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Pearl Arredondo: Meine Geschichte, von der Bandentochter zur Star-Lehrerin

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    Ich bin im östlichen Teil von
    Los Angeles aufgewachsen,
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    ohne überhaupt zu bemerken, dass ich arm war.
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    Mein Vater war ein hohes Bandenmitglied,
    der die Straßen beherrschte.
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    Jeder wusste, wer ich war,
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    also bildete ich mir ein, ich sei jemand wichtiges,
    ich wurde beschützt.
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    Und obwohl mein Vater den Großteil
    meines Lebens damit verbrachte,
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    ins und aus dem Gefängnis zu kommen,
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    hatte ich eine tolle Mutter,
    die einfach extrem unabhängig war.
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    Sie arbeitete in der hiesigen High School
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    als Sekretärin im Dekanatsbüro,
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    deshalb sah sie alle Kinder, die aus irgendeinem Grund aus dem Unterricht geschmissen wurden
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    und darauf warteten, bestraft zu werden.
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    Mann, ihr Büro war brechend voll.
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    Also, verstehen Sie, Kinder wie wir,
    wir müssen uns außerhalb der Schule
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    mit vielem auseinandersetzen
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    und manchmal sind wir bloß noch nicht bereit,
    uns zu konzentrieren.
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    Das heißt aber nicht, dass wir es nicht können.
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    Es dauert nur ein wenig länger.
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    Zum Beispiel erinnere ich mich,
    dass ich eines Tages meinen Vater
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    durch eine Überdosis mit Schaum vorm Mund
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    auf dem Boden kollabieren fand.
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    Glauben Sie wirklich, dass diese Nacht Hausaufgaben
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    für mich Vorrang hatten?
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    Nicht unbedingt.
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    Doch ich brauchte wirklich
    ein Netzwerk an Unterstützung,
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    eine Gruppe von Leuten,
    die mir dabei helfen würden,
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    sicherzustellen, dass ich nicht
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    Opfer meiner eigenen Umstände würde.
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    Damit Sie mir mehr abverlangten,
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    als ich mir selbst zutraute.
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    Ich brauchte, jeden Tag,
    Lehrer im Klassenzimmer,
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    die mir sagten: "Du kannst darüber hinauswachsen."
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    Und leider konnte die örtliche Junior High
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    mir das nicht anbieten.
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    Sie war von Banden durchzogen und
    hatte eine enorme Lehrerwechselquote.
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    Also sagte meine Mutter:
    "Du fährst täglich mit dem Bus
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    eineinhalb Stunden weit
    von unserem Wohnort weg."
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    Die nächsten zwei Jahre lang tat ich das also.
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    Ich nahm einen Schulbus
    in den noblen Teil der Stadt.
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    Und letztendlich landete ich in einer Schule,
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    in der es eine Mischung gab.
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    Einige Leute waren sehr mit Banden verbunden,
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    und dann gab es uns,
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    die wir wirklich versuchten,
    es in die High School zu schaffen.
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    Nun, der Versuch, sich aus Problemen
    herauszuhalten, war ziemlich unvermeidbar.
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    Man musste überleben.
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    Manche Dinge musste man einfach tun.
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    Es gab also viele Lehrer, die meinten:
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    "Die schafft das nie.
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    Sie hat ein Autoritätsproblem.
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    Sie kommt nirgendwo hin."
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    Manche Lehrer haben mich als
    völlig verlorenen Fall abgeschrieben.
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    Doch dann waren sie sehr überrascht,
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    als ich die High School abschloss.
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    Ich wurde zur Pepperdine University zugelassen
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    und kam an meine ehemalige Schule zurück,
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    um Sonderschulerzieherin zu werden.
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    Und dann sagte ich ihnen:
    "Ich will Lehrerin werden."
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    Und, Junge, sie wunderten sich: "Was? Wieso?
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    Wieso willst du das denn?"
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    Ich begann also meine Karriere als Lehrerin
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    an exakt derselben Middle School, die ich besucht hatte.
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    Und ich wollte wirklich mehr von den Kindern retten,
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    die genauso wie ich waren.
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    Jedes Jahr also teile ich meinen
    Hintergrund mit meinen Kindern,
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    denn sie müssen wissen,
    dass jeder eine Geschichte hat,
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    jeder einen Kampf auszutragen hat
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    und dass jeder unterwegs Hilfe braucht.
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    Und ich werde unterwegs ihre Hilfe sein.
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    Als eine neue Lehrerin, schuf ich also Chancen.
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    Eines Tages kam eine Junge
    in meine Klassenzimmer,
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    auf den die Nacht zuvor eingestochen worden war.
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    Ich sagte: "Du musst ins Krankenhaus,
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    zur Schulkrankenschwester, oder irgendwo hin."
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    Er erwiderte: "Nein, Fräulein, ich gehe nirgendwo hin.
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    Ich muss im Unterricht bleiben,
    weil ich einen Abschluss brauche."
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    Er wusste, dass ich ihn nicht Opfer
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    seiner Umstände werden lassen würde,
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    sondern wir würden immer weitermachen.
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    Und dieser Ansatz, einen sicheren
    Zufluchtsort für Kinder zu schaffen
