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Deprimierte Hunde, neurotische Katzen – was Verrücktheit bei Tieren für uns Menschen bedeutet

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    Oliver war ein flotter,
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    attraktiver, charmanter --
    und ziemlich labiler Typ,
  • 0:10 - 0:13
    an den ich mein Herz verloren hatte.
  • 0:13 - 0:16
    (Lachen)¶
  • 0:16 - 0:18
    Er war ein Berner Sennenhund.
  • 0:18 - 0:21
    Mein Ex-Mann und ich hatten ihn adoptiert.
  • 0:21 - 0:23
    Nach etwa sechs Monaten merkten wir,
  • 0:23 - 0:25
    dass er völlig durcheinander war.
  • 0:25 - 0:28
    Er litt unter lähmender Trennungsangst
  • 0:28 - 0:29
    und konnte nicht allein sein.
  • 0:29 - 0:33
    Einmal sprang er aus
    unserer Wohnung im 3. Stock.
  • 0:33 - 0:37
    Er fraß Stoff und andere Dinge,
    wie Recyclingmaterial.
  • 0:37 - 0:39
    Er jagte nichtexistierende Fliegen,
  • 0:39 - 0:41
    er litt an Halluzinationen.
  • 0:41 - 0:44
    Die Diagnose lautete Hunde-Zwangsstörung,
  • 0:44 - 0:47
    und das war nur die Spitze des Eisbergs.
  • 0:47 - 0:52
    Aber wie bei Menschen
  • 0:52 - 0:57
    merkt man manchmal
    erst nach sechs Monaten,
  • 0:57 - 1:00
    dass der geliebte Mensch Probleme hat.
  • 1:00 - 1:01
    (Lachen)
  • 1:01 - 1:05
    Wir würden jemanden, mit
    dem wir zusammen sind,
  • 1:05 - 1:07
    nicht in die Bar zurückbringen
  • 1:07 - 1:11
    oder den Freunden zurückgeben,
    die uns vorgestellt hatten,
  • 1:11 - 1:14
    oder ihn oder sie wieder bei
    Match.com anmelden.
  • 1:14 - 1:17
    (Lachen)
  • 1:17 - 1:19
    Wir lieben sie trotzdem,
  • 1:19 - 1:21
    und wir bleiben dran,
  • 1:21 - 1:25
    und so habe ich es auch
    mit meinem Hund gemacht.
  • 1:25 - 1:29
    Ich habe Biologie studiert
  • 1:29 - 1:33
    und habe einen Doktor
    in Wissenschaftsgeschichte vom MIT.
  • 1:33 - 1:35
    Hätte man mich vor 10 Jahren gefragt,
  • 1:35 - 1:38
    ob ein Hund, den ich liebe,
    oder irgendein Hund Emotionen hat,
  • 1:38 - 1:39
    hätte ich ja gesagt,
  • 1:39 - 1:44
    hätte aber bei Hunden
    Angststörungen, ein Rezept für Prozac
  • 1:44 - 1:47
    und einen Therapeuten
    nicht für möglich gehalten.
  • 1:47 - 1:51
    Aber ich war verliebt
    und erkannte, dass es möglich ist,
  • 1:51 - 1:53
    und dass der Versuch,
    meinem eigenen Hund zu helfen,
  • 1:53 - 1:56
    seine Panik und Angst zu überwinden,
  • 1:56 - 1:58
    mein Leben verändert
  • 1:58 - 2:01
    und mein Weltbild umgestürzt hat.
  • 2:01 - 2:03
    Ich verbrachte die
    letzen sieben Jahre damit,
  • 2:03 - 2:06
    psychische Krankheiten
    bei Tieren zu erforschen.
  • 2:06 - 2:07
    Gibt es so etwas bei Tieren,
  • 2:07 - 2:10
    und wenn ja, was bedeutet das für uns?
  • 2:10 - 2:13
    Aufgrund meiner Entdeckungen glaube ich,
  • 2:13 - 2:15
    dass Tiere daran leiden können
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    und dass das Feststellen psychischer
    Krankheiten bei Tieren helfen kann,
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    ihnen bessere Freunde zu sein
  • 2:21 - 2:25
    und uns selbst besser zu verstehen.
  • 2:26 - 2:29
    Reden wir kurz über die Diagnose.
  • 2:29 - 2:32
    Viele von uns denken,
    dass wir nicht wissen können,
  • 2:32 - 2:34
    was ein anderes Tier denkt,
  • 2:34 - 2:35
    und das ist wahr.
  • 2:35 - 2:38
    Aber es ist doch in jeder Beziehung so --
  • 2:38 - 2:40
    zumindest bei mir --
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    nur weil Sie Ihren Partner,
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    Eltern oder Kinder fragen,
    wie es ihnen geht,
  • 2:44 - 2:46
    können sie es nicht unbedingt sagen.
