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Adam Davidson: Was wir vom Taumeln an der Fiskalklippe gelernt haben.

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    Ein Freund von mir, ein Politikwissenschaftler,
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    hat mir vor ein paar Monaten genau erzählt,
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    wie dieser Monat sein würde.
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    Er sagte: "Weißte, da kommt diese Haushaltsklippe
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    das 'Fiscal Cliff', Anfang 2013.
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    Beide Parteien müssen
    dieses Problem unbedingt lösen,
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    aber keine will als erste dabei gesehen werden.
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    Keine Partei hat etwas davon, es auch nur
    eine Sekunde früher zu lösen als als unbedingt nötig.
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    Im Dezember wirst du also jede Menge hitzige
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    Verhandlungen sehen, scheiternde Verhandlungen,
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    Berichte über Telefonate, die nicht gut laufen,
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    Menschen werden sagen, dass sich nichts tut
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    und dann so um Weihnachten oder Neujahr
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    werden wir hören:
    'Okay, jetzt haben sie alles geregelt.'"
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    Er erzählte es mir vor ein paar Monaten. Er sagte,
    er sei zu 98 Prozent sicher, dass sie es lösen würden.
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    Heute bekam ich eine E-Mail von ihm, in der er sagte:
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    "Okay, prinzipiell sind wir auf Kurs, aber jetzt glaube
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    ich zu 80 %, dass sie es lösen werden."
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    Das brachte mich zum Nachdenken. Ich liebe
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    diese Momente in der amerikanischen Geschichte,
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    in denen wütende Parteienkämpfe darüber tobten,
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    ob die Wirtschaft nun am Rande
    des totalen Zusammenbruchs stünde oder nicht.
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    Der berühmteste frühe Kampf war
    zwischen Alexander Hamilton
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    und Thomas Jefferson.
    Es ging darum, was der Dollar sein
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    und wie er gestützt werden sollte.
    Dabei sagte Alexander Hamilton:
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    "Wir brauchen eine Zentralbank,
    die erste Bank der Vereinigten Staaten,
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    andernfalls wird der Dollar keinen Wert haben.
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    Diese Wirtschaft wird nicht funktionieren."
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    Thomas Jefferson sagte: "So was
    werden die Menschen nicht vertrauen.
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    Sie haben sich gerade erst von einem König befreit.
    Eine zentrale Macht werden sie nicht akzeptieren."
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    Dieser Kampf definierte die ersten
    150 Jahre der US-Wirtschaft.
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    Zu jedem Zeitpunkt agten wieder andere Parteigänger:
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    "Oh mein Gott, die Wirtschaft bricht zusammen",
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    während wir anderen weitermachten
    und unser Geld ausgaben,
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    wozu wir gerade Lust hatten.
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    Ich will Ihnen hier einen schnellen Überblick,
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    eine kleine Auffrischung geben, wo wir gerade stehen.
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    Von einer Fiskalklippe zu sprechen,
    so wurde mir gesagt,
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    sei zu parteiisch,
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    obwohl ich nicht mehr weiß, welche
    Partei das unterstützt oder angreift.
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    Leute sagen, man sollte es
    "fiskalen Abhang" nennen,
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    oder eine Einsparkrise,
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    aber andere wieder:
    "Nein, das ist sogar noch parteiischer."
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    Deshalb nenne ich es einfach die
    selbstauferlegte, selbstzerstörerische,
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    willkürliche Frist zur Lösung
    eines unausweichlichen Problems.
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    Und so sieht dieses unausweichliche Problem aus:
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    Hier werden die US-Schulden als Prozentsatz
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    unserer Gesamtwirtschaft, des BIP, projiziert.
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    Die hellblaue Punktelinie stellt die beste
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    Schätzung des Congressional Budget Office
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    dazu dar, was passieren wird,
    wenn der Kongress wirklich nichts tut,
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    und, wie Sie sehen können, werden wir etwa 2027
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    griechische Schuldenverhältnisse erreichen,
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    ungefähr 130 Prozent des BIP,
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    was zeigt, dass irgendwann in
    den nächsten 20 Jahren,
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    wenn der Kongress überhaupt nichts unternimmt,
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    wir einen Moment erreichen werden,
    wenn die weltweiten Investoren und
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    die Anleihenkäufer sagen werden:
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    "Wir trauen Amerika nicht mehr.
