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John McWhorter: SMS töten unsere Sprache. JK!!!

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    Wir hören immer, dass SMS eine Plage sind.
  • 0:04 - 0:08
    Es heißt, dass SMS
    den Verfall und Untergang
  • 0:08 - 0:12
    aller Arten seriöser Literatur,
    oder zumindest schriftlicher Fähigkeiten
  • 0:12 - 0:15
    junger Menschen in den USA
  • 0:15 - 0:17
    und auf der ganzen Welt beweist.
  • 0:17 - 0:20
    In der Tat entspricht dies
    aber nicht der Wahrheit,
  • 0:20 - 0:23
    es ist jedoch
    eine verlockende Schlussfolgerung.
  • 0:23 - 0:25
    Aber um es anders wahrzunehmen,
  • 0:25 - 0:28
    um zu sehen, dass SMS
    eigentlich etwas Wunderbares sind,
  • 0:28 - 0:31
    nicht nur energiegeladen,
    sondern auch wunderbar,
  • 0:31 - 0:33
    mit einer aufkommenden Komplexität,
  • 0:33 - 0:35
    die wir gerade beobachten,
  • 0:35 - 0:38
    müssen wir unseren Fokus erweitern
  • 0:38 - 0:41
    und untersuchen, was Sprache wirklich ist.
  • 0:41 - 0:43
    Dann sehen wir, dass
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    SMSen eigentlich kein Schreiben ist.
  • 0:48 - 0:49
    Was will ich damit sagen?
  • 0:49 - 0:52
    Wenn wir an Sprache denken,
  • 0:52 - 0:56
    existiert diese vielleicht seit 150.000 Jahren,
  • 0:56 - 0:58
    oder zumindest 80.000 Jahren,
  • 0:58 - 1:02
    und sie entstand als Sprechen.
    Leute redeten.
  • 1:02 - 1:05
    Wahrscheinlich sind wir
    genetisch darauf programmiert.
  • 1:05 - 1:07
    Dazu verwenden wir Sprache am meisten.
  • 1:07 - 1:11
    Schrift ist etwas, das viel später kam,
  • 1:11 - 1:13
    und wie wir im letzten Vortrag hörten,
  • 1:13 - 1:16
    ist man sich nicht ganz einig,
    wann genau das war,
  • 1:16 - 1:18
    aber laut traditioneller Schätzungen wäre.
  • 1:18 - 1:21
    wenn die Menschheit
    seit 24 Stunden existieren würde,
  • 1:21 - 1:27
    Schrift erst um 23:07 dazugekommen.
  • 1:27 - 1:30
    So etwas Neues ist Schrift.
  • 1:30 - 1:34
    Zuerst gibt es Sprache
    und Schrift kommt später hinzu,
  • 1:34 - 1:35
    als eine Art Kunstfertigkeit.
  • 1:35 - 1:39
    Verstehen Sie mich nicht falsch,
    Schrift hat durchaus Vorteile.
  • 1:39 - 1:42
    Wenn man schreibt,
    kann man Sprache so benutzen,
  • 1:42 - 1:44
    wie es beim Sprechen
    eher unwahrscheinlich wäre,
  • 1:44 - 1:47
    weil Schreiben ein bewusster Prozess ist
  • 1:47 - 1:49
    und man zurückblicken kann.
  • 1:49 - 1:53
    Stellen Sie sich z. B. einen Absatz
    aus Edward Gibbons
  • 1:53 - 1:57
    „Verfall und Untergang des
    Römischen Imperiums" vor:
  • 1:57 - 2:00
    „Zwölf Stunden dauerte das Gefecht;
  • 2:00 - 2:03
    schließlich aber wurde
  • 2:03 - 2:05
    der schrittweise Rückzug der Perser
    zur ungeordneten Flucht,
  • 2:05 - 2:08
    bei der sich in beschämender Weise
    ihre Befehlshaber besonders hervortaten."
  • 2:08 - 2:12
    Das ist schön, aber ehrlich,
    so redet niemand.
  • 2:12 - 2:17
    Oder zumindest sollte niemand so reden,
  • 2:17 - 2:19
    falls er sich fortpflanzen will. Das –
  • 2:19 - 2:22
    (Lachen)
  • 2:22 - 2:25
    So spricht allgemein kein Mensch.
  • 2:25 - 2:27
    Umgangssprache ist etwas ganz anderes.
