Mark Applebaum: Der verrückte Musikwissenschaftler
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0:03 - 0:06Ich dachte, das Herumhüpfen
würde mich beruhigen, -
0:06 - 0:09aber tatsächlich bewirkt das
genau das Gegenteil, -
0:09 - 0:11also war das eine dumme Idee.
(Gelächter) -
0:11 - 0:15Jedenfalls war ich echt entzückt,
die Einladung zu erhalten, -
0:15 - 0:19um euch ein wenig von meiner Musik
und meiner Arbeit als -
0:19 - 0:22Komponist vorzuführen,
vermutlich weil es -
0:22 - 0:26meinen wohlbekannten und
ergiebigen Narzissmus anspricht.
(Gelächter) -
0:26 - 0:28Und das meine ich im Ernst,
ich denke nur, wir sollten -
0:28 - 0:32das mal klarstellen und weitermachen.
(Gelächter) -
0:32 - 0:35Es ist nun so, dass sich
schnell ein Dilemma einstellte, -
0:35 - 0:37nämlich dass mich
die Musik echt langweilt, -
0:37 - 0:40und dass mich die Rolle
des Komponisten echt langweilt, -
0:40 - 0:43und so entschied ich mich dazu,
diese Idee der Langeweile -
0:43 - 0:46zum Mittelpunkt meiner heutigen
Präsentation zu machen. -
0:46 - 0:48Und ich werde euch meine Musik
vorführen, aber ich hoffe -
0:48 - 0:51es auf ein Weise zu tun,
die eine Geschichte erzählt, -
0:51 - 0:54eine Geschichte darüber,
wie ich Langeweile als Katalysator für -
0:54 - 0:57Kreativität und Erfindung verwendete
und wie Langeweile -
0:57 - 1:00mich dazu zwang,
die grundlegende Frage zu ändern, -
1:00 - 1:02die ich in an mein Fach stellte,
-
1:02 - 1:04und wie Langeweile mich
auf gewisse Weise auch -
1:04 - 1:08dazu führte, Rollen
jenseits der traditionellen -
1:08 - 1:11engen Beschreibung eines
Komponisten anzunehmen. -
1:11 - 1:13Heute möchte ich damit
beginnen, einen Auszug -
1:13 - 1:16eines Musikstücks
am Klavier zu spielen. -
1:16 - 1:26(Musik)
-
1:26 - 1:29Okay, das ist von mir.
(Gelächter) -
1:29 - 1:31Nein, stimmt nicht – (Applaus)
Ach, danke. -
1:31 - 1:32Nein, nein, das ist nicht von mir.
-
1:32 - 1:35Tatsächlich war das von Beethoven,
-
1:35 - 1:37ich habe mich also
nicht als Komponist betätigt. -
1:37 - 1:40Gerade eben habe ich
mich als Interpret betätigt, -
1:40 - 1:42und da bin ich: Interpret.
-
1:42 - 1:45Also, ein Interpret wovon?
Von einem Musikstück, nicht wahr? -
1:45 - 1:49Aber wir können die Frage stellen:
"Aber ist das Musik?" -
1:49 - 1:51Und ich sage das rhetorisch,
denn selbstverständlich -
1:51 - 1:54müssten wir bei ziemlich
jeder Betrachtungsweise zugeben, -
1:54 - 1:56dass dies natürlich
ein Stück Musik ist, -
1:56 - 1:58aber ich stelle das
jetzt mal in den Raum, -
1:58 - 2:00nur um es für den Moment
in eure Gehirne zu setzen, -
2:00 - 2:02denn wir werden zu
dieser Frage zurückkehren. -
2:02 - 2:04Es wird eine Art Refrain werden,
-
2:04 - 2:06während wir uns durch
diesen Vortrag arbeiten. -
2:06 - 2:08Wir haben hier also
dieses Musikstück von Beethoven, -
2:08 - 2:11und mein Problem damit ist,
dass es langweilig ist. -
2:11 - 2:18Ich meine, man – oh, da wird es ruhig
– es ist wie – (Gelächter) -
2:18 - 2:20Das ist Beethoven,
wie kann man das nur sagen? -
2:20 - 2:22Nein, nun, ich weiß nicht,
es ist mir sehr bekannt. -
2:22 - 2:25Als Kind musste ich es üben
und ich habe die Nase voll davon.
