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Die israelisch-palästinensischen Beziehungen neu beginnen | Mazen Faraj und Niv Sarig | TEDxMünster

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    Ich heiße Mazen Faraj.
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    Ich bin aus dem Flüchtlingslager
    Dheisheh in der Nähe von Bethlehem.
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    Ich bin Palästinenser. Ich bin Araber.
    Ich bin Moslem, aber vor allem eines:
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    Ich bin ein Mensch.
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    Heute Abend werden Niv und ich
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    Sie an unseren persönlichen Geschichten
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    über Verlust, Gewalt, Krieg
    und Konflikt teilhaben lassen;
  • 0:39 - 0:42
    aber am wichtigsten ist,
    was mit uns geschah,
  • 0:42 - 0:45
    nach allem, was uns passierte.
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    Ich wurde im Flüchtlingslager
    Dheisheh geboren und wuchs dort auf.
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    Seit ich meine Augen als Mensch,
    als Kind zum ersten Mal öffnete,
  • 0:53 - 0:55
    stellte ich mir nur die Frage,
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    der ich mich jeden Tag
    meines Lebens stellen muss;
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    Alltag, Familie, Schule, Wasser, Strom.
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    Jeder einzelne Aspekt meines Lebens
    war eine komplizierte Geschichte.
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    Wir waren mehr als 75 Schüler
    im selben Klassenraum.
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    Als palästinensische Schüler hatten wir
    im Sommer meistens kein Wasser
  • 1:17 - 1:21
    und im Winter meistens keinen Strom.
  • 1:21 - 1:27
    Dies und alles Weitere
    hatte eine einzige Ursache:
  • 1:27 - 1:30
    Unsere Nakba -- unser Unglück
    als Palästinenser.
  • 1:30 - 1:31
    Seit jener Zeit --
  • 1:31 - 1:36
    Als mein Vater sechs Jahre alt war,
    flüchtete er aus seinem Heimatdorf,
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    rannte vor dem Krieg,
    der Gewalt und dem Tod weg.
  • 1:40 - 1:43
    Er gelangte mit Hilfe der UNRWA,
    den Vereinten Nationen,
  • 1:43 - 1:46
    in das Flüchtlingslager Dheisheh.
  • 1:47 - 1:50
    Man sagte ihm nur,
    dass es für kurze Zeit wäre,
  • 1:50 - 1:55
    und aus der kurzen Zeit wurden
    seit der palästinensischen Nakba 70 Jahre.
  • 1:56 - 2:01
    Wir warten noch immer
    auf Gerechtigkeit, Rechte und Freiheit.
  • 2:01 - 2:05
    Das Wichtigste ist,
    unser Menschsein zu leben.
  • 2:05 - 2:10
    Wir sind es nicht gewohnt, irgendetwas
    in unserem Leben zu entscheiden.
  • 2:10 - 2:13
    Wir haben in unserem Leben nie
    irgendetwas entschieden.
  • 2:14 - 2:16
    Jeden Morgen wachen wir auf
  • 2:16 - 2:18
    und wissen nicht, wie viel
    Zeit und Entfernung
  • 2:18 - 2:21
    zwischen unserer Schule
    und unserem Zuhause liegen wird.
  • 2:21 - 2:23
    Und wie viel Entfernung und Zeit
  • 2:23 - 2:26
    zwischen unserem Arbeitsplatz
    und unserem Zuhause liegen wird.
  • 2:26 - 2:30
    Das ist nicht unsere Wahl
    oder unsere Entscheidung.
  • 2:30 - 2:32
    Der Grund sind die Kontrollposten,
  • 2:32 - 2:35
    die israelische Armee
    und die israelische Besatzung.
  • 2:35 - 2:38
    Das Wesentliche ist:
    Es gibt keinen Staat und keine Freiheit.
  • 2:38 - 2:42
    Menschen können sich nicht frei bewegen.
  • 2:42 - 2:44
    So bin ich als Mensch aufgewachsen.
  • 2:44 - 2:48
    So bin ich aufgewachsen
    und so lebe ich weiterhin.
  • 2:48 - 2:52
    Meine Geschichte und unser Narrativ
    waren von Klein auf erdrückend.
