Die israelisch-palästinensischen Beziehungen neu beginnen | Mazen Faraj und Niv Sarig | TEDxMünster
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0:13 - 0:15Ich heiße Mazen Faraj.
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0:15 - 0:18Ich bin aus dem Flüchtlingslager
Dheisheh in der Nähe von Bethlehem. -
0:18 - 0:24Ich bin Palästinenser. Ich bin Araber.
Ich bin Moslem, aber vor allem eines: -
0:24 - 0:26Ich bin ein Mensch.
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0:26 - 0:29Heute Abend werden Niv und ich
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0:29 - 0:32Sie an unseren persönlichen Geschichten
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0:32 - 0:38über Verlust, Gewalt, Krieg
und Konflikt teilhaben lassen; -
0:39 - 0:42aber am wichtigsten ist,
was mit uns geschah, -
0:42 - 0:45nach allem, was uns passierte.
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0:46 - 0:49Ich wurde im Flüchtlingslager
Dheisheh geboren und wuchs dort auf. -
0:49 - 0:53Seit ich meine Augen als Mensch,
als Kind zum ersten Mal öffnete, -
0:53 - 0:55stellte ich mir nur die Frage,
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0:55 - 0:58der ich mich jeden Tag
meines Lebens stellen muss; -
0:58 - 1:02Alltag, Familie, Schule, Wasser, Strom.
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1:02 - 1:06Jeder einzelne Aspekt meines Lebens
war eine komplizierte Geschichte. -
1:06 - 1:11Wir waren mehr als 75 Schüler
im selben Klassenraum. -
1:11 - 1:16Als palästinensische Schüler hatten wir
im Sommer meistens kein Wasser -
1:17 - 1:21und im Winter meistens keinen Strom.
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1:21 - 1:27Dies und alles Weitere
hatte eine einzige Ursache: -
1:27 - 1:30Unsere Nakba -- unser Unglück
als Palästinenser. -
1:30 - 1:31Seit jener Zeit --
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1:31 - 1:36Als mein Vater sechs Jahre alt war,
flüchtete er aus seinem Heimatdorf, -
1:36 - 1:40rannte vor dem Krieg,
der Gewalt und dem Tod weg. -
1:40 - 1:43Er gelangte mit Hilfe der UNRWA,
den Vereinten Nationen, -
1:43 - 1:46in das Flüchtlingslager Dheisheh.
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1:47 - 1:50Man sagte ihm nur,
dass es für kurze Zeit wäre, -
1:50 - 1:55und aus der kurzen Zeit wurden
seit der palästinensischen Nakba 70 Jahre. -
1:56 - 2:01Wir warten noch immer
auf Gerechtigkeit, Rechte und Freiheit. -
2:01 - 2:05Das Wichtigste ist,
unser Menschsein zu leben. -
2:05 - 2:10Wir sind es nicht gewohnt, irgendetwas
in unserem Leben zu entscheiden. -
2:10 - 2:13Wir haben in unserem Leben nie
irgendetwas entschieden. -
2:14 - 2:16Jeden Morgen wachen wir auf
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2:16 - 2:18und wissen nicht, wie viel
Zeit und Entfernung -
2:18 - 2:21zwischen unserer Schule
und unserem Zuhause liegen wird. -
2:21 - 2:23Und wie viel Entfernung und Zeit
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2:23 - 2:26zwischen unserem Arbeitsplatz
und unserem Zuhause liegen wird. -
2:26 - 2:30Das ist nicht unsere Wahl
oder unsere Entscheidung. -
2:30 - 2:32Der Grund sind die Kontrollposten,
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2:32 - 2:35die israelische Armee
und die israelische Besatzung. -
2:35 - 2:38Das Wesentliche ist:
Es gibt keinen Staat und keine Freiheit. -
2:38 - 2:42Menschen können sich nicht frei bewegen.
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2:42 - 2:44So bin ich als Mensch aufgewachsen.
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2:44 - 2:48So bin ich aufgewachsen
und so lebe ich weiterhin. -
2:48 - 2:52Meine Geschichte und unser Narrativ
waren von Klein auf erdrückend. -
2:52 - 2:53Ich kann damit nichts anfangen.
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2:53 - 2:57Als 15-Jähriger schloss ich mich
der ersten Intifada an. -
2:57 - 3:03Dann wurde ich von der israelischen
Besatzungsarmee festgenommen. -
3:03 - 3:05Zum ersten Mal in meinem Leben
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3:05 - 3:08war ich als Kind
in einem israelischen Gefängnis; -
3:08 - 3:09mit 15 Jahren.
