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Shawn Achor: Das glückliche Geheimnis besserer Arbeit

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    Als ich sieben Jahre alt war und meine Schwester gerade fünf,
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    spielten wir oben in einem Doppelstockbett.
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    Ich war damals zwei Jahre älter als meine Schwester –
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    ich bin eigentlich auch jetzt noch zwei Jahre älter als sie –
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    aber damals hieß es, dass sie alles tun musste, was ich tun wollte,
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    und ich wollte Krieg spielen.
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    Also waren wir oben auf unserem Doppelstockbett.
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    Und auf der einen Seite des Betts
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    hatte ich all meine "G.I. Joe"-Soldaten und ein Waffenarsenal.
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    Und auf der anderen Seite wartete die Kavallerie aller
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    "Meinen kleinen Ponies" meiner Schwester auf das Signal zum Angriff.
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    Es gibt verschiedene Ansichten über das tatsächliche Geschehen an diesem Tag,
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    aber da meine Schwester heute nicht hier ist,
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    kann ich Ihnen ja die wahre Geschichte erzählen –
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    (Lachen)
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    es ist nämlich so, dass meine Schwester ein bisschen tollpatschig ist.
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    Irgendwie, ohne den kleinsten Beistand oder Schubs ihres älteren Bruders,
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    verschwand Amy plötzlich von der Spielfläche
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    und landete mit einem lauten Krach auf dem Boden.
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    Ich schaute nervös über die Seite des Betts,
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    um zu sehen, was meine Schwester beim Fall befallen hatte,
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    und ich sah, dass sie schmerzhaft auf ihren Händen und Knien gelandet war,
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    und auf allen Vieren auf dem Boden war.
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    Ich war nervös, denn meine Eltern hatten mir aufgetragen,
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    dafür zu sorgen, dass meine Schwester und ich
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    so sicher und so ruhig wie möglich spielten.
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    Und da ich vor einer Woche aus Versehen
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    den Arm meiner Schwester gebrochen hatte...
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    (Lachen)
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    ...indem ich sie heldenhaft aus dem Wege
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    einer heranfliegenden imaginären Scharfschützenkugel geschoben hatte...
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    (Lachen)
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    wofür der Dank übrigens immer noch aussteht,
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    ich versuchte es mit all meiner Kraft –
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    sie war völlig ahnungslos –
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    ich versuchte, so gut ich konnte, mich von meiner besten Seite zu zeigen.
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    Und ich sah das Gesicht meiner Schwester,
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    dieser Schrei vor Schmerz und Leid und Überraschung
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    war dabei, sich ihrer Kehle zu entringen und unsere Eltern aufzuwecken,
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    die sich für ein langes Winterschläfchen niedergelegt hatten.
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    Also tat ich das Einzige, das meinem panischen
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    siebenjährigen Gehirn einfiel, um die Tragödie abzuwenden.
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    Und wenn Sie Kinder haben, haben Sie das schon tausendmal gehört.
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    Ich sagte, "Amy, Amy, warte. Nicht weinen, nicht weinen.
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    Hast du nicht gesehen, wie du aufgekommen bist?
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    Kein menschliches Wesen landet so auf allen Vieren.
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    Amy, ich glaube, das bedeutet, dass du ein Einhorn bist."
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    (Lachen)
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    Das war geflunkert, aber es gab nichts auf dieser Welt, das meine Schwester mehr wollte,
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    als nicht Amy, die verletzte fünfjährige kleine Schwester zu sein,
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    sondern Amy, das geheimnisvolle Einhorn.
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    Und das war eine Möglichkeit, die sich ihr noch nie zuvor dargestellt hatte.
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    Der Konflikt meiner armen, manipulierten Schwester war deutlich zu erkennen,
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    als ihr kleines Gehirn versuchte,
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    ihre Gefühle von Schmerz, Leid und Überraschung,
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    die sie soeben erlebt hatte, zu verarbeiten,
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    oder ihre neugefundene Identität als Einhorn zu überdenken.
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    Und das zweitere gewann.
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    Anstatt zu weinen, anstatt mit unserem Spiel aufzuhören,
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    anstatt meine Eltern aufzuwecken,
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    mit allen negativen Folgen, die das für mich bedeutet hätte,
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    statt dessen trat ein Lächeln in ihr Gesicht
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    und sie krabbelte sofort wieder aufs Bett mit all der Eleganz eines Baby-Einhorns ...
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    (Lachen)
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    ... mit einem gebrochenen Bein.