    Wir werden ihnen kein Geld leihen,
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    außer zu wirklich hohen Zinssätzen."
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    In diesem Augenblick bricht
    unsere Wirtschaft zusammen.
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    Aber denken Sie daran, dort ist Griechenland heute.
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    Wir werden dort in zwanzig Jahren sein.
    Wir haben jede Menge Zeit,
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    dieser Krise auszuweichen
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    und die Fiskalklippe war nur ein weiterer Versuch,
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    die zwei Seiten zur Lösung der Krise zu bringen.
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    Dasselbe Problem kann man anders betrachten.
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    Die dunkelblaue Linie zeigt,
    was die Regierung ausgibt.
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    Die hellblaue Linie zeigt,
    was die Regierung einnimmt.
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    Sie sehen, wir haben in der jüngsten Vergangenheit,
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    außer für kurze Zeit, stets mehr ausgegeben
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    als eingenommen. Daher die Staatsverschuldung.
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    Wie Sie bei der Zukunftsprojektion sehen können,
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    geht die Lücke ein bisschen auseinander und steigt
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    und diese Grafik geht nur bis 2021.
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    Um 2030 wird sie richtig hässlich.
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    Diese Grafik resümiert das eigentliche Problem.
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    Die Demokraten sagen: "Das ist kein großes Ding.
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    Wir erhöhen einfach die Steuern etwas
    und schließen die Lücke,
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    besonders, wenn wir die Reichen besteuern."
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    Die Republikaner sagen:
    "Nein, wir haben eine bessere Idee.
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    Warum senken wir nicht beide Linien?
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    Warum senken wir nicht die Staatsausgaben
    und die Staatssteuern,
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    dann wird die Langzeitkurve
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    für das Defizit noch besser sein?"
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    Hinter dieser gewaltigen Meinungsverschiedenheit
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    über das Schließen der Lücke
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    steht die übelste Art zynischer Parteipolitik,
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    die schlimmste Art von Insider-Diskussionen,
    Lobbyismus, dieser ganze Kram.
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    Aber da ist auch diese unheimlich interessante,
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    respektvolle Meinungsverschiedenheit zwischen zwei
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    grundverschiedenen Wirtschaftsphilosophien.
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    Wenn ich mir vorstelle, wie
    Republikaner die Wirtschaft sehen,
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    stelle ich mir das gern als eine einfach unglaublich
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    ausgereifte Maschine vor, eine perfekte Maschine.
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    Leider stelle ich mir dabei eine
    aus Deutschland oder Japan vor.
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    Diese Maschine reinigt ständig jedes
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    Quentchen menschlichen Unternehmensgeist
    und zieht Ressourcen,
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    Geld, Arbeit, Kapital, Maschinen
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    von den am wenigsten produktiven Teilen ab
    und bringt sie zu den produktiveren Teilen
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    und während dies zeitweise Verlagerungen hervorruft,
  • 5:12 - 5:16
    werden dabei die produktiveren Gebiete aufgebaut,
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    die weniger produktiven Gebiete
    welken dahin und sterben.
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    Im Ergebnis ist das gesamte System
    so viel effizienter,
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    so viel ergiebiger für alle.
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    Im Allgemeinen geht diese Sicht davon aus,
    dass die Regierung eine Rolle spielt,
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    eine kleine Rolle beim Aufstellen von Regeln,
    damit Menschen nicht lügen,
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    betrügen und einander weh tun,
  • 5:32 - 5:36
    vielleicht könnte man auch eine
    Polizei haben und eine Feuerwehr,
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    und eine Armee, aber die Regierung sollte
    einen sehr begrenzten Einfluss
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    auf den Mechanismus dieser Maschinerie haben.
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    Wenn ich mir vorstelle, wie sich Demokraten
    und demokratisch orientierte Ökonomen
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    diese Wirtschaft vorstellen,
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    sind die meisten demokratischen
    Ökonomen Kapitalisten.
