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Mark Applebaum: Der verrückte Musikwissenschaftler

  • 0:03 - 0:06
    Ich dachte, das Herumhüpfen
    würde mich beruhigen,
  • 0:06 - 0:09
    aber tatsächlich bewirkt das
    genau das Gegenteil,
  • 0:09 - 0:11
    also war das eine dumme Idee.
    (Gelächter)
  • 0:11 - 0:15
    Jedenfalls war ich echt entzückt,
    die Einladung zu erhalten,
  • 0:15 - 0:19
    um euch ein wenig von meiner Musik
    und meiner Arbeit als
  • 0:19 - 0:22
    Komponist vorzuführen,
    vermutlich weil es
  • 0:22 - 0:26
    meinen wohlbekannten und
    ergiebigen Narzissmus anspricht.
    (Gelächter)
  • 0:26 - 0:28
    Und das meine ich im Ernst,
    ich denke nur, wir sollten
  • 0:28 - 0:32
    das mal klarstellen und weitermachen.
    (Gelächter)
  • 0:32 - 0:35
    Es ist nun so, dass sich
    schnell ein Dilemma einstellte,
  • 0:35 - 0:37
    nämlich dass mich
    die Musik echt langweilt,
  • 0:37 - 0:40
    und dass mich die Rolle
    des Komponisten echt langweilt,
  • 0:40 - 0:43
    und so entschied ich mich dazu,
    diese Idee der Langeweile
  • 0:43 - 0:46
    zum Mittelpunkt meiner heutigen
    Präsentation zu machen.
  • 0:46 - 0:48
    Und ich werde euch meine Musik
    vorführen, aber ich hoffe
  • 0:48 - 0:51
    es auf ein Weise zu tun,
    die eine Geschichte erzählt,
  • 0:51 - 0:54
    eine Geschichte darüber,
    wie ich Langeweile als Katalysator für
  • 0:54 - 0:57
    Kreativität und Erfindung verwendete
    und wie Langeweile
  • 0:57 - 1:00
    mich dazu zwang,
    die grundlegende Frage zu ändern,
  • 1:00 - 1:02
    die ich in an mein Fach stellte,
  • 1:02 - 1:04
    und wie Langeweile mich
    auf gewisse Weise auch
  • 1:04 - 1:08
    dazu führte, Rollen
    jenseits der traditionellen
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    engen Beschreibung eines
    Komponisten anzunehmen.
  • 1:11 - 1:13
    Heute möchte ich damit
    beginnen, einen Auszug
  • 1:13 - 1:16
    eines Musikstücks
    am Klavier zu spielen.
  • 1:16 - 1:26
    (Musik)
  • 1:26 - 1:29
    Okay, das ist von mir.
    (Gelächter)
  • 1:29 - 1:31
    Nein, stimmt nicht – (Applaus)
    Ach, danke.
  • 1:31 - 1:32
    Nein, nein, das ist nicht von mir.
  • 1:32 - 1:35
    Tatsächlich war das von Beethoven,
  • 1:35 - 1:37
    ich habe mich also
    nicht als Komponist betätigt.
  • 1:37 - 1:40
    Gerade eben habe ich
    mich als Interpret betätigt,
  • 1:40 - 1:42
    und da bin ich: Interpret.
  • 1:42 - 1:45
    Also, ein Interpret wovon?
    Von einem Musikstück, nicht wahr?
  • 1:45 - 1:49
    Aber wir können die Frage stellen:
    "Aber ist das Musik?"
  • 1:49 - 1:51
    Und ich sage das rhetorisch,
    denn selbstverständlich
  • 1:51 - 1:54
    müssten wir bei ziemlich
    jeder Betrachtungsweise zugeben,
  • 1:54 - 1:56
    dass dies natürlich
    ein Stück Musik ist,
  • 1:56 - 1:58
    aber ich stelle das
    jetzt mal in den Raum,
  • 1:58 - 2:00
    nur um es für den Moment
    in eure Gehirne zu setzen,
  • 2:00 - 2:02
    denn wir werden zu
    dieser Frage zurückkehren.
  • 2:02 - 2:04
    Es wird eine Art Refrain werden,
  • 2:04 - 2:06
    während wir uns durch
    diesen Vortrag arbeiten.
