Jessica Green: Wir sind mit Keimen übersät – Berücksichtigen wir das beim Bau
-
0:01 - 0:05Überall um uns herum
gibt es unsichtbare Ökosysteme, -
0:05 - 0:10die aus winzigen Lebensformen
wie Bakterien, Viren und Pilzen bestehen. -
0:10 - 0:14Schreibtische, Computer,
Bleistifte und Gebäude, -
0:14 - 0:17sie alle beherbergen eine Fülle
von ansässigen Mikroben. -
0:17 - 0:20Wenn wir diese Gegenstände entwerfen,
könnten wir darüber nachdenken, -
0:20 - 0:23wie wir diese unsichtbaren Welten
mitgestalten könnten, -
0:23 - 0:25und wie sie mit unserem eigenen,
-
0:25 - 0:28persönlichen Ökosystem interagieren.
-
0:28 - 0:31Unsere Körper beheimaten
Billionen von Mikroben, -
0:31 - 0:34und diese Kreaturen definieren,
wer wir sind. -
0:34 - 0:38Die Mikroben im Darm können unser Gewicht
und unsere Stimmung beeinflussen. -
0:38 - 0:41Die Mikroben auf der Haut können helfen,
unser Immunsystem zu stärken. -
0:41 - 0:44Die Mikroben im Mund
können unseren Atem erfrischen, -
0:44 - 0:46oder auch nicht.
-
0:46 - 0:49Das Wichtigste ist jedoch, dass unser
eigenes, persönliches Ökosystem, -
0:49 - 0:52jedes Mal, wenn wir etwas berühren,
mit all diesen Ökosystemen interagiert. -
0:52 - 0:53Wenn wir etwa einen Bleistift anfassen,
-
0:53 - 0:56werden Mikroben ausgetauscht.
-
0:56 - 1:01Wenn wir die unsichtbaren Ökosysteme
um uns herum also beliebig verändern können, -
1:01 - 1:04eröffnet sich uns die Möglichkeit,
-
1:04 - 1:07unsere Gesundheit in einem noch
nie da gewesenem Maße zu beeinflussen. -
1:07 - 1:09Ich werde ständig von Leuten gefragt:
-
1:09 - 1:13"Ist es wirklich möglich, diese mikrobiellen
Ökosysteme zu unserem Vorteil zu nutzen?" -
1:13 - 1:16Ich glaube, die Antwort ist: "Ja".
-
1:16 - 1:18Ich denke, dass wir es bereits tun,
-
1:18 - 1:21allerdings unbewusst.
-
1:21 - 1:23Ich werde Ihnen Messwerte
-
1:23 - 1:27aus einem Teilgebiet meiner Forschung,
die sich auf Architektur bezieht, vorstellen, -
1:27 - 1:30die zeigen, dass wir
diese unsichtbaren Welten -
1:30 - 1:32sowohl durch bewusste
wie unbewusste Formgebung -
1:32 - 1:35bereits beeinflussen.
-
1:35 - 1:39Das hier ist der Lillis-Business-Komplex
an der Universität von Oregon, -
1:39 - 1:42an dem ich mit einem Team
von Architekten und Biologen arbeitete, -
1:42 - 1:46um die mehr als 300 Räume
in diesem Gebäude zu untersuchen. -
1:46 - 1:50Wir wollten so etwas wie einen
Fossilbericht des Gebäudes erstellen. -
1:50 - 1:53Und um dies zu tun,
haben wir Staubproben genommen. -
1:53 - 1:57Aus dem Staub haben
wir Bakterien extrahiert, -
1:57 - 2:01diese aufgebrochen und dann
ihre Gensequenzen verglichen. -
2:01 - 2:03Das hatte zur Folge, dass mein Team
-
2:03 - 2:06während dieses Projektes
sehr viel staubgesaugt hat. -
2:06 - 2:08Dies ist ein Bild von Tim, der,
-
2:08 - 2:11als ich dieses Bild schoss,
zu mir sagte: -
2:11 - 2:13"Jessica, in meiner letzten
Arbeitsgruppe habe ich -
2:13 - 2:16Feldforschung im Regenwald
von Costa Rica betrieben, -
2:16 - 2:20seitdem hat sich einiges
grundlegend für mich verändert." -
2:20 - 2:24Sehen Sie nun, was wir in
den Büroräumen gefunden haben. -
2:24 - 2:27Dazu habe ich die Messwerte
in einem Programm visualisiert, -
2:27 - 2:30an dem ich in Partnerschaft mit
der Firma Autodesk gearbeitet habe. -
2:30 - 2:33Schauen Sie sich zuerst
-
2:33 - 2:37die Außenseite des Kreises an.