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    Sie glauben, dass das meistens ein gutes System ist.
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    Es ist gut, wenn Märkte Ressourcen zu
    produktiveren Verwendungen bewegen.
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    Aber dieses System hat jede Menge Probleme.
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    Wohlstand häuft sich an den falschen Orten.
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    Wohlstand wird Leuten entrissen, die man
    nicht als unproduktiv bezeichnen sollte.
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    Das schafft keine gerechte, faire Gesellschaft.
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    Diese Maschine kümmert sich nicht um die Umwelt,
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    um Rassismus und all diese Probleme,
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    die das Leben für uns alle schlechter machen.
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    So soll die Regierung doch eine Rolle spielen,
    indem sie Ressourcen
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    von produktiveren Verwendungen,
    oder von ergiebigeren Ressourcen
  • 6:26 - 6:28
    abzieht und an andere Quellen leitet.
  • 6:28 - 6:34
    Wenn Sie sich die Wirtschaft aus
    diesen beiden unterschiedlichen Winkeln betrachten,
  • 6:34 - 6:38
    verstehen Sie, weshalb diese Krise so schwierig ist,
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    je schlimmer die Krise wird,
    je höher die Einsätze werden,
  • 6:42 - 6:44
    um so mehr glaubt jede Seite,
    allein die Antwort zu kennen,
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    und dass die andere Seite alles nur ruinieren wird.
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    Und das kann mich zur Verzweiflung treiben.
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    Die letzten paar Jahre war ich
    darüber wirklich deprimiert,
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    bis ich dieses Jahr etwas erfuhr,
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    was mich geradezu in Aufregung versetzte.
    Ich glaube, dass das richtig gute Nachrichten sind
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    und schockierend, ich sag's
    nicht gern, weil ich denke,
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    dass man mir nicht glauben wird.
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    Aber hier sehen Sie, was ich erfahren habe.
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    Im Großen und Ganzen sind die Amerikaner
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    bei solchen Dingen, bei finanztechnischen Fragen,
  • 7:12 - 7:15
    moderat, pragmatisch und gemäßigt.
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    Ich weiß, dass es schwer
    zu glauben ist, dass Amerikaner
  • 7:18 - 7:19
    moderat, pragmatisch und gemäßigt sein sollen.
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    Lassen Sie mich diesen Gedanken erklären.
  • 7:22 - 7:25
    Wenn Sie sich anschauen,
    wie die Bundesregierung Geld ausgibt,
  • 7:25 - 7:28
    sind Sie mitten im Kampf,
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    55%, mehr als die Hälfte, geht an Sozialversicherung,
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    Medicare, Medicaid, und einige
    andere Gesundheitsprogramme,
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    20% an Verteidigung, 19% sind Ermessenssache
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    und 6% Zinsen.
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    Wenn wir von der Senkung von
    Regierungsausgaben sprechen,
  • 7:42 - 7:44
    sprechen wir von diesem Kuchen,
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    und die große Mehrheit der Amerikaner,
  • 7:48 - 7:51
    egal aus welcher Partei,
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    mag diesen großen 55%-Happen.
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    Sie mögen die Sozialversicherung.
    Sie mögen Medicare.
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    Sie mögen sogar Medicaid, selbst wenn
    das für die Armen und Mittellosen ist,
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    und man annehmen könnte, dass das
    weniger Unterstützung erfährt.
  • 8:02 - 8:06
    Sie wollen, dass es im
    Wesentlichen unangetastet bleibt,
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    obwohl es den meisten Amerikanern
    erstaunlich gut geht.
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    Dabei sind die Demokraten und Republikaner
    im Grunde genommen einer Meinung
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    mit einigen Anpassungen,
    die das System stabiler machen.
  • 8:18 - 8:20
    Die Sozialversicherung lässt sich
    recht einfach flicken.
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    Die Gerüchte über ihren Niedergang
    werden immer maßlos übertrieben.
  • 8:24 - 8:26
    Etwa, indem das Rentenalter für
    die Sozialversicherung angehoben wird,
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    vielleicht nur für Leute, die noch nicht geboren sind.
