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Wie Open-Source-Technologie meinen Krebs heilte

  • 0:02 - 0:06
    Das hier war mein Gehirntumor.
  • 0:07 - 0:09
    Hübsch, nicht wahr?
  • 0:09 - 0:11
    (Lachen)
  • 0:11 - 0:14
    Das Schlüsselwort ist "war".
  • 0:14 - 0:15
    Puh.
  • 0:15 - 0:18
    (Applaus)
  • 0:21 - 0:25
    Einen Gehirntumor zu haben --
    das können Sie sich sicher vorstellen --
  • 0:25 - 0:27
    war schockierend für mich.
  • 0:27 - 0:29
    Ich wusste nichts über Krebs.
  • 0:30 - 0:34
    Hat man in einer westlichen Kultur Krebs,
  • 0:34 - 0:36
    dann ist das, als würde man verschwinden.
  • 0:37 - 0:40
    Ihr Leben als ein komplexes
    menschliches Wesen wird ersetzt
  • 0:40 - 0:43
    durch medizinische Daten:
  • 0:43 - 0:49
    Ihre Bilder, Ihre Untersuchungen,
    Ihre Laborwerte,
  • 0:49 - 0:51
    eine Reihe von Medikamenten.
  • 0:52 - 0:53
    Und alle verändern sich.
  • 0:54 - 0:57
    Plötzlich sind Sie
    eine Krankheit auf Beinen.
  • 0:57 - 1:01
    Die Ärzte sprechen mit Ihnen
    eine Sprache, die Sie nicht verstehen.
  • 1:02 - 1:07
    Sie zeigen mit ihren Fingern
  • 1:07 - 1:11
    auf Ihren Körper und Ihre Bilder.
  • 1:12 - 1:15
    Auch die Menschen
    um Sie herum verändern sich,
  • 1:15 - 1:19
    weil sie sich mit der Krankheit befassen
  • 1:19 - 1:21
    anstatt mit Ihrer Person.
  • 1:21 - 1:24
    Sie fragen: "Was hat der Arzt gesagt?"
  • 1:24 - 1:27
    bevor sie überhaupt "Hallo" sagen.
  • 1:28 - 1:30
    Und währenddessen
  • 1:30 - 1:35
    stellen Sie sich Fragen,
    die Ihnen niemand beantwortet.
  • 1:35 - 1:38
    Es sind die "Kann ich?"-Fragen:
  • 1:38 - 1:40
    Kann ich arbeiten, wenn ich Krebs habe?
  • 1:41 - 1:46
    Kann ich studieren? Kann ich Liebe machen?
    Kann ich kreativ sein?
  • 1:46 - 1:49
    Und Sie fragen sich: "Was habe ich getan,
    um das zu verdienen?"
  • 1:49 - 1:53
    Sie fragen sich: "Kann ich etwas
    an meinem Lebensstil ändern?"
  • 1:54 - 1:56
    Sie fragen sich: "Kann ich etwas tun?
  • 1:56 - 1:59
    Gibt es irgendwelche Alternativen?"
  • 2:00 - 2:06
    Natürlich sind die Ärzte
    die Guten in dieser Geschichte,
  • 2:06 - 2:12
    denn sie sind sehr kompetent
    und motiviert, Sie zu heilen.
  • 2:12 - 2:17
    Aber sie sind auch sehr an
    den Umgang mit Patienten gewöhnt.
  • 2:17 - 2:24
    Darum denke ich, dass sie manchmal
    vergessen, dass das alles eine Tortur ist
  • 2:24 - 2:29
    und dass Sie ein Patient
    im wahrsten Sinne Wortes werden --
  • 2:29 - 2:32
    ein "Patient" meint "der, der wartet".
  • 2:32 - 2:33
    (Lachen)
  • 2:33 - 2:37
    Die Dinge ändern sich, doch normalerweise
  • 2:37 - 2:43
    tendieren Ärzte dazu, Sie gar nicht
    über Ihren Zustand zu informieren.