  • 2:52 - 2:53
    Ich kann damit nichts anfangen.
  • 2:53 - 2:57
    Als 15-Jähriger schloss ich mich
    der ersten Intifada an.
  • 2:57 - 3:03
    Dann wurde ich von der israelischen
    Besatzungsarmee festgenommen.
  • 3:03 - 3:05
    Zum ersten Mal in meinem Leben
  • 3:05 - 3:08
    war ich als Kind
    in einem israelischen Gefängnis;
  • 3:08 - 3:09
    mit 15 Jahren.
  • 3:09 - 3:11
    Versuchen Sie sich das vorzustellen:
  • 3:11 - 3:13
    Was bedeutet es,
    in der Dunkelheit zu sein,
  • 3:13 - 3:16
    an einem unbekannten Ort,
    auf einem fremden Weg,
  • 3:16 - 3:18
    ein fremder Schmerz und ein fremdes Leid.
  • 3:18 - 3:20
    Versuchen Sie sich vorzustellen,
  • 3:20 - 3:24
    was sehr harte israelische Ermittlungen
    für ein Kind bedeuten.
  • 3:24 - 3:27
    Versuchen Sie sich,
    vor allem das vorzustellen:
  • 3:27 - 3:31
    ein Kind, das weit entfernt
    von seiner Familie und seiner Zukunft ist,
  • 3:31 - 3:34
    oder davon, eine bessere Zukunft
    für sich aufzubauen,
  • 3:34 - 3:37
    weit weg von meiner Schule
    und von meinem Leben.
  • 3:37 - 3:40
    Ich verbrachte mehr als dreieinhalb Jahre
    in einem israelischen Gefängnis.
  • 3:40 - 3:43
    Ich verpasste meine Bildung.
    Ich verpasste meine Schule.
  • 3:43 - 3:45
    Glauben Sie mir,
  • 3:45 - 3:49
    bis heute wache ich manchmal
    mitten in der Nacht auf.
  • 3:49 - 3:50
    Ich schreie einfach
  • 3:50 - 3:54
    wegen dieser sehr schlechten Erfahrungen
    in einem israelischen Gefängnis.
  • 3:54 - 3:57
    Ich setze mein Leben fort
    und bis jetzt lebe ich,
  • 3:57 - 3:59
    aber ich vergesse nicht.
  • 3:59 - 4:05
    14 Jahre später, im Jahr 2002
  • 4:05 - 4:09
    erhielten wir einen Telefonanruf,
  • 4:09 - 4:13
    dass die Leiche meines Vaters
    im Krankenhaus war.
  • 4:13 - 4:15
    Wir konnten damit nichts anfangen
  • 4:15 - 4:17
    und gingen einfach zur israelischen Armee
  • 4:17 - 4:24
    und baten um Zugang zum Krankenhaus,
    um meinen Vater zum letzten Mal zu sehen.
  • 4:24 - 4:27
    Sie sagten nur: "Das ist nicht erlaubt,
  • 4:27 - 4:29
    Sie müssen bis zum Morgen warten."
  • 4:29 - 4:31
    Ich kann mir nicht vorstellen,
  • 4:31 - 4:33
    dass irgendwer die ganze Nacht
    warten könnte.
  • 4:33 - 4:34
    Acht lange Stunden.
  • 4:34 - 4:36
    Aber das bedeutet "Besatzung".
  • 4:36 - 4:38
    Man hat keine Wahl
    und kann nichts entscheiden
  • 4:38 - 4:44
    und die ganze Zeit versucht man,
    uns die "Verbotskultur" einzuhämmern.
  • 4:44 - 4:47
    Verboten. Nichts ist gestattet.
  • 4:47 - 4:51
    Es ist verboten, frei zu sein,
    verboten, ein Mensch zu sein.
  • 4:51 - 4:53
    Aber vor allem
    ist es nicht gestattet,
  • 4:53 - 4:57
    eine Person mit einer
    palästinensischen Identität zu sein.
  • 4:57 - 4:59
    Wir warteten die ganze lange Nacht.
  • 4:59 - 5:02
    Mein Vater kehrte aus Jerusalem
    nach Bethlehem zurück,
  • 5:02 - 5:07
    auf dem Heimweg von seiner Arbeit,
    und die israelische Armee erschoss ihn.
