Mein Land wird bald im Meer versinken – außer wir kooperieren
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0:01 - 0:04Chris Anderson: Erzählen Sie uns
etwas über Ihr Land. -
0:04 - 0:08Drei Punkte sind es auf dem Globus.
Die Punkte sind ziemlich groß. -
0:08 - 0:11Ich schätze, jeder etwa so
groß wie Kalifornien. -
0:11 - 0:13Erzählen Sie uns über Kiribati.
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0:13 - 0:17Anote Tong: Zuerst möchte ich
sagen, wie dankbar ich -
0:17 - 0:22für die Gelegenheit bin, meine Geschichte
interessierten Leuten zu erzählen. -
0:22 - 0:27Denn ich habe sie vielen erzählt,
die sich nicht sehr dafür interessieren. -
0:27 - 0:31Kiribati besteht aus drei Inselgruppen:
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0:31 - 0:34der Gilbert-Gruppe im Westen,
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0:34 - 0:37den Phönix-Inseln in der Mitte,
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0:37 - 0:42und den Line-Inseln im Osten.
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0:42 - 0:45Und Kiribati ist vielleicht
das einzige Land, -
0:45 - 0:47das wirklich in den vier
Ecken der Erde liegt. -
0:47 - 0:51Wir sind auf der nördlichen Halbkugel,
auf der südlichen Halbkugel, -
0:51 - 0:54und im Osten und Westen
der internationalen Datumsgrenze. -
0:54 - 1:00Diese Inseln bestehen komplett
aus Korallenatollen -
1:00 - 1:05und befinden sich durchschnittlich
zwei Meter über dem Meeresspiegel. -
1:05 - 1:08So sieht es also bei uns aus.
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1:08 - 1:13Üblicherweise nicht mehr als
zwei Kilometer in der Breite. -
1:13 - 1:16Bei vielen Gelegenheiten
wurde ich von Leuten gefragt: -
1:16 - 1:19"Okay, sie leiden, warum
weichen Sie nicht zurück?" -
1:19 - 1:20Sie verstehen das nicht.
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1:20 - 1:24Sie haben keine Vorstellung,
um was es da alles geht. -
1:24 - 1:27Zum steigenden Meeresspiegel sagen sie:
"Nun, ihr könnt ja zurückweichen." -
1:27 - 1:29Und wir müssen Ihnen dann sagen:
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1:29 - 1:33"Wenn wir zurückweichen, fallen wir auf
der anderen Seite des Ozeans herunter." -
1:33 - 1:38Aber diese Dinge
verstehen die Leute nicht. -
1:38 - 1:42CA: Das zeigt sicherlich
die fragile Situation auf. -
1:42 - 1:45Wann haben Sie bemerkt,
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1:45 - 1:48dass da möglicherweise eine
Gefahr für Ihr Land besteht? -
1:48 - 1:51AT: Die Geschichte des Klimawandels
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1:51 - 1:53spielt sich einigen Jahrzehnten ab.
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1:53 - 1:58Als ich 2003 gewählt wurde,
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1:58 - 2:02sprach ich bei der UN-Generalversammlung
über den Klimawandel, -
2:02 - 2:05aber noch nicht mit so viel Leidenschaft,
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2:05 - 2:09da es damals noch eine Kontroverse
unter den Wissenschaftlern gab, -
2:09 - 2:14ob es von Menschen verursacht,
ob es real war oder nicht. -
2:14 - 2:20Aber ich denke, diese Debatte
war 2007 so ziemlich abgeschlossen -
2:20 - 2:26mit dem vierten IPCC-Bewertungsbericht,
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2:26 - 2:33mit der grundsätzlichen Aussage,
dass es real ist, menschgemacht, -
2:33 - 2:37und einige sehr ernste
Szenarien werden vorhergesagt, -
2:37 - 2:39für Länder wie meines.
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2:39 - 2:43Damals wurde auch ich sehr ernst.
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2:43 - 2:47Früher sprach ich darüber.
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2:47 - 2:48Wir waren besorgt.
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2:48 - 2:52Aber als die Szenarien und
Vorhersagen 2007 eintrafen, -
2:52 - 2:54wurden sie reale Tatsachen für uns.
