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Jessica Green: Wir sind mit Keimen übersät – Berücksichtigen wir das beim Bau

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    Überall um uns herum
    gibt es unsichtbare Ökosysteme,
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    die aus winzigen Lebensformen
    wie Bakterien, Viren und Pilzen bestehen.
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    Schreibtische, Computer,
    Bleistifte und Gebäude,
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    sie alle beherbergen eine Fülle
    von ansässigen Mikroben.
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    Wenn wir diese Gegenstände entwerfen,
    könnten wir darüber nachdenken,
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    wie wir diese unsichtbaren Welten
    mitgestalten könnten,
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    und wie sie mit unserem eigenen,
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    persönlichen Ökosystem interagieren.
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    Unsere Körper beheimaten
    Billionen von Mikroben,
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    und diese Kreaturen definieren,
    wer wir sind.
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    Die Mikroben im Darm können unser Gewicht
    und unsere Stimmung beeinflussen.
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    Die Mikroben auf der Haut können helfen,
    unser Immunsystem zu stärken.
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    Die Mikroben im Mund
    können unseren Atem erfrischen,
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    oder auch nicht.
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    Das Wichtigste ist jedoch, dass unser
    eigenes, persönliches Ökosystem,
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    jedes Mal, wenn wir etwas berühren,
    mit all diesen Ökosystemen interagiert.
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    Wenn wir etwa einen Bleistift anfassen,
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    werden Mikroben ausgetauscht.
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    Wenn wir die unsichtbaren Ökosysteme
    um uns herum also beliebig verändern können,
  • 1:01 - 1:04
    eröffnet sich uns die Möglichkeit,
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    unsere Gesundheit in einem noch
    nie da gewesenem Maße zu beeinflussen.
  • 1:07 - 1:09
    Ich werde ständig von Leuten gefragt:
  • 1:09 - 1:13
    "Ist es wirklich möglich, diese mikrobiellen
    Ökosysteme zu unserem Vorteil zu nutzen?"
  • 1:13 - 1:16
    Ich glaube, die Antwort ist: "Ja".
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    Ich denke, dass wir es bereits tun,
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    allerdings unbewusst.
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    Ich werde Ihnen Messwerte
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    aus einem Teilgebiet meiner Forschung,
    die sich auf Architektur bezieht, vorstellen,
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    die zeigen, dass wir
    diese unsichtbaren Welten
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    sowohl durch bewusste
    wie unbewusste Formgebung
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    bereits beeinflussen.
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    Das hier ist der Lillis-Business-Komplex
    an der Universität von Oregon,
  • 1:39 - 1:42
    an dem ich mit einem Team
    von Architekten und Biologen arbeitete,
  • 1:42 - 1:46
    um die mehr als 300 Räume
    in diesem Gebäude zu untersuchen.
  • 1:46 - 1:50
    Wir wollten so etwas wie einen
    Fossilbericht des Gebäudes erstellen.
  • 1:50 - 1:53
    Und um dies zu tun,
    haben wir Staubproben genommen.
  • 1:53 - 1:57
    Aus dem Staub haben
    wir Bakterien extrahiert,
  • 1:57 - 2:01
    diese aufgebrochen und dann
    ihre Gensequenzen verglichen.
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    Das hatte zur Folge, dass mein Team
  • 2:03 - 2:06
    während dieses Projektes
    sehr viel staubgesaugt hat.
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    Dies ist ein Bild von Tim, der,
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    als ich dieses Bild schoss,
    zu mir sagte:
  • 2:11 - 2:13
    "Jessica, in meiner letzten
    Arbeitsgruppe habe ich
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    Feldforschung im Regenwald
    von Costa Rica betrieben,
  • 2:16 - 2:20
    seitdem hat sich einiges
    grundlegend für mich verändert."
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    Sehen Sie nun, was wir in
    den Büroräumen gefunden haben.
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    Dazu habe ich die Messwerte
    in einem Programm visualisiert,
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    an dem ich in Partnerschaft mit
    der Firma Autodesk gearbeitet habe.
  • 2:30 - 2:33
    Schauen Sie sich zuerst
  • 2:33 - 2:37
    die Außenseite des Kreises an.
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    Hier können Sie verschiedene
    Bakterienarten erkennen,
  • 2:40 - 2:42
    deren relative Häufigkeit Sie
