Wie "sehen" Hunde mit ihrer Nase? – Alexandra Horowitz

Die ganze Lektion unter: http://ed.ted.com/lessons/how-do-dogs-see-with-their-noses-alexandra-horowitz

Du hast vielleicht den Ausduck gehört, dass Hunde "mit ihrer Nase sehen". Die fantastische Architektur der Hundenase enthüllt aber noch eine ganz neue Welt jenseits dessen, was wir sehen können. Alexandra Horowitz erläutert, wie Hunde die Vergangenheit, die Zukunft und sogar unsichtbare Dinge riechen können.

Lektion von Alexandra Horowitz, Animation von Província Studio.

"Hallo, Bob."

"Guten Morgen, Kelly.
Die Tulpen sind aber schön."

Hast du dich je gefragt,
wie dein Hund die Welt wahrnimmt?

So sieht er deine Blumen.

Nicht sehr interessant.

Aber was er riecht,
das ist eine ganz andere Geschichte.

Es beginnt mit seiner
wunderbar entwickelten Nase.

Wenn dein Hund den ersten Hauch
von frischer Luft einfängt,

hilft das feuchte, schwammige Äußere,
jeden Geruch einer Brise einzufangen.

Die Fähigkeit, mit jedem
Nasenloch getrennt zu riechen,

-- Stereo-Riechen --

hilft ihm, die Richtung zu bestimmen,

sodass der Hund schon im ersten Augenblick

nicht nur erkennt,
was da draußen alles ist,

sondern auch, wo es sich befindet.

Wenn die Luft in die Nase strömt,

wird sie durch eine kleine Hautfalte
in zwei Ströme getrennt:

einen zum Atmen und einen
ausschließlich zum Riechen.

Dieser zweite Luftstrom
gelangt in einen Bereich

voller hochspezialisierter
Geruchsrezeptoren,

mehrere hundert Millionen davon,
verglichen mit unseren fünf Millionen.

Wir atmen unbeholfen durch
dieselbe Stelle ein und aus,

aber der Hund atmet durch Schlitze
seitlich der Nase aus

und erzeugt Luftwirbel, die dabei helfen,
neue Geruchsmoleküle einzuatmen

und die Konzentration des Geruches
über mehrere Atemzüge zu erhöhen.

Aber diese beeindruckende
Nase wäre nutzlos

ohne etwas, das die vielen
Informationen auch verarbeitet.

Das System, das Gerüche verarbeitet,

ist im Vergleich zu uns
beim Hund um ein Vielfaches größer.

So kann sich der Hund

eine erstaunliche Vielfalt an Gerüchen
merken und sie unterscheiden,

in 100 millionenfach geringerer
Konzentration, als unsere Nase es kann.

Du kannst einen Sprühstoß Parfum
in einem Raum riechen,

aber der Hund erkennt ihn problemlos
in einem geschlossenen Stadion

und kann obendrein
seine Bestandteile unterscheiden.

Alles auf der Straße,
jeder Passant, jedes Auto,

jeglicher Inhalt einer Abfalltonne,

jede Baumart,

und alle Vögel und Insekten darin

haben ein individuelles Geruchsprofil,
das deinem Hund sagt, was es ist,

wo es ist und in welcher
Richtung es sich bewegt.

Der Geruchssinn des Hundes

ist nicht nur viel
leistungsfähiger als unserer,

er kann auch Dinge erkennen,
die man überhaupt nicht sehen kann.

Ein separates Geruchssystem
oberhalb des Rachens,

das sogenannte Jacobson-Organ,

erfasst die Hormone, die alle Tiere,
einschließlich der Menschen, abgeben.

Der Hund kann damit
potentielle Partner erkennen

oder zwischen freundlichen und
feindlichen Tieren unterscheiden.

Es weist ihn auf unsere
verschiedenen Gefühlszustände hin

und er kann sogar erkennen,
ob jemand schwanger oder krank ist.

Weil der Geruchssinn ursprünglicher
als andere Sinne ist,

den Thalamus umgeht

und direkt mit Regionen verbunden ist,
die Emotionen und Instinkt verarbeiten,

könnte man sagen,

dass die Wahrnehmung der Hunde
direkter und instinktiver als unsere ist.

Aber das Erstaunlichste
an der Nase deines Hundes ist,

dass sie in der Zeit reisen kann.

Die Vergangenheit liegt in
den Spuren von Passanten,

in der Wärme eines
kürzlich geparkten Autos,

in den Rückständen, wo du warst
und was du getan hast.

Orientierungspunkte wie
Hydranten und Bäume

sind duftende Pinnwände
mit Nachrichten, wer alles da war,

was sie gegessen haben

und wie sie sich fühlen.

Die Zukunft liegt im Windhauch,

der Herannahende ankündigt,
lange bevor man sie sehen kann.

Was wir gerade sehen oder hören,

riecht der Hund in einer ganzen
Geschichte von Anfang bis Ende.

In einigen Fällen helfen Hunde uns,

indem sie diese Geschichten
mit uns teilen und darauf reagieren.

Sie sind freundlich zu Menschen in Not

oder aggressiv bei Gefahr,

weil Stress und Ärger sich
in einer Hormonwolke ausdrückt,

die erkennbar für die Hundenase ist.

Mit der richtigen Ausbildung

können sie uns vor
unsichtbaren Gefahren warnen,

seien es Bomben oder Krebs.

Der beste Freund des Menschen

nimmt nicht die
gleichen Dinge wahr wie wir.

Seine unglaubliche Nase

enthüllt eine völlig andere Welt
jenseits unserer Augen.