Was ist so schlimm an Gluten? – William D. Chey

Die ganze Lektion unter: http://ed.ted.com/lessons/what-s-the-big-deal-with-gluten-william-d-chey

Wenn du in den letzten Jahren in einem Restaurant warst, hast du wahrscheinlich schon mal das Wort "glutenfrei" in der Speisekarte gelesen. Aber was genau ist Gluten und warum können manche Menschen es nicht verarbeiten? Und warum scheint es erst seit Kurzem ein Problem zu sein? William D. Chey entwirrt die Fakten hinter Zöliakie, Weizenallergien und nicht-zöliakischer Glutensensitivität.

Lektion von William D. Chey, Animation von Stretch Films, Inc.

Vielleicht hast du vor Kurzem das Wort
"glutenfrei" auf einer Verpackung

von frischem oder Fertigessen,
Shampoo-Flaschen,

Wohnungsanzeigen, T-Shirt-Etiketten,

einem Hammer, als Steißbein-Tattoo oder
im Lebenslauf eines Freundes gesehen.

Für das nächste Mal, wenn dir jemand
von seiner neuen Glutenfreiheit erzählt,

sind hier ein paar Fragen,
die du stellen kannst,

und die informierten
Antworten, die dein Freund

als vernünftiger Mensch, der gebildet
über seine Ernährung entscheidet

und nicht nur dem neuesten
Diätwahn folgt, dir geben wird.

Was ist Gluten?

Gluten ist ein unlösliches Proteingemisch,

aufgebaut aus zwei Proteinen
namens Gliadin und Glutenin.

Wo trifft man auf Gluten?

Gluten findet sich in bestimmten Körnern,
insbesondere in Weizen, Roggen und Gerste.

Was hat Gluten während der bisherigen
Menschheitsgeschichte gemacht

und warum kümmern wir uns jetzt darum?

Gluten ist für die elastische
Beschaffenheit des Teigs verantwortlich

und auch für die Kaubarkeit
von Weizenmehlprodukten

wie Brot und Pasta.

Bei einigen Menschen verursachen
diese Produkte Probleme,

namentlich Weizenallergie, Zöliakie
und nicht-zöliakische Glutensensitivität.

Weizenallergie ist ein
ungewöhnliches Leiden,

das auftritt, wenn das
Immunsystem eines Menschen

eine allergische Reaktion
auf Weizenproteine hat,

was zu leichten Problemen und selten auch

zu einer potentiell gefährlichen Reaktion
namens Anaphylaxie führt.

Zöliakie ist eine vererbte Krankheit,

bei der glutenhaltiges Essen

zu Entzündungen und Schäden
der Dünndarmschleimhaut führt.

Das beeinträchtigt die Darmfunktion

und führt zu Problemen wie Bauchschmerz,
Völlegefühl, Blähungen, Durchfall,

Gewichtsverlust, Hautausschlag,
Knochenproblemen wie Osteoporose,

Eisenmangel, Kleinwuchs, Unfruchtbarkeit,
Müdigkeit und Depressionen.

Unbehandelt erhöht Zöliakie das Risiko,

bestimmte Krebsarten zu entwickeln.

Zöliakie kommt in den USA
bei einer von 100-200 Personen vor.

Wenn Bluttests auf eine
mögliche Zöliakie hinweisen,

wird die Diagnose mit
einer Gewebeentnahme bestätigt.

Die wirksamste Behandlung
ist eine glutenfreie Ernährung,

die hilft, die Darmschäden zu heilen
und die Symptome zu lindern.

Manche Menschen haben keine
Zöliakie oder Weizenallergie,

aber erleben trotzdem Symptome,
wenn sie glutenhaltige Nahrung essen.

Diese Leute haben eine
nicht-zöliakische Glutensensitivität.

Sie haben Bauchschmerzen

und leiden an Müdigkeit, Brain Fog,
Gelenkschmerzen oder Hautausschlag.

Eine glutenfreie Ernährung hilft
normalerweise bei diesen Symptomen.

Wie viele Menschen haben eigentlich
diese beschriebene Glutensensitiviität?

Das Vorkommen von Glutensensitivität
in der allgemeinen Bevölkerung ist unklar,

aber wahrscheinlich viel häufiger
als Weizenallergie oder Zöliakie.

Die Diagnose basiert auf
der Entwicklung der Symptome,

dem Fehlen von Weizenallergie und Zöliakie

und einer anschließenden Verbesserung
mit glutenfreier Ernährung.

Es gibt keinen verlässlichen
Blut- oder Gewebetest,

weil Glutensensitivität teilweise
keine einheitliche Krankheit ist

und eine Vielzahl an
verschiedenen Ursachen hat.

Zum Beispiel kann es vorkommen,

dass Gluten das Immunsystem
im Dünndarm aktiviert

oder verursacht, dass es undicht wird.

Aber manchmal sind
die Leute, die behaupten,

an Glutensensiivität zu leiden,
nicht gegen Weizenproteine empfindlich,

sondern gegen die Zuckerarten in Weizen
und anderen Lebensmitteln, den Fruktanen.

Der menschliche Darm kann Fruktane
nicht aufspalten oder aufnehmen,

also kommen sie weiter zum Dickdarm,

wo sie von Bakterien fermentiert werden

und kurzkettige Fettsäuren
und Gase erzeugen.

Das führt zu unangenehmen Symptomen
bei manchen Menschen mit Darmproblemen.

Eine weitere mögliche Erklärung hinter
Glutensensitivität ist der Nocebo-Effekt.

Dieser tritt auf, wenn jemand glaubt,
etwas wird Probleme auslösen,

und wegen diesem Glauben
treten Probleme auf.

Es ist das Gegenteil des besser bekannten
und viel zufälligeren Placebo-Effekts.

Angesichts der vielen
negativen Schlagzeilen über Gluten

spielt die Nocebo-Reaktion
vielleicht eine Rolle

bei manchen Leuten,
die sich für glutenempfindlich halten.

Aus all diesen Gründen ist klar,

dass die Symptome,
die Menschen entwickeln,

wenn sie glutenhaltiges Getreide essen,
nicht nur auf Gluten zurückzuführen sind.

Ein besserer Name als
nicht-zöliakische Glutensensitivtität

könnte also Weizenintoleranz sein.