John McWhorter: SMS töten unsere Sprache. JK!!!
-
0:01 - 0:04Wir hören immer, dass SMS eine Plage sind.
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0:04 - 0:08Es heißt, dass SMS
den Verfall und Untergang -
0:08 - 0:12aller Arten seriöser Literatur,
oder zumindest schriftlicher Fähigkeiten -
0:12 - 0:15junger Menschen in den USA
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0:15 - 0:17und auf der ganzen Welt beweist.
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0:17 - 0:20In der Tat entspricht dies
aber nicht der Wahrheit, -
0:20 - 0:23es ist jedoch
eine verlockende Schlussfolgerung. -
0:23 - 0:25Aber um es anders wahrzunehmen,
-
0:25 - 0:28um zu sehen, dass SMS
eigentlich etwas Wunderbares sind, -
0:28 - 0:31nicht nur energiegeladen,
sondern auch wunderbar, -
0:31 - 0:33mit einer aufkommenden Komplexität,
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0:33 - 0:35die wir gerade beobachten,
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0:35 - 0:38müssen wir unseren Fokus erweitern
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0:38 - 0:41und untersuchen, was Sprache wirklich ist.
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0:41 - 0:43Dann sehen wir, dass
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0:43 - 0:48SMSen eigentlich kein Schreiben ist.
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0:48 - 0:49Was will ich damit sagen?
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0:49 - 0:52Wenn wir an Sprache denken,
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0:52 - 0:56existiert diese vielleicht seit 150.000 Jahren,
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0:56 - 0:58oder zumindest 80.000 Jahren,
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0:58 - 1:02und sie entstand als Sprechen.
Leute redeten. -
1:02 - 1:05Wahrscheinlich sind wir
genetisch darauf programmiert. -
1:05 - 1:07Dazu verwenden wir Sprache am meisten.
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1:07 - 1:11Schrift ist etwas, das viel später kam,
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1:11 - 1:13und wie wir im letzten Vortrag hörten,
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1:13 - 1:16ist man sich nicht ganz einig,
wann genau das war, -
1:16 - 1:18aber laut traditioneller Schätzungen wäre.
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1:18 - 1:21wenn die Menschheit
seit 24 Stunden existieren würde, -
1:21 - 1:27Schrift erst um 23:07 dazugekommen.
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1:27 - 1:30So etwas Neues ist Schrift.
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1:30 - 1:34Zuerst gibt es Sprache
und Schrift kommt später hinzu, -
1:34 - 1:35als eine Art Kunstfertigkeit.
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1:35 - 1:39Verstehen Sie mich nicht falsch,
Schrift hat durchaus Vorteile. -
1:39 - 1:42Wenn man schreibt,
kann man Sprache so benutzen, -
1:42 - 1:44wie es beim Sprechen
eher unwahrscheinlich wäre, -
1:44 - 1:47weil Schreiben ein bewusster Prozess ist
-
1:47 - 1:49und man zurückblicken kann.
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1:49 - 1:53Stellen Sie sich z. B. einen Absatz
aus Edward Gibbons -
1:53 - 1:57„Verfall und Untergang des
Römischen Imperiums" vor: -
1:57 - 2:00„Zwölf Stunden dauerte das Gefecht;
-
2:00 - 2:03schließlich aber wurde
-
2:03 - 2:05der schrittweise Rückzug der Perser
zur ungeordneten Flucht, -
2:05 - 2:08bei der sich in beschämender Weise
ihre Befehlshaber besonders hervortaten." -
2:08 - 2:12Das ist schön, aber ehrlich,
so redet niemand. -
2:12 - 2:17Oder zumindest sollte niemand so reden,
-
2:17 - 2:19falls er sich fortpflanzen will. Das –
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2:19 - 2:22(Lachen)
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2:22 - 2:25So spricht allgemein kein Mensch.
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2:25 - 2:27Umgangssprache ist etwas ganz anderes.
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2:27 - 2:29Sprachwissenschafter haben in der Tat bewiesen,
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2:29 - 2:32dass wenn wir locker und
ungezwungen sprechen, -
2:32 - 2:35wir dazu neigen, in Einheiten von vielleicht
-
2:35 - 2:36sieben bis zehn Wörtern zu sprechen.
