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Jason Fried: Warum Arbeit nicht am Arbeitsplatz geschieht

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    Ich werde über Arbeit sprechen,
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    im Besonderen darüber, warum die Leute anscheinend
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    nicht gut am Arbeitsplatz arbeiten können,
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    ein Problem, das wir alle haben.
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    Aber lassen Sie mich am Anfang beginnen.
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    Es gibt also Firmen und Vereine und karitative Einrichtungen
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    und all diese Gruppen,
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    die Angestellte haben
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    oder ehrenamtliche Kräfte.
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    Und sie erwarten von diesen Leuten, die für sie arbeiten,
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    dass sie sehr gute Arbeit machen –
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    das hoffe ich zumindest.
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    Wenigstens gute Arbeit, hoffentlich ist es zumindest gute Arbeit –
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    am besten sehr gute Arbeit.
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    Normalerweise beschließen sie,
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    dass all diese Leute an einem Ort zusammenkommen müssen,
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    um diese Arbeit zu verrichten.
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    Eine Firma oder eine karitative Einrichtung oder eine sonstwie geartete Organisation
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    – wenn man nicht gerade in Afrika arbeitet,
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    wenn man das Glück hat, das zu tun –
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    die meisten Leute müssen jeden Tag ins Büro.
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    Also bauen diese Firmen
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    Bürogebäude.
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    Sie gehen los und kaufen ein Gebäude oder mieten es,
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    oder mieten Bürofläche,
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    und stellen die Räume mit Kram zu.
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    Sie stellen da Tische hin, Schreibtische,
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    Stühle, Computerzubehör,
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    Software,
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    Internetanschluss,
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    vielleicht einen Kühlschrank und ein paar andere Sachen,
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    und sie erwarten von ihren Angestellten oder ihren Ehrenamtlichen,
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    dass sie jeden Tag dahin kommen, um sehr gute Arbeit zu tun.
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    Es ist scheinbar sehr vernünftig, das zu verlangen.
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    Wenn man aber tatsächlich mit den Leuten spricht
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    und auch selber darüber nachdenkt
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    und sich fragt:
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    Wo gehe ich hin, wenn ich etwas Wichtiges zu erledigen habe?
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    findet man heraus, dass die Leute nicht das antworten,
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    was die Firmen erwarten.
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    Wenn man Leuten die Frage stellt: Wo gehen Sie hin,
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    wenn Sie etwas Wichtiges zu erledigen haben?
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    bekommt man normalerweise drei Arten von Antworten.
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    Eine ist ein Ort, eine Stelle oder ein Raum.
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    Eine andere ist ein bewegliches Objekt.
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    Und die dritte ist eine Zeit.
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    Hier sind einige Beispiele.
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    Wenn ich frage – und ich stelle diese Frage seit etwa 10 Jahren –
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    "Wo gehen Sie hin, wenn Sie etwas Wichtiges zu erledigen haben?"
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    höre ich Sachen wie auf die Veranda, auf die Terrasse,
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    in die Küche.
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    Ich höre Sachen wie in ein zusätzliches Zimmer im Haus,
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    in den Keller,
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    ins Café, in die Bücherei.
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    Und dann hört man Dinge wie im Zug,
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    im Flugzeug, im Auto – also auf dem Weg zur Arbeit.
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    Und dann gibt es Leute, die sagen:
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    "Na ja, es ist eigentlich egal, wo ich bin,
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    solange es sehr früh am Morgen ist oder sehr spät in der Nacht oder Wochenende."
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    Man hört fast nie die Antwort "im Büro".
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    Die Firmen geben so viel Geld aus für das, was wir Büro nennen,
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    und zwingen die Leute, da immer hinzugehen,
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    doch die Leute machen die Arbeit nicht im Büro.
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    Wie kann das sein?
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    Wie kommt das?
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    Warum passiert das?
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    Und wenn man etwas weiter nachforscht,
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    findet man heraus, dass die Leute
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    – das ist es, was passiert –
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    die Leute gehen zur Arbeit
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    und tauschen im Grunde ihren Arbeitstag
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    gegen eine Reihe von Arbeitsmomenten ein.
