeruch.
  • 0:46 - 0:48
    Wahrscheinlich berühren Sie
    auch die Fäkalbakterien,
  • 0:49 - 0:52
    die beim letzten Toilettenspülen
    auf Sie rieselten
  • 0:52 - 0:55
    oder die Bakterien, die in
    unseren Wasserrohren leben
  • 0:55 - 0:58
    und beim letzten Duschen
    auf Sie niederregneten.
  • 0:59 - 1:00
    Entschuldigung.
  • 1:00 - 1:01
    (Lachen)
  • 1:01 - 1:05
    Vielleicht geben Sie sogar
    einen winzigen Gruß
  • 1:05 - 1:09
    an die zwei Milbenarten,
    die auf unserem Gesicht leben,
  • 1:09 - 1:10
    auf all unseren Gesichtern.
  • 1:11 - 1:14
    Nachts drehen sie sich auf Ihrem Gesicht
  • 1:14 - 1:16
    und haben Sex auf Ihrem Nasenbein.
  • 1:16 - 1:19
    (Lachen)
  • 1:20 - 1:24
    Viele lassen ihren Darminhalt
    in Ihre Poren rieseln.
  • 1:24 - 1:26
    (Lachen)
  • 1:26 - 1:28
    Sehen Sie auf Ihren Finger.
  • 1:28 - 1:30
    Was fühlen Sie? Ekel?
  • 1:30 - 1:33
    Benötigt dringend Seife
    oder Desinfektionsmittel?
  • 1:34 - 1:36
    So fühlen Sie sich jetzt,
  • 1:36 - 1:39
    aber in der Zukunft
    werden Sie sich anders fühlen.
  • 1:39 - 1:41
    In den letzten 100 Jahren
  • 1:41 - 1:46
    hatten wir zu dem winzigen Leben
    um uns eine feindliche Beziehung.
  • 1:46 - 1:49
    Für ein Insekt in Ihrem Haus
    oder Bakerien in der Spüle,
  • 1:49 - 1:52
    erfanden die Menschen eine Lösung,
  • 1:52 - 1:57
    ein Produkt zum Beseitigen,
    Vernichten, Desinfizieren.
  • 1:57 - 2:01
    Wir sind bestrebt, fast das ganze
    mikroskopische Leben zu vernichten.
  • 2:02 - 2:07
    Dadurch ignorieren wir
    die beste Quelle für neue Technologien
  • 2:07 - 2:08
    auf diesem Planeten.
  • 2:09 - 2:14
    Für 100 Jahre gab es menschliche Lösungen
    für mikrobielle Probleme,
  • 2:14 - 2:20
    die nächsten 100 Jahre liefern mikrobielle
    Lösungen für menschliche Probleme.
  • 2:21 - 2:23
    Als Wissenschaftlerin
    arbeite ich mit Forschern
  • 2:23 - 2:26
    der Universitäten von North Carolina
    und Colorado zusammen.
  • 2:26 - 2:30
    Wir wollen das uns naheliegenste
    mikrobielle Leben enthüllen.
  • 2:31 - 2:35
    Dieses findet sich oft in unserer
    vertrauten und langweiligen Umgebung,
  • 2:35 - 2:38
    sei es unter der Couch, in unseren Gärten
  • 2:38 - 2:39
    oder in unseren Bauchnabeln.
  • 2:40 - 2:43
    Ich mache diese Arbeit,
    weil wir sehr wenig
  • 2:43 - 2:45
    über dieses mikroskopische Leben wissen.
  • 2:46 - 2:49
    Vor einigen Jahren
    kannte kein Wissenschaftler
  • 2:49 - 2:51
    die Insekten oder Mikroorganismen
    in Ihrem Haushalt,
  • 2:53 - 2:56
    den Ort, den Sie besser kennen
    als jeden anderen.
  • 2:57 - 2:58
    So bewaffneten ich und ein Team
  • 2:58 - 3:01
    uns mit Wattestäbchen, Pinzetten
  • 3:01 - 3:02
    und neuen DNA-Techniken,
  • 3:02 - 3:05
    um das mikroskopische Leben zu enthüllen.
