Jonathan Eisen: Lernen Sie Ihre Mikroben kennen
-
0:01 - 0:02Ich werde mit einer kleinen Geschichte anfangen.
-
0:02 - 0:05Also, ich wuchs in dieser Gegend auf. Als ich 15 Jahre alt war,
-
0:05 - 0:10wurde ich aus einem, wie ich meine, strammen jungen Athleten,
-
0:10 - 0:14über vier Monate hinweg langsam dahinsiechend,
-
0:14 - 0:16mehr oder weniger zu einem Opfer der Hungersnot
-
0:16 - 0:18mit einem unstillbaren Durst.
-
0:18 - 0:21Im Prinzip hatte ich meinen Körper wegverdaut.
-
0:21 - 0:26Und das spitzte sich alles zu, als ich auf dem Old Rag Mountain in West Virginia
-
0:26 - 0:28auf meinem allerersten Rucksackurlaub war,
-
0:28 - 0:32und ich mein Gesicht in die Wasserpfützen steckte
-
0:32 - 0:34und wie ein Hund trank.
-
0:34 - 0:38Am selben Abend brachte man mich in die Notaufnahme.
-
0:38 - 0:42Die Diagnose lautete Typ-1-Diabetiker mit ausgeprägter Ketoazidose.
-
0:42 - 0:48Und ich erholte mich wieder, dank den Wundern der modernen Medizin,
-
0:48 - 0:54Insulin und solcherlei, und kam wieder auf mein altes Gewicht und drüber.
-
0:54 - 0:59Und irgendetwas nagte seitdem an mir.
-
0:59 - 1:03Ich fragte mich, wodurch wurde Diabetes verursacht?
-
1:03 - 1:04Diabetes ist ja eine Autoimmunerkrankung,
-
1:04 - 1:08wo sich der Körper selbst bekämpft, und damals dachte man,
-
1:08 - 1:11dass vielleicht irgendwie die Einwirkung eines Pathogens
-
1:11 - 1:15mein Immunsystem dazu veranlasst hatte, das Pathogen zu bekämpfen,
-
1:15 - 1:17und dann die Zellen zu töten, die Insulin herstellen.
-
1:17 - 1:20Und das glaubte ich für lange Zeit,
-
1:20 - 1:24und tatsächlich haben die Medizin und die Menschen sich ziemlich darauf konzentriert,
-
1:24 - 1:27auf die Mikroben, die schlimme Dinge anstellen.
-
1:27 - 1:30Und da brauche ich nun meine Assistentin.
-
1:30 - 1:32Sie erkennen sie vielleicht.
-
1:32 - 1:38Gestern ging ich – Entschuldigung, ich habe ein paar Vorträge geschwänzt –
-
1:38 - 1:40ich ging rüber zur Nationalakademie der Wissenschaften,
-
1:40 - 1:46und die verkaufen Plüschtiere, riesige Mikroben.
-
1:46 - 1:49Und bitte sehr!
-
1:49 - 1:54Wer das jetzt gefangen hat, hat sich eine fleischfressende Krankheit eingefangen.
-
1:54 - 1:58Ich muss jetzt all meine Baseballkünste aktivieren.
-
1:58 - 2:02(Gelächter)
-
2:02 - 2:08Also leider, und das ist kaum verwunderlich, sind die meisten der Mikroben,
-
2:08 - 2:12die an der Nationalakademie verkauft werden, Pathogene.
-
2:12 - 2:15Jedermann konzentriert sich auf die Dinge, die uns umbringen,
-
2:15 - 2:16und darauf konzentrierte ich mich ebenfalls.
-
2:16 - 2:21Und es stellt sich heraus, dass wir bedeckt sind von einer Mikrobenwolke,
-
2:21 - 2:25und diese Mikroben tun uns meistens sogar gut,
-
2:25 - 2:26statt uns umzubringen.
-
2:26 - 2:30Und wir wissen das schon seit geraumer Zeit.
-
2:30 - 2:33Man hat sich die Mikroben, die uns bedecken, mit Mikroskopen angesehen,
-
2:33 - 2:35ich weiß, Sie passen nicht auf, aber ...
-
2:35 - 2:37(Gelächter)
-
2:37 - 2:39Die Mikroben, die uns bedecken.
