Hyeonseo Lee: Meine Flucht aus Nordkorea
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0:00 - 0:02Als ich klein war,
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0:02 - 0:05dachte ich, mein Land
sei das beste der Welt, -
0:05 - 0:08und ich wuchs mit dem Lied
"Nichts zu beneiden" auf. -
0:08 - 0:11Und ich war sehr stolz.
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0:11 - 0:13In der Schule paukten wir
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0:13 - 0:15die Geschichte von Kim Il-Sung,
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0:15 - 0:19aber wir lernten nicht sehr viel
über die Welt da draußen, -
0:19 - 0:24außer, dass Amerika, Süd-Korea
und Japan unsere Feinde sind. -
0:24 - 0:27Obwohl ich mich oft fragte,
wie die Außenwelt ist, -
0:27 - 0:31dachte ich, ich würde mein ganzes
Leben in Nordkorea verbringen, -
0:31 - 0:35bis zu einem alles verändernden Zeitpunkt.
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0:35 - 0:39Mit sieben Jahren sah ich zum ersten Mal
eine öffentliche Hinrichtung, -
0:39 - 0:43aber ich dachte, mein Leben
in Nordkorea sei normal. -
0:43 - 0:45Meine Familie war nicht arm,
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0:45 - 0:48und ich selbst musste nie Hunger leiden.
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0:48 - 0:53Aber im Jahr 1995 brachte
meine Mutter einen Brief mit, -
0:53 - 0:55von der Schwester einer Kollegin.
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0:55 - 1:00Darin stand: "Wenn ihr das hier lest,
werden unsere fünf Familienmitglieder -
1:00 - 1:03nicht mehr auf dieser Welt sein,
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1:03 - 1:07weil wir seit zwei Wochen
nichts mehr gegessen haben. -
1:07 - 1:09Wir liegen zusammen auf dem Boden
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1:09 - 1:18und unsere Körper sind so schwach,
dass wir bald sterben." -
1:18 - 1:21Ich war so schockiert.
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1:21 - 1:23Ich hörte zum ersten Mal davon,
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1:23 - 1:28dass Menschen in meinem Land litten.
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1:28 - 1:31Kurz darauf ging ich am Bahnhof vorbei
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1:31 - 1:32und sah etwas Schreckliches,
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1:32 - 1:36das ich nicht mehr aus meiner
Erinnerung löschen kann. -
1:36 - 1:39Eine leblose Frau lag auf dem Boden,
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1:39 - 1:43und ein abgemagertes Kind
in ihren Arm blickte -
1:43 - 1:47hilflos in das Gesicht seiner Mutter.
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1:47 - 1:51Aber niemand half ihnen,
weil alle so damit beschäftigt waren, -
1:51 - 1:56sich um sich selbst und
ihre Familien zu kümmern. -
1:56 - 2:00Mitte der 1990er gab es eine
große Hungersnot in Nordkorea. -
2:00 - 2:03Am Ende waren mehr als
eine Million Nordkoreaner -
2:03 - 2:06der Hungersnot zum Opfer gefallen,
und viele weitere überlebten nur, -
2:06 - 2:12weil sie Gras, Käfer und Baumrinde aßen.
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2:12 - 2:15Stromausfälle wurden immer häufiger,
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2:15 - 2:19sodass sich nachts um mich
alles verdunkelte, -
2:19 - 2:22außer den Lichtern von China
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2:22 - 2:24auf der anderen Seite des Ufers,
an dem wir wohnten. -
2:24 - 2:30Ich fragte mich immer, warum sie
dort Lichter hatten und wir nicht. -
2:30 - 2:34Das ist ein Satellitenbild von Nordkorea
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2:34 - 2:37und seinen Nachbarn bei Nacht.
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2:37 - 2:39Das ist der Fluss Amrok (Yalu),
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2:39 - 2:42der zum Teil als Grenze
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2:42 - 2:44zwischen Nordkorea und China dient.
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2:44 - 2:47Wie Sie sehen, kann der Fluss stellenweise
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2:47 - 2:53sehr seicht sein und ermöglicht
Nordkoreanern die Flucht. -
2:53 - 2:55Aber viele sterben.
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2:55 - 3:02Manchmal sah ich Leichen im Fluss treiben.
