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Die Panama Papers – der größte Leak der Geschichte

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    Was würden Sie tun,
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    wenn Sie 11,5 Millionen Dokumente
  • 0:06 - 0:08
    verifizieren und daraus
    schlau werden müssten?
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    Das war ein Prüfstein,
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    den eine Gruppe von Journalisten
    letztes Jahr angehen musste.
  • 0:13 - 0:16
    Eine anonyme Person,
    nennen wir sie "Max Mustermann",
  • 0:16 - 0:19
    hat es vollbracht, 40 Jahre
    an Dokumenten zu kopieren,
  • 0:19 - 0:23
    die der panamaischen Kanzlei
    Mossack Fonseca gehören.
  • 0:23 - 0:26
    Dies ist eine der vielen Firmen weltweit,
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    die sich auf das Einrichten von
    Konten in Steueroasen spezialisiert,
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    wie die Britischen Jungferninseln,
  • 0:32 - 0:35
    für Reiche und Mächtige,
    die ihre Geheimnisse hüten.
  • 0:36 - 0:40
    Max Mustermann gelang es,
    von dieser Firma
  • 0:40 - 0:41
    jede Kundendatei,
  • 0:41 - 0:43
    jede E-Mail,
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    seit 1977 bis zum
    heutigen Zeitpunkt, zu kopieren.
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    Es stellte das größte Speicher
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    an Insiderwissen über Steueroasen dar,
  • 0:52 - 0:54
    das je gesehen wurde.
  • 0:54 - 0:59
    Aber es war auch ein riesiges Problem
    für den investigativen Journalismus.
  • 1:00 - 1:01
    Stellen Sie sich vor:
  • 1:01 - 1:06
    11,5 Millionen Dokumente
    mit Geheimnissen von Leuten,
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    die in über 200 verschiedenen
    Ländern leben.
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    Wo beginnen Sie bei einem derartigen Fund?
  • 1:11 - 1:13
    Wo beginnen Sie
    die Geschichte zu erzählen,
  • 1:13 - 1:16
    die in alle möglichen Ecken der Welt führt
  • 1:16 - 1:19
    und die fast jeden in
    jeder Sprache betreffen kann,
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    manchmal auf eine Art,
    die man nicht erwartet hätte.
  • 1:23 - 1:24
    Max Mustermann hat diese Infos
  • 1:24 - 1:28
    an zwei Journalisten von
    der Süddeutschen Zeitung gegeben.
  • 1:29 - 1:32
    Seine Motivation sei -- ich zitiere --:
  • 1:32 - 1:35
    "Das Maß an Ungerechtigkeit,
    das diese Dokumente offenlegen."
  • 1:36 - 1:38
    Aber eine Person allein
  • 1:38 - 1:40
    kann diese Datensätze nicht bewältigen.
  • 1:40 - 1:42
    Deswegen hat die Süddeutsche Zeitung
  • 1:42 - 1:45
    meine Organisation in
    Washington DC kontaktiert,
  • 1:45 - 1:48
    das Internationale Konsortium
    Investigativer Journalisten (ICIJ).
  • 1:50 - 1:53
    Wir beschlossen, genau
    das Gegenteil davon zu tun,
  • 1:53 - 1:55
    was uns als Journalisten
    beigebracht wurde:
  • 1:55 - 1:56
    teilen.
  • 1:56 - 1:58
    (Gelächter)
  • 1:58 - 2:02
    Investigative Journalisten sind
    von Natur aus Einzelgänger.
  • 2:02 - 2:04
    Wir hüten unsere Geheimnisse,
  • 2:04 - 2:06
    zuweilen selbst vor den Chefredakteuren,
  • 2:06 - 2:08
    denn wir wissen,
    sobald wir diese preisgeben,
  • 2:08 - 2:10
    werden sie auf einen Artikel bestehen.
  • 2:11 - 2:12
    Und um ehrlich zu sein,
  • 2:13 - 2:14
    bei einem guten Beitrag
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    will man den Ruhm für sich behalten.
  • 2:18 - 2:20
    Ohne Zweifel leben wir
    in einer globalisierten Welt
  • 2:20 - 2:24
    und die Medien haben sich
    relativ langsam daran angepasst.