-
2:39 - 2:42Und wenn Sie sie sich im Mikroskop ansehen,
-
2:42 - 2:46dann können Sie sehen, dass wir 10-mal so viele Mikrobenzellen
-
2:46 - 2:49wie menschliche Zellen auf uns haben.
-
2:49 - 2:54Die Mikroben haben mehr Masse als unser Gehirn.
-
2:54 - 2:58Wir sind buchstäblich ein wimmelndes Ökosystem aus Mikroorganismen.
-
2:58 - 3:03Und wenn Sie mehr über Mikroorganismen erfahren wollen,
-
3:03 - 3:05reicht es leider nicht, sie einfach im Mikroskop zu betrachten.
-
3:05 - 3:08Wir haben ja gerade von der DNA-Sequenzierung gehört.
-
3:08 - 3:10Es zeigt sich, dass eine der besten Methoden, sich Mikroben anzusehen
-
3:10 - 3:13und sie zu verstehen, das Anschauen ihrer DNA ist.
-
3:13 - 3:15Und das mache ich seit 20 Jahren,
-
3:15 - 3:19ich verwende DNA-Sequenzierung, sammle Proben aus verschiedenen Stellen,
-
3:19 - 3:22inklusive des menschlichen Körpers, lese die DNA-Sequenzierung,
-
3:22 - 3:24und verwende dann diese DNA-Sequenzierung, um über
-
3:24 - 3:26die Mikroben, die an einer gewissen Stelle existieren, zu lernen.
-
3:26 - 3:29Und es ist unglaublich, wenn man diese Technologie verwendet,
-
3:29 - 3:32und sich zum Beispiel Menschen ansieht: Wir sind nicht nur bedeckt
-
3:32 - 3:33von einem Meer von Mikroben.
-
3:33 - 3:39Da leben Abertausende von verschiedenen Arten von Mikroben auf uns.
-
3:39 - 3:44Wir haben Millionen von Genen von Mikroben, die uns in unserem
-
3:44 - 3:46menschlichen Mikrobiom bedecken.
-
3:46 - 3:49Diese Mikroben-Vielfalt ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich,
-
3:49 - 3:52und in den letzten 10 oder 15 Jahren hat man drüber
-
3:52 - 3:55nachgedacht, dass vielleicht diese Mikroben,
-
3:55 - 3:57diese mikrobielle Wolke in und auf uns,
-
3:57 - 4:01und die Variationen zwischen uns vielleicht für manche unserer
-
4:01 - 4:05Gesundheits- und Krankheitsgegensätze verantwortlich sind.
-
4:05 - 4:08Und das führt mich zurück auf die Diabetes-Geschichte von vorhin.
-
4:08 - 4:11Mittlerweile glaubt man, dass einer der Auslöser
-
4:11 - 4:14von Typ-1-Diabetes nicht die Bekämpfung eines Pathogens ist,
-
4:14 - 4:18sondern stattdessen eine Kommunikationspanne bei den Mikroben,
-
4:18 - 4:20die in und auf einem leben.
-
4:20 - 4:22Und vielleicht ist das mit der mikrobiellen Gemeinschaft in mir
-
4:22 - 4:26so geschehen und das hat dann eine Art
-
4:26 - 4:29Immunreaktion ausgelöst und dazu geführt, dass ich die Zellen umbrachte,
-
4:29 - 4:31die in meinem Körper Insulin herstellten.
-
4:31 - 4:34Ich möchte also ein paar Minuten darüber reden,
-
4:34 - 4:38was die Leute insbesondere durch DNA-Sequenzierungsmethoden
-
4:38 - 4:41gelernt haben, um die mikrobielle Wolke,
-
4:41 - 4:43die in und auf uns lebt, zu studieren.
-
4:43 - 4:45Und ich möchte Ihnen von einem persönlichen Projekt erzählen.
-
4:45 - 4:48Meine erste persönliche Erfahrung mit dem Studium der Mikroben
-
4:48 - 4:52auf dem menschlichen Körper kam aus einem Vortrag, den ich hielt,
-
4:52 - 4:54gleich um die Ecke hier in Georgetown.