  • 2:27 - 2:29
    Sprachwissenschafter haben in der Tat bewiesen,
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    dass wenn wir locker und
    ungezwungen sprechen,
  • 2:32 - 2:35
    wir dazu neigen, in Einheiten von vielleicht
  • 2:35 - 2:36
    sieben bis zehn Wörtern zu sprechen.
  • 2:36 - 2:39
    Das merkt man, wenn man sich oder
  • 2:39 - 2:42
    eine Gruppe von Leuten
    beim Sprechen aufnimmt.
  • 2:42 - 2:44
    So ist das Sprechen.
  • 2:44 - 2:48
    Sprechen ist viel lockerer.
    Es ist mehr wie Telegrammstil.
  • 2:48 - 2:52
    Es ist weniger bedacht,
    ganz anders als das Schreiben.
  • 2:52 - 2:54
    Da wir Sprache so häufig geschrieben sehen,
  • 2:54 - 2:57
    denken wir natürlich, dass das Sprache ist,
  • 2:57 - 3:01
    aber tatsächlich ist es unser Sprechen.
    Das sind zwei Dinge.
  • 3:01 - 3:04
    Mit der Zeit ist es nur natürlich,
  • 3:04 - 3:07
    dass Sprechen und Schreiben
  • 3:07 - 3:10
    zu einem Teil ineinander übergegangen sind.
  • 3:10 - 3:15
    In einer lange zurückliegenden Zeit etwa
  • 3:15 - 3:17
    war es normal, wie geschrieben zu sprechen,
  • 3:17 - 3:20
    wenn man eine Rede hielt.
  • 3:20 - 3:23
    Ich meine damit die Art von Rede,
  • 3:23 - 3:25
    die jemand in einem alten Film gibt.
    Die Person räuspert sich, sagt
  • 3:25 - 3:28
    "Sehr geehrte Damen und Herren"
  • 3:28 - 3:31
    und spricht dann in einer Art,
    die mit der Umgangssprache nichts zu tun hat.
  • 3:31 - 3:35
    Das ist förmlich, mit langen Sätzen,
    wie bei Gibbon.
  • 3:35 - 3:39
    Man spricht im Grunde wie man schreibt.
  • 3:39 - 3:41
    Wegen des Films denken wir
  • 3:41 - 3:43
    in letzter Zeit viel an Lincoln.
  • 3:43 - 3:46
    Die „Gettysburg Address" war nicht
    die Hauptsache der Veranstaltung.
  • 3:46 - 3:50
    Zwei Stunden zuvor sprach Edward Everett
  • 3:50 - 3:53
    über ein Thema, das, offen gesagt,
    uns heute nicht beschäftigt
  • 3:53 - 3:55
    und es damals auch kaum tat.
  • 3:55 - 3:57
    Es ging darum, ihm dabei zuzuhören,
  • 3:57 - 3:59
    wie er wie geschrieben spricht.
  • 3:59 - 4:01
    Gewöhnliche Leute standen da
    und hörten zwei Stunden lang zu.
  • 4:01 - 4:03
    Das war ganz normal.
  • 4:03 - 4:05
    Das machten Leute damals so,
    sprechen wie geschrieben.
  • 4:05 - 4:08
    Nun, wenn man sprechen kann wie geschrieben,
  • 4:08 - 4:11
    dann ist die Schlussfolgerung,
    dass man manchmal
  • 4:11 - 4:14
    vielleicht schreiben möchte, wie man spricht.
  • 4:14 - 4:16
    Das Problem war,
    dass das damalige Schreibmaterial
  • 4:16 - 4:20
    dies im mechanischen Sinn
    sehr schwierig machte,
  • 4:20 - 4:23
    einfach weil es dazu nicht gut geeignet ist.
  • 4:23 - 4:25
    Mit der Hand ist das fast unmöglich,
  • 4:25 - 4:28
    außer in Steno, und dann
    ist die Kommunikation beschränkt.
  • 4:28 - 4:31
    Mit einer mechanischen Schreibmaschine
    war das sehr schwierig,
  • 4:31 - 4:33
    selbst noch auf elektrischen Schreibmaschinen
  • 4:33 - 4:35
    und Computertastaturen.
    Denn selbst wenn man
  • 4:35 - 4:38
    schnell schreiben kann und
    mehr oder weniger
  • 4:38 - 4:40
    mit der Sprech-Geschwindigkeit mithalten kann,
  • 4:40 - 4:43
    braucht man jemanden,
    der die Nachricht schnell erhält.