  • 5:07 - 5:09
    Sie töteten ihn grundlos.
  • 5:09 - 5:12
    Vielleicht gibt es
    eine Million Gründe dafür,
  • 5:12 - 5:15
    wie die Besatzung, den Konflikt,
    die Gewalt und den Krieg.
  • 5:15 - 5:17
    Denn so nennen wir es,
  • 5:17 - 5:22
    das ganze Leben, die ganze Zeit
    mitten im Konflikt.
  • 5:22 - 5:26
    Drei Tage nach dem
    Vorfall mit meinem Vater
  • 5:26 - 5:29
    mussten wir nach
    der muslimischen Tradition
  • 5:29 - 5:32
    am Morgen aufwachen
    und unser normales Leben fortsetzen.
  • 5:32 - 5:36
    Aber glauben Sie mir:
    Es ist bis heute nichts mehr normal.
  • 5:36 - 5:39
    Wir wussten nicht, was wir tun sollten.
  • 5:39 - 5:40
    Besonders ich.
  • 5:40 - 5:43
    Mein Vater war Vater und Mutter zugleich.
  • 5:43 - 5:45
    Ich wusste nichts mit mir anzufangen.
  • 5:45 - 5:47
    Ich konnte nicht mit meiner Wut umgehen
  • 5:47 - 5:51
    und ich wusste nicht,
    wie ich weiterleben sollte.
  • 5:51 - 5:55
    Mehr als zwei Jahre lang
    zog ich mich zurück.
  • 5:55 - 5:59
    Ein großer Konflikt, große Fragen.
    Was kann ich als Mensch tun?
  • 5:59 - 6:03
    Jeder von uns wird sofort,
    wenn ihm etwas passiert,
  • 6:03 - 6:04
    an Rache denken.
  • 6:04 - 6:08
    Wir denken über eine Reaktion nach,
    die Recht verschafft.
  • 6:08 - 6:09
    Aber ich denke nie an Rache,
  • 6:09 - 6:12
    weil sich unser Fall als Paläestinenser
  • 6:12 - 6:15
    um Gerechtigkeit, Rechte
    und Freiheit dreht.
  • 6:15 - 6:18
    Es geht nicht um Rache und Gewalt.
  • 6:18 - 6:23
    Andere Menschen sterben langsam
    mit ihren Erinnerungen, ohne etwas zu tun.
  • 6:23 - 6:27
    Vielleicht wählen manche Menschen
    einen anderen Weg.
  • 6:27 - 6:31
    Als ich das erste Mal in meinem Leben
    Rami Elhanan, einen Israeli, traf,
  • 6:31 - 6:35
    der seine Tochter Smadar 1997 verlor,
  • 6:35 - 6:38
    entdeckte ich die Menschlichkeit
    meines Feindes.
  • 6:38 - 6:41
    Ich entdeckte die Menschlichkeit
    der anderen Seite,
  • 6:41 - 6:44
    die ich zuvor in meinem Leben
    nie gesehen hatte.
  • 6:44 - 6:47
    Mein ganzes Leben als Palästinenser
    kannte ich die Israelis sehr gut:
  • 6:47 - 6:49
    als Siedler, Soldaten
  • 6:49 - 6:51
    und Leute, die uns im Gefängnis
    so schlimm behandeln.
  • 6:51 - 6:54
    Ich traf nie auf menschliche Wesen.
  • 6:54 - 6:59
    Im Jahr 2005 traf ich Israelis
    zum ersten Mal als Menschen
  • 6:59 - 7:05
    oder vielleicht mein neues Bild
    von der israelischen Gesellschaft.
  • 7:06 - 7:09
    Zum ersten Mal in meinem Leben
    respektierte mich ein Israeli
  • 7:09 - 7:12
    als einen Menschen oder als Palästinenser.
  • 7:13 - 7:17
    Zum ersten Mal in meinem Leben
    erkannte ein Israeli an,
  • 7:17 - 7:20
    dass es Freiheit für diesen Mann
    und seine Rechte
  • 7:20 - 7:23
    und für die ganze palästinensische
    Gesellschaft geben wird.
