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Altruismus als Wegweiser

  • 0:03 - 0:08
    Wir Menschen sind zu
    außergewöhnlicher Güte fähig,
  • 0:08 - 0:12
    verfügen aber ebenso über
    eine immense zerstörerische Kraft.
  • 0:12 - 0:17
    Jedes Mittel kann entweder dazu dienen,
    etwas zu erschaffen oder zu zerstören.
  • 0:17 - 0:21
    Das hängt ganz von unserer Motivation ab.
  • 0:21 - 0:25
    Deshalb ist es umso wichtiger,
  • 0:25 - 0:29
    selbstlose anstelle von
    egoistischen Motiven zu fördern.
  • 0:31 - 0:36
    Unsere Zeit hält viele
    Herausforderungen für uns bereit.
  • 0:36 - 0:40
    Das können persönliche
    Herausforderungen sein:
  • 0:40 - 0:45
    Der eigene Verstand kann der
    beste Freund oder der ärgste Feind sein.
  • 0:46 - 0:49
    Hinzu kommen gesellschaftliche
    Herausforderungen:
  • 0:50 - 0:55
    Armut inmitten von Überfluss,
    Ungleichheit, Konflikte, Ungerechtigkeit.
  • 0:55 - 0:59
    Dann gibt es noch neue,
    unerwartete Herausforderungen.
  • 0:59 - 1:03
    Vor 10 000 Jahren lebten
    etwa fünf Millionen Menschen auf der Erde.
  • 1:04 - 1:06
    Egal, was sie anrichteten,
  • 1:06 - 1:11
    die Erde machte den Schaden
    schnell wieder gut.
  • 1:11 - 1:15
    Mit der Industriellen und
    Digitalen Revolution änderte sich das.
  • 1:16 - 1:20
    Wir sind nun auf unserer Erde
    der Haupteinflussfaktor.
  • 1:20 - 1:24
    Das Anthropozän, oder
    Menschenzeitalter, ist angebrochen.
  • 1:25 - 1:32
    Wenn wir annehmen, wir müssten
    das unendliche Wachstum
  • 1:32 - 1:36
    und den grenzenlosen Verbrauch
    an Ressourcen weiter vorantreiben,
  • 1:36 - 1:39
    dann ist das in etwa so,
    als würde dieser Mann hier --
  • 1:39 - 1:43
    in Anlehnung an einen früheren Staatschef,
    dessen Namen ich nicht nenne -- sagen:
  • 1:43 - 1:47
    "Vor fünf Jahren standen wir
    am Rande des Abgrunds.
  • 1:47 - 1:50
    Heute sind wir einen
    großen Schritt weiter."
  • 1:51 - 1:59
    Dieser Rand steht für die von Forschern
    definierten Belastungsgrenzen der Erde.
  • 1:59 - 2:04
    Innerhalb dieser Grenzen --
    die von verschiedenen Faktoren abhängen --
  • 2:04 - 2:09
    kann sich die Menschheit in den nächsten
    150 000 Jahren weiter entfalten,
  • 2:09 - 2:15
    sofern wir das Klima so stabil halten wie
    im Holozän, den letzten 10 000 Jahren.
  • 2:15 - 2:21
    Voraussetzung dafür ist die freiwillige
    Entscheidung zu einem einfacheren Leben
  • 2:21 - 2:24
    und zu qualitativem statt
    quantitativem Wachstum.
  • 2:24 - 2:30
    1900 befanden wir uns, wie Sie hier sehen,
    innerhalb der sicheren Grenzen.
  • 2:30 - 2:35
    1950 setzte die große Beschleunigung ein.
  • 2:36 - 2:41
    Halten Sie einen kurzen Moment inne
    für das, was jetzt kommt.
  • 2:43 - 2:47
    Wir haben einige Belastungsgrenzen
    unseres Planeten weit überschritten.
  • 2:47 - 2:51
    Schreitet etwa das Artensterben
    weiter so schnell voran,
  • 2:51 - 2:57
    werden bis 2050 30 Prozent aller Arten
    von der Erde verschwunden sein.
