Return to Video

Der selbstorganisierte Computerkurs

  • 0:04 - 0:07
    Das hier ist mein Großvater,
  • 0:07 - 0:08
    Salman Schocken,
  • 0:08 - 0:13
    der in eine arme, ungebildete
    Familie geboren wurde,
  • 0:13 - 0:16
    in der sechs Kinder
    versorgt werden mussten.
  • 0:16 - 0:20
    Als er 14 Jahre alt war,
    musste er die Schule abbrechen,
  • 0:20 - 0:24
    um die Familie mit zu versorgen.
  • 0:24 - 0:27
    Er kehrte nie an eine Schule zurück.
  • 0:27 - 0:31
    Stattdessen baute er ein glänzendes
  • 0:31 - 0:33
    Kaufhausimperium auf.
  • 0:33 - 0:37
    Salman war ein vollkommener Perfektionist,
  • 0:37 - 0:39
    und jedes seiner Kaufhäuser war ein Juwel
  • 0:39 - 0:41
    der Bauhaus-Architektur.
  • 0:41 - 0:44
    Er war auch der ultimative Autodidakt
  • 0:44 - 0:47
    und wie alles andere
    tat er das in großem Stil.
  • 0:47 - 0:50
    Er umgab sich mit einem Gefolge
  • 0:50 - 0:53
    von jungen, unbekannten Gelehrten
    wie Martin Buber,
  • 0:53 - 0:56
    Shai Agnon und Franz Kafka,
  • 0:56 - 0:59
    und bezahlte jedem von ihnen
    ein monatliches Gehalt,
  • 0:59 - 1:02
    damit sie in Ruhe schreiben konnten.
  • 1:02 - 1:07
    Doch in den späten Dreißigerjahren
    ahnte er, was geschehen würde.
  • 1:07 - 1:11
    Er floh zusammen mit seiner Familie
    aus Deutschland
  • 1:11 - 1:13
    und ließ alles zurück.
  • 1:13 - 1:16
    Da seine Kaufhäuser
    beschlagnahmt wurden,
  • 1:16 - 1:19
    beschäftigte er sich
    sein restliches Leben
  • 1:19 - 1:21
    mit Kunst und Kultur.
  • 1:21 - 1:23
    Dieser Schulabbrecher
  • 1:23 - 1:26
    starb im Alter von 82,
  • 1:26 - 1:30
    ein überragender Intellektueller,
    Mitbegründer und erster Generaldirektor
  • 1:30 - 1:32
    der Hebräischen Universität Jerusalem,
  • 1:32 - 1:34
    und Gründer von Schocken Books,
  • 1:34 - 1:37
    einem angesehenen Verlag, der später
  • 1:37 - 1:39
    von Random House erworben wurde.
  • 1:39 - 1:43
    Das ist die Macht des Selbststudiums.
  • 1:43 - 1:45
    Das sind meine Eltern.
  • 1:45 - 1:49
    Sie haben auch keine
    Hochschulausbildung genossen.
  • 1:49 - 1:53
    Sie waren zu beschäftigt damit,
    eine Familie und ein Land aufzubauen.
  • 1:53 - 1:57
    Genau wie Salman
    waren sie ihr ganzes Leben
  • 1:57 - 2:01
    beharrliche Autodidakten,
    und unser Zuhause war von oben bis unten
  • 2:01 - 2:05
    mit tausenden Büchern,
    Schallplatten und Kunstwerken gefüllt.
  • 2:05 - 2:08
    Ich erinnere mich recht lebhaft daran,
    wie mein Vater sagte,
  • 2:08 - 2:12
    dass wir uns erst, wenn
    jeder in der Nachbarschaft
  • 2:12 - 2:17
    einen Fernseher hat,
    ein Radio anschaffen. (Gelächter)
  • 2:17 - 2:20
    Und das bin ich,
  • 2:20 - 2:22
    ich wollte zuerst sagen,
    hier halte ich mein erstes Rechenbrett,
  • 2:22 - 2:25
    aber eigentlich halte ich etwas,
    das für meinen Vater
  • 2:25 - 2:28
    ein Ersatz für ein iPad war. (Gelächter)
  • 2:28 - 2:31
    Etwas, das ich von Zuhause mitbekam,
  • 2:31 - 2:34
    war die Idee, dass Lehrer nicht
    unbedingt unterrichten müssen.
  • 2:34 - 2:38
    Stattdessen können sie die Umgebung
    und die Mittel bereitstellen,
  • 2:38 - 2:43
    die zum Lernen motivieren.
  • 2:43 - 2:47
    Selbstunterricht, Selbstentdecken
    und Selbstbehauptung;
  • 2:47 - 2:50
    sind die Vorzüge einer tollen Ausbildung.
  • 2:50 - 2:54
    Ich möchte Ihnen jetzt eine Geschichte