  • 3:06 - 3:10
    Dabei fanden wir mehr
    als 600 Insektenarten,
  • 3:10 - 3:12
    die in US-Haushalten leben.
  • 3:12 - 3:15
    Von Spinnen und Kakerlaken
  • 3:15 - 3:17
    bis an Federn haftende Milben.
  • 3:18 - 3:23
    Wir fanden über 100 000
    Bakterien- und Pilzarten,
  • 3:23 - 3:25
    die in unseren Staubpartikeln leben,
  • 3:25 - 3:29
    Tausende mehr, die auf unserer Kleidung
    oder in unseren Duschen leben.
  • 3:30 - 3:32
    Wir sind noch weiter gegangen,
  • 3:32 - 3:34
    wir betrachteten die Mikroorganismen,
  • 3:34 - 3:38
    die im Körperinneren der Insekten
    bei uns zu Hause leben.
  • 3:39 - 3:42
    In jedem Insekt, z. B. einer Wespe,
  • 3:42 - 3:46
    sahen wir einen mikroskopischen Dschungel,
    der sich in einer Petrischale ausbreitete.
  • 3:46 - 3:49
    Eine Welt von hunderten lebhaften Arten.
  • 3:49 - 3:54
    Betrachten Sie den biologischen Kosmos!
  • 3:54 - 3:58
    Viele Arten, auf die Sie jetzt schauen,
    haben noch keinen Namen.
  • 3:58 - 4:02
    Das meiste Leben um uns herum
    bleibt unbekannt.
  • 4:02 - 4:05
    Meiner ersten entdeckten neuen Art
    sollte ich einen Namen geben.
  • 4:05 - 4:09
    Es war ein Pilz, der in
    einem Wespennest lebte.
  • 4:09 - 4:14
    Er ist weiß und weich und ich
    nannte ihn "Mucor Nidicola",
  • 4:14 - 4:18
    ein lateinischer Ausdruck für
    "im Nest eines anderen wohnend".
  • 4:18 - 4:21
    Dieses Bild zeigt, wie er
    auf einem Dinosaurier wächst,
  • 4:21 - 4:24
    denn jeder meint, Dinosaurier sind cool.
  • 4:25 - 4:27
    Zu dieser Zeit war ich an der Uni
  • 4:27 - 4:31
    und ich war sehr aufgeregt,
    dass ich diese neue Lebensform fand.
  • 4:31 - 4:33
    Ich rief meinen Dad an und sagte:
  • 4:33 - 4:36
    "Dad! Ich entdeckte gerade eine neue
    Art eines Mikroorganismus."
  • 4:37 - 4:38
    Er lachte und meinte:
  • 4:38 - 4:41
    "Großartig. Ich hoffe, du hast
    auch das Gegenmittel entdeckt."
  • 4:41 - 4:43
    (Lachen)
  • 4:43 - 4:44
    "Gegenmittel."
  • 4:45 - 4:48
    Mein Dad ist mein größter Fan,
  • 4:48 - 4:52
    aber in diesem entscheidenden Moment,
    als er den Tod des kleinen Wesens wollte,
  • 4:52 - 4:55
    begriff ich, dass ich ihn
    zweimal enttäuscht hatte,
  • 4:55 - 4:57
    als Tochter und als Wissenschaftlerin.
  • 4:57 - 5:01
    In meinen harten Arbeitsjahren
    in Laboren und Gärten,
  • 5:01 - 5:05
    dem Untersuchen und Katalogisieren
    des mikroskopischen Lebens,
  • 5:05 - 5:07
    vergaß ich, ihm meine
    wahre Aufgabe klarzumachen.
  • 5:08 - 5:10
    Mein Ziel ist nicht, neue Technologien
  • 5:10 - 5:13
    für das Töten der
    Mikroorganismen zu erfinden.
  • 5:13 - 5:17
    Mein Ziel ist, durch diese Lebensform neue
    Technologien zu finden, die uns retten.
  • 5:19 - 5:25
    Die Lebensvielfalt Zuhause ist mehr
    als eine Liste von 100 000 neuen Arten.
  • 5:25 - 5:30
    Es sind 100 000 neue Quellen für
    Lösungen der menschlichen Probleme.
