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Andy Puddicombe: Zehn bewusste Minuten genügen schon

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    Wir leben in einer unglaublich geschäftigen Welt.
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    Die Geschwindigkeit des Alltags ist
    oft hektisch, unser Geist immer beschäftigt,
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    und wir machen immer irgendetwas.
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    Mit diesem Gedanken im Hinterkopf möchte ich
    Sie bitten, kurz darüber nachzudenken,
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    wann Sie sich das letzte Mal Zeit
    zum Nichtstun genommen haben?
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    Nur 10 ungestörte Minuten?
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    Und mit "Nichts" meine ich auch "Nichts".
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    Also keine E-Mails, keine SMS, kein Internet,
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    kein Fernsehen, keine Gespräche,
    kein Essen, kein Lesen,
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    noch nicht einmal ein Schwelgen in Erinnerungen
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    oder das Schmieden von Zukunftsplänen.
  • 0:32 - 0:36
    Einfach nichts tun.
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    Ich sehe eine Menge
    ausdrucksloser Mienen. (Lachen)
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    Sie müssten bestimmt
    sehr weit zurückdenken.
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    Das ist doch außergewöhnlich, oder?
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    Wir reden hier über unseren Geist.
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    Der Geist, unsere nützlichste
    und kostbarste Quelle,
  • 0:48 - 0:52
    durch den wir jeden einzelnen Moment
    unseres Lebens wahrnehmen,
  • 0:52 - 0:55
    der Geist, auf den wir uns verlassen,
  • 0:55 - 0:59
    um als Individuen glücklich, zufrieden
    und emotional stabil zu sein,
  • 0:59 - 1:01
    zugleich aber auch freundlich und bedacht
  • 1:01 - 1:05
    und rücksichtsvoll in unseren
    Beziehungen zu anderen.
  • 1:05 - 1:07
    Derselbe Geist hilft uns
  • 1:07 - 1:11
    konzentriert, kreativ, spontan zu sein,
  • 1:11 - 1:15
    und bei allem, was wir tun,
    das absolut Beste zu geben.
  • 1:15 - 1:19
    Und doch nehmen wir uns keine Auszeit,
    uns um ihn zu kümmern.
  • 1:19 - 1:22
    Wir verbringen mehr Zeit damit,
    uns um unsere Autos,
  • 1:22 - 1:24
    unsere Kleidung und
    unser Haar zu kümmern –
  • 1:24 - 1:27
    gut, vielleicht nicht unser Haar,
    aber Sie wissen, was ich meine.
  • 1:27 - 1:31
    Und in der Folge sind
    wir natürlich gestresst.
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    Sie wissen schon:
    Der Geist ist am Rotieren,
  • 1:34 - 1:36
    er dreht sich im Kreis, so viele
    schwierige, verwirrende Gefühle,
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    und wir wissen nicht genau,
    wie wir damit umgehen sollen
  • 1:41 - 1:46
    und sind dadurch leider so abgelenkt,
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    dass wir nicht mehr in der Welt,
    in der wir leben, präsent sind.
  • 1:50 - 1:54
    Wir verpassen die Dinge,
    die uns am wichtigsten sind,
  • 1:54 - 1:56
    und das Verrückte ist,
    dass jeder annimmt,
  • 1:56 - 1:59
    tja, so ist das Leben, also
    machen wir eben so weiter.
  • 1:59 - 2:02
    Aber so muss es nicht sein.
  • 2:02 - 2:04
    Ich war ungefähr 11, als ich
  • 2:04 - 2:06
    zu meinem ersten Meditationskurs ging.
  • 2:06 - 2:09
    Glauben Sie mir, er bestätigte
    alle erdenklichen Klischees:
  • 2:09 - 2:11
    im Lotussitz auf dem Fußboden sitzen,
  • 2:11 - 2:15
    Räucherstäbchen, Kräutertee,
    Vegetarier – das ganze Programm,
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    aber meine Mutter ging hin und
    ich war neugierig und ging mit.
  • 2:19 - 2:21
    Ich hatte auch ein paar
    Kung-Fu-Filme gesehen
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    und dachte heimlich, dass ich
    vielleicht Fliegen lernen kann,
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    aber ich war damals sehr jung.
  • 2:27 - 2:30
    Wie viele Leute,
    dachte ich mir,
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    als ich da saß, dass
    das Aspirin für den Geist ist.
  • 2:34 - 2:36
    Man hat Stress, man
    meditiert ein bisschen.
