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Für mehr Toleranz brauchen wir mehr ... Tourismus?

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    Ich bin ein Tourismusunternehmer
    und Friedensstifter.
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    Aber das war ich nicht immer.
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    Als ich sieben Jahre alt war,
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    sah ich Menschen im Fernsehen
    mit Steinen werfen.
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    Da dachte ich: "Das muss Spaß machen!"
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    Also ging ich raus und warf mit Steinen.
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    Ich begriff nicht, dass ich sie
    gegen israelische Autos werfen sollte.
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    Stattdessen landeten sie
    auf dem Auto meiner Nachbarn.
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    Von meiner Art Patriotismus
    waren sie nicht gerade begeistert.
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    Das Foto zeigt meinen Bruder und mich.
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    Der Kleine bin ich;
    ich weiß, was Sie jetzt denken:
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    "Was ist denn mit dir passiert?!
    Du sahst so süß aus!"
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    Aber mein großer Bruder
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    wurde mit 18 Jahren verhaftet,
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    da er angeblich
    mit Steinen geworfen hatte.
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    Er wurde zusammengeschlagen,
    weil er sich weigerte zu gestehen
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    und erlitt dabei innere Verletzungen,
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    denen er nur kurz nach
    seiner Freilassung erlag.
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    Ich war sauer, verbittert,
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    und alles, was ich wollte, war Rache.
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    Das hat sich geändert, als ich 18 wurde.
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    Ich entschied, Hebräisch zu lernen,
    um einen Job zu bekommen.
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    Im Klassenzimmer lernte ich
    zum ersten Mal Juden kennen,
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    die keine Soldaten waren.
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    Wir freundeten uns
    wegen der kleinsten Dinge an,
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    z. B. dass ich Country-Musik mag,
    was sehr unüblich für Palästinenser ist.
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    Doch ich merkte auch,
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    dass uns eine Mauer aus Hass,
    Wut und Ignoranz trennt.
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    Ich entschied, dass es unwichtig ist,
    was mir passiert,
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    sondern wie ich damit umgehe.
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    Daher beschloss ich,
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    mein Leben dem Fall
    dieser Mauer zu widmen.
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    Ich tue das auf verschiedene Weise.
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    Tourismus ist eine davon,
    aber auch Medien und Bildung.
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    Sie fragen sich vielleicht,
    ob Tourismus wirklich helfen kann.
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    Kann er Mauern einreißen? Ja!
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    Tourismus ist der beste und
    nachhaltigste Weg dafür --
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    und dafür, langanhaltende
    Kontakte zu knüpfen,
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    Freundschaften zu schließen.
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    2009 gründete ich
    mit zwei jüdischen Freunden
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    "Mejdi Tours", ein soziales Unternehmen,
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    mit dem Ziel, Menschen zusammenzubringen.
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    Unser Modell ist es,
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    dass zwei Reiseführer,
    ein Israeli und ein Palästinenser,
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    zum Beispiel in Jerusalem
    eine Tour zusammen leiten,
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    und Geschichte und Geschichten,
    Archäologie und Konflikte
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    von zwei verschiedenen
    Standpunkten aus erzählen.
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    Ich erinnere mich an eine Tour in Israel
    geführt von meinem Freund Kobi und mir,
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    für die jüdische Gemeinde aus Chicago,
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    bei der wir ein palästinensisches
    Flüchtlingslager besuchten
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    und dieses wunderbare Essen hatten.
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    Das dort ist meine Mutter,
    sie ist echt spitze. [Bild]
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    Und das ist das Essen, genannt "Maqluba",
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    übersetzt: "Umgedreht".
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    Man macht es mit Reis und Hühnchen
    und dreht das Ganze dann um.
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    Es ist echt sehr lecker.
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    Und wir aßen zusammen,
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    eine israelisch-palästinensische
    Band spielte,
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    und wir tanzten Bauchtanz.
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    Ich kann Ihnen das später beibringen,
    wenn Sie es nicht können.
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    Als wir dann gegangen sind,
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    haben alle geweint,
    da sie noch nicht weg wollten.
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    Selbst drei Jahre später halten
    diese Freundschaften immer noch.
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    Stellen Sie sich vor,
    die eine Milliarde Menschen,
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    die jährlich international verreisen,
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    nicht in einem Bus
    von A nach B gefahren,
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    von einem Hotel ins nächste gehen würden,
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    Fotos von der fremden Kultur
    aus dem Busfenster machend,
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    sondern würden tatsächlich
    mit den anderen in Kontakt treten!
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    Ich erinnere mich an eine
    muslimische Gruppe aus Großbritannien,
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    die das Haus einer orthodoxen
    jüdischen Familie besuchte
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    und dort freitagabends
    ihr erstes Sabbat-Essen hatte.
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    Sie aßen zusammen Hamin,
    einen jüdischen Eintopf,
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    und merkten bald,
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    dass ihre Familien
    vor Hunderten von Jahren
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    aus derselben Region
    im nördlichen Afrika kamen.
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    Das ist kein Profilfoto für Facebook.
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    Das ist kein Katastrophentourismus.
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    Das ist die Zukunft des Reisens.
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    Ich lade Sie ein, dabei mitzumachen.
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    Wir machen das inzwischen weltweit,
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    von Irland über den Iran bis in die Türkei
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    und wir gehen überall hin,
    um die Welt zu ändern.
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    Vielen Dank.
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    (Applaus)
Title:
Für mehr Toleranz brauchen wir mehr ... Tourismus?
Speaker:
Aziz Abu Sarah
Description:

Aziz Abu Sarah ist palästinensischer Aktivist mit einem eher unkonventionellen Ansatz zur Friedensstiftung: Tourist sein. Der TEDFellow zeigt, wie der simple Austausch von Menschen aus verschiedenen Kulturen jahrzehntelangen Hass abbauen kann. Alles beginnt mit Palästinensern und Israelis, aber es geht noch viel weiter ...

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Video Language:
English
Team:
closed TED
Project:
TEDTalks
Duration:
04:37

German subtitles

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