  • 2:24 - 2:27
    Unsere Berichte sind
    immer öfter transnational.
  • 2:27 - 2:30
    Riesige Konzerne agieren global.
  • 2:30 - 2:34
    Umwelt- und Gesundheitskrisen sind global,
  • 2:34 - 2:37
    ebenso wie Finanzkrisen.
  • 2:37 - 2:41
    Daher scheint es erstaunlich,
    dass die Presse so spät dran ist,
  • 2:41 - 2:43
    darüber auf globaler Ebene zu berichten.
  • 2:44 - 2:47
    Es erstaunt auch, dass der
    Journalismus so langsam darin ist,
  • 2:47 - 2:50
    sich an die Möglichkeiten, die
    Technologie bietet, anzupassen,
  • 2:50 - 2:52
    anstatt davor Angst zu haben.
  • 2:54 - 2:57
    Der Grund, warum Journalisten
    Technologie meiden, ist folgender:
  • 2:57 - 3:01
    Die größten Firmen in diesem Berufsfeld
    machen schwere Zeiten durch,
  • 3:01 - 3:04
    da der Endverbraucher neue Wege findet,
    um an Nachrichten zu kommen.
  • 3:05 - 3:09
    Das Werbegeschäft,
    das Reportagen bezahlte, ist kaputt.
  • 3:10 - 3:13
    Das hat den Journalismus
    in eine Krise geführt,
  • 3:13 - 3:17
    die diese Institutionen
    zur Selbstreflektion zwang.
  • 3:18 - 3:20
    Aber wo eine Krise herrscht,
  • 3:20 - 3:21
    da gibt es auch neue Chancen.
  • 3:22 - 3:23
    Die erste Herausforderung
  • 3:23 - 3:26
    bei den später als "Panama Papers"
    bezeichneten Dokumenten war,
  • 3:26 - 3:29
    diese abrufbar und lesbar zu machen.
  • 3:29 - 3:32
    Da waren beinahe 5 Millionen E-Mails,
  • 3:32 - 3:35
    2 Millionen PDF-Dateien, die gescannt
    und nummeriert werden mussten,
  • 3:35 - 3:38
    Millionen mehr Dateien und
    andere Arten von Dokumenten.
  • 3:38 - 3:43
    Sie mussten alle an einem sicheren Ort
    in der Cloud gespiechert werden.
  • 3:43 - 3:46
    Dann kamen Journalisten und
    warfen einen Blick auf die Dokumente.
  • 3:46 - 3:50
    Insgesamt waren mehr als 100 Reporter
    diverser Medienunternehmen
  • 3:50 - 3:52
    aus 76 Ländern vertreten --
  • 3:52 - 3:55
    von der BBC aus England
  • 3:55 - 3:57
    über Le Monde aus Frankreich
  • 3:57 - 3:59
    bis hin zu Asahi Shimbun aus Japan.
  • 4:00 - 4:04
    Wir nannten es "einheimische Augen
    auf einheimischen Namen",
  • 4:04 - 4:08
    denn wer eignet sich besser für Nigeria
  • 4:08 - 4:10
    als ein nigerianischer Journalist?
  • 4:10 - 4:12
    Wer ist in Kanada geeigneter
    als ein Kanadier?
  • 4:12 - 4:15
    Es gab nur zwei Regeln für alle,
    die eingeladen waren:
  • 4:15 - 4:20
    Wir einigten uns darauf, dass wir alles
    Gefundene mit allen anderen teilen
  • 4:20 - 4:23
    und am selben Tag veröffentlichen würden.
  • 4:24 - 4:26
    Die Medienpartner wählten wir
  • 4:26 - 4:29
    auf Vertrauensbasis aus, die auf
    voriger Zusammenarbeit beruhte,
  • 4:29 - 4:32
    und sich aus Hinweisen
    aus den Dokumenten ergab.
  • 4:33 - 4:34
    Über die nächsten Monate
  • 4:34 - 4:37
    schlossen sich meiner 20 Mann starken
    gemeinnütizgen Gruppe
  • 4:37 - 4:41
    350 weitere Reporter an, die 25
    verschiedene Sprachen sprechen.
