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Fröhliche Stadtkarten

  • 0:01 - 0:05
    Ich muss gestehen:
  • 0:05 - 0:13
    Als Wissenschaftler und Ingenieur
    lag mein Fokus jahrelang auf Effizienz.
  • 0:13 - 0:17
    Aber Effizienz kann zum Kult werden.
  • 0:17 - 0:20
    Heute möchte ich Ihnen
    von einer Reise erzählen,
  • 0:20 - 0:28
    die mich von diesem Kult weg
    in eine reichere Wirklichkeit führte.
  • 0:28 - 0:34
    Vor ein paar Jahren zog ich nach
    meinem PhD von London nach Boston.
  • 0:34 - 0:37
    Ich lebte in Boston und
    arbeitete in Cambridge.
  • 0:37 - 0:41
    In jenem Sommer
    kaufte ich mir ein Rennrad
  • 0:41 - 0:43
    und radelte damit
    jeden Tag zur Arbeit .
  • 0:43 - 0:46
    Ich benutzte mein Handy,
    um den Weg zu finden.
  • 0:46 - 0:50
    Es schickte mich über die
    Massachusetts Avenue,
  • 0:50 - 0:54
    das war der kürzeste Weg
    von Boston nach Cambridge.
  • 0:54 - 0:57
    Nachdem ich einen Monat lang
  • 0:57 - 1:00
    jeden Tag auf der dicht befahrenen
    Mass. Av. gefahren war,
  • 1:00 - 1:04
    nahm ich eines Tages eine andere Route.
  • 1:04 - 1:09
    Ich weiß gar nicht genau, warum ich
    damals diesen Umweg nahm.
  • 1:09 - 1:13
    Ich erinnere mich nur an die Überraschung,
  • 1:13 - 1:17
    eine Straße ohne Autos zu finden,
  • 1:17 - 1:21
    ein starker Kontrast zur
    überfüllten Mass. Avenue.
  • 1:21 - 1:26
    Sie war mit grünen Blättern
    und Bäumen gesäumt.
  • 1:26 - 1:32
    Doch nach meiner Überraschung
    empfand ich Scham.
  • 1:32 - 1:35
    Wie konnte ich so blind gewesen sein?
  • 1:35 - 1:37
    Einen ganzen Monat lang
  • 1:37 - 1:40
    hatte ich mich so auf meine App verlassen,
  • 1:40 - 1:43
    dass mein Weg zur Arbeit
    nur noch eine Bedeutung hatte:
  • 1:43 - 1:46
    der kürzeste Weg.
  • 1:46 - 1:49
    Dabei kam es mir
    nicht einmal in den Sinn,
  • 1:49 - 1:52
    die Straße zu genießen.
  • 1:52 - 1:53
    Ich hatte keine Freude an der Natur,
  • 1:53 - 1:57
    keine Möglichkeit den Menschen
    in die Augen zu schauen.
  • 1:57 - 1:59
    Und warum?
  • 1:59 - 2:04
    Um eine Minute an Weg zu sparen.
  • 2:04 - 2:08
    Ich frage Sie: Bin ich damit allein?
  • 2:08 - 2:14
    Wie viele von Ihnen haben noch nie eine
    App benutzt, um einen Weg zu finden?
  • 2:14 - 2:16
    Wahrscheinlich die meisten,
    wenn nicht alle.
  • 2:16 - 2:21
    Verstehen Sie mich nicht falsch,
    Karten-Apps sind großartig,
  • 2:21 - 2:24
    um Menschen zu ermutigen
    die Stadt zu erkunden.
  • 2:24 - 2:28
    Sie holen Ihr Handy heraus
    und wissen sofort, wohin Sie gehen.
  • 2:28 - 2:31
    Die App suggeriert jedoch auch,
  • 2:31 - 2:36
    dass es nur eine Handvoll
    Wege zum Ziel gibt.