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3:09 - 3:11Versuchen Sie sich das vorzustellen:
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3:11 - 3:13Was bedeutet es,
in der Dunkelheit zu sein, -
3:13 - 3:16an einem unbekannten Ort,
auf einem fremden Weg, -
3:16 - 3:18ein fremder Schmerz und ein fremdes Leid.
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3:18 - 3:20Versuchen Sie sich vorzustellen,
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3:20 - 3:24was sehr harte israelische Ermittlungen
für ein Kind bedeuten. -
3:24 - 3:27Versuchen Sie sich,
vor allem das vorzustellen: -
3:27 - 3:31ein Kind, das weit entfernt
von seiner Familie und seiner Zukunft ist, -
3:31 - 3:34oder davon, eine bessere Zukunft
für sich aufzubauen, -
3:34 - 3:37weit weg von meiner Schule
und von meinem Leben. -
3:37 - 3:40Ich verbrachte mehr als dreieinhalb Jahre
in einem israelischen Gefängnis. -
3:40 - 3:43Ich verpasste meine Bildung.
Ich verpasste meine Schule. -
3:43 - 3:45Glauben Sie mir,
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3:45 - 3:49bis heute wache ich manchmal
mitten in der Nacht auf. -
3:49 - 3:50Ich schreie einfach
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3:50 - 3:54wegen dieser sehr schlechten Erfahrungen
in einem israelischen Gefängnis. -
3:54 - 3:57Ich setze mein Leben fort
und bis jetzt lebe ich, -
3:57 - 3:59aber ich vergesse nicht.
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3:59 - 4:0514 Jahre später, im Jahr 2002
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4:05 - 4:09erhielten wir einen Telefonanruf,
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4:09 - 4:13dass die Leiche meines Vaters
im Krankenhaus war. -
4:13 - 4:15Wir konnten damit nichts anfangen
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4:15 - 4:17und gingen einfach zur israelischen Armee
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4:17 - 4:24und baten um Zugang zum Krankenhaus,
um meinen Vater zum letzten Mal zu sehen. -
4:24 - 4:27Sie sagten nur: "Das ist nicht erlaubt,
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4:27 - 4:29Sie müssen bis zum Morgen warten."
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4:29 - 4:31Ich kann mir nicht vorstellen,
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4:31 - 4:33dass irgendwer die ganze Nacht
warten könnte. -
4:33 - 4:34Acht lange Stunden.
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4:34 - 4:36Aber das bedeutet "Besatzung".
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4:36 - 4:38Man hat keine Wahl
und kann nichts entscheiden -
4:38 - 4:44und die ganze Zeit versucht man,
uns die "Verbotskultur" einzuhämmern. -
4:44 - 4:47Verboten. Nichts ist gestattet.
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4:47 - 4:51Es ist verboten, frei zu sein,
verboten, ein Mensch zu sein. -
4:51 - 4:53Aber vor allem
ist es nicht gestattet, -
4:53 - 4:57eine Person mit einer
palästinensischen Identität zu sein. -
4:57 - 4:59Wir warteten die ganze lange Nacht.
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4:59 - 5:02Mein Vater kehrte aus Jerusalem
nach Bethlehem zurück, -
5:02 - 5:07auf dem Heimweg von seiner Arbeit,
und die israelische Armee erschoss ihn. -
5:07 - 5:09Sie töteten ihn grundlos.
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5:09 - 5:12Vielleicht gibt es
eine Million Gründe dafür, -
5:12 - 5:15wie die Besatzung, den Konflikt,
die Gewalt und den Krieg. -
5:15 - 5:17Denn so nennen wir es,
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5:17 - 5:22das ganze Leben, die ganze Zeit
mitten im Konflikt. -
5:22 - 5:26Drei Tage nach dem
Vorfall mit meinem Vater -
5:26 - 5:29mussten wir nach
der muslimischen Tradition -
5:29 - 5:32am Morgen aufwachen
und unser normales Leben fortsetzen. -
5:32 - 5:36Aber glauben Sie mir:
Es ist bis heute nichts mehr normal. -
5:36 - 5:39Wir wussten nicht, was wir tun sollten.
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5:39 - 5:40Besonders ich.