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2:54 - 3:00CA: Nun sagen die Prognosen,
ich glaube, bis 2100, -
3:00 - 3:02dass der Meeresspiegel
etwa 1 m gestiegen sein wird. -
3:02 - 3:05Es gibt auch Szenarien,
bei denen es noch höher ist. -
3:05 - 3:07Aber was sagt man Skeptikern, die meinen:
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3:07 - 3:08"Was ist ein Meter?
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3:08 - 3:11Ihr seid im Schnitt 2 m über dem Meer.
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3:11 - 3:12Wo liegt das Problem?"
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3:12 - 3:14AT: Nun, man muss verstehen,
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3:14 - 3:16dass ein kleiner Anstieg
des Meeresspiegels -
3:16 - 3:19einen großen Landverlust bedeutet,
-
3:19 - 3:22da ein Großteil der Landesfläche
sehr flach ist. -
3:22 - 3:27Abgesehen davon, gibt es
den dauernden Wellengang. -
3:27 - 3:30Es geht also nicht um einen halben Meter.
-
3:30 - 3:33Die meisten Menschen verstehen das nicht.
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3:33 - 3:39Sie denken, dass der Klimawandel
etwas ist, das in der Zukunft passiert. -
3:39 - 3:42Aber wir sind am unteren
Ende des Spektrums. -
3:42 - 3:43Er ist bereits bei uns.
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3:43 - 3:47Wir haben Gemeinden,
die bereits umgesiedelt wurden. -
3:47 - 3:51Sie mussten wegziehen,
und in jeder Parlamentssitzung -
3:51 - 3:53bekomme ich Beschwerden
aus den Gemeinden, -
3:53 - 3:56die nach Hilfe für den Bau
von Meeresschutzwällen fragen; -
3:56 - 3:59die fragen, was wir wegen
der Trinkwasserspeicher tun, -
3:59 - 4:01weil sie zerstört werden.
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4:01 - 4:03Bei meinen Besuchen
auf den verschiedenen Inseln, -
4:03 - 4:06sehe ich Gemeinden,
-
4:06 - 4:10die sich inzwischen mit
Vegetationsverlust beschäftigen, -
4:10 - 4:13der Verschmutzung der Trinkwasservorräte,
-
4:13 - 4:18und diese Gemeinden
sind vielleicht gezwungen, -
4:18 - 4:20in den nächsten fünf bis
zehn Jahren umzuziehen. -
4:20 - 4:24CA: Ihr Land musste dann
den ersten Zyklon erdulden, -
4:24 - 4:28das hängt zusammen, richtig?
Was geschah da? -
4:28 - 4:30AT: Wir sind am Äquator,
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4:30 - 4:35und viele unter Ihnen begreifen,
dass man davon ausgeht, -
4:35 - 4:37der Äquator sei eine windstille Zone.
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4:37 - 4:38Es gibt keine Zyklone bei uns.
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4:38 - 4:41Sie entstehen bei uns und ziehen
nach Norden oder Süden. -
4:41 - 4:43(Gelächter)
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4:43 - 4:44Aber sie sollten nicht zurückkommen.
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4:44 - 4:48Aber zu Beginn dieses Jahres
zerstörte, zum allerersten Mal, -
4:48 - 4:51der Zyklon Pam Vanuatu,
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4:51 - 4:54und seine Ausläufer berührten
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4:54 - 4:57unsere zwei südlichsten Inseln,
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4:57 - 5:02und ganz Tuvalu war unter Wasser,
als der Hurrikan Pam zuschlug. -
5:02 - 5:06Auf unseren südlichsten zwei Inseln
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5:06 - 5:09lag die Hälfte der Inseln unter Wasser,
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5:09 - 5:11und das war nie zuvor passiert.
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5:11 - 5:13Es ist eine neue Erfahrung.
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5:13 - 5:18Ich komme gerade aus meinem
eigenen Wahlbezirk zurück; -
5:18 - 5:22ich sah diese wundervollen Bäume,
die seit Jahrzehnten da waren, -
5:22 - 5:24sie waren komplett zerstört.
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5:24 - 5:26Das ist alles passiert.
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5:26 - 5:29Aber wenn wir über den
steigenden Meeresspiegel reden, -
5:29 - 5:33glauben wir, dass es etwas ist,
was allmählich passiert. -
5:33 - 5:36Er kommt mit den Winden,
er kommt mit den Wellen, -
5:36 - 5:38und so kann er verstärkt werden.
