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Jeff Smith: Business-Unterricht... aus dem Gefängnis

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    B.J. war einer meiner Mitgefangenen,
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    der große Zukunftspläne hatte.
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    Er hatte eine Vision. Sobald er rauskam,
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    wollte er das Dealen endgültig sein
    lassen und ehrlich werden.
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    Er arbeitete daran, seine beiden
    Leidenschaften zu vereinen.
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    Er hatte 10 000 Dollar ausgegeben,
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    um eine Website zu kaufen, die Frauen
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    beim Sex auf oder in Luxus-
    Sportwägen zeigt. (Lachen)
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    Es war meine erste Woche im Gefängnis
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    und ich lernte schnell, dass es dort
    nicht wie im Fernsehen war.
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    Denn es war voll von
    intelligenten, ehrgeizigen Männern,
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    deren Unternehmergeist oft genauso
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    gut war wie jener der CEOs,
    mit denen ich
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    sechs Monate davor noch
    schön essen war,
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    als ich auf dem aufsteigenden Ast
    im Senat von Missouri war.
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    Jetzt waren 95 Prozent der Kerle,
    mit denen ich eingesperrt war,
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    draußen Drogendealer, aber
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    wenn sie von ihren Taten erzählten,
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    sprachen sie zwar in einer
    anderen Sprache, aber
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    die Geschäftskonzepte, über
    die sie sprachen, waren
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    nicht anders als die aus dem
    ersten MBA-Studienjahr an Wharton:
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    Werbegeschenke, niemals beim
    ersten Kauf Geld verlangen,
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    Zielgruppen für neue Produkte finden,
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    Expansion.
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    Aber sie hatten nicht viel Zeit
    für schöne Erinnerungen.
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    Meistens versuchten alle,
    einfach nur zu überleben.
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    Es ist viel schwerer, als
    man vielleicht denkt.
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    Anders als die
    meisten denken,
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    zahlen die Leute, die Steuerzahler,
    nicht für dich, wenn du
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    im Gefängnis bist. Du musst
    für dich selbst zahlen.
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    Du musst für deine Seife,
    dein Deo, deine Zahnbürste,
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    deine Zahnpasta
    zahlen – für alles.
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    Und es ist aus
    mehreren Gründen hart.
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    Erstens ist alles
    30-50 Prozent teurer
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    als draußen auf der Straße,
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    und zweitens verdienst
    du nicht viel Geld.
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    Ich habe LKWs entladen.
    Das war mein Vollzeitjob,
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    LKWs bei einem
    Lebensmittellager zu entladen,
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    für $5,25, nicht pro Stunde,
    sondern pro Monat.
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    Wie überlebt man also?
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    Tja, man lernt Tricks,
    alle möglichen Tricks.
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    Da gibt es legale Tricks.
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    Du zahlst alles in Marken.
    Das ist die Währung.
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    Du putzt die Zelle eines
    Mitgefangenen für Geld.
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    Es gibt relativ illegale Tricks, z.B. in der
    Zelle ein Friseurgeschäft betreiben.
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    Es gibt ziemlich illegale Tricks: In der
    Zelle einen Tattooladen betreiben.
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    Und es gibt sehr illegale Tricks,
    etwas reinschmuggeln,
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    reinschmuggeln lassen,
    Drogen, Pornos,
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    Handys, und
    so wie draußen
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    gibt's einen Risikoaufschlag.
    Je riskanter also das Geschäft,
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    desto profitabler kann
    es potenziell sein.
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    Du willst eine Zigarette im Gefängnis?
    Drei bis fünf Dollar.
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    Du willst ein altmodisches Handy,
    das so groß wie
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    dein Kopf ist, wenn man es aufklappt?
    Dreihundert Kröten.
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    Du willst ein schmutziges
    Magazin?
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    Tja, das kann bis zu
    1 000 Dollar kosten.
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    Man kann sich also vorstellen,
    dass einer der wichtigsten
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    Aspekte im Gefängnisleben
    Einfallsreichtum ist.
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    Ob man sich nun ein
    leckeres Essen aus
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    gestohlenem Abfall vom
    Lagerhaus zusammenstellte,
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    mit einem Nagelclipper
    eine Frisur zauberte
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    oder Gewichte aus Steinen
    in Wäschesäcken bastelte,
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    die man an Ästen festband:
    Häftlinge lernen, wie man
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    mit wenig auskommt, und viele
    von ihnen möchten diesen
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    Einfallsreichtum, den sie
    erlernt haben, nach außen
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    tragen und Restaurants, Frisörläden,
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    Fitness-Unternehmen
    gründen.
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    Es gibt jedoch kein Training,
    nichts, um sie dafür vorzubereiten,
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    überhaupt keine Resozialisierung
    im Gefängnis,
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    niemanden, der ihnen zeigt,
    wie man einen Business-Plan schreibt,
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    zeigt, wie man die
    Geschäftsideen umsetzt,
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    die sie intuitiv zu legalen
    Geschäften machen würden,
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    nicht einmal Internetzugang.
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    Und dann, wenn sie rauskommen,
    haben die meisten
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    Bundesstaaten nicht einmal
    ein Gesetz, das Arbeitgebern
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    verbietet, Leute mit einer kriminellen
    Vorgeschichte zu diskriminieren.
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    Es ist keine Überraschung,
    dass zwei von drei
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    Ex-Straftätern innerhalb
    von fünf Jahren
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    rückfällig werden.
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    Schaut, ich habe den Staat angelogen
    und ein Jahr meines Lebens
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    dafür verloren. Aber
    als ich rauskam,
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    schwor ich mir, alles zu tun,
    um sicherzugehen,
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    dass Typen wie jene, mit
    denen ich eingesperrt war,
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    nicht noch mehr Zeit ihres Lebens verschwenden
    müssen als sie bereits getan haben.
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    Ich hoffe also, dass ihr darüber
    nachdenken werdet, hier zu helfen.
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    Das Beste, was wir tun
    können, ist Wege zu finden,
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    wie man den Geschäftsgeist
    und das enorme,
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    ungenutzte Potential in unseren
    Gefängnissen fördert.
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    Denn wenn wir das nicht tun,
    werden sie nichts Neues lernen
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    was ihnen hilft und
    sie werden rückfällig.
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    Alles, was sie drinnen
    lernen, sind neue Tricks.
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    Danke. (Applaus)
Title:
Jeff Smith: Business-Unterricht... aus dem Gefängnis
Speaker:
Jeff Smith
Description:

Jeff Smith hat ein Jahr im Gefängnis verbracht. Aber was er dort entdeckte, war anders als er erwartet hatte – er sah in seinen Mitgefangenen einen ungeheuren Einfallsreichtum und Geschäftsgeist. Er fragt sich: Warum nutzen wir dieses unternehmerische Potenzial nicht und helfen Ex-Sträflingen, nach ihrer Entlassung einen Beitrag zur Gesellschaft zu leisten?
(Aus dem TED Talent Search-Event TED@NewYork.)

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Video Language:
English
Team:
closed TED
Project:
TEDTalks
Duration:
05:00

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