-
4:54 - 4:57Ich hielt einen Vortrag und ein Familienfreund, der zufälligerweise
-
4:57 - 5:00der Vorsitzende der medizinischen Hochschule von Georgetown war,
-
5:00 - 5:02kam nachher zu mir und erzählte mir, sie studierten
-
5:02 - 5:06gerade ileale Transplantate in Menschen.
-
5:06 - 5:10Und sie wollten sich die Mikroben nach den Transplantaten ansehen.
-
5:10 - 5:13Und so begann ich mit diesem Menschen zusammenzuarbeiten,
-
5:13 - 5:16Michael Zasloff und Thomas Fishbein, um die Mikroben zu betrachten,
-
5:16 - 5:20die die Dünndärme nach der Verpflanzung in einen Empfänger kolonisierten.
-
5:20 - 5:24Und ich kann Ihnen alle Details dieser mikrobiellen Studie erzählen,
-
5:24 - 5:26aber ich möchte die Geschichte eigentlich wegen etwas wirklich
-
5:26 - 5:29Bemerkenswertem erzählen, das zu Beginn des Projektes
-
5:29 - 5:30stattfand.
-
5:30 - 5:34Die nehmen den gespendeten Dünndarm, voller Mikroben des Spenders,
-
5:34 - 5:37und sie haben einen Empfänger, der vielleicht ein Problem
-
5:37 - 5:39mit seiner mikrobiellen Gemeinschaft hat, sagen wir mal Morbus Crohn,
-
5:39 - 5:43und sie sterilisieren den gespendeten Dünndarm.
-
5:43 - 5:47Sie haben alle Mikroben ausgeputzt und den Dünndarm dann in den Empfänger eingesetzt.
-
5:47 - 5:50Sie taten es deshalb, weil das in der Medizin so
-
5:50 - 5:53herkömmlich war, obwohl es ganz offensichtlich
-
5:53 - 5:55keine gute Idee war.
-
5:55 - 5:58Und zum Glück haben sich im Laufe dieses Projektes
-
5:58 - 6:01die Transplantationschirurgen und die anderen Leute dazu entschieden,
-
6:01 - 6:05das Alteingesessene beiseite zu lassen. Wir müssen uns umstellen.
-
6:05 - 6:09Also haben sie darauf umgesattelt, einige der mikrobiellen
-
6:09 - 6:13Gemeinschaften im Dünndarm zu lassen. Sie lassen die Mikroben beim Spender,
-
6:13 - 6:17und theoretisch könnte das vielleicht den Menschen helfen,
-
6:17 - 6:19die dieses ileale Transplantat erhalten.
-
6:19 - 6:22Und so – das ist nun eine Studie von mir.
-
6:22 - 6:24Seit den letzten paar Jahren gibt es eine große Ausweitung
-
6:24 - 6:29der DNA-Technologie, um Mikroben in und auf Menschen zu studieren.
-
6:29 - 6:30Da gibt es etwas, das sich "menschliches Mikrobiom-Projekt" nennt,
-
6:30 - 6:32in den Vereinigten Staaten,
-
6:32 - 6:35und MetaHIT läuft in Europa, und eine Menge anderer Projekte.
-
6:35 - 6:38Und die Leute lernen einiges bei ihren verschiedenen Studien,
-
6:38 - 6:42zum Beispiel, dass bei der Geburt eines Babys
-
6:42 - 6:45es während der vaginalen Entbindung von den Mikroben
-
6:45 - 6:46seiner Mutter kolonisiert wird.
-
6:46 - 6:49Es gibt Risikofaktoren, welche mit Kaiserschnitten assoziiert werden,
-
6:49 - 6:53manche dieser Risikofaktoren könnten auf Fehlkolonisierung beruhen,
-
6:53 - 6:55wenn man ein Baby aus seiner Mutter herausschneidet,
-
6:55 - 6:58anstatt es durch den Geburtskanal zu entbinden.
-
6:58 - 7:02Und eine Vielfalt anderer Studien hat angezeigt, dass die
-
7:02 - 7:03mikrobielle Gemeinschaft in und auf uns
-
7:03 - 7:06bei der Entwicklung des Immunsystems behilflich ist,
-
7:06 - 7:11wie auch beim Bekämpfen von Pathogenen und beim Stoffwechsel,
-
7:11 - 7:14unsere Stoffwechselrate bestimmt, wahrscheinlich
-
7:14 - 7:17unseren Geruch bestimmt und vielleicht sogar unser Verhalten
-
7:17 - 7:19auf verschiedene Weisen gestaltet.