Also – (Gelächter) -
2:25 - 2:27Ich würde ... also ich würde vielleicht
versuchen, es zu verändern, -
2:27 - 2:30es irgendwie zu transformieren,
es persönlich zu machen, -
2:30 - 2:32also nehme ich vielleicht
die Eröffnung, zum Beispiel diese Idee – -
2:32 - 2:35(Musik)
-
2:35 - 2:39und tausche es gegen das hier aus –
(Musik) -
2:39 - 2:41und dann improvisiere ich
vielleicht diese Melodie, -
2:41 - 2:45die von da aus weiter geht – (Musik)
-
2:45 - 3:11(Musik)
-
3:11 - 3:14Sowas würde ich vielleicht – aber danke.
-
3:14 - 3:17(Applaus)
-
3:17 - 3:20Sowas würde ich tun,
-
3:20 - 3:22aber es ist nicht unbedingt
besser als Beethoven. -
3:22 - 3:25Vielmehr ist es nicht besser.
Die Sache ist die: – (Gelächter) – -
3:25 - 3:31Ich finde es interessanter.
Ich finde es weniger langweilig. -
3:31 - 3:34Ich stütze mich da sehr auf das
"Ich", denn ich, denn ich muss -
3:34 - 3:37über die Entscheidungen nachdenken,
die ich spontan treffen werde, -
3:37 - 3:41während dieser Beethoven-Text
im Takt durch meinen Kopf läuft -
3:41 - 3:43und ich herauszufinden
versuche, wie ich ihn -
3:43 - 3:44transformieren werde.
-
3:44 - 3:47Für mich ist das ein bezauberndes Unterfangen,
-
3:47 - 3:52und ich stütze mich sehr auf dieses Pronomen
der ersten Person hier, -
3:52 - 3:54und mein Gesicht erscheint nun zweimal,
also werden wir uns einig sein: -
3:54 - 3:58Dies ist ein grundlegend
solipsistisches Unterfangen.
(Gelächter) -
3:58 - 4:00Aber es ist ein bezauberndes
und es interessiert mich -
4:00 - 4:03eine Zeit lang, aber dann
langweilt es mich, und mit "es" -
4:03 - 4:05meine ich das Klavier,
denn es wird ... -
4:05 - 4:08es ist dieses bekannte Instrument,
seine Klangfarbenreichweite ist eigentlich -
4:08 - 4:11recht komprimiert, wenigstens
beim Spielen auf der Tastatur, -
4:11 - 4:14und wenn man nicht was
anderes macht, wie etwa zuhören, -
4:14 - 4:16nachdem man es angezündet hat,
oder sowas ähnliches. -
4:16 - 4:18Es wird ein wenig langweilig, und bald
-
4:18 - 4:20spiele ich andere Instrumente,
sie werden mir geläufig, -
4:20 - 4:23und letztendlich entwerfe und baue ich
-
4:23 - 4:27mein eigenes Instrument
und ich habe heute eines mitgebracht -
4:27 - 4:30und ich dachte mir, ich würde
euch ein wenig darauf vorspielen, -
4:30 - 4:32damit ihr hören könnt, wie es klingt.
-
4:32 - 4:44(Musik)
-
4:44 - 4:50Man muss Türstopper haben,
das ist wichtig. (Gelächter) -
4:50 - 4:53Ich habe Kämme. Es sind die einzigen
Kämme in meinem Besitz. (Musik) -
4:53 - 4:56Sie sind alle auf meinem Instrument montiert.
(Gelächter) -
4:56 - 5:05(Musik)
-
5:05 - 5:07Ich kann da alles mögliche
machen. Ich kann -
5:07 - 5:10mit einem Geigenbogen spielen.
Ich muss die Essstäbchen nicht verwenden. -
5:10 - 5:18Das ergibt diesen Klang.
(Musik) -
5:18 - 5:20Und mit Live-Elektronik
-
5:20 - 5:24kann ich die Klänge radikal verändern.
(Musik) -
5:24 - 5:33(Musik)
-
5:33 - 5:39Wie hier und wie hier.
(Musik) -
5:39 - 5:41Und so weiter.
-
5:41 - 5:44Nun habt ihr eine Vorstellung
von der Klangwelt -
5:44 - 5:46dieses Instruments,
das ich recht interessant finde, -
5:46 - 5:50und das mich in die Rolle des Erfinders stellt,
und das Schöne daran – -
5:50 - 5:53dieses Instrument heißt Mausketier ...
(Gelächter) -
5:53 - 5:55– und das Coole daran ist,
-
5:55 - 5:59dass ich der weltweit beste Mausketierspieler bin.