  • 4:43 - 4:46
    Hat man erstmal etwas in der Tasche,
    das die Nachricht empfangen kann,
  • 4:46 - 4:49
    dann sind die Bedingungen erfüllt,
    die es erlauben
  • 4:49 - 4:52
    zu schreiben wie man spricht.
  • 4:52 - 4:55
    Da kommt das SMSen ins Spiel.
  • 4:55 - 4:59
    SMSen hat eine sehr lockere Struktur.
  • 4:59 - 5:03
    Beim SMSen denkt niemand an
    Großbuchstaben oder Satzzeichen,
  • 5:03 - 5:06
    denkt man denn an diese Dinge beim Sprechen?
  • 5:06 - 5:09
    Nein, warum dann also beim SMSen.
  • 5:09 - 5:13
    Das SMSen, obwohl es die rohe Mechanik
  • 5:13 - 5:15
    beinhaltet, die wir Schreiben nennen,
  • 5:15 - 5:19
    ist Sprechen mit den Fingern.
    Das ist das SMSen.
  • 5:19 - 5:22
    Jetzt können wir so schreiben
    wie wir sprechen.
  • 5:22 - 5:25
    Dies ist überaus interessant, trotzdem
  • 5:25 - 5:30
    könnte man annehmen,
    dass es eine Art Rückgang ist.
  • 5:30 - 5:33
    Wir sehen diese generell lose Struktur,
  • 5:33 - 5:36
    die mangelnde Rücksicht auf Regeln,
    wie wir sie an der Tafel gelernt haben,
  • 5:36 - 5:39
    und so glauben wir,
  • 5:39 - 5:42
    dass etwas nicht stimmt.
  • 5:42 - 5:45
    Das ist eine ganz natürliche Wahrnehmung.
  • 5:45 - 5:49
    Wir sehen hier aber eigentlich
  • 5:49 - 5:53
    eine Art Komplexität in der Entstehung.
  • 5:53 - 5:55
    Das sehen wir in dieser getippten Sprache.
  • 5:55 - 5:58
    Um es zu verstehen, sehen wir uns an,
  • 5:58 - 6:03
    wie in dieser neuen Art der Sprache
  • 6:03 - 6:07
    eine neue Struktur entsteht.
  • 6:07 - 6:12
    So gibt es z. B. beim SMSen eine Konvention;
  • 6:12 - 6:15
    das ist LOL.
  • 6:15 - 6:18
    Wir denken bei LOL normalerweise
  • 6:18 - 6:20
    an die Bedeutung „laughing out loud"
    (lautes Auflachen).
  • 6:20 - 6:23
    Natürlich ist das theoretisch auch die Bedeutung
  • 6:23 - 6:25
    und wird in älteren Texten auch tatsächlich benutzt,
  • 6:25 - 6:28
    um lautes Auflachen anzudeuten.
  • 6:28 - 6:32
    Doch wenn man jetzt SMS schreibt,
  • 6:32 - 6:35
    oder weiß, wozu das SMSen geworden ist,
  • 6:35 - 6:37
    bemerkt man, dass LOL
  • 6:37 - 6:39
    nicht mehr lautes Auflachen bedeutet.
  • 6:39 - 6:43
    Es hat sich zu etwas viel Subtilerem entwickelt.
  • 6:43 - 6:46
    Dies ist ein echter Text, geschrieben von
  • 6:46 - 6:50
    einer nicht-männlichen Person um die 20
  • 6:50 - 6:52
    vor nicht zu langer Zeit.
  • 6:52 - 6:55
    „ich liebe die schrift, die du benutzt, übrigens"
  • 6:55 - 6:58
    Julie: „lol danke gmail ist grad langsam".
  • 6:58 - 7:00
    Überlegen Sie, das ist nicht lustig.
  • 7:00 - 7:03
    Niemand lacht. (Lachen)
  • 7:03 - 7:05
    Und doch steht es da,
  • 7:05 - 7:06
    also nehmen Sie an, etwas ging schief.
  • 7:06 - 7:08
    Dann sagt Susan: „lol, ich weiss",
  • 7:08 - 7:10
    wieder mehr Gelächter,
    als wir gewöhnt sind,
  • 7:10 - 7:14
    wenn wir über solche Unannehmlichkeiten sprechen.
  • 7:14 - 7:16
    Also sagt Julie: „habe dir gerade ne mail geschickt".
  • 7:16 - 7:18
    Susan: "lol, sehe ich".
