Wo ist man zu Hause?
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0:01 - 0:03Wo kommst du her?
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0:03 - 0:05Das ist eine solch einfache Frage.
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0:05 - 0:07Und doch bringen heutzutage einfache Fragen
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0:07 - 0:10zunehmend komplizierte Antworten mit sich.
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0:10 - 0:13Leute fragen mich immer,
wo ich herkomme, -
0:13 - 0:16und erwarten, dass ich sage,
ich komme aus Indien. -
0:16 - 0:19Und sie haben vollkommen Recht,
insofern, dass -
0:19 - 0:23mein Blut und meine Herkunft
zu 100% aus Indien stammen. -
0:23 - 0:27Ich habe aber keinen einzigen Tag
meines Lebens in Indien gelebt. -
0:27 - 0:29Ich kann nicht eimal ein Wort
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0:29 - 0:32in einem der über 22.000 Dialekte sagen.
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0:32 - 0:34Somit denke ich, dass ich das Recht,
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0:34 - 0:37mich selber Inder zu nennen,
nicht verdient habe. -
0:37 - 0:38Und wenn "Wo kommst du her?" bedeutet:
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0:38 - 0:41"Wo bist du geboren, aufgewachsen
und zur Schule gegangen?", -
0:41 - 0:44so stamme ich voll und ganz
aus dem lustigen kleinen Land, -
0:44 - 0:45das sich England nennt.
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0:45 - 0:48Außer dass ich England verließ,
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0:48 - 0:50sobald ich meinen
Bachelorabschluss hatte. -
0:50 - 0:51Und während meiner ganzen Kindheit
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0:51 - 0:54war ich auch stets das einzige Kind in der Klasse,
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0:54 - 0:57das nicht so auszusehen begann,
wie die klassischen englischen Helden, -
0:57 - 1:00die wir aus unseren Lehrbüchern kannten.
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1:00 - 1:01Und wenn "Wo kommst du her?" bedeutet:
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1:01 - 1:03"Wo zahlst du deine Steuern?
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1:03 - 1:05Wo gehst du zu deinem Haus- oder Zahnarzt?",
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1:05 - 1:08dann bin ich viel eher aus den USA,
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1:08 - 1:10und das bereits seit 48 Jahren,
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1:10 - 1:12seit ich ein kleines Kind war.
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1:12 - 1:14Außer dass ich einen großen Teil dieser Zeit
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1:14 - 1:16diese kleine lustige rosa Karte
mit mir herumtragen musste, -
1:16 - 1:18auf der mein Foto
mit grünen Linien versehen war -
1:18 - 1:21und mit der man mich als
"ansässigen Ausländer" identifiziert hat. -
1:21 - 1:25Ehrlich gesagt, fühle ich mich dort
umso fremder, je länger ich dort lebe. -
1:25 - 1:28(Gelächter)
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1:28 - 1:29Und wenn "Wo kommst du her?" bedeutet:
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1:29 - 1:32"Welcher Ort ist am tiefsten in dir verankert,
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1:32 - 1:35und wo versuchst du deine meiste Zeit zu verbringen?",
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1:35 - 1:36dann bin ich Japaner,
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1:36 - 1:39da ich in den letzten 25 Jahren so viel Zeit
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1:39 - 1:42wie möglich in Japan verbracht habe.
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1:42 - 1:45Außer dass ich dort all diese Jahre
mit einem Touristenvisum verbracht habe, -
1:45 - 1:47und ich bin mir sicher, nicht viele Japaner
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1:47 - 1:50würden mich als einen
von ihnen halten wollen. -
1:50 - 1:53Ich sage das alles nur, um zu betonen,
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1:53 - 1:56wie äußerst altmodisch und überschaubar
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1:56 - 1:57meine Herkunft ist.