    über einen Informatikkurs
  • 2:54 - 2:57
    im Selbststudium erzählen,
  • 2:57 - 3:01
    den ich mit meinem ausgezeichneten Kollegen
    Noam Nisan entwickelt habe.
  • 3:01 - 3:04
    Wie Sie auf den Bildern sehen können,
    waren Noam und ich
  • 3:04 - 3:07
    schon sehr früh
    für Grundprinzipien zu begeistern.
  • 3:07 - 3:09
    und im Lauf der Jahre,
    während wir immer mehr
  • 3:09 - 3:12
    über Wissenschaft und
    die Technologie lernten,
  • 3:12 - 3:15
    hat sich diese frühe Ehrfurcht
    vor den Grundlagen
  • 3:15 - 3:18
    nur verstärkt.
  • 3:18 - 3:21
    Also ist es nicht überraschend,
    dass wir uns vor ungefähr 12 Jahren,
  • 3:21 - 3:25
    Noam und ich waren bereits
    Informatikprofessoren,
  • 3:25 - 3:29
    beide über das gleiche Phänomen ärgerten.
  • 3:29 - 3:31
    Während die Computer
    immer komplexer wurden,
  • 3:31 - 3:35
    fingen unsere Studenten an, den Wald
    vor lauter Bäumen nicht mehr zu sehen.
  • 3:35 - 3:38
    Es ist fast unmöglich, sich mit der Seele
  • 3:38 - 3:40
    des Computers zu verbinden,
    wenn man
  • 3:40 - 3:44
    mit einem Black-Box-PC oder Mac
    kommuniziert, welcher in
  • 3:44 - 3:47
    mehrere Schichten geschlossene,
    firmeneigene Software verwendet.
  • 3:47 - 3:51
    Wir erkannten: Wenn wir wollen,
    dass unsere Studenten
  • 3:51 - 3:53
    die Funktionsweise
    von Computern verstehen
  • 3:53 - 3:56
    und sie sie bis ins Innerste
    verstehen sollen,
  • 3:56 - 3:57
    dann ist es vielleicht am besten,
  • 3:57 - 4:02
    sie einen kompletten, funktionierenden,
  • 4:02 - 4:06
    nutzbaren Computer bauen zu lassen,
    Hard- und Software,
  • 4:06 - 4:09
    von Grund auf, von Anfang an.
  • 4:09 - 4:13
    Wir mussten irgendwo anfangen,
  • 4:13 - 4:17
    also entschieden wir uns,
    sozusagen unsere Kathedrale
  • 4:17 - 4:20
    aus den kleinsten Bausteinen zu bauen;
  • 4:20 - 4:23
    diese nennt man NAND-Glieder.
  • 4:23 - 4:27
    Das sind nichts weiter
    als gewöhnliche Logik-Gatter
  • 4:27 - 4:30
    mit vier Ein- und Ausgangszuständen.
  • 4:30 - 4:33
    Also starteten wir unsere Reise,
    indem wir unseren Studenten sagten
  • 4:33 - 4:35
    dass Gott uns NAND gegeben hat --
    (Gelächter)
  • 4:35 - 4:39
    und uns sagte, wir sollen einen Computer bauen.
    Als wir ihn fragten wie,
  • 4:39 - 4:42
    sagte Gott: "Schritt für Schritt".
  • 4:42 - 4:45
    Diesem Rat folgend, starteten wir
  • 4:45 - 4:48
    mit diesem einfachen NAND-Gatter,
  • 4:48 - 4:50
    und zeigten unseren Studenten
    eine ausführliche Reihenfolge
  • 4:50 - 4:53
    von Projekten, durch die sie schrittweise
    einen Chipsatz bauen konnten,
  • 4:53 - 4:58
    eine Hardwareplattform, einen Assembler,
    eine virtuelle Maschine,
  • 4:58 - 5:01
    ein einfaches Betriebssystem
    und einen Compiler
  • 5:01 - 5:07
    für eine schlichte, Java-artige Sprache,
    die wir "JACK" nennen.
  • 5:07 - 5:10
    Die Studenten feierten
    am Ende ihre Meisterleistung,
  • 5:10 - 5:13
    indem sie JACK nutzten,
    um coole Spiele zu programmieren,
  • 5:13 - 5:16
    z. B. Pong, Snake und Tetris.
  • 5:16 - 5:19
    Können Sie sich
    das Vergnügen vorstellen,
  • 5:19 - 5:22
    ein Tetris zu spielen,
    das Sie in JACK geschrieben haben
  • 5:22 - 5:25
    und dann mit einem Compiler
    in Maschinensprache übersetzt haben,
  • 5:25 - 5:28
    die Sie auch selber geschrieben haben,
    und dann das Resultat zu sehen