-
2:36 - 2:39Das merkt man, wenn man sich oder
-
2:39 - 2:42eine Gruppe von Leuten
beim Sprechen aufnimmt. -
2:42 - 2:44So ist das Sprechen.
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2:44 - 2:48Sprechen ist viel lockerer.
Es ist mehr wie Telegrammstil. -
2:48 - 2:52Es ist weniger bedacht,
ganz anders als das Schreiben. -
2:52 - 2:54Da wir Sprache so häufig geschrieben sehen,
-
2:54 - 2:57denken wir natürlich, dass das Sprache ist,
-
2:57 - 3:01aber tatsächlich ist es unser Sprechen.
Das sind zwei Dinge. -
3:01 - 3:04Mit der Zeit ist es nur natürlich,
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3:04 - 3:07dass Sprechen und Schreiben
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3:07 - 3:10zu einem Teil ineinander übergegangen sind.
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3:10 - 3:15In einer lange zurückliegenden Zeit etwa
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3:15 - 3:17war es normal, wie geschrieben zu sprechen,
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3:17 - 3:20wenn man eine Rede hielt.
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3:20 - 3:23Ich meine damit die Art von Rede,
-
3:23 - 3:25die jemand in einem alten Film gibt.
Die Person räuspert sich, sagt -
3:25 - 3:28"Sehr geehrte Damen und Herren"
-
3:28 - 3:31und spricht dann in einer Art,
die mit der Umgangssprache nichts zu tun hat. -
3:31 - 3:35Das ist förmlich, mit langen Sätzen,
wie bei Gibbon. -
3:35 - 3:39Man spricht im Grunde wie man schreibt.
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3:39 - 3:41Wegen des Films denken wir
-
3:41 - 3:43in letzter Zeit viel an Lincoln.
-
3:43 - 3:46Die „Gettysburg Address" war nicht
die Hauptsache der Veranstaltung. -
3:46 - 3:50Zwei Stunden zuvor sprach Edward Everett
-
3:50 - 3:53über ein Thema, das, offen gesagt,
uns heute nicht beschäftigt -
3:53 - 3:55und es damals auch kaum tat.
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3:55 - 3:57Es ging darum, ihm dabei zuzuhören,
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3:57 - 3:59wie er wie geschrieben spricht.
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3:59 - 4:01Gewöhnliche Leute standen da
und hörten zwei Stunden lang zu. -
4:01 - 4:03Das war ganz normal.
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4:03 - 4:05Das machten Leute damals so,
sprechen wie geschrieben. -
4:05 - 4:08Nun, wenn man sprechen kann wie geschrieben,
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4:08 - 4:11dann ist die Schlussfolgerung,
dass man manchmal -
4:11 - 4:14vielleicht schreiben möchte, wie man spricht.
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4:14 - 4:16Das Problem war,
dass das damalige Schreibmaterial -
4:16 - 4:20dies im mechanischen Sinn
sehr schwierig machte, -
4:20 - 4:23einfach weil es dazu nicht gut geeignet ist.
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4:23 - 4:25Mit der Hand ist das fast unmöglich,
-
4:25 - 4:28außer in Steno, und dann
ist die Kommunikation beschränkt. -
4:28 - 4:31Mit einer mechanischen Schreibmaschine
war das sehr schwierig, -
4:31 - 4:33selbst noch auf elektrischen Schreibmaschinen
-
4:33 - 4:35und Computertastaturen.
Denn selbst wenn man -
4:35 - 4:38schnell schreiben kann und
mehr oder weniger -
4:38 - 4:40mit der Sprech-Geschwindigkeit mithalten kann,
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4:40 - 4:43braucht man jemanden,
der die Nachricht schnell erhält. -
4:43 - 4:46Hat man erstmal etwas in der Tasche,
das die Nachricht empfangen kann, -
4:46 - 4:49dann sind die Bedingungen erfüllt,
die es erlauben -
4:49 - 4:52zu schreiben wie man spricht.