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1:57 - 2:01Denn wenn ich nach Hong-Kong,
nach Sydney oder nach Vancouver gehe, -
2:01 - 2:03sind die meisten jungen Leute,
die ich dort treffe, -
2:03 - 2:07um einiges internationaler
und multikultureller als ich. -
2:07 - 2:09Sie haben ein Zuhause,
das sie mit ihren Eltern assoziieren, -
2:09 - 2:13ein anderes,
das sie mit ihrem Lebenspartner assoziieren -
2:13 - 2:16ein drittes, verbunden mit dem Ort,
an dem sie gerade leben -
2:16 - 2:19ein viertes, das mit dem Ort ihrer Träume
zusammenhängt, -
2:19 - 2:21und mehrere darüber hinaus.
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2:21 - 2:25Ihr ganzes Leben werden sie damit verbringen,
-
2:25 - 2:28einzelne Stücke
aus den verschiedenen Orten zu nehmen -
2:28 - 2:31und zu einem bunten Glas zusammenzufügen.
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2:31 - 2:33Zuhause ist für sie in Wirklichkeit
ein laufender Prozess. -
2:33 - 2:36Es ist wie eine Art Projekt, welches sie stets
-
2:36 - 2:39aktualisieren, verbessern und korrigieren.
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2:39 - 2:41Und für mehr und mehr Menschen
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2:41 - 2:45hat das Zuhause tatsächlich
nur wenig mit einem Stück Land zu tun, -
2:45 - 2:48und viel mehr mit einem Stück Seele,
könnte man sagen. -
2:48 - 2:51Wenn mich jemand plötzlich fragt:
"Wo ist dein Zuhause?", -
2:51 - 2:53denke ich an meine Frau
oder an meine engsten Freunde, -
2:53 - 2:58oder an die Lieder, die mit mir reisen,
wo auch immer ich gerade sein mag. -
2:58 - 3:00So empfand ich es schon immer.
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3:00 - 3:02Ich habe dies aber erst richtig
vor einigen Jahren erkannt, -
3:02 - 3:05als ich zu Hause bei meinen Eltern
in Kalifornien war, -
3:05 - 3:08und gerade die Treppen hochlief.
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3:08 - 3:11Ich schaute aus den Wohnzimmerfenstern
und sah, -
3:11 - 3:16dass wir von 20 Meter hohen Flammen
umzingelt waren. -
3:16 - 3:18Es war eins von diesen Lauffeuern,
die sich regelmäßig -
3:18 - 3:22in den Hügeln Kaliforniens
und anderer solcher Orte ausbreiten. -
3:22 - 3:25Drei Stunden später hatte das Feuer
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3:25 - 3:28mein ganzes Haus und alles was darin war
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3:28 - 3:31in Asche verwandelt.
Mit Ausnahme von mir. -
3:31 - 3:34Als ich am nächsten Tag aufgewacht bin,
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3:34 - 3:35nachdem ich die Nacht
bei einem Freund auf dem Boden geschlafen hatte, -
3:35 - 3:38war das einzige, was ich auf dieser Welt besaß,
eine Zahnbürste, -
3:38 - 3:40die ich mir Nachts in einem Geschäft,
das noch geöffnet war, gekauft hatte. -
3:40 - 3:42Hätte mich jemand zu diesem Zeitpunkt
-
3:42 - 3:44nach meinem Zuhause gefragt,
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3:44 - 3:48hätte ich natürlich
auf kein fassbares Gebäude zeigen können. -
3:48 - 3:52Mein Zuhause war,
was auch immer ich da gerade in mir trug. -
3:52 - 3:56Ich finde, dass das in jeder Art
eine fantastische Befreiung ist. -
3:56 - 3:58Denn als meine Großeltern geboren wurden,
-
3:58 - 4:01hatten sie ihre eigene Bedeutung dafür,
was Zuhause ist. -
4:01 - 4:04Sie hatten ihre Bedeutung für Gemeinschaft,
und sogar für Feindschaft, -
4:04 - 4:06welches ihnen von Geburt an
mitgegeben wurde. -
4:06 - 4:09Sie hatten nicht wirklich die Möglichkeit,
darüber hinaus zu gehen. -
4:09 - 4:13Heutzutage können zumindest manche von uns
ihre Bedeutung für "Zuhause" selber wählen, -
4:13 - 4:15und ihre Bedeutung von Gemeinschaft
selber erschaffen, -
4:15 - 4:19sowie die Bedeutung
des eigenen Selbsts zu gestalten -
4:19 - 4:21und vielleicht dabei sogar ein Stück
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4:21 - 4:23über das Schubladen-Denken
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4:23 - 4:25der Generation unserer Großeltern
hinausgehen. -
4:25 - 4:26Es ist kein Zufall, dass der Präsident
-
4:26 - 4:29der stärksten Nation der Erde
zur Hälfte Kenianer ist, -
4:29 - 4:31teilweise in Indonesien großgezogen wurde
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4:31 - 4:34und einen chinesisch-kanadischen Schwager hat.
