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Wie ich das Lampenfieber besiegt habe

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    Joe Kowan: Ich habe Lampenfieber.
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    Ich habe schon immer
    Lampenfieber gehabt.
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    und nicht nur ein bisschen,
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    sondern ganz schön viel.
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    Und bis ich 27 Jahre alt war,
    war es auch egal.
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    Damals habe ich angefangen,
    Songs zu schreiben, und selbst dann
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    habe ich nur für mich selbst gespielt.
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    Schon, wenn meine Mitbewohner
    im Hause waren, fühlte ich mich unwohl.
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    Aber nach ein paar Jahren war es nicht
    mehr genug, die Songs nur zu schreiben,
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    Ich wollte meine Geschichten und Ideen
    mit anderen Menschen teilen,
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    aber rein physiologisch,
    konnte ich es nicht.
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    Ich hatte diese irrationale Angst.
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    Aber desto mehr ich schrieb
    und je mehr ich übte,
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    desto mehr wollte ich auftreten.
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    In der Woche meines 30. Geburtstags
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    habe ich mich entschlossen,
    zu diesem lokalen "open mic" zu gehen,
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    und diese Angst hinter mir gelassen.
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    Na ja, als ich da ankam,
    war es brechend voll.
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    Es waren bestimmt 20 Leute da.
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    (Lachen)
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    Und sie sahen alle wütend aus.
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    Aber ich habe tief durchgeatmet
    und mich für einen Auftritt gemeldet.
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    Und ich habe ziemlich gut gefühlt.
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    Ziemlich gut, bis ca. 10 Minuten
    vor meinem Auftritt,
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    als mein ganzer Körper rebelliert hat
    und mich eine Welle von Angst überrollte.
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    Wenn du Angst hast,
    dreht dein Nervensystem durch.
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    Du schüttest Adrenalin aus,
    dein Herz rast.
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    Dein Atem geht schneller
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    Dann fahren die nicht überlebenswichtigen
    Organe herunter, wie die Verdauung. (Lachen)
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    Dein Mund wird trocken und dein Blut
    fließt nicht mehr in die Extremitäten,
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    deine Finger funktionieren also nicht mehr.
  • 1:23 - 1:26
    Die Pupillen erweitern sich, die Muskeln
    spannen sich an, dein "Spidey sense" meldet sich,
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    dein ganzer Körper ist nur kriegswütig.
  • 1:31 - 1:36
    Dieser Zustand ist nicht
    förderlich bei Konzerten.
  • 1:36 - 1:38
    (Lachen)
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    Das Nervensystem ist doch ein Idiot.
  • 1:40 - 1:44
    Echt? 200 000 Jahre menschlicher Evolution
    und es kann immer noch nicht unterscheiden
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    zwischen einem Säbelzahntiger
    und 20 Musikern,
  • 1:47 - 1:49
    donnerstags Abends
    auf einem "open mic"?
  • 1:49 - 1:50
    (Lachen)
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    Ich hatte noch nie größere Angst -- bis jetzt.
  • 1:54 - 2:04
    (Lachen und Applaus)
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    Dann war ich dran,
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    und schaffte ich es auf die Bühne
    und fing an zu spielen.
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    Ich öffnete meinen Mund,
    um die erste Zeile zu singen,
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    und dieses total schlimme Vibrato --
  • 2:13 - 2:16
    ihr wisst schon, die Stimme zittert --
    kommt heraus.
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    Und das ist nicht die schöne Art
    von Vibrato, wie bei Opernsängern,
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    das war mein ganzer Körper,
    der vor Angst bebte.
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    Das ist ein Albtraum.
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    Mir ist es peinlich,
    das Publikum fühlt sich sichtbar unwohl,
  • 2:25 - 2:28
    sie haben mir das Unbehagen angesehen.
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    Es war schrecklich.
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    Aber das war meine erste echte Erfahrung
    als Solosänger und Songschreiber.
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    Und etwas Gutes hatte es auch --
    ich hatte einen winzig kleinen Einblick
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    in die Verbindung zum Publikum,
    auf die ich gehofft hatte.
  • 2:41 - 2:45
    Und ich wollte mehr. Aber ich wusste,
    dass ich die Nervosität bekämpfen musste.