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4:52 - 4:55Da kommt das SMSen ins Spiel.
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4:55 - 4:59SMSen hat eine sehr lockere Struktur.
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4:59 - 5:03Beim SMSen denkt niemand an
Großbuchstaben oder Satzzeichen, -
5:03 - 5:06denkt man denn an diese Dinge beim Sprechen?
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5:06 - 5:09Nein, warum dann also beim SMSen.
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5:09 - 5:13Das SMSen, obwohl es die rohe Mechanik
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5:13 - 5:15beinhaltet, die wir Schreiben nennen,
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5:15 - 5:19ist Sprechen mit den Fingern.
Das ist das SMSen. -
5:19 - 5:22Jetzt können wir so schreiben
wie wir sprechen. -
5:22 - 5:25Dies ist überaus interessant, trotzdem
-
5:25 - 5:30könnte man annehmen,
dass es eine Art Rückgang ist. -
5:30 - 5:33Wir sehen diese generell lose Struktur,
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5:33 - 5:36die mangelnde Rücksicht auf Regeln,
wie wir sie an der Tafel gelernt haben, -
5:36 - 5:39und so glauben wir,
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5:39 - 5:42dass etwas nicht stimmt.
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5:42 - 5:45Das ist eine ganz natürliche Wahrnehmung.
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5:45 - 5:49Wir sehen hier aber eigentlich
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5:49 - 5:53eine Art Komplexität in der Entstehung.
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5:53 - 5:55Das sehen wir in dieser getippten Sprache.
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5:55 - 5:58Um es zu verstehen, sehen wir uns an,
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5:58 - 6:03wie in dieser neuen Art der Sprache
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6:03 - 6:07eine neue Struktur entsteht.
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6:07 - 6:12So gibt es z. B. beim SMSen eine Konvention;
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6:12 - 6:15das ist LOL.
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6:15 - 6:18Wir denken bei LOL normalerweise
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6:18 - 6:20an die Bedeutung „laughing out loud"
(lautes Auflachen). -
6:20 - 6:23Natürlich ist das theoretisch auch die Bedeutung
-
6:23 - 6:25und wird in älteren Texten auch tatsächlich benutzt,
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6:25 - 6:28um lautes Auflachen anzudeuten.
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6:28 - 6:32Doch wenn man jetzt SMS schreibt,
-
6:32 - 6:35oder weiß, wozu das SMSen geworden ist,
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6:35 - 6:37bemerkt man, dass LOL
-
6:37 - 6:39nicht mehr lautes Auflachen bedeutet.
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6:39 - 6:43Es hat sich zu etwas viel Subtilerem entwickelt.
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6:43 - 6:46Dies ist ein echter Text, geschrieben von
-
6:46 - 6:50einer nicht-männlichen Person um die 20
-
6:50 - 6:52vor nicht zu langer Zeit.
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6:52 - 6:55„ich liebe die schrift, die du benutzt, übrigens"
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6:55 - 6:58Julie: „lol danke gmail ist grad langsam".
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6:58 - 7:00Überlegen Sie, das ist nicht lustig.
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7:00 - 7:03Niemand lacht. (Lachen)
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7:03 - 7:05Und doch steht es da,
-
7:05 - 7:06also nehmen Sie an, etwas ging schief.
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7:06 - 7:08Dann sagt Susan: „lol, ich weiss",
-
7:08 - 7:10wieder mehr Gelächter,
als wir gewöhnt sind, -
7:10 - 7:14wenn wir über solche Unannehmlichkeiten sprechen.
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7:14 - 7:16Also sagt Julie: „habe dir gerade ne mail geschickt".
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7:16 - 7:18Susan: "lol, sehe ich".
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7:18 - 7:22Sehr lustige Leute, falls LOL das bedeutet.
-
7:22 - 7:24Julie sagt: „also was ist?"
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7:24 - 7:26Susan: „lol, muss eine 10 seiten arbeit schreiben".
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7:26 - 7:29Sie freut sich nicht. Denken Sie darüber nach.