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5:38 - 5:44Wir beginnen, Zeugen der
Wetterveränderungen zu werden, -
5:44 - 5:47was vielleicht die dringendere
Herausforderung ist, -
5:47 - 5:51da wir es wohl schneller erleben
werden als den Meeresspiegelanstieg. -
5:51 - 5:54CA: Das Land sieht also
bereits die Auswirkungen. -
5:54 - 5:57Wenn Sie nach vorne schauen,
-
5:57 - 6:01was sind Ihre Optionen
als Land, als Nation? -
6:01 - 6:03AT: Nun, wir erzählen diese
Geschichte jedes Jahr. -
6:03 - 6:05Ich besuchte einige ...
-
6:05 - 6:10Ich reiste rund um die Welt und
versuchte, es den Leuten klarzumachen. -
6:10 - 6:12Wir denken, dass wir einen Plan haben.
-
6:12 - 6:16Und bei einer Gelegenheit,
ich glaube, ich sprach in Genf, -
6:16 - 6:20interviewte mich ein Gentleman,
-
6:20 - 6:21ähnlich wie hier,
-
6:21 - 6:24und ich sagte: "Wir denken über
schwimmende Inseln nach", -
6:24 - 6:26und er dachte, das sei Spaß,
aber jemand sagte: -
6:26 - 6:30"Nein, das ist kein Spaß, diese
Leute suchen nach Lösungen." -
6:30 - 6:34Ich erkundigte mich
nach schwimmenden Inseln. -
6:34 - 6:37Die Japaner sind daran interessiert,
schwimmende Inseln zu bauen. -
6:37 - 6:40Aber als Land haben wir uns
eine Verpflichtung auferlegt: -
6:40 - 6:44Egal, was auch passiert,
wir versuchen alles, -
6:44 - 6:48um weiterhin als Nation zu existieren.
-
6:48 - 6:50Man benötigt dazu
-
6:50 - 6:53etwas ziemlich Bedeutendes,
-
6:53 - 6:55etwas sehr, sehr Wesentliches:
-
6:55 - 6:57Entweder leben wir auf
schwimmenden Inseln -
6:57 - 7:01oder wir müssen die Inseln erhöhen,
um weiter aus dem Wasser zu kommen, -
7:01 - 7:06wenn die Meeresspiegel ansteigen
und die Stürme schwerer werden. -
7:06 - 7:08Aber sogar dann wird es
sehr schwer werden, -
7:08 - 7:11die Menge an notwendigen
Ressourcen zu bekommen. -
7:11 - 7:15CA: Und dann wird die einzige Zuflucht
eine Form von Zwangsmigration sein. -
7:15 - 7:17AT: Nun, wir erwägen auch das;
-
7:17 - 7:22falls nichts von der internationalen
Gemeinschaft kommt, -
7:22 - 7:23bereiten wir uns vor.
-
7:23 - 7:27Wir wollen nicht, dass es uns geht,
wie es in Europa gerade der Fall ist. -
7:27 - 7:29Wir wollen nicht eines Tages
in Massen auswandern. -
7:29 - 7:33Wir wollen fähig sein, dem Volk
heute die Wahl zu geben. -
7:33 - 7:36Alle, die wollen, sollen die Wahl
haben auszuwandern. -
7:36 - 7:42Wir wollen nicht, dass erst etwas passiert
und sie gezwungen sind auszuwandern, -
7:42 - 7:44ohne darauf vorbereitet zu sein.
-
7:44 - 7:47Unsere Kultur, unsere Gesellschaft
ist sicher sehr anders, -
7:47 - 7:50sobald wir einmal in eine
andere Umgebung auswandern, -
7:50 - 7:51in eine andere Kultur,
-
7:51 - 7:54wird eine ganze Menge
an Anpassungen erforderlich sein. -
7:54 - 7:57CA: Es gab Zwangsmigration
in der Vergangenheit Ihres Landes. -
7:57 - 7:59Ich glaube, gerade diese Woche,
-
7:59 - 8:02gerade gestern oder vorgestern,
-
8:02 - 8:04haben Sie diese Leute besucht.
-
8:04 - 8:07Was geschah da? Was steckt dahinter?
