iO Tillett Wright: Fifty shades of Gay
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0:01 - 0:03Menschen stecken sich gegenseitig in Schubladen,
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0:03 - 0:05in dem Moment, in dem sie sich begegnen –
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0:05 - 0:08ist diese Person gefährlich oder attraktiv?
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0:08 - 0:11Sind sie potentielle Partner? Sind sie
eine Gelegenheit zum Netzwerken? -
0:11 - 0:14Wir machen diese kleine Abfrage,
wenn wir Menschen treffen, -
0:14 - 0:16um einen mentalen Lebenslauf
von ihnen zu erstellen. -
0:16 - 0:18Wie heißt du?
Wo kommst du her? -
0:18 - 0:21Wie alt bist du?
Was machst du so? -
0:21 - 0:24Dann werden wir persönlicher.
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0:24 - 0:27Hattest du irgendwelche Krankheiten?
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0:27 - 0:29Bist du schon mal geschieden worden?
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0:29 - 0:32Hast du schlechten Mundgeruch,
während du meine Befragung beantwortest? -
0:32 - 0:34Auf was stehst du so?
Auf wen stehst du so? -
0:34 - 0:36Mit welchem Geschlecht schläfst du gerne?
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0:36 - 0:38Ich verstehe.
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0:38 - 0:40Wir sind neurologisch darauf programmiert,
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0:40 - 0:42nach Menschen zu suchen,
die so sind wie wir selbst. -
0:42 - 0:45Wir bilden Cliquen sobald wir alt genug sind,
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0:45 - 0:47um zu wissen, wie sich Akzeptanz anfühlt.
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0:47 - 0:49Wir tun uns wegen aller
möglichen Dingen zusammen – -
0:49 - 0:54Musikvorlieben, Rasse, Geschlecht,
unserem Wohnblock. -
0:54 - 1:01Wir suchen nach Umgebungen, die unsere
persönlichen Entscheidungen bestärken. -
1:01 - 1:04Aber manchmal kann sich schon
die Frage "Was machst du so?" -
1:04 - 1:06anfühlen, als ob jemand
eine winzig kleine Kiste öffnet -
1:06 - 1:07und dich bittet, dich da reinzuquetschen.
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1:07 - 1:11Denn die Kategorien sind zu einschränkend.
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1:11 - 1:13Die Schubladen sind zu eng.
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1:13 - 1:15Und das kann sehr gefährlich werden.
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1:15 - 1:17Hier also ein Hinweis zu mir,
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1:17 - 1:18bevor wir zu tief ins Thema einsteigen.
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1:18 - 1:21Ich wuchs in einer sehr behüteten Umgebung auf.
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1:21 - 1:25Ich wurde in Downtown Manhattan
in den frühen 1980ern aufgezogen, -
1:25 - 1:29zwei Blocks entfernt vom
Epizentrum der Punkmusik. -
1:29 - 1:31Ich wurde vor den schmerzlichen
Erfahrungen der Bigotterie und -
1:31 - 1:35sozialen Restriktionen einer
religiös-orientierten Erziehung beschützt. -
1:35 - 1:39Dort wo ich herkomme, war der, der keine
Drag Queen oder radikaler Denker, -
1:39 - 1:41oder Performancekünstler war,
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1:41 - 1:43der Sonderling.
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1:43 - 1:44(Gelächter)
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1:44 - 1:46Es war eine unorthodoxe Erziehung,
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1:46 - 1:49aber als Kind in den Straßen New Yorks
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1:49 - 1:51lernt man, seinen Instinkten zu vertrauen
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1:51 - 1:53und sich seine eigenen Gedanken zu machen.
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1:53 - 1:57Mit sechs beschloss ich,
dass ich ein Junge sein wollte. -
1:57 - 2:00Eines Tages ließen die Kids in der Schule
mich nicht mit ihnen Basketball spielen. -
2:00 - 2:02Sie wollten keine Mädchen mitspielen lassen.
