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"Werde ich jetzt sterben?" Die ehrliche Antwort.

  • 0:01 - 0:04
    Die letzten 7 Jahre arbeitete ich als
    Notfallsanitäter in Suffolk County, NY.
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    Ich war Ersthelfer bei einigen Einsätzen,
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    von Autounfällen bis hin zum
    Hurrikan Sandy.
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    Vielleicht fürchten Sie sich
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    wie fast alle Menschen
    am meisten vor dem Tod.
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    Einige von uns sehen ihn kommen.
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    Andere nicht.
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    Es gibt einen kaum bekannten
    medizinischen Fachbegriff,
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    das "Vernichtungsgefühl".
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    Es ist fast ein Symptom.
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    Als Sanitäter wurde mir beigebracht,
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    es wie jedes andere Symptom
    zu behandeln.
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    Sieht mich also ein Patient
    mit Herzinfarkt an und sagt:
  • 0:28 - 0:30
    "Ich werde heute sterben",
  • 0:30 - 0:33
    wurde uns beigebracht, den Zustand
    des Patienten neu zu bewerten.
  • 0:33 - 0:35
    Im Laufe meines Berufslebens
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    gab es immer wieder Einsätze,
  • 0:37 - 0:39
    in denen die Patienten
    nur noch Minuten zu leben hatten
  • 0:39 - 0:42
    und ich nichts mehr für sie tun konnte.
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    Damit stand ich vor einem Dilemma:
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    Erzähle ich den Sterbenden,
    dass sie bald sterben werden,
  • 0:49 - 0:52
    oder lüge ich sie an, um sie zu beruhigen?
  • 0:52 - 0:54
    Zu Beginn stellte ich mich diesem Dilemma,
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    indem ich einfach log.
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    Ich hatte Angst.
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    Ich fürchtete, wenn ich ihnen
    die Wahrheit erzählte,
  • 1:00 - 1:03
    dann würden sie
    in Angst und Schrecken sterben
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    und sich an die letzten Augenblicke
    des Lebens klammern.
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    Das alles änderte sich mit einem Vorfall.
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    Vor fünf Jahren wurde ich zu
    einem Motorradunfall gerufen.
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    Der Fahrer war lebensgefährlich verletzt.
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    Während seiner Untersuchung
    wurde mir klar,
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    dass ich nichts mehr für ihn tun konnte,
  • 1:19 - 1:23
    und wie in so vielen anderen Fällen
    sah er mir in die Augen
  • 1:23 - 1:27
    und stellte die Frage:
    "Werde ich jetzt sterben?"
  • 1:27 - 1:31
    In diesem Augenblick beschloss ich,
    es anders zu machen.
  • 1:31 - 1:33
    Ich beschloss, ihm die Wahrheit zu sagen.
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    Ich beschloss, ihm zu sagen,
    dass er sterben würde
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    und es nichts gab,
    was ich für ihn tun könnte.
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    Seine Reaktion erschüttert mich
    noch heute.
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    Er lehnte sich einfach zurück
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    mit einem Ausdruck von
    Akzeptanz auf seinem Gesicht.
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    Weder Angst noch Schrecken überkamen ihn,
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    wie ich befürchtet hatte.
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    Er lag einfach nur da
    und als ich ihm in die Augen sah,
  • 1:55 - 1:58
    waren da nur innerer Frieden
    und Akzeptanz.
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    Von diesem Moment an beschloss ich,
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    dass es nicht meine Aufgabe war,
    Sterbende mit meinen Lügen zu beruhigen.
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    Seitdem hatte ich viele Fälle,
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    in denen Patienten nur noch
    Minuten zu leben hatten
  • 2:10 - 2:12
    und ich nichts mehr für sie tun konnte,
  • 2:12 - 2:13
    und in nahezu jedem Fall
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    reagierten sie auf die Wahrheit
    immer wieder
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    mit innerem Frieden und Akzeptanz.
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    Genau genommen gibt es drei Muster,
  • 2:21 - 2:25
    die ich in diesen Fällen beobachtet habe.
  • 2:25 - 2:29
    Das erste Muster erschreckt mich
    jedes Mal ein wenig.
  • 2:29 - 2:33
    Unabhängig von Religion
    oder kulturellem Hintergrund
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    gibt es ein Bedürfnis nach Vergebung.
  • 2:36 - 2:37
    Ob sie es Sünde nennen
  • 2:37 - 2:40
    oder einfach nur etwas bereuen,
  • 2:40 - 2:42
    ihr Schuldgefühl ist das gleiche.
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    Einmal kam ich
    zu einem älteren Herrn,
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    der gerade einen
    schweren Herzinfarkt hatte.
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    Während ich mich und meine Ausrüstung
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    für seinen drohenden
    Herzstillstand vorbereitete,
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    begann ich dem Patienten von seinem
    bevorstehenden Tod zu erzählen.