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5:40 - 5:43Mein Vater war Vater und Mutter zugleich.
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5:43 - 5:45Ich wusste nichts mit mir anzufangen.
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5:45 - 5:47Ich konnte nicht mit meiner Wut umgehen
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5:47 - 5:51und ich wusste nicht,
wie ich weiterleben sollte. -
5:51 - 5:55Mehr als zwei Jahre lang
zog ich mich zurück. -
5:55 - 5:59Ein großer Konflikt, große Fragen.
Was kann ich als Mensch tun? -
5:59 - 6:03Jeder von uns wird sofort,
wenn ihm etwas passiert, -
6:03 - 6:04an Rache denken.
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6:04 - 6:08Wir denken über eine Reaktion nach,
die Recht verschafft. -
6:08 - 6:09Aber ich denke nie an Rache,
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6:09 - 6:12weil sich unser Fall als Paläestinenser
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6:12 - 6:15um Gerechtigkeit, Rechte
und Freiheit dreht. -
6:15 - 6:18Es geht nicht um Rache und Gewalt.
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6:18 - 6:23Andere Menschen sterben langsam
mit ihren Erinnerungen, ohne etwas zu tun. -
6:23 - 6:27Vielleicht wählen manche Menschen
einen anderen Weg. -
6:27 - 6:31Als ich das erste Mal in meinem Leben
Rami Elhanan, einen Israeli, traf, -
6:31 - 6:35der seine Tochter Smadar 1997 verlor,
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6:35 - 6:38entdeckte ich die Menschlichkeit
meines Feindes. -
6:38 - 6:41Ich entdeckte die Menschlichkeit
der anderen Seite, -
6:41 - 6:44die ich zuvor in meinem Leben
nie gesehen hatte. -
6:44 - 6:47Mein ganzes Leben als Palästinenser
kannte ich die Israelis sehr gut: -
6:47 - 6:49als Siedler, Soldaten
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6:49 - 6:51und Leute, die uns im Gefängnis
so schlimm behandeln. -
6:51 - 6:54Ich traf nie auf menschliche Wesen.
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6:54 - 6:59Im Jahr 2005 traf ich Israelis
zum ersten Mal als Menschen -
6:59 - 7:05oder vielleicht mein neues Bild
von der israelischen Gesellschaft. -
7:06 - 7:09Zum ersten Mal in meinem Leben
respektierte mich ein Israeli -
7:09 - 7:12als einen Menschen oder als Palästinenser.
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7:13 - 7:17Zum ersten Mal in meinem Leben
erkannte ein Israeli an, -
7:17 - 7:20dass es Freiheit für diesen Mann
und seine Rechte -
7:20 - 7:23und für die ganze palästinensische
Gesellschaft geben wird. -
7:23 - 7:28Zum ersten Mal traf ich einen Israeli,
der gegen die Besatzung ist -
7:28 - 7:30und nachdem ich mein ganzes Leben suchte:
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7:30 - 7:34nach einem Partner,
nach einer Partnerschaft mit den Israelis. -
7:34 - 7:36Heute, nach zehn Jahren,
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7:36 - 7:38kann ich Ihnen mitteilen,
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7:38 - 7:42dass der neue Weg der Versöhnung
mit der anderen Seite -
7:42 - 7:46nicht Vergeben und Vergessen bedeutet.
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7:46 - 7:48Ich werde nie vergessen, was mir geschah.
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7:48 - 7:52Ich habe kein Recht zu vergeben,
was mit meinem Vater geschah. -
7:52 - 7:55Aber dazwischen
gibt es einen Weg des Dialoges, -
7:55 - 8:00des Verstehens, des Kennenlernens,
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8:00 - 8:03und vor allem des gegenseitigen Respekts.
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8:03 - 8:07Was in unserem Konflikt,
in unserem Land in Wahrheit fehlt, ist: -
8:07 - 8:10Respekt und Menschlichkeit.
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8:10 - 8:13Wir können die menschliche Seite
in diesem Konflikt finden, -
8:13 - 8:14die allen egal ist.
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8:14 - 8:20Keinen Politiker und keinen Menschen
auf der Welt interessiert das. -
8:20 - 8:24In der Elternrunde, unter den
trauernden Angehörigen, -
8:24 - 8:25interessiert es uns.