-
2:37 - 2:40Hier können Sie verschiedene
Bakterienarten erkennen, -
2:40 - 2:42deren relative Häufigkeit Sie
an der rosafarbenen Figur -
2:42 - 2:45im Inneren des Kreises
ablesen können. -
2:45 - 2:48Um 12 Uhr sind in den Büros
hauptsächlich -
2:48 - 2:50Alphaproteobakterien anzutreffen,
während um 1 Uhr -
2:50 - 2:55Bazillen relativ selten sind.
-
2:55 - 2:59Schauen wir uns nun die Situation in
anderen Raumbereichen dieses Gebäudes an. -
2:59 - 3:01Bei den Toiletten kann man erkennen,
-
3:01 - 3:04dass sie alle ein sehr
ähnliches Ökosystem haben. -
3:04 - 3:07Dasselbe gilt für die Klassenräume,
-
3:07 - 3:09die ebenfalls ein ähnliches
Ökosystem aufweisen. -
3:09 - 3:12Vergleicht man aber die verschiedenen
Raumtypen miteinander, -
3:12 - 3:14stellt man fest, dass diese
sich grundsätzlich -
3:14 - 3:16voneinander unterscheiden.
-
3:16 - 3:19Ich stelle mir die Toiletten gerne
als tropischen Regenwald vor. -
3:19 - 3:22Ich habe zu Tim gesagt: "Wenn du bloß
die Mikroben sehen könntest, -
3:22 - 3:26wäre es schon fast wie in
Costa Rica. Gewissermaßen." -
3:26 - 3:30Die Büros stelle ich mir gerne
als warmes Grasland vor. -
3:30 - 3:35Für Gestalter ist diese
Perspektive sehr nützlich, -
3:35 - 3:38denn sie lässt einen an die
Prinzipien der Ökologie denken. -
3:38 - 3:41Und ein sehr wichtiger Grundsatz
der Ökologie ist die Verbreitung, -
3:41 - 3:44also die Ausbreitung von Organismen.
-
3:44 - 3:48Wir wissen, dass Mikroben von
Menschen sowie auf dem Luftweg -
3:48 - 3:49verbreitet werden können.
-
3:49 - 3:52Das allererste, was wir daher gemacht haben,
-
3:52 - 3:54war das Belüftungssystem des
Gebäudes zu untersuchen. -
3:54 - 3:57Maschinenbauer entwerfen
Belüftungsanlagen -
3:57 - 3:59nach Gesichtspunkten
wie, Raumklima, -
3:59 - 4:02Luftdurchfluss und Temperatur.
