Der nächste Ausbruch trifft uns unvorbereitet
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0:06 - 0:07In meiner Kindheit
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0:07 - 0:11war ein Atomkrieg die größte
denkbare Katastrophe. -
0:12 - 0:15Daher hatten wir ein Fass
wie dieses in unserem Keller. -
0:15 - 0:18Darin waren Konservendosen und Wasser.
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0:18 - 0:20Im Falle eines Atomangriffs
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0:20 - 0:24würden wir uns im Keller verschanzen
und aus dem Fass essen. -
0:26 - 0:30Heute sieht die schlimmste Gefahr
einer globalen Katastrophe -
0:30 - 0:32nicht mehr so aus.
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0:32 - 0:35Sondern so.
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0:36 - 0:42Wenn etwas in den nächsten Jahrzehnten
über zehn Millionen Menschen tötet, -
0:42 - 0:45dann wird es höchstwahrscheinlich
ein hochansteckendes Virus sein -
0:45 - 0:47und kein Krieg.
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0:48 - 0:51Keine Raketen, sondern Mikroben.
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0:52 - 0:54Ein Grund dafür ist unter anderem,
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0:54 - 0:58dass wir viel in nukleare
Abschreckung investiert haben. -
0:58 - 1:03In ein System, das eine Epidemie aufhält,
haben wir aber nur sehr wenig investiert. -
1:04 - 1:07Wir sind für die nächste
Epidemie nicht gewappnet. -
1:08 - 1:10Nehmen wir Ebola.
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1:10 - 1:13Sie haben bestimmt alle
aus den Zeitungen einiges -
1:13 - 1:15über die vielen großen
Herausforderungen erfahren. -
1:15 - 1:19Ich habe Ebola mit den
Fallanalyse-Tools ausgewertet, -
1:19 - 1:23mit denen wir die Ausrottung von
Kinderlähmung verfolgen. -
1:23 - 1:26Dabei erkennt man:
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1:26 - 1:30Das Problem war nicht
ein schlecht funktionierendes System. -
1:30 - 1:34Das Problem war,
dass wir gar kein System hatten. -
1:34 - 1:38Es haben ganz offensichtlich
einige wichtige Dinge gefehlt. -
1:39 - 1:43Es war keine Gruppe
von Epidemiologen einsatzbereit, -
1:43 - 1:48die die Krankheit und ihre Ausbreitung
hätte bestimmen können. -
1:48 - 1:50Die Fallberichte gingen in Papierform ein.
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1:50 - 1:53Sie wurden erst sehr spät online gestellt
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1:53 - 1:55und waren extrem ungenau.
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1:55 - 1:58Es war kein Ärzteteam einsatzbereit.
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1:58 - 2:00Die Menschen konnten nicht
vorbereitet werden. -
2:00 - 2:06Ärzte ohne Grenzen leistete tolle Arbeit
und mobilisierte viele Freiwillige. -
2:06 - 2:09Trotzdem wurden die tausenden
Helfer viel zu langsam -
2:09 - 2:12in die betroffenen Länder gebracht.
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2:12 - 2:18Und bei einer großen Epidemie
bräuchten wir hunderttausende Helfer. -
2:21 - 2:23Niemand setzte sich vor Ort
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2:23 - 2:27mit den Behandlungs- und
Diagnosemethoden auseinander. -
2:27 - 2:30Niemand legte die geeigneten Mittel fest.
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2:30 - 2:34Man hätte beispielsweise das Blut
von Überlebenden aufbereiten -
2:34 - 2:39und Menschen dieses Plasma
vorsorglich verabreichen können. -
2:39 - 2:41Diese Methode wurde aber nie erprobt.
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2:42 - 2:43Es fehlte also an vielem.
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2:44 - 2:48Bei all dem handelt es sich
in Wahrheit um ein globales Versagen. -
2:48 - 2:54Die WHO überwacht Epidemien, kümmert sich
aber nicht um die angesprochenen Dinge. -
2:55 - 2:57Im Film ist alles ganz anders.
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2:57 - 3:02Da steht immer eine Gruppe von
gutaussehenden Epidemiologen bereit. -
3:02 - 3:06Die kommen und retten alle.
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3:06 - 3:09Aber so läuft das nur in Hollywood.