  • 5:28 - 5:30
    auf einer Maschine,
    die Sie selbst gebaut haben
  • 5:30 - 5:34
    aus nichts als ein
    paar Tausend NAND-Gattern?
  • 5:34 - 5:37
    Es ist ein unglaublicher
    persönlicher Erfolg,
  • 5:37 - 5:42
    vom Grundbaustein
    zu einem fantastisch komplexen
  • 5:42 - 5:44
    und nutzbaren System zu gelangen.
  • 5:44 - 5:48
    Noam und ich arbeiteten fünf Jahre daran
  • 5:48 - 5:52
    und wir entwickelten die Werkzeuge
    und die Infrastruktur,
  • 5:52 - 5:55
    um den Studenten die Möglichkeit zu geben,
    dies in nur einem Semester zu bauen.
  • 5:55 - 5:59
    Und dies ist das wunderbare Team,
    das uns dabei geholfen hat.
  • 5:59 - 6:03
    Der Trick dabei war,
    den Aufbau des Computers
  • 6:03 - 6:06
    in mehrere Einzelschritte zu gliedern.
  • 6:06 - 6:10
    Jeder konnte einzeln beschrieben,
  • 6:10 - 6:15
    gebaut und getestet werden,
    unabhängig vom restlichen Projekt.
  • 6:15 - 6:18
    Noam und ich entschieden uns
    von Anfang an,
  • 6:18 - 6:22
    alle Bausteine im Internet
  • 6:22 - 6:23
    frei zur Verfügung zu stellen.
  • 6:23 - 6:28
    Chipspezifikationen, APIs,
    Entwurfbeschreibungen,
  • 6:28 - 6:32
    Software, Hardwaresimulatoren,
    CPU-Emulatoren
  • 6:32 - 6:35
    ein Haufen von hunderten Folien,
    Vorlesungen --
  • 6:35 - 6:37
    wir stellten alles ins Web,
  • 6:37 - 6:40
    und luden die ganze Welt ein,
  • 6:40 - 6:42
    das zu nehmen, was sie brauchten,
  • 6:42 - 6:44
    und damit zu tun, was sie wollten.
  • 6:44 - 6:48
    Und dann passierte etwas Faszinierendes.
  • 6:48 - 6:50
    Die Welt kam.
  • 6:50 - 6:53
    Und in kurzer Zeit waren
    tausende von Menschen dabei,
  • 6:53 - 6:55
    unsere Maschine zu bauen.
  • 6:55 - 6:59
    NAND2Tetris wurde
    einer der ersten MOOCs,
  • 6:59 - 7:02
    "immenser, offener Online-Kurs"
  • 7:02 - 7:04
    obwohl wir es vor 7 Jahren
    noch nicht so nannten:
  • 7:04 - 7:07
    "massive open online course".
  • 7:07 - 7:11
    Wir sahen zu,
    wie selbstorganisierte Kurse
  • 7:11 - 7:14
    aus dem Boden schossen,
  • 7:14 - 7:15
    unterstützt durch unsere Materialien.
  • 7:15 - 7:18
    Pramode C.E. beispielsweise,
  • 7:18 - 7:20
    ein Ingenieur aus Kerala in Indien,
  • 7:20 - 7:22
    organisierte Selbstlerngruppen,
  • 7:22 - 7:25
    die unseren Computer
    unter seiner Anleitung bauten.
  • 7:25 - 7:28
    Und Parag Shah,
    ein anderer Ingenieur aus Mumbai,
  • 7:28 - 7:31
    hat unser Projekt in kleinere,
  • 7:31 - 7:33
    besser überschaubare Teile gegliedert
    und bietet diese
  • 7:33 - 7:37
    in seinem Do-It-Yourself-
    Informatikunterricht an.
  • 7:37 - 7:40
    Die Leute, die an diesem Kurs
    Interesse zeigen,
  • 7:40 - 7:42
    haben normalerweise
    eine Hacker-Mentalität.
  • 7:42 - 7:44
    Sie wollen herausfinden,
    wie Dinge funktionieren
  • 7:44 - 7:46
    und sie wollen es gemeinsam tun,
  • 7:46 - 7:49
    wie dieser Hackerverein
    in Washington, D.C.,
  • 7:49 - 7:53
    der unser Material benutzt,
    um öffentliche Kurse anzubieten.
  • 7:53 - 7:56
    Und weil dieses Material leicht verfügbar
  • 7:56 - 7:58
    und open-source ist,
    können verschiedene Leute
  • 7:58 - 8:01
    es in viele verschiedene und
    überraschende Richtungen führen.
  • 8:01 - 8:04
    Zum Beispiel hat
    Yu Fangmin aus Guangzhou
  • 8:04 - 8:07
    die FPGA-Technologie benutzt,
  • 8:07 - 8:11
    um unseren Computer nachzubauen
