WEBVTT

00:00:06.839 --> 00:00:09.030
Konzentriere dich nur
für einen einzigen Moment

00:00:09.030 --> 00:00:10.315
auf deine Atmung.

00:00:10.315 --> 00:00:12.140
Langsam einatmen.

00:00:12.140 --> 00:00:13.756
Langsam ausatmen.

00:00:13.756 --> 00:00:15.274
Einatmen.

00:00:15.274 --> 00:00:16.625
Und aus.

00:00:16.625 --> 00:00:19.944
Das gleiche Muster wiederholt sich 
in jedem von uns

00:00:19.944 --> 00:00:21.574
und bestimmt deinen Puls.

00:00:21.574 --> 00:00:25.474
Der Schlag findet in unseren 
Fasern des Seins statt.

00:00:25.474 --> 00:00:29.405
Einfach gesagt, sind wir Lebewesen 
des Rhythmus und der Wiederholung.

00:00:29.405 --> 00:00:31.466
Es ist wichtig für unsere Erfahrung.

00:00:31.466 --> 00:00:33.231
Rhythmus und Wiederholung,

00:00:33.231 --> 00:00:35.260
Rhythmus und Wiederholung.

00:00:35.260 --> 00:00:36.449
Weiter, und ein,

00:00:36.449 --> 00:00:38.736
und weiter und aus.

00:00:38.736 --> 00:00:41.409
Wir erfreuen uns jeden Tag 
an diesen Aspekten,

00:00:41.409 --> 00:00:42.696
am Rhythmus eines Liedes,

00:00:42.696 --> 00:00:44.148
dem Schlag einer Trommel,

00:00:44.148 --> 00:00:45.564
dem Nicken deines Kopfes

00:00:45.564 --> 00:00:47.874
oder den Konservendosen auf dem Laufband,

00:00:47.874 --> 00:00:49.492
den Reihen einer Obstbaumplantage,

00:00:49.492 --> 00:00:51.382
der Kunst der Blütenblätter.

00:00:51.382 --> 00:00:53.511
Muster können ein Vergnügen sein.

00:00:53.511 --> 00:00:56.475
In der Sprache werden
Rhythmus und Wiederholung

00:00:56.475 --> 00:00:59.406
oft als Bausteine für
die Dichtkunst genutzt.

00:00:59.406 --> 00:01:01.305
Das ist der Rhythmus der Sprache,

00:01:01.305 --> 00:01:04.101
erzeugt durch Silben und ihre Betonung,

00:01:04.101 --> 00:01:09.806
so wie "So lang ein Mensch
noch lebt, ein Auge sieht, ..."

00:01:09.806 --> 00:01:13.026
Die Wiederholung der Sprache
erfolgt auf mehreren Ebenen:

00:01:13.026 --> 00:01:14.667
die Wiederholung von Buchstaben,

00:01:14.667 --> 00:01:18.071
"So lang lebt dies,
und du in diesem Lied."

00:01:18.071 --> 00:01:19.291
von Klängen,

00:01:19.291 --> 00:01:21.874
"lebt", "sieht", "Lied",

00:01:21.874 --> 00:01:23.477
und von Worten.

00:01:23.477 --> 00:01:26.350
Bei so häufigem Gebrauch
ist die Wiederholung

00:01:26.350 --> 00:01:29.342
das formbarste und zuverlässigste
Werkzeug des Dichters.

00:01:29.342 --> 00:01:31.818
Es kann den Hörer heben oder senken,

00:01:31.818 --> 00:01:34.197
die Zeile verstärken oder trüben,

00:01:34.197 --> 00:01:37.223
Ideen vereinheitlichen oder verändern.

00:01:37.223 --> 00:01:39.318
Tatsächlich ist sogar Rhythmus selbst

00:01:39.318 --> 00:01:42.088
ein sich wiederholendes Muster
von betonten Silben

00:01:42.088 --> 00:01:44.500
und somit eine Form von Wiederholung.

00:01:44.500 --> 00:01:46.362
Doch trotz des vielfältigen Gebrauchs

00:01:46.362 --> 00:01:48.942
können zu viele Wiederholungen 
nach hinten losgehen.

00:01:48.942 --> 00:01:53.095
Stell dir vor, das gleiche Wort
20-mal an die Tafel zu schreiben.

00:01:53.095 --> 00:01:55.739
wieder und wieder und wieder und wieder;

00:01:55.739 --> 00:01:59.695
oder stell dir ein kleines Kind vor, 
das nach seiner Mutter ruft:

00:01:59.695 --> 00:02:03.241
"Mama, Mama, Mami, Mama, Mama."

00:02:03.241 --> 00:02:06.164
Nicht unbedingt das, 
was wir Dichtkunst nennen.

00:02:06.164 --> 00:02:09.831
Was ist also dichterische Wiederholung
und warum funktioniert es?

00:02:09.831 --> 00:02:12.249
Am besten vertraut
ist vermutlich der Reim,

00:02:12.249 --> 00:02:15.343
die Klangwiederholung am Wortende.