  • 7:23 - 7:28
    Zum ersten Mal traf ich einen Israeli,
    der gegen die Besatzung ist
  • 7:28 - 7:30
    und nachdem ich mein ganzes Leben suchte:
  • 7:30 - 7:34
    nach einem Partner,
    nach einer Partnerschaft mit den Israelis.
  • 7:34 - 7:36
    Heute, nach zehn Jahren,
  • 7:36 - 7:38
    kann ich Ihnen mitteilen,
  • 7:38 - 7:42
    dass der neue Weg der Versöhnung
    mit der anderen Seite
  • 7:42 - 7:46
    nicht Vergeben und Vergessen bedeutet.
  • 7:46 - 7:48
    Ich werde nie vergessen, was mir geschah.
  • 7:48 - 7:52
    Ich habe kein Recht zu vergeben,
    was mit meinem Vater geschah.
  • 7:52 - 7:55
    Aber dazwischen
    gibt es einen Weg des Dialoges,
  • 7:55 - 8:00
    des Verstehens, des Kennenlernens,
  • 8:00 - 8:03
    und vor allem des gegenseitigen Respekts.
  • 8:03 - 8:07
    Was in unserem Konflikt,
    in unserem Land in Wahrheit fehlt, ist:
  • 8:07 - 8:10
    Respekt und Menschlichkeit.
  • 8:10 - 8:13
    Wir können die menschliche Seite
    in diesem Konflikt finden,
  • 8:13 - 8:14
    die allen egal ist.
  • 8:14 - 8:20
    Keinen Politiker und keinen Menschen
    auf der Welt interessiert das.
  • 8:20 - 8:24
    In der Elternrunde, unter den
    trauernden Angehörigen,
  • 8:24 - 8:25
    interessiert es uns.
  • 8:25 - 8:28
    Wir zahlen den höchsten Preis
    in diesem Konflikt.
  • 8:28 - 8:30
    Wir können uns zusammensetzen,
  • 8:30 - 8:33
    miteinander reden
    und einander beistehen.
  • 8:33 - 8:37
    Das ist unser Auftrag, unsere heilige Aufgabe,
    und wird es für immer sein.
  • 8:37 - 8:38
    Vielen Dank.
  • 8:38 - 8:41
    (Applaus)
  • 8:51 - 8:53
    Hallo zusammen.
  • 8:54 - 8:55
    Ich heiße Niv Sarig.
  • 8:55 - 8:58
    Ich bin 40 Jahre alt und Israeli.
  • 8:58 - 9:02
    Ich lebe mit meiner Frau
    und drei Söhnen in Israel.
  • 9:03 - 9:07
    Ich möchte Ihnen auch
    über mein Leben erzählen.
  • 9:07 - 9:11
    Meine Lebensgeschichte
    und wie sie sich zweimal änderte.
  • 9:11 - 9:15
    Das erste Mal war,
    als mein älterer Bruder Guy,
  • 9:16 - 9:18
    ein Infanterie-Offizier,
  • 9:19 - 9:23
    in der palästinensischen Stadt
    Tulkarem erschossen wurde,
  • 9:23 - 9:27
    die von unserem Zuhause in Israel
    nur 15 Kilometer entfernt ist.
  • 9:27 - 9:31
    Ja, Guy zu verlieren, änderte
    mein Leben, wie zu erwarten, vollständig,
  • 9:31 - 9:33
    änderte das Leben meiner Eltern,
  • 9:33 - 9:35
    das Leben meiner Schwester.
  • 9:35 - 9:37
    Trauer, Traurigkeit.
  • 9:38 - 9:43
    Ich persönlich vermisse,
    was möglich gewesen wäre,
  • 9:43 - 9:45
    hätte man Guy nicht getötet.
  • 9:45 - 9:46
    Ich habe drei Söhne.
  • 9:46 - 9:51
    Meine Schwester hat auch drei Kinder.
  • 9:51 - 9:56
    Sicherlich hätte Guy jetzt auch zwei,
    zweieinhalb, vielleicht drei Kinder
  • 9:56 - 9:59
    und wir wären eine viel größere Familie.