  • 2:57 - 3:02
    Selbst durch Aufbewahren ihrer DNS
    lässt sich das nicht rückgängig machen.
  • 3:04 - 3:10
    Hier sitze ich vor einem 7 000 Meter
    hohen Gletscher in Bhutan.
  • 3:11 - 3:16
    Im Himalaya gibt es 2 000 Gletscher,
    die rascher schmelzen als der Nordpol.
  • 3:18 - 3:22
    Was können wir in Anbetracht dessen tun?
  • 3:25 - 3:31
    Trotz ihrer politischen, wirtschaftlichen
    und wissenschaftlichen Komplexität
  • 3:31 - 3:38
    ist die Umweltfrage im Grunde eine Frage
    von Altruismus versus Egoismus.
  • 3:38 - 3:42
    Ich bin ein Marxist à la Groucho.
  • 3:42 - 3:43
    (Lachen)
  • 3:43 - 3:47
    Groucho Marx sagte: "Was kümmern mich
    die künftigen Generationen?
  • 3:47 - 3:49
    Was haben sie je für mich getan?"
  • 3:49 - 3:51
    (Lachen)
  • 3:51 - 3:57
    Leider hat der Milliardär Steve Forbes
    auf Fox News genau dasselbe gesagt,
  • 3:57 - 3:59
    es aber ernst gemeint.
  • 3:59 - 4:02
    Zum Anstieg des Meeresspiegels sagte er:
  • 4:02 - 4:05
    "Ich finde es unsinnig,
    mein heutiges Verhalten zu ändern,
  • 4:05 - 4:08
    wenn es erst in 100 Jahren
    zum Tragen kommt."
  • 4:08 - 4:11
    Interessiert Sie also das Wohl
    künftiger Generationen nicht,
  • 4:11 - 4:13
    dann nur zu.
  • 4:13 - 4:16
    Eine der größten Herausforderungen
    unserer Zeit besteht darin,
  • 4:16 - 4:20
    drei Zeitdimensionen
    in Einklang zu bringen:
  • 4:20 - 4:22
    die Kurzfristigkeit der Wirtschaft
  • 4:22 - 4:25
    bei Börsenschwankungen und
    Jahresabschlüssen;
  • 4:25 - 4:29
    die mittelfristige Entwicklung
    unserer Lebensqualität
  • 4:29 - 4:34
    über einen Zeitraum von 10 oder 20 Jahren;
  • 4:34 - 4:37
    und die langfristige
    Entwicklung der Umwelt.
  • 4:37 - 4:40
    Eine Unterhaltung zwischen
    Umweltschützern und Ökonomen
  • 4:40 - 4:43
    klingt wie ein völlig zusammenhangloser
    schizophrener Dialog,
  • 4:43 - 4:46
    sie sprechen unterschiedliche Sprachen.
  • 4:46 - 4:49
    In den letzten 10 Jahren
    habe ich die ganze Welt bereist.
  • 4:49 - 4:53
    Ich traf Wirtschafts-, Natur- und
    Neurowissenschaftler, Umweltschützer,
  • 4:53 - 4:57
    Philosophen und Denker
    im Himalaya wie andernorts.
  • 4:58 - 5:01
    Mir scheint, die drei Zeitdimensionen
  • 5:01 - 5:04
    lassen sich nur durch ein Prinzip
    in Einklang bringen:
  • 5:05 - 5:09
    mehr Rücksichtnahme auf andere.
  • 5:09 - 5:14
    Größere Rücksichtnahme führt zu
    einer umsichtigeren Wirtschaftsform,
  • 5:14 - 5:17
    in der das Finanzwesen
    im Dienste der Gesellschaft steht
  • 5:17 - 5:20
    und nicht umgekehrt.
  • 5:20 - 5:23
    Das heißt, dass man die
    einem anvertrauten Ressourcen
  • 5:23 - 5:25
    nicht im Kasino verspielt.
  • 5:25 - 5:28
    Mehr Rücksicht auf andere spornt dazu an,
  • 5:28 - 5:31
    soziale Ungerechtigkeiten zu beheben
  • 5:31 - 5:35
    und zum Wohlergehen
    in der Gesellschaft, in der Bildung
  • 5:35 - 5:37
    und am Arbeitsplatz beizutragen.