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3:02 - 3:07Ich kann nicht viel darüber sagen,
wie ich Nordkorea verließ, -
3:07 - 3:11aber ich kann sagen, dass ich während
der verheerenden Jahre der Hungersnot -
3:11 - 3:16zu entfernten Verwandten
nach China geschickt wurde. -
3:16 - 3:18Ich dachte bloß,
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3:18 - 3:22dass ich für eine kurze Zeit
von meiner Familie getrennt sein würde. -
3:22 - 3:24Ich hätte mir nie gedacht,
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3:24 - 3:29dass es 14 Jahre braucht,
um wieder zusammenzuleben. -
3:29 - 3:33In China war es sehr schwer, als
junges Mädchen ohne Familie zu leben. -
3:33 - 3:36Ich hatte keine Vorstellung
davon, wie das Leben -
3:36 - 3:38als nordkoreanischer Flüchtling sein würde.
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3:38 - 3:42Aber bald erfuhr ich, dass es
nicht nur extrem schwierig, -
3:42 - 3:44sondern auch sehr gefährlich ist.
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3:44 - 3:49Denn nordkoreanische Flüchtlinge
werden in China -
3:49 - 3:52als illegale Immigranten gesehen.
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3:52 - 3:54Ich lebte also in ständiger Angst,
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3:54 - 3:57dass meine wahre Identität auffliegen könnte,
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3:57 - 4:00und man würde mich in
ein schreckliches Schicksal -
4:00 - 4:03nach Nordkorea zurücksenden.
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4:03 - 4:06Eines Tages wurde mein größter Alptraum wahr,
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4:06 - 4:08als ich von der chinesischen Polizei gefangen
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4:08 - 4:12und in die Polizeistation zum Verhör gebracht wurde.
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4:12 - 4:16Jemand bezichtigte mich, Nordkoreanerin zu sein,
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4:16 - 4:20also testeten sie meine Chinesischkenntnisse
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4:20 - 4:23und stellten mir unzählige Fragen.
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4:23 - 4:25Ich hatte solche Angst,
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4:25 - 4:28ich dachte mein Herz würde explodieren.
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4:28 - 4:32Würde irgendetwas unnatürlich
erscheinen, könnte ich eingesperrt -
4:32 - 4:34und abgewiesen werden.
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4:34 - 4:36Ich dachte, das wäre das Ende meines Lebens,
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4:36 - 4:40aber ich schaffte es,
meine Gefühle zu kontrollieren -
4:40 - 4:41und beantwortete die Fragen.
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4:41 - 4:44Nachdem sie mit dem Ausfragen fertig waren,
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4:44 - 4:46sagte ein Beamter zum anderen:
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4:46 - 4:48"Das war eine Falschmeldung.
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4:48 - 4:50Sie ist keine Nordkoreanerin."
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4:50 - 4:54Und sie ließen mich gehen.
Es war ein Wunder. -
4:54 - 4:57Manche Nordkoreaner ersuchen in China
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4:57 - 4:59bei ausländischen Botschaften Asyl,
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4:59 - 5:03aber viele werden von der
chinesischen Polizei erwischt -
5:03 - 5:04und abgewiesen.
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5:04 - 5:06Diese Mädchen hatten großes Glück.
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5:06 - 5:08Obwohl sie erwischt wurden,
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5:08 - 5:09wurden sie schließlich freigelassen
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5:09 - 5:12aufgrund immensen
internationalen Drucks. -
5:12 - 5:16Diese Nordkoreanerinnen
hatten nicht so viel Glück. -
5:16 - 5:20Jedes Jahr werden unzählige
Nordkoreaner in China erwischt -
5:20 - 5:22und nach Nordkorea abgewiesen,
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5:22 - 5:26wo sie gefoltert, eingesperrt
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5:26 - 5:29oder öffentlich hingerichtet werden.
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5:29 - 5:32Obwohl ich bei meiner Flucht Glück hatte,
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5:32 - 5:35geht es vielen anderen
Nordkoreanern nicht so. -
5:35 - 5:39Es ist ist tragisch, dass
Nordkoreaner ihre Identität verbergen -
5:39 - 5:43und hart ums Überleben kämpfen müssen.
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5:43 - 5:46Auch nachdem sie eine neue
Sprache gelernt und Arbeit gefunden haben, -
5:46 - 5:50kann ihre Welt in einem Moment
auf den Kopf gestellt werden. -
5:50 - 5:54Nach 10 Jahren des Versteckens
entschied ich mich deshalb dazu, -
5:54 - 5:58nach Südkorea zu gehen,
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5:58 - 6:01und wieder habe ich ein neues Leben begonnen.
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6:01 - 6:04Mich in Südkorea niederzulassen,
war eine größere Herausforderung, -
6:04 - 6:06als ich es mir gedacht hätte.
