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Rebecca Onie: Was, wenn unser Gesundheitswesen uns gesund erhielte?

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    In meinem ersten Jahr am College
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    bewarb ich mich um ein Praktikum in der Abteilung für Wohnrecht
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    der Anwaltskanzlei "Greater Boston Legal Services".
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    An meinem ersten Tag, an dem ich nicht mehr erwartete,
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    als Kaffee zu kochen und Kopien zu machen,
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    wurde ich einem rechtschaffenen und zutiefst inspirierten Anwalt zugeteilt,
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    Jeff Purcell,
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    der mich ins kalte Wasser stieß und
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    vom ersten Moment an mit an die Front nahm.
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    Im Verlauf der nächsten neun Monate dann
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    bekam ich
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    die Möglichkeit, dutzende Gespräche
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    mit Bostoner Familien der unteren Einkommensschicht zu führen,
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    die zunächst mit Wohnrechtfragen an uns herangetreten waren,
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    bei näherem Hinsehen jedoch stets mit Gesundheitsproblemen zu tun hatten.
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    So zum Beispiel ein Klient,
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    dem der Rauswurf drohte, weil er seine Miete nicht bezahlt hatte.
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    Er hatte nur deshalb seine Miete nicht gezahlt,
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    weil er für seine HIV-Behandlung hatte zahlen müssen
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    und er sich beides schlichtweg nicht leisten konnte.
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    Wir wurden von Müttern aufgesucht:
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    die Tochter hatte Asthma
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    und wachte jeden Morgen in einer Kolonie Kakerlaken auf.
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    Für das Verfahren wandten wir dann die Strategie an,
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    dass ich in die Häuser dieser Klienten ging
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    mit großen Glasflaschen bewaffnet.
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    Ich sammelte die Kakerlaken,
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    klebte sie auf einen Flipchart
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    und brachte diese als Beweisstück mit zu Gericht.
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    Wir gewannen jedes einzelne Mal,
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    schlicht weil die Richter so angewidert waren.
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    Ich muss sagen: weitaus effektiver
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    als alles, das ich später im Jurastudium lernte.
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    Über diese neun Monate, die ich bei GBLS war,
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    wuchs jedoch meine Frustration darüber,
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    dass es schien, wir kämen erst zu spät ins Spiel
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    im Leben unserer Klienten –
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    wenn sie zu uns kamen,
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    war es bereits zu spät.
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    Zum Ende meines ersten Jahres am College
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    las ich einen Artikel über die Arbeit,
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    die Dr. Barry Zuckerman
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    am Lehrstuhl für Pädiatrie
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    des Boston Medical Center durchführte.
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    Sein erster Amtsakt war, einen Rechtsanwalt einzustellen,
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    um die Rechte seiner Patienten zu vertreten.
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    Ich rief Barry an
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    und marschierte mit seinem Segen im Oktober 1995
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    in das Wartezimmer
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    der Kinderklinik am Boston Medical Center.
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    Ich werde nie vergessen,
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    wie Cartoons in Dauerschleife über die Bildschirme rauschten.
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    Und die Erschöpfung der Mütter,
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    die zwei, drei, manchmal vier Busse hatten nehmen müssen,
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    um ihr Kind zum Arzt zu bringen,
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    war greifbar.
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    Die Ärzte, so schien es,
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    hatten nie wirklich genug Zeit für all ihre Patienten,
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    so sehr sie es auch versuchten.
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    Über die folgenden sechs Monate
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    knöpfte ich sie mir im Gang vor
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    und stellte ihnen die recht einfache, doch grundlegende Frage:
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    "Wenn Sie unbegrenzte Möglichkeiten hätten,
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    was wäre die eine Sache, die Sie Ihren Patienten geben würden?"
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    Und ich hörte dieselbe Geschichte immer und immer wieder,
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    eine Geschichte, die wir seitdem hunderte Male gehört haben.