    an der rosafarbenen Figur
  • 2:42 - 2:45
    im Inneren des Kreises
    ablesen können.
  • 2:45 - 2:48
    Um 12 Uhr sind in den Büros
    hauptsächlich
  • 2:48 - 2:50
    Alphaproteobakterien anzutreffen,
    während um 1 Uhr
  • 2:50 - 2:55
    Bazillen relativ selten sind.
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    Schauen wir uns nun die Situation in
    anderen Raumbereichen dieses Gebäudes an.
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    Bei den Toiletten kann man erkennen,
  • 3:01 - 3:04
    dass sie alle ein sehr
    ähnliches Ökosystem haben.
  • 3:04 - 3:07
    Dasselbe gilt für die Klassenräume,
  • 3:07 - 3:09
    die ebenfalls ein ähnliches
    Ökosystem aufweisen.
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    Vergleicht man aber die verschiedenen
    Raumtypen miteinander,
  • 3:12 - 3:14
    stellt man fest, dass diese
    sich grundsätzlich
  • 3:14 - 3:16
    voneinander unterscheiden.
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    Ich stelle mir die Toiletten gerne
    als tropischen Regenwald vor.
  • 3:19 - 3:22
    Ich habe zu Tim gesagt: "Wenn du bloß
    die Mikroben sehen könntest,
  • 3:22 - 3:26
    wäre es schon fast wie in
    Costa Rica. Gewissermaßen."
  • 3:26 - 3:30
    Die Büros stelle ich mir gerne
    als warmes Grasland vor.
  • 3:30 - 3:35
    Für Gestalter ist diese
    Perspektive sehr nützlich,
  • 3:35 - 3:38
    denn sie lässt einen an die
    Prinzipien der Ökologie denken.
  • 3:38 - 3:41
    Und ein sehr wichtiger Grundsatz
    der Ökologie ist die Verbreitung,
  • 3:41 - 3:44
    also die Ausbreitung von Organismen.
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    Wir wissen, dass Mikroben von
    Menschen sowie auf dem Luftweg
  • 3:48 - 3:49
    verbreitet werden können.
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    Das allererste, was wir daher gemacht haben,
  • 3:52 - 3:54
    war das Belüftungssystem des
    Gebäudes zu untersuchen.
  • 3:54 - 3:57
    Maschinenbauer entwerfen
    Belüftungsanlagen
  • 3:57 - 3:59
    nach Gesichtspunkten
    wie, Raumklima,
  • 3:59 - 4:02
    Luftdurchfluss und Temperatur.
  • 4:02 - 4:05
    Sie tun dies auf den Grundlagen
    der Physik und der Chemie,
  • 4:05 - 4:09
    aber sie könnten ebenfalls
    die der Biologie miteinbeziehen.
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    Schaut man sich die Mikroben innerhalb
  • 4:12 - 4:15
    einer der Belüftungsanlagen
    dieses Gebäudes an,
  • 4:15 - 4:19
    stellt man fest, dass sie
    sich alle stark ähneln.
  • 4:19 - 4:22
    Und wenn man sie mit der
    Mikrobenpopulation aus einer der
  • 4:22 - 4:24
    anderen Belüftungsanlagen vergleicht,
  • 4:24 - 4:27
    stellt man fest, dass diese sich
    grundlegend unterscheiden.
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    Die Räume in diesem Gebäude sind
    wie Inseln in einem Archipel,
  • 4:31 - 4:33
    und das heißt, dass man Maschinenbauer
  • 4:33 - 4:36
    eher Umwelttechniker nennen könnte,
    die das vorherrschende Ökosystem
  • 4:36 - 4:42
    in diesem Gebäude nach ihren
    Vorstellungen manipulieren können.
  • 4:42 - 4:46
    Eine andere Möglichkeit, wie sich Mikroben
    ausbreiten können ist durch den Menschen.
  • 4:46 - 4:49
    Architekten gruppieren Räume
    ähnlichen Typs gerne zusammen,
  • 4:49 - 4:51
    um die zwischenmenschliche Interaktion
  • 4:51 - 4:55
    oder den Austausch von Ideen
    in z. B. Laboren und Büros zu fördern.
  • 4:55 - 4:57
    Angesichts der Tatsache, dass Mikroben
    sich über den Menschen verbreiten,
  • 4:57 - 5:00
    würde man erwarten, dass Räume,
    die nahe aneinander liegen,
  • 5:00 - 5:02
    auch sehr ähnliche Ökosysteme aufweisen.
  • 5:02 - 5:05
    Und genau das konnten wir bestätigen.
  • 5:05 - 5:08
    Betrachtet man Klassenräume,
    die direkt nebeneinander liegen,
  • 5:08 - 5:10
    so haben diese ein
    sehr ähnliches Ökosystem,
  • 5:10 - 5:13
    während ein Büro,
  • 5:13 - 5:16
    das sich etwas weiter entfernt befindet,
  • 5:16 - 5:19
    ein grundlegend anderes Ökosystem aufweist.
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    Wenn ich mir die Bedeutung
    klar mache, die die Verbreitung
  • 5:23 - 5:26
    auf diese bio-geographischen Muster hat,
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    so frage ich mich,
    ob es damit nicht möglich ist,
  • 5:28 - 5:32
    schwerwiegende Probleme zu lösen,
  • 5:32 - 5:34
    wie z. B. das der Krankenhausinfektionen.
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    Ich glaube, dass diese Probleme,
    zumindest teilweise,
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    durch "umweltbewusste" Bauten
    angegangen werden müssen.
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    Okay, ich werde Ihnen noch eine weitere
    Geschichte über dieses Gebäude erzählen.
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    Ich arbeite mit Charlie Brown zusammen.
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    Er ist ein Architekt.
  • 5:50 - 5:55
    Und Charlie ist tief besorgt
    wegen des globalen Klimawandels.
  • 5:55 - 5:58
    Nachhaltiger Bauweise
    hat er sein Leben gewidmet.
  • 5:58 - 6:01
    Als er mich traf und erkannte, dass er
