Return to Video

Der Dichter, der mit Wörtern malte - Geneviève Emy

  • 0:07 - 0:10
    Unter den großen Dichtern
    der Literaturgeschichte
  • 0:10 - 0:11
    sind einige Namen wie Homer,
  • 0:11 - 0:12
    Shakespeare,
  • 0:12 - 0:13
    Milton
  • 0:13 - 0:15
    und Whitman sofort erkennbar.
  • 0:15 - 0:19
    Jedoch gab es Anfang des 20. Jh
    einen großartigen französischen Dichter,
  • 0:19 - 0:20
    den du vielleicht nicht kennst:
  • 0:20 - 0:22
    Guillaume Apollinaire.
  • 0:22 - 0:25
    Er war ein enger Freund und Zeitgenosse
    von Künstlern wie Picasso,
  • 0:25 - 0:26
    Rousseau
  • 0:26 - 0:27
    und Chagall.
  • 0:27 - 0:29
    Er prägte den Begriff "Surrealismus"
  • 0:29 - 0:33
    und wurde sogar verdächtigt,
    1911 die Mona Lisa gestohlen zu haben.
  • 0:33 - 0:35
    In seinem kurzen Leben
  • 0:35 - 0:38
    erschuf er Dichtkunst, die Wort
    und Bild auf eine Weise verband,
  • 0:38 - 0:42
    die eine künftige künstlerische
    Revolution voraussagte.
  • 0:42 - 0:44
    Ende 19. Jh. und Anfang des 20. Jh.
  • 0:44 - 0:48
    waren Montmartre und Montparnasse in Paris
    die Viertel mit den niedrigen Mieten
  • 0:48 - 0:50
    das Zuhause aller hungernden Künstler.
  • 0:50 - 0:52
    Mehr konnten sie sich nicht leisten.
  • 0:52 - 0:54
    Diese Maler, Schriftsteller
    und Intellektuelle,
  • 0:54 - 0:56
    vereinigt in ihrer
    künstlerischen Leidenschaft
  • 0:56 - 0:58
    und ihrem Glauben an die Gegenkultur,
  • 0:58 - 1:01
    machten Frankreichs
    unkonventielle Subkultur aus.
  • 1:01 - 1:04
    Ihre Kunst, Literatur und ihr Intellekt
    sollten die Welt aufrütteln.
  • 1:05 - 1:06
    Als das 20. Jahrhundert anbrach,
  • 1:06 - 1:10
    war Guillaume Apollinaire, Kunstkritiker,
    Dichter und Verfechter der Avant-Garde
  • 1:10 - 1:12
    mitten in dieser dynamischen Szene
  • 1:12 - 1:14
    eine bekannte Größe.
  • 1:14 - 1:16
    Als Kunstkritiker
    erklärte Apollinaire der Welt
  • 1:16 - 1:19
    die Bewegungen des Kubismus
    und des Surrealismus
  • 1:19 - 1:21
    und verteidigte viele junge Künstler
  • 1:21 - 1:25
    gegenüber einem oft fremdenfeindlichen
    und engstirnigen Publikum.
  • 1:25 - 1:29
    Als Dichter war Apollinaire
    von allen Arten der Kunst fasziniert
  • 1:29 - 1:31
    und ein Kenner
    mittelalterlicher Literatur,
  • 1:31 - 1:35
    aber besonders von Kalligrafie
    und illuminierten Anfangsbuchstaben.
  • 1:35 - 1:37
    Als Visionär sah Apollinaire eine Kluft
  • 1:37 - 1:39
    zwischen zwei
    künstlerischen Institutionen.
  • 1:39 - 1:41
    Einerseits war die populäre,
  • 1:41 - 1:43
    gepriesene traditionelle
    Kunstform jener Zeit;
  • 1:43 - 1:46
    andererseits waren Formen
    und künstlerischer Ausdruck
  • 1:46 - 1:47
    durch den Surrealismus,
  • 1:47 - 1:48
    den Kubismus
  • 1:48 - 1:50
    und den neuen Erfindungen
    wie das Filmtheater
  • 1:50 - 1:51
    und der Phonograph möglich.
  • 1:51 - 1:54
    Durch die Leistung seines
    wichtigsten Beitrags zur Dichtkunst,
  • 1:54 - 1:55
    dem Kalligramm,
  • 1:55 - 1:57
    überbrückte Guillaume Apollinaire
  • 1:57 - 1:59
    diese Kluft.
  • 1:59 - 2:02
    Apollinaire schuf das Kalligramm
    als ein dichterisches Bild,
  • 2:02 - 2:03
    ein Porträt aus Wörtern,
  • 2:03 - 2:04
    gezeichnete Gedanken.
  • 2:04 - 2:07
    Er nutzte es, um seine
    Modernität auszudrücken
  • 2:07 - 2:11
    und sein Verlangen, die Dichtkunst über
    die normalen Grenzen von Text und Vers