  • 2:46 - 2:47
    Vielleicht fehlen ihnen die Worte,
  • 2:47 - 2:49
    den Gefühlen Ausdruck zu verleihen
  • 2:49 - 2:51
    und vielleicht wissen sie es nicht.
  • 2:51 - 2:53
    Es ist ein relativ neues Phänomen,
  • 2:53 - 2:55
    zu glauben, mit jemandem
    reden zu müssen,
  • 2:55 - 2:57
    um seelisches Leid zu verstehen.
  • 2:57 - 2:59
    Vor dem frühen 20. Jahrhundert
  • 2:59 - 3:02
    haben Ärzte seelisches Leid bei Patienten
  • 3:02 - 3:05
    oft nur durch Beobachtung diagnostiziert.
  • 3:05 - 3:09
    Psychische Krankheiten bei Tieren
  • 3:09 - 3:11
    sind nicht so weit hergeholt.
  • 3:11 - 3:13
    Die häufigsten seelischen Störungen
  • 3:13 - 3:15
    in den USA sind
    Furcht- und Angststörungen.
  • 3:15 - 3:18
    Eigentlich sind Furcht und Angst
  • 3:18 - 3:22
    für Tiere sehr hilfreiche Emotionen.
  • 3:22 - 3:25
    Wir empfinden Furcht und Angst
    in gefährlichen Situationen.
  • 3:25 - 3:26
    Sobald wir so empfinden,
  • 3:26 - 3:29
    möchten wir uns von der Gefahr entfernen.
  • 3:29 - 3:34
    Das wird problematisch, wenn wir Angst
    und Furcht unnötigerweise empfinden.
  • 3:34 - 3:38
    Affektive Störungen können ebenfalls
  • 3:38 - 3:41
    die unglückliche Nebenwirkung
    des Daseins als fühlendes Tier sein.
  • 3:41 - 3:44
    Zwangsstörungen sind ebenfalls oft
  • 3:44 - 3:48
    der Ausdruck eines
    eigentlich gesunden Tierverhaltens:
  • 3:48 - 3:50
    sich sauber und gepflegt zu halten.
  • 3:50 - 3:53
    Es wird dann zur psychischen Krankheit,
  • 3:53 - 3:56
    wenn man zwanghaft
    die Hände oder Pfoten wäscht
  • 3:56 - 3:58
    oder ein so extremes Ritual entwickelt,
  • 3:58 - 4:00
    dass man nicht essen oder fressen kann,
  • 4:00 - 4:03
    ohne das Ritual durchgeführt zu haben.
  • 4:03 - 4:05
    Für Menschen gibt es in den USA
  • 4:05 - 4:08
    den “Diagnostischen und
    Statistischen Leitfaden”,
  • 4:08 - 4:10
    im Grunde genommen ein Atlas
  • 4:10 - 4:13
    der aktuell anerkannten
    psychischen Störungen.
  • 4:13 - 4:16
    Für andere Tiere haben wir YouTube.
  • 4:16 - 4:17
    (Lachen)
  • 4:17 - 4:20
    Hier ist eine Suche nach
    “OCD dog” [neurotischer Hund]
  • 4:20 - 4:22
    aber ich lege Ihnen allen ans Herz,
  • 4:22 - 4:25
    nach “OCD cat”
    [neurotische Katze] zu suchen.
  • 4:25 - 4:28
    Das Ergebnis wird Sie schockieren.
  • 4:28 - 4:33
    Hier nur zwei Beispiele:
  • 4:33 - 4:35
    Das ist ein Beispiel für Schatten-Jagen.
  • 4:35 - 4:39
    Ich weiß, es sieht lustig
    und irgendwie niedlich aus.
  • 4:39 - 4:42
    Das Problem ist jedoch, dass Hunde
    solche Zwänge entwickeln können
  • 4:42 - 4:45
    die sie dann den ganzen Tag ausführen.
  • 4:45 - 4:46
    Sie wollen nicht raus,
  • 4:46 - 4:48
    ihre Freunde nicht sehen,
  • 4:48 - 4:49
    sie wollen nicht fressen.
  • 4:49 - 4:51
    Sie entwickeln Fixierungen
  • 4:51 - 4:54
    wie etwa das zwanghafte
    Jagen des eigenen Schwanzes.
  • 4:54 - 4:58
    Hier das Beispiels eines
    Katers namens Gizmo.
  • 4:58 - 5:01
    Er sieht so aus, als ob er
    sein Revier beobachtet,
  • 5:01 - 5:04
    aber er tut dies täglich
    viele Stunden lang.