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    Er wusste es bereits aufgrund
    meiner Stimme und Körpersprache.
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    Als ich ihm den Defibrillator
    auf die Brust legte,
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    in Vorbereitung auf das,
    was passieren würde,
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    sah er mir in die Augen und sagte:
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    "Ich wünschte, ich hätte mehr Zeit
    für meine Kinder und Enkel gehabt,
  • 3:09 - 3:12
    statt meine Zeit nur für mich zu nutzen."
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    Im Angesicht des bevorstehenden Todes
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    war alles, was er wollte, Vergebung.
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    Das zweite Muster, das ich beobachtete,
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    ist das Bedürfnis nach Erinnerung.
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    Ob sie nun durch mich
    oder ihre Liebsten erinnert wurden,
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    sie brauchten das Gefühl,
    dass sie weiterleben würden.
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    Sie brauchten Unsterblichkeit
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    in den Herzen und Gedanken ihrer Liebsten,
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    in mir, meinem Team oder irgendjemandem.
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    Unzählige Male haben mir Patienten
    in die Augen gesehen
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    und gefragt:
    "Wirst du dich an mich erinnern?"
  • 3:42 - 3:45
    Das letzte Muster, das ich beobachtete,
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    berührt mich immer tief in der Seele.
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    Die Sterbenden müssen wissen,
    dass ihr Leben eine Bedeutung hatte.
  • 3:51 - 3:54
    Sie müssen wissen, dass sie ihr Leben
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    nicht mit bedeutungslosen Aufgaben
    verschwendet haben.
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    Das wurde mir schon sehr, sehr früh klar.
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    Ich reagierte auf einen Notruf.
  • 4:02 - 4:06
    Eine Frau Ende 50 war fest
    in einem Fahrzeug eingeklemmt.
  • 4:06 - 4:10
    Jemand hatte sie mit hoher Geschwindigkeit
    seitlich gerammt.
  • 4:10 - 4:12
    Sie war in einem
    lebensgefährlichen Zustand.
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    Als die Feuerwehr dabei war,
    sie aus dem Auto zu befreien,
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    kletterte ich hinein,
    um mich um sie zu kümmern.
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    Während wir sprachen, sagte sie zu mir:
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    "Es gibt so vieles,
    was ich mit meinem Leben noch tun wollte."
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    Sie hatte das Gefühl, als hätte sie
    nichts auf dieser Welt bewirkt.
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    Im weiteren Gespräch stellte sich heraus,
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    dass sie die Mutter
    von zwei Adoptivkindern war,
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    die auf dem besten Weg waren,
    Medizin zu studieren.
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    Wegen ihr hatten zwei Kinder
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    eine Chance erhalten,
    die sie sonst nie gehabt hätten,
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    und würden im medizinischen Bereich
    Leben retten, als Ärzte.
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    Am Ende dauerte es 45 Minuten,
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    um sie aus dem Fahrzeug zu befreien.
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    Aber sie verstarb schon vorher.
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    Ich hatte geglaubt,
    was man in Filmen sieht:
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    In den eigenen letzten Minuten
  • 4:56 - 4:59
    ist man voller Angst und Schrecken.
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    Mittlerweile habe ich begriffen,
    dass ihnen in allen Umständen
  • 5:02 - 5:04
    mit Frieden und Akzeptanz begegnet wird,
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    dass es die kleinen Dinge sind,
    die unbedeutendsten Momente,
  • 5:08 - 5:12
    die nebensächlichsten Dinge,
    die man in diese Welt gebracht hat,
  • 5:12 - 5:15
    die einem Frieden in diesen
    letzten Augenblicken geben.
  • 5:15 - 5:17
    Vielen Dank.
  • 5:17 - 5:20
    (Applaus)
Title:
"Werde ich jetzt sterben?" Die ehrliche Antwort.
Speaker:
Matthew O'Reilly
Description:

Matthew O'Reilly ist ein erfahrener Rettungssanitäter in Long Island, New York. In diesem Vortrag beschreibt O'Reilly, was geschieht, nachdem ihn ein schwer verletzter Patient fragt: "Werde ich jetzt sterben?"

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Video Language:
English
Team:
closed TED
Project:
TEDTalks
Duration:
05:33
  • Liebe Anika,
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    Noch ein paar Details:
    00:33 "career" ist auf Deutsch meist nicht die Karriere, sondern der Berufsweg, das Berufsleben allgemein. Karriere hat auf Deutsch mit Ehrgeiz und Aufstieg zu tun, das ist hier nicht der Fall.
    01:12 "critical" bedeutet im Englischen in der Medizin "lebensgefährlich", nicht kritisch
    01:58 "decide" entweder "sich entscheiden" (rückbezüglich) oder "beschließen" (ohne "sich")
    04:02 "eine Frau in ihren späten 50ern" -> Eine Frau Ende 50 (die späten 50er sind Jahreszahlen)
    Sprachlich war die Übersetzung ganz in Ordnung, an ein paar Stellen müsste aber die Satzstruktur noch mehr "eingedeutscht" und wenn möglich vereinfacht werden.
    Liebe Grüße, Johanna

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