  • 2:11 - 2:13
    und ins 20. Jahrhundert zu bringen.
  • 2:13 - 2:15
    Einige seiner Kalligramme sind lustig,
  • 2:15 - 2:17
    wie der "Lettre-Océan".
  • 2:17 - 2:20
    Einige von ihnen sind seinen jungen,
    toten Freunden gewidmet,
  • 2:20 - 2:22
    wie "La Colombe Poignardée
    et le jet d'eau".
  • 2:22 - 2:27
    Einige von ihnen sind Ausdruck
    eines emotionalen Moments, wie "Il Pleut":
  • 2:28 - 2:31
    "Es regnet Frauenstimmen, als
    seien sie tot, selbst in der Erinnerung;
  • 2:31 - 2:36
    auch euch regnet es wunderbare
    Begegnungen meines Lebens,
  • 2:36 - 2:37
    o Tröpfchen,
  • 2:37 - 2:40
    und diese sich bäumenden Wolken
    beginnen zu wiehern,
  • 2:40 - 2:42
    ein ganzes Weltall von Ohrenstädten.
  • 2:42 - 2:46
    Hör zu, ob's regnet, während Wehmut
    und Verachtung eine alte Musik weinen.
  • 2:46 - 2:51
    Hör wie die Fesseln abfallen,
    die dich oben und unten zurückhalten."
  • 2:51 - 2:53
    Jedes Kalligramm hat das Ziel,
    dass sich die Leser
  • 2:53 - 2:56
    von den Ketten der üblichen
    dichterischen Erfahrung befreien
  • 2:56 - 2:59
    und etwas Neues fühlen und sehen.
  • 2:59 - 3:02
    "Lettre-Océan" sollte zuerst
    als Bild betrachtet werden,
  • 3:02 - 3:04
    bevor man die Wörter liest.
  • 3:04 - 3:07
    Textelemente werden mit Wörter
    in verschiedener Gestalt kombiniert.
  • 3:07 - 3:10
    Zwei Kreise, einer in
    einem Rechteck eingeschlossen,
  • 3:10 - 3:13
    der andere geht in Form
    einer Spirale über die Seite hinaus.
  • 3:13 - 3:17
    Zusammen sind sie ein Bild,
    das in Richtung Kubismus weist.
  • 3:17 - 3:19
    Beim Lesen des Textes
  • 3:19 - 3:21
    suggerieren die beschreibende Wörter
  • 3:21 - 3:23
    das Bild einer Luftansicht
    des Eiffelturms.
  • 3:23 - 3:27
    Sie zollen den elektromagnetischen
    Wellen des Telegrafen Tribut,
  • 3:27 - 3:29
    einem damals neuen Kommunikationsmittel.
  • 3:29 - 3:32
    Zweifellos sind die tiefschichtigen
    künsterlischen Ausdrücke
  • 3:32 - 3:34
    in Apollinaires Kalligrammen
  • 3:34 - 3:37
    nicht nur eine Darstellung
    dichterischen Könnens
  • 3:37 - 3:39
    von einem Meister dieser Kunst.
  • 3:39 - 3:42
    Jedes Kalligramm ist auch
    eine Momentaufnahme jener Zeit,
  • 3:42 - 3:43
    eine Beschreibung der Leidenschaft,
  • 3:43 - 3:44
    der Aufregung
  • 3:44 - 3:47
    und der Erwartung aller
    unkonventionellen Pariser Künstler,
  • 3:47 - 3:49
    einschließlich Apollinaire,
  • 3:49 - 3:51
    von denen die meisten
    ihrer Zeit voraus waren
  • 3:51 - 3:53
    und die mit ihrer innovativen Arbeit
  • 3:53 - 3:56
    ungeduldig nach der Zukunft griffen.
Title:
Der Dichter, der mit Wörtern malte - Geneviève Emy
Description:

Die ganze Lektion unter: https://ed.ted.com/lessons/how-one-french-poet-combined-poetry-and-visual-art-genevieve-emy

Unter den großen Dichtern der Literaturgeschichte sind einige Namen wie Homer, Shakespeare und Whitman sofort erkennbar. Jedoch gab es Anfang des 20. Jh. einen großartigen französischen Dichter, dessen Name du vielleicht nicht kennst: Guillaume Apollinaire. Geneviève Emy zeigt, wie Appollinaire in seinem kurzen Leben Dichtkunst erschuf, die Wort und Bild auf eine Weise miteinander verband, dass sie scheinbar eine künftige künstlerische Revolution vorhersagte.

Lektion von Geneviève Emy, Animation von TED-Ed.

more » « less
Video Language:
English
Team:
closed TED
Project:
TED-Ed
Duration:
04:16

German subtitles

Revisions Compare revisions