(Gelächter) -
5:59 - 6:01Okay?
(Applaus) -
6:01 - 6:04In dieser Hinsicht ist es
also eines der Dinge, -
6:04 - 6:06eines der Privilegien,
wenn man der -
6:06 - 6:09Erfinder ist – hier ist also
noch eine Rolle – und übrigens, -
6:09 - 6:11als ich sagte, dass ich
der weltweit Beste bin, -
6:11 - 6:15falls ihr da mitzählt, da hatten
wir Narzissmus und Solipsismus -
6:15 - 6:17und jetzt eine gesunde Portion Egozentrik.
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6:17 - 6:20Ich weiß, einige von euch denken "Bingo"!
Oder ich weiß nicht was. (Gelächter) -
6:20 - 6:26Jedenfalls ist das auch
eine echt erfreuliche Rolle. -
6:26 - 6:29Ich sollte auch zugeben, dass ich der weltweit
schlechteste Mausketierspieler bin, -
6:29 - 6:31und um diesen Rang hatte ich
mir am meisten Sorgen gemacht, -
6:31 - 6:34als ich noch auf der anderen Seite
der Pragmatisierungskluft war. -
6:34 - 6:36Zum Glück liegt das hinter mir.
Wir werden das nicht weiter erörtern. -
6:36 - 6:39Ich weine innerlich.
Da gibt es noch immer Narben. -
6:39 - 6:43Jedenfalls würde ich sagen, es geht darum,
dass alle diese Unternehmen -
6:43 - 6:47mich in ihrer Vielfältigkeit bezaubern,
aber so wie ich sie euch heute -
6:47 - 6:50vorgeführt habe, sind sie
eigentlich Einzelunternehmen, -
6:50 - 6:53und da verlangt es mich recht bald danach,
mit anderen zu kommunizieren, und -
6:53 - 6:56ich bin entzückt, dass ich tatsächlich
Werke für sie komponieren darf. -
6:56 - 6:59Ich schreibe, manchmal für Solisten,
und da arbeite ich mit einer Person, -
6:59 - 7:02manchmal für ganze Orchester,
und da arbeite ich mit vielen Leuten, -
7:02 - 7:06und das ist wahrscheinlich
die Kapazität, die kreative Rolle, -
7:06 - 7:09für die ich beruflich wahrscheinlich
am besten bekannt bin. -
7:09 - 7:12Nun, als Komponist sehen manche
meiner Partituren so aus, -
7:12 - 7:14und andere sehen so aus,
-
7:14 - 7:16und manche sehen so aus,
-
7:16 - 7:19und die schreibe ich alle von Hand
und das ist echt mühsam. -
7:19 - 7:22Es dauert sehr, sehr lange,
diese Partituren zu schreiben, -
7:22 - 7:24und zur Zeit arbeite ich an einem Stück,
-
7:24 - 7:26das 180 Seiten lang ist,
-
7:26 - 7:30und das ist ein großer Teil meines Lebens
und ich raufe mir die Haare. -
7:30 - 7:32Davon habe ich viele
und das ist wohl gut so.
(Gelächter) -
7:32 - 7:36Für mich wird das also
echt langweilig und ermüdend, -
7:36 - 7:39nach einer Weile ist der Prozess
der Notation nicht nur langweilig, -
7:39 - 7:42ich will, dass die Notation
selbst interessanter wird, -
7:42 - 7:45und das hat mich zu Projekten
wie diesem angetrieben. -
7:45 - 7:47Dieser Ausschnitt ist aus einer Partitur namens
-
7:47 - 7:49"Die Metaphysik der Notation".
-
7:49 - 7:52Die gesamte Partitur ist ca. 22 Meter breit.
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7:52 - 7:54Es ist ein Haufen verrückter piktografischer Notation.
-
7:54 - 7:57Sehen wir uns diesen Abschnitt hier
genauer an. Ihr könnt sehen, -
7:57 - 8:01dass es ziemlich detailliert ist. Das mache ich
alles mithilfe von Zeichenvorlagen, -
8:01 - 8:05mit Kantenlinealen, mit Kurvenlinealen und freihändig
-
8:05 - 8:07und die 22 Meter waren in zwölf,
-
8:07 - 8:10ca. 1,8 Meter breite Tafeln
aufgeteilt, die rund um den -
8:10 - 8:15Balkon des Foyer des Cantor Museum der Kunst installiert
-
8:15 - 8:19und ein Jahr lang dort zu sehen waren.