  • 5:04 - 5:08
    Er sitzt einfach da
    und bewegt die Jalousie
  • 5:08 - 5:09
    mit seiner Pfote.
  • 5:09 - 5:12
    Hier ein weiteres Beispiel
  • 5:12 - 5:13
    eines stereotypischen Verhaltens:
  • 5:13 - 5:16
    Dies ist ein Malayenbär
    im Oakland-Zoo namens Ting Ting.
  • 5:16 - 5:18
    Auf den ersten Blick
  • 5:18 - 5:20
    spielt Ting Ting scheinbar
    nur mit einem Stock.
  • 5:20 - 5:23
    Aber Ting Ting tut dies den ganzen Tag,
  • 5:23 - 5:24
    und wenn man genau hinsieht
  • 5:24 - 5:28
    und sich den Clip die gesamte
    halbe Stunde lang ansieht,
  • 5:28 - 5:30
    merkt man, dass er immer das Gleiche
  • 5:30 - 5:32
    in der gleichen Reihenfolge tut.
  • 5:32 - 5:35
    Er dreht den Stock jedes Mal
    auf die gleiche Weise.
  • 5:35 - 5:37
    Andere weitverbreitete Verhaltensweisen,
  • 5:37 - 5:39
    die man besonders bei Zootieren sieht,
  • 5:39 - 5:43
    sind Stereotypien wie
    hin und her gehen oder schaukeln.
  • 5:43 - 5:45
    Menschen tun das auch.
  • 5:45 - 5:47
    Wir schaukeln
  • 5:47 - 5:48
    und wir bewegen uns hin und her.
  • 5:48 - 5:50
    Viele von uns tun dies,
  • 5:50 - 5:52
    und manchmal beruhigt uns das.
  • 5:52 - 5:55
    Ich denke, das ist bei
    anderen Tieren auch oft so.
  • 5:55 - 5:56
    Aber andere Tiere zeigen nicht nur
  • 5:56 - 5:58
    stereotype Verhaltensweisen.
  • 5:58 - 6:02
    Das ist Gigi, ein Gorilla aus dem
    Franklin Park Zoo in Boston.
  • 6:02 - 6:04
    Sie hat einen Harvard-Psychiater
  • 6:04 - 6:08
    und wird unter anderem wegen
    einer affektive Störung behandelt.
  • 6:08 - 6:10
    Viele Tiere entwickeln
    affektive Störungen.
  • 6:10 - 6:13
    Viele Lebewesen -- wie etwa dieses Pferd --
  • 6:13 - 6:15
    verhalten sich selbstzerstörerisch.
  • 6:15 - 6:16
    Sie nagen an Gegenständen
  • 6:16 - 6:19
    oder tun etwas, das sie beruhigt,
  • 6:19 - 6:20
    obwohl es selbstzerstörerisch ist,
  • 6:20 - 6:25
    ähnlich wie manche Menschen,
    die sich selbst ritzen.
  • 6:25 - 6:27
    Rupfen.¶
  • 6:27 - 6:30
    Egal, ob man Fell, Federn oder Haut hat,
  • 6:30 - 6:33
    es ist möglich, sich zwanghaft zu rupfen.
  • 6:33 - 6:35
    Es gibt Studien an Papageien,
  • 6:35 - 6:38
    um Trichotillomanie -- zwanghaftes
    Ausreiβen der Haare --
  • 6:38 - 6:39
    bei Menschen zu verstehen.
  • 6:39 - 6:41
    Dies betrifft derzeit
    20 Millionen Amerikaner.
  • 6:41 - 6:44
    Laborratten rupfen sich ebenfalls.
  • 6:44 - 6:46
    Das nennt man Fellrupfen.
  • 6:46 - 6:50
    Die in den Konflikten im Irak und
    in Afghanistan eingesetzten Hunde
  • 6:50 - 6:52
    entwickeln eine hündische PTBS.
  • 6:52 - 6:54
    Sie haben nach Einsätzen Mühe,
  • 6:54 - 6:56
    ihr altes Leben wieder aufzunehmen.
  • 6:56 - 6:58
    Manchmal haben sie Angst
    vor bärtigen Männern
  • 6:58 - 7:01
    oder davor, in Autos zu springen.
  • 7:01 - 7:04
    Ich will jedoch vorsichtig sein
    und klarstellen:
  • 7:04 - 7:07
    Ich glaube nicht, dass eine hündische PTBS
  • 7:07 - 7:09
    dasselbe ist wie eine menschliche PTBS.
  • 7:09 - 7:11
    Aber ich glaube auch nicht,
  • 7:11 - 7:13
    dass meine PTBS wie Ihre ist,
  • 7:13 - 7:17
    oder dass meine Angst oder
    meine Traurigkeit wie Ihre ist.