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    Das ist es, was im Büro passiert.
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    Man hat keinen Arbeitstag mehr; man hat Arbeitsmomente.
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    Als wäre die Eingangstür zum Büro ein Mixer,
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    man spaziert hinein und der Tag wird in Teilchen geschreddert,
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    denn man hat mal 15 Minuten hier und 30 Minuten da
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    und dann passiert was anderes und man wird aus der Arbeit herausgerissen
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    und muss etwas anderes tun, dann hat man 20 Minuten, dann ist Mittag.
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    Dann muss man etwas anderes tun,
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    dann hat man 15 Minuten, und dann nimmt dich jemand beiseite und fragt dich was.
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    Und plötzlich ist es 17 Uhr,
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    und man schaut zurück
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    und merkt, dass man nichts geschafft hat.
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    Ich meine, das haben wir alle mitgemacht.
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    Wir haben das wahrscheinlich gestern gemacht
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    oder vorgestern oder vorvorgestern.
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    Man schaut zurück und denkt sich: Ich habe heute nichts geschafft.
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    Ich war bei der Arbeit.
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    Ich habe an meinem Schreibtisch gesessen, habe meinen teuren Computer benutzt.
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    Ich habe die Software benutzt, die ich benutzen soll.
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    Ich war bei diesen Besprechungen, zu denen ich gehen sollte.
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    Ich habe diese Telefonkonferenzen gemacht. Ich habe all diese Dinge gemacht.
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    Aber ich habe im Grunde nichts getan.
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    Ich habe nur Aufgaben ausgeführt.
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    Ich habe nichts wirklich Relevantes getan.
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    Man erkennt, dass besonders kreative Menschen
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    – Designer, Programmierer,
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    Schriftsteller, Ingenieure,
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    Denker –
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    dass die Leute vor allem
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    längere Zeiträume ohne Unterbrechungen brauchen, um etwas zu schaffen.
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    Man kann niemandem sagen, er soll 15 Minuten lang kreativ sein
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    und gründlich über ein Problem nachdenken.
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    Man kommt vielleicht auf eine schnelle Idee,
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    aber um sich grundlegende Gedanken über ein Problem zu machen und es sorgfältig zu durchdenken,
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    braucht man längere Zeiträume ohne Unterbrechungen.
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    Wenn auch der typische Arbeitstag acht Stunden hat,
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    wer hier hat jemals im Büro acht Stunden für sich gehabt?
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    Wie sieht's mit sieben Stunden aus?
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    Sechs? Fünf? Vier?
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    Wann hatten Sie zuletzt drei Stunden für sich im Büro?
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    Zwei Stunden? Eine vielleicht.
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    Sehr, sehr wenige Leute haben tatsächlich
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    längere Zeiträume ohne Unterbrechungen im Büro.
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    Darum arbeiten einige zu Hause
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    oder sie gehen zwar ins Büro,
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    aber sie gehen sehr früh ins Büro
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    oder sehr spät, wenn niemand sonst da ist,
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    oder sie bleiben, bis die anderen gegangen sind, oder sie kommen am Wochenende
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    oder sie arbeiten im Flugzeug
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    oder im Auto oder im Zug,
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    weil es da keine Ablenkungen gibt.
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    Da gibt es zwar verschiedene Arten von Ablenkungen,
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    aber das sind nicht die wirklich schlimmen Ablenkungen,
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    auf die ich gleich zu sprechen komme.
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    Dieses ganze Phänomen,
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    dass man kurze Zeitspannen hat, um etwas zu tun,
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    erinnert mich an etwas,
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    das auch nicht funktioniert, wenn man unterbrochen wird,
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    und das ist Schlaf.
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    Ich denke, Schlaf und Arbeit sind eng verwandt.
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    Es ist nicht nur, dass man während des Schlafens arbeiten
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    und während der Arbeit schlafen kann.
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    Das meine ich nicht.