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    Sie sagten: "Jeden Tag haben wir Patienten, die zu uns in die Klinik kommen –
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    ein Kind hat eine Mittelohrentzündung,
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    ich verschreibe Antibiotika.
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    Aber das eigentliche Problem ist, dass es kein Essen zu Hause gibt.
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    Das wahre Problem ist,
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    dass das Kind mit zwölf anderen Menschen
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    in einer Zwei-Zimmer-Wohnung zusammenlebt.
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    Und ich frage noch nicht einmal mehr nach diesen Problemen,
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    weil es nicht wirklich etwas gibt, das ich tun kann.
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    Ich habe 13 Minuten pro Patient.
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    Die Patienten stapeln sich im Wartezimmer.
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    Ich habe keine Ahnung, wo die nächste Suppenküche ist.
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    Und ich habe noch nicht einmal Unterstützung".
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    In diesem Krankenhaus gibt es – bis heute –
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    ganze zwei Sozialarbeiter
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    für 24.000 Pädiatrie-Patienten,
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    was jedoch besser ist als alles, was andere Kliniken haben.
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    Die Idee zu "Health Leads" entstand aus diesen Gesprächen –
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    ein einfaches Modell,
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    über das Ärzte und Krankenschwestern
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    nahrhafte Lebensmittel verschreiben können
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    sowie Heizungen im Winter
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    und andere grundlegende Dinge, die ihre Patienten brauchen,
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    genau so, wie sie Medikamente verschreiben würden.
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    Patienten kommen dann mit ihrem Rezept
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    zu unserem Schreibtisch im Wartezimmer der Klinik,
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    wo erfahrene Anwälte und Juristen in der Ausbildung
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    an der Seite dieser Familien arbeiten,
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    um sie in Verbindung zu bringen
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    mit den existierenden Ressourcen ihrer Gemeinde.
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    Also begannen wir mit einem Kartentisch im Wartezimmer der Klinik –
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    wie auf einem Kuchenbasar.
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    Heute haben wir gut tausend Anwaltsstudenten,
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    die für uns arbeiten und die fast 9.000 Patienten und ihre Familien
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    mit den Ressourcen versorgen, die sie für ihre Gesundheit benötigen.
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    Vor 18 Monaten dann
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    erhielt ich diese E-Mail, die mein Leben veränderte.
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    Die E-Mail kam von Dr. Jack Geiger,
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    der mir schrieb, um mir zu Health Leads zu gratulieren
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    und um, wie er mir sagte,
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    ein Stückchen historischen Kontextes zu teilen.
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    1965 gründete Dr. Geiger
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    eines der ersten zwei Gemeindezentren für Gesundheit in diesem Land,
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    in einer fürchterlich armen Gegend im Mississippi-Delta.
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    So viele seiner Patienten kamen in die Praxis
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    mit Anzeichen von Mangelernährung,
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    dass sie begannen, ihnen Lebensmitteln zu verschreiben.
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    Sie gingen mit diesen Rezepten in den nächsten Supermarkt,
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    der ihnen die benötigten Dinge gab
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    und sie vom Budget der Krankenhausapotheke abrechnete.
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    Als dies das Amt für Wirtschaftsförderung in Washington, D.C.,
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    das Geigers Klinik förderte,
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    herausfand,
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    waren sie wutentbrannt.
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    Sie schickten diesen Bürokraten vorbei,
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    der Geiger mitteilte, es würde von ihm erwartet, dass er ihr Geld
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    für medizinische Betreuung ausgebe,
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    worauf Geiger die so berühmte wie logische Antwort gab:
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    "Das letzte Mal, als ich in meine Lehrbücher geschaut habe,
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    war dort noch Essen die ideale Behandlung von Mangelernährung."
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    (Gelächter)
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    Als ich also diese E-Mail von Dr. Geiger bekam,
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    wusste ich, dass ich hätte stolz sein müssen,
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    Teil dieser Geschichte zu sein.