  • 9:59 - 10:01
    Aber ich vermisse,
    was möglich gewesen wäre,
  • 10:01 - 10:04
    hätte man Guy nicht getötet.
  • 10:04 - 10:06
    Nicht zu erwarten war,
  • 10:06 - 10:09
    wie sich mein Leben
    auf so grundlegende Weise
  • 10:09 - 10:11
    beim zweiten Mal änderte,
  • 10:11 - 10:14
    als ich dem Parents Circle
    Family Forum beitrat;
  • 10:15 - 10:19
    viele, viele Jahre später,
  • 10:19 - 10:21
    nachdem Guy getötet wurde.
  • 10:21 - 10:24
    Ich glaube nicht, dass Sie das verstehen.
  • 10:24 - 10:26
    Für mich war es sehr wichtig
  • 10:26 - 10:32
    eine Sichtweise anzubieten,
    warum diese Art des Wandels
  • 10:34 - 10:39
    nicht mehr oder so selten geschieht.
  • 10:39 - 10:41
    Man muss begreifen,
  • 10:41 - 10:45
    dass es in Israel
    eine große räumliche Trennung
  • 10:45 - 10:48
    zwischen der jüdischen,
    Hebräisch sprechenden Gesellschaft
  • 10:48 - 10:52
    und der arabischen Gesellschaft gibt,
    die selbstverständlich wurde.
  • 10:52 - 10:58
    Es gibt sehr wenige Bezüge
    zwischen Menschen
  • 10:58 - 11:03
    und sehr wenige Verbindungen
    z. B. zwischen Einrichtungen.
  • 11:03 - 11:06
    Es ist sehr üblich, auf die andere Seite
  • 11:06 - 11:10
    in einer pauschalen Färbung
    aus Angst und Verzweiflung zu blicken.
  • 11:10 - 11:12
    Zwischen Israelis und Palästinensern
    ist es in Palästina
  • 11:12 - 11:15
    -- nicht innerhalb Israels --
    noch extremer.
  • 11:15 - 11:19
    Es gibt sehr wenige Israelis
    und Palästinenser,
  • 11:19 - 11:21
    die sich nicht jenseits von Zielen --
  • 11:21 - 11:24
    entweder militärischen oder politischen --
  • 11:24 - 11:28
    im Zeichen des Friedens
    und der Versöhnung begegnen.
  • 11:28 - 11:31
    Kennt man die andere Seite
    überhaupt nicht,
  • 11:31 - 11:35
    macht man sich ein Bild
    von der anderen Seite,
  • 11:35 - 11:40
    das einem wahrscheinlich hilft,
    so zu leben wie man es eben tut.
  • 11:40 - 11:44
    Ich wurde im Winter 1977
  • 11:44 - 11:47
    in einem israelischen Dorf
    namens Hibat Zion geboren,
  • 11:47 - 11:50
    das mit nichts Geringerem
    als "Liebe zu Zion" übersetzt wird.
  • 11:51 - 11:56
    Bis Guy getötet wurde,
    wuchs ich 19 Jahre lang
  • 11:56 - 12:02
    wie jedes andere, mir bekannte,
    jüdisch-israelisches Zionistenkind auf.
  • 12:03 - 12:07
    Am Abend des Laubhüttenfestes --
  • 12:07 - 12:09
    wie übrigens jetzt gerade --
  • 12:09 - 12:13
    haben wir im Islam
    und im Judentum das Neue Jahr.
  • 12:13 - 12:15
    Übrigens fällt es dieses Jahr zusammen.
  • 12:15 - 12:22
    Im September 1996,
    zwei Wochen nach Neujahr,
  • 12:22 - 12:24
    hatten wir das Laubhüttenfest.
  • 12:24 - 12:29
    Erst ein paar Tage zuvor
    begannen wegen der Tunnelöffnung
  • 12:29 - 12:31
    in Israel und Palästina
  • 12:31 - 12:36
    die uns als solche bekannten
    Western-Wall-Tunnel-Unruhen,
  • 12:36 - 12:38
    wobei 17 Israelis
    und mehr als 100 Palästinenser
  • 12:38 - 12:40
    ihren Tod fanden.