  • 2:06 - 2:08
    Wir haben hier also
    dieses Musikstück von Beethoven,
  • 2:08 - 2:11
    und mein Problem damit ist,
    dass es langweilig ist.
  • 2:11 - 2:18
    Ich meine, man – oh, da wird es ruhig
    – es ist wie – (Gelächter)
  • 2:18 - 2:20
    Das ist Beethoven,
    wie kann man das nur sagen?
  • 2:20 - 2:22
    Nein, nun, ich weiß nicht,
    es ist mir sehr bekannt.
  • 2:22 - 2:25
    Als Kind musste ich es üben
    und ich habe die Nase voll davon.
    Also – (Gelächter)
  • 2:25 - 2:27
    Ich würde ... also ich würde vielleicht
    versuchen, es zu verändern,
  • 2:27 - 2:30
    es irgendwie zu transformieren,
    es persönlich zu machen,
  • 2:30 - 2:32
    also nehme ich vielleicht
    die Eröffnung, zum Beispiel diese Idee –
  • 2:32 - 2:35
    (Musik)
  • 2:35 - 2:39
    und tausche es gegen das hier aus –
    (Musik)
  • 2:39 - 2:41
    und dann improvisiere ich
    vielleicht diese Melodie,
  • 2:41 - 2:45
    die von da aus weiter geht – (Musik)
  • 2:45 - 3:11
    (Musik)
  • 3:11 - 3:14
    Sowas würde ich vielleicht – aber danke.
  • 3:14 - 3:17
    (Applaus)
  • 3:17 - 3:20
    Sowas würde ich tun,
  • 3:20 - 3:22
    aber es ist nicht unbedingt
    besser als Beethoven.
  • 3:22 - 3:25
    Vielmehr ist es nicht besser.
    Die Sache ist die: – (Gelächter) –
  • 3:25 - 3:31
    Ich finde es interessanter.
    Ich finde es weniger langweilig.
  • 3:31 - 3:34
    Ich stütze mich da sehr auf das
    "Ich", denn ich, denn ich muss
  • 3:34 - 3:37
    über die Entscheidungen nachdenken,
    die ich spontan treffen werde,
  • 3:37 - 3:41
    während dieser Beethoven-Text
    im Takt durch meinen Kopf läuft
  • 3:41 - 3:43
    und ich herauszufinden
    versuche, wie ich ihn
  • 3:43 - 3:44
    transformieren werde.
  • 3:44 - 3:47
    Für mich ist das ein bezauberndes Unterfangen,
  • 3:47 - 3:52
    und ich stütze mich sehr auf dieses Pronomen
    der ersten Person hier,
  • 3:52 - 3:54
    und mein Gesicht erscheint nun zweimal,
    also werden wir uns einig sein:
  • 3:54 - 3:58
    Dies ist ein grundlegend
    solipsistisches Unterfangen.
    (Gelächter)
  • 3:58 - 4:00
    Aber es ist ein bezauberndes
    und es interessiert mich
  • 4:00 - 4:03
    eine Zeit lang, aber dann
    langweilt es mich, und mit "es"
  • 4:03 - 4:05
    meine ich das Klavier,
    denn es wird ...
  • 4:05 - 4:08
    es ist dieses bekannte Instrument,
    seine Klangfarbenreichweite ist eigentlich
  • 4:08 - 4:11
    recht komprimiert, wenigstens
    beim Spielen auf der Tastatur,
  • 4:11 - 4:14
    und wenn man nicht was
    anderes macht, wie etwa zuhören,
  • 4:14 - 4:16
    nachdem man es angezündet hat,
    oder sowas ähnliches.
  • 4:16 - 4:18
    Es wird ein wenig langweilig, und bald
  • 4:18 - 4:20
    spiele ich andere Instrumente,
    sie werden mir geläufig,
  • 4:20 - 4:23
    und letztendlich entwerfe und baue ich
  • 4:23 - 4:27
    mein eigenes Instrument
    und ich habe heute eines mitgebracht
  • 4:27 - 4:30
    und ich dachte mir, ich würde
    euch ein wenig darauf vorspielen,
  • 4:30 - 4:32
    damit ihr hören könnt, wie es klingt.