-
7:19 - 7:22Diese Studien haben also belegt oder darauf hingedeutet,
-
7:22 - 7:26dass es aus einer Vielfalt von wichtigen Funktionen der mikrobiellen Gemeinschaft
-
7:26 - 7:31diese Wolke gibt, die Nicht-Pathogene, die in und auf uns leben.
-
7:31 - 7:34Und ein Gebiet, das ich für sehr interessant halte,
-
7:34 - 7:37und das haben jetzt viele von Ihnen, da wir die Mikroben ins
-
7:37 - 7:41Publikum geworfen haben, ist quasi eine "Furcht vor Bakterien".
-
7:41 - 7:44Die Leute stehen total auf Sauberkeit, nicht wahr?
-
7:44 - 7:46Wir haben Antibiotika in unseren Küchentresen,
-
7:46 - 7:49die Leute waschen andauernd jeden Zentimeter davon,
-
7:49 - 7:54wir pumpen Antibiotika in unser Essen, in unsere Gemeinschaften,
-
7:54 - 7:56wir nehmen Antibiotika im Überfluss.
-
7:56 - 8:00Und Pathogene umbringen ist eine gute Sache, wenn man krank ist,
-
8:00 - 8:03aber wir sollten verstehen, dass wenn wir Chemikalien und
-
8:03 - 8:06Antibiotika in unsere Welt pumpen, wir dann auch
-
8:06 - 8:09die Mikrobenwolke, die in und auf uns lebt, umbringen.
-
8:09 - 8:12Und der ausschweifende Gebrauch von Antibiotika, insbesondere bei Kindern,
-
8:12 - 8:15wird bewiesenermaßen wieder mit Risikofaktoren verbunden,
-
8:15 - 8:19für Fettsucht, für Autoimmunerkrankungen, für eine Vielfalt
-
8:19 - 8:21an Problemen, die wahrscheinlich der Störung der mikrobiellen
-
8:21 - 8:24Gemeinschaft zuzuschreiben sind.
-
8:24 - 8:28Es kann also was schiefgehen in der mikrobiellen Gemeinschaft,
-
8:28 - 8:29ob wir das wollen oder nicht,
-
8:29 - 8:31oder wir können sie mit Antibiotika umbringen,
-
8:31 - 8:34aber was können wir tun, um sie wiederherzustellen?
-
8:34 - 8:37Ich bin mir sicher, dass viele Leute hier schon von Probiotika gehört haben.
-
8:37 - 8:40Mit Probiotika kann man versuchen, die mikrobielle
-
8:40 - 8:42Gemeinschaft, die in und auf uns lebt, wiederherzustellen.
-
8:42 - 8:46Und die sind in manchen Fällen durchaus effektiv.
-
8:46 - 8:49Da läuft gerade ein Projekt an der UC Davis, wo man Probiotika
-
8:49 - 8:52verwendet um zu versuchen, bei Frühgeborenen
-
8:52 - 8:54nekrotisierende Enterokolitis zu verhindern.
-
8:54 - 8:57Frühgeborene haben ein echtes Problem mit ihrer mikrobiellen Gemeinschaft.
-
8:57 - 9:00Und es kann sein, dass Probiotika dabei helfen können,
-
9:00 - 9:03die Entwicklung dieser furchtbaren nekrotisierenden Enterokolitis
-
9:03 - 9:05bei frühgeborenen Kindern zu vermeiden.
-
9:05 - 9:09Aber Probiotika sind sozusagen eine sehr, sehr einfache Lösung.
-
9:09 - 9:12Die meisten Pillen, oder die Joghurts, die man essen kann,
-
9:12 - 9:17enthalten eine oder zwei, vielleicht fünf Gattungen,
-
9:17 - 9:21und die menschliche Gemeinschaft hat Abertausende von Gattungen.
-
9:21 - 9:25Was können wir also tun, um unsere mikrobielle Gemeinschaft wiederherzustellen,
-
9:25 - 9:28wenn wir Abertausende von Gattungen auf uns tragen?