  • 2:43 - 2:47
    Sie beziehen Sie, Ihre Freunde
    und Ihre Familie nicht mit ein
  • 2:47 - 2:51
    und sie zeigen Ihnen nicht, wie Sie
    Ihren Lebensstil ändern könnten,
  • 2:51 - 2:53
    um die Risiken zu minimieren.
  • 2:54 - 2:58
    Stattdessen sind Sie gezwungen,
  • 2:58 - 3:03
    in den Händen von sehr
    kompetenten Fremden zu warten.
  • 3:05 - 3:07
    Als ich im Krankenhaus war,
  • 3:07 - 3:10
    verlangte ich ein ausgedrucktes Bild
    meines Krebses
  • 3:10 - 3:12
    und sprach dann zu ihm.
  • 3:13 - 3:15
    Es war schwierig, das Bild zu bekommen,
  • 3:15 - 3:20
    denn es ist nicht üblich, nach dem Bild
    des eigenen Krebses zu fragen.
  • 3:20 - 3:22
    Ich sprach mit ihm und ich sagte:
  • 3:22 - 3:27
    "Okay, Krebs, du definierst mich nicht.
  • 3:27 - 3:29
    Ich bin mehr als das.
  • 3:29 - 3:35
    Eine Behandlung wird sich mit mir
    als Ganzes auseinandersetzen müssen."
  • 3:35 - 3:38
    So verließ ich am nächsten Tag
  • 3:38 - 3:41
    das Krankenhaus entgegen
    dem ärztlichen Rat.
  • 3:41 - 3:46
    Ich war entschlossen, meine Beziehung
    zum Krebs zu verändern
  • 3:46 - 3:48
    und mehr über meinen Krebs zu erfahren,
  • 3:48 - 3:52
    bevor ich etwas so Drastisches wie
    eine Operation vornehmen lassen würde.
  • 3:54 - 3:56
    Ich bin Künstler.
  • 3:56 - 4:04
    Ich verwende verschiedene Formen
    der Open-Source-Technologie.
  • 4:04 - 4:10
    Für mich war es das Beste,
    alle Informationen zu veröffentlichen
  • 4:10 - 4:15
    und zwar so, dass jeder Zugang dazu hat.
  • 4:16 - 4:20
    Also erstellte ich die Website "La Cura",
  • 4:20 - 4:23
    auf der ich meine gesamten
    medizinischen Daten bereitstellte.
  • 4:23 - 4:25
    Ich musste die Daten hacken,
  • 4:25 - 4:29
    aber das ist eine Sache, über die wir
    ein anderes Mal sprechen können.
  • 4:29 - 4:31
    (Lachen)
  • 4:31 - 4:33
    Ich habe dieses Wort "La Cura" gewählt --
  • 4:33 - 4:36
    "La Cura" bedeutet
    auf Italienisch "Heilung" --
  • 4:36 - 4:38
    weil das Wort "Heilung" in vielen Kulturen
  • 4:39 - 4:43
    ganz unterschliedliche
    Bedeutungen haben kann.
  • 4:43 - 4:45
    In unseren westlichen Kulturen
    bedeutet es,
  • 4:45 - 4:49
    eine Krankheit auszurotten
    oder rückgängig zu machen.
  • 4:49 - 4:51
    Doch in anderen Kulturen,
  • 4:51 - 4:54
    wie in asiatischen Kulturen,
  • 4:54 - 4:58
    mediterranen, lateinamerikanischen
    oder afrikanischen Kulturen,
  • 4:58 - 5:01
    kann das Wort viele weitere
    Bedeutungen haben.
  • 5:01 - 5:06
    Natürlich interessierte mich
    die Meinung der Ärzte
  • 5:06 - 5:08
    und Gesundheitsdienstleister,
  • 5:08 - 5:14
    aber ich interessierte mich auch für
    Heilungsansätze von Künstlern, Dichtern,
  • 5:14 - 5:21
    Designern, und, wer weiß, Musikern.
  • 5:21 - 5:24
    Ich interessierte mich
    für soziale Heilung,
  • 5:24 - 5:26
    psychologische Heilung,
  • 5:26 - 5:29
    spirituelle Heilung
  • 5:29 - 5:32
    und für emotionale Heilung.