00:02:15.343 --> 00:02:17.529
Wie in Shakespeares Beispiel

00:02:17.529 --> 00:02:20.547
finden wir oft Reime am Ende einer Zeile.

00:02:20.547 --> 00:02:23.862
Auf diese Weise schafft
Wiederholung eine Erwartung.

00:02:23.862 --> 00:02:27.601
Wir beginnen, auf die Wiederholung 
solcher ähnlichen Klänge zu achten.

00:02:27.601 --> 00:02:31.250
Wenn wir sie hören, empfinden wir 
das gefundene Muster als angenehm,

00:02:31.250 --> 00:02:33.588
So wie Waldo im visuellen Chaos zu finden,

00:02:33.588 --> 00:02:36.815
hören wir das Echo im Geschwätz.

00:02:36.815 --> 00:02:41.347
Doch ein Reim muss sich nicht 
ausschließlich am Zeilenende befinden.

00:02:41.347 --> 00:02:43.924
Beachte das stark herausklingende "i" in

00:02:43.924 --> 00:02:47.631
"So lang lebt dies,
und du in diesem Lied."

00:02:47.631 --> 00:02:50.757
Diese Wiederholung der Vokale 
nennt man Assonanz

00:02:50.757 --> 00:02:53.771
und ist auch in Eminems 
"Louse Yourself" zu hören.

00:02:53.771 --> 00:02:57.146
Achte darauf, wie das"e"
und das "o" wiederholt werden,

00:02:57.146 --> 00:02:59.150
in und am Ende der Zeile.

00:02:59.150 --> 00:03:01.011
"Oh, there goes gravity,

00:03:01.011 --> 00:03:03.046
Oh, there goes rabbit, he choked,

00:03:03.046 --> 00:03:05.578
he so mad but he won't give up that easy,

00:03:05.578 --> 00:03:06.750
no, he won't have it,

00:03:06.750 --> 00:03:09.903
he knows his whole back's to these ropes."

00:03:09.903 --> 00:03:12.551
Die abwechselnde Assonanz
erzeugt ihren eigenen Rhythmus

00:03:12.551 --> 00:03:15.982
und lädt uns dazu ein, unsere 
eigenen Stimmen im Echo zu hören.

00:03:15.982 --> 00:03:20.261
Auf ähnliche Weise ist der Gleichklang 
die Wiederholung von Konsonanten,

00:03:20.261 --> 00:03:22.385
wie das "l" und das "d" in

00:03:22.385 --> 00:03:26.417
"So lang lebt dies,
und du in diesem Lied."

00:03:26.417 --> 00:03:28.991
Eigentlich müsste dir
diese Art des Gleichklangs,

00:03:28.991 --> 00:03:31.201
der am Wortanfang vorkommt,

00:03:31.201 --> 00:03:33.207
bereits vertraut sein.

00:03:33.207 --> 00:03:36.482
Er wird Alliteration
oder Frontreim genannt.

00:03:36.482 --> 00:03:38.639
Ein großartiges Beispiel
sind Zungenbrecher.

00:03:38.639 --> 00:03:41.187
"Fischers Fritze fischte frische Fische,

00:03:41.187 --> 00:03:44.634
frische Fische fischte Fischers Fritze."

00:03:44.634 --> 00:03:49.357
Hier wird die Freude offensichtlich, 
wenn wir über den Gleichklang stolpern,

00:03:49.357 --> 00:03:52.544
sowohl im Wort, als auch am Wortanfang.

00:03:52.544 --> 00:03:57.281
Doch sie spiegeln auch die 
Notwendigkeit der Variation wider.

00:03:57.281 --> 00:03:58.853
Während schwer zu sagen ist,

00:03:58.853 --> 00:04:02.500
dass sie von einigen weniger
als Imitation von Dichtung gesehen werden,

00:04:02.500 --> 00:04:06.784
oder als unecht, weil sie so stark auf 
einen gleichen Klang einschlagen,

00:04:06.784 --> 00:04:09.192
wie bei der Wiederholung an der Tafel.

00:04:09.192 --> 00:04:12.538
Letztendlich ist es ein Balanceakt,
wobei der Dichter lernen muss,

00:04:12.538 --> 00:04:13.858
wann er wiederholt

00:04:13.858 --> 00:04:15.181
und wann er es lässt,

00:04:15.181 --> 00:04:17.009
wann Erwartungen erfüllt werden

00:04:17.009 --> 00:04:19.367
und wenn sie durchkreuzt werden.

00:04:19.367 --> 00:04:21.970
In dem Gleichgewicht reicht es 
aus, sich zu besinnen,

00:04:21.970 --> 00:04:25.061
dass wir in einer Welt
voller Variationen leben

00:04:25.061 --> 00:04:27.987
und tragen dabei unseren eigenen 
Atem und Schlag in uns,

00:04:27.987 --> 00:04:31.525
unsere eigene Wiederholung,
wohin wir auch immer gehen.