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Ein Vater-Tochter-Tanz ... im Gefängnis

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    Ich saß mit meinen Mädchen zusammen
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    und Joy sagte:
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    "Verflixt, ich wünschte,
    er würde mir vom Hals bleiben.
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    Mein Papa, er ruft mich ständig an."
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    "Dein Glück, dass er dich
    überhaupt anruft", sagte Jasmine.
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    "Ich habe seit Jahren nichts
    von meinem Vater gehört."
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    In diesem Moment wusste ich, dass
    die Mädchen eine Möglichkeit brauchten,
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    mit ihren Vätern in Verbindung zu kommen.
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    In Camp Diva, meiner
    gemeinnützigen Organisation,
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    tauschen wir uns ständig
    über diese Art von Dingen aus,
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    um Mädchen afrikanischer
    Abstammung dabei zu helfen,
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    sich für ihren Übergang
    zum Frausein vorzubereiten.
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    Diese Mädchen brauchten
    einfach eine Möglichkeit,
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    ihre Väter zu ihren eigenen Bedingungen
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    in ihr Leben einzuladen.
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    Also fragte ich die Mädchen:
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    "Wie können wir
    anderen Mädchen dabei helfen,
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    gesunde Beziehungen
    mit ihren Vätern zu entwickeln?"
  • 1:01 - 1:05
    "Verantstalten wir doch einen Ball",
    rief ein Mädchen
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    und schnell unterstützten
    sie alle Mädchen.
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    Sie begannen sich
    die Dekorationen auszudenken,
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    Einladungen, die Kleider,
    die sie tragen würden,
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    und was ihre Väter tragen durften
    und was nicht. (Gelächter)
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    Ehe ich mich versah,
    war es nicht mehr aufzuhalten,
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    doch selbst wenn ich diese Mädchen
    hätte bremsen können,
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    hätte ich es nicht getan.
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    Denn aus über einem Jahrzehnt Arbeit
    mit Mädchen habe ich eines gelernt,
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    dass sie bereits wissen, was sie brauchen.
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    Die Weisheit lebt in ihnen.
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    Solange sie Infrastruktur,
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    Förderung und Ressourcen haben,
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    können sie alles,
    was sie brauchen, erschaffen,
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    nicht nur, um zu überleben,
    sondern auch, um aufzublühen.
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    Also veranstalteten wir einen Ball
  • 2:02 - 2:06
    und Mädchen und ihre Väter
    kamen in Scharen.
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    Sie waren wie aus dem Ei gepellt.
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    Sie waren goldig.
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    (Gelächter)
  • 2:15 - 2:17
    Sie waren albern.
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    Sie genossen wirklich
    die gegenseitige Gesellschaft.
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    Es war ein gewaltiger Erfolg,
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    und die Mädchen beschlossen, es zu einer
    alljährlichen Veranstaltung zu machen.
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    Als das Jahr also verging
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    und es wieder Zeit war,
    den Ball zu planen,
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    meldete sich ein Mädchen
    namens Brianna zu Wort
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    und sagte:
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    "Mein Vater kann nicht zum Tanz kommen
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    und die ganze Sache macht mich traurig."
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    "Wieso nicht?", fragten die Mädchen.
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    "Weil er im Gefängnis sitzt",
    gab sie mutig zu.
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    "Kann er nicht einfach
    für einen Tag rauskommen?",
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    fragte eines der Mädchen. (Gelächter)
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    "Und in Ketten kommen?
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    Das ist schlimmer,
    als ihn gar nicht da zu haben."
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    Genau da sah ich für die Mädchen
    eine Gelegenheit,
  • 3:10 - 3:13
    sich der Situation gewachsen zu zeigen
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    und ihre eigenen Heldinnen zu werden.
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    Ich fragte also: "Was sollten wir
    eurer Meinung nach dagegen tun?
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    Wir wollen, dass jedes Mädchen
    den Ball erlebt, oder?"
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    Die Mädchen überlegten
    also einen Augenblick
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    und eines schlug vor:
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    "Wieso tanzen wir
    nicht einfach im Gefängnis?"
  • 3:34 - 3:38
    Die meisten Mädchen bezweifelten,
    dass dies möglich sei
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    und sagten: "Bist du verrückt?
  • 3:41 - 3:44
    Wer würde schon
    einen Haufen kleiner Mädchen,
  • 3:44 - 3:46
    aufgetakelt -- " (Gelächter)
  • 3:46 - 3:49
    "-- in ein Gefängnis lassen,
  • 3:49 - 3:52
    um mit ihren in Spongebob-Anzügen
    gekleideten Vätern zu tanzen?"
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    So nennen sie sie nämlich.
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    Ich sagte: "Mädels, nun ja,