    und in einem Videoclip zu zeigen,
  • 8:11 - 8:14
    wie das geht,
    während Ben Craddock ein sehr nettes
  • 8:14 - 8:18
    Computerspiel entwickelt hat,
    das sich in unserer
  • 8:18 - 8:23
    CPU-Architektur entfaltet.
    Es ist ein ziemlich komplexes
  • 8:23 - 8:25
    3D-Labyrinth, das Ben
  • 8:25 - 8:29
    mit einer 3D-Simulator-Engine
    für Minecraft entwickelt hat.
  • 8:29 - 8:32
    Die Minecraft-Community
    flippte total aus darüber,
  • 8:32 - 8:35
    und Ben wurde
    zu einer Medienberühmtheit.
  • 8:35 - 8:38
    Und tatsächlich ist das,
  • 8:38 - 8:42
    was man eine NAND2Tetris-Wallfahrt
    nennen könnte,
  • 8:42 - 8:45
    für einige Leute zu einer
    lebensverändernden Erfahrung geworden.
  • 8:45 - 8:48
    Nehmen wir beispielsweise Dan Rounds,
  • 8:48 - 8:51
    der in Michigan Musik und Mathe
    im Hauptfach studiert.
  • 8:51 - 8:55
    Vor einigen Wochen hinterließ Dan
    eine Siegesnachricht
  • 8:55 - 8:57
    auf unserer Webseite
    und ich möchte sie gern vorlesen.
  • 8:57 - 9:01
    Dies hat Dan gesagt:
  • 9:01 - 9:03
    "Ich habe den Kurs gemacht,
    weil es für mich wichtig ist,
  • 9:03 - 9:07
    einen Computer zu verstehen,
    genau wie Schreiben und Rechnen.
  • 9:07 - 9:10
    Und ich habe es geschafft. Ich habe
    noch nie so hart an etwas gearbeitet,
  • 9:10 - 9:13
    hatte noch nie eine
    so große Herausforderung.
  • 9:13 - 9:15
    Doch es hat mir gezeigt,
    wozu ich eigentlich fähig bin,
  • 9:15 - 9:17
    und ich würde es ganz bestimmt
    noch einmal tun.
  • 9:17 - 9:19
    Für alle, die NAND2Tetris
    in Betracht ziehen,
  • 9:19 - 9:23
    es ist ein harter Weg,
    doch er wird dich zutiefst verändern."
  • 9:23 - 9:28
    Dan verkörpert also die vielen Autodidakten,
  • 9:28 - 9:33
    die diesen Kurs im Internet
    auf eigene Faust gemacht haben,
  • 9:33 - 9:37
    aus eigener Initiative,
    und es ist einfach erstaunlich,
  • 9:37 - 9:42
    denn diesen Leuten sind Noten ganz und gar
  • 9:42 - 9:43
    egal.
  • 9:43 - 9:47
    Sie tun es aus einem einzigen Grund:
  • 9:47 - 9:50
    Sie haben die Leidenschaft zu lernen.
  • 9:50 - 9:52
    Und angesichts dessen
  • 9:52 - 9:57
    würde ich gerne einige Worte über das übliche
    Bewertungssystem am College sagen:
  • 9:57 - 9:59
    Ich habe es satt.
  • 9:59 - 10:01
    Wir sind besessen von Bewertungen,
  • 10:01 - 10:03
    weil wir besessen von Daten sind,
  • 10:03 - 10:07
    und doch nimmt die Notenvergabe
    den ganzen Spaß am Scheitern weg,
  • 10:07 - 10:10
    und ein riesiger Teil von Bildung
  • 10:10 - 10:11
    ist das Scheitern.
  • 10:11 - 10:14
    Mut ist laut Churchill
  • 10:14 - 10:17
    die Fähigkeit, von einer Niederlage
    zu einer anderen zu gelangen
  • 10:17 - 10:19
    ohne die Begeisterung zu verlieren.
    (Gelächter)
  • 10:19 - 10:23
    Und [Joyce] sagte, dass Fehler
  • 10:23 - 10:25
    die Tore zur Entdeckung sind.
  • 10:25 - 10:28
    Dennoch dulden wir keine Fehler
  • 10:28 - 10:29
    und verehren Noten.
  • 10:29 - 10:33
    Also sammeln wir
    eine "2+" und eine "1-"
  • 10:33 - 10:36
    und verwandeln sie
    in einen Durchschnittswert,
  • 10:36 - 10:38
    der einem auf die Stirn gestempelt wird,
  • 10:38 - 10:40
    und zusammenfasst, wer man ist.
  • 10:40 - 10:44
    Meiner Meinung nach haben wir es
    mit diesem Unsinn zu weit getrieben,
  • 10:44 - 10:46
    und die Bewertung mit Noten wurde