  • 5:37 - 5:41
    Was bringt es denn einem Staat,
    wenn er der mächtigste und reichste ist,
  • 5:41 - 5:43
    es aber allen Menschen schlecht geht?
  • 5:44 - 5:47
    Mehr Rücksicht auf andere verhindert auch,
  • 5:47 - 5:49
    dass wir unseren Planeten weiter plündern,
  • 5:49 - 5:53
    als hätten wir drei Erden zur Verfügung.
  • 5:54 - 5:56
    Die Frage ist also:
  • 5:56 - 6:00
    Altruismus ist die Antwort,
    nicht bloß ein neuartiges Ideal,
  • 6:00 - 6:04
    aber ist er auch eine echte,
    praktikable Lösung?
  • 6:04 - 6:06
    Gibt es ihn überhaupt,
  • 6:06 - 6:09
    den wahren Altruismus,
    oder sind wir zutiefst egoistisch?
  • 6:10 - 6:13
    Manchen Philosophen zufolge
    sind wir hoffnungslose Egoisten.
  • 6:13 - 6:15
    [Ich habe an den Menschen
    wenig Gutes gefunden.
  • 6:15 - 6:19
    Die meisten sind nach meiner
    Erfahrung Gesindel. -- Sigmund Freud]
  • 6:19 - 6:21
    Sind wir wirklich alle bloß Gesindel?
  • 6:21 - 6:23
    Sehr erbaulich.
  • 6:23 - 6:26
    Viele Philosophen, darunter Hobbes,
    waren davon überzeugt.
  • 6:26 - 6:29
    Aber nicht alle sehen wie Gesindel aus.
  • 6:29 - 6:32
    [Der Mensch ist ein Wolf
    für den Menschen. -- Plautus]
  • 6:32 - 6:35
    Dieser Kerl sieht aber
    gar nicht so übel aus.
  • 6:36 - 6:38
    Er ist einer meiner Freunde in Tibet.
  • 6:38 - 6:40
    Er ist sehr liebenswürdig.
  • 6:40 - 6:44
    Außerdem arbeiten wir Menschen
    sehr gerne zusammen.
  • 6:44 - 6:48
    Es gibt eigentlich keine größere Freude.
  • 6:48 - 6:51
    Und das gilt nicht nur für Menschen.
  • 6:52 - 6:55
    Dann gibt es noch den Kampf ums Dasein,
  • 6:55 - 6:58
    das Überleben des Stärkeren,
    den Sozialdarwinismus.
  • 6:58 - 6:59
    (Lachen)
  • 7:00 - 7:05
    Wettbewerb existiert natürlich.
    Dennoch muss die Zusammenarbeit
  • 7:05 - 7:11
    evolutionshistorisch weit kreativer sein,
    um ein komplexeres Niveau zu erreichen.
  • 7:11 - 7:15
    Wir haben ein starkes Kooperationstalent
    und sollten noch viel weiter gehen.
  • 7:16 - 7:21
    Hinzu kommt die Qualität
    zwischenmenschlicher Beziehungen.
  • 7:22 - 7:26
    In einer Umfrage untersuchte die OECD
    10 Glücksfaktoren wie z. B. Einkommen.
  • 7:26 - 7:29
    Auf die Frage, was für sie Glück ausmache,
  • 7:29 - 7:33
    nannten die Befragten an erster Stelle
    die Qualität sozialer Beziehungen.
  • 7:33 - 7:35
    Und das gilt nicht nur für Menschen.
  • 7:36 - 7:38
    Sehen Sie sich einmal
    diese Urgroßmütter an.
  • 7:41 - 7:46
    Dass wir im Grunde unseres Herzens
    hoffnungslose Egoisten seien,
  • 7:46 - 7:49
    ist eine Stammtisch-Theorie.
  • 7:49 - 7:53
    In keiner einzigen soziologischen
    oder psychologischen Studie
  • 7:53 - 7:55
    wurde das je bewiesen.
  • 7:55 - 7:57
    Eher das Gegenteil.