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4:34 - 4:38Die Zahl der Menschen,
die nicht in ihrem eigenen Land leben, -
4:38 - 4:43beträgt heutzutage 220 Millionen.
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4:43 - 4:45Das ist eine nahezu unvorstellbare Zahl.
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4:45 - 4:49Das heißt, wenn man
die Einwohnerzahl von Kanada nimmt -
4:49 - 4:51und die von Australien,
-
4:51 - 4:53und noch mal die von Australien,
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4:53 - 4:56und noch mal die von Kanada,
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4:56 - 4:58und diese Zahl verdoppelt,
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4:58 - 5:00so hat man immer noch weniger Menschen,
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5:00 - 5:02als die, die zu diesem pendelnden Volk gehören.
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5:02 - 5:04Und die Zahl der Menschen unter uns,
die außerhalb -
5:04 - 5:08der alten nationalstaatlichen Kategorien leben,
steigt dermaßen schnell, -
5:08 - 5:11dass wir allein in den letzten 12 Jahren
auf 64 Millionen gekommen sind, -
5:11 - 5:15und bald die Einwohnerzahl der USA
überschreiten. -
5:15 - 5:20Bereits jetzt repräsentieren wir
die fünftgrößte Nation der Erde. -
5:20 - 5:22In Toronto, der größten Stadt Kanadas,
-
5:22 - 5:26ist der Durchschnittsbürger heute,
was man früher einen Ausländer nennen würde. -
5:26 - 5:30Jemand, der in einem
ganz anderen Land geboren ist. -
5:30 - 5:34Ich fand schon immer,
das Schöne am Fremdsein ist, -
5:34 - 5:36dass es einen wachrüttelt.
-
5:36 - 5:38Man kann nichts
für selbstverständlich halten. -
5:38 - 5:41Reisen ist für mich ein bisschen wie verliebt sein,
-
5:41 - 5:45weil auf einem Schlag
all unsere Sinne eingeschaltet werden, -
5:45 - 5:49und wir plötzlich
auf all die geheimen Muster der Welt achten. -
5:49 - 5:54Die wahre Entdeckungsreise,
wie Marcel Proust einmal gesagt hat, -
5:54 - 5:57besteht nicht darin, neue Dinge zu sehen,
-
5:57 - 5:59sondern darin,
die Welt mit neuen Augen zu betrachten. -
5:59 - 6:01Und natürlich ist es so,
dass, sobald man neue Augen hat, -
6:01 - 6:03einem selbst die bekannten Dinge,
sogar das alte Zuhause, -
6:03 - 6:06als etwas ganz anderes erscheinen.