    zu einer Abwertung unserer selbst.
  • 10:46 - 10:51
    Angesichts dessen würde ich gerne
    einige Worte über Aufwertung sagen,
  • 10:51 - 10:56
    und ein wenig über
    mein neues Projekt erzählen.
  • 10:56 - 10:58
    Dieses Projekt ist anders als das vorherige,
  • 10:58 - 11:00
    aber beide fördern genau
    die gleichen Eigenschaften
  • 11:00 - 11:03
    des Selbstlernen, des Lernen durch Erfahren,
  • 11:03 - 11:06
    der Selbsterforschung und
    den Aufbau von Gemeinschaften.
  • 11:06 - 11:12
    Dieses Projekt beschäftigt sich
    mit Mathematik für alle Schulstufen,
  • 11:12 - 11:14
    angefangen bei der Vorschule.
  • 11:14 - 11:18
    Wir tun dies auf Tablet-PCs,
    weil wir glauben,
  • 11:18 - 11:23
    dass Mathe, so wie alles andere,
    praxisbezogen unterrichtet werden sollte.
  • 11:23 - 11:26
    Wir haben also im Wesentlichen
  • 11:26 - 11:30
    mehrere Mobile-Apps entwickelt, jede erklärt
  • 11:30 - 11:31
    ein bestimmtes mathematisches Konzept.
  • 11:31 - 11:35
    Nehmen wir beispielsweise
    den Flächeninhalt.
  • 11:35 - 11:37
    Wenn Sie mit einem Konzept
    wie Flächeninhalt zu tun haben --
  • 11:37 - 11:42
    wir stellen auch einige Werkzeuge
    zur Verfügung,
  • 11:42 - 11:45
    mit denen wir das Kind einladen
    zu experimentieren und so zu lernen.
  • 11:45 - 11:49
    Wenn uns also nun der Flächeninhalt interessiert,
    dann ist eine Möglichkeit,
  • 11:49 - 11:53
    die Fläche in gleichförmige Kästchen
    aufzuteilen
  • 11:53 - 11:57
    und dann zählt man einfach,
  • 11:57 - 12:01
    wie viele Kästchen man braucht,
    um die Fläche komplett auszufüllen.
  • 12:01 - 12:03
    Und mit dieser kleinen Aufgabe bekommt man
  • 12:03 - 12:07
    einen guten ersten Eindruck
    von der Idee der Flächen.
  • 12:07 - 12:09
    Weiter geht's, was ist
    der Flächeninhalt dieser Figur?
  • 12:09 - 12:14
    Wenn man jetzt versucht, sie in Kästchen
    aufzuteilen, funktioniert das nicht so einfach.
  • 12:14 - 12:16
    Stattdessen kann man mit diesen
  • 12:16 - 12:19
    verschiedenen Werkzeugen experimentieren
  • 12:19 - 12:21
    und es durch Versuch und Irrtum herausfinden.
  • 12:21 - 12:24
    Irgendwann erkennt man,
  • 12:24 - 12:27
    dass eine der vielen erlaubten
    möglichen Veränderungen
  • 12:27 - 12:30
    die folgende ist.
    Man kann die Figur zerschneiden,
  • 12:30 - 12:33
    man kann Teile verschieben,
    man kann sie zusammenkleben
  • 12:33 - 12:37
    und dann mit dem Aufteilen
    in Kästchen fortfahren wie vorher.
  • 12:37 - 12:42
    (Applaus)
  • 12:42 - 12:45
    Diese bestimme Veränderung
  • 12:45 - 12:49
    hat den Flächeninhalt
    der ursprünglichen Figur nicht geändert,
  • 12:49 - 12:51
    also hat ein Sechsjähriger, der damit spielt,
  • 12:51 - 12:54
    einen cleveren Algorithmus entdeckt,
  • 12:54 - 12:58
    um die Fläche von irgendeinem
    Parallelogramm zu berechnen.
  • 12:58 - 12:59
    Wir wollen die Lehrer übrigens nicht ersetzen.
  • 12:59 - 13:03
    Wir glauben, dass man die Lehrer ermutigen
    und nicht ersetzen sollte.
  • 13:03 - 13:06
    Was ist nun mit der Fläche eines Dreiecks?
  • 13:06 - 13:09
    Also, nach etwas unterstütztem
    Versuch und Irrtum
  • 13:09 - 13:13
    wird das Kind
    mit oder ohne Hilfe entdecken,
  • 13:13 - 13:16
    dass es die ursprüngliche Figur
    duplizieren kann,
  • 13:16 - 13:20
    diese Figur bewegen
  • 13:20 - 13:24
    und an das Original kleben und