  • 7:57 - 8:00
    Mein Freund Daniel Batson
    setzte sein Leben lang
  • 8:00 - 8:04
    Menschen unter Laborbedingungen
    sehr komplexen Situationen aus.
  • 8:04 - 8:07
    Natürlich sind wir manchmal egoistisch,
    die einen mehr, die anderen weniger.
  • 8:07 - 8:11
    Aber Batsons Experimente
    zeigten immer wieder,
  • 8:11 - 8:16
    dass beachtlich viele Menschen trotz
    aller Widrigkeiten selbstlos handeln.
  • 8:16 - 8:20
    Wenn man einen Schwerverletzten
    mit starken Schmerzen sieht,
  • 8:20 - 8:23
    wird man vielleicht allein
    aus Empathiegründen helfen:
  • 8:23 - 8:27
    Das Mit-Leiden ist unerträglich;
    daher helfen wir lieber statt zuzusehen.
  • 8:27 - 8:33
    Batsons Tests zeigten eindeutig:
    Menschen können selbstlos sein.
  • 8:33 - 8:35
    Ein erfreuliches Ergebnis.
  • 8:35 - 8:40
    Bedenken wir auch, wie häufig uns
    Güte als etwas Alltägliches begegnet.
  • 8:40 - 8:41
    Wie etwa gerade jetzt.
  • 8:41 - 8:44
    Beim Hinausgehen werden wir
    sicher nicht sagen:
  • 8:44 - 8:46
    "Wie schön, dass es keine Prügelei gab,
  • 8:46 - 8:49
    während dieser Mönch
    über Altruismus sinnierte."
  • 8:49 - 8:51
    Nein, denn davon geht man ja aus.
  • 8:51 - 8:54
    Wenn es eine Prügelei gäbe,
    würden wir monatelang davon sprechen.
  • 8:55 - 8:58
    Wegen seiner Alltäglichkeit erregt
    das Gute keine Aufmerksamkeit.
  • 8:58 - 9:00
    Dennoch ist es vorhanden.
  • 9:02 - 9:04
    Noch ein Beispiel:
  • 9:10 - 9:15
    Nachdem ich von meinen 140 humanitären
    Projekten im Himalaya erzählt hatte,
  • 9:15 - 9:18
    die mir sehr viel Freude bereiten,
    erklärten mir einige Psychologen:
  • 9:18 - 9:22
    "Aha, Sie machen das also
    des guten Gefühls wegen.
  • 9:22 - 9:24
    Das ist nicht selbstlos.
    Sie fühlen sich einfach gut dabei."
  • 9:24 - 9:28
    Glauben Sie, dieser Mann hier dachte
    bei seinem Sprung vor den Zug:
  • 9:28 - 9:30
    "Danach werde ich mich so gut fühlen!"
  • 9:30 - 9:32
    (Lachen)
  • 9:32 - 9:33
    Doch damit nicht genug.
  • 9:33 - 9:37
    Es heißt außerdem,
    er habe im Nachhinein angegeben:
  • 9:37 - 9:40
    "Ich hatte keine Wahl.
    Natürlich musste ich springen."
  • 9:40 - 9:44
    Eine automatische Reaktion also.
    Das sei weder egoistisch noch selbstlos.
  • 9:44 - 9:45
    Keine Wahl?
  • 9:45 - 9:48
    Natürlich überlegt dieser Mann
    nicht eine halbe Stunde lang:
  • 9:48 - 9:50
    "Soll ich ihm die Hand reichen?
    Oder nicht?"
  • 9:50 - 9:54
    Er tut es. Seine Wahl ist
    eine naheliegende und dringliche.
  • 9:54 - 9:56
    Auch der hier hatte eine Wahl.
  • 9:56 - 9:58
    (Lachen)
  • 9:59 - 10:03
    Es gibt Menschen, die eine Wahl hatten,
    wie Pfarrer André Trocmé
  • 10:03 - 10:06
    und seine Frau und das ganze Dorf
    Le Chambon-sur-Lignon in Frankreich.
  • 10:06 - 10:10
    Während des Zweiten Weltkriegs retteten
    sie 3 500 Juden das Leben.