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    und genau herauszufinden, was sie durchmachten,
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    ihre Familien kennenzulernen – ich wollte das,
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    doch ich konnte das nicht in
    einer Schule mit 1.600 Kindern
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    und Lehrern, die alljährlich wechselten.
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    Wie gelingt es, solche Beziehungen aufzubauen?
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    Also schufen wir eine neue Schule.
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    Und wir gründeten
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    das San Fernando Institute for Applied Media.
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    Und wir stellten sicher,
    unserem Schulbezirk zugeteilt zu sein,
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    um Finanzierung und Unterstützung zu erhalten.
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    Doch so würden wir Freiheit erlangen:
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    DIe Freiheit, die Lehrer anzustellen,
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    von denen wir wussten,
    dass sie effektiv sein würden;
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    die Freiheit, den Lehrplan zu gestalten,
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    damit wir nicht Lektion 1.2 auf
    Seite 5 pauken müssten, nein;
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    und die Freiheit, einen Etat zu kontrollieren,
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    um das Geld für die wichtigen Dinge auszugeben,
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    nicht wie es ein Bezirk oder ein Staat vorgibt.
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    Wir wollten diese Freiheiten.
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    Doch jetzt, nach einem kompletten Paradigmenwechsel,
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    war es weder ein einfacher Weg, noch ist er zu Ende.
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    Doch wir mussten es tun.
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    Unsere Gemeinschaft hat eine
    neue Art verdient, die Dinge anzugehen.
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    Und als allererste Pilot-Middle School
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    im gesamten Los Angeles Schulbezirk,
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    macht man sich besser gefasst
    auf einiges an Widerstand.
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    Und der kam aus Angst –
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    aus der Angst, nun, was ist,
    wenn sie es nicht hinbekommen?
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    Ja, was ist, wenn wir es nicht hinbekommen?
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    Aber was ist, wenn wir es hinbekommen?
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    Und wir schafften es.
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    Obwohl die Lehrer auch dagegen waren,
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    weil wir auf Ein-Jahres-Basis einstellen –
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    wenn Sie nicht lehren können,
    oder es nicht wollten,
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    kommen Sie nicht an meine
    Schule mit meinen Kindern.
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    (Beifall)
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    Jetzt, in unserem dritten Jahr,
    wie haben wir das geschafft?
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    Na ja, wir erschaffen eine Schule,
    die es wert ist, sie jeden Tag zu besuchen.
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    Wir geben unseren Kindern das Gefühl,
    dass sie uns interessieren.
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    Wir gestalten unseren Lehrplan
    gründlich und relevant für sie
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    und sie verwenden die ganze
    Technologie, an die sie gewöhnt sind.
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    Laptops, Computer, Tablets –
    was sie wollen, sie haben es.
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    Animation, Software, Filmerstellungsprogramme,
    sie haben all das.
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    Und weil wir es mit dem
    verbinden, was sie tun –
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    Zum Beispiel haben sie Anzeigen
    in öffentlichen Einrichtungen
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    für die Krebsgesellschaft gemacht.
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    Diese wurden dann im örtlichen
    Straßenbahnnetz abgespielt.
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    Wir lehren die Mittel der Überzeugung,
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    realer geht es nicht mehr.
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    Unsere landesweiten Prüfungsergebnisse sind um
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    über 80 Punkte gestiegen,
    seit wir unsere eigene Schule wurden.
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    Doch es war nötig, dass alle
    Mitarbeiter zusammen arbeiteten –
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    Lehrer und Direktoren auf Ein-Jahres-Basis,
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    die Überstunden nach Überstunden machten,
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    ohne Bezahlung.
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    Und es braucht ein Mitglied der Schulbehörde,
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    das für uns Einfluss nimmt und sagt:
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    "Hört zu, der Bezirk versucht, das durchzusetzen,
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    doch ihr habt die Freiheit, es anders zu machen."
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    Und es braucht einen aktiven Elternbeirat,
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    der nicht nur da ist, um sich tagtäglich zu zeigen,
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    sondern auch Teil der Schulverwaltung ist,
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    und Entscheidungen fällt für
    ihre Kinder, für unsere Kinder.
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    Denn wieso sollten unsere Schüler so weit weg
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    von ihrem Wohnort fahren?
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    Sie verdienen eine erstklassige
    Schule in ihrer Nachbarschaft,
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    eine Schule, die zu besuchen sie stolz sein können
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    und eine Schule, auf die auch
    die Gemeinschaft stolz sein kann.
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    Und sie brauchen Lehrer,
    die jeden Tag für sie kämpfen
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    und sie dazu befähigt,
    über ihre Umstände hinauszuwachsen.
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    Denn es ist Zeit, dass Kinder wie ich
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    nicht mehr die Ausnahme sind,
    sondern zur Regel werden.
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    Danke schön.
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    (Beifall)
Title:
Pearl Arredondo: Meine Geschichte, von der Bandentochter zur Star-Lehrerin
Speaker:
Pearl Arredondo
Description:

Pearl Arredondo wuchs im östlichen Teil von Los Angeles auf als Tochter eines hohen Bandenmitglieds, der ins und aus dem Gefängnis wanderte. Viele Lehrer schrieben sie wegen Autoritätsproblemen ab. Jetzt, selbst eine Lehrerin, entwirft sie ein anderes Modell der Schule und erzählt Schülern ihre Geschichte, damit sie wissen, dass es in Ordnung ist, wenn Hausaufgaben manchmal nicht das Wichtigste sind.

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Video Language:
English
Team:
closed TED
Project:
TEDTalks
Duration:
08:03

German subtitles

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