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    Worüber wir damals gestolpert waren,
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    in dem zarten Alter von nur fünf und sieben –
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    damals war uns das gar nicht bewusst –
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    war etwas, das zwanzig Jahre später in der Vorhut einer wissenschaftlichen
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    Revolution mitreiten sollte, nämlich die Art, wie wir das menschliche Gehirn betrachten.
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    Wir waren über etwas gestolpert, das sich positive Psychologie nennt,
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    und das ist der Grund, aus dem ich heute hier bin,
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    und der Grund, aus dem ich jeden Morgen aufwache.
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    Als ich das erste Mal außerhalb der Universität
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    in Firmen und Schulen über diese Forschung sprach,
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    sagten sie als Erstes, dass man niemals
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    einen Vortrag mit einem Diagramm beginnen sollte.
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    Ich möchte meinen Vortrag mit einem Diagramm beginnen.
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    Es sieht ziemlich langweilig aus,
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    aber dieses Diagramm treibt mich jeden Morgen aus dem Bett.
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    Und dieses Diagramm bedeutet noch nicht einmal etwas, die Daten sind erfunden.
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    Was wir herausfanden –
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    (Lachen)
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    wenn ich solche Daten nach einer Studie in diesem Saal erhielte, wäre ich entzückt,
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    denn hier ist eindeutig ein Trend zu erkennen,
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    und das bedeutet, dass ich an die Öffentlichkeit kann,
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    und es kommt eigentlich nur darauf an.
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    Und der rote Punkt da überhalb der Kurve bedeutet,
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    dass sich im Raum ein komischer Kauz befindet –
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    ich weiß, wer Sie sind, ich hab Sie vorhin gesehen –
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    das ist kein Problem.
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    Es ist kein Problem, denn wie die meisten von Ihnen wissen,
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    kann ich den Punkt einfach löschen.
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    Ich kann den Punkt löschen, weil es ganz klar einen Messfehler darstellt.
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    Und wir wissen, dass es ein Messfehler ist,
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    weil es mir meine Daten versaut.
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    Eine der ersten Sachen, die wir in den Ökonomie- und Statistik-
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    und Business- und Psychologiekursen unterrichten ist, wie man
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    auf statistisch gültige Weise die komischen Käuze eliminiert.
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    Wie entledigen wir uns der Ausreißer,
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    so dass wir die ideale Kurve finden können?
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    Diese Methode ist fantastisch, wenn man herausfinden will,
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    wie viele Paracetamol der Durchschnittsmensch nehmen soll – zwei.
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    Aber was, wenn ich am Potenzial interessiert bin, an Ihrem Potenzial,
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    oder an Glückseligkeit oder Produktivität,
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    oder Energie oder Kreativität?
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    Wir verfolgen einen Kult des Durchschnitts in der Wissenschaft.
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    Wenn ich eine Frage stelle wie,
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    "Wie schnell kann ein Kind im Klassenzimmer das Lesen lernen?",
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    dann beantworten Wissenschaftler eigentlich die Frage "Wie schnell lernt
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    das Durchschnittskind im Klassenzimmer das Lesen?",
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    und dann schneidern wir die Klasse auf diesen Durchschnitt zurecht.
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    Fällt man nun unter den Durchschnitt dieser Kurve,
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    dann sind die Psychologen aus dem Häuschen,
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    denn das heißt, man ist entweder depressiv oder hat eine Störung,
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    hoffentlich sogar beides.
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    Wir hoffen auf beides, denn unser Geschäftsmodell ist so aufgebaut:
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    Wenn Sie mit einem Problem zur Therapie gehen,
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    stellen wir sicher, dass Sie mit 10 Problemen gehen,
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    damit Sie immer wieder zurückkommen.
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    Wir gehen falls nötig in Ihre Kindheit zurück,
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    aber letztendlich wollen wir Sie wieder normal machen.
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    Aber normal ist nur der Durchschnitt.
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    Und sowohl die positive Psychologie als auch ich können eins feststellen,
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    Wenn wir nur das untersuchen, das nur durchschnittlich ist,
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    dann werden auch wir durchschnittlich bleiben.
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    Denn anstelle diese positiven Ausreißer zu löschen,
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    gehe ich lieber zu so einer Gruppe wie zum Beispiel dieser hier
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    und frage: "Wieso?"
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    Wieso ist es so, dass einige von Ihnen so hoch über der Kurve sind,
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    was Ihre intellektuellen, athletischen, musischen Fähigkeiten angeht,
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    die Kreativität, Energielevel,
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    Ihre Belastbarkeit bei Herausforderungen, Ihr Sinn für Humor?
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    Was es auch ist, anstelle Sie zu löschen, möchte ich Sie untersuchen.