-
6:06 - 6:09Viele Menschen, die in einem Land leben,
das nicht ihr eigenes ist, -
6:09 - 6:12sind Flüchtlinge,
die niemals ihr Zuhause verlassen wollten -
6:12 - 6:15und sich danach sehnen,
nach Hause zurück zu kehren. -
6:15 - 6:16Doch für die Glücklichen unter uns,
-
6:16 - 6:21bringt das Zeitalter der Bewegung
aufregende neue Möglichkeiten mit sich. -
6:21 - 6:22Die typische Art von Person,
-
6:22 - 6:24die ich heutzutage auf meinen Reisen treffe,
-
6:24 - 6:26besonders zu den größten Städten der Welt,
-
6:26 - 6:31ist, sagen wir, eine halb koreanisch,
halb deutsche junge Dame, -
6:31 - 6:32die in Paris lebt.
-
6:32 - 6:35Sobald sie einen halb thailändischen,
-
6:35 - 6:39halb kanadischen jungen Mann
aus Edinburgh kennenlernt, -
6:39 - 6:41erkennt sie ihn als ihresgleichen.
-
6:41 - 6:45Sie erkennt, dass sie mit ihm
wahrscheinlich mehr gemeinsam hat, -
6:45 - 6:49als mit jemandem,
der komplett deutsch oder komplett koreanisch ist. -
6:49 - 6:52Also freunden sie sich an.
Sie verlieben sich. -
6:52 - 6:54Sie ziehen zusammen nach New York City.
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6:54 - 6:56(Gelächter)
-
6:56 - 6:58Oder Edinburgh.
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6:58 - 7:01Das kleine Mädchen,
das aus ihrer Einheit entsteht, -
7:01 - 7:03wird natürlich weder Koreanerin
noch Deutsche sein, -
7:03 - 7:05noch Französin, Thai, Schottin oder Kanadierin,
-
7:05 - 7:08oder gar Amerikanerin.
Sie wird eine wundervolle, -
7:08 - 7:12sich stets entfaltende Mischung
aus all diesen Orten sein. -
7:12 - 7:14Und möglicherweise könnte alles
-
7:14 - 7:17an der Art und Weise, wie diese junge Dame
von der Welt träumt, -
7:17 - 7:20über die Welt schreibt und nachdenkt,
-
7:20 - 7:22etwas ganz anderes sein,
-
7:22 - 7:25weil sie aus dieser nahezu neuartigen
-
7:25 - 7:27Kulturmischung hervorgehen würde.
-
7:27 - 7:30Wo man herkommt,
ist heutzutage weniger wichtig, -
7:30 - 7:32als wohin man geht.
-
7:32 - 7:35Mehr und mehr Menschen
sind in der Zukunft -
7:35 - 7:38oder Gegenwart ebenso verankert,
wie in der Vergangenheit. -
7:38 - 7:40Wir wissen, dass das Zuhause
nicht einfach mehr der Ort ist, -
7:40 - 7:43wo man geboren wurde.
-
7:43 - 7:47Es ist ein Ort,
an dem man sich selbst verwirklicht. -
7:47 - 7:49Dennoch
-
7:49 - 7:52gibt es ein großes Problem
mit der Bewegung, -
7:52 - 7:55und zwar die Tatsache,
dass es schwer ist, -
7:55 - 7:57sich in der Luft zu orientieren.
-
7:57 - 8:00Vor ein paar Jahren habe ich bemerkt,
dass ich eine Millionen Meilen -
8:00 - 8:04allein mit United Airlines
angesammelt hatte. -
8:04 - 8:06Sie alle kennen dieses verrückte System,
-
8:06 - 8:09sechs Tage in der Hölle,
den siebten gibt's umsonst. -
8:09 - 8:13(Gelächter)
-
8:13 - 8:15Und so ich fing an darüber nachzudenken,
dass in Wirklichkeit -
8:15 - 8:19die Bewegung nur so gut ist,
wie der Sinn des Stillstands, -
8:19 - 8:22den man ihr näher bringen kann,
um sie wieder ins rechte Licht zu rücken. -
8:22 - 8:25Vor acht Monaten,
als mein Haus niedergebrannt war, -
8:25 - 8:28habe ich zufällig einen Freund getroffen,
der in einer örtlichen Schule unterrichtete. -
8:28 - 8:31Er sagt zu mir:
"Ich kenne den perfekten Ort für dich." -
8:31 - 8:34"Echt?", fragte ich.