  • 2:45 - 2:48
    Und diese Nacht versprach ich mir:
    Ich werde jede Woche hingehen,
  • 2:48 - 2:50
    bis ich nicht mehr nervös werde.
  • 2:50 - 2:53
    Und das habe ich getan.
    Ich war jede Woche da,
  • 2:53 - 2:57
    und tatsächlich, Woche für Woche,
  • 2:57 - 3:01
    wurde es nicht besser.
    Jede Woche passierte das Gleiche. (Lachen)
  • 3:01 - 3:03
    Ich habe es nicht in den Griff bekommen.
  • 3:03 - 3:05
    Und dann hatte ich eine Erleuchtung.
  • 3:05 - 3:11
    Ich kann mich gut daran erinnern,
    da ich nicht viele Erleuchtungen habe. (Lachen)
  • 3:11 - 3:14
    Ich musste nur ein Lied
    über meine Nervosität schreiben.
  • 3:14 - 3:16
    Dieses wäre nur authentisch,
    wenn ich auch Lampenfieber hätte,
  • 3:16 - 3:18
    und je nervöser ich war,
  • 3:18 - 3:20
    desto besser würde
    das Lied ankommen. Einfach!
  • 3:20 - 3:25
    Also fing ich an, ein Lied
    über Lampenfieber zu schreiben.
  • 3:25 - 3:27
    Zuerst das Problem zugeben,
  • 3:27 - 3:29
    die physische Manifestation beschreiben,
    wie ich mich fühlen würde,
  • 3:29 - 3:30
    wie die Zuhörer sich fühlen könnten.
  • 3:30 - 3:33
    Und dann Rechenschaft für Dinge
    wie meine zitternde Stimme ablegen.
  • 3:33 - 3:36
    Und mir war klar, dass ich eine halbe Oktave
    höher singen werde als normal,
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    da ich ja nervös war.
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    Mit einem Lied, das erklärt,
    was gerade mit mir passiert,
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    während es passiert,
  • 3:43 - 3:44
    gibt dem Publikum die Erlaubnis
    darüber nachzudenken.
  • 3:44 - 3:47
    Sie müssen sich nicht
    für mich schämen, weil ich nervös bin.
  • 3:47 - 3:49
    Sie können es mit mir erleben.
  • 3:49 - 3:54
    Und wir wären eine große, nervöse,
    sich unbehaglich fühlende Familie.
  • 3:54 - 3:59
    Wenn ich über mein Publikum nachdenke,
    mein Problem umarme und ausnutze,
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    war ich in der Lange,
    etwas, das meinen Fortschritt blockiert,
  • 4:02 - 4:06
    in etwas zu wandeln,
    das entscheidend war für meinen Erfolg.
  • 4:06 - 4:09
    Ein Lampenfieber-Lied zu haben,
    das mich das Problem lösen ließ,
  • 4:09 - 4:11
    schon am Anfang meines Auftrittes.
  • 4:11 - 4:12
    Dann könnte ich weitermachen und
    auch meine restlichen Lieder singen,
  • 4:12 - 4:15
    ein kleines bisschen entspannter.
  • 4:15 - 4:22
    Vielleicht musste ich irgendwann
    das Lampenfieber-Lied gar nicht mehr spielen.
  • 4:22 - 4:29
    Außer ich bin wirklich richtig nervös,
    so wie jetzt. (Lachen)
  • 4:29 - 4:32
    Wäre es ok, wenn ich das Lampenfieber-Lied
    für euch singen würde?
  • 4:32 - 4:37
    (Applaus)
  • 4:41 - 4:44
    Könnte ich einen Schluck Wasser bekommen?