  • 4:42 - 4:44
    Das größte Informationsleck der Geschichte
  • 4:44 - 4:48
    hatte nun zur größten Zusammenarbeit
    von Journalisten aller Zeiten geführt:
  • 4:48 - 4:54
    376 Augenpaare, die etwas tun,
    das Journalisten nie tun,
  • 4:54 - 4:56
    Schulter an Schulter arbeiten,
  • 4:56 - 4:57
    Daten austauschen,
  • 4:57 - 4:59
    aber keinem davon erzählen.
  • 5:00 - 5:02
    Denn dann wurde klar,
  • 5:02 - 5:04
    um den größten Pressewirbel zu machen,
  • 5:04 - 5:07
    mussten wir zuerst
    größtes Stillschweigen bewahren.
  • 5:08 - 5:11
    Um dieses Projekt über
    mehrere Monate zu leiten,
  • 5:11 - 5:13
    errichteten wir ein
    virtuelles Nachrichtenzentrum.
  • 5:13 - 5:16
    Wir verschlüsselten unsere Kommunikation
  • 5:16 - 5:19
    und bauten unsere eigene Suchmaschine.
  • 5:19 - 5:21
    Im virtuellen Nachrichtenzentrum
  • 5:21 - 5:23
    trafen sich die Journalisten zu Themen,
  • 5:23 - 5:25
    die aus den Dokumenten hervorgingen.
  • 5:25 - 5:30
    Jene, die sich für die Diamantenmafia
    oder exotische Kunst interessierten,
  • 5:30 - 5:33
    teilten Informationen, wie die
    Offshore-Welt genutzt wurde,
  • 5:33 - 5:35
    um in diesen Märkten zu handeln.
  • 5:35 - 5:38
    Die sich für Sport interessierten,
  • 5:38 - 5:41
    konnten Infos darüber austauschen,
    wie bekannte Sportstars
  • 5:41 - 5:43
    ihre Bildrechte in
    Offshore-Firmen parkten,
  • 5:43 - 5:45
    um dabei in Ländern Steuern zu meiden,
  • 5:45 - 5:47
    wo sie geschäftlich tätig waren.
  • 5:48 - 5:50
    Aber das Aufregendste von allem war
  • 5:50 - 5:53
    die Anzahl von
    Regierungschefs und Politikern,
  • 5:53 - 5:55
    die in diesen Daten eine Rolle spielten --
  • 5:57 - 6:00
    wie Petro Poroschenko aus der Ukraine,
  • 6:01 - 6:04
    enge Mitarbeiter Putins aus Russland
  • 6:06 - 6:09
    und der britische Premierminister,
    David Cameron, der durch seinen Vater,
  • 6:09 - 6:11
    Ian Cameron, verwickelt war.
  • 6:13 - 6:16
    Verborgen in diesen Dokumenten
    waren geheime Offshore-Firmen,
  • 6:16 - 6:18
    wie Wintris Inc.,
  • 6:18 - 6:20
    eine Firma von den
    Britischen Jungferninseln,
  • 6:20 - 6:24
    die dem damals regierenden
    isländischen Premierminister gehörte.
  • 6:24 - 6:27
    Ich spreche gerne
    von Johannes Kristjansson,
  • 6:27 - 6:30
    dem isländischen Reporter,
    den wir ins Projekt beriefen,
  • 6:30 - 6:32
    als dem einsamsten Mann der Welt.
  • 6:32 - 6:35
    Neun Monate lang lehnte er
    jede Bezahlung ab
  • 6:35 - 6:37
    und kam mit dem Gehalt seiner Frau klar.
  • 6:37 - 6:39
    Er verdunkelte die Fenster seines Hauses,
  • 6:39 - 6:43
    um spionierende Augen während des
    langen isländischen Winters zu meiden.
  • 6:44 - 6:47
    Ihm gingen recht bald die Ausreden aus,
    um die vielen Abwesenheiten zu erklären,
  • 6:47 - 6:49
    als er mit roten Augen,
  • 6:49 - 6:50
    Nacht um Nacht,
  • 6:50 - 6:51
    Monat um Monat, arbeitete.