  • 7:17 - 7:18
    Wir sind alle anders.
  • 7:18 - 7:21
    Jeder von uns ist verschieden anfällig.
  • 7:21 - 7:25
    Von zwei Hunden aus dem gleichen Haushalt,
  • 7:25 - 7:28
    die den gleichen Dingen ausgesetzt sind,
  • 7:28 - 7:31
    könnte einer eine lähmende
    Angst vor Motorrädern
  • 7:31 - 7:34
    oder eine Phobie vor dem
    Piepton der Mikrowelle entwickeln,
  • 7:34 - 7:36
    und der andere hat gar keine Probleme.
  • 7:36 - 7:39
    Die Leute fragen mich recht oft:
  • 7:39 - 7:42
    Machen die Menschen
    die anderen Tiere verrückt?
  • 7:42 - 7:46
    Oder wurden die Tiere
    schlecht behandelt oder gequält?
  • 7:46 - 7:51
    Tatsächlich sind wir
    sehr viel komplizierter.
  • 7:51 - 7:54
    Mir passiert jetzt oft etwas Groβartiges:
  • 7:54 - 7:57
    Vor kurzem habe ich ein Buch
    zu dem Thema veröffentlicht,
  • 7:57 - 8:03
    und wenn ich jetzt meine E-Mails öffne
    oder zu einer Lesung gehe,
  • 8:03 - 8:05
    selbst auf Cocktailpartys,
  • 8:05 - 8:09
    erzählen mir Menschen Geschichten
    von Tieren, die sie getroffen haben.
  • 8:09 - 8:11
    Vor kurzem zeigte bei
    einer Lesung in Kalifornien
  • 8:11 - 8:13
    eine Frau nach
    der Diskussion auf und sagte:
  • 8:13 - 8:17
    "Dr. Braitman, ich glaube,
    meine Katze hat PTBS.”
  • 8:17 - 8:20
    Ich sagte: "Warum?
    Erzählen Sie mir mehr darüber!”
  • 8:20 - 8:24
    Ihre Katze heiβt Ping
    und kam aus dem Tierheim.
  • 8:24 - 8:27
    Zuvor lebte sie bei einem älteren Mann.
  • 8:27 - 8:32
    Eines Tages erlitt er beim
    Staubsaugen einen Herzanfall und starb.
  • 8:32 - 8:35
    Eine Woche später wurde
    Ping in der Wohnung
  • 8:35 - 8:37
    neben der Leiche des Mannes gefunden.
  • 8:37 - 8:40
    Der Staubsauger lief noch immer.
  • 8:40 - 8:45
    Viele Monate lang, ich glaube bis
    zwei Jahre nach dem Zwischenfall,
  • 8:45 - 8:48
    konnte sie nicht im Haus bleiben,
    wenn jemand putzte.
  • 8:48 - 8:50
    Sie war buchstäblich ein Angsthase.
  • 8:50 - 8:52
    Sie versteckte sich im Wandschrank
  • 8:52 - 8:54
    und hatte keinerlei Selbstvertrauen.
  • 8:54 - 8:56
    Durch die liebevolle
    Unterstützung der Familie,
  • 8:56 - 8:59
    durch viel Zeit und Geduld,
  • 8:59 - 9:00
    wurde sie in drei Jahren
  • 9:00 - 9:03
    zu einer glücklichen,
    selbstsicheren Katze.
  • 9:03 - 9:06
    Das ist nur eine meiner Geschichten
    zu Trauma und Genesung.
  • 9:06 - 9:10
    Vor ein paar Jahren
    war ich zu Forschungen in Thailand.
  • 9:10 - 9:13
    Ich traf einen Affen namens Boonlua.
  • 9:13 - 9:15
    Als Boonlua ein Baby war,
  • 9:15 - 9:18
    wurde er von einem Rudel Hunde attackiert.
  • 9:18 - 9:22
    Sie rissen ihm beide Beine
    und einen Arm aus.
  • 9:22 - 9:25
    Boonlua schleppte sich zu einem Kloster,
  • 9:25 - 9:27
    wo die Mönche ihn aufnahmen.
  • 9:27 - 9:29
    Sie riefen einen Tierarzt,
    der ihn behandelte.
  • 9:29 - 9:32
    Schlussendlich landete Boonlua
  • 9:32 - 9:33
    in einer Elefantenanlage.
  • 9:33 - 9:37
    Die Wärter beschlossen,
    sich um ihn zu kümmern
  • 9:37 - 9:39
    und fanden heraus, was er mochte:
  • 9:39 - 9:43
    Pfefferminz-Mentos, Nashornkäfer und Eier.