  • 12:40 - 12:44
    Guy war Offizier bei den sogenannten
    "gemeinsamen Patrouillen"
  • 12:44 - 12:46
    von Israelis und Palästinensern.
  • 12:46 - 12:49
    Man muss begreifen, dass nach '93/94,
  • 12:49 - 12:53
    als das neue Abkommen
    von Oslo in Kraft trat,
  • 12:53 - 12:56
    die Zusammenarbeit begann
  • 12:56 - 13:00
    und die gemeinsamen Patrouillen
    waren Teil dieser Zusammenarbeit.
  • 13:00 - 13:04
    Guy war Offizier in Tulkarem
    und nachdem die Unruhen begannen,
  • 13:04 - 13:11
    wurde er von einem Heckenoschützen
    in den Kopf geschossen und starb vor Ort.
  • 13:13 - 13:18
    Wie bereits gesagt,
    änderte das mein Leben vollkommen.
  • 13:19 - 13:23
    Viele Jahre später unternahm ich
    den gleichen Schritt,
  • 13:23 - 13:25
    die meine Eltern
    weit vor mir getan hatten,
  • 13:25 - 13:29
    und ich schloss mich
    dem "Parents Circle Family Forum" an.
  • 13:29 - 13:33
    Nachdem ich z. B. Mazen und
    andere palästinensische Mitglieder traf,
  • 13:33 - 13:35
    oder irgendwelche Mitglieder des Forums
  • 13:35 - 13:38
    fand ich eine neue Sicht auf das Leben.
  • 13:38 - 13:42
    Ein neuer Standpunkt, der außerhalb
    dieser Angst liegt, in der wir leben.
  • 13:42 - 13:43
    Ich bin in Deutschland.
  • 13:43 - 13:46
    Die jüdische Gemeinde
    hat eine Perspektive:
  • 13:46 - 13:48
    Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft.
  • 13:48 - 13:51
    In der Vergangenheit hatten wir
    2 000 Jahre Verfolgung;
  • 13:51 - 13:53
    an so vielen Orten auf der Welt.
  • 13:53 - 13:55
    Aus der nahen Vergangenheit
    und der Gegenwart
  • 13:55 - 13:57
    gibt es meine persönliche Geschichte,
  • 13:57 - 13:59
    obwohl sie nicht so persönlich ist,
  • 13:59 - 14:02
    denn ich kenne keinen Israeli,
    der nicht jemandem nahe steht,
  • 14:02 - 14:05
    der eine nahestehende Person
    in diesem Konflikt verlor.
  • 14:05 - 14:08
    Für eine hoffnungsvolle Zukunft
  • 14:08 - 14:12
    gehen wir vom PCFF,
    dem Parents Circle Family Forum,
  • 14:12 - 14:16
    in Schulen und andere Einrichtungen.
  • 14:16 - 14:19
    Wir treffen Schüler, Studenten
    oder die breite Masse
  • 14:19 - 14:21
    und erzählen unsere Geschichte.
  • 14:21 - 14:24
    Dieses Wunder geschieht jedes Mal.
  • 14:24 - 14:28
    Irgendetwas öffnet sich in den Herzen
    und Köpfen der Menschen
  • 14:28 - 14:32
    und lässt sie zuhören und sogar handeln.
  • 14:32 - 14:34
    Ich glaube und fühle,
  • 14:34 - 14:39
    dass es in Israel und Palästina
  • 14:39 - 14:42
    Hoffnung in die Situation bringt.
  • 14:44 - 14:47
    Die israelische Gesellschaft
    und die räumliche Trennung
  • 14:47 - 14:50
    zieht viel Ignoranz und Angst nach sich.
  • 14:51 - 14:55
    Die Angst entsteht aus
    unserem Sicherheitsbedürfnis.
  • 14:56 - 15:00
    Ich möchte Mazen wieder bei mir haben.
  • 15:00 - 15:04
    Denn unsere Botschaft
    ist sehr ungewöhnlich und sehr wichtig.
  • 15:05 - 15:06
    Mazen, bitte!
  • 15:06 - 15:10
    Ich glaube und bin sicher,
    dass wir das gleiche Ziel teilen,
  • 15:10 - 15:13
    vielleicht aus einem anderen Grund.