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2:02 - 2:03Also ging ich heim,
rasierte meinen Kopf, -
2:03 - 2:06kam am nächsten Tag zurück
und sagte: "Ich bin ein Junge." -
2:06 - 2:07Wer weiß das schon, oder?
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2:07 - 2:10Wenn man sechs Jahre alt ist,
kann man das vielleicht machen. -
2:10 - 2:14Niemand sollte wissen, dass ich ein
Mädchen war, und keiner wusste es. -
2:14 - 2:17Ich hielt diese Scharade acht Jahre aufrecht.
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2:17 - 2:21Das hier bin ich mit 11.
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2:21 - 2:22Ich spielte ein Kind namens Walter
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2:22 - 2:25in dem Film "Julian Po".
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2:25 - 2:28Ich war ein kleiner Straßenjunge,
der Christian Slater folgte und ihn belästigte. -
2:28 - 2:30Ich war also eine Kinderschauspielerin,
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2:30 - 2:33was die Ebenen der Darbietung
meiner Identität verdoppelte, -
2:33 - 2:39da niemand wusste, dass ich eigentlich
ein Mädchen war, das einen Jungen spielte. -
2:39 - 2:42Tatsächlich wusste niemand in meinem Leben,
dass ich ein Mädchen war – -
2:42 - 2:44weder meine Lehrer in der Schule,
noch meine Freunde, -
2:44 - 2:46oder die Regisseure, mit denen ich arbeitete.
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2:46 - 2:48Die Kinder in der Schule kamen oft auf mich zu
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2:48 - 2:51und packten mich am Hals,
um meinen Adamsapfel zu fühlen -
2:51 - 2:54oder fassten mir in den Schritt,
um zu sehen, was da los war. -
2:54 - 2:56Auf der Toilette drehte ich in
der Kabine meine Schuhe um, -
2:56 - 2:59damit es so aussah,
als pinkle ich im Stehen. -
2:59 - 3:01Bei Übernachtungen bekam ich Panikanfälle
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3:01 - 3:03beim Versuch, den Mädchen klarzumachen,
dass sie mich nicht küssen wollen, -
3:03 - 3:05ohne mich selbst zu outen.
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3:05 - 3:07Es ist dabei erwähnenswert,
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3:07 - 3:11dass ich weder meinen Körper
noch meine Genitalien hasste. -
3:11 - 3:13Ich hatte nicht das Gefühl,
im falschen Körper zu sein. -
3:13 - 3:15Ich glaubte, ein raffiniertes
Schauspiel vorzuführen. -
3:15 - 3:19Ich wäre nicht als Transsexueller durchgegangen.
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3:19 - 3:21Wenn meine Familie an Therapien geglaubt hätte,
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3:21 - 3:23hätten sie bei mir vielleicht etwas
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3:23 - 3:24wie Geschlechtsidentitätsstörung diagnostiziert
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3:24 - 3:27und mich auf Hormone gesetzt,
um die Pubertät hinauszuschieben. -
3:27 - 3:28Aber in meinem Fall,
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3:28 - 3:29wachte ich einfach eines morgens mit 14 auf
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3:29 - 3:32und beschloss, dass ich wieder
ein Mädchen sein wollte. -
3:32 - 3:35Die Pubertät traf mich und ich wusste nicht,
was es bedeutete ein Mädchen zu sein. -
3:35 - 3:39Ich war bereit herauszufinden, wer ich wirklich war.
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3:39 - 3:41Wenn ein Kind sich so verhält wie ich,
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3:41 - 3:43muss es sich nicht outen, oder?
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3:43 - 3:45Keiner ist wirklich schockiert.
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3:45 - 3:49(Gelächter)
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3:49 - 3:53Aber meine Eltern zwangen
mich nicht, mich festzulegen. -
3:53 - 3:55Als ich 15 war, rief ich meinen Vater an,
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3:55 - 3:57um ihm zu sagen,
dass ich mich verliebt hatte. -
3:57 - 3:59Es kam uns überhaupt nicht in den Sinn,
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3:59 - 4:01zu diskutieren welche Konsequenzen es hatte,
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4:01 - 4:03dass meine erste Liebe ein Mädchen war.