  • 5:30 - 5:34
    Ich weiß, es ist schwer zu glauben,
    dass so etwas Kleines, Einzelliges,
  • 5:34 - 5:37
    etwas Mächtiges tun kann,
    aber sie können es.
  • 5:37 - 5:40
    Diese Wesen sind
    mikroskopische Alchemisten,
  • 5:40 - 5:43
    die fähig sind, durch ihr Arsenal
    an chemischen Werkzeugen,
  • 5:43 - 5:45
    die Umwelt zu verändern.
  • 5:46 - 5:49
    Das heißt, sie können überall
    auf dem Planeten leben
  • 5:49 - 5:51
    und sie können sich
    von allen Stoffen ernähren.
  • 5:53 - 5:57
    Das heißt, sie essen alles
    von toxischem Müll bis Plastik,
  • 5:58 - 6:03
    sie produzieren Sekundärrohstoffe
    wie Öl und Batterieleistung
  • 6:03 - 6:05
    und auch winzige echte Goldstücke.
  • 6:07 - 6:10
    Sie können Ungenießbares
    in Nahrhaftes umwandeln.
  • 6:11 - 6:13
    Sie machen Zucker zu Alkohol.
  • 6:14 - 6:16
    Sie geben der Schokolade den Geschmack
  • 6:16 - 6:18
    und dem Boden die Wachstumskraft.
  • 6:18 - 6:20
    Ich sage Ihnen hier,
  • 6:20 - 6:23
    dass in den nächsten 100 Jahren
    diese mikroskopischen Wesen
  • 6:23 - 6:24
    viele unserer Probleme lösen.
  • 6:25 - 6:27
    Wir können aus vielen Problemen auswählen.
  • 6:28 - 6:32
    Wir haben die alltäglichen:
    Schlecht riechende Kleidung, fades Essen.
  • 6:32 - 6:35
    Und wir haben die gewaltigen:
  • 6:35 - 6:38
    Krankheit, Umweltverschmutzung, Krieg.
  • 6:39 - 6:41
    Und das ist meine Aufgabe:
  • 6:41 - 6:44
    Nicht nur das winzige Leben
    um uns herum zu katalogisieren,
  • 6:44 - 6:48
    sondern herauszufinden, wer besonders
    geeignet ist, uns zu helfen.
  • 6:49 - 6:50
    Hier ist ein Beispiel.
  • 6:50 - 6:52
    Wir starteten mit einem Schädling,
  • 6:52 - 6:54
    einer Wespe, die bei uns zu Hause lebt.
  • 6:55 - 7:00
    Aus der Wespe entnahmen wir eine wenig
    bekannte Mikroorganismusart,
  • 7:00 - 7:01
    mit einer einzigartigen Fähigkeit:
  • 7:02 - 7:03
    Sie könnte Bier machen.
  • 7:04 - 7:07
    Diese Eigenschaft haben nur
    wenige Arten auf diesem Planeten.
  • 7:07 - 7:10
    Alle kommerziell hergestellten
    Biere stammen wahrscheinlich
  • 7:10 - 7:14
    von nur einem von drei
    Mikroorganismusarten.
  • 7:15 - 7:19
    Doch unsere Art könnte
    Bier mit Honiggeschmack
  • 7:20 - 7:22
    und gutes herbes Bier machen.
  • 7:23 - 7:27
    Tatsächlich könnte diese Art,
    die im Bauch einer Wespe lebt,
  • 7:28 - 7:30
    wertvolles Sauerbier machen,
  • 7:30 - 7:33
    besser als jede andere Art
    auf diesem Planeten.
  • 7:35 - 7:38
    Heute gibt es vier Arten,
    die kommerzielles Bier herstellen.
  • 7:39 - 7:42
    Wenn Sie einen Schädling sehen,
  • 7:42 - 7:44
    denken Sie jetzt an
    Ihr zukünftiges Lieblingsbier.
  • 7:46 - 7:47
    Ein zweites Beispiel:
  • 7:47 - 7:51
    Ich buddelte mit Forschern
    im Dreck der Gärten.