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    Aber die Wahrheit ist,
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    dass ich am Boden zerstört war.
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    Hier stehen wir,
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    45 Jahre, nachdem Geiger seinen Patienten Lebensmittel verschrieben hat,
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    und ich muss mir von Ärzten anhören:
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    "Bei solchen Problemen handeln wir nach der 'Frag niemanden, sag's niemandem' Strategie.
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    45 Jahre nach Geiger
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    muss Health Leads
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    die Verschreibung grundlegender Lebensmittel neu erfinden.
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    Also verbrachte ich Stunden um Stunden damit,
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    den Nutzen dieses Wiederholungsspiels aufzudecken.
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    Wie kann es sein, dass wir, wenn wir seit Jahrzehnten
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    ein absolut einfaches, direktes Mittel hatten, um Patienten –
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    besonders denen der unteren Einkommensschichten – bei Gesundheit zu halten,
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    dieses nicht nutzten?
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    Wenn wir wissen, was es für ein Gesundheitswesen,
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    statt eines Krankheitswesens, braucht,
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    warum setzen wir dies dann nicht einfach um?
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    Diese Fragen, die ich mir stelle,
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    sind nicht schwierig, weil die Antworten kompliziert sind;
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    sie sind schwierig, weil sie verlangen, dass wir ehrlich zu uns selbst sind.
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    Meiner Ansicht nach ist es fast zu schmerzhaft,
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    unsere Erwartungen an unser Gesundheitssystem zu äußern
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    oder gar zuzugeben, dass wir überhaupt welche haben.
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    Denn wenn wir dies täten,
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    wären sie so fern von
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    der tatsächlichen Lage.
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    Das ändert jedoch nicht meinen Glauben,
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    dass jeder, im tiefsten Inneren,
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    hier in diesem Raum und in diesem Land,
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    die gleichen Wünsche und Hoffnungen teilt.
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    Dass, wenn wir ehrlich sind
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    und still in uns hinein hören,
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    wir uns alle fest an
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    eine Hoffnung für unser Gesundheitswesen klammern:
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    dass es uns gesund hält.
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    Diese Erwartung, dass unser Gesundheitssystem uns gesund hält,
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    ist enorm kraftvoll.
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    Und so wie ich darüber denke,
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    ist das Gesundheitswesen ein System wie jedes andere.
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    Es ist nur eine Menge von Entscheidungen, die Menschen treffen.
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    Was wäre, wenn wir entschieden,
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    andere Entscheidungen zu treffen?
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    Was, wenn wir entschieden, uns alle Bestandteile des Gesundheitswesens,
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    die uns entglitten sind, vorzunehmen
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    und unerschütterlich "Nein" zu sagen,
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    "Diese Dinge gehören uns.
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    Sie werden für unsere Zwecke gebraucht.
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    Sie werden gebraucht, um
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    unsere Hoffnungen zu erfüllen."
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    Was, wenn alles, was wir zur Erfüllung
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    unserer Erwartungen ans Gesundheitswesen bräuchten,
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    direkt vor unserer Nase wäre,
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    nur darauf wartend, in Anspruch genommen zu werden?
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    Das war der Anfang von Health Leads.
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    Wir starteten mit einem Rezept-Block –
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    ein einfaches Stück Papier –
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    und wir fragten nicht, was Patienten brauchten, um gesund zu werden –
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    Antibiotika, ein Inhalationsgerät, Medikamente –
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    sondern was Patienten brauchten, um gesund zu sein
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    und gar nicht erst krank zu werden.
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    Und wir entschieden uns, Rezepte
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    zu diesem Zweck einzusetzen.
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    Nur ein paar Kilometer von hier
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    im Landeskinderkrankenhaus,
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    wenn Patienten in die Sprechstunde kommen,
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    werden ihnen ein paar Fragen gestellt.