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    Ich spreche von der Tatsache,
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    dass Schlaf und Arbeit
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    phasenbasiert sind,
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    oder phasenbasierte Ereignisse.
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    Beim Schlafen
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    gibt es Schlafphasen.
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    Es sind fünf,
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    und wenn man zu den tiefen, bedeutenden kommen will,
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    muss man durch die frühen.
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    Und wenn man während einer frühen Phase unterbrochen wird
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    – wenn man angestoßen wird,
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    ein Geräusch hört oder sonstwas passiert –
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    macht man nicht einfach da weiter, wo man aufgehört hat.
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    Wenn man unterbrochen und aufgeweckt worden ist,
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    muss man von vorn anfangen.
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    Man muss also ein paar Phasen zurückgehen und neu anfangen.
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    Was dann passiert – manchmal hat man solche Tage,
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    an denen man um acht Uhr morgens aufwacht, oder um sieben
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    oder wann Sie eben aufstehen,
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    und man sagt sich: Mann, ich hab echt nicht gut geschlafen.
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    Ich hab es alles gemacht – ich bin zu Bett gegangen, hab mich hingelegt –
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    aber ich habe nicht wirklich geschlafen.
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    Man sagt, man geht schlafen,
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    aber man geht nicht wirklich schlafen, man geht zum Schlafen.
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    Es dauert ein Weile; man muss durch diese Phasen und so.
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    Und wenn man unterbrochen wird, schläft man nicht gut.
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    Wie können wir also erwarten – erwartet jemand hier, dass jemand gut schläft,
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    wenn er die ganze Nacht über unterbrochen wird?
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    Ich glaube nicht, dass jemand das bejahen würde.
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    Warum erwarten wir, dass Leute gut arbeiten,
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    wenn sie im Büro die ganze Zeit unterbrochen werden?
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    Wie können wir erwarten, dass sie ihre Arbeit machen,
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    wenn sie ins Büro gehen, um unterbrochen zu werden?
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    Das erscheint mir nicht sehr sinnvoll.
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    Worin bestehen also diese Unterbrechungen, die im Büro
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    passieren, aber sonst nirgends?
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    Denn an anderen Orten gibt es auch Unterbrechungen,
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    wie z. B. den Fernseher,
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    oder man könnte spazieren gehen,
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    oder es gibt einen Kühlschrank im Erdgeschoss,
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    oder man hat ein Sofa, was immer Sie mögen.
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    Wenn man sich mit gewissen Managern unterhält,
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    erzählen sie einem, dass sie ihre Angestellten nicht zu Hause arbeiten lassen wollen,
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    weil es da diese Ablenkungen gibt.
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    Sie sagen auch –
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    manchmal sagen sie auch:
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    "Nun, wenn ich die Person nicht sehen kann, woher weiß ich dann, dass sie arbeitet?"
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    Das ist natürlich albern, aber das ist eine der Ausreden der Manager.
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    Und ich bin einer dieser Manager.
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    Ich verstehe das; ich weiß, wie das läuft.
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    Darin müssen wir uns alle verbessern.
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    Aber oft zählen sie Ablenkungen auf.
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    "Ich kann niemanden zu Hause arbeiten lassen.
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    Sie werden fernsehen. Sie werden sonst was tun."
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    Es stellt sich heraus, dass diese Dinge gar nicht so ablenkend sind.
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    Denn es handelt sich um willentliche Ablenkungen.
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    Man entscheidet, wann man vom Fernseher abgelenkt werden will.
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    Man entscheidet, wann man etwas einschalten will.
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    Man entscheidet, wann man runter oder spazieren gehen will.
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    Im Büro sind die meisten Unterbrechungen und Ablenkungen,
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    die die Leute tatsächlich von der Arbeit abhalten,
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    unwillentlich.
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    Lassen wir uns ein paar von ihnen anschauen.
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    Manager und Chefs tun oft so,
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    als wären die größten Ablenkungen bei der Arbeit
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    Dinge wie Facebook und Twitter
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    und Youtube und andere Webseiten.
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    Tatsächlich gehen sie so weit
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    und sperren diese Seiten im Büro.