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    Denn vielleicht können wir so Informationen erhalten,
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    nicht nur, um Leute in den Durchschnitt zu erheben,
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    aber auch, wie wir den gesamten Durchschnitt
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    in unseren Firmen und Schulen weltweit anheben können.
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    Dieses Diagramm ist mir aus einem Grund wichtig:
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    Wenn ich die Nachrichten anschalte, scheint der Hauptteil der Informationen
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    nicht positiv zu sein, sondern im Gegenteil negativ.
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    Meistens geht es um Mord, Korruption, Krankheiten, Naturkatastrophen.
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    Und mein Gehirn beginnt sehr schnell zu denken,
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    dass dies eine akkurate Repräsentation von Negativem zu Positivem in der Welt ist.
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    Und das führt zu etwas,
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    das man das Medizinstudenten-Syndrom nennt –
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    vielleicht kennen Sie ja Leute, die Medizin studiert haben –
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    es tritt im ersten Jahr der medizinischen Ausbildung auf:
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    Lesen die Studenten eine Liste aller möglichen Symptome und Krankheiten,
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    erkennen sie plötzlich, dass sie alles davon haben.
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    Ich habe einen Schwager namens Bobo – das ist eine ganz andere Geschichte.
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    Bobo hat Amy das Einhorn geheiratet.
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    Bobo rief mich
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    von der Yale Medical School an,
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    und Bobo sagte: "Shawn, ich habe Lepra."
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    (Lachen)
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    Selbst in Yale ist die höchst selten vertreten.
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    Aber ich wusste nicht, wie ich den armen Bobo trösten sollte,
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    denn er hatte gerade eine ganze Woche die Menopause durchgemacht.
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    (Lachen)
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    Wir erkennen also, dass nicht die Realität uns Form gibt,
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    sondern die Linse, durch die unser Gehirn auf die realitätsformende Welt schaut.
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    Und wenn wir die Linse austauschen können, können wir nicht nur unser Glück beeinflussen,
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    sondern zur selben Zeit jedes einzelne Resultat in der Bildung und Wirtschaft verändern.
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    Als ich mich bei Harvard bewarb, war das nicht ohne Risiko.
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    Ich erwartete nicht angenommen zu werden, es würde keine Unterstützung von der Familie geben.
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    Als ich zwei Wochen später ein Stipendium vom Militär bekam, durfte ich hin.
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    Plötzlich war aus etwas Unmöglichem eine Realität geworden.
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    Bei meiner Ankunft nahm ich an, dass alle anderen dies auch als Privileg sähen,
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    dass sie aufgeregt über den Universitätsbesuch waren.
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    Allein wenn man in einem Klassenzimmer mit Leuten sitzt, die allesamt klüger sind
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    als man selbst, ist das schon Grund zur Freude, so dachte ich.
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    Aber statt dessen stellte ich fest,
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    dass zwar einige Leute so empfinden,
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    aber als ich vier Jahre später meinen Abschluss machte
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    und dann die nächsten acht Jahre im Studentenwohnheim wohnte –
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    so einer bin ich nicht, Harvard hatte mich drum gebeten.
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    (Lachen) Aber es war so...
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    Ich war in Harvard damit beauftragt, Studenten in den vier schwierigen Jahren zu beraten.
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    Und in meiner Forschung und Lehre fand ich heraus,
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    dass diese Studenten, egal wie glücklich sie anfangs darüber gewesen waren,
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    an diese Schule gehen zu dürfen, nach zwei Wochen
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    all ihr Denken nicht mehr auf das Privileg der Anwesenheit konzentrierten,
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    und auch nicht auf ihre Philosophie oder Physik.
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    Ihre Gehirne fokussierten sich auf den Wettbewerb, die Menge der Arbeit,
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    die Anstrengungen, den Stress, die Beschwerden.
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    Als ich das erste Mal den Speisesaal für die Erstsemestler betrat,
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    wo meine Freunde aus Waco, Texas aufwuchsen, und wo ich aufwuchs,
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    einige von Ihnen haben das sicherlich schon gehört.
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    Wenn sie mich besuchen kamen, schauten sie sich um
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    und sagten: "Der Speisesaal sieht aus,
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    als befände er sich in Hogwarts im Film 'Harry Potter'," und das ist auch so.
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    Das ist Hogwarts aus dem Film "Harry Potter", und das ist Harvard.
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    Und wenn sie das sehen, sagen sie:
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    "Shawn, wieso verschwendest du deine Zeit, Glück an Harvard zu untersuchen?
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    Im Ernst, worüber könnte denn ein Harvard-Student
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    unglücklich sein?"
