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Tim Leberecht: 3 Wege, (nutzbringend) die Kontrolle über Ihre Marke zu verlieren

  • 0:01 - 0:04
    Firmen verlieren die Kontrolle.
  • 0:04 - 0:05
    Was an der Wall Street passiert,
  • 0:05 - 0:08
    bleibt nicht länger geheim.
  • 0:08 - 0:12
    Was in Vegas passiert,
    landet auf YouTube. (Lachen)
  • 0:12 - 0:16
    Ein guter Ruf ist vergänglich.
    Loyalität ist unbeständig.
  • 0:16 - 0:18
    Führungsgruppen scheinen
    immer weniger
  • 0:18 - 0:21
    Kontakt zu ihren Mitarbeitern
    zu haben. (Lachen)
  • 0:21 - 0:25
    Eine aktuelle Studie besagt, 27 Prozent
    der Vorgesetzten würden glauben,
  • 0:25 - 0:28
    ihre Mitarbeiter würden
    von der Firma inspiriert
  • 0:28 - 0:30
    Dieselbe Umfrage zeigt jedoch,
  • 0:30 - 0:32
    dass nur vier Prozent
    der Angestellten zustimmen.
  • 0:32 - 0:34
    Firmen verlieren die Kontrolle
  • 0:34 - 0:38
    über ihre Kunden
    und ihre Mitarbeiter.
  • 0:38 - 0:40
    Aber stimmt das wirklich?
  • 0:40 - 0:43
    Ich bin Marketer
    und als Marketer weiß ich,
  • 0:43 - 0:46
    dass ich nie wirklich
    Kontrolle hatte.
  • 0:46 - 0:49
    Deine Marke ist, was andere
    Menschen über dich sagen,
  • 0:49 - 0:52
    wenn du nicht im selben
    Raum bist, heißt es.
  • 0:52 - 0:56
    Eine ständige Vernetzung und
    Transparenz erlauben Firmen,
  • 0:56 - 0:59
    in diesem Raum zu sein –
    jederzeit.
  • 0:59 - 1:02
    Sie können zuhören und mitreden.
  • 1:02 - 1:05
    Sie haben sogar mehr Kontrolle
    über den Kontrollverlust
  • 1:05 - 1:07
    als je zuvor.
  • 1:07 - 1:10
    Sie können sich darauf einstellen.
    Aber wie?
  • 1:10 - 1:14
    Erstens können sie Mitarbeitern und Kunden
    mehr Kontrolle zugestehen.
  • 1:14 - 1:17
    Sie können mit ihnen bei
    der Entwicklung von Ideen,
  • 1:17 - 1:21
    Wissen, Inhalten, Entwürfen und
    Produkten zusammenarbeiten.
  • 1:21 - 1:23
    Sie können ihnen größere Kontrolle
    über Preisgestaltung geben,
  • 1:23 - 1:25
    wie es die Band Radiohead
    mit ihrem Ansatz
  • 1:25 - 1:28
    "Bezahl-so-viel-wie-du-willst"
    zum Online-Verkauf ihres Albums
  • 1:28 - 1:31
    "In Rainbows" getan hat.
    Käufer konnten den Preis bestimmen,
  • 1:31 - 1:36
    doch das Angebot war exklusiv und stand
    nur für eine begrenzte Zeit zur Verfügung.
  • 1:36 - 1:40
    Von diesem Album verkauften sich mehr
    Exemplare als von früheren CDs der Band.
  • 1:40 - 1:43
    Der dänische Schokoladenfabrikant
    Anthon Berg
  • 1:43 - 1:46
    eröffnete in Kopenhagen den
    so genannten "Großzügigen Laden".
  • 1:46 - 1:49
    Kunden wurden mit ihrem
    Schokoladeneinkauf gebeten,
  • 1:49 - 1:52
    zu versprechen, einem guten
    Freund etwas Gutes zu tun.
  • 1:52 - 1:55
    Transaktionen wurden
    zu Interaktionen
  • 1:55 - 1:58
    und Großzügigkeit wurde
    zu einer Währung.
  • 1:58 - 2:01
    Firmen können sogar Hackern
    die Kontrolle überlassen.
  • 2:01 - 2:03
    Als "Microsoft Kinect" herauskam,
  • 2:03 - 2:07
    die bewegungsgesteuerte Erweiterung
    zur Xbox-Spielkonsole,
  • 2:07 - 2:10
    sorgte dies direkt für
    Aufmerksamkeit unter Hackern.
  • 2:10 - 2:14
    Microsoft wehrte sich zunächst gegen die Übergriffe,