  • 4:32 - 4:44
    (Musik)
  • 4:44 - 4:50
    Man muss Türstopper haben,
    das ist wichtig. (Gelächter)
  • 4:50 - 4:53
    Ich habe Kämme. Es sind die einzigen
    Kämme in meinem Besitz. (Musik)
  • 4:53 - 4:56
    Sie sind alle auf meinem Instrument montiert.
    (Gelächter)
  • 4:56 - 5:05
    (Musik)
  • 5:05 - 5:07
    Ich kann da alles mögliche
    machen. Ich kann
  • 5:07 - 5:10
    mit einem Geigenbogen spielen.
    Ich muss die Essstäbchen nicht verwenden.
  • 5:10 - 5:18
    Das ergibt diesen Klang.
    (Musik)
  • 5:18 - 5:20
    Und mit Live-Elektronik
  • 5:20 - 5:24
    kann ich die Klänge radikal verändern.
    (Musik)
  • 5:24 - 5:33
    (Musik)
  • 5:33 - 5:39
    Wie hier und wie hier.
    (Musik)
  • 5:39 - 5:41
    Und so weiter.
  • 5:41 - 5:44
    Nun habt ihr eine Vorstellung
    von der Klangwelt
  • 5:44 - 5:46
    dieses Instruments,
    das ich recht interessant finde,
  • 5:46 - 5:50
    und das mich in die Rolle des Erfinders stellt,
    und das Schöne daran –
  • 5:50 - 5:53
    dieses Instrument heißt Mausketier ...
    (Gelächter)
  • 5:53 - 5:55
    – und das Coole daran ist,
  • 5:55 - 5:59
    dass ich der weltweit beste Mausketierspieler bin.
    (Gelächter)
  • 5:59 - 6:01
    Okay?
    (Applaus)
  • 6:01 - 6:04
    In dieser Hinsicht ist es
    also eines der Dinge,
  • 6:04 - 6:06
    eines der Privilegien,
    wenn man der
  • 6:06 - 6:09
    Erfinder ist – hier ist also
    noch eine Rolle – und übrigens,
  • 6:09 - 6:11
    als ich sagte, dass ich
    der weltweit Beste bin,
  • 6:11 - 6:15
    falls ihr da mitzählt, da hatten
    wir Narzissmus und Solipsismus
  • 6:15 - 6:17
    und jetzt eine gesunde Portion Egozentrik.
  • 6:17 - 6:20
    Ich weiß, einige von euch denken "Bingo"!
    Oder ich weiß nicht was. (Gelächter)
  • 6:20 - 6:26
    Jedenfalls ist das auch
    eine echt erfreuliche Rolle.
  • 6:26 - 6:29
    Ich sollte auch zugeben, dass ich der weltweit
    schlechteste Mausketierspieler bin,
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    und um diesen Rang hatte ich
    mir am meisten Sorgen gemacht,
  • 6:31 - 6:34
    als ich noch auf der anderen Seite
    der Pragmatisierungskluft war.
  • 6:34 - 6:36
    Zum Glück liegt das hinter mir.
    Wir werden das nicht weiter erörtern.
  • 6:36 - 6:39
    Ich weine innerlich.
    Da gibt es noch immer Narben.
  • 6:39 - 6:43
    Jedenfalls würde ich sagen, es geht darum,
    dass alle diese Unternehmen
  • 6:43 - 6:47
    mich in ihrer Vielfältigkeit bezaubern,
    aber so wie ich sie euch heute
  • 6:47 - 6:50
    vorgeführt habe, sind sie
    eigentlich Einzelunternehmen,
  • 6:50 - 6:53
    und da verlangt es mich recht bald danach,
    mit anderen zu kommunizieren, und
  • 6:53 - 6:56
    ich bin entzückt, dass ich tatsächlich
    Werke für sie komponieren darf.
  • 6:56 - 6:59
    Ich schreibe, manchmal für Solisten,
    und da arbeite ich mit einer Person,
  • 6:59 - 7:02
    manchmal für ganze Orchester,
    und da arbeite ich mit vielen Leuten,
  • 7:02 - 7:06
    und das ist wahrscheinlich
    die Kapazität, die kreative Rolle,
  • 7:06 - 7:09
    für die ich beruflich wahrscheinlich
    am besten bekannt bin.