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7:29 - 7:31LOL wird auf eine bestimmte Art benutzt.
-
7:31 - 7:35Es ist ein Zeichen für Einfühlungsvermögen,
ein Zeichen für Entgegenkommen. -
7:35 - 7:38Wir Sprachwissenschaftler nennen
solche Dinge Füllwörter. -
7:38 - 7:42Jede gesprochene Sprache, die von
wirklichen Personen benutzt wird, hat sie. -
7:42 - 7:44Falls Sie Japanisch sprechen,
-
7:44 - 7:47denken Sie and das kleine Wort „ne",
das am Ende vieler Sätze benutzt wird. -
7:47 - 7:50Bedenken Sie, wie das Wort „yo" benutzt wird,
-
7:50 - 7:51wenn Jugendliche heute sprechen.
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7:51 - 7:53Ganze Doktorarbeiten könnten
darüber geschrieben werden, -
7:53 - 7:56und wahrscheinlich werden sie das schon.
-
7:56 - 7:59LOL ist allmählich zu einem Füllwort geworden.
-
7:59 - 8:03Es ist eine Art, wie Menschen Sprache benutzen.
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8:03 - 8:07Ein anderes Beispiel ist „Slash" (Schrägstrich).
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8:07 - 8:10Wir können "slash" so benutzen,
wie wir es gewohnt sind, -
8:10 - 8:11wie etwa in: „Wir machen eine
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8:11 - 8:15Party-Slash-Networkingveranstaltung."
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8:15 - 8:17So in etwa sind wir das gewöhnt.
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8:17 - 8:20Slash wird von jungen Leuten heute
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8:20 - 8:23beim SMSen auf sehr unterschiedliche Art benutzt.
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8:23 - 8:25Es wird dazu verwendet,
die Situation zu wechseln. -
8:25 - 8:28Z. B. sagt Sally:
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8:28 - 8:30„ich brauch jemand zum chillen"
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8:30 - 8:31und Jake sagt: „haha" –
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8:31 - 8:34auch über „haha" könnte man eine Doktorarbeit schreiben,
doch dazu ist keine Zeit – -
8:34 - 8:37„haha, du gehst alleine? warum?"
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8:37 - 8:39Sally: „wegen dem Sommerkurs an der NYU".
-
8:39 - 8:42Jake: „haha. slash ich schau ein video mit suns spielern
-
8:42 - 8:44die versuchen einäugig zu werfen".
-
8:44 - 8:45Der Slash ist interessant.
-
8:45 - 8:48Ich weiß nicht wirklich,
worüber Jake später spricht, -
8:48 - 8:53doch man bemerkt,
dass er das Thema wechselt. -
8:53 - 8:55Das scheint recht unspektakulär zu sein,
-
8:55 - 8:56doch denken Sie daran,
dass es im wirklichen Leben, -
8:56 - 8:59wenn wir uns unterhalten
und das Thema wechseln wollen, -
8:59 - 9:01es Wege gibt, dies taktvoll zu tun.
-
9:01 - 9:02Man macht das nicht abrupt.
-
9:02 - 9:07Man klopft sich auf die Schenkel
und sieht wehmütig in die Ferne, -
9:07 - 9:11oder sagt etwas wie:
"Hm, das gibt zu denken." – -
9:11 - 9:13auch wenn dem nicht so ist.
Was man wirklich – -
9:13 - 9:15(Lachen) –
-
9:15 - 9:18versucht, ist das Thema zu wechseln.
-
9:18 - 9:20Beim SMSen kann man das nicht,
-
9:20 - 9:24und so werden Mittel entwickelt,
dies innerhalb des Mediums zu tun. -
9:24 - 9:26Das Gesprochene hat etwas,
das ein Sprachwissenschaftler -
9:26 - 9:29einen neuen Informationskennzeichner nennt,
oder auch zwei oder drei. -
9:29 - 9:34SMSen hat einen aus dem Slash entwickelt.
-
9:34 - 9:37So haben wir ganzes Arsenal
neuer Konstruktionen, -
9:37 - 9:39die sich entwickeln,
aber immer noch ist es einfach zu sagen, -
9:39 - 9:42dass etwas nicht stimmt.