  • 5:32 - 5:35
    Ich interessierte mich
    füt jede Form der Heilung.
  • 5:37 - 5:41
    Und es funktionierte.
  • 5:41 - 5:44
    Die "La Cura"-Website
    verbreitete sich rasend schnell.
  • 5:44 - 5:49
    Die Medienaufmerksamkeit
    in Italien und im Ausland war riesig
  • 5:49 - 5:54
    und schnell kontaktierten mich
    über 500 000 Menschen --
  • 5:54 - 5:56
    via E-Mails, soziale Medien --
  • 5:56 - 5:59
    und die meisten brachten einen Vorschlag
  • 5:59 - 6:01
    zur Heilungsmethode meines Krebses
  • 6:01 - 6:06
    und vor allem, wie ich mich selbst als
    ganzheitliches Individuum heilen könnte.
  • 6:07 - 6:11
    Es wurden Tausende von Videos, Bildern,
  • 6:11 - 6:17
    Fotos und künstlerischen Darbietungen
    für "La Cura" produziert.
  • 6:17 - 6:21
    Hier z. B. sehen wir Francesca Fini
    bei ihrer Darbietung.
  • 6:21 - 6:25
    Oder hier, das Werk
    des Künstlers Patrick Lichtyt:
  • 6:26 - 6:30
    Er hat eine 3D-Skulptur
    meines Tumors erstellt
  • 6:30 - 6:33
    und sie auf "Thingiverse"
    zum Verkauf angeboten.
  • 6:33 - 6:35
    Jetzt können auch Sie meinen Krebs haben!
  • 6:35 - 6:38
    (Lachen)
  • 6:38 - 6:41
    Das ist etwas Tolles,
    wenn man darüber nachdenkt:
  • 6:41 - 6:44
    Wir können unseren Krebs teilen.
  • 6:44 - 6:47
    So waren also alle mit mir verbunden --
  • 6:47 - 6:50
    Wissenschaftler, Experten
    der traditionellen Medizin,
  • 6:50 - 6:52
    Forscher, Ärzte --
  • 6:52 - 6:54
    um mir Ratschläge zu geben.
  • 6:54 - 6:56
    Die Informationen und die Unterstützung
  • 6:56 - 7:02
    halfen mir, ein Team zu bilden,
    aus Neurochirurgen,
  • 7:02 - 7:06
    traditionellen Ärzten, Onkologen
  • 7:06 - 7:14
    und einigen hundert Freiwilligen,
    mit denen ich die Informationen,
  • 7:14 - 7:20
    die ich bekam, besprach --
    das war sehr wichtig.
  • 7:20 - 7:26
    So entwickelten wir gemeinsam
    eine Strategie für meine Heilung,
  • 7:26 - 7:30
    gemäß verschiedenen Kulturen
    und in verschiedenen Sprachen.
  • 7:30 - 7:33
    Die aktuelle Strategie
    umspannt die ganze Welt
  • 7:33 - 7:36
    und Jahrtausende unserer Geschichte.
  • 7:36 - 7:38
    Das ist wirklich bemerkenswert.
  • 7:38 - 7:39
    [Operation]
  • 7:39 - 7:45
    Die darauffolgenden MRT-Bilder zeigten
    glücklicherweise kein Wachstum des Tumors.
  • 7:45 - 7:48
    Ich konnte mir also
    Zeit lassen und auswählen.
  • 7:48 - 7:52
    Ich wählte den Arzt,
    mit dem ich arbeiten wollte,
  • 7:52 - 7:54
    ich wählte das Krankenhaus,
  • 7:54 - 7:58
    und gleichzeitig wurde ich von
    Tausenden von Menschen unterstützt.
  • 7:58 - 8:02
    Und niemand bemitleidete mich.
  • 8:02 - 8:07
    Alle fühlten, dass sie
    eine aktive Rolle einnehmen konnten,
  • 8:07 - 8:11
    und dass sie mir so halfen,
    gesund zu werden.