  • 7:18 - 7:22
    Sehr lustige Leute, falls LOL das bedeutet.
  • 7:22 - 7:24
    Julie sagt: „also was ist?"
  • 7:24 - 7:26
    Susan: „lol, muss eine 10 seiten arbeit schreiben".
  • 7:26 - 7:29
    Sie freut sich nicht. Denken Sie darüber nach.
  • 7:29 - 7:31
    LOL wird auf eine bestimmte Art benutzt.
  • 7:31 - 7:35
    Es ist ein Zeichen für Einfühlungsvermögen,
    ein Zeichen für Entgegenkommen.
  • 7:35 - 7:38
    Wir Sprachwissenschaftler nennen
    solche Dinge Füllwörter.
  • 7:38 - 7:42
    Jede gesprochene Sprache, die von
    wirklichen Personen benutzt wird, hat sie.
  • 7:42 - 7:44
    Falls Sie Japanisch sprechen,
  • 7:44 - 7:47
    denken Sie and das kleine Wort „ne",
    das am Ende vieler Sätze benutzt wird.
  • 7:47 - 7:50
    Bedenken Sie, wie das Wort „yo" benutzt wird,
  • 7:50 - 7:51
    wenn Jugendliche heute sprechen.
  • 7:51 - 7:53
    Ganze Doktorarbeiten könnten
    darüber geschrieben werden,
  • 7:53 - 7:56
    und wahrscheinlich werden sie das schon.
  • 7:56 - 7:59
    LOL ist allmählich zu einem Füllwort geworden.
  • 7:59 - 8:03
    Es ist eine Art, wie Menschen Sprache benutzen.
  • 8:03 - 8:07
    Ein anderes Beispiel ist „Slash" (Schrägstrich).
  • 8:07 - 8:10
    Wir können "slash" so benutzen,
    wie wir es gewohnt sind,
  • 8:10 - 8:11
    wie etwa in: „Wir machen eine
  • 8:11 - 8:15
    Party-Slash-Networkingveranstaltung."
  • 8:15 - 8:17
    So in etwa sind wir das gewöhnt.
  • 8:17 - 8:20
    Slash wird von jungen Leuten heute
  • 8:20 - 8:23
    beim SMSen auf sehr unterschiedliche Art benutzt.
  • 8:23 - 8:25
    Es wird dazu verwendet,
    die Situation zu wechseln.
  • 8:25 - 8:28
    Z. B. sagt Sally:
  • 8:28 - 8:30
    „ich brauch jemand zum chillen"
  • 8:30 - 8:31
    und Jake sagt: „haha" –
  • 8:31 - 8:34
    auch über „haha" könnte man eine Doktorarbeit schreiben,
    doch dazu ist keine Zeit –
  • 8:34 - 8:37
    „haha, du gehst alleine? warum?"
  • 8:37 - 8:39
    Sally: „wegen dem Sommerkurs an der NYU".
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    Jake: „haha. slash ich schau ein video mit suns spielern
  • 8:42 - 8:44
    die versuchen einäugig zu werfen".
  • 8:44 - 8:45
    Der Slash ist interessant.
  • 8:45 - 8:48
    Ich weiß nicht wirklich,
    worüber Jake später spricht,
  • 8:48 - 8:53
    doch man bemerkt,
    dass er das Thema wechselt.
  • 8:53 - 8:55
    Das scheint recht unspektakulär zu sein,
  • 8:55 - 8:56
    doch denken Sie daran,
    dass es im wirklichen Leben,
  • 8:56 - 8:59
    wenn wir uns unterhalten
    und das Thema wechseln wollen,
  • 8:59 - 9:01
    es Wege gibt, dies taktvoll zu tun.
  • 9:01 - 9:02
    Man macht das nicht abrupt.
  • 9:02 - 9:07
    Man klopft sich auf die Schenkel
    und sieht wehmütig in die Ferne,
  • 9:07 - 9:11
    oder sagt etwas wie:
    "Hm, das gibt zu denken." –
  • 9:11 - 9:13
    auch wenn dem nicht so ist.
    Was man wirklich –
  • 9:13 - 9:15
    (Lachen) –
  • 9:15 - 9:18
    versucht, ist das Thema zu wechseln.
  • 9:18 - 9:20
    Beim SMSen kann man das nicht,
  • 9:20 - 9:24
    und so werden Mittel entwickelt,
    dies innerhalb des Mediums zu tun.