    doch schlug dann einen anderen Kurs ein,
  • 2:14 - 2:17
    als sie merkten, dass mit der
    aktiven Unterstützung der Gemeinde
  • 2:17 - 2:19
    gewisse Vorteile kamen.
  • 2:19 - 2:22
    Das Gefühl von Mitbesitz,
    die kostenlose Werbung,
  • 2:22 - 2:25
    der gesteigerte Wert – all das half,
    den Verkauf anzukurbeln.
  • 2:25 - 2:27
    Die ultimative Ermächtigung
    der Kunden
  • 2:27 - 2:30
    erreicht man, indem man
    sie bittet, nicht zu kaufen.
  • 2:30 - 2:34
    Der Outdoor-Kleiderhändler Patagonia
    ermutigte potenzielle Kunden,
  • 2:34 - 2:37
    bei eBay nach Second-Hand-
    Artikeln der Marke zu suchen
  • 2:37 - 2:41
    und ihre Schuhe lieber neu besohlen
    zu lassen, als neue zu kaufen.
  • 2:41 - 2:44
    In einer noch radikaleren Haltung
    gegen Konsumdenken
  • 2:44 - 2:46
    schaltete die Firma eine
    "Kaufe diese Jacke nicht"-Werbung
  • 2:46 - 2:50
    inmitten der
    Shopping-Hochsaison.
  • 2:50 - 2:53
    Dadurch wurden vielleicht auf kurze
    Sicht Verkäufe aufs Spiel gesetzt,
  • 2:53 - 2:55
    doch auf lange Sicht schafft
    das langfristige Loyalität,
  • 2:55 - 2:57
    die auf gemeinsamen
    Werten basierten.
  • 2:57 - 3:01
    Studien haben gezeigt, dass mehr
    Mitbestimmungsrecht über ihre Arbeit
  • 3:01 - 3:04
    Angestellte glücklicher
    und produktiver macht.
  • 3:04 - 3:07
    Das brasilianische Unternehmen
    Semco Group
  • 3:07 - 3:10
    lässt seine Mitarbeiter
    ihre eigenen Arbeitszeiten
  • 3:10 - 3:12
    und selbst ihre
    Gehälter festlegen.
  • 3:12 - 3:14
    Hulu, Netflix und
    andere Firmen
  • 3:14 - 3:17
    haben offene
    Urlaubsregelungen.
  • 3:17 - 3:20
    Firmen können Menschen
    mehr Kontrolle einräumen,
  • 3:20 - 3:24
    doch sie können ihnen
    auch weniger überlassen.
  • 3:24 - 3:27
    Traditionellen Geschäftsweisheiten
    zufolge gewinnt man Vertrauen
  • 3:27 - 3:29
    durch vorhersehbares Verhalten,
  • 3:29 - 3:32
    doch wenn alles gleichförmig
    und standardisiert ist,
  • 3:32 - 3:35
    wie können dann bedeutsame
    Erfahrungen geschaffen werden?
  • 3:35 - 3:38
    Menschen weniger Kontrolle zuzugestehen
    mag ein wunderbarer Weg sein,
  • 3:38 - 3:41
    die Vielfalt an Auswahlmöglichkeiten
    einzuschränken
  • 3:41 - 3:42
    und sie somit glücklicher
    zu machen.
  • 3:42 - 3:45
    Nehmen wir zum Beispiel
    den Reiseanbieter Nextpedition.
  • 3:45 - 3:48
    Nextpedition macht die
    Reise zu einem Spiel
  • 3:48 - 3:52
    mit überraschenden Wendungen
    und Änderungen unterwegs.
  • 3:52 - 3:54
    Es verrät dem Reisenden bis zur
    allerletzten Minute nicht, wohin er geht
  • 3:54 - 3:57
    und Informationen werden
    ebenfalls erst
  • 3:57 - 4:01
    gerade noch rechtzeitig freigegeben.
    So ähnlich entwarf die holländische Fluglinie KLM
  • 4:01 - 4:04
    eine Überraschungskampagne,
    die scheinbar zufällig
  • 4:04 - 4:07
    kleine Geschenke an
    Reisende ausgab,
  • 4:07 - 4:09
    die sich auf dem Weg
    zu ihrem Ziel befanden.
  • 4:09 - 4:12
    Das englische Unternehmen
    Interflora überprüfte Twitter
  • 4:12 - 4:14
    auf Nutzer, die einen
    schlechten Tag hatten
  • 4:14 - 4:18
    und sandte ihnen einen
    kostenlosen Blumenstrauß.
  • 4:18 - 4:20
    Gibt es etwas, das