  • 6:52 - 6:54
    In all der Zeit saß er auf Informationen,
  • 6:54 - 6:58
    die später den Sturz des Regierungschefs
    seines Landes verursachen würden.
  • 6:58 - 7:02
    Wenn Sie ein Journalist wären
    und eine Entdeckung machten,
  • 7:02 - 7:06
    die Ihren Staatschef mit
    einer geheimen Firma verbindet,
  • 7:06 - 7:10
    und diese Firma finanzielle Beteiligungen
    an isländischen Banken hat --
  • 7:10 - 7:12
    was der Grund war,
    warum er die Wahl gewann --
  • 7:12 - 7:15
    da würden Sie laut aufschreien.
  • 7:16 - 7:19
    Stattdessen entwickelten Johannes
    und ich -- als einer der wenigen,
  • 7:19 - 7:22
    mit dem er sprechen konnte --
    einen gewissen Galgenhumor.
  • 7:22 - 7:24
    "Wintris kommt", pflegte er zu sagen.
  • 7:24 - 7:26
    (Gelächter)
  • 7:26 - 7:28
    (Applaus)
  • 7:29 - 7:32
    Wir waren große "Game of Thrones"-Fans.
  • 7:33 - 7:36
    Wenn Journalisten wie Johannes
    aufschreien wollten,
  • 7:36 - 7:39
    taten sie das im
    virtuellen Nachrichtenzentrum.
  • 7:39 - 7:41
    Sie wandelten diese
    Schreie in Reportagen um,
  • 7:41 - 7:44
    in denen sie über die Dokumente hinaus
    an Gerichtsakten gingen,
  • 7:44 - 7:46
    offizielle Firmenregister nutzten,
  • 7:46 - 7:50
    und am Schluss Fragen an jene stellten,
    die wir bei Namen nennen wollten.
  • 7:51 - 7:55
    Die Panama Papers
    erlaubten den Journalisten,
  • 7:55 - 7:58
    die Welt durch eine andere
    Linse zu betrachten als Sie und ich.
  • 7:58 - 8:00
    Als wir den Bericht recherchierten,
  • 8:00 - 8:01
    nahm, unabhängig von uns,
  • 8:01 - 8:04
    ein Korruptionsskandal
    in Brasilien seinen Lauf.
  • 8:05 - 8:08
    Ein argentinischer Regierungschef
    wurde ins Amt gewählt.
  • 8:09 - 8:13
    Das FBI begann seine Klage
    gegen den FIFA-Verband,
  • 8:13 - 8:16
    der die Welt des professionellen
    Fußballs organisiert.
  • 8:17 - 8:19
    Die Panama Papers gaben Einblick
  • 8:19 - 8:22
    in diese sich entfaltenden Ereignisse.
  • 8:22 - 8:25
    Da können Sie sich den Druck
    und die Egodramen vorstellen,
  • 8:25 - 8:28
    die unsere Arbeit hätten
    zunichtemachen können.
  • 8:28 - 8:29
    Jeder dieser Journalisten
  • 8:29 - 8:31
    hätte unseren Pakt brechen können.
  • 8:31 - 8:32
    Aber sie taten es nicht.
  • 8:32 - 8:34
    Am 3. April dieses Jahres,
  • 8:34 - 8:36
    genau um 8 Uhr abends deutsche Zeit,
  • 8:36 - 8:40
    veröffentlichten wir zeitgleich
    in 76 Ländern.
  • 8:40 - 8:47
    (Applaus)
  • 8:52 - 8:55
    Die Panama Papers wurden rasant zu
    einer der größten Schlagzeilen des Jahres.
  • 8:55 - 8:59
    Hier ist ein Blick auf Island,
    einen Tag nach der Veröffentlichung.
  • 8:59 - 9:01
    Das war die erste von vielen Demos.
  • 9:01 - 9:03
    Der isländische Premier
    legte sein Amt nieder.
  • 9:03 - 9:06
    Seiner war der erste
    von mehreren Rücktritten.