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3:10 - 3:14Wegen der fehlenden Vorbereitung
könnte die nächste Epidemie -
3:14 - 3:18noch viel verheerender als Ebola werden.
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3:19 - 3:23Betrachten wir die Ausbreitung
von Ebola im Laufe dieses Jahres. -
3:24 - 3:27Ungefähr 10 000 Menschen starben
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3:27 - 3:31und fast alle davon lebten in den
drei westafrikanischen Ländern. -
3:32 - 3:35Aus drei Gründen hat sich Ebola
nicht weiter ausgebreitet. -
3:35 - 3:39Erstens leisteten die medizinischen
Helfer großartige Arbeit. -
3:39 - 3:42Sie ermittelten die Betroffenen
und verhinderten weitere Infektionen. -
3:42 - 3:45Zweitens ist Ebola ein Virus,
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3:45 - 3:48das nicht durch die Luft
übertragen werden kann. -
3:48 - 3:50Die Krankheit ist zudem erst
in einem Stadium übertragbar, -
3:50 - 3:54in dem die Patienten
meist schon bettlägrig sind. -
3:54 - 3:58Drittens ist das Virus
nur in wenige Städte gelangt. -
3:58 - 4:00Das war reines Glück.
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4:00 - 4:02Wäre es in mehr Städte gelangt,
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4:02 - 4:06wären die Todeszahlen deutlich höher.
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4:06 - 4:09Nächstes Mal haben wir
vielleicht weniger Glück. -
4:09 - 4:12Ein anderes Virus kann
schon übertragbar sein, -
4:12 - 4:15wenn sich die Kranken noch gesund fühlen,
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4:15 - 4:18in ein Flugzeug einsteigen
oder einkaufen gehen. -
4:18 - 4:21Die Quelle des Virus könnte
eine natürliche sein, wie bei Ebola, -
4:21 - 4:23oder aber Bioterrorismus.
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4:23 - 4:27Viele Faktoren könnten also das Szenario
ungemein verschlimmern. -
4:27 - 4:33Nehmen wir an, das Virus
würde durch die Luft übertragen, -
4:33 - 4:37wie die Spanische Grippe 1918.
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4:38 - 4:39Folgendes würde passieren:
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4:40 - 4:43Das Virus würde sich sehr, sehr schnell
auf der ganzen Welt ausbreiten. -
4:43 - 4:48An der Spanischen Grippe starben
damals mehr als 30 Millionen. -
4:48 - 4:52Das ist also ein ernstes Problem,
über das wir nachdenken sollten. -
4:52 - 4:57Dabei könnten wir ein sehr gutes
Reaktionssystem entwickeln. -
4:57 - 5:02Wir können die existierenden
modernen Technologien nutzen. -
5:02 - 5:03Mit unseren Handys
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5:03 - 5:06können wir an Information gelangen
und diese weiterleiten. -
5:06 - 5:10Satellitenkarten zeigen uns,
wo sich jemand befindet oder hinbewegt. -
5:10 - 5:13Dank Fortschritten in der Biologie
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5:13 - 5:17werden wir Krankheitserreger wohl
bald viel schneller identifizieren -
5:17 - 5:21und passende Medikamente und
Impfstoffe entwickeln können. -
5:22 - 5:23Wir haben also die Mittel,
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5:23 - 5:27aber wir müssen sie in ein
globales Gesundheitssystem integrieren. -
5:28 - 5:30Und wir müssen gewappnet sein.
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5:30 - 5:35Wir müssen uns für eine Epidemie
wappnen wie für einen Krieg. -
5:35 - 5:39Soldaten stehen in Vollzeit
zur Verfügung und auf Abruf bereit. -
5:39 - 5:42Reservisten können die Anzahl der
Soldaten um ein Vielfaches erhöhen. -
5:42 - 5:46Die mobile Eingreiftruppe der NATO
kann sehr schnell eingesetzt werden. -
5:46 - 5:50Durch Einsatzübungen überprüft
die NATO die Ausbildungsqualität -
5:50 - 5:54im Bereich Kraftstoffversorgung,
Logistik und Funkfrequenzen. -
5:54 - 5:56Dadurch sind die Soldaten
stets einsatzbereit. -
5:57 - 6:01In ähnlicher Weise müssen wir
uns für eine Epidemie wappnen. -
6:01 - 6:03Was sind die wichtigsten Punkte?