  • 8:11 - 8:14
    Das war das Wichtigste an "La Cura".
  • 8:14 - 8:16
    Was ist das Ergebnis?
  • 8:16 - 8:18
    Es geht mir, wie Sie sehen, ziemlich gut.
  • 8:18 - 8:21
    (Applaus)
  • 8:24 - 8:26
    Ich habe tolle Neuigkeiten:
  • 8:26 - 8:28
    Nach der Operation
  • 8:28 - 8:33
    bekam ich ein niedriggradiges Gliom.
  • 8:33 - 8:38
    Das ist ein gutartiger Tumor,
    der nicht viel wächst.
  • 8:38 - 8:42
    Ich habe mein Leben und
    meinen Lebensstil komplett umgestellt.
  • 8:42 - 8:48
    Alles, was ich tat, wurde bis auf
    die letzten Minuten vor der Operation
  • 8:48 - 8:52
    sorgfältig gestaltet.
  • 8:52 - 8:54
    Das war sehr intensiv.
  • 8:54 - 8:58
    Mir wurde eine Elekroden-Matrix
    ins Hirn implantiert --
  • 8:58 - 9:00
    auf dieser Seite --
  • 9:00 - 9:05
    um eine funktionelle Karte
    von meinem Gehirn zu erstellen.
  • 9:05 - 9:09
    Und kurz vor der Operation
  • 9:09 - 9:16
    besprachen wir diese
    funktionelle Karte mit dem Arzt,
  • 9:16 - 9:21
    um die Risiken,
    die ich einging, zu verstehen
  • 9:21 - 9:24
    und ob es welche gab,
    die ich vermeiden wollte.
  • 9:24 - 9:26
    Natürlich war das der Fall.
  • 9:26 - 9:28
    [Offen]
  • 9:28 - 9:33
    Offenheit war der
    grundlegende Teil von "La Cura".
  • 9:33 - 9:38
    Tausende von Menschen teilten mit mir
    ihre Geschichten, ihre Erfahrungen.
  • 9:38 - 9:42
    Ärtze kamen mit Menschen zusammen,
    die sie normalerweise
  • 9:42 - 9:47
    nicht zu Rate ziehen,
    wenn es um Krebs geht.
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    Ich befinde mich in einem Zustand
    des ständigen Übersetzens
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    zwischen verschiedenen Sprachen:
  • 9:54 - 9:58
    Wissenschaft trifft auf Emotionen
  • 9:58 - 10:03
    und konventionelle
    auf traditionelle Forschung.
  • 10:03 - 10:04
    [Gemeinschaft]
  • 10:04 - 10:10
    Das Wichtigste an "La Cura" war es,
  • 10:10 - 10:17
    sich einer engagierten und verbundenen
    Gemeinschaft zugehörig zu fühlen,
  • 10:17 - 10:23
    in der das Wohl der Gemeinschaft
    vom Wohl des Einzelnen abhängt.
  • 10:24 - 10:29
    Mein weltweites Auftreten ist
    meine Open-Source-Heilung von Krebs.
  • 10:30 - 10:32
    Und so wie ich das sehe,
  • 10:32 - 10:35
    heilt sie nicht nur mich,
    sondern uns alle.
  • 10:34 - 10:35
    Vielen Dank.
  • 10:35 - 10:38
    (Applaus)
Title:
Wie Open-Source-Technologie meinen Krebs heilte
Speaker:
Salvatore Iaconesi
Description:

Als bei Salvatore Iaconesi ein Gehirntumor diagnostiziert wurde, wollte er kein passiver Patient sein -- denn ein Patient ist "jemand, der wartet", wie er betont. Also hackte er seine Gehirnscans, postete sie online und lud die internationale Gemeinschaft dazu ein, ihm bei seiner "Heilung" zu helfen. So bekam er medizinischen Rat, künstlerische, musikalische und emotionale Unterstützung -- von über einer halben Million Menschen.

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Video Language:
English
Team:
closed TED
Project:
TEDTalks
Duration:
10:52

German subtitles

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