-
9:28 - 9:30Nun, Tiere tun da offenbar eine Sache,
-
9:30 - 9:34sie essen Kot – Koprophagie.
-
9:34 - 9:39Und es stellt sich heraus, dass viele Tierärzte,
-
9:39 - 9:41besonders die Tierärzte der alten Garde,
-
9:41 - 9:44so genannten "Kacketee" herstellen,
-
9:44 - 9:50nicht Kack-Tee, sondern Kacketee, um Koliken und andere
-
9:50 - 9:53Leiden bei Pferden und Kühen und so weiter zu behandeln,
-
9:53 - 9:57man stellt also Tee aus dem Kot von gesunden
-
9:57 - 10:00Exemplaren her und verfüttert den an ein krankes Tier.
-
10:00 - 10:05Insofern man aber keine fistulierte Kuh mit einem großen Loch in der Seite hat
-
10:05 - 10:07und man seine Hand in ihren Pansen stecken kann,
-
10:07 - 10:11ist es schwer sich vorzustellen, dass die Zubringung von Mikroben
-
10:11 - 10:14direkt in den Mund und durch den gesamten
-
10:14 - 10:17oberen Verdauungstrakt die beste Zubringungsmethode ist.
-
10:17 - 10:21Sie haben also vielleicht gehört, dass bei Menschen nun
-
10:21 - 10:26Fäkaltransplantate gemacht werden, wo man anstatt ein paar
-
10:26 - 10:28probiotische Mikroben mündlich zuzubringen,
-
10:28 - 10:32man eine Gemeinschaft von Probiotika zubringt,
-
10:32 - 10:34eine Gemeinschaft von Mikroben aus einem gesunden Spender,
-
10:34 - 10:37durch das andere Ende.
-
10:37 - 10:40Und das hat sich als sehr effektiv herausgestellt beim Kampf gegen
-
10:40 - 10:42gewisse kompromisslose Infektionskrankheiten,
-
10:42 - 10:46wie Infektionen mit Clostridium difficile, die sich
-
10:46 - 10:48jahrelang in Menschen aufhalten können.
-
10:48 - 10:53Transplantationen von den Mikroben aus den Fäkalien
-
10:53 - 10:56eines gesunden Spenders haben sich tatsächlich als Heilmittel
-
10:56 - 10:59für systemische C.-dif-Infektionen bei manchen Leuten bewiesen.
-
10:59 - 11:05Was ich nun also aus diesen Transplantaten schließe,
-
11:05 - 11:09diesen Fäkaltransplantaten, oder dem Kacketee, und viele Leute
-
11:09 - 11:11sind zum selben Schluss gekommen, ist, dass
-
11:11 - 11:15die mikrobielle Gemeinschaft in und auf uns ein Organ ist.
-
11:15 - 11:20Wir sollten es als funktionierendes Organ betrachten, ein Teil unser selbst.
-
11:20 - 11:24Wir sollten es vorsichtig und mit Respekt behandeln,
-
11:24 - 11:28und wir sollten ihm nicht in die Quere kommen, sagen wir mal mit einem Kaiserschnitt
-
11:28 - 11:33oder mit Antibiotika oder übermäßiger Reinlichkeit,
-
11:33 - 11:36ohne eine sehr gute Begründung.
-
11:36 - 11:39Und die DNA-Sequenzierungstechnologien erlauben uns nun
-
11:39 - 11:46das ausführliche Studium von, sagen wir, 100 Patienten mit
-
11:46 - 11:49Morbus Crohn und 100 Menschen ohne.
-
11:49 - 11:53Oder 100 Leute, die Antibiotika nahmen, als sie klein waren,
-
11:53 - 11:55und 100 Leute, die keine Antibiotika nahmen.
-
11:55 - 11:59Und wir können nun damit beginnen, die Gemeinschaft der Mikroben und ihre Gene
-
11:59 - 12:03zu vergleichen und nach Unterschieden zu suchen.
-
12:03 - 12:06Und schlussendlich werden wir vielleicht verstehen, ob das nicht
-
12:06 - 12:09nur korrelative Unterschiede sind, sondern auch kausale.