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    Einige von Ihnen arbeiten vielleicht in Büros, wo man diese Seiten nicht aufrufen kann.
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    Ich meine, sind wir hier in China? Was zum Henker läuft da?
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    Man kann im Büro eine Webseite nicht aufrufen,
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    und das ist das Problem, deshalb schaffen die Leute ihre Arbeit nicht,
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    weil sie auf Facebook und auf Twitter gehen?
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    Das ist irgendwie albern. Das ist eine Ersatzhandlung.
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    Und was heute Facebook, Twitter und Youtube sind,
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    waren früher die Zigarettenpausen.
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    Niemanden hat es vor 10 Jahren gestört, die Leute eine Zigarettenpause
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    von 15 Minuten machen zu lassen,
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    warum also stört es alle, wenn jemand zwischendurch kurz auf Facebook geht
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    oder auf Twitter oder Youtube?
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    Das sind nicht die wahren Probleme im Büro.
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    Die wahren Probleme sind, was ich gerne
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    die M&Ms nenne,
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    die Manager und die Meetings.
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    Das sind heutzutage die wirklichen Probleme im Büro.
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    Und deshalb werden Dinge bei der Arbeit nicht fertig,
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    es liegt an den M&Ms.
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    Das Interessante ist,
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    dass wenn man all die Orte hört, die die Leute im Zusammenhang mit Arbeit nennen
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    – wie zu Hause oder im Auto oder im Flugzeug,
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    oder spätnachts oder früh am Morgen –
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    darunter keine Manager und Meetings sind;
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    man findet viele Ablenkungen, aber keine Manager und Meetings.
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    Das sind also die Dinge, die man sonst nirgends findet,
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    außer im Büro.
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    Und Manager sind im Grunde Leute,
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    dessen Job es ist, Leute zu unterbrechen.
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    So kann man das zusammenfassen: Manager sind dazu da, um Leute zu unterbrechen.
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    Sie machen nicht wirklich die Arbeit,
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    also stellen sie sicher, dass alle anderen die Arbeit machen, und das ist eine Unterbrechung.
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    Und es gibt inzwischen sehr viele Manager auf dieser Welt.
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    Und es gibt inzwischen sehr viele Leute auf der Welt.
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    Und es gibt inzwischen sehr viele Unterbrechungen auf der Welt wegen dieser Manager.
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    Sie müssen überprüfen: "Na, wie läuft's?
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    Zeig mir, was los ist", und so was.
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    Und sie unterbrechen einen zur falschen Zeit,
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    wenn man tatsächlich gerade das macht, wofür man bezahlt wird,
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    unterbrechen sie einen.
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    Das ist schon schlecht.
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    Aber noch schlimmer ist, was Manager am liebsten tun,
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    nämlich Meetings einberufen.
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    Meetings sind einfach Gift,
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    schlimme, giftige Sachen
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    während des Arbeitstages.
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    Wir wissen alle, dass das stimmt.
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    Sie würden nie ein spontanes Meeting erleben, dass von Angestellten einberufen wird;
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    so funktioniert das nicht.
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    Der Manager beruft das Meeting ein,
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    damit die Angestellten zusammenkommen können,
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    und es stört die Leute unglaublich,
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    zu sagen: "Hört zu,
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    wir trommeln jetzt 10 Leute zusammen und veranstalten ein Meeting.
  • 9:58 - 10:00
    Mir ist egal, was ihr gerade tut.
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    Ihr müsst einfach damit aufhören, damit wir das Meeting abhalten können."
  • 10:03 - 10:06
    Ich meine, wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass alle 10 bereit sind aufzuhören?
  • 10:06 - 10:08
    Was ist, wenn sie gerade über etwas Wichtiges nachdenken?
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    Was ist, wenn sie gerade etwas Wichtiges tun?
  • 10:10 - 10:12
    Aus heiterem Himmel weist man sie an, damit aufzuhören,
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    damit sie etwas anderes tun.