  • 10:10 - 10:12
    Unter Gefährdung ihres
    eigenen Lebens und ihrer Familie
  • 10:12 - 10:16
    boten sie den Juden Unterschlupf
    und brachten sie in die Schweiz.
  • 10:16 - 10:18
    Altruismus existiert wirklich.
  • 10:18 - 10:19
    Was aber ist Altruismus?
  • 10:19 - 10:23
    Es ist der Wunsch, andere mögen glücklich
    sein und den Schlüssel zum Glück finden.
  • 10:23 - 10:28
    Empathie wiederum ist die affektive
    oder kognitive Resonanz, die uns verrät:
  • 10:28 - 10:31
    Dieser Mensch freut sich,
    dieser Mensch leidet.
  • 10:31 - 10:34
    Doch Empathie allein ist nicht genug.
  • 10:34 - 10:37
    Wenn man ständig von Leid umgeben ist,
  • 10:37 - 10:40
    kann sich Empathie in Stress
    umkehren und erschöpfen.
  • 10:40 - 10:44
    Deshalb brauchen wir den größeren
    Rahmen liebevoller Güte.
  • 10:44 - 10:47
    Zusammen mit Tania Singer
    vom Max-Planck-Institut in Leipzig
  • 10:47 - 10:48
    haben wir gezeigt,
  • 10:48 - 10:53
    dass Empathie und liebevolle Güte
    im Gehirn unterschiedlich vernetzt sind.
  • 10:53 - 10:55
    Das ist zwar alles schön und gut
  • 10:55 - 11:00
    als ein Resultat der Evolution, der
    mütterlichen Fürsorge, elterlichen Liebe,
  • 11:00 - 11:02
    aber wir müssen das ausdehnen.
  • 11:02 - 11:05
    Es kann auch auf andere Spezies
    ausgedehnt werden.
  • 11:05 - 11:10
    Für eine selbstlosere Gesellschaft
    brauchen wir zwei Dinge:
  • 11:10 - 11:13
    individuelle Veränderung
    und gesellschaftliche Veränderung.
  • 11:13 - 11:15
    Ist indidviduelle Veränderung
    denn möglich?
  • 11:15 - 11:19
    2 000 Jahre kontemplative Forschung
    haben gezeigt: Ja, sie ist möglich.
  • 11:19 - 11:23
    15 Jahre Zusammenarbeit mit Neurologen
    und Epigenetikern zeigen uns jetzt:
  • 11:23 - 11:26
    Ja, unser Gehirn verändert sich,
    wenn wir uns in Altruismus üben.
  • 11:27 - 11:30
    Ich habe 120 Stunden
    im Kernspintomografen verbracht.
  • 11:30 - 11:33
    Das ist nach den ersten
    zweieinhalb Stunden.
  • 11:33 - 11:37
    Die Ergebnisse erschienen in vielen
    wissenschaftlichen Artikeln.
  • 11:37 - 11:39
    Es wurde eindeutig bewiesen,
  • 11:39 - 11:43
    dass das Gehirn strukturelle und
    funktionelle Veränderungen erfährt,
  • 11:43 - 11:44
    wenn man selbstlose Liebe praktiziert.
  • 11:44 - 11:46
    Zur besseren Veranschaulichung:
  • 11:46 - 11:50
    links das Gehirn eines Meditierenden,
    wenn er nicht meditiert,
  • 11:50 - 11:53
    und während der Mitgefühlsmeditation.
    Sie sehen die Hirnaktivität.
  • 11:53 - 11:57
    Daneben die Kontrollgruppe
    im Ruhezustand: keinerlei Aktivität,
  • 11:57 - 12:00
    während der Meditation: keinerlei
    Aktivität. Sie sind ungeübt.
  • 12:00 - 12:03
    Muss man dafür 50 000 Stunden
    meditieren? Nein.
  • 12:04 - 12:09
    Bereits nach vier Wochen mit 20 Minuten
    achtsamer Meditation pro Tag
  • 12:09 - 12:14
    gibt es strukturelle Veränderungen im
    Gehirn im Vergleich zur Kontrollgruppe.