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    Da sind die Amerikaner zwiegespalten,
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    ob Demokraten oder Republikaner.
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    Medicare könnte reduziert werden
    für sehr wohlhabende Senioren,
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    Senioren, die jede Menge Geld machen.
    Nicht mal abschaffen. Nur reduzieren.
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    Das akzeptieren die Leute im Allgemeinen,
    Demokraten und Republikaner.
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    Gesundheitsbeiträge erhöhen?
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    Das hassen alle gleichermaßen, das hassen
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    sowohl Republikaner als auch Demokraten.
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    Wenn wir uns die Diskussion
  • 8:54 - 8:58
    zur Lösung unserer fiskalen Probleme anschauen,
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    sehe ich, dass unsere Nation bei dieser
    immens wichtigen Frage nicht grundlegend gespalten ist.
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    Wir akzeptieren, dass einige Anpassungen
    erforderlich sind, aber wir wollen es behalten.
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    Die Abschaffung steht nicht zur Debatte.
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    Aber es gibt eine Sache, die ultraparteiisch ist,
  • 9:16 - 9:20
    bei der eine Partei einfach nur ausgeben,
    ausgeben und noch mal ausgeben will,
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    uns egal, geben wir noch mehr aus,
  • 9:21 - 9:23
    und das sind natürlich die Republikaner,
  • 9:23 - 9:25
    wenn es um Verteidigungsausgaben geht.
  • 9:25 - 9:28
    Da übertreffen sie die Demokraten meilenweit.
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    Die große Mehrheit will
    Verteidigungsausgaben schützen.
  • 9:33 - 9:35
    Das sind 20% des Haushalts
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    und das ist ein ungleich schwieriges Thema.
  • 9:38 - 9:41
    Ich sollte darauf hinweisen,
    dass die Ermessensausgaben,
  • 9:41 - 9:44
    etwa 19% des Haushalts
  • 9:44 - 9:46
    sowohl Angelegenheiten der Demokraten
    als auch der Republikaner abdecken:
  • 9:46 - 9:48
    Sozialhilfe, Essensmarken, andere Programme,
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    die bei Demokraten gut ankommen,
  • 9:50 - 9:53
    aber auch das Agrargesetz
    und aus dem Innenministerium
  • 9:53 - 9:56
    Mittel für Ölbohrung und anderes,
  • 9:56 - 10:00
    die bei Republikanern beliebt sind.
  • 10:00 - 10:03
    Beim Thema Steuern gibt es hier größere Uneinigkeit.
  • 10:03 - 10:05
    Das ist eher Parteiengebiet.
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    Eine Mehrheit der Demokraten begrüßt die Anhebung
  • 10:08 - 10:12
    der Einkommenssteuer bei einem
    Jahresverdienst von über 200.000 EUR.
  • 10:12 - 10:18
    Republikaner sind eher dagegen;
    wenn man es jedoch nach Einkommen
  • 10:18 - 10:22
    gliedert, gefällt Republikanern mit weniger
    als 55.000 EUR im Jahr diese Idee.
  • 10:22 - 10:27
    Somit wollen Republikaner mit mehr
    als 200.000 EUR im Jahr nicht besteuert werden.
  • 10:27 - 10:30
    Bei der Anhebung von Steuern auf Kapitalertrag zeigt sich,
  • 10:30 - 10:33
    dass etwa zwei Drittel der Demokraten,
    aber nur ein Drittel der Republikaner
  • 10:33 - 10:37
    diese Idee akzeptiert.
  • 10:37 - 10:40
    Hier tritt ein wirklich wichtiger Punkt zutage,
  • 10:40 - 10:42
    nämlich, dass wir in diesem Land über
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    Demokraten und Republikaner reden und denken,
  • 10:44 - 10:46
    dass es diese kleine Gruppe von
    Unabhängigen, sagen wir 2%, gibt.
  • 10:46 - 10:49
    Man nehme Demokraten und Republikaner
  • 10:49 - 10:50
    und schon hat man das amerikanische Volk.