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4:03 - 4:05Drei Jahre später, als ich mich in einen Mann verliebte,
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4:05 - 4:08zuckte keiner meiner Eltern mit der Wimper.
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4:08 - 4:11Es ist einer der großen Segen
meiner sehr unorthodoxen Kindheit, -
4:11 - 4:13dass ich nie gezwungen war mich zu definieren
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4:13 - 4:16als irgendetwas zu irgendeinem Zeitpunkt.
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4:16 - 4:20Ich durfte einfach ich selbst sein, sich
entwickelnd und verändernd in jedem Moment. -
4:20 - 4:23Vor vier oder fast fünf Jahren
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4:23 - 4:26wirbelte die Proposition 8, die große
Debatte um die Gleichstellung der Ehe, -
4:26 - 4:28im ganzen Land viel Staub auf.
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4:28 - 4:31Damals dachte ich nicht viel
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4:31 - 4:32übers Heiraten nach.
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4:32 - 4:35Aber mich bestürzte die Tatsache, dass Amerika,
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4:35 - 4:37ein Land mit so einer angeschlagenen Bürgerrechtsgeschichte,
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4:37 - 4:39seine Fehler so ungeniert wiederholen konnte.
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4:39 - 4:41Ich erinnere mich, dass ich die
Diskussionen im Fernsehen ansah -
4:41 - 4:43und dachte, wie interessant es ist,
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4:43 - 4:46dass die Trennung von Kirche und Staat
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4:46 - 4:50im Grunde geografische Grenzen durchs Land zieht,
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4:50 - 4:51zwischen Orten, an denen
Menschen daran glaubten -
4:51 - 4:53und Orten, wo Menschen das nicht taten.
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4:53 - 4:59Und dass diese Diskussion
geografische Grenzen um mich herum zog. -
4:59 - 5:02Wenn das ein Krieg mit zwei ungleichen Seiten wäre,
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5:02 - 5:05würde ich automatisch ins Homo-Team fallen,
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5:05 - 5:08denn ich war sicher nicht 100 Prozent hetero.
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5:08 - 5:12Damals entkam ich gerade
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5:12 - 5:15einem acht Jahre währenden
Identitätskrisen-Zickzack, -
5:15 - 5:17in dem ich mich von einem Jungen
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5:17 - 5:21zu einem unbeholfenen Mädchen,
das wie ein Junge in Mädchenkleidern aussah, -
5:21 - 5:23zum anderen Extrem dieses knapp bekleideten,
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5:23 - 5:26über-kompensierenden,
Jungen jagenden Mädchens, entwickelte, -
5:26 - 5:30bis schließlich zur zögerlichen
Erkundung meines wirklichen Wesens: -
5:30 - 5:32ein jungenhaftes Mädchen,
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5:32 - 5:36das Jungs und Mädchen mochte
– je nach Person. -
5:36 - 5:41Ich verbrachte ein Jahr damit, diese neue Generation von Mädchen zu fotografieren, die mir so ähnlich waren,
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5:41 - 5:42und die irgendwie durchs Raster fallen –
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5:42 - 5:46Mädchen, die in Dessous Skateboard fuhren,
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5:46 - 5:50Mädchen mit Jungenhaarschnitten und Nagellack,
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5:50 - 5:53Mädchen mit Lidschatten in der
Farbe ihrer aufgeschürften Knie, -
5:53 - 5:56Mädchen, die Mädchen lieben, und
Jungs, die Jungs und Mädchen lieben, -
5:56 - 5:58und alle hassten es,
in Schubladen gesteckt zu werden. -
5:58 - 6:02Ich liebte diese Menschen und
ich bewunderte ihre Freiheit, -
6:02 - 6:05aber ich sah zu, wie die Welt
außerhalb unserer utopischen Blase -
6:05 - 6:06in wütende Debatten explodierte,
-
6:06 - 6:12wo Experten unsere Liebe im landesweiten Fernsehen mit Sodomie gleichsetzten.