  • 9:06 - 9:10
    Wir machten auf viele Berühmtheiten,
    wie Lionel Messi, aufmerksam,
  • 9:10 - 9:12
    der bekannteste Fußballspieler der Welt.
  • 9:13 - 9:15
    Es gab auch einige
    unbeabsichtigte Konsequenzen.
  • 9:15 - 9:19
    Diese mutmaßlichen, mexikanischen
    Kartellmitglieder wurden verhaftet,
  • 9:19 - 9:22
    nachdem wir Details
    zu ihrem Versteck preisgaben.
  • 9:23 - 9:25
    Sie hatten eine bestimmte Adresse benutzt,
  • 9:25 - 9:27
    um ihre Offshore-Firma zu registrieren.
  • 9:27 - 9:29
    (Gelächter)
  • 9:31 - 9:34
    Was wir erreichten,
    bleibt nicht ohne Ironie.
  • 9:34 - 9:37
    Die Technologie -- das Internet --,
    das unsere Industrie in die Knie zwang,
  • 9:37 - 9:40
    erlaubt es uns, den Journalismus
    neu zu definieren.
  • 9:41 - 9:42
    Und dieser Trend erzeugt
  • 9:42 - 9:45
    ungeahnte Tiefen an
    Transparenz und Einfluss.
  • 9:46 - 9:49
    Wir zeigten, dass Journalisten
    einen Machtwechsel hervorbringen können,
  • 9:49 - 9:53
    indem wir neue Methoden mit etablierten,
    journalistischen Techniken kombinierten,
  • 9:53 - 9:56
    die wir bei diesem
    Informationsleck anwendeten.
  • 9:56 - 10:01
    Wir kreierten Kontext zu dem,
    was uns Max Mustermann gab.
  • 10:01 - 10:03
    Und durch das Teilen
  • 10:03 - 10:05
    konnten wir mehr forschen --
  • 10:05 - 10:09
    viel tiefer und länger als viele
    Medienunternehmen heutzutage erlauben,
  • 10:09 - 10:11
    aus finanziellen Beweggründen.
  • 10:12 - 10:13
    Es war ein großes Risiko,
  • 10:13 - 10:15
    nicht auf alle Reportagen anwendbar,
  • 10:15 - 10:17
    aber mit den Panama Papers zeigten wir,
  • 10:17 - 10:20
    dass man über jedes Land
    überall auf der Welt schreiben kann
  • 10:20 - 10:24
    und dann sein Schlachtfeld wählen muss,
    um die Arbeit zu verteidigen.
  • 10:24 - 10:26
    Versuchen Sie eine
    Gerichtsverfügung zu erhalten,
  • 10:26 - 10:30
    die einen davon abhielte, einen Bericht
    in 76 Länder zu veröffentlichen.
  • 10:30 - 10:33
    Versuchen Sie,
    das Unvermeidliche zu stoppen.
  • 10:33 - 10:37
    Kurz nach Veröffentlichung erhielt
    ich eine 3-Wörter-Nachricht von Johannes:
  • 10:38 - 10:40
    "Wintris ist angekommen."
  • 10:40 - 10:41
    (Gelächter)
  • 10:41 - 10:45
    Der ist nun hier und auch eine
    neue Epoche für den Journalismus.
  • 10:46 - 10:47
    Danke.
  • 10:47 - 10:54
    (Applaus)
  • 10:58 - 10:59
    Bruno Giussani: Gerard, danke dir.
  • 10:59 - 11:02
    Ich nehme an, dieser Applaus
    gilt auch den 350 Journalisten,
  • 11:02 - 11:04
    die mit dir gearbeitet haben?
  • 11:04 - 11:06
    Ich möchte dir gerne
    ein paar Fragen stellen.
  • 11:06 - 11:07
    Als Erstes,
  • 11:07 - 11:10
    du hast über ein Jahr lang im Geheimen
  • 11:10 - 11:14
    mit über 350 Kollegen
    aus aller Welt gearbeitet --
  • 11:14 - 11:17
    hattest du je das Gefühl,
  • 11:17 - 11:19
    dass das Leak selbst undicht sein könnte,
  • 11:19 - 11:22
    dass die Zusammenarbeit
    durch einen deiner Kollegen,
  • 11:22 - 11:24
    der was berichtet, Schaden nimmt?