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    Sie gehen also in einen Konferenzraum, sie kommen zusammen
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    und reden über Dinge, die eigentlich nicht wichtig sind.
  • 10:20 - 10:22
    Denn Meetings gehören nicht zur Arbeit.
  • 10:22 - 10:25
    Meetings sind Ereignisse, bei denen darüber gesprochen wird, was man später tun soll.
  • 10:25 - 10:27
    Aber Meetings vermehren sich auch.
  • 10:27 - 10:29
    Ein Meeting führt zum nächsten
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    und neigt dazu, zum übernächsten zu führen.
  • 10:31 - 10:33
    Oft sitzen zu viele Leute in einem Meeting,
  • 10:33 - 10:36
    und sie sind für die Organisation sehr, sehr teuer.
  • 10:36 - 10:39
    Firmen sehen ein einstündiges Meeting oft als ein einstündiges Meeting,
  • 10:39 - 10:42
    aber das stimmt nicht, wenn nicht nur eine Person im Meeting ist.
  • 10:42 - 10:45
    Wenn 10 Personen im Meeting sind, ist es ein zehnstündiges Meeting, kein einstündiges.
  • 10:45 - 10:48
    Es sind 10 produktive Stunden, die der Organisation weggenommen werden,
  • 10:48 - 10:50
    um dieses einstündige Meeting abzuhalten,
  • 10:50 - 10:53
    das vermutlich besser mit zwei oder drei Leuten abgehalten worden wäre,
  • 10:53 - 10:55
    die ein paar Minuten miteinander reden.
  • 10:55 - 10:57
    Aber stattdessen steht da ein langes Meeting auf dem Zeitplan,
  • 10:57 - 11:00
    denn das Planen von Meetings richtet sich nach der Software,
  • 11:00 - 11:03
    die mit Einheiten von 15 Minuten, 30 Minuten oder einer Stunde arbeitet.
  • 11:03 - 11:05
    Man plant kein achtstündiges Meeting mit Outlook.
  • 11:05 - 11:07
    Das geht nicht. Ich weiß gar nicht, ob das geht.
  • 11:07 - 11:10
    Man kann 15 Minuten, 30, 45 oder eine Stunde wählen.
  • 11:10 - 11:12
    Also neigen wir dazu, diese Zeiträume aufzufüllen,
  • 11:12 - 11:14
    wenn es eigentlich recht schnell gehen sollte.
  • 11:14 - 11:17
    Meetings und Manager sind heute also die zwei Hauptprobleme in Firmen,
  • 11:17 - 11:19
    besonders in Büros.
  • 11:19 - 11:22
    Diese Dinge gibt es außerhalb des Büros nicht.
  • 11:22 - 11:24
    Ich habe einige Vorschläge,
  • 11:24 - 11:27
    die Situation zu verbessern.
  • 11:27 - 11:29
    Was können Manager tun
  • 11:29 - 11:31
    – aufgeklärte Manager hoffentlich –
  • 11:31 - 11:34
    was können sie tun, um die Arbeitsumstände im Büro zu verbessern,
  • 11:34 - 11:37
    so dass es nicht die letzte Wahl ist, sondern die erste?
  • 11:37 - 11:39
    So dass die Leute sagen:
  • 11:39 - 11:41
    "Wenn ich wirklich etwas schaffen will, gehe ich ins Büro."
  • 11:41 - 11:43
    Denn Büros sind gut ausgestattet,
  • 11:43 - 11:45
    alles, was man zum Arbeiten braucht, sollte da sein,
  • 11:45 - 11:48
    doch die Leute gehen da jetzt nicht gern hin; wie können wir das ändern?
  • 11:48 - 11:50
    Ich habe drei Vorschläge, die ich mit Ihnen teilen werde.
  • 11:50 - 11:53
    Ich habe noch etwa drei Minuten, das kommt also genau hin.
  • 11:53 - 11:56
    Wir haben alle vom Casual Friday gehört.
  • 11:56 - 11:58
    Ich weiß nicht, ob man das noch macht.
  • 11:58 - 12:01
    Aber wie wäre es mit einem stillen Donnerstag.