Ich bin immer etwas skeptisch, -
8:34 - 8:35wenn Leute mir solche Dinge sagen.
-
8:35 - 8:36"Ja, ehrlich", antwortete er.
-
8:36 - 8:38"Der Ort ist nur drei Stunden
mit dem Auto von hier entfernt, -
8:38 - 8:40und es ist dort nicht besonders teuer,
-
8:40 - 8:43und du warst wahrscheinlich
noch nie an solch einem Ort. -
8:43 - 8:48"Hm." Ich begann etwas neugierig zu werden.
"Was für ein Ort ist es?" -
8:48 - 8:50"Nun ja," zögerte mein Freund,
-
8:50 - 8:54"Nun ja, ehrlich gesagt
ist es eine katholische Mönchsklause." -
8:54 - 8:56Das war die falsche Antwort.
-
8:56 - 8:58Ich habe 15 Jahre
in anglikanischen Schulen -
8:58 - 9:03mit genug Gesangbüchern und Kreuzen verbracht,
dass es mir für mein ganzes Leben reicht. -
9:03 - 9:05Für die nächsten paar Leben,
genau genommen. -
9:05 - 9:08Mein Freund versicherte mir aber,
dass, obwohl weder er -
9:08 - 9:09noch die meisten seiner Schüler,
katholisch wären, -
9:09 - 9:12er seine Klassen
jeden Frühling dahin brachte. -
9:12 - 9:17Und selbst der unruhigste, zerstreuteste,
-
9:17 - 9:21von Testosteron-verwirrteste
15-jährige Junge aus Kalifornien -
9:21 - 9:24brauchte dort nur drei Tage
in Stille zu verbringen, -
9:24 - 9:28und etwas in ihm beruhigte und reinigte sich.
-
9:28 - 9:31Er fand sich selber.
-
9:31 - 9:33Ich dachte mir also,
"Etwas, das bei einem 15-jährigen funktioniert, -
9:33 - 9:35sollte auch bei mir funktionieren."
-
9:35 - 9:38Also habe ich mich in mein Auto gesetzt,
und fuhr drei Stunden nördlich, -
9:38 - 9:40die Küste entlang,
-
9:40 - 9:42bis die Straßen
immer leerer und schmaler wurden, -
9:42 - 9:45und ich in einen noch schmaleren Weg einbog,
-
9:45 - 9:49der kaum bepflastert war und sich 3 km lang
-
9:49 - 9:51hoch bis zu einem Berggipfel schlängelte.
-
9:51 - 9:54Als ich aus meinem Auto ausstieg,
-
9:54 - 9:57pulsierte die Luft.
-
9:57 - 9:58Der ganze Ort war vollkommen still.
-
9:58 - 10:02Aber diese Ruhe war nicht lautlos.
-
10:02 - 10:06Sie war gradezu wie eine Präsenz
der Energie und Belebung. -
10:06 - 10:09Und vor meinen Füßen lag die
großer, stille, blaue Fläche -
10:09 - 10:12des Pazifischen Ozeans.
-
10:12 - 10:16Um mich herum waren um die 300 Hektar
wilder Trockenbusch. -
10:16 - 10:19Ich ging runter in das Zimmer,
in dem ich schlafen sollte. -
10:19 - 10:21Es war klein, aber überaus komfortabel.
-
10:21 - 10:23Es hatte ein Bett, einen Schaukelstuhl,
-
10:23 - 10:26einen langen Schreibtisch,
und noch längere Aussichtsfenster, -
10:26 - 10:30die auf einen kleinen,
privaten, ummauerten Garten zeigten, -
10:30 - 10:34und dahinter auf über 300 Meter
weites goldenes Pampasgras, -
10:34 - 10:37das bis zum Meer ging.