  • 9:24 - 9:26
    Das Gesprochene hat etwas,
    das ein Sprachwissenschaftler
  • 9:26 - 9:29
    einen neuen Informationskennzeichner nennt,
    oder auch zwei oder drei.
  • 9:29 - 9:34
    SMSen hat einen aus dem Slash entwickelt.
  • 9:34 - 9:37
    So haben wir ganzes Arsenal
    neuer Konstruktionen,
  • 9:37 - 9:39
    die sich entwickeln,
    aber immer noch ist es einfach zu sagen,
  • 9:39 - 9:42
    dass etwas nicht stimmt.
  • 9:42 - 9:45
    Es fehlt irgendwie an Struktur.
  • 9:45 - 9:47
    Es ist nicht so ausgefeilt wie
  • 9:47 - 9:50
    die Sprache im „Wall Street Journal".
  • 9:50 - 9:51
    Nun, tatsächlich kann man
  • 9:51 - 9:54
    eine Person von 1956 nehmen,
  • 9:54 - 9:56
    als es das SMSen noch nicht gab,
  • 9:56 - 9:58
    als „I Love Lucy" noch gezeigt wurde.
  • 9:58 - 10:02
    „Viele kennen das Alphabet
    oder das Einmaleins nicht,
  • 10:02 - 10:03
    schreiben nicht grammatikalisch korrekt –"
  • 10:03 - 10:05
    So etwas haben wir schon früher gehört,
  • 10:05 - 10:09
    nicht erst 1956.
    1917, ein Lehrer aus Connecticut.
  • 10:09 - 10:12
    1917. Die Zeit, zu der wir annehmen,
  • 10:12 - 10:15
    dass alles irgendwie Geschriebene perfekt war,
  • 10:15 - 10:18
    weil die Leute bei „Downton Abbey"
    sich auszudrücken wissen,
  • 10:18 - 10:19
    oder so in etwa.
  • 10:19 - 10:22
    Also, „Jedes College im Land beklagt:
  • 10:22 - 10:24
    Studienanfänger können keine Rechtschreibung,
    keine Zeichensetzung."
  • 10:24 - 10:27
    Und so weiter.
    Man kann noch weiter zurückgehen.
  • 10:27 - 10:30
    Der Präsident von Harvard. Es ist 1871.
  • 10:30 - 10:32
    Es gibt keine Elektrizität.
    Leute haben drei Namen.
  • 10:32 - 10:35
    „Schlechte Rechtschreibung,
  • 10:35 - 10:38
    Fehler und anspruchslose Ausdrücke
    beim Schreiben."
  • 10:38 - 10:40
    Und er spricht über Leute, die ansonsten
  • 10:40 - 10:42
    gut auf das Studium vorbereitet sind.
  • 10:42 - 10:44
    Man kann sogar noch weiter zurückgehen.
  • 10:44 - 10:48
    1841, ein langjähriger
    Oberschuldirektor ist empört,
  • 10:48 - 10:51
    weil er seit langem
    „die fast vollständige Vernachlässigung
  • 10:51 - 10:55
    der Originalität bemerkt" usw.
  • 10:55 - 11:00
    Oder man geht noch weiter zurück,
    bis 63 v. Chr. – (Lachen) –
  • 11:00 - 11:02
    da ist dieser arme Mann,
    dem nicht gefällt,
  • 11:02 - 11:03
    wie die Leute Latein sprechen.
  • 11:03 - 11:07
    Er schrieb über das,
    was Französisch geworden war.
  • 11:07 - 11:13
    Und somit gibt es immer –
    (Lachen) (Applaus) –
  • 11:13 - 11:15
    Leute, die sich über
    solche Dinge Sorgen machen,
  • 11:15 - 11:18
    und trotzdem dreht sich
    der Planet irgendwie weiter.
  • 11:18 - 11:23
    Und so denke ich heute,
    dass wir mit dem SMSen
  • 11:23 - 11:27
    eine neue Art zu schreiben sehen,
  • 11:27 - 11:28
    die junge Leute entwickeln
  • 11:28 - 11:32
    und neben ihren üblichen
    Schreibfähigkeiten nutzen.
  • 11:32 - 11:35
    Das heißt also, sie sind
    zu zwei Dingen in der Lage.
  • 11:35 - 11:38
    Es gibt immer mehr Beweise dafür,
    dass Zweisprachigkeit
  • 11:38 - 11:40
    kognitiv förderlich sein kann.