-
8:07 - 8:08AT: Ja, und es tut mir leid.
-
8:08 - 8:12Ich glaube, jemand fragte, warum wir
heimlich diesen Ort besuchten. -
8:12 - 8:16Ich habe einen sehr guten Grund, da wir
eine Gemeinde von Kiribatern haben, -
8:16 - 8:20die in diesem Teil
der Salomoninseln leben. -
8:20 - 8:24Aber dies sind Leute, die in den
1960ern von den Phoenix-Inseln -
8:24 - 8:25umgesiedelt wurden.
-
8:25 - 8:30Es gab eine schwere Dürre und die Leute
konnten nicht weiter auf der Insel leben, -
8:30 - 8:33und so wurden sie umgesiedelt,
um hier auf den Salomoninseln zu leben. -
8:33 - 8:37Es war sehr interessant,
diese Leute gestern zu treffen. -
8:37 - 8:39Sie wussten nicht, wer ich bin;
hatten nie von mir gehört. -
8:39 - 8:42Einige erkannten mich später.
-
8:42 - 8:45Ich glaube, sie waren sehr glücklich.
-
8:45 - 8:50Später wollten sie mich
ganz formell willkommen heißen. -
8:50 - 8:53Aber ich denke, was ich gestern sah,
war sehr interessant, -
8:53 - 8:55weil ich hier unsere Leute sehe.
-
8:55 - 9:01Ich sprach in unserer Sprache
und sie antworteten mir, -
9:01 - 9:05aber mit ihrem Akzent; sie konnten
Kiribati nicht richtig sprechen. -
9:05 - 9:08Ich sah sie und da war
diese Frau mit roten Zähnen. -
9:08 - 9:10Sie kaute Betelnüsse,
-
9:10 - 9:12und das tun wir in Kiribati nicht.
-
9:12 - 9:15Wir kauen keine Betelnüsse.
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9:15 - 9:21Ich traf eine Familie, deren Mitglieder
lokale Bewohner geheiratet haben, -
9:21 - 9:25und das passiert also.
-
9:25 - 9:29Wenn man in andere Gesellschaften geht,
gibt es Veränderungen. -
9:29 - 9:33Da gibt es einen bestimmten
Verlust an Identität, -
9:33 - 9:37solche Dinge werden wir in Zukunft sehen,
-
9:37 - 9:39falls wir auswandern.
-
9:39 - 9:42CA: Es muss ein ganz außergewöhnlich
emotionaler Tag gewesen sein, -
9:42 - 9:45wegen diesen Fragen der Identität,
-
9:45 - 9:50die Freude, Sie zu sehen, aber auch ein
starkes Gefühl, was sie verloren haben. -
9:50 - 9:54Es ist sehr inspirierend, wenn Sie sagen,
dass sie bis zum Ende kämpfen -
9:54 - 9:58und versuchen, die Nation
an ihrem Platz zu erhalten. -
9:58 - 9:59AT: Das ist unser Wunsch.
-
9:59 - 10:02Niemand will je seine Heimat verlassen,
-
10:02 - 10:06und so war es eine sehr
schwere Entscheidung für mich. -
10:06 - 10:11Als Präsident macht man keine Pläne,
seine Insel, seine Heimat, zu verlassen. -
10:11 - 10:13Ich wurde bei mehreren
Gelegenheiten gefragt: -
10:13 - 10:14"Nun, wie geht es Ihnen?"
-
10:14 - 10:18Und das fühlt sich überhaupt nicht gut an.
-
10:18 - 10:21Es ist etwas Emotionales
und ich versuchte, damit zu leben. -
10:21 - 10:26Gelegentlich wird mir vorgeworfen, dass
ich nicht versuche, das Problem zu lösen, -
10:26 - 10:28aber ich kann das Problem
nicht allein lösen. -
10:28 - 10:31So etwas kann nur
gemeinsam getan werden. -
10:31 - 10:37Klimawandel ist ein globales Phänomen
und wie ich oft vorbrachte, -
10:37 - 10:41sind die Länder, wenn es um die
Vereinten Nationen geht, leider ... -
10:41 - 10:46Ich war in einer Besprechung der
Länder des Pazifischen Inselforums, -
10:46 - 10:49auch Australien und
Neuseeland sind Mitglieder, -
10:49 - 10:51und wir hatten eine Diskussion.