-
6:12 - 6:14Und die mächtige Erkenntnis überrollte mich,
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6:14 - 6:20dass ich eine Minderheit
in meinem eigenen Heimatland war, -
6:20 - 6:22basierend auf einem Aspekt meines Charakters.
-
6:22 - 6:28Ich war rechtlich und unbestreitbar
ein Bürger zweiter Klasse. -
6:28 - 6:29Ich war keine Aktivistin.
-
6:29 - 6:32Ich habe in meinem Leben nie Flaggen geschwenkt.
-
6:32 - 6:34Aber ich wurde von dieser Frage gequält:
-
6:34 - 6:37Wie kann irgendjemand dafür stimmen, die Rechte
-
6:37 - 6:39einer Vielzahl von Menschen, die ich kannte,
-
6:39 - 6:43zu beschneiden, basierend auf
einem Element ihres Charakters? -
6:43 - 6:44Wie können sie sagen,
dass wir als Gruppe -
6:44 - 6:47nicht die gleichen Rechte verdienen?
-
6:47 - 6:49Waren wir überhaupt eine Gruppe?
Welche Gruppe? -
6:49 - 6:53Und hatten diese Leute jemals bewusst
ein Opfer ihrer Diskrimierung getroffen? -
6:53 - 6:57Wussten sie, gegen wen sie wählten
und welche Auswirkungen das hatte? -
6:57 - 6:59Und dann kam mir der Gedanke,
-
6:59 - 7:02sie in die Augen der Menschen
-
7:02 - 7:05blicken zu lassen, die sie zu
Bürgern zweiter Klasse machten, -
7:05 - 7:07damit es schwerer für sie würde das zu tun.
-
7:07 - 7:09Es ließe sie vielleicht innehalten.
-
7:09 - 7:15Natürlich konnte ich nicht 20 Millionen Menschen
auf dieselbe Dinnerparty bringen, -
7:15 - 7:19also fand ich einen Weg, sie fotografisch
miteinander bekannt zu machen, -
7:19 - 7:22ohne Kunstgriffe,
ohne Beleuchtung -
7:22 - 7:26oder irgendeine andere Manipulation meinerseits.
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7:26 - 7:28Denn auf einem Foto kann man
die Schnurrhaare eines Löwen betrachten, -
7:28 - 7:31ohne zu befürchten, dass er
einem das Gesicht zerfurcht. -
7:31 - 7:34Für mich geht es bei Fotografie
nicht nur darum Filme zu belichten, -
7:34 - 7:36sondern darum, den Betrachter
-
7:36 - 7:38etwas Neuem auszusetzen,
einem unbekannten Ort, -
7:38 - 7:42aber besonders Menschen,
vor denen sie sich vielleicht ängstigen. -
7:42 - 7:44Das Life Magazine machte
Generationen von Menschen -
7:44 - 7:48mit entfernten, unbekannten
Kulturen durch Bilder bekannt. -
7:48 - 7:54Daher entschied ich mich, eine Serie
einfacher Porträts zu machen, -
7:54 - 7:56Schnappschüsse sozusagen.
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7:56 - 7:59Ich beschloss, jeden in
diesem Land zu fotografieren, -
7:59 - 8:02der nicht 100 Prozent hetero war,
-
8:02 - 8:05was eine unendliche Anzahl von Menschen betrifft.
-
8:05 - 8:07(Gelächter)
-
8:07 - 8:10Das war also ein umfangreiches Vorhaben
-
8:10 - 8:12und wir brauchten Hilfe.
-
8:12 - 8:14Deshalb rannte ich in die klirrende Kälte
-
8:14 - 8:18und fotografierte jede Person,
die ich kannte und -
8:18 - 8:22die im Februar vor zwei Jahren da war.