  • 2:36 - 2:40
    Es hat die Macht,
    diese wenigen Routen
  • 2:40 - 2:45
    zu den einzig zielführenden zu machen.
  • 2:45 - 2:48
    Diese Erfahrung hat mich verändert.
  • 2:48 - 2:51
    Es geht in meiner Forschung nicht mehr
    um das klassische Daten-Suchen,
  • 2:51 - 2:55
    sondern darum, wie Menschen
    die Stadt erleben.
  • 2:55 - 2:58
    Ich benutze Computerprogramme,
  • 2:58 - 3:03
    um sozialwissenschaftliche Experimente
    auf Internetbasis nachzuahmen.
  • 3:03 - 3:08
    Ich bin fasziniert von der
    Schönheit und der Genialität
  • 3:08 - 3:11
    der traditionellen Sozialexperimente
  • 3:11 - 3:16
    von Jane Jacobs, Stanley Milgram
    und Kevin Lynch.
  • 3:16 - 3:20
    Das Ergebnis dieser Studien
    bestand aus neuen Karten,
  • 3:20 - 3:25
    auf denen Sie nicht nur
    den kürzesten, den blauen,
  • 3:25 - 3:28
    sondern auch den schönsten,
  • 3:28 - 3:30
    den roten Weg, finden.
  • 3:30 - 3:34
    Wie war das möglich?
  • 3:34 - 3:36
    Einstein hat einmal gesagt:
  • 3:36 - 3:39
    "Die Logik bringt dich von A nach B.
  • 3:39 - 3:42
    Die Vorstellungskraft
    bringt dich überall hin."
  • 3:42 - 3:44
    Mit ein wenig Vorstellungskraft
  • 3:44 - 3:46
    wollten wir also verstehen,
  • 3:46 - 3:50
    welche Stadtteile
    die Menschen schön finden.
  • 3:50 - 3:53
    An der Universität Cambridge
    habe ich mir mit Kollegen
  • 3:53 - 3:56
    ein einfaches Experiment ausgedacht.
  • 3:56 - 3:59
    Wenn ich Ihnen diese beiden
    Stadtbilder zeigen
  • 3:59 - 4:02
    und Sie fragen würde,
    welches Ihnen besser gefällt,
  • 4:02 - 4:06
    welches würden Sie aussuchen?
  • 4:06 - 4:09
    Seien Sie nicht schüchtern.
  • 4:09 - 4:12
    Wer sagt A? Wer sagt B?
  • 4:12 - 4:14
    Hervorragend!
  • 4:14 - 4:16
    Aufbauend auf dieser Idee
  • 4:16 - 4:18
    gründeten wir eine Plattform,
  • 4:18 - 4:19
    ein Webgame.
  • 4:19 - 4:22
    Den Spielern werden jeweils paarweise
    Stadtbilder gezeigt
  • 4:22 - 4:28
    und sie werden gebeten, die schöneren,
    ruhigeren und fröhlicheren auszusuchen.
  • 4:28 - 4:30
    Aufgrund tausender
    Nutzerbewertungen
  • 4:30 - 4:34
    konnten wir erkennen, wo
    es zu einem Konsens kam.
  • 4:34 - 4:37
    Es war uns möglich festzustellen,
  • 4:37 - 4:39
    welche Orte in einer Stadt
    Menschen fröhlich machen.
  • 4:39 - 4:42
    Nach dieser Arbeit
    kam ich zu den Yahoo Labs
  • 4:42 - 4:45
    und habe mit Luca und Rossano
    ein Team gebildet.
  • 4:45 - 4:48
    Zusammen haben wir die beliebtesten
    Orte Londons zusammengestellt
  • 4:48 - 4:52
    und eine neue Karte der Stadt erstellt.
  • 4:52 - 4:56
    Eine Karte, die die Emotionen
    der Menschen anspricht.