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6:06 - 6:10Englisch war in Südkorea so wichtig,
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6:10 - 6:13dass ich anfangen musste,
meine dritte Sprache zu lernen. -
6:13 - 6:16Zudem habe ich den großen Unterschied
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6:16 - 6:18zwischen Nord- und
Südkorea wahrgenommen. -
6:18 - 6:20Wir sind alle Koreaner, aber im Inneren
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6:20 - 6:22haben wir uns sehr
auseinanderentwickelt, -
6:22 - 6:26aufgrund von 67 Jahren der Teilung.
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6:26 - 6:30Ich durchlief eine Identitätskrise.
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6:30 - 6:33Bin ich Süd- oder Nordkoreanerin?
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6:33 - 6:36Woher komme ich? Wer bin ich?
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6:36 - 6:38Plötzlich gab es kein Land mehr,
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6:38 - 6:43das meine Heimat hätte sein können.
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6:43 - 6:47Obwohl mir die Anpassung an das
südkoreanische Leben nicht leicht fiel, -
6:47 - 6:48hatte ich einen Plan.
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6:48 - 6:52Ich bereitete mich für die Aufnahmeprüfung
an der Universität vor. -
6:52 - 6:56Gerade als ich mich an mein neues Leben gewöhnte,
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6:56 - 6:58erhielt ich einen schockierenden Anruf.
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6:58 - 7:00Die nordkoreanischen Behörden
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7:00 - 7:03fingen das Geld ab, das ich
meiner Familie schickte, -
7:03 - 7:05und als Strafe wurde meine Familie
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7:05 - 7:08zwangsweise umgesiedelt,
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7:08 - 7:11an einen abgelegenen Ort auf dem Land.
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7:11 - 7:14Sie mussten so schnell als möglich fliehen,
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7:14 - 7:17also begann ich ihre Flucht zu planen.
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7:17 - 7:21Nordkoreaner müssen eine
unglaubliche Strecke zurücklegen -
7:21 - 7:24auf ihrem Weg zur Freiheit.
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7:24 - 7:26Es ist fast unmöglich, die Grenze zwischen
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7:26 - 7:29Nord- und Südkorea zu überqueren.
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7:29 - 7:33Ironischerweise nahm ich
einen Flug zurück nach China -
7:33 - 7:36und machte mich auf den Weg
zur nordkoreanischen Grenze. -
7:36 - 7:39Weil meine Familie kein Chinesisch sprach,
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7:39 - 7:41musste ich sie leiten,
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7:41 - 7:45auf mehr als 2.000 Meilen durch China
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7:45 - 7:48und dann nach Südostasien.
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7:48 - 7:51Die Busfahrt dauerte eine Woche
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7:51 - 7:54und wir wurden mehrmals fast erwischt.
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7:54 - 7:57Einmal, als der Bus aufgehalten wurde,
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7:57 - 8:01kam ein chinesischer Polizeibeamter herein.
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8:01 - 8:03Er nahm die Ausweise von allen
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8:03 - 8:06und begann, Fragen zu stellen.
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8:06 - 8:09Da meine Familie kein Chinesisch verstand,
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8:09 - 8:14dachte ich mir, sie würden
festgenommen werden. -
8:14 - 8:17Als der chinesische Beamte
meine Familie ansprach, -
8:17 - 8:19stand ich entschlossen auf und sagte ihm,
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8:19 - 8:22dass sie taubstumm wären,
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8:22 - 8:24und ich ihre Aufsichtsperson sei.
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8:24 - 8:26Er schaute mich misstrauisch an,
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8:26 - 8:30aber glücklicherweise glaubte er mir.
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8:30 - 8:33Wir schafften es bis zur laotischen Grenze,
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8:33 - 8:38aber ich musste fast
all mein Geld aufbrauchen, -
8:38 - 8:40um die Grenzkontrollen
von Laos zu bestechen. -
8:40 - 8:43Aber selbst nachdem wir
die Grenze überschritten hatten, -
8:43 - 8:46wurde meine Familie inhaftiert,
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8:46 - 8:49wegen illegaler Grenzüberquerung.
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8:49 - 8:51Nachdem ich Geldstrafe und
Schmiergeld gezahlt hatte, -
8:51 - 8:55wurde meine Familie innerhalb
eines Monats freigelassen. -
8:55 - 8:58Aber kurz darauf wurde
meine Familie wieder inhaftiert, -
8:58 - 9:01in der Hauptstadt von Laos.
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9:01 - 9:05Das war einer der größten
Rückschläge meines Lebens. -
9:05 - 9:11Ich hatte alles getan, um meiner Familie
zur Freiheit zu verhelfen, -
9:11 - 9:13und wir waren so nahe dran,
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9:13 - 9:15aber meine Familie wurde festgenommen,
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9:15 - 9:19nur kurz vor der südkoreanischen Botschaft.