  • 11:40 - 11:43
    Das stimmt auch wenn man
    zwei Dialekte spricht.
  • 11:43 - 11:46
    Sicher stimmt das auch im Fall von
    zwei Dialekten beim Schreiben.
  • 11:46 - 11:51
    Und so ist SMSen wirklich der Beweis
    für eine Gratwanderung,
  • 11:51 - 11:54
    die junge Leute heute absolvieren,
    natürlich nicht bewusst,
  • 11:54 - 11:58
    aber es ist eine Erweiterung
    ihres sprachlichen Repertoires.
  • 11:58 - 11:59
    Es ist sehr einfach.
  • 11:59 - 12:02
    Wenn jemand von 1973 auf ein
  • 12:02 - 12:07
    schwarzes Brett von 1993 gesehen hätte,
  • 12:07 - 12:08
    wäre der Slang ein wenig anders gewesen
  • 12:08 - 12:10
    seit der Zeit von „Love Story",
  • 12:10 - 12:14
    doch er hätte verstanden, was da stand.
  • 12:14 - 12:16
    Nehmen Sie eine Person von 1993;
    das ist noch nicht so lange her,
  • 12:16 - 12:20
    das ist „Bill und Teds verrückte Reise durch die Zeit" –
    jene Leute.
  • 12:20 - 12:22
    Nehmen Sie so jemanden
    und lassen Sie ihn
  • 12:22 - 12:25
    einen typischen Text
    von einem 20-Jährigen heute lesen.
  • 12:25 - 12:28
    In vielen Fällen würde er
    von der Hälfte nicht verstehen, was gemeint ist,
  • 12:28 - 12:32
    da sich eine komplett neue Sprache
    unter jungen Leuten entwickelt hat,
  • 12:32 - 12:34
    durch so etwas so Alltägliches,
  • 12:34 - 12:36
    wie sich mit ihren kleinen Geräten
  • 12:36 - 12:38
    herumzuschlagen.
  • 12:38 - 12:42
    Zum Schluss, wenn ich
    in die Zukunft reisen könnte,
  • 12:42 - 12:46
    wenn ich ins Jahr 2033 reisen könnte,
  • 12:46 - 12:49
    würde ich zuerst fragen, ob David Simon
  • 12:49 - 12:53
    eine Fortsetzung von „The Wire" gemacht hat.
    Das würde ich wissen wollen. (Lachen)
  • 12:53 - 12:56
    Und – ich würde das wirklich fragen –
  • 12:56 - 12:59
    dann würde ich wissen wollen,
    was wirklich bei „Downton Abbey" los war.
  • 12:59 - 13:00
    Das wäre das Zweite.
  • 13:00 - 13:03
    Das Dritte wäre,
  • 13:03 - 13:06
    mir eine Sammlung von Texten
    zeigen zu lassen,
  • 13:06 - 13:08
    die 16-jährige Mädchen geschrieben haben,
  • 13:08 - 13:10
    denn ich würde wissen wollen,
    wie sich diese Sprache
  • 13:10 - 13:12
    seit unserer Zeit verändert hat.
  • 13:12 - 13:16
    Im Idealfall würde ich das an
    Sie und mich heute zurückschicken,
  • 13:16 - 13:19
    damit wir dieses sprachliche Wunder
    untersuchen könnten,
  • 13:19 - 13:21
    das sich gerade vor uns abspielt.
  • 13:21 - 13:22
    Vielen Dank.
  • 13:22 - 13:28
    (Applaus)
  • 13:28 - 13:31
    Vielen Dank. (Applaus)
Title:
John McWhorter: SMS töten unsere Sprache. JK!!!
Speaker:
John McWhorter
Description:

Bedeuten SMS das Ende unserer Schreibfertigkeiten? John McWorther beharrt darauf, dass SMSen viel mehr ist, als es aussieht – linguistisch, kulturell – und das dies gut ist.

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Video Language:
English
Team:
closed TED
Project:
TEDTalks
Duration:
13:48
  • Manchmal etwas weiter von der englischen Struktur weg: statt "Doch in der Tat ist das was hier vor sich geht" eher "Wir sehen hier aber eigentlich" etc. Ansonsten Kleinigkeiten, Kommas vor Relativsatz etc.

  • Sehr gute Übersetzung und Review. Nur kleine Veränderungen/Zeilenumbrüche eingefügt. Beste Grüße David

German subtitles

Revisions