  • 12:01 - 12:03
    Wie wäre es –
  • 12:03 - 12:05
    nehmen Sie einen Donnerstag im Monat,
  • 12:05 - 12:08
    teilen ihn in zwei Hälften und nehmen Sie nur den Nachmittag – ich mache es Ihnen leicht.
  • 12:08 - 12:10
    Also nur ein Nachmittag, ein Donnerstag.
  • 12:10 - 12:12
    Am ersten Donnerstag im Monat – nur nachmittags –
  • 12:12 - 12:14
    darf niemand im Büro mit irgendwem reden.
  • 12:14 - 12:16
    Nur Stille, das ist es.
  • 12:16 - 12:18
    Sie werden feststellen,
  • 12:18 - 12:20
    das unheimlich viel Arbeit geschafft wird,
  • 12:20 - 12:22
    wenn niemand mit irgendwem redet.
  • 12:22 - 12:24
    Das ist die Zeit, in der die Leute tatsächlich Sachen erledigen,
  • 12:24 - 12:26
    wenn niemand sie belästigt, wenn niemand sie unterbricht.
  • 12:26 - 12:29
    Jemandem vier Stunden komplett störungsfreie Zeit zu geben,
  • 12:29 - 12:31
    ist das beste Geschenk, das man jemandem bei der Arbeit machen kann.
  • 12:31 - 12:33
    Es ist besser als ein Computer.
  • 12:33 - 12:36
    Es ist besser als ein neuer Bildschirm. Es ist besser als neue Software,
  • 12:36 - 12:38
    oder was die Leute auch benutzen.
  • 12:38 - 12:40
    Ihnen vier Stunden störungsfreie Zeit im Büro zu geben,
  • 12:40 - 12:42
    wird unglaublich wertvoll sein.
  • 12:42 - 12:44
    Und wenn Sie das probieren, werden Sie, denke ich, zustimmen.
  • 12:44 - 12:46
    Und vielleicht, hoffentlich, können Sie das öfter machen.
  • 12:46 - 12:48
    Vielleicht alle zwei Wochen,
  • 12:48 - 12:50
    oder jede Woche, einmal die Woche,
  • 12:50 - 12:52
    Nachmittage, an denen niemand reden darf.
  • 12:52 - 12:55
    Sie werden feststellen, dass das wirklich funktioniert.
  • 12:55 - 12:57
    Was sie auch probieren können,
  • 12:57 - 12:59
    ist, von aktiver Kommunikation
  • 12:59 - 13:01
    und Zusammenarbeit,
  • 13:01 - 13:03
    bei denen man ein Gegenüber hat,
  • 13:03 - 13:06
    Leuten auf die Schulter tippt, Hi sagt, Meetings veranstaltet,
  • 13:06 - 13:08
    auf ein passiveres Kommunikationsmodell umzustellen,
  • 13:08 - 13:11
    bei dem man E-Mail und Instant Messaging benutzt
  • 13:11 - 13:14
    oder andere Produkte – ähnliche Dinge.
  • 13:14 - 13:17
    Manche würden einwenden, dass E-Mails sehr ablenkend sind,
  • 13:17 - 13:19
    dass IMs sehr ablenkend sind,
  • 13:19 - 13:21
    und dass diese anderen Sachen sehr ablenkend sind,
  • 13:21 - 13:24
    aber sie zu einem Zeitpunkt ablenkend, den man selbst wählen kann.
  • 13:24 - 13:27
    Man kann das E-Mail-Programm ausstellen, aber nicht seinen Chef.
  • 13:27 - 13:29
    Man kann IM ausstellen,
  • 13:29 - 13:31
    aber nicht den Manager.
  • 13:31 - 13:33
    Man kann diese Sachen wegstellen,
  • 13:33 - 13:36
    und dann nach dem eigenen Zeitplan, zur passenden Zeit, unterbrochen werden,
  • 13:36 - 13:38
    wenn man ansprechbar ist, wenn man bereit dafür ist.