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    Sie werden gefragt: "Gehen Ihnen die Lebensmittel zum Ende des Monats hin aus?
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    Haben Sie ein Dach über dem Kopf?"
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    Und zu Beginn jeder Untersuchung kennt der Arzt
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    Größe und Gewicht, sie weiß, ob Essen im Hause ist,
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    ob die Familie in einem Heim lebt.
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    Dies führt nicht nur zu besseren medizinischen Entscheidungen,
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    sondern der Arzt kann auch die benötigten Dinge für seine Patienten verschreiben
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    und Health Leads so benutzen wie jede andere Überweisung zu einem Spezialisten.
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    Das Problem ist, dass
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    wenn erst einmal Luft geschnuppert wurde, wie es ist,
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    seine Hoffnungen ans Gesundheitswesen umzusetzen,
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    man mehr will.
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    Also fragten wir uns, ob wir,
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    wenn wir einzelne Ärzte dazu bewegen könnten,
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    Grundlebensmittel an ihre Patienten zu verschreiben,
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    könnten wir das gesamte Gesundheitssystem
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    in seinen Grundannahmen verändern?
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    WIr wagten einen Versuch.
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    Heute wird am Harlem Hospital Center,
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    wenn sich Patienten mit einem erhöhten Body-Mass-Index vorstellen,
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    über die elektronische Krankenakte
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    automatisch ein Rezept für Health Leads ausgestellt.
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    Unsere Freiwilligen können dann die Patienten
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    mit Programmen für Ernährung und Sport in ihren Heimat-Gemeinden
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    vertraut machen.
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    Wir haben die Annahme geschaffen,
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    dass, wenn man Patient an diesem Krankenhaus ist
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    und einen erhöhten BMI aufweist,
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    die vier Wände der Arztpraxis
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    einem vermutlich nicht alles geben, was man braucht,
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    um gesund zu sein.
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    Sie brauchen mehr.
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    Also ist dies auf der einen Seite
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    nur eine einfache Umkodierung
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    der elektronischen Krankenakte.
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    Auf der anderen Seite
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    ist es eine radikale Transformation
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    der elektronischen Krankenakte
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    von einer statischen Ablage für Diagnoseinformationen
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    zu einem gesundheitsfördernden Werkzeug.
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    Im privaten Bereich,
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    wenn man diese Art zusätzlicher Werte
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    aus einer Investition mit Fixkosten herausquetscht,
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    nennt man dies ein Millionen-Dollar-Unternehmen.
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    Aber in meiner Welt
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    heißt das weniger Übergewicht und Diabetes.
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    Das nennt man Gesundheitspflege –
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    ein System, in dem Ärzte Lösungen verschreiben können,
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    um die Gesundheit zu verbessern
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    und nicht nur die Krankheit in Schach zu halten.
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    Gleiches gilt im Wartezimmer.
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    Jeden Tag sitzen in diesem Land
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    drei Millionen Patienten
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    in landesweit rund 150 000 Krankenhaus-Wartezimmern.
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    Und was tun sie, wenn sie dort sind?
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    Sie sitzen, beobachten die Goldfische im Aquarium
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    und lesen uralte Ausgaben
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    der "Modernen Hausfrau".
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    Hauptsächlich sitzen wir alle dort jedoch Ewigkeiten, wartend.
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    Wie sind wir an diesen Ort gekommen,
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    wo wir hunderte Flure und tausende Stunden dafür opfern
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    zu warten?
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    Was wäre, wenn wir ein Wartezimmer hätten,
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    in dem man nicht nur einfach herumsitzt, wenn man krank ist,
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    sondern in das man kommt, um gesund zu werden.
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    Wenn Flughäfen zu Einkaufszentren
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    und McDonald's zu Spielplätzen werden können,
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    dann können wir mit Sicherheit das Krankenhaus-Wartezimmer neu erfinden.