-
8:22 - 8:26Ich machte diese Fotos,
ging zu HRC und bat sie um Hilfe. -
8:26 - 8:28Sie finanzierten zwei Wochen
Fotoshooting in New York. -
8:28 - 8:31Und das haben wir gemacht.
-
8:31 - 8:43(Musik)
-
8:43 - 8:48Video: Ich bin iO Tillett Wright und ich bin eine in New York City geborene und aufgewachsene Künstlerin.
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8:48 - 9:01(Musik)
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9:01 - 9:05"Self Evident Truths" ist eine fotografische Dokumentation der amerikanischen LSBT.
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9:05 - 9:07Mein Ziel ist es, ein schlichtes Porträt
-
9:07 - 9:10von jedem zu machen,
der nicht 100 Prozent hetero ist, -
9:10 - 9:15oder von jedem, der sich
dem LSBT-Spektrum nah fühlt. -
9:15 - 9:18Mein Ziel ist es, das
Menschliche in jedem von uns -
9:18 - 9:20durch die Schlichtheit
eines Gesichts zu zeigen. -
9:20 - 9:23(Musik)
-
9:23 - 9:26"Wir halten diese Wahrheiten für selbstverständlich,
dass alle Menschen gleich geschaffen sind." -
9:26 - 9:28Das steht in der Unabhängigkeitserklärung.
-
9:28 - 9:30Wir versagen als Nation,
-
9:30 - 9:32den Werten gerecht zu werden,
auf die wir gegründet sind. -
9:32 - 9:34Es gibt keine Gleichheit
in den Vereinigten Staaten. -
9:34 - 9:36["Was bedeutet Gleichheit für Sie?"]
-
9:36 - 9:38["Heirat"] ["Freiheit"] ["Bürgerrechte"]
-
9:38 - 9:40["Behandle jeden, wie du dich
selbst behandeln würdest."] -
9:40 - 9:44Einfach wenn man nicht
darüber nachdenken muss. -
9:44 - 9:46Der Kampf für gleiche Rechte betrifft
nicht nur die gleichgeschlechtliche Ehe. -
9:46 - 9:51Heutzutage kann man in 29 Staaten,
in mehr als der Hälfte des Landes, -
9:51 - 9:55wegen seiner Sexualität
rechtmäßig gefeuert werden. -
9:55 - 9:58["Wer ist verantwortlich für Gleichheit?"]
-
9:58 - 10:01Ich habe von hunderten von
Menschen die gleiche Antwort gehört: -
10:01 - 10:05"Wir sind alle für Gleichheit verantwortlich."
-
10:05 - 10:07Bislang haben wir 300 Porträts
in New York City geschossen. -
10:07 - 10:09Und wir wären dazu
nicht in der Lage gewesen, -
10:09 - 10:12ohne die großzügige Unterstützung
der Menschenrechtskampagne. -
10:12 - 10:14Ich möchte dieses Projekt durchs Land tragen.
-
10:14 - 10:18Ich möchte 25 amerikanische Städte besuchen
und 4.000 oder 5.000 Menschen ablichten. -
10:18 - 10:22Das ist mein Beitrag zum
Bürgerrechtskampf meiner Generation. -
10:22 - 10:24Ich fordere Sie auf, in die
Gesichter dieser Menschen zu sehen -
10:24 - 10:27und ihnen zu sagen, dass sie weniger
verdienen als alle anderen Menschen. -
10:27 - 10:29(Musik)
-
10:29 - 10:31["Selbstverständliche Wahrheiten"]
-
10:31 - 10:33["4.000 Gesichter aus ganz Amerika“]
-
10:33 - 10:37(Musik)
-
10:37 - 10:46(Applaus)
-
10:46 - 10:50iO Tillett Wright: Wir waren überhaupt nicht
auf das vorbereitet, was danach passierte. -
10:50 - 10:53Fast 85.000 Menschen
haben dieses Video gesehen -
10:53 - 10:56und sie schrieben uns aus
dem ganzen Land Emails, -
10:56 - 11:00um uns zu bitten, in ihre Städte zu kommen und
ihnen zu helfen, ihre Gesichter zu zeigen. -
11:00 - 11:05Viel mehr Menschen wollten ihre
Gesichter zeigen, als ich erwartet hatte. -
11:05 - 11:08Also änderte ich mein unmittelbares
Ziel in 10.000 Gesichter. -
11:08 - 11:12Das Video entstand im Frühling 2011,
-
11:12 - 11:16und bis heute habe ich fast 20 Städte besucht
-
11:16 - 11:19und beinahe 2.000 Menschen fotografiert.