-
12:09 - 12:12Studien in Modellsystemen wie der Maus und anderen Tieren
-
12:12 - 12:15helfen ebenfalls dabei, aber man verwendet nun
-
12:15 - 12:18diese Technologien, weil sie sehr billig geworden sind,
-
12:18 - 12:22um die Mikroben in und auf verschiedenen Menschen zu studieren.
-
12:22 - 12:26Zum Abschluss möchte ich noch etwas loswerden.
-
12:26 - 12:29Ich habe Ihnen einen Teil der Diabetes-Geschichte nicht erzählt.
-
12:29 - 12:32Es war so, dass mein Vater ein Doktor der Medizin war,
-
12:32 - 12:37er hat sogar Hormone studiert. Ich erzählte ihm oft,
-
12:37 - 12:41dass ich müde war, durstig, dass es mir nicht sehr gut ging.
-
12:41 - 12:44Und er ignorierte das, er muss gedacht haben,
-
12:44 - 12:47dass ich mich viel beklage, oder es war die typische
-
12:47 - 12:50Einstellung eines Mediziners, "bei meinen Kindern ist alles in Ordnung".
-
12:50 - 12:53Wir gingen sogar zum Treffen der Internationalen Gesellschaft der Endokrinologie
-
12:53 - 12:55in Quebec, die gesamte Familie.
-
12:55 - 13:01Und ich stand alle fünf Minuten auf um zu pinkeln,
-
13:01 - 13:03und das gesamte Wasser am Tisch zu trinken,
-
13:03 - 13:06und ich glaube, die dachten alle, ich wäre drogensüchtig.
-
13:06 - 13:08(Gelächter)
-
13:08 - 13:10Aber ich erzähle Ihnen das, weil
-
13:10 - 13:13die medizinische Gemeinschaft, mein Vater da als Beispiel,
-
13:13 - 13:17manchmal nicht das sieht, was ihr direkt vor Augen steht.
-
13:17 - 13:21Die mikrobielle Wolke ist direkt vor uns.
-
13:21 - 13:23Wir können sie meistens nicht sehen. Sie ist unsichtbar.
-
13:23 - 13:25Es sind Mikroben. Sie sind winzig.
-
13:25 - 13:28Aber wir können sie durch ihre DNA sehen,
-
13:28 - 13:31wir können sie durch die Effekte, die sie auf die Menschen haben, sehen.
-
13:31 - 13:33Und jetzt müssen wir
-
13:33 - 13:36damit beginnen, diese mikrobielle Gemeinschaft in Zusammenhang mit
-
13:36 - 13:39allem aus der menschlichen Medizin zu setzen.
-
13:39 - 13:42Das heißt nicht, dass es jeden Teil von uns betrifft,
-
13:42 - 13:43aber es könnte so sein.
-
13:43 - 13:47Wir brauchen ein Bestimmungsbuch für die Mikroben,
-
13:47 - 13:51die in und auf Menschen leben, damit wir verstehen können,
-
13:51 - 13:54was sie unseren Leben antun.
-
13:54 - 13:57Wir sind sie. Sie sind wir.
-
13:57 - 13:58Danke.
-
13:58 - 14:00(Applaus)
- Title:
- Jonathan Eisen: Lernen Sie Ihre Mikroben kennen
- Speaker:
- Jonathan Eisen
- Description:
-
Unsere Körper sind von einem Meer von Mikroben bedeckt – sowohl die Pathogene, an denen wir erkranken, als auch die "guten" Mikroben, über die wir weniger Bescheid wissen, die uns vielleicht gesund halten. Auf TEDMED teilt Mikrobiologe Jonathan Eisen den aktuellen Wissensstand, inklusive einiger überraschenden Möglichkeiten, diese guten Mikroben zu nutzen.
- Video Language:
- English
- Team:
- closed TED
- Project:
- TEDTalks
- Duration:
- 14:23
Judith Matz approved German subtitles for Meet your microbes | ||
Judith Matz accepted German subtitles for Meet your microbes | ||
Retired user edited German subtitles for Meet your microbes | ||
Judith Matz approved German subtitles for Meet your microbes | ||
Judith Matz approved German subtitles for Meet your microbes | ||
Judith Matz accepted German subtitles for Meet your microbes | ||
Judith Matz accepted German subtitles for Meet your microbes | ||
Judith Matz commented on German subtitles for Meet your microbes |