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9:19 - 9:22Ich ging hin und her zwischen
der Einwanderungsbehörde -
9:22 - 9:24und der Polizeistation,
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9:24 - 9:27und versuchte verzweifelt,
meine Familie zu befreien, -
9:27 - 9:28aber ich hatte nicht genug Geld,
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9:28 - 9:31um wieder Schmiergeld oder
Geldstrafen zu zahlen. -
9:31 - 9:33Ich verlor all meine Hoffnung.
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9:33 - 9:36Da fragte mich die Stimme eines Mannes,
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9:36 - 9:38"Was ist los?"
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9:38 - 9:39Ich war völlig überrascht,
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9:39 - 9:43dass sich ein Fremder darum kümmert.
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9:43 - 9:46In gebrochenem Englisch und mit einem Wörterbuch
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9:46 - 9:50erklärte ich meine Situation und ohne zu zögern
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9:50 - 9:52ging er zu einem Bankomat,
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9:52 - 9:55und zahlte das Geld für meine Familie
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9:55 - 9:59und zwei weitere Nordkoreaner,
um sie aus dem Gefängnis zu bekommen. -
9:59 - 10:02Ich dankte ihm von ganzem Herzen und fragte:
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10:02 - 10:05"Warum helfen Sie mir?"
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10:05 - 10:07"Ich helfe nicht Ihnen," antwortete er.
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10:07 - 10:10"Ich helfe den nordkoreanischen Menschen."
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10:10 - 10:15Mir wurde klar, dass dies ein symbolischer
Moment in meinem Leben war. -
10:15 - 10:18Der zuvorkommende Fremde
symbolisierte für mich eine neue -
10:18 - 10:22Hoffnung, die die Nordkoreaner
so dringend brauchten, -
10:22 - 10:25und er zeigte mir
die Freundlichkeit von Fremden -
10:25 - 10:28und die Unterstützung der
internationalen Gemeinschaft -
10:28 - 10:33als den Hoffnungsschimmer,
den die Nordkoreaner brauchen. -
10:33 - 10:35Schließlich, nach unserer langen Reise,
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10:35 - 10:39waren meine Familie und ich
wieder vereint in Südkorea, -
10:39 - 10:42aber die Freiheit zu erlangen
ist nur ein Schritt. -
10:42 - 10:46Viele Nordkoreaner werden
von ihren Familien getrennt -
10:46 - 10:49und sobald sie in einem
neuen Land ankommen, -
10:49 - 10:52fangen sie mit wenig oder
gar keinem Geld an. -
10:52 - 10:55Die internationale Gemeinschaft
kann uns helfen -
10:55 - 10:58bei der Bildung, dem Englischlernen,
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10:58 - 11:01der Berufsausbildung und vielem mehr.
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11:01 - 11:03Wir können auch die Brücke sein
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11:03 - 11:05zwischen den Menschen in Nordkorea
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11:05 - 11:07und der Außenwelt,
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11:07 - 11:10weil viele von uns noch in Kontakt
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11:10 - 11:12mit Familienangehörigen bleiben,
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11:12 - 11:15und wir schicken ihnen
Informationen und Geld, -
11:15 - 11:19das hilft, Nordkorea von
innen her zu verändern. -
11:19 - 11:22Ich hatte so ein Glück,
so viel Hilfe und Inspiration -
11:22 - 11:24in meinem Leben zu bekommen,
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11:24 - 11:28dass ich hoffnungsvollen
Nordkoreanern -
11:28 - 11:31zu Erfolg verhelfen möchte,
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11:31 - 11:34mit internationaler Unterstützung.
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11:34 - 11:36Ich bin sicher, dass Sie noch viel mehr
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11:36 - 11:39erfolgreiche Nordkoreaner auf
der ganzen Welt sehen werden, -
11:39 - 11:41auch auf der Bühne von TED.
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11:41 - 11:44Vielen Dank.
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11:44 - 11:53(Beifall)
- Title:
- Hyeonseo Lee: Meine Flucht aus Nordkorea
- Speaker:
- Hyeonseo Lee
- Description:
-
Aufgewachsen in Nordkorea, dachte Hyeonseo Lee, ihr Land sei "das beste der Welt". Erst mit der Hungersnot der 90er begann sie zu zweifeln. Sie flüchtete mit 14 Jahren und tauchte unter als Flüchtling in China. Es ist eine erschütternde und persönliche Geschichte vom Überleben und der Hoffnung – eine beeindruckende Erinnerung all jener, die in ständiger Gefahr leben, auch wenn die Grenze schon lange hinter ihnen liegt.
- Video Language:
- English
- Team:
- closed TED
- Project:
- TEDTalks
- Duration:
- 12:15
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