    Firmen tun können,
  • 4:20 - 4:24
    um ihre Angestellten unter
    weniger Zeitdruck zu setzen? Ja.
  • 4:24 - 4:26
    Sie dazu zwingen,
    anderen zu helfen.
  • 4:26 - 4:30
    Eine aktuelle Studie zeigt, wenn
    Angestellte dazu angehalten werden,
  • 4:30 - 4:33
    sich am Tag gelegentlichen selbstlosen
    Aufgaben zu widmen,
  • 4:33 - 4:37
    dass sich ihre Einschätzung ihrer
    allgemeinen Produktivität verbessert.
  • 4:37 - 4:40
    Bei Frog, dem Unternehmen,
    für das ich arbeite,
  • 4:40 - 4:45
    halten wir kurze Meetings
    für alte und neue Mitarbeiter ab,
  • 4:45 - 4:48
    um ihnen zu helfen, einander
    schnell kennenzulernen.
  • 4:48 - 4:51
    Durch einen recht strengen Ablauf
    geben wir ihnen weniger Kontrolle,
  • 4:51 - 4:56
    weniger Auswahl, doch ermöglichen ihnen
    mehr und intensivere soziale Interaktionen.
  • 4:56 - 4:59
    Unternehmen sind die Macher
    ihres eigenen Glücks
  • 4:59 - 5:03
    und, wie wir alle, sind sie
    glücklichen Zufällen völlig ausgesetzt.
  • 5:03 - 5:07
    Das sollte sie bescheidener,
    verletzlicher
  • 5:07 - 5:09
    und menschlicher machen.
  • 5:09 - 5:12
    Letzten Endes, während
    ständige Vernetzung
  • 5:12 - 5:15
    und Transparenz das
    Verhalten von Unternehmen
  • 5:15 - 5:18
    schonungslos offen legen, zählt nur
    eins: Sich selbst treu zu bleiben
  • 5:18 - 5:22
    ist das einzige tragfähige
    Wertversprechen.
  • 5:22 - 5:24
    Oder wie der Balletttänzer
    Alonzo King sagte:
  • 5:24 - 5:27
    "Das Interessante an dir bist du."
  • 5:27 - 5:31
    Um das Wesen eines
    Unternehmens freizulegen,
  • 5:31 - 5:33
    ist Offenheit eine
    Grundvoraussetzung,
  • 5:33 - 5:36
    doch radikale Offenheit
    ist keine Lösung,
  • 5:36 - 5:40
    denn wenn alles offen ist,
    ist nichts offen.
  • 5:40 - 5:44
    "Ein Lächeln ist eine Tür, die halb
    geöffnet und halb geschlossen ist,"
  • 5:44 - 5:47
    schrieb die Schriftstellerin
    Jennifer Egan.
  • 5:47 - 5:49
    Firmen können ihren
    Mitarbeitern und Kunden
  • 5:49 - 5:53
    mehr oder weniger die Kontrolle überlassen.
    Sie können sich darum sorgen,
  • 5:53 - 5:56
    wie viel Offenheit gut für sie ist und was
    unter Verschluss gehalten werden muss.
  • 5:56 - 6:01
    Oder sie können einfach
    lächeln und weiter
  • 6:01 - 6:02
    allen Möglichkeiten offen
    gegenüber stehen.
  • 6:02 - 6:06
    Danke schön. (Applaus)
  • 6:06 - 6:09
    (Applaus)
Title:
Tim Leberecht: 3 Wege, (nutzbringend) die Kontrolle über Ihre Marke zu verlieren
Speaker:
Tim Leberecht
Description:

Die Zeiten, in denen ein Mensch, ein Unternehmen oder eine Marke genau über ihren Ruf kontrollieren konnten, sind vorbei (sollten sie je exisitiert haben) – Online-Tratsch und viele Nennungen bedeuten, dass man, wenn man wichtig ist, ständig im Gespräch ist, über das man selbst nicht die Kontrolle hat. Tim Leberecht präsentiert drei Vorschläge, diesen Kontrollverlust zu akzeptieren und es sogar auf ihn anzulegen – und ihn als Anstoß zu nutzen, sich wieder zu seinen eigenen Werten zu bekennen.

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Video Language:
English
Team:
closed TED
Project:
TEDTalks
Duration:
06:30

German subtitles

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