-
8:19 - 8:22Während dieses Jahres konnten
sie den Großteil der Woche über als -
8:22 - 8:24bildende Kunst erlebt werden,
ausgenommen, wie hier zu sehen, -
8:24 - 8:27an Freitagen, von Mittag bis 13 Uhr,
und nur zu dieser Zeit -
8:27 - 8:30kamen diverse Künstler und
interpretierten diese seltsamen -
8:30 - 8:34und unbestimmten piktografischen Glyphen.
(Gelächter) -
8:34 - 8:37Für mich war das ein echt aufregendes Erlebnis.
-
8:37 - 8:39Es war musikalisch befriedigend, aber ich glaube
-
8:39 - 8:42wichtiger ist, dass es aufregend war,
weil ich noch eine Rolle -
8:42 - 8:44füllen konnte, besonders weil es
in einem Museum ausgestellt war, -
8:44 - 8:48nämlich die als bildender Künstler.
(Gelächter) -
8:48 - 8:50Wir werden das alles bedecken, keine Sorge.
(Gelächter) -
8:50 - 8:52Ich bin eine Vielzahl.
(Gelächter) -
8:52 - 8:55Dazu gehört, ich meine, manche Leute
-
8:55 - 8:57sagten: "Ach, du bist ein Amateur,"
-
8:57 - 9:00und vielleicht stimmt das.
Das kann ich verstehen, ich meine, -
9:00 - 9:02ich habe keinen Stammbaum in bildender Kunst
-
9:02 - 9:04und ich habe kein Training,
aber es ist einfach etwas, -
9:04 - 9:06das ich als Erweiterung
meines Komponierens machen wollte, -
9:06 - 9:09als Erweiterung einer Art kreativen Impulses.
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9:09 - 9:12Ich kann jedoch die Frage verstehen.
"Aber ist es Musik?" -
9:12 - 9:14Ich meine, da gibt es keine herkömmliche Notation.
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9:14 - 9:17Ich kann auch die unterstellte Kritik in meinem Stück
-
9:17 - 9:20"S-tog" verstehen, welches ich komponierte,
als ich in Kopenhagen lebte. -
9:20 - 9:22Ich nahm den Kopenhagener U-Bahnplan
-
9:22 - 9:25und nannte alle Stationen in abstrakte
musikalische Provokationen um -
9:25 - 9:28und die Musiker, die mit Stoppuhren synchronisiert sind,
-
9:28 - 9:31folgen den Fahrplänen, welche in Minuten
nach der vollen Stunde angeführt sind. -
9:31 - 9:34Dies ist also ein Fall,
wo man etwas adaptiert, -
9:34 - 9:36oder vielleicht etwas stiehlt,
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9:36 - 9:38und es in eine musikalische Notation umwandelt.
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9:38 - 9:40Dieses Stück ist noch eine Adaption.
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9:40 - 9:44Ich nahm das Konzept der Armbanduhr her
und ich verwandelte es in eine Partitur. -
9:44 - 9:47Ich entwarf meine eigenen Zifferblätter
und ließ sie von einer Firma herstellen -
9:47 - 9:49und die Musiker folgen diesen Partituren.
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9:49 - 9:51Sie folgen den Sekundenzeigern,
und wenn sie über -
9:51 - 9:54die diversen Symbole schreiten,
kommt eine musikalische Antwort. -
9:54 - 9:56Hier gibt es noch ein Beispiel
aus einem anderen Stück -
9:56 - 9:58und dann die Realisierung.
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9:58 - 10:01In diesen zwei Kapazitäten
war ich ein Plünderer, -
10:01 - 10:03in dem Sinn, da ich mir den U-Bahnplan zueignete,
-
10:03 - 10:06oder vielleicht ein Dieb
und ich war auch ein Designer, -
10:06 - 10:08als ich die Armbanduhren herstellte.
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10:08 - 10:12Und ich wiederhole,
für mich ist das interessant. -
10:12 - 10:15Eine weitere Rolle, die ich gerne fülle,
ist die des Vorführungskünstlers. -
10:15 - 10:18Einige meiner Stücke haben diese
seltsamen theatralischen Elemente -
10:18 - 10:20und ich führe sie oft vor.
Ich möchte euch einen Clip zeigen -
10:20 - 10:22aus einem Stück namens "Echolalia".
-
10:22 - 10:25Es wird von Brian McWhorter vorgeführt,
-
10:25 - 10:26der ein außergewöhnlicher Künstler ist.