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    Und das versucht Health Leads,
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    diese Mieträume und diese Zeit zurück zu fordern
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    und sie als Weg zu nutzen,
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    Patienten mit den Ressourcen zu versorgen,
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    die sie benötigen, um gesund zu sein.
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    Es ist also ein harter Winter im Nordosten,
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    Ihr Kind hat Asthma, die Heizung wurde gerade abgestellt
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    und natürlich landen Sie im Wartezimmer der Notaufnahme,
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    denn die kalte Luft hat das Asthma Ihres Kindes verschlimmert.
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    Aber was, wenn, anstelle stundenlang ängstlich zu warten,
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    das Wartezimmer zu dem Raum würde,
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    in dem Health Leads Ihre Heizung wieder anstellen würde?
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    Und natürlich bedarf dies alles
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    einer weit reichenderen Arbeitskraft.
  • 10:46 - 10:49
    Wenn wir jedoch kreativ sind, haben wir diese bereits.
  • 10:49 - 10:51
    Wir wissen, dass unsere Ärzte und Krankenpfleger
  • 10:51 - 10:52
    und selbst Sozialarbeiter
  • 10:52 - 10:54
    nicht genug sind,
  • 10:54 - 10:56
    dass die ablaufende Zeit der Gesundheitsfürsorge
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    zu sehr einschränkt.
  • 10:57 - 10:59
    Gesundheit braucht einfach mehr Zeit.
  • 10:59 - 11:02
    Es bedarf einer nicht-klinischen Armee
  • 11:02 - 11:05
    an Sozialarbeitern im Gesundheitswesen und Fallmanagern
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    und vielen anderen.
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    Was, wenn ein kleiner Teil dieser nächsten geballten Gesundheitsarbeiterschaft
  • 11:09 - 11:13
    die 11 Millionen Studierenden dieses Landes wären?
  • 11:13 - 11:16
    Frei von Krankenhauspflichten,
  • 11:16 - 11:18
    nicht bereit, Nein als Antwort zu akzeptieren
  • 11:18 - 11:20
    seitens dieser Bürokraten,
  • 11:20 - 11:22
    die dazu neigen, Patienten zu erdrücken,
  • 11:22 - 11:24
    und mit einer unvergleichlichen Fähigkeit
  • 11:24 - 11:25
    zur Informationsbeschaffung
  • 11:25 - 11:28
    durch ihre jahrelange Nutzung von Google.
  • 11:28 - 11:31
    Nun, damit wir nicht glauben, es ist unmöglich,
  • 11:31 - 11:32
    dass ein Studierender freiwillig
  • 11:32 - 11:34
    diese Art von Verpflichtung eingehen kann,
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    habe ich das hier für Sie:
  • 11:36 - 11:38
    Hochschulbasketball
  • 11:38 - 11:42
    Der durchschnittliche Baskettballspieler der 1. NCAA-Liga
  • 11:42 - 11:45
    widmet wöchentlich 39 Stunden seinem Sport.
  • 11:45 - 11:48
    Wir können dies gut oder schlecht finden,
  • 11:48 - 11:50
    aber egal, was wir davon halten, bleibt es doch die Realität.
  • 11:50 - 11:52
    Und Health Leads gründet auf der Annahme,
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    dass für zu lange Zeit
  • 11:54 - 11:56
    wir zu wenig von unseren Studierenden gefordert haben
  • 11:56 - 12:00
    im Bezug auf ihren Einfluss in benachteiligten Gemeinden.
  • 12:00 - 12:01
    Sportteams von Unis sagen:
  • 12:01 - 12:03
    "Wir nehmen dutzende Stunden
  • 12:03 - 12:07
    auf irgendeinem Feld hintern Campus zu einer unchristlichen Zeit am Morgen
  • 12:07 - 12:10
    und wir messen deine Leistung und die deines Teams
  • 12:10 - 12:12
    und solltest du keine gute Leistung bringen oder nicht kommen,
  • 12:12 - 12:14
    schmeißen wir dich aus dem Team.