  • 7:30 - 7:32
    Dieser Frage liegt der Schlüssel
  • 7:32 - 7:34
    zum Verständnis der Wissenschaft des Glücks zugrunde.
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    Denn diese Frage setzt voraus,
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    dass unsere externe Welt unsere Glückslevel vorhersagen kann.
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    Die Wahrheit aber ist, dass ich lediglich 10 % des Langzeitglücks einer Person
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    vorhersagen kann, wenn ich Ihre gesamte externe Welt berücksichtige.
  • 7:44 - 7:46
    90 % des Langzeitglücks
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    wird nicht durch die externe Welt vorhergesagt,
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    sondern dadurch, wie das Gehirn die Welt verarbeitet.
  • 7:50 - 7:52
    Und wenn wir das ändern,
  • 7:52 - 7:54
    wenn wir unsere Formel für Glück und Erfolg verändern,
  • 7:54 - 7:56
    dann können wir beeinflussen,
  • 7:56 - 7:58
    wie wir uns auf die Realität auswirken.
  • 7:58 - 8:00
    Wir fanden heraus, dass nur 25 % des beruflichen Erfolgs
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    vom IQ bestimmt werden.
  • 8:02 - 8:04
    75 % des beruflichen Erfolgs
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    werden durch den eigenen Optimismus, das soziale Umfeld,
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    und die eigene Fähigkeit, Stress als Herausforderung und nicht als Bedrohung zu sehen.
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    In einem Gespräch mit einem Internat, wahrscheinlich dem angesehensten, in Neuengland
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    wurde mir gesagt: "Das ist uns bereits bekannt.
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    Also veranstalten wir einmal pro Jahr, anstatt unsere Studenten nur zu unterrichten,
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    eine Wellness-Woche. Das ist ziemlich aufregend. Montagabend spricht einer der
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    weltweit führenden Spezialisten über Adoleszentendepression.
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    Dienstagabend geht es um Gewalt und Schikane an der Schule.
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    Mittwoch sind die Essstörungen dran.
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    Donnerstagabend der Konsum illegaler Drogen.
  • 8:29 - 8:32
    Und am Freitag entscheiden wir uns zwischen riskantem Sex und Glück."
  • 8:32 - 8:35
    (Lachen)
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    Ich sagte, "Das ist doch bei den meisten Leuten am Freitagabend so."
  • 8:37 - 8:40
    (Lachen)
  • 8:40 - 8:43
    (Applaus)
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    Ich bin froh, dass Ihnen das gefallen hat. Denen nämlich gar nicht.
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    Stille am anderen Ende der Leitung.
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    Und in diese Stille sagte ich, "Ich halte gern einen Vortrag an Ihrer Schule,
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    aber mal so, das ist keine Wellness-Woche, sondern eine Krankheits-Woche.
  • 8:52 - 8:54
    Sie haben alle negativen Dinge aufgezählt die passieren könnten,
  • 8:54 - 8:56
    aber die positiven nicht erwähnt."
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    Die Abwesenheit von Krankheit ist keine Gesundheit.
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    So werden wir gesund:
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    Wir müssen die Formel für Glück und Erfolg umkehren.
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    In den letzten drei Jahren habe ich 45 Länder bereist,
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    und mit Schulen und Firmen
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    inmitten eines wirtschaftlichen Abschwungs gearbeitet.
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    Und ich fand heraus, dass die meisten Firmen und Schulen
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    die folgende Erfolgsformel anstreben:
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    Wenn ich mehr arbeite, bin ich erfolgreicher.
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    Und wenn ich erfolgreicher bin, bin ich glücklicher.
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    Das unterstreicht die meisten unserer Erziehungs- und Management-Methoden
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    und die Art, wie wir unser Verhalten motivieren.
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    Und das ist aus zwei Gründen wissenschaftlich inkorrekt und verkehrt herum.
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    Erstens wird jedes Mal, wenn das Gehirn einen Erfolg verzeichnet,
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    einfach die Ziellinie für den Erfolg verpflanzt.
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    Bekommt man gute Noten, muss man nun bessere Noten bekommen.
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    Wenn man in eine gute Schule kam, muss man nun in eine bessere Schule kommen.
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    Man hat einen guten Job, nun braucht man einen besseren Job.
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    Das Verkaufsziel wurde erreicht, dann wird eben das Verkaufsziel verändert.
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    Und wenn Glück das Gegenteil von Erfolg ist, dann kommt das Gehirn nie dort an.
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    Wir haben Glück als Gesellschaft
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    über den kognitiven Horizont geschoben.
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    Und das liegt daran, dass wir glauben, wir müssen erfolgreich sein,
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    um dann glücklicher zu sein.