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    Ich hatte nie darüber nachgedacht,
    dass es auch präventiv sein kann,
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    bis ich etwa 20 war
    und in meinem Leben
  • 2:42 - 2:45
    Schlag auf Schlag eine Reihe
    von Dingen passierte,
  • 2:45 - 2:49
    wirklich gravierende Dinge, die
    mein Leben auf den Kopf stellten,
  • 2:49 - 2:52
    und plötzlich hatte ich
    den Kopf voller Gedanken,
  • 2:52 - 2:56
    voller komplizierter Gefühle,
    mit denen ich nicht umzugehen wusste.
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    Immer, wenn ich eins unterdrückte,
  • 2:58 - 2:59
    kam ein anderes einfach wieder hoch.
  • 2:59 - 3:02
    Diese Zeit war sehr stressig.
  • 3:02 - 3:05
    Ich vermute, wir gehen mit Stress
    alle unterschiedlich um.
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    Einige Leute vergraben
    sich in ihrer Arbeit,
  • 3:08 - 3:11
    dankbar für die Ablenkung.
  • 3:11 - 3:14
    Andere wenden sich an ihre Freunde
    oder Familie mit der Bitte um Unterstützung.
  • 3:14 - 3:18
    Einige greifen zur Flasche
    oder nehmen Medikamente.
  • 3:18 - 3:21
    Meine Art, damit umzugehen,
    war ein Mönch zu werden.
  • 3:21 - 3:24
    Also brach ich mein Studium ab
    und reiste in den Himalaya.
  • 3:24 - 3:28
    Ich wurde ein Mönch und fing an,
    das Meditieren zu erlernen.
  • 3:28 - 3:32
    Ich werde oft gefragt,
    was ich damals gelernt habe.
  • 3:32 - 3:35
    Na ja, es hat die Dinge
    natürlich verändert.
  • 3:35 - 3:37
    Seien wir ehrlich,
    als Mönch im Zölibat zu leben
  • 3:37 - 3:39
    verändert schon ein paar Dinge.
  • 3:39 - 3:42
    Aber es ging weit darüber hinaus.
  • 3:42 - 3:44
    Es lehrte mich – es verlieh mir
    eine höhere Wertschätzung
  • 3:44 - 3:48
    und Verständnis für
    den gegenwärtigen Augenblick.
  • 3:48 - 3:51
    Ich meine damit, sich nicht
    in Gedanken zu verlieren,
  • 3:51 - 3:54
    nicht abgelenkt zu werden,
  • 3:54 - 3:57
    nicht von schwierigen Gefühlen
    überwältigt zu werden,
  • 3:57 - 4:01
    sondern stattdessen zu lernen,
    im Hier und Jetzt zu sein,
  • 4:01 - 4:04
    sich seiner bewusst zu sein,
    präsent zu sein.
  • 4:04 - 4:08
    Der gegenwärtige Augenblick
    wird so unterschätzt.
  • 4:08 - 4:12
    Es klingt so normal, jedoch
    verbringen wir so wenig Zeit
  • 4:12 - 4:15
    im gegenwärtigen Augenblick,
    dass es alles andere als normal ist.
  • 4:15 - 4:18
    Einer kürzlich erschienenen
  • 4:18 - 4:21
    Harvard-Studie zufolge
    verliert sich unser Geist
  • 4:21 - 4:24
    durchschnittlich fast
    47 % der Zeit in Gedanken.
  • 4:24 - 4:27
    47 Prozent.
  • 4:27 - 4:30
    Zugleich ist dieses ständige Gedankenkreisen
  • 4:30 - 4:33
    auch eine direkte Ursache fürs Unglücklichsein.
  • 4:33 - 4:37
    Nun, wir haben eine begrenzte Zeit auf der Erde,
  • 4:37 - 4:42
    und dann auch noch das halbe Leben
    in Gedanken versunken
  • 4:42 - 4:44
    und möglicherweise ziemlich unglücklich zu sein,
  • 4:44 - 4:46
    keine Ahnung, das ist doch
    eigentlich ziemlich tragisch,
  • 4:46 - 4:50
    besonders, wenn man
    etwas dagegen tun kann,
  • 4:50 - 4:53
    wenn es eine positive,
    angewandte, ausführbare
  • 4:53 - 4:56
    und wissenschaftlich erwiesene Methode gibt,
  • 4:56 - 4:58
    die es unserem Geist erlaubt, gesünder,
  • 4:58 - 5:03
    achtsamer und weniger abgelenkt zu sein.