  • 12:14 - 12:16
    Aber wir werden groß investieren
  • 12:16 - 12:17
    in dein Training und deine Entwicklung
  • 12:17 - 12:20
    und wir geben dir eine Gemeinde von Gleichgesinnten."
  • 12:20 - 12:22
    Und die Menschen stehen Schlange,
  • 12:22 - 12:25
    nur um die Chance zu bekommen, Teil dessen zu werden.
  • 12:25 - 12:26
    Also ist unser Empfinden,
  • 12:26 - 12:28
    wenn es fürs Rugby-Team reicht,
  • 12:28 - 12:30
    dann reicht es auch für Gesundheit und Armut.
  • 12:30 - 12:33
    Health Leads praktiziert auch wettbewerbsfähige Rekrutierung,
  • 12:33 - 12:34
    bildet gründlich aus,
  • 12:34 - 12:36
    coacht professionell,
  • 12:36 - 12:38
    fordert eine große Menge Zeit ein,
  • 12:38 - 12:40
    schafft ein geschlossenes Team
  • 12:40 - 12:41
    und misst Ergebnisse –
  • 12:41 - 12:44
    eine Art Lehre für Amerika im Gesundheitswesen.
  • 12:44 - 12:46
    In den Top Ten US-Städten
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    mit der größten Zahl an Patienten
  • 12:48 - 12:52
    hat heute jede mindestens 20 000 Studierende.
  • 12:52 - 12:55
    New York allein hat eine halbe Million Studenten.
  • 12:55 - 12:58
    Und dies ist nicht nur eine Art Kurzzeit-Arbeitskraft,
  • 12:58 - 13:00
    um Patienten mit grundlegenden Lebensmitteln zu versorgen,
  • 13:00 - 13:04
    es ist die nächste Generation an Führungskäften für den Bereich Gesundheitswesen,
  • 13:04 - 13:06
    die zwei, drei, vier Jahre
  • 13:06 - 13:08
    in Krankenhaus-Wartezimmern verbracht haben
  • 13:08 - 13:12
    und mit Patienten über ihre grundlegendsten Bedürfnisse gesprochen haben.
  • 13:12 - 13:13
    Und sie verlassen diese mit der Überzeugung,
  • 13:13 - 13:15
    der Fähigkeit und der Wirksamkeit,
  • 13:15 - 13:19
    unsere grundlegendsten Hoffnungen im Gesundheitswesen in die Tat umzusetzen.
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    Und die Sache ist die: es gibt bereits tausende dieser Menschen dort draußen.
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    Mia Lozada ist Leiterin der Inneren Medizin
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    am UCSF Medical Center,
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    aber in den drei Jahren ihres Studiums
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    war sie als Voluntärin für Health Leads tätig
  • 13:31 - 13:34
    in den Wartezimmern des Boston Medical Center.
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    Mia sagt: "Wenn meine Studienkollegen ein Rezept ausstellen,
  • 13:38 - 13:40
    glauben sie, ihre Arbeit sei getan.
  • 13:40 - 13:42
    Wenn ich ein Rezept ausstelle,
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    frage ich mich, ob die Familie dieses Rezept lesen kann!
  • 13:44 - 13:46
    Haben sie Transportmöglichkeiten zur Apotheke?
  • 13:46 - 13:49
    Haben sie Essen, das sie mit ihren Medikamenten einnehmen können?
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    Haben sie eine Krankenversicherung, die die Kosten dieses Rezepts decken wird?
  • 13:51 - 13:53
    Dies sind die Fragen, die ich bei Health Leads gelernt habe,
  • 13:53 - 13:55
    nicht im Medizinstudium."
  • 13:55 - 13:57
    Nun ist keine dieser Lösungen –
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    der Rezeptblock, die elektronische Krankenakte,
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    das Wartezimmer,
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    die Armee an Studierenden –
  • 14:02 - 14:04
    perfekt.