-
10:37 - 10:40Also habe ich mich hingesetzt
und fing an zu schreiben, -
10:40 - 10:41weiter und weiter zu schreiben,
-
10:41 - 10:45obwohl ich ja eigentlich dahin gefahren bin,
um von meinem Schreibtisch wegzukommen. -
10:45 - 10:49Als ich wieder aufgestanden bin,
waren vier Stunden vergangen. -
10:49 - 10:51Die Nacht war eingetroffen.
-
10:51 - 10:56Ich ging raus und stellte mich unter den großen
umgestürzten Salzstreuer aus Sternen. -
10:56 - 10:58Ich sah wie die Rückleuchten der Autos
-
10:58 - 11:0320 km südlich an den Landspitzen
verschwanden. -
11:03 - 11:06Und es war so,
als lösten sich meine Sorgen -
11:06 - 11:08des vorherigen Tages auf.
-
11:08 - 11:10Als ich am nächsten Tag aufwachte,
-
11:10 - 11:14in Abwesenheit von
Telefon, Fernseher und Laptop, -
11:14 - 11:18schien es, als ob sich der Tag
auf tausende von Stunden streckte. -
11:18 - 11:21Es war wirklich, wie all die Freiheit,
die ich vom Reisen kannte, -
11:21 - 11:26aber es fühlte sich auch zutiefst an,
wie nach Hause kommen. -
11:26 - 11:28Da ich nicht religiös bin,
-
11:28 - 11:29ging ich weder zum Gottesdienst,
-
11:29 - 11:32noch suchte ich die Mönche
nach religiösem Rat auf. -
11:32 - 11:35Ich machte einfach Spaziergänge
um das Kloster herum, -
11:35 - 11:37verschickte Postkarten an Menschen,
die mir nahe stehen, -
11:37 - 11:39schaute mir die Wolken an,
-
11:39 - 11:43und machte das, was mir normalerweise
am allerschwersten fällt, -
11:43 - 11:46nämlich absolut gar nichts.
-
11:46 - 11:48So fing ich an zu diesem Ort zurückzukehren,
-
11:48 - 11:51und bemerkte, dass ich dort
meine wichtigste Arbeit ausführte, -
11:51 - 11:55unbemerkbar, allein durch Stillsitzen,
-
11:55 - 11:58und dabei gewissermaßen
meine schwierigsten Entscheidungen traf, -
11:58 - 12:00in einer Art, wie ich es vorher nie konnte,
-
12:00 - 12:03wenn ich von der letzten E-Mail
zum nächsten Termin raste. -
12:03 - 12:06Ich fing an zu glauben, dass etwas in mir
-
12:06 - 12:08förmlich nach Stille geschrien hatte.
-
12:08 - 12:09Ich konnte es aber natürlich nicht hören,
-
12:09 - 12:10weil ich immer so viel hin und her rannte.
-
12:10 - 12:14Ich war wie ein Verrückter,
der sich selbst die Augen verbindet -
12:14 - 12:17und sich dann darüber beschwert,
dass er nichts sehen kann. -
12:17 - 12:19Ich erinnerte mich
an das wundervolle Sprichwort, -
12:19 - 12:22das ich als Junge
von Seneca gelernt habe, -
12:22 - 12:25als er sagte: "Ein armer Mensch
-
12:25 - 12:31ist nicht der, der wenig hat,
sondern der, der sich nach mehr sehnt." -
12:31 - 12:33Ich versuche natürlich nicht anzudeuten,
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12:33 - 12:34dass irgendwer in ein Kloster gehen sollte.
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12:34 - 12:36Darum geht es nicht.
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12:36 - 12:40Ich glaube jedoch daran,
dass man nur durch das Stoppen von Bewegung, -
12:40 - 12:42sehen kann, wohin man geht.
-
12:42 - 12:46Nur durch das Zurückziehen
aus dem Alltag und der Welt, -
12:46 - 12:49können wir sehen,
was uns am wichtigsten ist -
12:49 - 12:52und dabei unser Zuhause finden.
