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Das Vergnügen dichterischer Muster - David Silverstein

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    Konzentriere dich nur
    für einen einzigen Moment
  • 0:09 - 0:10
    auf deine Atmung.
  • 0:10 - 0:12
    Langsam einatmen.
  • 0:12 - 0:14
    Langsam ausatmen.
  • 0:14 - 0:15
    Einatmen.
  • 0:15 - 0:17
    Und aus.
  • 0:17 - 0:20
    Das gleiche Muster wiederholt sich
    in jedem von uns
  • 0:20 - 0:22
    und bestimmt deinen Puls.
  • 0:22 - 0:25
    Der Schlag findet in unseren
    Fasern des Seins statt.
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    Einfach gesagt, sind wir Lebewesen
    des Rhythmus und der Wiederholung.
  • 0:29 - 0:31
    Es ist wichtig für unsere Erfahrung.
  • 0:31 - 0:33
    Rhythmus und Wiederholung,
  • 0:33 - 0:35
    Rhythmus und Wiederholung.
  • 0:35 - 0:36
    Weiter, und ein,
  • 0:36 - 0:39
    und weiter und aus.
  • 0:39 - 0:41
    Wir erfreuen uns jeden Tag
    an diesen Aspekten,
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    am Rhythmus eines Liedes,
  • 0:43 - 0:44
    dem Schlag einer Trommel,
  • 0:44 - 0:46
    dem Nicken deines Kopfes
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    oder den Konservendosen auf dem Laufband,
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    den Reihen einer Obstbaumplantage,
  • 0:49 - 0:51
    der Kunst der Blütenblätter.
  • 0:51 - 0:54
    Muster können ein Vergnügen sein.
  • 0:54 - 0:56
    In der Sprache werden
    Rhythmus und Wiederholung
  • 0:56 - 0:59
    oft als Bausteine für
    die Dichtkunst genutzt.
  • 0:59 - 1:01
    Das ist der Rhythmus der Sprache,
  • 1:01 - 1:04
    erzeugt durch Silben und ihre Betonung,
  • 1:04 - 1:10
    so wie "So lang ein Mensch
    noch lebt, ein Auge sieht, ..."
  • 1:10 - 1:13
    Die Wiederholung der Sprache
    erfolgt auf mehreren Ebenen:
  • 1:13 - 1:15
    die Wiederholung von Buchstaben,
  • 1:15 - 1:18
    "So lang lebt dies,
    und du in diesem Lied."
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    von Klängen,
  • 1:19 - 1:22
    "lebt", "sieht", "Lied",
  • 1:22 - 1:23
    und von Worten.
  • 1:23 - 1:26
    Bei so häufigem Gebrauch
    ist die Wiederholung
  • 1:26 - 1:29
    das formbarste und zuverlässigste
    Werkzeug des Dichters.
  • 1:29 - 1:32
    Es kann den Hörer heben oder senken,
  • 1:32 - 1:34
    die Zeile verstärken oder trüben,
  • 1:34 - 1:37
    Ideen vereinheitlichen oder verändern.
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    Tatsächlich ist sogar Rhythmus selbst
  • 1:39 - 1:42
    ein sich wiederholendes Muster
    von betonten Silben
  • 1:42 - 1:44
    und somit eine Form von Wiederholung.
  • 1:44 - 1:46
    Doch trotz des vielfältigen Gebrauchs
  • 1:46 - 1:49
    können zu viele Wiederholungen
    nach hinten losgehen.
  • 1:49 - 1:53
    Stell dir vor, das gleiche Wort
    20-mal an die Tafel zu schreiben.
  • 1:53 - 1:56
    wieder und wieder und wieder und wieder;
  • 1:56 - 2:00
    oder stell dir ein kleines Kind vor,
    das nach seiner Mutter ruft:
  • 2:00 - 2:03
    "Mama, Mama, Mami, Mama, Mama."
  • 2:03 - 2:06
    Nicht unbedingt das,
    was wir Dichtkunst nennen.
  • 2:06 - 2:10
    Was ist also dichterische Wiederholung
    und warum funktioniert es?
  • 2:10 - 2:12
    Am besten vertraut
    ist vermutlich der Reim,
  • 2:12 - 2:15
    die Klangwiederholung am Wortende.
  • 2:15 - 2:18
    Wie in Shakespeares Beispiel
  • 2:18 - 2:21
    finden wir oft Reime am Ende einer Zeile.
  • 2:21 - 2:24
    Auf diese Weise schafft
    Wiederholung eine Erwartung.
  • 2:24 - 2:28
    Wir beginnen, auf die Wiederholung
    solcher ähnlichen Klänge zu achten.
  • 2:28 - 2:31
    Wenn wir sie hören, empfinden wir