  • 9:43 - 9:44
    Aber sie waren besorgt,
  • 9:44 - 9:46
    weil er als gesellige Kreatur einsam war.
  • 9:46 - 9:48
    Sie wollten ihn nicht zu Affen geben,
  • 9:48 - 9:49
    weil sie befürchteten,
  • 9:49 - 9:52
    dass er sich einarmig
    nicht wehren oder spielen könnte.
  • 9:52 - 9:55
    Also gaben sie ihm ein Kaninchen
  • 9:55 - 9:58
    und Boonlua war sofort ein neuer Affe.
  • 9:58 - 9:59
    Er war sehr glücklich mit dem Kaninchen.
  • 9:59 - 10:02
    Sie putzten einander
    und wurden enge Freunde.
  • 10:02 - 10:04
    Dann bekam das Kaninchen Junge
  • 10:04 - 10:07
    und Boonlua war
    noch glücklicher als zuvor.
  • 10:07 - 10:10
    Die Kaninchen hatten ihm
    einen Grund gegeben,
  • 10:10 - 10:11
    morgens aufzuwachen.
  • 10:11 - 10:13
    So viel Grund aufzuwachen,
  • 10:13 - 10:15
    dass er nicht mehr schlief.
  • 10:15 - 10:19
    Er war extrem fürsorglich
  • 10:19 - 10:20
    und hörte auf zu schlafen.
  • 10:20 - 10:21
    Manchmal nickte er etwas ein,
  • 10:21 - 10:23
    während er sich um sie kümmerte.
  • 10:23 - 10:26
    Er war so fürsorglich und
    liebevoll mit den Babys,
  • 10:26 - 10:30
    dass das Heim sie ihm
    schließlich wegnehmen musste.
  • 10:30 - 10:32
    Er war besorgt,
  • 10:32 - 10:34
    dass ihre Mutter ihnen wehtun könnte.
  • 10:34 - 10:36
    Danach waren die Plfeger besorgt,
  • 10:36 - 10:37
    dass er depressiv werden könnte.
  • 10:37 - 10:38
    Um dies zu vermeiden,
  • 10:38 - 10:41
    gaben sie ihm einen neuen Kaninchenfreund.
  • 10:41 - 10:45
    (Lachen)
  • 10:45 - 10:48
    Meiner Meinung nach
    wirkt er nicht depressiv.
  • 10:48 - 10:49
    (Lachen)
  • 10:49 - 10:54
    Etwas, was ich den Menschen
    klar machen will:
  • 10:54 - 10:57
    Sie können sich ruhig zutrauen,
  • 10:57 - 10:59
    über die Kreaturen, die Sie so gut kennen,
  • 10:59 - 11:01
    Vermutungen anzustellen.
  • 11:01 - 11:03
    Ob es um Ihren Hund geht,
  • 11:03 - 11:05
    oder Ihre Katze, oder
    Ihren einarmigen Affen,
  • 11:05 - 11:07
    es ist wichtig zu wissen:
  • 11:07 - 11:11
    Wenn Sie glauben, dass sie
    traumatisiert oder deprimiert sind,
  • 11:11 - 11:13
    haben Sie vielleicht recht.
  • 11:13 - 11:15
    Dies ist extrem antropomorph --
  • 11:15 - 11:18
    die Annahme menschlicher Eigenschaften
  • 11:18 - 11:22
    bei nicht-menschlichen Tieren oder Dingen.
  • 11:22 - 11:24
    Das ist aber, glaube ich, kein Problem.
  • 11:24 - 11:26
    Ich glaube, wir können es nicht vermeiden.
  • 11:26 - 11:29
    Wir können unser Hirn
    nicht aus unserem Kopf nehmen,
  • 11:29 - 11:31
    in ein Glas geben und dann verwenden,
  • 11:31 - 11:34
    um über das Denken
    anderer Tiere nachzudenken.
  • 11:34 - 11:36
    Wir bleiben immer ein Tier,
  • 11:36 - 11:39
    das über die Emotionen
    anderer Tiere nachdenkt.
  • 11:39 - 11:42
    Also ist die Frage:
    Vermenschlichen Sie gut --
  • 11:42 - 11:44
    oder schlecht?
  • 11:44 - 11:46
    Schlechtes Vermenschlichen
  • 11:46 - 11:48
    kommt nur allzu oft vor.
  • 11:48 - 11:50
    (Lachen)
  • 11:50 - 11:53
    Wie etwa, mit Ihren Corgis
    Hochzeit zu spielen
  • 11:53 - 11:55
    oder Wildtieren wegen einer
    "spirituellen Verbindung"
  • 11:55 - 11:57
    zu nahe zu kommen.
  • 11:57 - 11:59
    Da gibt es viele Beispiele.