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12:52 - 12:54Ich habe bemerkt,
dass heutzutage so viele Menschen -
12:54 - 12:57bewusst Maßnahmen ergreifen,
um jeden Morgen für 30 Minuten -
12:57 - 12:59in einer Ecke des Zimmer,
ohne jegliche Geräte -
12:59 - 13:02in Ruhe dazusitzen und sich zu sammeln,
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13:02 - 13:04oder jeden Abend joggen gehen,
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13:04 - 13:06oder ihr Handy zu Hause lassen,
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13:06 - 13:10wenn sie sich für ein längeres Gespräch
mit einem Freund treffen. -
13:10 - 13:13Bewegung ist ein fantastisches Privileg.
-
13:13 - 13:16Es gibt uns die Möglichkeit
so viel mehr zu machen, als unsere Großeltern -
13:16 - 13:19es sich jemals erträumt hätten.
-
13:19 - 13:21Letztendlich hat Bewegung aber nur dann
-
13:21 - 13:25eine Bedeutung, wenn man ein Zuhause hat,
zu dem man zurückkehren kann. -
13:25 - 13:28Und natürlich ist das Zuhause im Endeffekt
-
13:28 - 13:31nicht einfach nur der Ort, wo man schläft.
-
13:31 - 13:33Es ist der Ort, wo man steht.
-
13:33 - 13:35Danke.
-
13:35 - 13:41(Applaus)
- Title:
- Wo ist man zu Hause?
- Speaker:
- Pico Iyer
- Description:
-
Weltweit leben mehr und mehr Menschen in Ländern, die nicht ihre eigenen sind. Schriftsteller Pico Iyer, der selbst drei oder vier "Ursprünge" hat, denkt nach über die Bedeutung von Zuhause, über die Freude des Reisens und die Ruhe des Stillstehens.
- Video Language:
- English
- Team:
- closed TED
- Project:
- TEDTalks
- Duration:
- 14:01
Helene Batt commented on German subtitles for Where is home? | ||
Judith Matz approved German subtitles for Where is home? | ||
Judith Matz edited German subtitles for Where is home? | ||
Judith Matz commented on German subtitles for Where is home? | ||
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Vivien Schulz edited German subtitles for Where is home? | ||
Vivien Schulz accepted German subtitles for Where is home? | ||
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Vivien Schulz
Lässt sich schön flüssig lesen und ich denke der Ton des Sprechers ist auch gut getroffen.
Habe einige offensichtliche Tippfehler korrigiert (z.B. bei 3:52 eins von den Beiden "ist" gelöscht, bei 4:00 "Feinschaft" nach "Feindschaft" oder bei 6:11 sehen -> sehnen)
Diese zwei Sätze solltest du - auf jeden Fall - überarbeiten:
08:50 "Nun ja, ehrlich gesagt,
ist es ein katholischer Wallfahrtsort."
--> "hermitage" ist eher eine Mönchsklause oder Eremitorium, ein Ort an dem man sich zurück zieht
12:19 das ich von einem Jungen
aus Seneca gelernt habe,
--> Seneca ist ein römischer Philosoph, also vielleicht eher:
"das ich als Junge von Seneca gelernt habe,"
Hier noch ein paar Vorschläge für andere Stellen:
02:12 ein drittes, das mit dem Ort zusammenhängt,
wo sie gerade leben,
--> "ein drittes, verbunden mit dem Ort, an dem sie gerade leben"
04:15 sowie die Bedeutung
für das eigene Selbst gestalten,
--> "sowie die Bedeutung des eigenen Selbsts zu gestalten,"
Helene Batt
Vielen Dank für das Korrekturlesen und Dein Feedback! Habe auch alles, was Du vorgeschlagen hast, verbessert. :)
Judith Matz
Alles klar.
Helene Batt
Vielen Dank für Deine Hilfe Judith!