  • 5:03 - 5:05
    Und das Schöne daran ist: Obwohl man
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    dafür nur ungefähr 10 Minuten pro Tag braucht,
  • 5:07 - 5:11
    beeinflusst es unser ganzes Leben.
  • 5:11 - 5:13
    Aber zuerst müssen wir wissen, wie es geht.
  • 5:13 - 5:16
    Wir brauchen eine Übung.
    Rahmenbedingungen,
  • 5:16 - 5:17
    um zu lernen, wie man
    achtsamer wird.
  • 5:17 - 5:19
    Das, im Wesentlichen,
    ist Meditation.
  • 5:19 - 5:21
    Wir machen uns mit
    dem Augenblick bekannt.
  • 5:21 - 5:24
    Aber wir müssen auch
    wissen, wie wir es richtig
  • 5:24 - 5:26
    angehen, um das Beste
    herauszuholen.
  • 5:26 - 5:29
    Dafür gibt es diese hier, falls Sie
    sich schon gefragt haben,
  • 5:29 - 5:32
    denn die meisten Leute nehmen an,
  • 5:32 - 5:34
    dass es beim Meditieren darum geht,
    Gedanken anzuhalten,
  • 5:34 - 5:38
    Gefühle loszuwerden,
    den Geist zu kontrollieren,
  • 5:38 - 5:40
    aber eigentlich ist es ganz anders.
  • 5:40 - 5:43
    Es geht vielmehr darum,
    einen Schritt zurück zu machen,
  • 5:43 - 5:45
    die Gedanken klarer wahrzunehmen,
  • 5:45 - 5:48
    ihr Kommen und Gehen zu erleben,
    das Kommen und Gehen von Gefühlen,
  • 5:48 - 5:53
    ohne sie zu beurteilen, aber mit
    einem entspannten, konzentrierten Geist.
  • 5:53 - 5:56
    Wenn ich mich beispielsweise jetzt
  • 5:56 - 5:59
    zu sehr auf die Bälle
    konzentriere, kann ich mich
  • 5:59 - 6:01
    nicht entspannen und
    zugleich mit Ihnen reden.
  • 6:01 - 6:03
    Entspanne ich mich gleichermaßen
    zu sehr beim Gespräch,
  • 6:03 - 6:06
    kann ich mich nicht auf die Bälle
    konzentrieren und lasse sie fallen.
  • 6:06 - 6:10
    Nun gibt es im Leben und
    in der Meditation Zeiten,
  • 6:10 - 6:12
    wenn der Fokus etwas zu intensiv wird
  • 6:12 - 6:17
    und das Leben sich ungefähr so anfühlt.
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    Eine sehr unangenehme Art,
    sein Leben zu führen,
  • 6:19 - 6:21
    wenn man sich so verspannt und gestresst fühlt.
  • 6:21 - 6:24
    Zu anderen Zeiten nehmen wir vielleicht
    den Fuß etwas zu sehr vom Gas
  • 6:24 - 6:26
    und alles fühlt sich
    eher ein bisschen so an.
  • 6:26 - 6:29
    In der Meditation
    – (Schnarchen) –
  • 6:29 - 6:31
    schlafen wir dann natürlich ein.
  • 6:31 - 6:34
    Also suchen wir nach Gleichgewicht,
    konzentrierter Entspannung,
  • 6:34 - 6:37
    bei der wir die Gedanken kommen
    und gehen lassen können,
  • 6:37 - 6:40
    ohne darin verwickelt zu werden.
  • 6:40 - 6:43
    Nun, wenn wir lernen, achtsam zu sein,
  • 6:43 - 6:46
    werden wir normalerweise von
    einem Gedanken abgelenkt.
  • 6:46 - 6:48
    Angenommen, das ist
    ein beunruhigender Gedanke.
  • 6:48 - 6:50
    Alles läuft gut und plötzlich sehen wir
    diesen beunruhigenden Gedanken
  • 6:50 - 6:53
    und denken: "Oh, wusste gar nicht,
    dass mich das beunruhigt."
  • 6:53 - 6:55
    Man kommt auf ihm zurück,
    wiederholt ihn. "Oh, beunruhigend.
  • 6:55 - 6:58
    Ich bin wirklich beunruhigt.
    Mensch, so viele Sorgen."
  • 6:58 - 7:00
    Und ehe man sich's versieht,
  • 7:00 - 7:04
    machen wir uns Sorgen,
    dass wir uns Sorgen machen.