  • 11:59 - 12:03
    Gute Vermenschlichung
    beruht jedoch darauf,
  • 12:03 - 12:06
    unsere Ähnlichkeit
    mit anderen Spezies zu akzeptieren
  • 12:06 - 12:09
    und sie dazu verwenden,
    Mutmaβungen anzustellen,
  • 12:09 - 12:12
    die auf Wissen über Gemütszustand
    und Erfahrungen anderer Tiere beruhen.
  • 12:12 - 12:15
    Es gibt einen ganzen Geschäftszweig,
  • 12:15 - 12:18
    der auf guter Vermenschlichung basiert --
  • 12:18 - 12:21
    die Psychopharmakologie.
  • 12:21 - 12:25
    Einer von fünf Amerikanern nimmt
    derzeit Psychopharmaka ein,
  • 12:25 - 12:28
    von Antidepressiva bis zu
    Medikamenten gegen Angst

  • 12:28 - 12:30
    und gegen Psychosen.
  • 12:30 - 12:36
    Wir verdanken dieses Arsenal
    von Psychopharmaka anderen Tieren.
  • 12:36 - 12:38
    Diese Medikamente wurden
    erst an Tieren getestet --
  • 12:38 - 12:42
    nicht nur auf Toxizität, sondern auch
    auf Auswirkungen auf das Verhalten.
  • 12:42 - 12:46
    Das beliebte Antipsychotikum Thorazine
  • 12:46 - 12:49
    entspannte zuerst Ratten,
    bevor es Menschen entspannte.
  • 12:49 - 12:51
    Das Beruhigungsmittel Librium
  • 12:51 - 12:55
    wurde in den 50er Jahren
    besonders feindseligen Katzen gegeben
  • 12:55 - 12:58
    und verwandelte sie in
    friedliche Stubentiger.
  • 12:58 - 13:02
    Selbst Antidepressiva wurden
    zuerst an Kaninchen getestet.
  • 13:02 - 13:05
    Heute geben wir diese Medikamente
  • 13:05 - 13:07
    anderen Tieren nicht nur,
    um sie zu testen,
  • 13:07 - 13:10
    sondern um sie zu behandeln.
  • 13:10 - 13:14
    Manchmal handeln wir ethisch,
    manchmal sehr viel weniger ethisch.
  • 13:14 - 13:18
    Sea World gibt
    Schwertwalmüttern Beruhigungsmittel,
  • 13:18 - 13:21
    wenn ihnen ihre Kälber
    weggenommen werden.
  • 13:21 - 13:23
    Viele Gorillas in Zoos
    bekommen Antipsychotika
  • 13:23 - 13:25
    und Beruhigunsmittel.
  • 13:25 - 13:28
    Aber Hunde wie mein Oliver
  • 13:28 - 13:31
    bekommen Antidepressiva
    und Beruhigungsmittel,
  • 13:31 - 13:33
    damit sie nicht mehr von Gebäuden springen
  • 13:33 - 13:35
    oder in den Straβenverkehr laufen.
  • 13:35 - 13:38
    Erst vor kurzem wurde in
    “Science” eine Studie veröffentlicht,
  • 13:38 - 13:40
    die zeigte, dass sogar Flusskrebse
  • 13:40 - 13:42
    auf Beruhigungsmittel reagieren.
  • 13:42 - 13:45
    Sie wurden mutiger und weniger ängstlich
  • 13:45 - 13:49
    und erkundeten eher ihre Umgebung.
  • 13:49 - 13:52
    Es ist nicht klar, wie viele Tiere
    diese Medikamente nehmen.
  • 13:52 - 13:56
    Aber ich kann Ihnen sagen:
    Die Pharmaindustrie für Tiere ist riesig
  • 13:56 - 13:57
    und wächst weiter.
  • 13:57 - 14:00
    Von 7 Mrd. Dollar im Jahr 2011
  • 14:00 - 14:06
    auf hochgerechnete 9,25 Mrd. 2015.
  • 14:06 - 14:10
    Manche Tiere nehmen die
    Medikamente lebenslang.
  • 14:10 - 14:14
    Anders ein Bonobo, der in
    einem Zoo in Milwaukee lebt:
  • 14:14 - 14:15
    Er nahm die Medikamente,
  • 14:15 - 14:18
    bis er anfing,
    seine Paxil-Dosis aufzuheben
  • 14:18 - 14:20
    und unter anderen Bonobos zu verteilen.
  • 14:20 - 14:25
    (Lachen) (Applaus)
  • 14:25 - 14:28
    Űber Psychopharmaka hinaus
  • 14:28 - 14:30
    gibt es viele, viele weitere
    Therapiemöglichkeiten
  • 14:30 - 14:33
    für andere Lebewesen
  • 14:33 - 14:36
    und manchmal kann Veterinärmedizin
  • 14:36 - 14:39
    der Humanmedizin sogar etwas beibringen.