  • 7:09 - 7:12
    Nun, als Komponist sehen manche
    meiner Partituren so aus,
  • 7:12 - 7:14
    und andere sehen so aus,
  • 7:14 - 7:16
    und manche sehen so aus,
  • 7:16 - 7:19
    und die schreibe ich alle von Hand
    und das ist echt mühsam.
  • 7:19 - 7:22
    Es dauert sehr, sehr lange,
    diese Partituren zu schreiben,
  • 7:22 - 7:24
    und zur Zeit arbeite ich an einem Stück,
  • 7:24 - 7:26
    das 180 Seiten lang ist,
  • 7:26 - 7:30
    und das ist ein großer Teil meines Lebens
    und ich raufe mir die Haare.
  • 7:30 - 7:32
    Davon habe ich viele
    und das ist wohl gut so.
    (Gelächter)
  • 7:32 - 7:36
    Für mich wird das also
    echt langweilig und ermüdend,
  • 7:36 - 7:39
    nach einer Weile ist der Prozess
    der Notation nicht nur langweilig,
  • 7:39 - 7:42
    ich will, dass die Notation
    selbst interessanter wird,
  • 7:42 - 7:45
    und das hat mich zu Projekten
    wie diesem angetrieben.
  • 7:45 - 7:47
    Dieser Ausschnitt ist aus einer Partitur namens
  • 7:47 - 7:49
    "Die Metaphysik der Notation".
  • 7:49 - 7:52
    Die gesamte Partitur ist ca. 22 Meter breit.
  • 7:52 - 7:54
    Es ist ein Haufen verrückter piktografischer Notation.
  • 7:54 - 7:57
    Sehen wir uns diesen Abschnitt hier
    genauer an. Ihr könnt sehen,
  • 7:57 - 8:01
    dass es ziemlich detailliert ist. Das mache ich
    alles mithilfe von Zeichenvorlagen,
  • 8:01 - 8:05
    mit Kantenlinealen, mit Kurvenlinealen und freihändig
  • 8:05 - 8:07
    und die 22 Meter waren in zwölf,
  • 8:07 - 8:10
    ca. 1,8 Meter breite Tafeln
    aufgeteilt, die rund um den
  • 8:10 - 8:15
    Balkon des Foyer des Cantor Museum der Kunst installiert
  • 8:15 - 8:19
    und ein Jahr lang dort zu sehen waren.
  • 8:19 - 8:22
    Während dieses Jahres konnten
    sie den Großteil der Woche über als
  • 8:22 - 8:24
    bildende Kunst erlebt werden,
    ausgenommen, wie hier zu sehen,
  • 8:24 - 8:27
    an Freitagen, von Mittag bis 13 Uhr,
    und nur zu dieser Zeit
  • 8:27 - 8:30
    kamen diverse Künstler und
    interpretierten diese seltsamen
  • 8:30 - 8:34
    und unbestimmten piktografischen Glyphen.
    (Gelächter)
  • 8:34 - 8:37
    Für mich war das ein echt aufregendes Erlebnis.
  • 8:37 - 8:39
    Es war musikalisch befriedigend, aber ich glaube
  • 8:39 - 8:42
    wichtiger ist, dass es aufregend war,
    weil ich noch eine Rolle
  • 8:42 - 8:44
    füllen konnte, besonders weil es
    in einem Museum ausgestellt war,
  • 8:44 - 8:48
    nämlich die als bildender Künstler.
    (Gelächter)
  • 8:48 - 8:50
    Wir werden das alles bedecken, keine Sorge.
    (Gelächter)
  • 8:50 - 8:52
    Ich bin eine Vielzahl.
    (Gelächter)
  • 8:52 - 8:55
    Dazu gehört, ich meine, manche Leute
  • 8:55 - 8:57
    sagten: "Ach, du bist ein Amateur,"
  • 8:57 - 9:00
    und vielleicht stimmt das.
    Das kann ich verstehen, ich meine,
  • 9:00 - 9:02
    ich habe keinen Stammbaum in bildender Kunst
  • 9:02 - 9:04
    und ich habe kein Training,
    aber es ist einfach etwas,
  • 9:04 - 9:06
    das ich als Erweiterung
    meines Komponierens machen wollte,
  • 9:06 - 9:09
    als Erweiterung einer Art kreativen Impulses.