-
10:51 - 10:53Etwas darüber war auch in den Medien.
-
10:53 - 11:00Sie argumentierten, sie könnten
keine Emissionen reduzieren, -
11:00 - 11:03da es ihren Industrien schaden würde.
-
11:03 - 11:05Und ich sagte:
-
11:05 - 11:07"Okay, ich verstehe das.
-
11:07 - 11:09Ich verstehe, was ihr sagt,
-
11:09 - 11:11aber versucht auch
zu verstehen, was ich sage, -
11:11 - 11:13denn wenn ihr eure
Emissionen nicht reduziert, -
11:13 - 11:16geht es um unser Überleben,
-
11:16 - 11:20und somit müsst ihr diese
moralische Frage abwägen. -
11:20 - 11:24Es geht um die Industrie gegen
das Überleben eines Volkes. -
11:24 - 11:27CA: Ich fragte Sie ja gestern,
was sie wütend macht, -
11:27 - 11:29und Sie sagten: "Ich werde nicht wütend."
-
11:29 - 11:30Aber dann hielten Sie inne.
-
11:30 - 11:32Ich denke, das machte Sie wütend.
-
11:32 - 11:37AT: Ich sagte das schon
bei den Vereinten Nationen. -
11:37 - 11:42Ich war sehr wütend, sehr frustriert
und dann niedergeschlagen. -
11:42 - 11:44Es war ein Gefühl von Sinnlosigkeit,
-
11:44 - 11:49dass wir einen Kampf führen,
den wir nicht gewinnen können. -
11:49 - 11:52Ich musste mein Vorgehen ändern.
-
11:52 - 11:54Ich musste vernünftiger werden,
-
11:54 - 11:57denn ich dachte, Leute würden einem,
der rational blieb, eher zuhören, -
11:57 - 12:00aber ich blieb radikal vernünftig,
was auch immer das ist. -
12:00 - 12:01(Gelächter)
-
12:01 - 12:05CA: Ein wichtiger Teil in der Identität
ihres Landes ist die Fischerei. -
12:05 - 12:08Ich glaube, Sie sagten, dass so gut
wie jeder mit Fischerei zu tun hat. -
12:08 - 12:11AT: Nun, wir essen
wirklich jeden Tag Fisch, -
12:11 - 12:15und unser Fischverbrauch
-
12:15 - 12:18ist vielleicht der höchste weltweit.
-
12:18 - 12:20Wir haben nicht viel Viehzucht,
-
12:20 - 12:23deshalb sind wir vom Fisch abhängig.
-
12:23 - 12:26CA: Sie sind vom Fisch abhängig,
sowohl auf lokaler Ebene -
12:26 - 12:29als auch bezogen auf
die Umsätze Ihres Landes, -
12:29 - 12:32aus der globalen Thunfischwirtschaft.
-
12:32 - 12:37Trotzdem machten Sie vor Jahren
einen sehr radikalen Schritt. -
12:37 - 12:38Erzählen Sie uns davon.
-
12:38 - 12:41Etwas passierte wohl genau
hier auf den Phönix-Inseln. -
12:41 - 12:47AT: Zuerst sage ich Ihnen,
was Fisch für uns bedeutet. -
12:47 - 12:51Wir haben eine der größten verbliebenen
Thunfisch-Industrien der Welt. -
12:51 - 12:55Im Pazifik gehört uns etwa 60 %
der verbliebenen Thunfischfangs, -
12:55 - 13:00und es ist noch ziemlich gesund,
für manche Arten, nicht für alle. -
13:00 - 13:06Kiribati ist einer der drei Hauptbesitzer
-
13:06 - 13:08von Thunfisch-Ressourcen.
-
13:08 - 13:11Derzeit erhalten wir
-
13:11 - 13:14etwa 80 bis 90 % unseres Einkommens
-
13:14 - 13:17aus Abgaben, Lizenzkosten.
-
13:17 - 13:19CA: Ihres Landeseinkommens.