  • 10:50 - 10:53
    Aber das ist überhaupt nicht so.
  • 10:53 - 10:58
    Das war für den größten Teil der modernen
    amerikanischen Geschichte nicht der Fall.
  • 10:58 - 11:02
    Rund ein Drittel der Amerikaner
    bezeichnet sich als Demokraten,
  • 11:02 - 11:05
    etwa ein Viertel als Republikaner,
  • 11:05 - 11:09
    ein winziger Teil als Liberale, Sozialisten
  • 11:09 - 11:12
    oder eine andere kleine dritte Partei,
  • 11:12 - 11:17
    und der größte Teil, 40%,
    bezeichnen sich als unabhängig.
  • 11:17 - 11:20
    So sind die meisten Amerikaner
    keine Parteianhänger.
  • 11:20 - 11:22
    Die meisten im unabhängigen Lager
  • 11:22 - 11:26
    fallen dazwischen. Wenn wir also bei Demokraten
  • 11:26 - 11:30
    und Republikanern eine riesige Überschneidung bei
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    den Ansichten zu fiskalen Problemen haben,
  • 11:32 - 11:36
    wird diese mit den Unabhängigen nur noch größer.
  • 11:36 - 11:39
    Jetzt müssen wir über alle
    möglichen anderen Themen streiten.
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    Wir fangen an, einander zu hassen bei
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    Waffenkontrolle, Abtreibung und der Umwelt
  • 11:43 - 11:46
    aber bei diesen bedeutenden fiskalen Problemen
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    sind wir keineswegs so weit auseinander, wie man sagt.
  • 11:50 - 11:52
    Tatsächlich gibt es auch noch
    eine andere Gruppe Menschen,
  • 11:52 - 11:55
    die nicht so weit auseinander liegen wie man denkt,
  • 11:55 - 11:57
    das sind die Ökonomen.
  • 11:57 - 12:03
    Ich rede viel mit Ökonomen, in den 70ern
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    und 80ern war es nicht schön, ein Ökonom zu sein.
  • 12:06 - 12:09
    Man war entweder im Salzwasserlager,
  • 12:09 - 12:14
    d.h. Harvard, Princeton, MIT, Stanford, Berkeley,
  • 12:14 - 12:17
    oder im Süßwasserlager, University of Chicago,
  • 12:17 - 12:18
    University of Rochester.
  • 12:18 - 12:21
    Man war entweder ein kapitalistischer
    Ökonom der freien Marktwirtschaft
  • 12:21 - 12:23
    oder ein liberaler Keynesianer.
  • 12:23 - 12:25
    Diese Leute gingen nicht zueinander auf die Hochzeit
  • 12:25 - 12:27
    und schnauzten sich bei Konferenzen an.
  • 12:27 - 12:30
    Es ist immer noch hässlich,
    aber nach meiner Erfahrung
  • 12:30 - 12:34
    lässt sich nur sehr schwer ein Ökonom unter 40
  • 12:34 - 12:38
    finden, der die Welt noch so sieht.
  • 12:38 - 12:41
    Für den Großteil der Ökonomen ist es uncool,
  • 12:41 - 12:44
    sich als Ideologen zu bezeichnen,
    egal in welchem Lager.
  • 12:44 - 12:46
    Der Satz, den man als Doktorand, Postdoc oder
  • 12:46 - 12:49
    Professor, als 38-jähriger Wirtschaftsprofessor sagt,
  • 12:49 - 12:52
    ist: "Ich bin Empiriker,
  • 12:52 - 12:53
    Ich gehe nach den Daten."
  • 12:53 - 12:56
    Und die Daten sind sehr klar.
  • 12:56 - 13:00
    Keine dieser wichtigsten Theorien
    war ein voller Erfolg.
  • 13:00 - 13:01
    Das 20. Jahrhundert, die letzten hundert Jahre,
  • 13:01 - 13:04
    sind übersät mit katastrophalen Beispielen,
  • 13:04 - 13:08
    in denen die eine oder andere Schule versuchte,
  • 13:08 - 13:10
    die Vergangenheit zu erklären
    oder die Zukunft vorauszusagen
  • 13:10 - 13:12
    und dabei total und völlig daneben griff,
  • 13:12 - 13:17
    sodass der Berufsstand der Ökonomie eine
    gewisse Bescheidenheit angenommen hat.