-
4:02 - 4:05Sie tun dies auf den Grundlagen
der Physik und der Chemie, -
4:05 - 4:09aber sie könnten ebenfalls
die der Biologie miteinbeziehen. -
4:09 - 4:12Schaut man sich die Mikroben innerhalb
-
4:12 - 4:15einer der Belüftungsanlagen
dieses Gebäudes an, -
4:15 - 4:19stellt man fest, dass sie
sich alle stark ähneln. -
4:19 - 4:22Und wenn man sie mit der
Mikrobenpopulation aus einer der -
4:22 - 4:24anderen Belüftungsanlagen vergleicht,
-
4:24 - 4:27stellt man fest, dass diese sich
grundlegend unterscheiden. -
4:27 - 4:31Die Räume in diesem Gebäude sind
wie Inseln in einem Archipel, -
4:31 - 4:33und das heißt, dass man Maschinenbauer
-
4:33 - 4:36eher Umwelttechniker nennen könnte,
die das vorherrschende Ökosystem -
4:36 - 4:42in diesem Gebäude nach ihren
Vorstellungen manipulieren können. -
4:42 - 4:46Eine andere Möglichkeit, wie sich Mikroben
ausbreiten können ist durch den Menschen. -
4:46 - 4:49Architekten gruppieren Räume
ähnlichen Typs gerne zusammen, -
4:49 - 4:51um die zwischenmenschliche Interaktion
-
4:51 - 4:55oder den Austausch von Ideen
in z. B. Laboren und Büros zu fördern. -
4:55 - 4:57Angesichts der Tatsache, dass Mikroben
sich über den Menschen verbreiten, -
4:57 - 5:00würde man erwarten, dass Räume,
die nahe aneinander liegen, -
5:00 - 5:02auch sehr ähnliche Ökosysteme aufweisen.
-
5:02 - 5:05Und genau das konnten wir bestätigen.
-
5:05 - 5:08Betrachtet man Klassenräume,
die direkt nebeneinander liegen, -
5:08 - 5:10so haben diese ein
sehr ähnliches Ökosystem, -
5:10 - 5:13während ein Büro,
-
5:13 - 5:16das sich etwas weiter entfernt befindet,
-
5:16 - 5:19ein grundlegend anderes Ökosystem aufweist.
-
5:19 - 5:23Wenn ich mir die Bedeutung
klar mache, die die Verbreitung -
5:23 - 5:26auf diese bio-geographischen Muster hat,
-
5:26 - 5:28so frage ich mich,
ob es damit nicht möglich ist, -
5:28 - 5:32schwerwiegende Probleme zu lösen,
-
5:32 - 5:34wie z. B. das der Krankenhausinfektionen.
-
5:34 - 5:37Ich glaube, dass diese Probleme,
zumindest teilweise, -
5:37 - 5:41durch "umweltbewusste" Bauten
angegangen werden müssen. -
5:41 - 5:45Okay, ich werde Ihnen noch eine weitere
Geschichte über dieses Gebäude erzählen. -
5:45 - 5:48Ich arbeite mit Charlie Brown zusammen.
-
5:48 - 5:50Er ist ein Architekt.
-
5:50 - 5:55Und Charlie ist tief besorgt
wegen des globalen Klimawandels. -
5:55 - 5:58Nachhaltiger Bauweise
hat er sein Leben gewidmet. -
5:58 - 6:01Als er mich traf und erkannte, dass er
-
6:01 - 6:03quantitativ untersuchen konnte,
-
6:03 - 6:06welchen Einfluss seine
Design-Entscheidungen -
6:06 - 6:09auf die Ökologie und Biologie
dieses Gebäudes hatten, -
6:09 - 6:13war er fasziniert, da sich ihm dadurch völlig
neue Möglichkeiten erschlossen. -
6:13 - 6:15Von reinen Überlegungen
zur Energieeffizienz, -
6:15 - 6:18fing er nun auch an,
Gesundheitsaspekte mit einzubeziehen. -
6:18 - 6:22Er half beim Entwerfen einiger
Belüftungsanlagen sowie dem -
6:22 - 6:25Belüftungskonzept dieses Gebäudes.