  • 11:24 - 11:26
    Oder dass jemand außerhalb
    der Gruppe Infos veröffentlicht,
  • 11:26 - 11:28
    die sie erfahren hatten?
  • 11:28 - 11:31
    Gerard Ryle: Wir hatten einige Krisen
    auf unserem Weg,
  • 11:31 - 11:34
    die wichtige Ereignisse betrafen,
  • 11:34 - 11:37
    die Reporter aus dem Land
    sogleich veröffentlichen wollten.
  • 11:37 - 11:38
    Wir beruhigten sie.
  • 11:38 - 11:41
    Vielleicht war die größte Krise
    eine Woche, bevor wir publizierten.
  • 11:41 - 11:45
    Wir hatten den Putin-Mitarbeitern
    ein paar Fragen geschickt,
  • 11:45 - 11:47
    aber anstatt zu antworten,
  • 11:47 - 11:50
    hielt der Kreml eine Konferenz ab
    und prangert uns an.
  • 11:50 - 11:53
    Und sie erklärten, das Ganze sei eine
    Verschwörung der westlichen Welt.
  • 11:53 - 11:56
    Damals nahm Putin wohl an,
    dass es nur um ihn ging.
  • 11:56 - 11:59
    Natürlich waren viele
    Chefredakteure rund um die Welt
  • 11:59 - 12:00
    sehr nervös wegen dieser Sache.
  • 12:00 - 12:02
    Sie dachten, das Ganze würde auffliegen.
  • 12:02 - 12:04
    Man kann sich vorstellen,
  • 12:04 - 12:07
    wie viel Zeit, Mittel und Geld
    sie hierfür ausgegeben hatten.
  • 12:07 - 12:10
    Ich habe die letzte Woche
    damit verbracht, jeden zu beruhigen,
  • 12:10 - 12:13
    beinahe wie ein General,
    der seine Truppe zurückhält:
  • 12:13 - 12:14
    "Immer mit der Ruhe."
  • 12:14 - 12:16
    Und wie man sieht, blieben sie ruhig.
  • 12:17 - 12:20
    BG: Vor ein paar Wochen oder so
  • 12:20 - 12:24
    hast du viele dieser Dokumente
    auf einer öffentlichen Datenbank geteilt,
  • 12:24 - 12:27
    die jedermann durchsuchen kann.
  • 12:27 - 12:28
    GR: Wir glauben daran,
  • 12:28 - 12:31
    dass die Informationen
    über die Offshore-Welt
  • 12:31 - 12:32
    öffentlich sein sollten.
  • 12:32 - 12:35
    Dabei haben wir andere
    Dokumente nicht publiziert
  • 12:35 - 12:37
    von Reportern, mit denen wir arbeiteten.
  • 12:37 - 12:39
    Aber Basisdaten
    wie der Name einer Person,
  • 12:39 - 12:42
    wie deren Offshore-Firma heißt,
  • 12:42 - 12:44
    das ist nun einsehbar.
  • 12:44 - 12:48
    In der Tat ist das die größte
    Ressource ihrer Art.
  • 12:48 - 12:50
    BG: Gerard, danke für deinen Einsatz.
  • 12:50 - 12:51
    GR: Danke.
  • 12:51 - 12:54
    (Applaus)
Title:
Die Panama Papers – der größte Leak der Geschichte
Speaker:
Gerard Ryle
Description:

Gerard Ryle leitete das internationale Team, das die Panama Papers enthüllte. 11,5 Millionen Dokumente aus 40 Jahren Firmengeschichte der panamaischen Kanzlei Mossack Fonseca sind der Öffentlichkeit zugespielt worden. Diese haben einen unvorhergesehen Einblick in die geheime Offshore-Finanzwelt erlaubt. Hier hören Sie mehr zum Hintergrund der größten, journalistischen Zusammenarbeit der Geschichte.

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Video Language:
English
Team:
closed TED
Project:
TEDTalks
Duration:
13:08

German subtitles

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