  • 13:17 - 13:21
    Sie sind immer noch eine schrecklich arrogante
    Gruppe Menschen, das versichere ich Ihnen,
  • 13:21 - 13:24
    aber heute bilden sie sich etwas
    auf ihre Unparteilichkeit ein,
  • 13:24 - 13:31
    und sie sehen auch ein unglaublich
    weites Feld von potentiellen Ergebnissen.
  • 13:31 - 13:36
    Und diese Überparteilichkeit
  • 13:36 - 13:37
    existiert heimlich
  • 13:37 - 13:39
    seit vielen Jahren in Amerika.
  • 13:39 - 13:43
    Diesen Herbst habe ich mich viel mit den drei
  • 13:43 - 13:47
    wichtigsten Organisationen zur Erforschung
    politischer Haltungen unterhalten:
  • 13:47 - 13:48
    Pew Research,
  • 13:48 - 13:52
    das Nationale Meinungsforschungszentrum
    der University von Chicago
  • 13:52 - 13:55
    und die wichtigste und am wenigsten bekannte
  • 13:55 - 13:58
    ist die Gruppe American National Election Studies,
  • 13:58 - 14:02
    die die weltweit längste, am höchsten respektierte
    Befragung zu politischen Haltungen durchführt.
  • 14:02 - 14:04
    Das tun sie seit 1948.
  • 14:04 - 14:08
    Die ganze Zeit hindurch zeigen sie,
  • 14:08 - 14:12
    dass es fast unmöglich ist, Amerikaner zu finden,
  • 14:12 - 14:15
    die konsequent ideologisch sind und konsequent
  • 14:15 - 14:19
    eine Linie vertreten:
    "Wir dürfen keine Steuern erheben;
  • 14:19 - 14:22
    wir müssen die Größe der Regierung beschränken",
  • 14:22 - 14:25
    oder "Wir müssen die Regierung anspornen,
    damit sie bei der Rückverteilung und Eindämmung
  • 14:25 - 14:29
    der Nebenwirkungen des Kapitalismus
    eine größere Rolle spielt."
  • 14:29 - 14:31
    Diese Gruppen sind verschwindend klein.
  • 14:31 - 14:34
    Die meisten Leute picken die Rosinen raus,
  • 14:34 - 14:37
    sehen Kompromisse und gehen mit der Zeit,
  • 14:37 - 14:39
    wenn sie ein besseres oder
    schlechteres Argument hören.
  • 14:39 - 14:43
    Dieser Teil hat sich nicht geändert.
  • 14:43 - 14:47
    Geändert haben sich die Antworten auf vage Fragen.
  • 14:47 - 14:49
    Wenn man vage Fragen stellt, wie:
  • 14:49 - 14:52
    "Glauben Sie, es sollte mehr
    oder weniger Regierung geben?"
  • 14:52 - 14:57
    "Glauben Sie, die Regierung sollte" –
    besonders bei emotionsgeladener Sprache –
  • 14:57 - 14:59
    "Glauben Sie, die Regierung sollte
    Informationsblätter ausgeben?"
  • 14:59 - 15:01
    oder "Glauben Sie die Regierung sollte umverteilen?"
  • 15:01 - 15:04
    Dann sehen Sie eine Veränderung
    zur radikalen Parteilichkeit.
  • 15:04 - 15:06
    Wenn man aber konkret wird, wenn man tatsächlich
  • 15:06 - 15:10
    nach den eigentlichen Steuer- und
    Ausgabenthemen, die zur Diskussion stehen, fragt,
  • 15:10 - 15:13
    sind die Leute erstaunlich gemäßigt,
  • 15:13 - 15:16
    erstaunlich kompromissbereit.