-
13:19 - 13:20AT: Landeseinkommen,
-
13:20 - 13:23das alles, was wir tun, ermöglicht,
-
13:23 - 13:27in der Regierung, in Krankenhäusern,
Schulen und so weiter. -
13:27 - 13:32Aber wir beschlossen, das zu beenden --
eine sehr schwere Entscheidung. -
13:32 - 13:38Ich kann Ihnen versichern,
politisch, lokal, war das nicht leicht. -
13:38 - 13:42Aber ich war überzeugt,
dass wir das tun mussten, -
13:42 - 13:47um sicherzustellen,
dass die Fischerei nachhaltig blieb. -
13:47 - 13:49Es gab Hinweise darauf,
dass einige der Arten, -
13:49 - 13:54vor allem der Großaugen-Thun,
ernsthaft gefährdet war. -
13:54 - 13:57Der Gelbflossen-Thun
war ebenso überfischt. -
13:57 - 13:59Der echte Bonito blieb unbeschadet.
-
13:59 - 14:04Daher mussten wir etwas tun.
Das war der Grund, warum ich es tat. -
14:04 - 14:07Ein weiterer Grund war,
-
14:07 - 14:12dass ich die internationale
Gemeinschaft aufforderte, -
14:12 - 14:17für den Umgang mit dem und im Kampf
gegen den Klimawandel, Opfer zu bringen; -
14:17 - 14:21man muss Verpflichtungen eingehen.
-
14:21 - 14:26Als ich also die internationale
Gemeinschaft um ein Opfer bat, -
14:26 - 14:29dachte ich, dass auch
wir etwas opfern mussten. -
14:29 - 14:31Und so opferten wir es.
-
14:31 - 14:36Der Verzicht auf kommerziellen Fischfang
-
14:36 - 14:38in den Schutzgebieten der Phönixinseln
-
14:38 - 14:40bedeutet den Verlust von Umsätzen.
-
14:40 - 14:43Wir schätzen diese Verluste immer noch ab,
-
14:43 - 14:48weil wir es zu Beginn
des Jahres gestartet haben, -
14:48 - 14:50Ende des Jahres werden wir wissen,
-
14:50 - 14:54wie viel Umsatz wir verloren haben.
-
14:54 - 14:56CA: Es spielen viele Dinge mit hinein.
-
14:56 - 15:03Auf der einen Seite wird es
gesünderen Fischfang geben. -
15:03 - 15:05Um vielviel kann man den Preis
-
15:05 - 15:08für die verbleibenden Flächen anheben?
-
15:08 - 15:13AT: Die Verhandlungen
waren sehr schwierig, -
15:13 - 15:16aber wir haben es geschafft,
die Kosten eines Schiffstags zu erhöhen. -
15:16 - 15:19Für ein Schiff im Fischfang pro Tag
-
15:19 - 15:23haben wir die Gebühren erhöht,
von $6.000 und $8.000 -
15:23 - 15:27auf jetzt $10.000, $12.000 pro Schiffstag.
-
15:27 - 15:31Und so haben wir einen
bedeutenden Anstieg. -
15:31 - 15:35Aber gleichzeitig ist es
wichtig zu verstehen, -
15:35 - 15:40dass die Fischerboote
in der Vergangenheit -
15:40 - 15:44an einem Tag vielleicht 10 Tonnen fingen,
-
15:44 - 15:47nun fangen sie vielleicht 100 Tonnen,
weil sie so effizient geworden sind. -
15:47 - 15:50Und so mussten wir das
ebenfalls berücksichtigen. -
15:50 - 15:55Wir müssen extrem vorsichtig sein,
da sich die Technologie so verbessert hat. -
15:55 - 15:59Es gab eine Zeit, als die brasilianische
Flotte vom Atlantik zum Pazifik zog. -
15:59 - 16:01Sie konnten nicht.
-
16:01 - 16:04Sie experimentierten,
ob sie das überhaupt konnten. -
16:04 - 16:08Aber nun haben sie Wege gefunden,
und sie sind so effizient geworden. -
16:09 - 16:12CA: Können Sie uns ein Gefühl geben,
wie es in diesen Verhandlungen ist? -
16:12 - 16:14Weil Sie nun gegen Firmen kämpfen,
-
16:14 - 16:18bei denen tatsächlich Hunderte Millionen
Dollar auf dem Spiel stehen. -
16:18 - 16:21Wie gehen Sie damit um?