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    Aber sie sind unsere Lösungen für den Moment –
  • 14:06 - 14:08
    einfache Beispiele
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    der viel zu wenig genutzten Gesundheitsressourcen,
  • 14:11 - 14:14
    die, würden wir zurückfordern und umstrukturieren,
  • 14:14 - 14:17
    unsere grundlegendsten Erwartungen
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    ans Gesundheitssystem erfüllen könnten.
  • 14:19 - 14:22
    Ich war circa neun Monate im Bereich Rechtsdienstleistungen tätig,
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    als sich die Idee zu Health Leads in mir zu formen begann.
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    Und ich wusste, dass ich Jeff Purcell, meinem Anwalt, sagen musste,
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    dass ich gehen musste.
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    Und ich war so nervös,
  • 14:30 - 14:33
    denn ich erwartete, dass er von mir enttäuscht sein würde,
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    weil ich unsere Klienten für eine verrückte Idee im Stich lassen wollte.
  • 14:36 - 14:38
    Ich setzte mich mit ihm zusammen und sagte ihm:
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    "Jeff, ich habe diese Idee,
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    dass wir Universitätsstudenten mobilisieren können,
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    um die einfachsten Pflegebedürfnisse von Patienten zu behandeln."
  • 14:45 - 14:47
    Ich will ehrlich sein,
  • 14:47 - 14:50
    alles, was ich von ihm wollte, war, dass er nicht böse auf mich sein würde.
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    Aber er sagte dies:
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    "Rebecca, wenn du eine Vision hast,
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    hast du die Verpflichtung, diese Vision in die Tat umzusetzen.
  • 14:59 - 15:02
    Du musst diese Vision verfolgen."
  • 15:02 - 15:05
    Und ich muss sagen, ich dachte nur "Wow.
  • 15:05 - 15:07
    Das ist ein hoher Erwartungsdruck."
  • 15:07 - 15:09
    Ich wollte nur seinen Segen,
  • 15:09 - 15:10
    ich wollte keine Form von Mandat.
  • 15:10 - 15:12
    Aber die Wahrheit ist, dass ich seitdem
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    fast jede freie Minute damit verbracht habe,
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    diese Vision zu verfolgen.
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    Ich glaube, dass wir alle eine Vision haben
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    für das Gesundheitssystem in diesem Land.
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    Ich glaube, dass letzten Endes,
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    wenn wir unser Gesundheitswesen bewerten,
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    es nicht an den Kranken, die geheilt wurden, gemessen wird,
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    sondern an den Krankheiten, die verhindert wurden.
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    Es wird nicht die Exzellenz unserer Technologien
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    oder die Raffinesse unsere Spezialisten sein,
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    sondern, wie selten wir diese benötigt haben.
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    Und vor allem glaube ich,
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    dass es uns bei der Bewertung unseres Gesundheitswesens
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    nicht darauf ankommen wird, wie das System einmal war,
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    sondern was wir daraus entschieden haben zu machen.
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    Danke schön.
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    Vielen Dank.
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    (Applaus)
Title:
Rebecca Onie: Was, wenn unser Gesundheitswesen uns gesund erhielte?
Speaker:
Rebecca Onie
Description:

Rebecca Onie wirft kühne Fragen auf: Was wäre, wenn Wartezimmer ein Ort wären, an denen täglich Gesundheit verbessert würde? Was wäre, wenn Ärzte Lebensmittel, Unterkunft und im Winter Heizungswärme verschreiben könnten? Bei TEDMED spricht sie über Health Leads, eine Organisation, die genau dies schafft – und zwar durch den Aufbau eines Freiwilligenstamms, so ausgesucht und engagiert wie ein Universitätssportteam.

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Video Language:
English
Team:
closed TED
Project:
TEDTalks
Duration:
16:34

German subtitles

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