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8:25 - 8:28Wir zahlen den höchsten Preis
in diesem Konflikt. -
8:28 - 8:30Wir können uns zusammensetzen,
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8:30 - 8:33miteinander reden
und einander beistehen. -
8:33 - 8:37Das ist unser Auftrag, unsere heilige Aufgabe,
und wird es für immer sein. -
8:37 - 8:38Vielen Dank.
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8:38 - 8:41(Applaus)
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8:51 - 8:53Hallo zusammen.
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8:54 - 8:55Ich heiße Niv Sarig.
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8:55 - 8:58Ich bin 40 Jahre alt und Israeli.
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8:58 - 9:02Ich lebe mit meiner Frau
und drei Söhnen in Israel. -
9:03 - 9:07Ich möchte Ihnen auch
über mein Leben erzählen. -
9:07 - 9:11Meine Lebensgeschichte
und wie sie sich zweimal änderte. -
9:11 - 9:15Das erste Mal war,
als mein älterer Bruder Guy, -
9:16 - 9:18ein Infanterie-Offizier,
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9:19 - 9:23in der palästinensischen Stadt
Tulkarem erschossen wurde, -
9:23 - 9:27die von unserem Zuhause in Israel
nur 15 Kilometer entfernt ist. -
9:27 - 9:31Ja, Guy zu verlieren, änderte
mein Leben, wie zu erwarten, vollständig, -
9:31 - 9:33änderte das Leben meiner Eltern,
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9:33 - 9:35das Leben meiner Schwester.
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9:35 - 9:37Trauer, Traurigkeit.
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9:38 - 9:43Ich persönlich vermisse,
was möglich gewesen wäre, -
9:43 - 9:45hätte man Guy nicht getötet.
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9:45 - 9:46Ich habe drei Söhne.
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9:46 - 9:51Meine Schwester hat auch drei Kinder.
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9:51 - 9:56Sicherlich hätte Guy jetzt auch zwei,
zweieinhalb, vielleicht drei Kinder -
9:56 - 9:59und wir wären eine viel größere Familie.
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9:59 - 10:01Aber ich vermisse,
was möglich gewesen wäre, -
10:01 - 10:04hätte man Guy nicht getötet.
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10:04 - 10:06Nicht zu erwarten war,
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10:06 - 10:09wie sich mein Leben
auf so grundlegende Weise -
10:09 - 10:11beim zweiten Mal änderte,
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10:11 - 10:14als ich dem Parents Circle
Family Forum beitrat; -
10:15 - 10:19viele, viele Jahre später,
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10:19 - 10:21nachdem Guy getötet wurde.
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10:21 - 10:24Ich glaube nicht, dass Sie das verstehen.
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10:24 - 10:26Für mich war es sehr wichtig
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10:26 - 10:32eine Sichtweise anzubieten,
warum diese Art des Wandels -
10:34 - 10:39nicht mehr oder so selten geschieht.
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10:39 - 10:41Man muss begreifen,
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10:41 - 10:45dass es in Israel
eine große räumliche Trennung -
10:45 - 10:48zwischen der jüdischen,
Hebräisch sprechenden Gesellschaft -
10:48 - 10:52und der arabischen Gesellschaft gibt,
die selbstverständlich wurde. -
10:52 - 10:58Es gibt sehr wenige Bezüge
zwischen Menschen -
10:58 - 11:03und sehr wenige Verbindungen
z. B. zwischen Einrichtungen. -
11:03 - 11:06Es ist sehr üblich, auf die andere Seite
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11:06 - 11:10in einer pauschalen Färbung
aus Angst und Verzweiflung zu blicken. -
11:10 - 11:12Zwischen Israelis und Palästinensern
ist es in Palästina -
11:12 - 11:15-- nicht innerhalb Israels --
noch extremer. -
11:15 - 11:19Es gibt sehr wenige Israelis
und Palästinenser, -
11:19 - 11:21die sich nicht jenseits von Zielen --
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11:21 - 11:24entweder militärischen oder politischen --
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11:24 - 11:28im Zeichen des Friedens
und der Versöhnung begegnen. -
11:28 - 11:31Kennt man die andere Seite
überhaupt nicht, -
11:31 - 11:35macht man sich ein Bild
von der anderen Seite, -
11:35 - 11:40das einem wahrscheinlich hilft,
so zu leben wie man es eben tut. -
11:40 - 11:44Ich wurde im Winter 1977
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11:44 - 11:47in einem israelischen Dorf
namens Hibat Zion geboren, -
11:47 - 11:50das mit nichts Geringerem
als "Liebe zu Zion" übersetzt wird. -
11:51 - 11:56Bis Guy getötet wurde,
wuchs ich 19 Jahre lang -
11:56 - 12:02wie jedes andere, mir bekannte,
jüdisch-israelisches Zionistenkind auf. -
12:03 - 12:07Am Abend des Laubhüttenfestes --
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12:07 - 12:09wie übrigens jetzt gerade --
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12:09 - 12:13haben wir im Islam
und im Judentum das Neue Jahr. -
12:13 - 12:15Übrigens fällt es dieses Jahr zusammen.