  • 7:04 - 7:07
    Das ist doch verrückt.
    Das tun wir ständig,
  • 7:07 - 7:09
    selbst im Alltag.
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    Erinnern Sie sich
    mal daran, als Sie
  • 7:12 - 7:14
    das letzte Mal einen
    wackligen Zahn hatten.
  • 7:14 - 7:17
    Sie wissen, er wackelt,
    und Sie wissen, er tut weh.
  • 7:17 - 7:20
    Und was machen Sie
    alle 20-30 Sekunden?
  • 7:20 - 7:26
    (Murmelt) Er tut wirklich weh.
    Wir verstärken es nur noch, oder?
  • 7:26 - 7:28
    Wir sagen es uns immer wieder
  • 7:28 - 7:30
    und tun es die ganze Zeit.
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    Nur wenn wir lernen, den Geist
    auf diese Art zu beobachten,
  • 7:33 - 7:36
    können wir gleichzeitig diese Geschichten
    und Gedankenmuster loslassen.
  • 7:36 - 7:39
    Wenn Sie sich aber hinsetzen
    und den Geist so beobachten,
  • 7:39 - 7:41
    sehen Sie vielleicht
    viele verschiedene Muster.
  • 7:41 - 7:44
    Sie treffen vielleicht
    auf einen Geist, der ruhelos ist –
  • 7:44 - 7:46
    die ganze Zeit.
  • 7:46 - 7:49
    Seien Sie nicht überrascht,
    falls Sie Aufregung verspüren,
  • 7:49 - 7:53
    wenn Sie sich zum Nichtstun hinsetzen
    und Ihr Geist sich so anfühlt.
  • 7:53 - 7:55
    Vielleicht finden Sie
    einen sehr abgestumpften,
  • 7:55 - 7:57
    langweiligen, fast mechanischen Geist vor
  • 7:57 - 7:59
    und es scheint so,
    als ob Sie aufstehen,
  • 7:59 - 8:03
    arbeiten gehen, essen,
    schlafen, aufstehen, arbeiten.
  • 8:03 - 8:05
    Oder es ist ein winziger Gedanke,
    der an Ihnen nagt,
  • 8:05 - 8:10
    der immerzu im Kopf
    seine Kreise dreht.
  • 8:10 - 8:14
    Was es auch ist,
    Meditation bietet
  • 8:14 - 8:18
    die Gelegenheit, die Möglichkeit,
    zurückzutreten
  • 8:18 - 8:20
    und eine andere Perspektive einzunehmen,
  • 8:20 - 8:25
    um zu sehen, dass die Dinge nicht immer
    so sind, wie sie scheinen.
  • 8:25 - 8:27
    Wir können nicht
  • 8:27 - 8:31
    jede Einzelheit ändern,
    die uns im Leben widerfährt,
  • 8:31 - 8:34
    aber wir können die Art und
    Weise ändern, wie wir sie erleben.
  • 8:34 - 8:38
    Das ist das Potenzial von
    Meditation, von Achtsamkeit.
  • 8:38 - 8:41
    Es bedarf keiner Räucherstäbchen
  • 8:41 - 8:43
    und man muss auch nicht
    auf dem Fußboden sitzen.
  • 8:43 - 8:46
    Man braucht einfach nur
    zehn Minuten am Tag,
  • 8:46 - 8:50
    in denen man einen Schritt zurück tritt
    und sich dem Augenblick widmet,
  • 8:50 - 8:53
    um so eine bessere Wahrnehmung
  • 8:53 - 8:57
    der Konzentration, Ruhe und
    Klarheit im Leben zu bekommen.
  • 8:57 - 9:04
    Vielen Dank.
    (Applaus)
Title:
Andy Puddicombe: Zehn bewusste Minuten genügen schon
Speaker:
Andy Puddicombe
Description:

Wann haben Sie das letzte Mal ganze zehn Minuten lang absolut nichts getan? Keine SMS, keine Gespräche, keine Gedanken? Andy Puddicombe, Experte im bewussten Sein, beschreibt die transformative Kraft genau dessen: Den Geist zehn Minuten am Tag erfrischen, einfach indem wir achtsam sind und den gegenwärtigen Augenblick erleben. (Ganz ohne Räucherstäbchen oder seltsame Sitzpositionen.)

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Video Language:
English
Team:
closed TED
Project:
TEDTalks
Duration:
09:24

German subtitles

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