-
11:19 - 11:22Ich weiß, dies ist ein Vortrag,
-
11:22 - 11:25aber ich möchte Sie um eine Minute Ruhe bitten,
-
11:25 - 11:26in der Sie sich die Gesichter ansehen,
-
11:26 - 11:30denn nichts, was ich sagen kann,
kann ihnen noch etwas hinzufügen. -
11:30 - 11:32Denn wenn ein Bild mehr
als tausend Worte sagt, -
11:32 - 11:36braucht das Foto eines
Gesichts ein eigenes Vokabular. -
11:57 - 12:01Nach den Reisen und den
Gesprächen mit Menschen -
12:01 - 12:05an Orten wie Oklahoma
oder Kleinstädten in Texas, -
12:05 - 12:08stellten wir fest, dass die anfängliche
Annahme genau zutreffend war. -
12:08 - 12:10Sichtbarkeit ist wirklich der Schlüssel.
-
12:10 - 12:13Vertrautheit ist wirklich
die Einstiegsdroge zu Empathie. -
12:13 - 12:17Sobald das Thema einmal im eigenen
Umfeld oder in der Familie auftaucht, -
12:17 - 12:20entwickelt man eher Verständnis dafür
-
12:20 - 12:21oder eine neue Sicht darauf.
-
12:21 - 12:24Natürlich traf ich auf meinen Reisen Menschen,
-
12:24 - 12:28die ihre Kinder rechtlich enterbten,
weil sie nicht hetero waren, -
12:28 - 12:30aber ich traf auch Menschen,
die Südliche Baptisten waren -
12:30 - 12:33und die Kirche wechselten,
weil ihr Kind lesbisch war. -
12:33 - 12:38Empathie zu entfachen ist zum Rückgrat
von "Self Evident Truths" geworden. -
12:38 - 12:41Aber ich begann folgende
interessante Sache zu lernen: -
12:41 - 12:45"Self Evident Truths" hebt nicht
die Unterschiede zwischen uns auf. -
12:45 - 12:49Im Gegenteil, es betont sie.
-
12:49 - 12:51Es zeigt nicht nur die Komplexität,
-
12:51 - 12:53die sich bei einer Anschau
verschiedener Menschen findet, -
12:53 - 12:57sondern die Komplexität
in jeder einzelnen Person. -
12:57 - 13:01Es geht nicht darum, dass wir zu viele
Schubladen hatten, sondern zu wenig. -
13:08 - 13:14Irgendwann begriff ich, dass meine Mission
"Schwule" zu fotografieren in sich fehlerhaft war, -
13:14 - 13:17denn es gab eine Million verschiedener
Schattierungen von schwul. -
13:17 - 13:20Hier hatte ich versucht zu helfen
-
13:20 - 13:23und hatte genau das aufrecht erhalten,
was ich lebenslang vermieden hatte – -
13:23 - 13:26ein weitere Schublade.
-
13:26 - 13:29Irgendwann ergänzte ich
eine Frage auf dem Formular, -
13:29 - 13:31das Menschen bat, sich selbst einzustufen,
-
13:31 - 13:34auf einer Skala von 1 bis 100 Prozent schwul.