  • 13:38 - 13:41
    Denn bei der Arbeit gibt es wie beim Schlaf Phasen.
  • 13:41 - 13:43
    Man geht also in gewissem Sinne nach oben und arbeitet etwas,
  • 13:43 - 13:45
    und dann kommt man runter von der Arbeit,
  • 13:45 - 13:47
    und dann ist es vielleicht Zeit, die E-Mail zu lesen oder die IM.
  • 13:47 - 13:50
    Nur sehr, sehr wenige Dinge sind so dringend,
  • 13:50 - 13:53
    dass sie in dieser Sekunde gleich gemacht oder beantwortet werden müssen.
  • 13:53 - 13:55
    Wenn Sie also Manager sind,
  • 13:55 - 13:57
    fangen Sie an, die Leute öfter E-Mails oder IMs benutzen zu lassen
  • 13:57 - 13:59
    und andere Dinge, die man beiseite tun
  • 13:59 - 14:01
    und wieder hervorholen kann, wenn gerade Zeit ist.
  • 14:01 - 14:04
    Und mein letzter Vorschlag ist,
  • 14:04 - 14:07
    wenn Sie bald ein Meeting angesetzt haben,
  • 14:07 - 14:09
    wenn Sie die Befugnis dazu haben,
  • 14:09 - 14:12
    sagen Sie es ab, sagen Sie das nächste Meeting einfach ab.
  • 14:13 - 14:15
    Heute ist Freitag – normalerweise sitzen die Leute am Montag im Meeting.
  • 14:15 - 14:17
    Lassen Sie es einfach ausfallen.
  • 14:17 - 14:19
    Ich meine damit nicht, verschieben Sie es,
  • 14:19 - 14:21
    ich meine, streichen Sie es aus dem Gedächtnis, es ist weg.
  • 14:21 - 14:24
    Und Sie werden feststellen, dass alles gutgehen wird.
  • 14:24 - 14:26
    Diese ganzen Diskussionen und Entscheidungen, die Sie meinten fällen zu müssen,
  • 14:26 - 14:28
    zu dieser konkreten Uhrzeit, um 9 am Montag,
  • 14:28 - 14:30
    vergessen Sie sie einfach und alles wird gutgehen.
  • 14:30 - 14:33
    Die Leute haben einen offenen Morgen, sie können nachdenken,
  • 14:33 - 14:35
    und Sie werden sehen, dass diese Sachen, die Sie tun zu müssen meinten,
  • 14:35 - 14:37
    gar nicht von Ihnen gemacht werden müssen.
  • 14:37 - 14:39
    Das sind also die drei Vorschläge, die ich Ihnen machen wollte,
  • 14:39 - 14:41
    damit Sie darüber nachdenken.
  • 14:41 - 14:43
    Ich hoffe, dass einige dieser Ideen
  • 14:43 - 14:45
    zumindest provokativ genug sind,
  • 14:45 - 14:47
    um Manager und Chefs und Unternehmer
  • 14:47 - 14:50
    und Organisatoren und Leute, die andere unter sich haben,
  • 14:50 - 14:52
    zu bewegen, sich mal ein bisschen locker zu machen
  • 14:52 - 14:54
    und den Leuten mehr Zeit zum Arbeiten zu lassen.
  • 14:54 - 14:56
    Ich denke, das wird sich am Ende auszahlen.
  • 14:56 - 14:58
    Vielen Dank fürs Zuhören.
  • 14:58 - 15:00
    (Applaus)
Title:
Jason Fried: Warum Arbeit nicht am Arbeitsplatz geschieht
Speaker:
Jason Fried
Description:

Jason Fried vertritt eine radikale Theorie der Arbeit: nämlich dass das Büro kein guter Ort ist, um sie zu verrichten. Auf der TEDxMidwest geht er auf die Hauptprobleme ein (sie heißen die M&Ms) und stellt drei Strategien vor, mit denen die Arbeit wieder funktioniert.

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Video Language:
English
Team:
closed TED
Project:
TEDTalks
Duration:
15:00
Mareike Kaden added a translation

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