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12:15 - 12:22Im September 1996,
zwei Wochen nach Neujahr, -
12:22 - 12:24hatten wir das Laubhüttenfest.
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12:24 - 12:29Erst ein paar Tage zuvor
begannen wegen der Tunnelöffnung -
12:29 - 12:31in Israel und Palästina
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12:31 - 12:36die uns als solche bekannten
Western-Wall-Tunnel-Unruhen, -
12:36 - 12:38wobei 17 Israelis
und mehr als 100 Palästinenser -
12:38 - 12:40ihren Tod fanden.
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12:40 - 12:44Guy war Offizier bei den sogenannten
"gemeinsamen Patrouillen" -
12:44 - 12:46von Israelis und Palästinensern.
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12:46 - 12:49Man muss begreifen, dass nach '93/94,
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12:49 - 12:53als das neue Abkommen
von Oslo in Kraft trat, -
12:53 - 12:56die Zusammenarbeit begann
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12:56 - 13:00und die gemeinsamen Patrouillen
waren Teil dieser Zusammenarbeit. -
13:00 - 13:04Guy war Offizier in Tulkarem
und nachdem die Unruhen begannen, -
13:04 - 13:11wurde er von einem Heckenoschützen
in den Kopf geschossen und starb vor Ort. -
13:13 - 13:18Wie bereits gesagt,
änderte das mein Leben vollkommen. -
13:19 - 13:23Viele Jahre später unternahm ich
den gleichen Schritt, -
13:23 - 13:25die meine Eltern
weit vor mir getan hatten, -
13:25 - 13:29und ich schloss mich
dem "Parents Circle Family Forum" an. -
13:29 - 13:33Nachdem ich z. B. Mazen und
andere palästinensische Mitglieder traf, -
13:33 - 13:35oder irgendwelche Mitglieder des Forums
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13:35 - 13:38fand ich eine neue Sicht auf das Leben.
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13:38 - 13:42Ein neuer Standpunkt, der außerhalb
dieser Angst liegt, in der wir leben. -
13:42 - 13:43Ich bin in Deutschland.
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13:43 - 13:46Die jüdische Gemeinde
hat eine Perspektive: -
13:46 - 13:48Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft.
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13:48 - 13:51In der Vergangenheit hatten wir
2 000 Jahre Verfolgung; -
13:51 - 13:53an so vielen Orten auf der Welt.
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13:53 - 13:55Aus der nahen Vergangenheit
und der Gegenwart -
13:55 - 13:57gibt es meine persönliche Geschichte,
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13:57 - 13:59obwohl sie nicht so persönlich ist,
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13:59 - 14:02denn ich kenne keinen Israeli,
der nicht jemandem nahe steht, -
14:02 - 14:05der eine nahestehende Person
in diesem Konflikt verlor. -
14:05 - 14:08Für eine hoffnungsvolle Zukunft
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14:08 - 14:12gehen wir vom PCFF,
dem Parents Circle Family Forum, -
14:12 - 14:16in Schulen und andere Einrichtungen.
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14:16 - 14:19Wir treffen Schüler, Studenten
oder die breite Masse -
14:19 - 14:21und erzählen unsere Geschichte.
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14:21 - 14:24Dieses Wunder geschieht jedes Mal.
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14:24 - 14:28Irgendetwas öffnet sich in den Herzen
und Köpfen der Menschen -
14:28 - 14:32und lässt sie zuhören und sogar handeln.
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14:32 - 14:34Ich glaube und fühle,
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14:34 - 14:39dass es in Israel und Palästina
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14:39 - 14:42Hoffnung in die Situation bringt.
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14:44 - 14:47Die israelische Gesellschaft
und die räumliche Trennung -
14:47 - 14:50zieht viel Ignoranz und Angst nach sich.