-
13:34 - 13:38Und ich konnte beobachten, wie sich
existentielle Krisen vor mir abspielten. -
13:38 - 13:41(Gelächter)
-
13:41 - 13:42Sie wussten nicht,
was sie tun sollten, -
13:42 - 13:44weil ihnen nie zuvor diese
Wahl unterbreitet wurde. -
13:44 - 13:46Können Sie ihre Offenheit in Zahlen ausdrücken?
-
13:46 - 13:48Sobald sie sich vom Schock erholten,
-
13:48 - 13:52entschieden sie sich weitgehend
für 70 bis 95 Prozent -
13:52 - 13:55oder 3 bis 20-Prozent-Marken.
-
13:55 - 13:58Natürlich gab es viele Leute,
die 100 Prozent wählten, -
13:58 - 14:00aber ich stellte fest, dass sich ein
viel größerer Teil der Menschen -
14:00 - 14:03als etwas viel Nuancierteres bezeichnete.
-
14:03 - 14:09Die meisten liegen in einem Spektrum,
das ich als "grau" bezeichne. -
14:09 - 14:13Um es klar zu machen
– und das ist sehr wichtig – -
14:13 - 14:18ich behaupte keineswegs,
dass es keine Präferenz gibt. -
14:18 - 14:23Und ich werde auch nicht das Thema Wahl
kontra biologischer Imperativ ansprechen, -
14:23 - 14:25denn wenn jemand von Ihnen glaubt,
-
14:25 - 14:27dass die sexuelle Orientierung eine Entscheidung ist,
-
14:27 - 14:29dann probieren Sie doch
"grau" zu werden. -
14:29 - 14:31Ich mache ein Foto von
Ihnen nur für den Versuch. -
14:31 - 14:33(Gelächter)
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14:33 - 14:37Menschen sind aber nicht eindimensional.
-
14:37 - 14:43Die wichtigste Aussage des Prozentsystems ist:
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14:43 - 14:45Wenn man hier Homosexuelle
-
14:45 - 14:49und da drüben Heteros hat –
-
14:49 - 14:52und obwohl wir zugeben,
dass die meisten Menschen -
14:52 - 14:54einem von beidem näher sind,
-
14:54 - 14:59gibt es ein breites Spektrum von
Menschen, die dazwischen existieren. -
14:59 - 15:02Das lässt eine komplizierte Realität
zum Vorschein kommen. -
15:02 - 15:05Denn wenn z.B. ein Gesetz verabschiedet wird,
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15:05 - 15:08das es Vorgesetzten erlaubt Angestellte
aufgrund homosexueller Neigung zu feuern, -
15:08 - 15:11wo genau zieht man dann die Grenze?
-
15:11 - 15:17Hier drüben, bei den Menschen, die bisher ein
oder zwei heterosexuelle Erfahrungen hatten? -
15:17 - 15:18Oder hier drüben,
-
15:18 - 15:22bei den Menschen, die bisher ein
oder zwei homosexuelle Erfahrungen hatten? -
15:22 - 15:27Wann genau wird man zum Bürger zweiter Klasse?
-
15:27 - 15:32Eine weitere interessante Sache,
die ich bei meinem Projekt gelernt habe, -
15:32 - 15:36ist, was für ein armseliges "Bindemittel"
sexuelle Orientierung ist. -
15:36 - 15:38Nach so vielen Reisen und
Begegnungen mit Menschen, -
15:38 - 15:42kann ich nur sagen, dass es genauso
viele Idioten und liebe Menschen, -
15:42 - 15:45Demokraten und Republikaner,
Sportler und Prinzessinnen, -
15:45 - 15:48und jedes nur denkbare Extrem,
-
15:48 - 15:50in der LGBT-Gemeinschaft gibt
-
15:50 - 15:53wie in der Menschheit.
