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Die Philosophie des Stoizismus – Massimo Pigliucci

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    Tausende Meilen von zu Hause
    sind Sie gestrandet,
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    ohne Geld oder irgendeinen Besitz.
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    Viele würden in einem solchen Dilemma
    verzweifeln und ihr Schicksal verfluchen.
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    Für Zeno von Zypern aber war es Fundament
    seines Lebenswerks und Vermächtnisses.
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    Der vormals reiche Kaufmann verlor alles,
    als er etwa 300 v. Chr. in Athen
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    Schiffbruch erlitt.
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    Da er ansonsten nicht viel zu tun hatte,
    ging er in einen Buchladen,
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    wurde beim Lesen über Sokrates neugierig,
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    und suchte die angesehendsten Weisen
    der Stadt, um mit ihnen zu lernen.
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    Als er mit der Unterweisung
    eigener Schüler anfing,
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    begründete er die als Stoizismus
    bekannte Philosophie,
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    deren Lehren von Tugend, Toleranz
    und Selbstkontrolle
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    zahlreiche Generationen von Denkern und
    Führungspersönlichkeiten inspiriert hat.
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    Der Name Stoizismus kommt
    von der Stoa Poikile,
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    der öffentlichen Säulenhalle,
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    in der sich Zeno und seine Schüler
    zum Diskutieren trafen.
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    Heute nutzen wir das Wort
    "stoisch" umgangssprachlich
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    und meinen damit jemanden,
    der unter Druck ruhig bleibt
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    und emotionale Extreme vermeidet.
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    Während damit wichtige Aspekte
    des Stoizismus erfasst sind,
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    war die ursprüngliche Philosopie
    mehr als bloße Haltung.
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    Die Stoiker glaubten,
    dass alles um uns herum
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    in einem Netz von Ursache
    und Wirkung geschieht,
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    was zu einem rationalen Aufbau
    des Universums führte,
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    den sie Logos nannten.
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    Während wir nicht immer Kontrolle über
    Geschehnisse haben, die uns widerfahren,
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    so können wir doch kontrollieren,
    wie wir uns den Dingen nähern.
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    Statt eine ideale Gesellschaft
    zu ersinnen,
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    versucht der Stoiker mit
    der Welt klarzukommen, so wie sie ist,
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    und sich dabei durch
    die vier Kardinaltugenden zu bessern:
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    Praktische Weisheit,
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    die Fähigkeit komplexe Situationen
    logisch, informiert und ruhig zu steuern;
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    Mäßigung,
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    Zurückhaltung und Bescheidenheit
    in allen Aspekten des Lebens;
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    Gerichtigkeit,
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    andere fair zu behandeln,
    selbst wenn sie Unrecht getan haben;
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    und Mut,
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    nicht nur in außergewöhnlichen Umständen,
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    sondern den täglichen Herausforderungen
    mit Klarheit und Integrität zu begegnen.
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    Wie Seneca, einer der bekanntesten
    römischen Stoiker schrieb:
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    "Manchmal ist selbst Leben
    ein Akt des Mutes."
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    Obwohl sich der Stoizismus
    auf persönliche Besserung konzentriert,
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    ist er keine selbstbezogene Philosophie.
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    Als die römischen Gesetze
    Sklaven als Besitz betrachteten,
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    forderte Seneca ihre humane Behandlung
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    und betonte, dass wir alle grundsätzlich
    dieselbe Menschlichkeit teilen.
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    Der Stoizismus ermutigt
    auch nicht zur Passivität.
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    Die Idee ist, dass nur Leute,
    die ihre eigene Tugend
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    und Selbstkontrolle kultiviert haben,
    andere positiv verändern können.
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    Einer der bekanntesten stoischen Autoren
    war auch einer der größten Kaiser Roms.
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    In den 19 Jahren seiner Regentschaft
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    gab der Stoizismus Marcus Aurelius
    die Entschlossenheit zu zwei Kriegen,
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    während er mit dem Verlust vieler
    seiner Kinder fertig werden musste.
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    Jahrhunderte später sollten
    seine Tagebücher Nelson Mandela
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    in den 27 Jahren seiner Gefangenschaft
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    im Kampf für Rassengleichheit
    in Südafrika leiten und trösten.
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    Nach der Entlassung und dem späteren Sieg
    betonte Mandela Friede und Versöhnung.
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    Er glaubte, dass sich das Unrecht
    der Vergangheit nicht ändern ließe,
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    sich sein Volk aber sehr wohl
    dem Unrecht der Gegenwart stellen
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    und nach einer besseren,
    gerechteren Zukunft streben konnte.
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    Über mehrere Jahrhunderte
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    stellte der Stoizismus
    eine aktive Philosophieschule
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    in Griechenland und Rom dar.
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    Als formale Institution verblasste er,
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    sein Einfluss aber besteht bis heute fort.
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    Christliche Theologen,
    wie zum Beispiel Thomas von Aquin,
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    bewunderten und übernahmen seinen
    Schwerpunkt auf den Tugenden
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    und es gibt Parallelen zwischen
    der stoischen Ataraxie, oder Seelenruhe,
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    und dem buddhistischen
    Konzept des Nirvana.
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    Ein besonders einflussreicher Stoiker
    war der Philosoph Epictetus
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    der schrieb, dass Leiden
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    nicht von den Ereignissen unseres Leben,
    sondern unserem Urteil darüber stammte.
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    Dies hat starke Resonanzen
    in der modernen Psychologie
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    und der Selbsthilfebewegung gefunden.
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    So konzentriert sich
    die rational-emotive Verhaltenstherapie
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    auf die Änderung
    selbstzerstörerischer Haltungen,
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    die Menschen gegenüber
    ihren Lebenssituationen entwickeln.
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    Auch gibt es Viktor Frankls Logotherapie.
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    Nach Frankels eigener Erfahrung
    als Insasse eines Konzentrationslagers
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    basiert die Logotherapie
    auf dem stoischen Prinzip,
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    dass wir mit Willenskraft
    unserem Leben Bedeutung verleihen können.
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    selbst in den trostlosesten Situationen.
Title:
Die Philosophie des Stoizismus – Massimo Pigliucci
Description:

Die ganze Lektion unter: http://ed.ted.com/lessons/the-philosophy-of-stoicism-massimo-pigliucci

Was ist das beste Leben, das wir führen können? Wie können wir das bewältigen, was uns das Universum in den Weg legt, und doch weiterhin Erfolg haben? Die altgriechisch-römische Philosophie des Stoizismus erklärt, dass wir die Ereignisse, die uns berühren, nicht immer kontrollieren können, sehr wohl aber, wie wir uns den Dingen nähern. Massimo Pigliucci beschreibt die Philosophie des Stoizismus.

Lektion von Massimo Pigliucci, Animation von Compote Collective.

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Video Language:
English
Team:
closed TED
Project:
TED-Ed
Duration:
05:30

German subtitles

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