  • 9:09 - 9:12
    Ich kann jedoch die Frage verstehen.
    "Aber ist es Musik?"
  • 9:12 - 9:14
    Ich meine, da gibt es keine herkömmliche Notation.
  • 9:14 - 9:17
    Ich kann auch die unterstellte Kritik in meinem Stück
  • 9:17 - 9:20
    "S-tog" verstehen, welches ich komponierte,
    als ich in Kopenhagen lebte.
  • 9:20 - 9:22
    Ich nahm den Kopenhagener U-Bahnplan
  • 9:22 - 9:25
    und nannte alle Stationen in abstrakte
    musikalische Provokationen um
  • 9:25 - 9:28
    und die Musiker, die mit Stoppuhren synchronisiert sind,
  • 9:28 - 9:31
    folgen den Fahrplänen, welche in Minuten
    nach der vollen Stunde angeführt sind.
  • 9:31 - 9:34
    Dies ist also ein Fall,
    wo man etwas adaptiert,
  • 9:34 - 9:36
    oder vielleicht etwas stiehlt,
  • 9:36 - 9:38
    und es in eine musikalische Notation umwandelt.
  • 9:38 - 9:40
    Dieses Stück ist noch eine Adaption.
  • 9:40 - 9:44
    Ich nahm das Konzept der Armbanduhr her
    und ich verwandelte es in eine Partitur.
  • 9:44 - 9:47
    Ich entwarf meine eigenen Zifferblätter
    und ließ sie von einer Firma herstellen
  • 9:47 - 9:49
    und die Musiker folgen diesen Partituren.
  • 9:49 - 9:51
    Sie folgen den Sekundenzeigern,
    und wenn sie über
  • 9:51 - 9:54
    die diversen Symbole schreiten,
    kommt eine musikalische Antwort.
  • 9:54 - 9:56
    Hier gibt es noch ein Beispiel
    aus einem anderen Stück
  • 9:56 - 9:58
    und dann die Realisierung.
  • 9:58 - 10:01
    In diesen zwei Kapazitäten
    war ich ein Plünderer,
  • 10:01 - 10:03
    in dem Sinn, da ich mir den U-Bahnplan zueignete,
  • 10:03 - 10:06
    oder vielleicht ein Dieb
    und ich war auch ein Designer,
  • 10:06 - 10:08
    als ich die Armbanduhren herstellte.
  • 10:08 - 10:12
    Und ich wiederhole,
    für mich ist das interessant.
  • 10:12 - 10:15
    Eine weitere Rolle, die ich gerne fülle,
    ist die des Vorführungskünstlers.
  • 10:15 - 10:18
    Einige meiner Stücke haben diese
    seltsamen theatralischen Elemente
  • 10:18 - 10:20
    und ich führe sie oft vor.
    Ich möchte euch einen Clip zeigen
  • 10:20 - 10:22
    aus einem Stück namens "Echolalia".
  • 10:22 - 10:25
    Es wird von Brian McWhorter vorgeführt,
  • 10:25 - 10:26
    der ein außergewöhnlicher Künstler ist.
  • 10:26 - 10:29
    Sehen wir uns das ein wenig an
    und bitte beachtet die Instrumente.
  • 10:29 - 10:58
    (Musik)
  • 10:58 - 11:00
    Okay, ich hörte nervöses Lachen,
    denn auch ihr konntet hören,
  • 11:00 - 11:02
    dass der Bohrer ein wenig
    zu hoch gestimmt war,
  • 11:02 - 11:04
    die Intonation war ein wenig fragwürdig.
    (Gelächter)
  • 11:04 - 11:06
    Sehen wir uns noch einen Clip an.
  • 11:06 - 11:17
    (Musik)
  • 11:17 - 11:20
    Ihr seht, das Chaos geht weiter
    und da gab es, naja,
  • 11:20 - 11:22
    da gab es keine Klarinetten und Trompeten
  • 11:22 - 11:23
    und Flöten und Geigen.
    Hier ein Stück mit noch
  • 11:23 - 11:26
    ungewöhnlicheren, eigenartigeren Instrumenten.