-
9:42 - 9:45Es fehlt irgendwie an Struktur.
-
9:45 - 9:47Es ist nicht so ausgefeilt wie
-
9:47 - 9:50die Sprache im „Wall Street Journal".
-
9:50 - 9:51Nun, tatsächlich kann man
-
9:51 - 9:54eine Person von 1956 nehmen,
-
9:54 - 9:56als es das SMSen noch nicht gab,
-
9:56 - 9:58als „I Love Lucy" noch gezeigt wurde.
-
9:58 - 10:02„Viele kennen das Alphabet
oder das Einmaleins nicht, -
10:02 - 10:03schreiben nicht grammatikalisch korrekt –"
-
10:03 - 10:05So etwas haben wir schon früher gehört,
-
10:05 - 10:09nicht erst 1956.
1917, ein Lehrer aus Connecticut. -
10:09 - 10:121917. Die Zeit, zu der wir annehmen,
-
10:12 - 10:15dass alles irgendwie Geschriebene perfekt war,
-
10:15 - 10:18weil die Leute bei „Downton Abbey"
sich auszudrücken wissen, -
10:18 - 10:19oder so in etwa.
-
10:19 - 10:22Also, „Jedes College im Land beklagt:
-
10:22 - 10:24Studienanfänger können keine Rechtschreibung,
keine Zeichensetzung." -
10:24 - 10:27Und so weiter.
Man kann noch weiter zurückgehen. -
10:27 - 10:30Der Präsident von Harvard. Es ist 1871.
-
10:30 - 10:32Es gibt keine Elektrizität.
Leute haben drei Namen. -
10:32 - 10:35„Schlechte Rechtschreibung,
-
10:35 - 10:38Fehler und anspruchslose Ausdrücke
beim Schreiben." -
10:38 - 10:40Und er spricht über Leute, die ansonsten
-
10:40 - 10:42gut auf das Studium vorbereitet sind.
-
10:42 - 10:44Man kann sogar noch weiter zurückgehen.
-
10:44 - 10:481841, ein langjähriger
Oberschuldirektor ist empört, -
10:48 - 10:51weil er seit langem
„die fast vollständige Vernachlässigung -
10:51 - 10:55der Originalität bemerkt" usw.
-
10:55 - 11:00Oder man geht noch weiter zurück,
bis 63 v. Chr. – (Lachen) – -
11:00 - 11:02da ist dieser arme Mann,
dem nicht gefällt, -
11:02 - 11:03wie die Leute Latein sprechen.
-
11:03 - 11:07Er schrieb über das,
was Französisch geworden war. -
11:07 - 11:13Und somit gibt es immer –
(Lachen) (Applaus) – -
11:13 - 11:15Leute, die sich über
solche Dinge Sorgen machen, -
11:15 - 11:18und trotzdem dreht sich
der Planet irgendwie weiter. -
11:18 - 11:23Und so denke ich heute,
dass wir mit dem SMSen -
11:23 - 11:27eine neue Art zu schreiben sehen,
-
11:27 - 11:28die junge Leute entwickeln
-
11:28 - 11:32und neben ihren üblichen
Schreibfähigkeiten nutzen. -
11:32 - 11:35Das heißt also, sie sind
zu zwei Dingen in der Lage. -
11:35 - 11:38Es gibt immer mehr Beweise dafür,
dass Zweisprachigkeit -
11:38 - 11:40kognitiv förderlich sein kann.
-
11:40 - 11:43Das stimmt auch wenn man
zwei Dialekte spricht. -
11:43 - 11:46Sicher stimmt das auch im Fall von
zwei Dialekten beim Schreiben. -
11:46 - 11:51Und so ist SMSen wirklich der Beweis
für eine Gratwanderung, -
11:51 - 11:54die junge Leute heute absolvieren,
natürlich nicht bewusst, -
11:54 - 11:58aber es ist eine Erweiterung
ihres sprachlichen Repertoires. -
11:58 - 11:59Es ist sehr einfach.