-
16:21 - 16:23Können Sie anderen
Regierungschefs einen Rat geben, -
16:23 - 16:26die mit diesen Firmen zu tun haben,
-
16:26 - 16:30um das meiste für Ihr Land herauszuholen,
-
16:30 - 16:34das meiste für den Fisch zu bekommen?
-
16:34 - 16:36Welchen Rat würden Sie Ihnen geben?
-
16:36 - 16:42AT: Ich denke, wir fokussieren
uns zu oft auf die Lizenzen, -
16:42 - 16:44um Rendite zu bekommen,
-
16:44 - 16:47weil das, was wir
aus Lizenzkosten erhalten, -
16:47 - 16:49etwa 10 % des angelandeten Fangwerts ist,
-
16:49 - 16:53auf der Seite des Hafens,
nicht in den Handelsläden. -
16:53 - 16:57Wir bekommen nur etwa 10 %.
-
16:57 - 16:59Wir haben über die Jahre versucht,
-
16:59 - 17:03unseren Anteil in
der Industrie zu vergrößern, -
17:03 - 17:06bei der Ernte, im Prozess,
-
17:06 - 17:08und schließlich, hoffentlich,
im Marketing. -
17:08 - 17:11Dahin ist nicht leicht vorzudringen,
-
17:11 - 17:14aber wir arbeiten daran,
-
17:14 - 17:16und ja, die Antwort ist,
sich zu verbessern. -
17:16 - 17:21Um mehr Rendite zu bekommen,
müssen wir mehr einbezogen werden. -
17:21 - 17:24Wir haben damit begonnen,
-
17:24 - 17:28und wir müssen die Industrie
neu strukturieren. -
17:28 - 17:31Wir müssen diesen Leuten sagen,
dass die Welt sich verändert hat. -
17:31 - 17:34Nun wollen wir den Fisch
selbst produzieren. -
17:34 - 17:36CA: Und unterdessen
können Ihre eigenen Fischer -
17:36 - 17:39immer noch fischen.
-
17:39 - 17:41Aber wie läuft ihr Geschäft?
-
17:41 - 17:44Wird es schwieriger?
Sind die Gewässer leergefischt? -
17:44 - 17:47Oder läuft das auf nachhaltiger Basis?
-
17:47 - 17:49AT: In der Kleinfischerei
-
17:49 - 17:52machen wir nicht bei der
kommerziellen Fischerei mit, -
17:52 - 17:55außer um unseren lokalen
Markt zu bedienen. -
17:55 - 17:59Die Thunfischfang ist wirklich
nur für den ausländischen Markt, -
17:59 - 18:05hauptsächlich hier in
den USA, Europa und Japan. -
18:05 - 18:09Ich bin ein richtiger Fischer
-
18:09 - 18:13und war gewohnt,
Gelbflossen-Thun zu fischen. -
18:13 - 18:15Jetzt ist es sehr, sehr schwer,
Gelbflossen-Thun zu fangen, -
18:15 - 18:19weil sie zu hunderten Tonnen
von diesen Schleppnetzfischern -
18:19 - 18:21aus dem Wasser gehoben werden.
-
18:22 - 18:27CA: Hier sind ein paar schöne
Mädchen aus Ihrem Land. -
18:27 - 18:31Wenn Sie an Ihre Zukunft denken,
-
18:31 - 18:33welche Botschaft haben Sie für sie,
-
18:33 - 18:36und welche Botschaft
haben Sie für die Welt? -
18:36 - 18:40AT: Nun, ich sage der Welt,
dass wir wirklich etwas -
18:40 - 18:42gegen den Klimawandel tun müssen,
-
18:42 - 18:44da es für uns um die Zukunft
unserer Kinder geht. -
18:44 - 18:46Ich habe 12 Enkel, mindestens.
-
18:46 - 18:48Ich denke, ich habe 12,
meine Frau weiß es. -
18:48 - 18:51(Gelächter)
-
18:51 - 18:54Und ich glaube, ich habe acht Kinder.
-
18:54 - 18:55Es geht um ihre Zukunft.
-
18:55 - 18:59Jeden Tag sehe ich meine Enkel, etwa
in dem Alter wie diese jungen Mädchen, -
18:59 - 19:01und ich frage mich,
-
19:01 - 19:03und ich werde manchmal wirklich wütend.
-
19:03 - 19:05Ich frage mich, was aus ihnen wird.