  • 14:39 - 14:41
    Wenn Sie einen Hund, der beispielsweise
  • 14:41 - 14:43
    zwanghaft seinen eigenen Schwanz jagt,
  • 14:43 - 14:45
    zum Tierpsychologen bringen,
  • 14:45 - 14:48
    greift er nicht sofort zum Rezeptblock,
  • 14:48 - 14:51
    sondern fragt nach dem
    Leben des Hundes,
  • 14:51 - 14:54
    wie oft er hinauskommt,
  • 14:54 - 14:56
    wie viel Bewegung er bekommt,
  • 14:56 - 14:58
    und wie viel Zeit er
  • 14:58 - 15:00
    mit anderen Hunden
    und Menschen verbringt.
  • 15:00 - 15:02
    Sie fragen auch, welche Therapien,
  • 15:02 - 15:05
    insbesondere Verhaltenstherapien,
  • 15:05 - 15:07
    Sie mit dem Tier ausprobiert haben.
  • 15:07 - 15:10
    Diese Dinge helfen oft am meisten,
  • 15:10 - 15:13
    insbesondere in Kombination
    mit Psychopharmaka.
  • 15:13 - 15:15
    Ich glaube jedoch,
    dass das beste Heilmittel
  • 15:15 - 15:17
    besonders für gesellige Tiere
  • 15:17 - 15:20
    Zeit mit mit anderen
    geselligen Tieren ist.
  • 15:20 - 15:24
    Mir scheint oft, dass ich ein Helfer
  • 15:24 - 15:27
    für meinen eigenen Hund geworden bin.
  • 15:27 - 15:31
    Ich habe gesehen, dass Papageien
    das für Menschen tun,
  • 15:31 - 15:33
    Menschen für Papageien,
  • 15:33 - 15:34
    Hunde für Elefanten
  • 15:34 - 15:37
    und Elefanten für andere Elefanten.
  • 15:37 - 15:41
    Ich bekomme zum Thema
    ungewöhnliche Tierfreundschaften
  • 15:41 - 15:43
    viel aus dem Internet weitergeleitet.
  • 15:43 - 15:47
    Das ist auch bei Facebook
    ein groβes Thema.
  • 15:47 - 15:50
    Der Affe, der eine Katze adoptiert,
  • 15:50 - 15:54
    oder die deutsche Dogge,
    die das Kitz adoptiert,
  • 15:54 - 15:57
    oder die Kuh, die mit dem
    Schwein Freundschaft schlieβt.
  • 15:57 - 16:01
    Hätten Sie mich vor
    acht oder neun Jahren gefragt,
  • 16:01 - 16:04
    hätte ich gesagt, dass Sie
    total sentimental sind,
  • 16:04 - 16:07
    und Tiere auf die
    falsche Art vermenschlichen,
  • 16:07 - 16:10
    oder dass die Geschichten gestellt sind.
  • 16:10 - 16:13
    Jetzt kann ich Ihnen aber sagen,
    dass etwas dran ist.
  • 16:13 - 16:15
    Das gibt es wirklich.
  • 16:16 - 16:18
    Interessante Studien
    deuten auf Oxytocinwerte.
  • 16:18 - 16:21
    Oxytocin ist eine Art Bindungshormon,
  • 16:21 - 16:23
    das bei Sex oder beim Stillen
    ausgeschüttet wird,
  • 16:23 - 16:26
    oder wenn wir bei jemanden sind,
    den wir sehr mögen.
  • 16:26 - 16:28
    Oxytocinwerte steigen
    bei Menschen und bei Hunden,
  • 16:28 - 16:31
    die sich mögen oder gerne zusammen sind.
  • 16:31 - 16:33
    Darüber hinaus zeigen Studien,
  • 16:33 - 16:36
    dass Oxytocin sogar
    bei anderen Tierpaaren erhöht ist,
  • 16:36 - 16:39
    also zum Beispiel bei befreundeten
    Ziegen und Hunden.
  • 16:39 - 16:44
    Nach gemeinsamem Spiel
    waren ihre Werte stark erhöht.
  • 16:44 - 16:46
    Ein Freund hat mir gezeigt,
  • 16:46 - 16:49
    dass geistige Gesundheit
    in beide Richtungen geht.
  • 16:49 - 16:53
    Er heiβt Lonnie Hodge
    und ist ein Vietnamveteran.
  • 16:53 - 16:55
    Als er zurückkam, arbeitete
    er mit Menschen,
  • 16:55 - 16:58
    die Völkermord und Krieg überlebt hatten.