  • 15:16 - 15:20
    Wenn wir an die Fiskalklippe denken,
    dürfen wir uns
  • 15:20 - 15:24
    das nicht so vorstellen, als könnte
    sich das amerikanische Volk
  • 15:24 - 15:26
    bei diesen Fragen überhaupt nicht ausstehen
  • 15:26 - 15:28
    und als müssten wir auseinander gerissen werden
  • 15:28 - 15:30
    zu zwei kriegführenden Nationen.
  • 15:30 - 15:36
    Stellen Sie es sich so vor, dass eine winzige Gruppe
  • 15:36 - 15:40
    uralter Ökonomen und nicht repräsentativer
  • 15:40 - 15:43
    Ideologen die Sache vereinnahmt hat.
  • 15:43 - 15:46
    durch ein Primärsystem, das die Stimmen
  • 15:46 - 15:48
    dieser kleinen Gruppe unterstützt,
  • 15:48 - 15:50
    denn diese Gruppe von Leuten,
  • 15:50 - 15:53
    die bei diesen ideologischen Fragen alles
  • 15:53 - 15:55
    mit Ja oder Nein beantwortet,
  • 15:55 - 15:58
    ist zwar klein, aber jeder von ihnen hat ein Blog,
  • 15:58 - 16:02
    jeder von ihnen war letzte Woche
    bei Fox oder MSNBC.
  • 16:02 - 16:05
    Alle ihre Stimmen werden lauter und lauter,
  • 16:05 - 16:07
    aber sie repräsentieren uns nicht.
  • 16:07 - 16:10
    Sie repräsentieren nicht unsere Ansichten.
  • 16:10 - 16:12
    Und damit bin ich wieder beim Dollar,
  • 16:12 - 16:15
    und damit weiß ich wieder,
  • 16:15 - 16:17
    dass wir diese Erfahrung kennen.
  • 16:17 - 16:19
    Wir wissen wie es ist,
  • 16:19 - 16:24
    wenn diese Leute im Fernsehen, im Kongress
  • 16:24 - 16:27
    herumbrüllen, dass das Ende der Welt naht,
  • 16:27 - 16:30
    wenn wir uns ihrer Meinung nicht völlig anschließen,
  • 16:30 - 16:32
    denn das geschieht mit dem Dollar,
  • 16:32 - 16:34
    seit es den Dollar gibt.
  • 16:34 - 16:38
    Wir hatten den Streit zwischen
    Jefferson und Hamilton.
  • 16:38 - 16:43
    1913, als die Notenbank geschaffen wurde,
    hatten wir diesen hässlichen Kampf
  • 16:43 - 16:47
    mit bösartigen, wütenden Auseinandersetzungen
  • 16:47 - 16:48
    darüber, wie sie konstituiert werden sollte,
  • 16:48 - 16:50
    und es bestand Einigkeit darüber, dass auf
  • 16:50 - 16:53
    dem schlechtesten Kompromiss aufgebaut wurde,
  • 16:53 - 16:56
    einem Kompromiss, der dieses Kleinod, den Dollar,
  • 16:56 - 16:59
    garantiert zerstören würde.
    Aber dann war jeder einverstanden,
  • 16:59 - 17:01
    okay, solange wir uns an den Goldstandard halten.
  • 17:01 - 17:03
    Die Notenbank kann es nicht so übel verhauen.
  • 17:03 - 17:08
    Dann aber kamen wir während der Depression
  • 17:08 - 17:10
    vom Goldstandard für Personen weg und während
  • 17:10 - 17:14
    der Präsidentschaft Nixons vom Goldstandard als
  • 17:14 - 17:16
    Quelle internationaler Währungskoordination.
  • 17:16 - 17:20
    Jedes Mal standen wir dabei
    kurz vorm totalen Zusammenbruch.
  • 17:20 - 17:22
    Und es passierte nichts.
  • 17:22 - 17:24
    Über all diese Zeit hinweg war der Dollar
  • 17:24 - 17:27
    eine der beständigsten,
  • 17:27 - 17:29
    stabilsten, vernünftigsten Währungen
  • 17:29 - 17:31
    und wir benutzen ihn jeden einzelnen Tag,
  • 17:31 - 17:34
    egal was die Rumbrüller uns erzählen,
  • 17:34 - 17:37
    egal wie viel Angst wir angeblich haben.