  • 6:01 - 6:03
    quantitativ untersuchen konnte,
  • 6:03 - 6:06
    welchen Einfluss seine
    Design-Entscheidungen
  • 6:06 - 6:09
    auf die Ökologie und Biologie
    dieses Gebäudes hatten,
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    war er fasziniert, da sich ihm dadurch völlig
    neue Möglichkeiten erschlossen.
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    Von reinen Überlegungen
    zur Energieeffizienz,
  • 6:15 - 6:18
    fing er nun auch an,
    Gesundheitsaspekte mit einzubeziehen.
  • 6:18 - 6:22
    Er half beim Entwerfen einiger
    Belüftungsanlagen sowie dem
  • 6:22 - 6:25
    Belüftungskonzept dieses Gebäudes.
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    Was ich Ihnen zuerst zeigen werde, ist
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    die Luft, die wir außerhalb
    des Gebäudes gemessen haben.
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    Dies ist eine Signatur der
    bakteriellen Gemeinschaften
  • 6:35 - 6:39
    in der Außenluft und wie sie
    sich im Laufe der Zeit verändern.
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    Als nächstes zeige ich Ihnen, was passierte,
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    als wir die Belüftung einiger
    Klassenräume dahingehend verändert hatten,
  • 6:46 - 6:47
    dass wir sie nachtsüber
    vom Rest des Hauses
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    isolierten, so dass es
    keinen Luftaustausch mehr gab.
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    Viele Gebäude werden so betrieben,
  • 6:52 - 6:53
    wahrscheinlich auch Ihre Arbeitsplätze,
  • 6:53 - 6:56
    denn Unternehmen tun dies,
    um Strom und damit Geld zu sparen.
  • 6:56 - 7:00
    Wir konnten feststellen, dass die
    abgestandene Luft in diesen Räumen sich,
  • 7:00 - 7:03
    bis am Samstag die Lüftung wieder
    anging, kaum verändert hatte.
  • 7:03 - 7:05
    Beim Betreten
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    konnte man die schlechte
    Luft deutlich riechen
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    und unsere Daten legen nahe,
    dass dies etwas mit der
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    bakterien-geschwängerten
    Luft zu tun hatte,
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    die die Leute am Vortag
    zurückgelassen hatten.
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    Man vergleiche dies mit den Räumen
  • 7:18 - 7:22
    mit einer nachhaltigen,
    passiven Design-Strategie,
  • 7:22 - 7:26
    in denen Luft von außen durch
    Lüftungsschlitze hereinströmen konnte.
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    In diesen Räumen folgten die Messwerte
    denen der Außenluft relativ gut,
  • 7:31 - 7:33
    was Charlie sehr begeistert hat.
  • 7:33 - 7:35
    Er hatte das Gefühl, eine gute Wahl
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    mit seinem Design-Prozess
    getroffen zu haben,
  • 7:37 - 7:39
    denn er war sowohl
    energieeffizient als auch
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    in der Lage, die ansässigen Mikrobenpopulationen
    des Gebäudes zu beseitigen.
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    Die Beispiele, die ich Ihnen gerade
    gezeigt habe, beziehen sich auf Architektur,
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    aber sie sind relevant für das
    Design aller Gegenstände.
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    Stellen Sie sich ein Design vor,
    das Mikroben berücksichtigt,
  • 7:54 - 7:56
    z. B. im Flugzeug
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    oder auf einem Telefon.
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    Einer neuen Art von Mikrobe
    mit dem Namen BLIS,
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    die ich gerade erst entdeckt habe,
    wurde nachgewiesen,
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    dass sie sowohl
    Krankheitserreger abwehrt,
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    als auch für einen
    guten Atem sorgt.
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    Wäre es nicht fantastisch, wenn wir
    alle BLIS auf unseren Telefonen hätten?
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    Ein bewusstes Herangehen an Design,
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    ich nenne es umweltgeprägtes Design
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    und ich denke, es hat eine Zukunft.
  • 8:21 - 8:22
    Vielen Dank.
  • 8:22 - 8:26
    (Beifall)
Title:
Jessica Green: Wir sind mit Keimen übersät – Berücksichtigen wir das beim Bau
Speaker:
Jessica Green
Description:

Unsere Körper wie auch unsere Häuser sind mit Mikroben übersät – manche sind gut, andere sind schlecht für uns. Während unser Verständnis über diese Keime und Mikroben, mit denen wir unseren Lebensraum teilen, wächst, stellt TED Fellow Jessica Green die Frage: "Können wir unsere Gebäude so bauen, dass die guten und gesunden Mikrobenpopulationen begünstigt werden?"

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Video Language:
English
Team:
closed TED
Project:
TEDTalks
Duration:
08:43

German subtitles

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