  • 11:26 - 11:30
    Es heißt "Tlön", für drei Dirigenten
    und keine Musiker. (Gelächter)
  • 11:42 - 11:44
    Das basiert auf dem Erlebnis,
    zwei Leute beobachtet zu haben,
  • 11:44 - 11:47
    die einen bösen Streit
    in Zeichensprache führten,
  • 11:47 - 11:49
    wobei kaum ein Dezibel produziert wurde,
  • 11:49 - 11:52
    aber dennoch war es affektiv,
    psychologisch, ein sehr lautes Erlebnis.
  • 11:52 - 11:56
    Ja, ich verstehe, dass mit
    diesen merkwürdigen Apparaten
  • 11:56 - 12:00
    und dem totalen Wegfall
    konventioneller Instrumente
  • 12:00 - 12:03
    und diesem Überfluss an Dirigenten
    die Leute sich vielleicht
  • 12:03 - 12:06
    fragen, ja: "Ist das Musik?"
  • 12:06 - 12:09
    Aber machen wir weiter mit einem Stück,
    bei dem ich mich deutlich benehme,
  • 12:09 - 12:12
    und zwar meinem "Concerto für Orchester".
  • 12:12 - 12:14
    Ihr werdet eine Menge konventioneller Instrumente
  • 12:14 - 12:18
    in diesem Clip bemerken.
    (Musik)
  • 12:18 - 12:30
    (Musik)
  • 12:30 - 12:33
    Das ist eigentlich nicht der Titel dieses Stücks.
  • 12:33 - 12:35
    Ich war ein wenig schelmisch. Tatsächlich,
    um es interessanter zu machen,
  • 12:35 - 12:39
    habe ich hier Platz gelassen
    und dies ist der eigentliche Titel des Stücks.
  • 12:39 - 12:41
    Machen wir weiter mit dem Ausschnitt.
  • 12:41 - 12:52
    (Musik)
  • 12:52 - 13:00
    Mit einem Floristen ist es besser, nicht wahr?
    (Gelächter) (Musik)
  • 13:00 - 13:02
    Oder es ist zumindest weniger langweilig.
    Sehen wir uns noch ein paar Clips an.
  • 13:02 - 13:16
    (Musik)
  • 13:16 - 13:19
    Mit all diesen theatralischen Elementen
    fülle ich noch eine Rolle,
  • 13:19 - 13:22
    und möglicherweise ist es
    die des Dramaturgen.
  • 13:22 - 13:26
    Ich habe nett gespielt. Ich musste
    die Orchesterteile schreiben, oder?
  • 13:26 - 13:29
    Okay? Aber da gab es auch
    das andere Zeug, nicht wahr?
  • 13:29 - 13:31
    Da gab es den Floristen
    und ich kann verstehen, dass wir
  • 13:31 - 13:34
    wieder einmal auf die Ontologie
    der Musik, so wie wir sie
  • 13:34 - 13:37
    konventionell kennen, Druck ausüben,
  • 13:37 - 13:41
    aber sehen wir uns das für heute
    letzte Stück an, das ich euch zeigen will.
  • 13:41 - 13:44
    Dieses Stück heißt "Aphasia"
  • 13:44 - 13:47
    und es ist für Handgesten,
    die auf Klänge synchronisiert sind,
  • 13:47 - 13:50
    und das lädt zu noch einer Rolle ein, der letzten,
  • 13:50 - 13:52
    die ich euch zeige,
    nämlich der des Choreografen.
  • 13:52 - 13:55
    Und die Partitur für dieses Stück sieht so aus
  • 13:55 - 13:59
    und es weist mich, den Künstler, an,
  • 13:59 - 14:02
    diverse Handgesten zu genau
    bestimmten Zeiten zu machen,
  • 14:02 - 14:04
    die mit einem Tonband
    synchronisiert sind,
  • 14:04 - 14:07
    das ausschließlich aus Stimmproben besteht.
  • 14:07 - 14:10
    Ich nahm einen großartigen Sänger auf
  • 14:10 - 14:12
    und in meinen Computer
    nahm ich den Klang seiner Stimme
  • 14:12 - 14:15
    und verzerrte ihn auf zahllose Weisen,
  • 14:15 - 14:17
    um die Tonspur zu erstellen,
    die ihr jetzt gleich hört.