    dann fortfahren wie bisher:
  • 13:24 - 13:31
    schneiden, verschieben, anfügen --
    uups -- anfügen und kleben
  • 13:31 - 13:33
    und in Kästchen aufteilen.
  • 13:33 - 13:37
    Diese Veränderung hat nun
    den doppelten Flächeninhalt
  • 13:37 - 13:41
    der Original-Figur und so
    haben wir gerade gelernt,
  • 13:41 - 13:44
    dass die Fläche des Dreiecks gleich groß ist
    wie die Fläche dieses Rechtecks
  • 13:44 - 13:47
    geteilt durch zwei.
  • 13:47 - 13:50
    Aber wir haben es
    durch Selbsterfahrung entdeckt.
  • 13:50 - 13:56
    Das Kind hat also nicht nur
    ein wenig sinnvolle Geometrie gelernt,
  • 13:56 - 14:01
    sondern wurde auch mit
    einigen ziemlich anspruchsvollen
  • 14:01 - 14:04
    wissenschaftlichen Strategien konfrontiert,
    wie die Reduzierung
  • 14:04 - 14:07
    also die Kunst,
  • 14:07 - 14:10
    eine komplizierte Aufgabe
    in eine einfachere umzuwandeln,
  • 14:10 - 14:13
    oder die Generalisierung,
    die im Zentrum aller
  • 14:13 - 14:16
    wissenschaftlichen Lehrfächer steht,
  • 14:16 - 14:18
    oder die Tatsache,
    dass manche Eigenschaften
  • 14:18 - 14:21
    nach bestimmten Veränderungen
    unverändert bleiben.
  • 14:21 - 14:24
    Und all das kann ein kleines Kind
  • 14:24 - 14:29
    mit einem solchen Mobile-App
    selbständig lernen,
  • 14:29 - 14:32
    im Moment tun wir also folgendes:
  • 14:32 - 14:36
    Zunächst teilen wir den Lehrplan
  • 14:36 - 14:39
    in viele dieser Apps auf.
  • 14:39 - 14:42
    Und da wir das nicht allein machen können,
  • 14:42 - 14:45
    haben wir ein schickes
    Autorenwerkzeug entwickelt,
  • 14:45 - 14:48
    das jeder Autor, also auch Eltern
    oder eigentlich jeder,
  • 14:48 - 14:50
    der ein Interesse
    an der Mathematikausbildung hat,
  • 14:50 - 14:54
    nutzen kann, um ähnliche Apps auf Tablet-PCs
  • 14:54 - 14:57
    zu entwickeln, ohne zu programmieren.
  • 14:57 - 15:00
    Und schließlich stellen wir
    ein sich anpassendes Ökosystem zusammen,
  • 15:00 - 15:03
    das verschiedenen Lernenden
  • 15:03 - 15:08
    je nach ihrem sich entwickelnden Lernstil
    verschiedene Apps zuordnet.
  • 15:08 - 15:11
    Die treibende Kraft hinter diesem Projekt
  • 15:11 - 15:14
    ist mein Kollege Shmulik London,
  • 15:14 - 15:17
    und, wie Sie sehen, genauso wie
  • 15:17 - 15:21
    es Salman vor ungefähr 90 Jahren tat,
  • 15:21 - 15:25
    besteht der Trick darin, sich mit
    hervorragenden Menschen zu umgeben,
  • 15:25 - 15:27
    denn am Ende
  • 15:27 - 15:29
    geht es nur um Menschen.
  • 15:29 - 15:33
    Vor einigen Jahren,
    als ich eine Rede in Tel Aviv hielt,
  • 15:33 - 15:35
    sah ich dieses Graffiti auf einer Wand,
  • 15:35 - 15:37
    und ich fand es so bedeutend,
  • 15:37 - 15:39
    dass ich es jetzt meinen Studenten zeige,
  • 15:39 - 15:42
    und jetzt will ich es auch Ihnen zeigen.
  • 15:42 - 15:43
    Ich weiß nicht,
    wie viele von Ihnen mit
  • 15:43 - 15:45
    dem jiddischen Ausdruck "mensch" vertraut sind.
  • 15:45 - 15:48
    Er bedeutet im Grunde menschlich zu sein,
  • 15:48 - 15:50
    und das Richtige zu tun.
  • 15:50 - 15:52
    Und so sagt dieses Graffiti:
  • 15:52 - 15:54
    "High-tech schmigh-tech.
  • 15:54 - 15:57
    Das Wichtigste ist,
    Mensch zu sein." (Gelächter)
  • 15:57 - 16:00
    Vielen Dank. (Applaus)
  • 16:00 - 16:05
    (Applaus)
Title:
Der selbstorganisierte Computerkurs
Speaker:
Shimon Schocken
Description:

Shimon Schocken und Noam Nisan entwickelten einen Lehrplan, durch den ihre Studenten einen Computer bauen konnten, Stück für Stück. Als sie den Kurs im Internet einstellten -- und damit Tools, Simulatoren, Chip-Spezifikationen und andere Bausteine frei zur Verfügung stellten, waren sie erstaunt, dass tausende von Menschen die Gelegenheit zum Lernen ergriffen und entweder alleine arbeiteten oder im ersten Massive Open Online Course (MOOCs) eigene Kurse organisierten. Ein Aufruf, die Noten zu vergessen und sich Zugang zur Selbstmotivation des Lernens zu verschaffen.

more » « less
Video Language:
English
Team:
closed TED
Project:
TEDTalks
Duration:
16:25
Angelika Lueckert Leon approved German subtitles for The self-organizing computer course
Angelika Lueckert Leon commented on German subtitles for The self-organizing computer course
Angelika Lueckert Leon edited German subtitles for The self-organizing computer course
Angelika Lueckert Leon edited German subtitles for The self-organizing computer course
Judith Matz accepted German subtitles for The self-organizing computer course
Judith Matz commented on German subtitles for The self-organizing computer course
Judith Matz edited German subtitles for The self-organizing computer course
Judith Matz edited German subtitles for The self-organizing computer course
Show all
  • "mit dem Broterwerb zu helfen" => Familien zu versorgen. (Ich mag eigentlich die bildliche Sprache, jedoch ist das hier wirklich nur eine Redewendung die sich ein wenig übersetzt anhört, daher hier mein Vorschlag.