-
15:53 - 15:58Abgesehen davon, dass wir mit
einem Fuß im Gefängnis stehen, -
15:58 - 16:02und abgesehen von der geteilten Geschichte
von Vorurteil und Kampf, -
16:02 - 16:03bedeutet nicht heterosexuell zu sein
-
16:03 - 16:08nicht unbedingt, dass wir
viel gemeinsam haben. -
16:08 - 16:17In dieser endlosen Ausbreitung von Gesichtern
zu der "Self Evident Truths" immer wird, -
16:17 - 16:20und wie es
sich hoffentlich auf
immer mehr Plattformen zeigt -
16:20 - 16:25– Bushaltestellen, Plakatwänden,
Facebook-Seiten, Bildschirmschonern – -
16:25 - 16:28beginnt durch die Betrachtung
dieser Menschenprozession -
16:28 - 16:31etwas Interessantes und
Nützliches zu entstehen. -
16:31 - 16:35Hoffentlich werden diese
Kategorien, diese Binärcodes, -
16:35 - 16:37diese allzu vereinfachten Schubladen,
-
16:37 - 16:42sinnlos und beginnen auseinanderzufallen.
-
16:42 - 16:45Denn sie beschreiben nichts, was wir sehen,
-
16:45 - 16:49was wir wissen und was wir sind.
-
16:49 - 16:54Was wir sehen sind menschliche
Wesen in ihrer ganzen Vielfalt. -
16:54 - 16:58Sie zu sehen macht es schwieriger
ihre Menschlichkeit zu verleugnen. -
16:58 - 17:02Zumindest hoffe ich, dass es schwieriger wird,
ihre Menschenrechte abzuerkennen. -
17:02 - 17:06Bin also vor allem ich es,
-
17:06 - 17:09der Sie das Recht auf Unterkunft,
-
17:09 - 17:12das Recht Kinder zu adoptieren, zu heiraten,
-
17:12 - 17:16die Freiheit einzukaufen, hier zu leben, verweigern?
-
17:16 - 17:18Bin ich diejenige, die Sie ablehnen
-
17:18 - 17:22als Ihr Kind, als Bruder,
Schwester, Mutter oder Vater, -
17:22 - 17:25Nachbar, Cousin, Onkel, als Präsident,
-
17:25 - 17:28Polizistin oder Feuerwehrmann?
-
17:28 - 17:31Es ist zu spät.
-
17:31 - 17:34Denn ich bin schon all diese Dinge.
-
17:34 - 17:39Wir sind schon all diese Dinge
und wir waren das schon immer. -
17:39 - 17:42Also begrüßt uns nicht als Fremde,
-
17:42 - 17:45begrüßt uns als eure Mitmenschen. Punkt.
-
17:45 - 17:46Danke.
-
17:46 - 17:57(Applaus)
- Title:
- iO Tillett Wright: Fifty shades of Gay
- Speaker:
- iO Tillett Wright
- Description:
-
Die Künstlerin iO Tillett Wright fotografierte 2.000 Menschen, die sich selbst irgendwo im LBGTQ-Spektrum einordnen und fragte viele von ihnen: Können Sie angeben zu wieviel Prozent Sie homosexuell oder hetero sind? Wie sich zeigt, ordnen sich die meisten Menschen in die Grauzonen der Sexualität ein, weder 100% homo- noch heterosexuell. Wodurch ein echtes Problem entsteht was Diskrimierung betrifft: Wo zieht man die Grenze? (Gefilmt auf der TEDxWomen.)
- Video Language:
- English
- Team:
- closed TED
- Project:
- TEDTalks
- Duration:
- 18:18
Silvia Beier commented on German subtitles for Fifty shades of gay | ||
Katja Tongucer approved German subtitles for Fifty shades of gay | ||
Katja Tongucer commented on German subtitles for Fifty shades of gay | ||
Katja Tongucer edited German subtitles for Fifty shades of gay | ||
Katja Tongucer edited German subtitles for Fifty shades of gay | ||
Silvia Beier accepted German subtitles for Fifty shades of gay | ||
Silvia Beier commented on German subtitles for Fifty shades of gay | ||
Silvia Beier edited German subtitles for Fifty shades of gay |