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    man weiß nie, solange man nicht fragt."
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    Also wurde dem Sheriff von
    Richmond City ein Brief geschickt,
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    der gemeinsam von jedem einzelnen Mädchen
    unterschrieben worden war,
  • 4:12 - 4:17
    und zunächst muss ich sagen,
    dass er ein sehr besonderer Sheriff ist.
  • 4:17 - 4:22
    Er kontaktierte mich sofort und sagte,
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    wann immer die Möglichkeit bestehe,
    Familien hineinzubringen,
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    stünden seine Türen stets offen.
  • 4:31 - 4:34
    Denn eines wusste er:
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    Wenn Väter Kontakt
    mit ihren Kindern haben,
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    es unwahrscheinlicher ist,
    dass sie zurückkommen.
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    Also wurden 16 Insassen
    und 18 Mädchen eingeladen.
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    Die Mädchen kamen
    in ihren Sonntagskleidern
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    und die Väter tauschten
    ihre gelben und blauen Overalls
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    gegen Hemden und Krawatten ein.
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    Sie umarmten sich.
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    Sie genossen gemeinsam
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    eine komplett organisierte Mahlzeit
    aus Hühnchen und Fisch.
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    Sie lachten gemeinsam.
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    Es war wunderschön.
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    Die Väter und Töchter erlebten
    sogar die Möglichkeit,
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    physischen Kontakt zu haben --
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    etwas, das viele von ihnen
    eine Zeit lang gar nicht hatten.
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    Die Väter waren in einem Raum,
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    an dem sie ihre Töchter
    zum Spielen bewegten,
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    ihre Stühle herausrückten und
    ihre Hand zum Tanz ausstrecken konnten.
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    Selbst die Wächter weinten.
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    Doch nach dem Tanz
    wurde uns allen bewusst,
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    dass Papa immer noch
    im Knast sitzen würde.
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    Wir mussten also etwas schaffen,
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    was sie mitnehmen konnten.
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    Also besorgten wir Flip-Camcorder,
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    ließen sie in die Kameras schauen
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    und sich gegenseitig interviewen --
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    ihre Botschaften, ihre Gedanken.
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    Das sollte als Bezugspunkt dienen,
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    damit sie, wenn sie begannen,
    sich zu vermissen
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    und unverbunden zu fühlen,
  • 6:19 - 6:23
    sich über dieses Bild
    wieder verbinden konnten.
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    Ich werde nie vergessen,
    wie ein Mädchen mit der Kamera
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    in die Augen ihres Vaters
    blickte und sagte:
  • 6:30 - 6:35
    "Papa, was siehst du,
    wenn du mich anschaust?"
  • 6:36 - 6:40
    Denn unsere Väter sind unsere Spiegel,
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    in denen wir uns widerspiegeln,
  • 6:43 - 6:47
    wenn wir darüber entscheiden,
    was für einen Mann wir verdienen
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    und wie sie uns für den Rest
    unseres Lebens sehen.
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    Ich weiß das ganz genau,
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    weil ich eines der Mädchen war,
    die Glück hatten.
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    Ich habe
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    meinen Vater immer in meinem Leben gehabt.
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    Heute ist er sogar hier.
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    (Beifall)
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    Und deshalb ist es für mich
    außerordentlich besonders,
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    sicher zu stellen, dass diese Mädchen
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    Kontakt zu ihren Vätern haben,
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    besonders diejenigen,
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    die durch Stacheldrähte
    und Metalltüren getrennt sind.
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    Wir haben gerade
    eine Art Methode entwickelt,
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    die Mädchen, die schwere Fragen
    auf dem Herzen haben,
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    in die Lage bringt, ihren Vätern
    diese Fragen zu stellen
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    und den Vätern die Freiheit gegeben,
    darauf zu antworten.
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    Denn wir wissen,
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    dass die Väter sogar mit diesem
    einen Gedanken gehen:
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    Was für eine Frau
    bereite ich auf die Welt vor?
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    Dass ein Vater eingesperrt ist,
    bedeutet nicht,
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    dass er aus dem Leben seiner Tochter
    ausgesperrt werden sollte.
  • 8:14 - 8:26
    (Beifall)
Title:
Ein Vater-Tochter-Tanz ... im Gefängnis
Speaker:
Angela Patton
Description:

In Camp Diva arbeitet Angela Patton dafür, dass Mädchen und Väter in Kontakt und im Leben des anderen bleiben. Doch was ist mit den Mädchen, deren Väter nicht da sein können – weil sie im Gefängnis sitzen? Patton erzählt die Geschichte eines sehr besonderen Vater-Tochter-Tanzes.
(Aufgenommen bei TEDxWomen)

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Video Language:
English
Team:
closed TED
Project:
TEDTalks
Duration:
08:48

German subtitles

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