  • 12:14 - 12:17
    Nach nur 20 Minuten pro Tag,
    vier Wochen lang.
  • 12:18 - 12:22
    Es funktioniert sogar bei Kindern.
    Das zeigte Richard Davidson in Madison.
  • 12:22 - 12:25
    Ein achtwöchiges Programm
    aus Übungen zu Dankbarkeit, Mitgefühl,
  • 12:25 - 12:28
    Zusammenarbeit, achtsamer Atmung.
    Sie denken jetzt bestimmt:
  • 12:28 - 12:32
    "Das sind doch nur Vorschulkinder".
    Das Ergebnis nach acht Wochen:
  • 12:32 - 12:35
    Die blaue Linie zeigt
    das prosoziale Verhalten.
  • 12:35 - 12:39
    Dann kam der wissenschaftlich
    entscheidende Versuch mit den Aufklebern.
  • 12:39 - 12:43
    Zuerst nennt jedes Kind seinen
    besten Freund in der Klasse,
  • 12:43 - 12:48
    dann das Kind, das es am wenigsten mag,
    dann ein fremdes und ein krankes Kind.
  • 12:48 - 12:50
    Dann müssen sie Aufkleber verteilen.
  • 12:50 - 12:54
    Vor dem Programm gaben sie ihrem
    besten Freund die meisten Aufkleber.
  • 12:54 - 12:57
    Vier, fünf Jahre alt, 20 Minuten,
    dreimal pro Woche.
  • 12:58 - 13:01
    Nach dem Programm gab es
    keine Benachteiligung mehr:
  • 13:01 - 13:05
    gleich viele Aufkleber für den
    besten Freund und das unliebsamste Kind.
  • 13:05 - 13:08
    Das sollten wir doch in
    allen Schulen der Welt einführen.
  • 13:09 - 13:10
    Doch wie geht es weiter?
  • 13:10 - 13:13
    (Applaus)
  • 13:15 - 13:18
    Als der Dalai Lama davon erfuhr,
    sagte er zu Richard Davidson:
  • 13:18 - 13:21
    "Mach das in 10 Schulen, in 100 Schulen,
    bei der UNO, auf der ganze Welt."
  • 13:21 - 13:23
    Wie geht es jetzt also weiter?
  • 13:23 - 13:25
    Individuelle Veränderung ist möglich.
  • 13:25 - 13:30
    Sollen wir darauf warten, dass ein
    menschliches Gen für Altruismus entsteht?
  • 13:30 - 13:33
    Das würde 50 000 Jahre dauern,
    zu lang für die Umwelt.
  • 13:33 - 13:37
    Glücklicherweise gibt es
    die kulturelle Evolution.
  • 13:38 - 13:43
    Wie Fachleute bewiesen haben, verändern
    sich Kulturen viel schneller als Gene.
  • 13:43 - 13:45
    Eine gute Nachricht.
  • 13:45 - 13:49
    Die Einstellung gegenüber Krieg hat sich
    mit den Jahren drastisch geändert.
  • 13:49 - 13:53
    Individuelle und kulturelle
    Veränderung formen sich gegenseitig.
  • 13:53 - 13:57
    Deshalb können wir eine
    selbstlosere Gesellschaft schaffen.
  • 13:57 - 13:58
    Und dann?
  • 13:58 - 14:01
    Ich für meinen Teil, werde
    in den Osten zurückgehen.
  • 14:01 - 14:04
    In unseren Projekten behandeln wir
    derzeit 100 000 Patienten pro Jahr.
  • 14:04 - 14:07
    25 000 Kinder besuchen die Schule,
    bei nur 4 % Gemeinkosten.
  • 14:07 - 14:10
    Manche sagen: "Das funktioniert
    vielleicht in der Praxis,
  • 14:10 - 14:12
    aber funktioniert es auch in der Theorie?"
  • 14:12 - 14:14
    Positive Abweichung gibt es immer.
  • 14:16 - 14:18
    Ich werde mich auch deshalb
    in mein Kloster zurückziehen,
  • 14:18 - 14:21
    um die innere Kraft zu finden,
    anderen besser helfen zu können.