  • 15:13 - 15:16
    Er verlor seinen Bruder,
    ich verlor meinen Vater.
  • 15:17 - 15:19
    Tatsächlich gehören wir beide
    zu den Menschen,
  • 15:19 - 15:22
    die den höchsten Preis
    in diesem Konflikt zahlen.
  • 15:22 - 15:25
    Mehr als 600 Familien im Parents Circle
  • 15:25 - 15:28
    rufen jeden auf der Welt auf,
  • 15:28 - 15:31
    besonders die Palästinenser
    und die Israelis,
  • 15:31 - 15:35
    unsere Erfahrungen zu beachten
    und davon zu lernen.
  • 15:35 - 15:39
    Stellen Sie sich vor: Was bedeutet es,
    jemanden in einem Konflikt zu verlieren?
  • 15:39 - 15:42
    Stellen Sie sich die Methode
    und die Entschlossenheit vor,
  • 15:42 - 15:45
    die wir beide auf dem Weg
    des Friedens, der Hoffnung
  • 15:45 - 15:47
    und der Versöhnung brauchten.
  • 15:47 - 15:53
    Es wird keine Sicherheit für die Israelis
    ohne "meine" Freiheit geben.
  • 15:53 - 15:56
    Es wird keine Freiheit
    für die Palästinenser
  • 15:56 - 15:59
    ohne Sicherheit für die Israelis geben.
  • 15:59 - 16:00
    Es liegt an uns,
  • 16:00 - 16:03
    die Menschlichkeit
    der anderen Seite aufzuzeigen,
  • 16:03 - 16:08
    in Kontakt zu treten, sich gegenseitig
    in die Augen zu blicken,
  • 16:08 - 16:12
    und zu begreifen,
    dass Schmerz universell ist,
  • 16:12 - 16:16
    es um Verlust von Menschenleben geht,
  • 16:16 - 16:19
    und darum, über die Angst
    hinaus zu blicken.
  • 16:19 - 16:22
    Nach Freiheit für die einen zu suchen
    und nach Sicherheit für die anderen,
  • 16:22 - 16:23
    aber gemeinsam.
  • 16:23 - 16:26
    Niv Sarig: Vielen Dank.
    Mazen Faraj: Danke.
  • 16:26 - 16:29
    (Applaus)
Title:
Die israelisch-palästinensischen Beziehungen neu beginnen | Mazen Faraj und Niv Sarig | TEDxMünster
Description:

Mazen Faraj (Palästina) und Niv Sarig (Israel) verloren in dem Konflikt zwischen ihren Ländern beide ein enges Familienmitglied. Heute arbeiten sie im Parents Circle Family Forum zusammen, um die Geschichte des Hasses und des Konflikts zu ändern. Sie glauben, dass ein Neustart der israelisch-palästinensischen Beziehungen nur gelingen kann, wenn die Menschlichkeit der anderen Seite anerkannt wird.

Mazen Faraj ist 41 Jahre alt und hat drei Kinder. Er lebt im Flüchtlingslager Dheisheh bei Bethlehem in Palästina. Mazens Vater wurde von einem israelischen Soldaten getötet, der seine Taschen versehentlich für etwas anderes hielt. Mazen verbrachte einen großen Teil seiner Jugend im israelischen Gefängnis. Er studierte dort formlos Politik, Hebräisch und die Geschichte des Nahen Osten.

Niv Sarig, 39 Jahre alt, aus Kfar Sava in Israel, verheiratet, drei Söhne, ist Doktor der Mathematik, erworben am Weizmann Institute of Science. Sein ältester Bruder Guy wurde im September 1996 am Abend des Laubhüttenfestes in Tulkarem getötet, als nach der Öffnung des Western-Wall-Tunnels Unruhen ausbrachen. Das war zwei Monate, bevor Guy aus der IDF entlassen werden sollte.

Dieser Vortrag wurde bei einem TEDx-Event gehalten, der dem Format für TED-Konferenzen entspricht, aber eigenständig von einem lokalen Veranstalter organisiert wurde. Erfahren Sie mehr unter http://ted.com/tedx

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Video Language:
English
Team:
closed TED
Project:
TEDxTalks
Duration:
17:03

German subtitles

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