-
6:25 - 6:27Was ich Ihnen zuerst zeigen werde, ist
-
6:27 - 6:31die Luft, die wir außerhalb
des Gebäudes gemessen haben. -
6:31 - 6:35Dies ist eine Signatur der
bakteriellen Gemeinschaften -
6:35 - 6:39in der Außenluft und wie sie
sich im Laufe der Zeit verändern. -
6:39 - 6:42Als nächstes zeige ich Ihnen, was passierte,
-
6:42 - 6:46als wir die Belüftung einiger
Klassenräume dahingehend verändert hatten, -
6:46 - 6:47dass wir sie nachtsüber
vom Rest des Hauses -
6:47 - 6:49isolierten, so dass es
keinen Luftaustausch mehr gab. -
6:49 - 6:52Viele Gebäude werden so betrieben,
-
6:52 - 6:53wahrscheinlich auch Ihre Arbeitsplätze,
-
6:53 - 6:56denn Unternehmen tun dies,
um Strom und damit Geld zu sparen. -
6:56 - 7:00Wir konnten feststellen, dass die
abgestandene Luft in diesen Räumen sich, -
7:00 - 7:03bis am Samstag die Lüftung wieder
anging, kaum verändert hatte. -
7:03 - 7:05Beim Betreten
-
7:05 - 7:07konnte man die schlechte
Luft deutlich riechen -
7:07 - 7:10und unsere Daten legen nahe,
dass dies etwas mit der -
7:10 - 7:13bakterien-geschwängerten
Luft zu tun hatte, -
7:13 - 7:16die die Leute am Vortag
zurückgelassen hatten. -
7:16 - 7:18Man vergleiche dies mit den Räumen
-
7:18 - 7:22mit einer nachhaltigen,
passiven Design-Strategie, -
7:22 - 7:26in denen Luft von außen durch
Lüftungsschlitze hereinströmen konnte. -
7:26 - 7:31In diesen Räumen folgten die Messwerte
denen der Außenluft relativ gut, -
7:31 - 7:33was Charlie sehr begeistert hat.
-
7:33 - 7:35Er hatte das Gefühl, eine gute Wahl
-
7:35 - 7:37mit seinem Design-Prozess
getroffen zu haben, -
7:37 - 7:39denn er war sowohl
energieeffizient als auch -
7:39 - 7:44in der Lage, die ansässigen Mikrobenpopulationen
des Gebäudes zu beseitigen. -
7:44 - 7:47Die Beispiele, die ich Ihnen gerade
gezeigt habe, beziehen sich auf Architektur, -
7:47 - 7:50aber sie sind relevant für das
Design aller Gegenstände. -
7:50 - 7:54Stellen Sie sich ein Design vor,
das Mikroben berücksichtigt, -
7:54 - 7:56z. B. im Flugzeug
-
7:56 - 7:59oder auf einem Telefon.
-
7:59 - 8:01Einer neuen Art von Mikrobe
mit dem Namen BLIS, -
8:01 - 8:04die ich gerade erst entdeckt habe,
wurde nachgewiesen, -
8:04 - 8:06dass sie sowohl
Krankheitserreger abwehrt, -
8:06 - 8:08als auch für einen
guten Atem sorgt. -
8:08 - 8:14Wäre es nicht fantastisch, wenn wir
alle BLIS auf unseren Telefonen hätten? -
8:14 - 8:17Ein bewusstes Herangehen an Design,
-
8:17 - 8:19ich nenne es umweltgeprägtes Design
-
8:19 - 8:21und ich denke, es hat eine Zukunft.
-
8:21 - 8:22Vielen Dank.
-
8:22 - 8:26(Beifall)
- Title:
- Jessica Green: Wir sind mit Keimen übersät – Berücksichtigen wir das beim Bau
- Speaker:
- Jessica Green
- Description:
-
Unsere Körper wie auch unsere Häuser sind mit Mikroben übersät – manche sind gut, andere sind schlecht für uns. Während unser Verständnis über diese Keime und Mikroben, mit denen wir unseren Lebensraum teilen, wächst, stellt TED Fellow Jessica Green die Frage: "Können wir unsere Gebäude so bauen, dass die guten und gesunden Mikrobenpopulationen begünstigt werden?"
- Video Language:
- English
- Team:
- closed TED
- Project:
- TEDTalks
- Duration:
- 08:43
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