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    Das wahre Problem jedoch ist, dass unsere Gehirne genau andersrum funktionieren.
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    Wenn Sie den Level der Positivität einer Person in der Gegenwart erhöhen können,
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    dann erlebt ihr Gehirn das, was wir nun den Glücks-Vorteil nennen,
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    das bedeutet, dass das Gehirn im positiven Zustand
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    wesentlich bessere Leistungen liefert
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    als im negativen, neutralen oder gestressten Zustand.
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    Die Intelligenz erhöht sich, wie auch die Kreativität, die Energielevel.
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    Wir haben sogar herausgefunden,
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    dass jeder einzelne Geschäftsausgang sich verbessert.
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    Ihr Gehirn im positiven Zustand ist 31 % produktiver
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    als im negativen, neutralen oder gestressten Zustand.
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    Sie sind 37 % besser bei Verkäufen.
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    Ärzte sind 19 % schneller und treffsicherer
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    darin, die richtige Diagnose zu geben,
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    wenn der Level positiv ist und nicht negativ, neutral oder gestresst.
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    Das bedeutet, dass wir die Formel umdrehen können.
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    Wenn wir einen Weg finden, in der Gegenwart positiv zu werden,
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    dann funktionieren unsere Gehirne noch erfolgreicher
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    und wir können mehr, schnellere und intelligentere Arbeit verrichten.
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    Was wir dazu brauchen ist eine Umkehrung der Formel,
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    damit wir anfangen können zu verstehen, was unsere Gehirne überhaupt können.
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    Denn Dopamin, das unser System beim Positiv-Zustand überflutet,
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    hat zwei Funktionen.
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    Es macht uns nicht nur glücklicher,
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    sondern es aktiviert auch all die Lernzentren im Gehirn,
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    über die man sich auf neue Art an die Welt anpassen kann.
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    Wir haben herausgefunden, dass man sein Gehirn trainieren kann,
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    um positiver werden zu können.
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    In 21 aufeinanderfolgenden Tagen können wir mit nur zwei
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    Minuten pro Tag Ihr Gehirn umprogrammieren,
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    damit es so optimistischer und erfolgreicher
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    an seine Arbeit geht.
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    Wir haben das in unserer Forschung umgesetzt.
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    In jeder einzelnen Firma, mit der ich gearbeitet habe,
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    sollten die Leute drei neue Dinge, für die sie dankbar sind, aufschreiben,
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    21 Tage hintereinander, drei neue Dinge pro Tag.
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    Am Ende dieser Zeit
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    verbleibt im Gehirn ein Muster,
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    mit dem es die Welt nicht zuerst nach Negativem, sondern Positivem abtastet.
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    Tagebuch führen über ein positives Erlebnis in den letzten 24 Stunden
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    erlaubt es Ihrem Gehirn, diese Situation neu zu erleben.
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    Übung lehrt Ihr Gehirn, dass Ihr Verhalten wichtig ist.
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    Wir sehen, dass Meditation dem Gehirn ermöglicht,
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    das kulturelle ADHS zu überwinden, das wir aufgebaut haben,
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    indem wir uns mehreren Aufgaben gleichzeitig widmen,
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    und dass sie dem Gehirn ermöglicht, ganz bei der Sache zu sein.
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    Und letztlich sind willkürliche Freundlichkeiten bewusste Freundlichkeiten.
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    Wir bewegen Leute dazu, wenn sie Ihr Mailprogramm öffnen,
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    eine positive E-Mail des Lobs oder des Danks
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    an jemanden in ihrem sozialen Umfeld zu schreiben.
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    Und indem wir diese Dinge tun,
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    und unser Gehirn so trainieren, wie wir unsere Körper trainieren,
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    können wir die Formel für Glück und Erfolg umkehren,
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    und dadurch nicht nur Wellen der Positivität erzeugen,
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    sondern eine wirkliche Revolution lostreten.
  • 11:55 - 11:57
    Vielen Dank.
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    (Applaus)
Title:
Shawn Achor: Das glückliche Geheimnis besserer Arbeit
Speaker:
Shawn Achor
Description:

Wir glauben, dass wir arbeiten sollten, um glücklich zu sein, aber könnte diese Theorie verkehrt sein? In diesem spritzigen und unterhaltsamen Vortrag auf der TEDxBloomington legt der Psychologe Shawn Achor dar, dass eigentlich das Glücklichsein die Produktivität mit sich bringt.

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Video Language:
English
Team:
closed TED
Project:
TEDTalks
Duration:
12:00
Judith Matz added a translation

German subtitles

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