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14:51 - 14:55Die Angst entsteht aus
unserem Sicherheitsbedürfnis. -
14:56 - 15:00Ich möchte Mazen wieder bei mir haben.
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15:00 - 15:04Denn unsere Botschaft
ist sehr ungewöhnlich und sehr wichtig. -
15:05 - 15:06Mazen, bitte!
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15:06 - 15:10Ich glaube und bin sicher,
dass wir das gleiche Ziel teilen, -
15:10 - 15:13vielleicht aus einem anderen Grund.
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15:13 - 15:16Er verlor seinen Bruder,
ich verlor meinen Vater. -
15:17 - 15:19Tatsächlich gehören wir beide
zu den Menschen, -
15:19 - 15:22die den höchsten Preis
in diesem Konflikt zahlen. -
15:22 - 15:25Mehr als 600 Familien im Parents Circle
-
15:25 - 15:28rufen jeden auf der Welt auf,
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15:28 - 15:31besonders die Palästinenser
und die Israelis, -
15:31 - 15:35unsere Erfahrungen zu beachten
und davon zu lernen. -
15:35 - 15:39Stellen Sie sich vor: Was bedeutet es,
jemanden in einem Konflikt zu verlieren? -
15:39 - 15:42Stellen Sie sich die Methode
und die Entschlossenheit vor, -
15:42 - 15:45die wir beide auf dem Weg
des Friedens, der Hoffnung -
15:45 - 15:47und der Versöhnung brauchten.
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15:47 - 15:53Es wird keine Sicherheit für die Israelis
ohne "meine" Freiheit geben. -
15:53 - 15:56Es wird keine Freiheit
für die Palästinenser -
15:56 - 15:59ohne Sicherheit für die Israelis geben.
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15:59 - 16:00Es liegt an uns,
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16:00 - 16:03die Menschlichkeit
der anderen Seite aufzuzeigen, -
16:03 - 16:08in Kontakt zu treten, sich gegenseitig
in die Augen zu blicken, -
16:08 - 16:12und zu begreifen,
dass Schmerz universell ist, -
16:12 - 16:16es um Verlust von Menschenleben geht,
-
16:16 - 16:19und darum, über die Angst
hinaus zu blicken. -
16:19 - 16:22Nach Freiheit für die einen zu suchen
und nach Sicherheit für die anderen, -
16:22 - 16:23aber gemeinsam.
-
16:23 - 16:26Niv Sarig: Vielen Dank.
Mazen Faraj: Danke. -
16:26 - 16:29(Applaus)
- Title:
- Die israelisch-palästinensischen Beziehungen neu beginnen | Mazen Faraj und Niv Sarig | TEDxMünster
- Description:
-
Mazen Faraj (Palästina) und Niv Sarig (Israel) verloren in dem Konflikt zwischen ihren Ländern beide ein enges Familienmitglied. Heute arbeiten sie im Parents Circle Family Forum zusammen, um die Geschichte des Hasses und des Konflikts zu ändern. Sie glauben, dass ein Neustart der israelisch-palästinensischen Beziehungen nur gelingen kann, wenn die Menschlichkeit der anderen Seite anerkannt wird.
Mazen Faraj ist 41 Jahre alt und hat drei Kinder. Er lebt im Flüchtlingslager Dheisheh bei Bethlehem in Palästina. Mazens Vater wurde von einem israelischen Soldaten getötet, der seine Taschen versehentlich für etwas anderes hielt. Mazen verbrachte einen großen Teil seiner Jugend im israelischen Gefängnis. Er studierte dort formlos Politik, Hebräisch und die Geschichte des Nahen Osten.
Niv Sarig, 39 Jahre alt, aus Kfar Sava in Israel, verheiratet, drei Söhne, ist Doktor der Mathematik, erworben am Weizmann Institute of Science. Sein ältester Bruder Guy wurde im September 1996 am Abend des Laubhüttenfestes in Tulkarem getötet, als nach der Öffnung des Western-Wall-Tunnels Unruhen ausbrachen. Das war zwei Monate, bevor Guy aus der IDF entlassen werden sollte.
Dieser Vortrag wurde bei einem TEDx-Event gehalten, der dem Format für TED-Konferenzen entspricht, aber eigenständig von einem lokalen Veranstalter organisiert wurde. Erfahren Sie mehr unter http://ted.com/tedx
- Video Language:
- English
- Team:
- closed TED
- Project:
- TEDxTalks
- Duration:
- 17:03