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6:03 - 6:08Wir benötigen ein gutes
Gesundheitswesen in armen Ländern. -
6:08 - 6:12Dann können Mütter sicher gebären
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6:12 - 6:14und Kinder alle Impfungen bekommen.
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6:14 - 6:17Wir können dadurch aber auch
einen Ausbruch sehr früh erkennen. -
6:18 - 6:20Wir brauchen medizinische Hilfstruppen
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6:20 - 6:23aus ausgebildeten und erfahrenen Helfern,
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6:23 - 6:26die kompetent und einsatzbereit sind.
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6:26 - 6:30Diese medizinischen Helfer müssen dann
durch das Militär verstärkt werden. -
6:30 - 6:34Denn es ist rasch einsatzfähig,
logistisch effizient -
6:34 - 6:36und kann Gebiete absichern.
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6:36 - 6:39Wir müssen Simulationen --
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6:39 - 6:44Epidemie- statt Militärübungen --
durchführen, um Lücken zu erkennen. -
6:44 - 6:48Die letzte Einsatzübung
gegen Krankheitserreger -
6:48 - 6:50fand in den USA 2001 statt
und war kein Erfolg. -
6:50 - 6:54Momentan steht es 1:0
für die Krankheitserreger. -
6:55 - 7:01Bei Impfung und Diagnostik müssen wir
noch große Fortschritte machen. -
7:02 - 7:05Bereits erzielte Durchbrüche --
etwa mit dem adeno-assoziierten Virus -- -
7:05 - 7:09könnten die Einsatzgeschwindigkeit
stark erhöhen. -
7:09 - 7:12Ich weiß jetzt nicht genau,
was das alles kosten würde, -
7:12 - 7:17aber im Vergleich zum potenziellen
Schaden sicherlich sehr wenig. -
7:17 - 7:22Die Weltbank rechnet bei einer
weltweiten Grippeepidemie -
7:22 - 7:25mit drei Billionen Dollar Einbuße
für den globalen Wohlstand -
7:25 - 7:29und mit Millionen von Todesopfern.
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7:29 - 7:34Solche Investitionen bereiten uns also
nicht nur auf eine Epidemie vor. -
7:34 - 7:37Die medizinische Grundversorgung, die F&E
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7:37 - 7:41und Ähnliches würden das globale
Gesundheitswesen ausgleichen -
7:41 - 7:43und die Welt gerechter
und sicherer machen. -
7:43 - 7:47Deshalb sollte das
absolute Priorität haben. -
7:47 - 7:49Es besteht kein Grund zur Panik.
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7:49 - 7:53Wir müssen nicht Spaghettidosen
horten oder uns im Keller verschanzen. -
7:53 - 7:57Aber wir müssen jetzt loslegen,
denn die Zeit arbeitet gegen uns. -
7:57 - 8:03Wenn die Ebola-Epidemie etwas Positives
an sich hatte, dann die Tatsache, -
8:04 - 8:09dass sie uns als frühe Warnung dient,
als Weckruf, damit wir uns bereit machen. -
8:09 - 8:15Wenn wir jetzt anfangen, können wir
für die nächste Epidemie gerüstet sein. -
8:15 - 8:17Vielen Dank.
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8:17 - 8:19(Applaus)
- Title:
- Der nächste Ausbruch trifft uns unvorbereitet
- Speaker:
- Bill Gates
- Description:
-
2014 konnte eine weltweite Ausbreitung des schrecklichen Ebola-Virus nur dank der tausenden selbstlosen Gesundheitshelfer – und nicht zuletzt auch dank sehr viel Glück – verhindert werden. Rückblickend wissen wir, was wir hätten besser machen können. Jetzt ist es daher an der Zeit – so Bill Gates – all unsere guten Ideen in die Tat umzusetzen, angefangen von der Katastrophenplanung über die Erforschung von Impfstoffen bis hin zur Ausbildung für Gesundheitshelfer. Seine Worte: „Es besteht kein Grund zur Panik … aber wir müssen jetzt loslegen.“
- Video Language:
- English
- Team:
- closed TED
- Project:
- TEDTalks
- Duration:
- 08:32
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