  • 7:51 - 7:56
    Dort entdeckten wir einen Mikroorganismus,
    der neues Antibiotikum machen könnte,
  • 7:56 - 7:59
    eins, das die weltweit
    schlimmsten Keime töten kann.
  • 8:00 - 8:03
    Das ist eine geniale Sache,
  • 8:03 - 8:04
    aber hier ist das Geheimnis:
  • 8:05 - 8:07
    In den letzten 60 Jahren
  • 8:07 - 8:09
    kamen die meisten
    Antibiotika auf dem Markt,
  • 8:09 - 8:12
    von ähnlichen Bodenbakterien.
  • 8:12 - 8:15
    Jeden Tag werden Sie und ich
    und alle in diesem Raum
  • 8:15 - 8:17
    und auf dem Planeten
  • 8:17 - 8:20
    durch ähnliche Bodenbakterien gerettet,
  • 8:20 - 8:23
    die den Großteil unserer
    Antibiotika produzieren.
  • 8:23 - 8:25
    Wenn Sie Schmutz sehen,
  • 8:25 - 8:27
    denken Sie jetzt an Medikation.
  • 8:28 - 8:31
    Mein Lieblingsbeispiel kommt von Kollegen,
  • 8:31 - 8:34
    die einen Mikroorganismus
    im Teichschlamm untersuchen,
  • 8:34 - 8:38
    der nach dem Kuhmist benannt wurde,
    in dem man ihn erstmals fand.
  • 8:38 - 8:42
    Er ist ziemlich unauffällig und wäre
    einer Diskussion unwürdig,
  • 8:42 - 8:46
    doch die Forscher fanden heraus,
    dass wenn man Mäuse damit füttert,
  • 8:46 - 8:48
    er gegen PTBS impft .
  • 8:50 - 8:52
    Er impft gegen Angst.
  • 8:53 - 8:57
    Wenn Sie Teichschlamm sehen,
    denken Sie jetzt an Hoffnung.
  • 8:58 - 9:00
    Es gibt noch viele mikrobielle Beispiele,
  • 9:01 - 9:03
    heute fehlt die Zeit dafür.
  • 9:03 - 9:09
    Ich gab Ihnen Lösungsbeispiele,
    die nur drei Arten betrafen,
  • 9:09 - 9:12
    aber stellen Sie sich vor,
    wozu die anderen 100 000 Arten
  • 9:12 - 9:14
    in Ihren Staubteilchen fähig sein könnten.
  • 9:15 - 9:18
    In der Zukunft könnten sie
    Sie sexier machen
  • 9:19 - 9:20
    oder klüger
  • 9:21 - 9:23
    oder Sie länger leben lassen.
  • 9:24 - 9:27
    Bitte schauen Sie wieder auf Ihren Finger.
  • 9:27 - 9:31
    Denken Sie an all die unbekannten
    mikroskopischen Lebewesen.
  • 9:31 - 9:36
    Denken Sie daran, was diese
    in der Zukunft machen könnten
  • 9:36 - 9:38
    oder welches Leben sie retten könnten.
  • 9:39 - 9:41
    Wie fühlt sich Ihr Finger jetzt an?
  • 9:42 - 9:43
    Ein bisschen machtvoll?
  • 9:45 - 9:47
    Das ist so, weil Sie die Zukunft fühlen.
  • 9:47 - 9:48
    Vielen Dank.
  • 9:49 - 9:53
    (Applaus)
Title:
Treffen Sie das mikroskopische Leben in Ihrem Zuhause – und auf Ihrem Gesicht
Speaker:
Anne Madden
Description:

Betrachten Sie den mikroskopischen Dschungel in Ihnen und um Sie herum: Winzige Organismen, die auf Ihren Wangen leben, unter Ihrer Couch und im Boden Ihres Gartens. Wir haben eine feindliche Beziehung zu diesen Mikroben – wir reinigen, vernichten und desinfizieren sie – aber laut Mikrobiologin Anne Madden sind sie Quellen für neue Technologien und Medikamente, die darauf warten, entdeckt zu werden. Diese mikroskopischen Alchemisten sind laut Madden nicht eklig, sie sind die Zukunft.

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Video Language:
English
Team:
closed TED
Project:
TEDTalks
Duration:
10:07

German subtitles

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