-
19:05 - 19:09Und weil es um sie geht,
-
19:09 - 19:11sollten wir jedem sagen,
-
19:11 - 19:13dass es nicht um
nationales Interesse geht, -
19:13 - 19:17weil der Klimawandel
leider, unglücklicherweise, -
19:17 - 19:21in vielen Ländern als nationales
Problem gesehen wird, es aber nicht ist. -
19:21 - 19:24Es geht darum, was wir kürzlich
mit unseren Partnern besprachen, -
19:24 - 19:26den Australiern und Neuseeländern,
-
19:26 - 19:29weil sie sagten: "Wir können
nichts mehr reduzieren." -
19:29 - 19:33Das sagte einer der Regierungschefs,
der Vertreter Australiens, -
19:33 - 19:37er hätte seinen Teil
geleistet und reduziert. -
19:37 - 19:41Ich fragte: "Was ist mit dem Rest?
Warum behaltet ihr ihn nicht? -
19:41 - 19:43Wenn ihr den Rest eurer
Emissionen behalten könntet, -
19:43 - 19:46innerhalb eurer Gebiete, eurer Grenzen,
-
19:46 - 19:48haben wir kein Problem.
-
19:48 - 19:49Ihr könnt so wie bisher weitermachen.
-
19:49 - 19:52Aber leider schickt ihr es zu uns.
-
19:52 - 19:54Es betrifft die Zukunft unserer Kinder."
-
19:54 - 19:59Daher bin ich überzeugt, dass dies
das Grundproblem des Klimawandels ist. -
19:59 - 20:02Wir werden uns am Ende
des Jahres in Paris treffen. -
20:02 - 20:06Aber erst müssen wir es
als globales Phänomen verstehen, -
20:06 - 20:09das zwar von einzelnen Nationen
verursacht wird, -
20:09 - 20:11aber uns alle betrifft.
-
20:11 - 20:15Noch leugnen wir es,
um nichts tun zu müssen, -
20:15 - 20:17und wir behandeln es
als nationales Problem, -
20:17 - 20:19was es nicht ist --
es ist globales Thema, -
20:19 - 20:22und man muss kollektiv damit umgehen.
-
20:23 - 20:27CA: Menschen sind unglaublich schlecht
im Umgang mit Diagrammen und Zahlen, -
20:27 - 20:31und wir verschließen uns davor.
-
20:31 - 20:38Irgendwie reagieren wir manchmal
etwas besser auf Menschen. -
20:38 - 20:41Und möglicherweise ist es
gerade Ihre Nation, -
20:41 - 20:45trotz, oder gerade wegen, der enormen
Probleme, vor denen Sie stehen, -
20:45 - 20:52die der Welt vielleicht am sichtbarsten,
am stärksten als Warnlicht dient. -
20:52 - 20:54Ich möchte Ihnen danken,
im Namen von uns allen, -
20:54 - 20:57für Ihre besondere Führungsrolle
und dass Sie hier sind. -
20:57 - 20:59Herr Präsident, herzlichen Dank.
-
20:59 - 21:00AT: Vielen Dank.
-
21:00 - 21:02(Applaus)
- Title:
- Mein Land wird bald im Meer versinken – außer wir kooperieren
- Speaker:
- Anote Tong
- Description:
-
Für das Volk von Kiribati ist der Klimawandel nicht etwas, über das man spricht, was man ablehnt oder gegen das man abstimmt – es ist eine tägliche Realität. Der tiefliegende, pazifische Inselstaat wird durch den steigenden Meeresspiegel bald im Meer versunken sein. In einem sehr persönlichen Gespräch mit dem TED-Kurator Chris Anderson diskutiert Anote Tong, der Präsident Kiribatis, über die Klimakatastrophe in seinem Land und der gefährdeten Zukunft. "Um mit dem Klimawandel umzugehen, wird man Opfer bringen müssen. Man muss Verpflichtungen eingehen", sagt er. "Wir müssen den Menschen sagen, dass sich die Welt verändert hat."
- Video Language:
- English
- Team:
- closed TED
- Project:
- TEDTalks
- Duration:
- 21:15
Nadine Hennig edited German subtitles for My country will be underwater soon -- unless we work together | ||
Angelika Lueckert Leon approved German subtitles for My country will be underwater soon -- unless we work together | ||
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