  • 17:00 - 17:02
    Er hatte PTBS und Höhenangst,
  • 17:02 - 17:04
    weil er sich in Vietnam über Abgründen
  • 17:04 - 17:06
    rückwärts aus Helikoptern abseilen musste.
  • 17:08 - 17:11
    Er bekam einen Partnerhund
    namens Gander, einen Labradoodle,
  • 17:11 - 17:14
    um ihm mit PTBS und Höhenangst zu helfen.
  • 17:14 - 17:17
    Hier sind die beiden bei
    ihrem ersten Treffen.
  • 17:17 - 17:20
    Toll, oder? Seither haben sie
  • 17:20 - 17:21
    viel Zeit zusammen verbracht
  • 17:21 - 17:26
    und besuchen andere Veteranen
    mit ähnlichen Problemen.
  • 17:26 - 17:29
    An der Beziehung zwischen
    den beiden ist sehr interessant,
  • 17:29 - 17:34
    dass Gander nach einigen Monaten
    Höhenangst entwickelte,
  • 17:34 - 17:38
    wahrscheinlich weil er
    Lonnie so genau beobachtet hatte.
  • 17:38 - 17:41
    Das Schöne daran: Er ist
    immer noch ein toller Partnerhund.
  • 17:41 - 17:44
    Wenn die beiden jetzt
    irgendwo hoch oben sind,
  • 17:44 - 17:47
    ist Lonnie so besorgt um Gander,
  • 17:47 - 17:52
    dass er vergisst, selbst Angst zu haben.
  • 17:53 - 17:58
    Ich habe so viele Geschichten ausgegraben
  • 17:58 - 18:01
    und habe jahrelang geforscht
  • 18:01 - 18:03
    und das hat mich verändert.
  • 18:03 - 18:08
    Ich betrachte Tiere nicht mehr
    als Vertreter ihrer Spezies,
  • 18:08 - 18:10
    sondern als Individuen
  • 18:10 - 18:14
    und als Wesen mit eigener Gefühlswelt,
  • 18:14 - 18:15
    die ihr Verhalten bestimmt
  • 18:15 - 18:18
    und ihre Reaktion
    auf ihre Umwelt beeinflusst.
  • 18:18 - 18:20
    Ich bin sicher, dass ich so
  • 18:20 - 18:23
    neugieriger und einfühlsamer geworden bin,
  • 18:23 - 18:26
    gegenüber Tieren, die mein Bett teilen,
  • 18:26 - 18:29
    oder die manchmal
    auf meinem Teller landen,
  • 18:29 - 18:31
    und auch gegenüber meinen Bekannten,
  • 18:31 - 18:34
    die an einer Angststörung leiden
  • 18:34 - 18:37
    und von Phobien und anderen
    Problemen geplagt werden.
  • 18:37 - 18:40
    Ich bin fest davon überzeugt:
  • 18:40 - 18:42
    Selbst wenn man nicht genau sagen kann,
  • 18:42 - 18:44
    was im Kopf eines Schweines,
  • 18:44 - 18:47
    Ihres Mopses oder ihres Partners vorgeht,
  • 18:47 - 18:49
    sollten Sie sich dennoch in sie einfühlen.
  • 18:49 - 18:53
    Das Beste, was wir für
    unsere Lieben tun können,
  • 18:53 - 18:56
    ist vielleicht, sie zu vermenschlichen.
  • 18:57 - 19:01
    Charles Darwins Vater sagte ihm einmal,
  • 19:01 - 19:04
    dass jeder einmal
    den Verstand verlieren kann.
  • 19:05 - 19:09
    Glücklicherweise können wir
    ihn oft wieder finden,
  • 19:09 - 19:11
    aber nur wenn wir einander helfen.
  • 19:11 - 19:13
    Danke schön.
  • 19:13 - 19:14
    (Applaus)
Title:
Deprimierte Hunde, neurotische Katzen – was Verrücktheit bei Tieren für uns Menschen bedeutet
Speaker:
Laurel Braitman
Description:

Hinter witzigen Tiervideos verstecken sich manchmal seltsam menschliche Probleme. Laurel Braitman studiert nicht-menschliche Tiere, die Anzeichen von psychischen Störungen zeigen – von zwanghaften Bären über selbstzerstörerische Ratten bis zu Affen mit ungewöhnlichen Freunden. Laurel Braitman stellt die Frage, was wir Menschen durch die Beobachtung von Tieren lernen können, die mit Depressionen, Traurigkeit und anderen, nur allzu menschlichen Problemen, fertig werden.

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Video Language:
English
Team:
closed TED
Project:
TEDTalks
Duration:
19:29

German subtitles

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