  • 4:56 - 5:00
    Auf dieser Karte ist es nicht nur möglich
  • 5:00 - 5:05
    den kürzesten Weg
    von A nach B zu erkennen,
  • 5:05 - 5:08
    sondern auch seine
    fröhlichsten Abschnitte,
  • 5:08 - 5:12
    seine schönsten und seine ruhigsten.
  • 5:12 - 5:16
    Testteilnehmer haben die fröhlichsten,
    schönsten und ruhigsten Wege
  • 5:16 - 5:20
    viel mehr genossen
    als den kürzesten Weg.
  • 5:20 - 5:26
    Dabei mussten sie nur ein paar Minuten
    Zeitverlust hinnehmen.
  • 5:26 - 5:30
    Die Teilnehmer liebten es,
    Orte mit Erinnerungen zu verbinden.
  • 5:30 - 5:35
    Gemeinsame Erinnerungen --
    hier war das alte BBC-Gebäude;
  • 5:35 - 5:40
    und persönliche Erinnerungen --
    hier gab ich meinen ersten Kuss.
  • 5:40 - 5:44
    Orte wurden auch am Geruch
    oder an Geräuschen wiedererkannt.
  • 5:44 - 5:47
    Was wäre, wenn wir
    ein Karten-Werkzeug hätten,
  • 5:47 - 5:52
    das die schönsten Routen
    nicht nur aufgrund der Ästhetik,
  • 5:52 - 5:56
    sondern auch anhand von Gerüchen,
    Klängen und Erinnerungen aussucht?
  • 5:56 - 6:00
    Genau in diese Richtung geht
    unsere Forschung gerade.
  • 6:00 - 6:06
    Meine Forschung versucht nämlich
    "den einzigen Weg" zu vermeiden,
  • 6:06 - 6:09
    damit den Menschen
    die Fülle an Erfahrungen
  • 6:09 - 6:12
    in ihrer Stadt nicht genommen wird.
  • 6:12 - 6:16
    Laufen Sie durch den Park,
    nicht durch das Parkhaus,
  • 6:16 - 6:18
    und Sie erleben einen ganz anderen Weg.
  • 6:18 - 6:21
    Benutzen Sie Wege,
    die voller Menschen sind, die Sie lieben,
  • 6:21 - 6:22
    und nicht voller Autos,
  • 6:22 - 6:24
    und Sie erleben
    einen ganz anderen Weg.
  • 6:24 - 6:27
    Es ist so einfach.
  • 6:27 - 6:30
    Ich möchte mit dieser Frage abschließen:
  • 6:30 - 6:32
    Erinnern Sie sich an die "Truman-Show?"
  • 6:32 - 6:35
    Es ist eine mediale Satire,
    in der eine reale Person nicht weiß,
  • 6:35 - 6:38
    dass sie in einer künstlichen Welt lebt.
  • 6:38 - 6:44
    Vielleicht leben wir in einer
    künstlichen Welt der Effizienz.
  • 6:44 - 6:47
    Schauen Sie sich Ihre täglichen
    Gewohnheiten an
  • 6:47 - 6:53
    und machen Sie es wie Truman im Film:
    Entkommen Sie der künstlichen Welt.
  • 6:53 - 6:55
    Warum?
  • 6:55 - 6:59
    Wenn Sie glauben,
    Abenteuer seien gefährlich,
  • 6:59 - 7:02
    versuchen sie es mit Routine.
    Sie ist tödlich.
  • 7:02 - 7:04
    Vielen Dank.
  • 7:04 - 7:07
    (Applaus)
Title:
Fröhliche Stadtkarten
Speaker:
Daniele Quercia
Description:

Karten-Apps helfen uns die schnellsten Routen zu finden. Was passiert aber, wenn wir diese Routen mal verlassen? Der Forscher Daniele Quercia zeigt uns in diesem Talk "Happy Maps", eine App, die uns nicht nur den kürzesten Weg zeigt, sondern auch den Weg, bei dem wir uns wohl fühlen werden.

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Video Language:
English
Team:
closed TED
Project:
TEDTalks
Duration:
07:20
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