-
11:59 - 12:02Wenn jemand von 1973 auf ein
-
12:02 - 12:07schwarzes Brett von 1993 gesehen hätte,
-
12:07 - 12:08wäre der Slang ein wenig anders gewesen
-
12:08 - 12:10seit der Zeit von „Love Story",
-
12:10 - 12:14doch er hätte verstanden, was da stand.
-
12:14 - 12:16Nehmen Sie eine Person von 1993;
das ist noch nicht so lange her, -
12:16 - 12:20das ist „Bill und Teds verrückte Reise durch die Zeit" –
jene Leute. -
12:20 - 12:22Nehmen Sie so jemanden
und lassen Sie ihn -
12:22 - 12:25einen typischen Text
von einem 20-Jährigen heute lesen. -
12:25 - 12:28In vielen Fällen würde er
von der Hälfte nicht verstehen, was gemeint ist, -
12:28 - 12:32da sich eine komplett neue Sprache
unter jungen Leuten entwickelt hat, -
12:32 - 12:34durch so etwas so Alltägliches,
-
12:34 - 12:36wie sich mit ihren kleinen Geräten
-
12:36 - 12:38herumzuschlagen.
-
12:38 - 12:42Zum Schluss, wenn ich
in die Zukunft reisen könnte, -
12:42 - 12:46wenn ich ins Jahr 2033 reisen könnte,
-
12:46 - 12:49würde ich zuerst fragen, ob David Simon
-
12:49 - 12:53eine Fortsetzung von „The Wire" gemacht hat.
Das würde ich wissen wollen. (Lachen) -
12:53 - 12:56Und – ich würde das wirklich fragen –
-
12:56 - 12:59dann würde ich wissen wollen,
was wirklich bei „Downton Abbey" los war. -
12:59 - 13:00Das wäre das Zweite.
-
13:00 - 13:03Das Dritte wäre,
-
13:03 - 13:06mir eine Sammlung von Texten
zeigen zu lassen, -
13:06 - 13:08die 16-jährige Mädchen geschrieben haben,
-
13:08 - 13:10denn ich würde wissen wollen,
wie sich diese Sprache -
13:10 - 13:12seit unserer Zeit verändert hat.
-
13:12 - 13:16Im Idealfall würde ich das an
Sie und mich heute zurückschicken, -
13:16 - 13:19damit wir dieses sprachliche Wunder
untersuchen könnten, -
13:19 - 13:21das sich gerade vor uns abspielt.
-
13:21 - 13:22Vielen Dank.
-
13:22 - 13:28(Applaus)
-
13:28 - 13:31Vielen Dank. (Applaus)
- Title:
- John McWhorter: SMS töten unsere Sprache. JK!!!
- Speaker:
- John McWhorter
- Description:
-
Bedeuten SMS das Ende unserer Schreibfertigkeiten? John McWorther beharrt darauf, dass SMSen viel mehr ist, als es aussieht – linguistisch, kulturell – und das dies gut ist.
- Video Language:
- English
- Team:
- closed TED
- Project:
- TEDTalks
- Duration:
- 13:48
David S approved German subtitles for Txtng is killing language. JK!!! | ||
David S edited German subtitles for Txtng is killing language. JK!!! | ||
David S commented on German subtitles for Txtng is killing language. JK!!! | ||
David S edited German subtitles for Txtng is killing language. JK!!! | ||
Judith Matz commented on German subtitles for Txtng is killing language. JK!!! | ||
Judith Matz edited German subtitles for Txtng is killing language. JK!!! | ||
Judith Matz accepted German subtitles for Txtng is killing language. JK!!! | ||
Tonia David edited German subtitles for Txtng is killing language. JK!!! |
Judith Matz
Manchmal etwas weiter von der englischen Struktur weg: statt "Doch in der Tat ist das was hier vor sich geht" eher "Wir sehen hier aber eigentlich" etc. Ansonsten Kleinigkeiten, Kommas vor Relativsatz etc.
David S
Sehr gute Übersetzung und Review. Nur kleine Veränderungen/Zeilenumbrüche eingefügt. Beste Grüße David