    das gefundene Muster als angenehm,
  • 2:31 - 2:34
    So wie Waldo im visuellen Chaos zu finden,
  • 2:34 - 2:37
    hören wir das Echo im Geschwätz.
  • 2:37 - 2:41
    Doch ein Reim muss sich nicht
    ausschließlich am Zeilenende befinden.
  • 2:41 - 2:44
    Beachte das stark herausklingende "i" in
  • 2:44 - 2:48
    "So lang lebt dies,
    und du in diesem Lied."
  • 2:48 - 2:51
    Diese Wiederholung der Vokale
    nennt man Assonanz
  • 2:51 - 2:54
    und ist auch in Eminems
    "Louse Yourself" zu hören.
  • 2:54 - 2:57
    Achte darauf, wie das"e"
    und das "o" wiederholt werden,
  • 2:57 - 2:59
    in und am Ende der Zeile.
  • 2:59 - 3:01
    "Oh, there goes gravity,
  • 3:01 - 3:03
    Oh, there goes rabbit, he choked,
  • 3:03 - 3:06
    he so mad but he won't give up that easy,
  • 3:06 - 3:07
    no, he won't have it,
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    he knows his whole back's to these ropes."
  • 3:10 - 3:13
    Die abwechselnde Assonanz
    erzeugt ihren eigenen Rhythmus
  • 3:13 - 3:16
    und lädt uns dazu ein, unsere
    eigenen Stimmen im Echo zu hören.
  • 3:16 - 3:20
    Auf ähnliche Weise ist der Gleichklang
    die Wiederholung von Konsonanten,
  • 3:20 - 3:22
    wie das "l" und das "d" in
  • 3:22 - 3:26
    "So lang lebt dies,
    und du in diesem Lied."
  • 3:26 - 3:29
    Eigentlich müsste dir
    diese Art des Gleichklangs,
  • 3:29 - 3:31
    der am Wortanfang vorkommt,
  • 3:31 - 3:33
    bereits vertraut sein.
  • 3:33 - 3:36
    Er wird Alliteration
    oder Frontreim genannt.
  • 3:36 - 3:39
    Ein großartiges Beispiel
    sind Zungenbrecher.
  • 3:39 - 3:41
    "Fischers Fritze fischte frische Fische,
  • 3:41 - 3:45
    frische Fische fischte Fischers Fritze."
  • 3:45 - 3:49
    Hier wird die Freude offensichtlich,
    wenn wir über den Gleichklang stolpern,
  • 3:49 - 3:53
    sowohl im Wort, als auch am Wortanfang.
  • 3:53 - 3:57
    Doch sie spiegeln auch die
    Notwendigkeit der Variation wider.
  • 3:57 - 3:59
    Während schwer zu sagen ist,
  • 3:59 - 4:02
    dass sie von einigen weniger
    als Imitation von Dichtung gesehen werden,
  • 4:02 - 4:07
    oder als unecht, weil sie so stark auf
    einen gleichen Klang einschlagen,
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    wie bei der Wiederholung an der Tafel.
  • 4:09 - 4:13
    Letztendlich ist es ein Balanceakt,
    wobei der Dichter lernen muss,
  • 4:13 - 4:14
    wann er wiederholt
  • 4:14 - 4:15
    und wann er es lässt,
  • 4:15 - 4:17
    wann Erwartungen erfüllt werden
  • 4:17 - 4:19
    und wenn sie durchkreuzt werden.
  • 4:19 - 4:22
    In dem Gleichgewicht reicht es
    aus, sich zu besinnen,
  • 4:22 - 4:25
    dass wir in einer Welt
    voller Variationen leben
  • 4:25 - 4:28
    und tragen dabei unseren eigenen
    Atem und Schlag in uns,
  • 4:28 - 4:32
    unsere eigene Wiederholung,
    wohin wir auch immer gehen.
Title:
Das Vergnügen dichterischer Muster - David Silverstein
Description:

Die ganze Lektion unter: http://ed.ted.com/lessons/the-pleasure-of-poetic-pattern-david-silverstein

Menschen sind voller Rhythmus und Wiederholung. Von unserer Atmung bis zu unserem Gang: Rhythmus ist wichtig für unsere Erfahrung und bringt uns oft Freude. Wir können uns an dem Rhythmus eines Liedes erfreuen, oder sogar an den Reihen einer Obstbaumplantage. Allerdings kann zu viel Wiederholung auch nach hinten losgehen. David Silverstein beschreibt, was Wiederholung in der Dichtkunst ist und warum es funktioniert.

Lektion von David Silverstein, Animation von Avi Ofer.

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Video Language:
English
Team:
closed TED
Project:
TED-Ed
Duration:
04:47

German subtitles

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