    "wie entzückend" => Freude, Softwareentwickler empfinden Freude und sind nicht entzückt

  • den vorherigen Kommentar habe ich gar nicht geschrieben.. verstehe ich nicht.. weil mein Name deneben steht.
    Habe die Übersetzung angesehen und versucht, sie dem Flow des Sprechers anzupassen. Es soll ja gar nicht darum gehen, wortwörtlich zu übersetzen. Teilweise waren in der Übersetzung XXX zu finden, das waren Stellen, die etwas unglücklich waren. Habe ich ausgebügelt.

    Ich bin davon ausgegangen, daß meine Vorschläge an den Übersetzer zurückgehen. ..und das Video dann abgeschlossen werden kann.

    Freue mich auch über direkten Kontakt. [PM]

    Bestens, Torsten

  • Die Übersetzungsgeschichte hier ist ja sehr bewegt, also weiß ich nicht, wer da "rechtmäßig" als Übersetzer erwähnt werden sollte. Technisch gesehen ist es die letzte Person, die den Vortrag abschließt, falls jemand damit ein Problem hat, soll diese Person sich bitte nach VÖ bei mir melden.

    Generell, die direkte Übersetzung von "So,", "Well," etc in "Also," oder "Nun," lässt Übersetzungen sehr hölzern klingen und ich würde generell davon abraten.

  • Hallo zusammen,
    was lange währt ... GUT!
    Nur noch Folgendes:
    1:02 lt. Duden: Dreißigerjahre
    2:05 quite vividly – eher "recht lebhaft", als "noch sehr gut"
    2:07 / 3:37 würde den Artikel nie abtrennen
    4.01 nach Punkt wird hier kleingeschrieben. Hier sollte ein Komma hin.
    5:09 Wieder Punkt und danach Nebensatz kleingeschrieben
    10:23 Joyce-Zitat: an offizielle Übersetzung angelehnt
    12:44 + 14:24 wieder Punkt statt Komma vor Nebensatz

    Etc. kleinere Korrekturen (s. Revisions).

    LG, Angelika

German subtitles

Revisions