  • 14:17 - 14:22
    Und ich werde euch einen Ausschnitt
    von "Aphasia" hier vorführen. Okay?
  • 14:22 - 15:00
    (Musik)
  • 15:00 - 15:07
    Das gibt euch einen kleinen Vorgeschmack des Stücks.
    (Applaus)
  • 15:07 - 15:09
    Ja, zugegeben, das ist alles ein wenig seltsam.
  • 15:09 - 15:11
    Ist das Musik? Ich möchte
    auf folgende Weise abschließen.
  • 15:11 - 15:14
    Ich bin zu dem Entschluss gekommen,
    dass das am Ende die falsche Frage ist,
  • 15:14 - 15:16
    dass das nicht die bedeutende Frage ist.
  • 15:16 - 15:19
    Die bedeutende Frage ist:
    "Ist es interessant?"
  • 15:19 - 15:21
    Und ich folge dieser Frage
    ohne Sorge, ob das Musik ist,
  • 15:21 - 15:24
    ohne Sorge um die Definition
    des von mir Erschaffenen.
  • 15:24 - 15:26
    Ich erlaube meiner Kreativität, mich in
  • 15:26 - 15:29
    Richtungen zu treiben,
    die mich einfach interessieren,
  • 15:29 - 15:32
    ohne Sorge um die Ähnlichkeit des Resultats
  • 15:32 - 15:34
    zu irgendeinem Begriff,
    irgendeinem Muster,
  • 15:34 - 15:37
    wie Musik-Komposition zu sein hat,
  • 15:37 - 15:39
    und das hat mich gewissermaßen angetrieben,
  • 15:39 - 15:41
    eine Menge verschiedener Rollen anzunehmen.
  • 15:41 - 15:43
    Ich will, dass ihr darüber nachdenkt,
  • 15:43 - 15:46
    zu welchem Grad ihr
    die grundlegende Frage
  • 15:46 - 15:49
    in eurem Fach ändern könntet und, okay,
  • 15:49 - 15:51
    ich werde eine zusätzliche
    kleine Anmerkung hier einfügen,
  • 15:51 - 15:53
    denn mir wurde klar,
    dass ich vorher einige
  • 15:53 - 15:56
    psychologische Defekte erwähnte
    und da gab es auch
  • 15:56 - 16:00
    ziemlich viel zwanghaftes Verhalten,
  • 16:00 - 16:02
    und ein wenig wahnhaftes Verhalten und solcherlei
  • 16:02 - 16:05
    und hier könnte man wohl sagen,
    dass dies ein Argument
  • 16:05 - 16:07
    für Selbstverachtung und
    eine Art Schizophrenie ist,
  • 16:07 - 16:09
    wenigstens im Volksgebrauch,
  • 16:09 - 16:11
    und zwar dissoziative Identitätsstörung,
    okay. (Gelächter)
  • 16:11 - 16:14
    Jedenfalls würde ich euch
    trotz dieser Gefahren nahelegen
  • 16:14 - 16:16
    darüber nachzudenken,
    dass ihr vielleicht in eurer eigenen
  • 16:16 - 16:19
    Arbeit Rollen annehmt,
    egal ob die eurer Berufsbeschreibung
  • 16:19 - 16:21
    jetzt nahestehen oder
    davon weit entfernt sind.
  • 16:21 - 16:23
    Und damit möchte ich
    mich herzlich bedanken.
    (Applaus)
  • 16:23 - 16:29
    (Applaus)
Title:
Mark Applebaum: Der verrückte Musikwissenschaftler
Speaker:
Mark Applebaum
Description:

Mark Applebaum schreibt Musik, die auf fantastische Weise die Regeln bricht, indem er ein Concerto für einen Floristen komponiert und ein Musikinstrument aus Gerümpel und gefundenen Gegenständen zusammenbaut. Dieser verschrobene Vortrag inspiriert Sie vielleicht dazu, die "Regeln" Ihrer eigenen kreativen Arbeit aufzuschütteln. (Gefilmt bei TEDxStanford.)

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Video Language:
English
Team:
closed TED
Project:
TEDTalks
Duration:
16:50
Michaela Hilbert commented on German subtitles for The mad scientist of music
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