-
10:26 - 10:29Sehen wir uns das ein wenig an
und bitte beachtet die Instrumente. -
10:29 - 10:58(Musik)
-
10:58 - 11:00Okay, ich hörte nervöses Lachen,
denn auch ihr konntet hören, -
11:00 - 11:02dass der Bohrer ein wenig
zu hoch gestimmt war, -
11:02 - 11:04die Intonation war ein wenig fragwürdig.
(Gelächter) -
11:04 - 11:06Sehen wir uns noch einen Clip an.
-
11:06 - 11:17(Musik)
-
11:17 - 11:20Ihr seht, das Chaos geht weiter
und da gab es, naja, -
11:20 - 11:22da gab es keine Klarinetten und Trompeten
-
11:22 - 11:23und Flöten und Geigen.
Hier ein Stück mit noch -
11:23 - 11:26ungewöhnlicheren, eigenartigeren Instrumenten.
-
11:26 - 11:30Es heißt "Tlön", für drei Dirigenten
und keine Musiker. (Gelächter) -
11:42 - 11:44Das basiert auf dem Erlebnis,
zwei Leute beobachtet zu haben, -
11:44 - 11:47die einen bösen Streit
in Zeichensprache führten, -
11:47 - 11:49wobei kaum ein Dezibel produziert wurde,
-
11:49 - 11:52aber dennoch war es affektiv,
psychologisch, ein sehr lautes Erlebnis. -
11:52 - 11:56Ja, ich verstehe, dass mit
diesen merkwürdigen Apparaten -
11:56 - 12:00und dem totalen Wegfall
konventioneller Instrumente -
12:00 - 12:03und diesem Überfluss an Dirigenten
die Leute sich vielleicht -
12:03 - 12:06fragen, ja: "Ist das Musik?"
-
12:06 - 12:09Aber machen wir weiter mit einem Stück,
bei dem ich mich deutlich benehme, -
12:09 - 12:12und zwar meinem "Concerto für Orchester".
-
12:12 - 12:14Ihr werdet eine Menge konventioneller Instrumente
-
12:14 - 12:18in diesem Clip bemerken.
(Musik) -
12:18 - 12:30(Musik)
-
12:30 - 12:33Das ist eigentlich nicht der Titel dieses Stücks.
-
12:33 - 12:35Ich war ein wenig schelmisch. Tatsächlich,
um es interessanter zu machen, -
12:35 - 12:39habe ich hier Platz gelassen
und dies ist der eigentliche Titel des Stücks. -
12:39 - 12:41Machen wir weiter mit dem Ausschnitt.
-
12:41 - 12:52(Musik)
-
12:52 - 13:00Mit einem Floristen ist es besser, nicht wahr?
(Gelächter) (Musik) -
13:00 - 13:02Oder es ist zumindest weniger langweilig.
Sehen wir uns noch ein paar Clips an. -
13:02 - 13:16(Musik)
-
13:16 - 13:19Mit all diesen theatralischen Elementen
fülle ich noch eine Rolle, -
13:19 - 13:22und möglicherweise ist es
die des Dramaturgen. -
13:22 - 13:26Ich habe nett gespielt. Ich musste
die Orchesterteile schreiben, oder? -
13:26 - 13:29Okay? Aber da gab es auch
das andere Zeug, nicht wahr? -
13:29 - 13:31Da gab es den Floristen
und ich kann verstehen, dass wir -
13:31 - 13:34wieder einmal auf die Ontologie
der Musik, so wie wir sie -
13:34 - 13:37konventionell kennen, Druck ausüben,
-
13:37 - 13:41aber sehen wir uns das für heute
letzte Stück an, das ich euch zeigen will. -
13:41 - 13:44Dieses Stück heißt "Aphasia"
-
13:44 - 13:47und es ist für Handgesten,
die auf Klänge synchronisiert sind, -
13:47 - 13:50und das lädt zu noch einer Rolle ein, der letzten,
-
13:50 - 13:52die ich euch zeige,
nämlich der des Choreografen. -
13:52 - 13:55Und die Partitur für dieses Stück sieht so aus
-
13:55 - 13:59und es weist mich, den Künstler, an,
-
13:59 - 14:02diverse Handgesten zu genau
bestimmten Zeiten zu machen, -
14:02 - 14:04die mit einem Tonband
synchronisiert sind, -
14:04 - 14:07das ausschließlich aus Stimmproben besteht.