  • 17:37 - 17:41
    Am aufreibendsten an dieser langfristigen
    fiskalen Situation, in der wir jetzt sind,
  • 17:41 - 17:45
    finde ich, ist, dass wir alle sofort besser dran wären,
  • 17:45 - 17:49
    wenn der Kongress einfach zeigen könnte,
  • 17:49 - 17:51
    nicht, dass sie einander zustimmen können,
  • 17:51 - 17:54
    nicht, dass sie den bestmöglichen
    Kompromiss finden können,
  • 17:54 - 17:58
    sondern dass sie einfach mit dem Prozess
  • 17:58 - 18:02
    Richtung Kompromiss anfangen können.
  • 18:02 - 18:06
    Wir haben Angst, dass die Welt zuschaut.
  • 18:06 - 18:10
    Wir haben Angst, dass je länger
    wir eine Lösung hinauszögern,
  • 18:10 - 18:11
    umso mehr die Welt auf die USA schauen wird,
  • 18:11 - 18:15
    nicht als Fundament der
    weltwirtschaftlichen Stabilität,
  • 18:15 - 18:19
    sondern als ein Ort, der seine
    eigenen Kämpfe nicht regeln kann
  • 18:19 - 18:22
    und je länger wir das hinauszögern,
    um so nervöser machen wir die Welt,
  • 18:22 - 18:24
    um so höher werden die Zinssätze,
  • 18:24 - 18:27
    umso schneller werden wir eines Tages
  • 18:27 - 18:29
    schreckliches Unheil sehen.
  • 18:29 - 18:33
    So würde das Finden eines Kompromisses selbst,
  • 18:33 - 18:34
    eines kontinuierlichen, echten Kompromisses
  • 18:34 - 18:36
    uns noch mehr Zeit geben, und beiden
  • 18:36 - 18:39
    Seiten die Möglichkeit, den Schmerz zu verteilen
  • 18:39 - 18:42
    und dabei noch mehr Kompromisse zu finden.
  • 18:42 - 18:45
    Ich bin in den Medien. Ich glaube,
    mein Job, um das möglich zu machen,
  • 18:45 - 18:49
    ist das Fördern von Dingen, die Kompromisse
    herbeizuführen scheinen,
  • 18:49 - 18:53
    und darüber nicht in vagen und
    beängstigenden Worten zu sprechen,
  • 18:53 - 18:55
    die uns polarisieren,
  • 18:55 - 18:58
    sondern darüber so zu sprechen, wie die Dinge sind,
  • 18:58 - 19:00
    keine existentielle Krise,
  • 19:00 - 19:04
    keine Kampf zwischen zwei
    grundverschiedenen religiösen Ansichten,
  • 19:04 - 19:07
    sondern ein mathematisches Problem,
    ein wirklich lösbares mathematisches Problem,
  • 19:07 - 19:09
    eines bei dem nicht jeder kriegt, was er will,
  • 19:09 - 19:13
    und eines, das auch für ein
    bisschen Schmerzen sorgen wird.
  • 19:13 - 19:17
    Aber je mehr wir die Sache als
    praktisches Problem angehen,
  • 19:17 - 19:18
    umso früher können wir es lösen,
  • 19:18 - 19:22
    und um so mehr Zeit haben wir
    paradoxerweise es zu lösen.
  • 19:22 - 19:27
    Vielen Dank. (Applaus)
Title:
Adam Davidson: Was wir vom Taumeln an der Fiskalklippe gelernt haben.
Speaker:
Adam Davidson
Description:

Es ist Ende 2012 und das politische System der USA hat sich völlig in das "Fiscal Cliff", die Fiskalklippe verrannt – eine Sackgasse im Haushalt, die sich nur im Einvernehmen der Parteien lösen lässt. (Und die Welt sieht zu). Adam Davidson, Ko-Moderator bei "Planet Money", zeigt überraschende Daten, die zeigen, wie man dieses Problem tatsächlich lösen könnte.

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Video Language:
English
Team:
closed TED
Project:
TEDTalks
Duration:
19:48

German subtitles

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