  • 14:22 - 14:25
    Doch was können wir
    auf globaler Ebene tun?
  • 14:25 - 14:26
    Wir brauchen drei Dinge:
  • 14:26 - 14:28
    Förderung der Zusammenarbeit:
  • 14:28 - 14:32
    gemeinschaftliches statt konkurrierendes
    Lernen in den Schulen,
  • 14:32 - 14:35
    uneingeschränkte Zusammenarbeit
    innerhalb von Unternehmen --
  • 14:35 - 14:39
    Konkurrenz darf nur zwischen, nicht jedoch
    innerhalb Unternehmen existieren.
  • 14:40 - 14:44
    Wir brauchen nachhaltige Harmonie.
    Ich liebe diesen Begriff.
  • 14:44 - 14:46
    Kein nachhaltiges Wachstum mehr.
  • 14:46 - 14:50
    Nachhaltige Harmonie heißt,
    ab jetzt reduzieren wir Ungleichheit.
  • 14:50 - 14:54
    Dann können wir zukünftig
    aus weniger mehr machen
  • 14:54 - 14:58
    und qualitativ weiterwachsen,
    nicht quantitativ.
  • 14:58 - 15:01
    Wir brauchen eine
    fürsorgliche Wirtschaftsform.
  • 15:01 - 15:06
    Der Homo oeconomicus kann
    trotz Überfluss die Armut nicht senken,
  • 15:06 - 15:08
    er schafft es nicht,
    mit dem Problem des Allgemeinguts
  • 15:08 - 15:10
    in der Atmosphäre und im Ozean umzugehen.
  • 15:10 - 15:12
    Wir brauchen eine fürsorgliche Wirtschaft.
  • 15:12 - 15:15
    Fordert man von der Wirtschaft
    mehr Mitgefühl,
  • 15:15 - 15:17
    antworten sie:
    "Das ist nicht unsere Aufgabe".
  • 15:17 - 15:20
    Aber sagt man ihnen, sie nähmen
    keine Rücksicht, sieht es schlecht aus.
  • 15:20 - 15:24
    Wir brauchen regionales Bemühen
    und globale Verantwortung.
  • 15:24 - 15:28
    Wir müssen unseren Altruismus auf die
    anderen 1,6 Mio. Spezies ausweiten.
  • 15:28 - 15:32
    Alle fühlenden Wesen sind
    unsere Mitbürger auf der Erde.
  • 15:32 - 15:35
    Und wir brauchen mehr Mut zu Altruismus.
  • 15:35 - 15:38
    Lang lebe die Revolution des Altruismus.
  • 15:38 - 15:42
    Viva la revolución de altruismo.
  • 15:42 - 15:46
    (Applaus)
  • 15:49 - 15:51
    Vielen Dank.
  • 15:51 - 15:52
    (Applaus)
Title:
Altruismus als Wegweiser
Speaker:
Matthieu Ricard
Description:

Was ist Altruismus? Einfach ausgedrückt ist es der Wunsch, andere Menschen mögen glücklich sein. Matthieu Ricard, Glücksforscher und buddhistischer Mönch, erklärt, Altruismus eigne sich außerdem hervorragend als Wegweiser in allen kurz- und langfristigen Lebens- und Arbeitssituationen.

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Video Language:
English
Team:
closed TED
Project:
TEDTalks
Duration:
16:07
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  • Anmerkung für den Approver:
    Die ursprüngliche Übersetzung von Anselm wurde von mir als damalige Reviewerin zur Überarbeitung zurückgeschickt. Diese Aufgabe wurde jedoch nicht erledigt, also blieb das Video im Translate-Status.
    Englisch INTRAWI hat dann das Video zur Übersetzung übernommen, aber Anselms Übersetzung aus Unwissenheit komplett gelöscht und eine völlig neue angefertigt. Ich habe anschließend wieder das Review übernommen.
    Die laut History allererste Übersetzerin, Magda Komorowska, hat fast nichts übersetzt und braucht für die Vergabe der Credits nicht berücksichtigt werden.
    Lg, Johanna

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