-
14:07 - 14:10Ich nahm einen großartigen Sänger auf
-
14:10 - 14:12und in meinen Computer
nahm ich den Klang seiner Stimme -
14:12 - 14:15und verzerrte ihn auf zahllose Weisen,
-
14:15 - 14:17um die Tonspur zu erstellen,
die ihr jetzt gleich hört. -
14:17 - 14:22Und ich werde euch einen Ausschnitt
von "Aphasia" hier vorführen. Okay? -
14:22 - 15:00(Musik)
-
15:00 - 15:07Das gibt euch einen kleinen Vorgeschmack des Stücks.
(Applaus) -
15:07 - 15:09Ja, zugegeben, das ist alles ein wenig seltsam.
-
15:09 - 15:11Ist das Musik? Ich möchte
auf folgende Weise abschließen. -
15:11 - 15:14Ich bin zu dem Entschluss gekommen,
dass das am Ende die falsche Frage ist, -
15:14 - 15:16dass das nicht die bedeutende Frage ist.
-
15:16 - 15:19Die bedeutende Frage ist:
"Ist es interessant?" -
15:19 - 15:21Und ich folge dieser Frage
ohne Sorge, ob das Musik ist, -
15:21 - 15:24ohne Sorge um die Definition
des von mir Erschaffenen. -
15:24 - 15:26Ich erlaube meiner Kreativität, mich in
-
15:26 - 15:29Richtungen zu treiben,
die mich einfach interessieren, -
15:29 - 15:32ohne Sorge um die Ähnlichkeit des Resultats
-
15:32 - 15:34zu irgendeinem Begriff,
irgendeinem Muster, -
15:34 - 15:37wie Musik-Komposition zu sein hat,
-
15:37 - 15:39und das hat mich gewissermaßen angetrieben,
-
15:39 - 15:41eine Menge verschiedener Rollen anzunehmen.
-
15:41 - 15:43Ich will, dass ihr darüber nachdenkt,
-
15:43 - 15:46zu welchem Grad ihr
die grundlegende Frage -
15:46 - 15:49in eurem Fach ändern könntet und, okay,
-
15:49 - 15:51ich werde eine zusätzliche
kleine Anmerkung hier einfügen, -
15:51 - 15:53denn mir wurde klar,
dass ich vorher einige -
15:53 - 15:56psychologische Defekte erwähnte
und da gab es auch -
15:56 - 16:00ziemlich viel zwanghaftes Verhalten,
-
16:00 - 16:02und ein wenig wahnhaftes Verhalten und solcherlei
-
16:02 - 16:05und hier könnte man wohl sagen,
dass dies ein Argument -
16:05 - 16:07für Selbstverachtung und
eine Art Schizophrenie ist, -
16:07 - 16:09wenigstens im Volksgebrauch,
-
16:09 - 16:11und zwar dissoziative Identitätsstörung,
okay. (Gelächter) -
16:11 - 16:14Jedenfalls würde ich euch
trotz dieser Gefahren nahelegen -
16:14 - 16:16darüber nachzudenken,
dass ihr vielleicht in eurer eigenen -
16:16 - 16:19Arbeit Rollen annehmt,
egal ob die eurer Berufsbeschreibung -
16:19 - 16:21jetzt nahestehen oder
davon weit entfernt sind. -
16:21 - 16:23Und damit möchte ich
mich herzlich bedanken.
(Applaus) -
16:23 - 16:29(Applaus)
- Title:
- Mark Applebaum: Der verrückte Musikwissenschaftler
- Speaker:
- Mark Applebaum
- Description:
-
Mark Applebaum schreibt Musik, die auf fantastische Weise die Regeln bricht, indem er ein Concerto für einen Floristen komponiert und ein Musikinstrument aus Gerümpel und gefundenen Gegenständen zusammenbaut. Dieser verschrobene Vortrag inspiriert Sie vielleicht dazu, die "Regeln" Ihrer eigenen kreativen Arbeit aufzuschütteln. (Gefilmt bei TEDxStanford.)
- Video Language:
- English
- Team:
- closed TED
- Project:
- TEDTalks
- Duration:
- 16:50
Michaela Hilbert commented on German subtitles for The mad scientist of music | ||
Katja Tongucer approved German subtitles for The mad scientist of music | ||
Katja Tongucer commented on German subtitles for The mad scientist of music | ||
Katja Tongucer edited German subtitles for The mad scientist of music | ||
Katja Tongucer edited German subtitles for The mad scientist of music | ||
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