  • 4:44 - 4:48
    (Stimmt die Gitarre)
  • 4:55 - 4:58
    ♫ Ich mache keine Witze, weißt du. ♫
  • 4:58 - 5:04
    ♫ Dieses Lampenfieber ist echt. ♫
  • 5:04 - 5:07
    ♫ Und wenn ich hier zittere und singe, ♫
  • 5:07 - 5:12
    ♫ na ja, du weißt, wie ich mich fühle. ♫
  • 5:12 - 5:15
    ♫ Und den Fehler, den ich mache, ♫
  • 5:15 - 5:19
    ♫ das Tremolo, das vom Zittern
    meines Körpers kommt. ♫
  • 5:19 - 5:23
    ♫ Während du da sitzt
    und dich für mich schämst ♫
  • 5:23 - 5:26
    ♫ Na ja, das musst du nicht. ♫
  • 5:26 - 5:28
    ♫ Na ja, vielleicht doch ein bisschen. ♫
  • 5:28 - 5:30
    (Lachen)
  • 5:30 - 5:38
    ♫ Und vielleicht versuche ich mir,
    alle ohne Kleidung vorzustellen. ♫
  • 5:38 - 5:46
    ♫ Aber vor lauter nackten Fremden zu singen,
    ängstigt mich noch viel mehr. ♫
  • 5:46 - 5:50
    ♫ Um es kurz zu machen, ♫
  • 5:50 - 5:55
    ♫ meine Körperwahrnehmung
    war nie meine Stärke. ♫
  • 5:55 - 5:58
    ♫ Also ganz ehrlich, Ich würde mir wünschen,
    ihr würdet euch etwas anziehen. ♫
  • 5:58 - 6:03
    ♫ Ich meine, ihr seid nicht wirklich nackt. ♫
  • 6:03 - 6:07
    ♫ Und ich bin derjenige mit dem Problem. ♫
  • 6:07 - 6:14
    ♫ Und ihr sagt mir,
    keine Sorge, du wirst großartig sein. ♫
  • 6:14 - 6:17
    ♫ Aber ich bin der, der mit mir lebt ♫
  • 6:17 - 6:19
    ♫ und ich weiß wie ich werde. ♫
  • 6:19 - 6:23
    ♫ Euer Rat ist gut gemeint aber spät, ♫
  • 6:23 - 6:27
    ♫ wenn nicht sogar herablassend. ♫
  • 6:27 - 6:31
    ♫ Und dieser sarkastische Unterton
    hilft mir auch nicht beim Singen. ♫
  • 6:31 - 6:35
    ♫ Aber wir sollten über diese Dinge
    hier jetzt nicht reden. ♫
  • 6:35 - 6:42
    ♫ Echt jetzt, ich bin auf der Bühne
    und du bist im Publikum. Hi. ♫
  • 6:42 - 6:51
    ♫ Und ich mache mich nicht lustig
    über unnatürliche, irrationale Angst. ♫
  • 6:51 - 6:54
    ♫ Und wenn ich nicht bereit dazu wäre, ♫
  • 6:54 - 6:59
    ♫ würde ich todsicher nicht hier stehen. ♫
  • 6:59 - 7:04
    ♫ Aber wenn ich hier einen Ton
    klar heraus schmettere, ♫
  • 7:04 - 7:08
    ♫ werdet ihr wissen, dass ich mich
    langsam aber sicher fange. ♫
  • 7:08 - 7:12
    ♫ Und nächste Woche werde ich vielleicht
    meine Gitarre zum Singen bringen. ♫
  • 7:12 - 7:17
    ♫ Meine Stimme glasklar
    und alle singen mit. ♫
  • 7:17 - 7:21
    ♫ Aber wahrscheinlich werde ich einfach
    aufstehen und anfangen zu grooven. ♫
  • 7:21 - 7:31
    ♫ Und meine Stimmbänder werden sich
    schneller bewegen als der Ton. ♫
  • 7:37 - 7:41
    (Applaus)
Title:
Wie ich das Lampenfieber besiegt habe
Speaker:
Joe Kowan
Description:

Für unsere Vorfahren war eine gewisse Anspannung oft überlebenswichtig. Diese Nervosität, wenn man sich einer unbekannten Höhle näherte oder ein Geräusch hinter einem Busch hörte, konnte über Leben und Tod entscheiden. Aber hat denn die Evolution seither nicht gelernt zu unterscheiden, zwischen einem Säbelzahntiger hinter einem Busch und 20 Musikfans bei einem kleinen Gig? Feuchte, zittrige Hände, das Herz rast und das Hirn sagt: RENN WEG! In diesem mutmachendem und aufheiterndem Talk erzählt Joe Kowan wie er den Kampf gegen das Lampenfieber aufgenommen hat!

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Video Language:
English
Team:
closed TED
Project:
TEDTalks
Duration:
08:03
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Sandra Braukmann edited German subtitles for How I beat stage fright
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