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Die große Hirndebatte - Ted Altschuler

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    1861 gerieten zwei Wissenschaftler in
    einen sehr "geistreichen" Streit.
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    Sie hatten entgegengesetzte
    Vorstellungen davon,
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    wie Sprache und Erinnerung
    im menschlichen Gehirn funktionieren.
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    Ernest Aubertins
    Lokalisationstheorie besagte,
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    dass einzelne Hirnregionen
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    für unterschiedliche Prozesse
    zuständig seien.
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    Pierre Gratiolet dagegen sprach sich
    für die Äquipotentialtheorie aus,
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    nach der verschiedene Regionen
    zusammenarbeiten,
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    um diese unterschiedlichen
    Funktionen zu ermöglichen.
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    Die Debatte, die sie in Gang setzten,
    dauerte das restliche Jahrhundert an
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    und beschäftigte einige der größten
    Wissenschaftler der Zeit.
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    Aubertins Lokalisationstheorie hatte
    einige bekannte Namen auf ihrer Seite.
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    Im 17. Jahrhundert hatte René Descartes
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    den freien Willen und die menschliche
    Seele der Zirbeldrüse zugeschrieben.
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    Im späten 18. Jahrhundert stellte der
    junge Student Franz Joseph Gall fest,
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    dass die Studenten mit
    dem besten Gedächtnis
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    auch die markantesten Augen hatten
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    und entschied, dass das
    der höheren Entwicklung
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    angrenzender Hirnareale zuzuschreiben war.
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    Als Arzt begründete Gall
    schließlich die Lehre der Phrenologie,
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    die besagte, das starke
    geistige Fähigkeiten
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    hoch entwickelten
    Hirnregionen entsprächen,
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    die man als Höcker im Schädel
    wahrnehmen könnte.
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    Die weitreichende Beliebtheit der
    Phrenologie im frühen 19. Jahrhundert
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    sprach für Aubertins Lokalisationstheorie.
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    Das Problem war nur, dass Gall sich nie
    die Mühe gemacht hatte, zu überprüfen,
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    ob die individuellen Hirnkarten,
    die er erstellt hatte,
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    auf alle Menschen zutrafen.
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    In den 1840er Jahren stellte
    Pierre Flourens die Phrenologie in Frage,
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    indem er bei Tieren gezielt
    Gehirnareale zerstörte
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    und beobachtete, welche
    Funktionen verloren gingen.
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    Er fand, dass eine
    Verletzung des Kortex
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    das Urteilsvermögen und Bewegung
    generell beeinträchtigte,
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    aber er konnte keiner Region
    eine bestimmten Funktion zuordnen
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    und kam zu dem Schluss, dass der Kortex
    Hirnfunktionen als Einheit ausführte.
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    Flourens hatte einen Sieg für Gratiolet
    errungen, doch der war nicht von Dauer.
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    Galls ehemaliger Schüler
    Jean-Baptiste Bouillaud
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    stellte Flourens' Ergebnisse in Frage,
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    als ihm auffiel, dass Patienten
    mit Sprachstörungen
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    alle Schäden am Stirnlappen aufwiesen.
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    Und als Paul Broca 1861 mit
    der Autopsie eines Patienten,
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    der nicht mehr sprechen,
    Sprache aber noch verstehen konnte,
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    räumlich begrenzte Schäden
    am Stirnlappen zeigte,
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    schien die Äquipotentialtheorie
    dem Untergang geweiht
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    und die Lokalisationstheorie bestätigt.
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    In den 1870er Jahren brachte Karl Wernicke
    einen Teil des linken Temporallappens
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    mit dem Verstehen
    von Sprache in Verbindung.
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    Später aktivierten
    Eduard Hitzig und Gustav Fritsch
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    den Kortex eines Hundes und
    entdeckten eine Region des Stirnlappens,
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    die für Muskelbewegungen
    verantwortlich war.
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    David Ferrier baute auf ihrer Arbeit auf
    und kartierte Teile des Kortex,
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    die er mit der Bewegung eines
    Körperteiles assoziiert hatte.
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    1909 entwarf Korbinian Brodmann seine
    eigene Karte des Kortex mit 52 Regionen.
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    Aubertins Lokalisationstheorie schien
    endgültig gewonnen zu haben.
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    Aber der Neurologe Karl Wernicke
    hatte eine interessante Idee.
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    Da die Areale für
    Sprachproduktion und -verständnis
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    nicht aneinander grenzten,
    kam er zu dem Schluss,
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    dass eine Verletzung der
    sie verbindenden Bereiche
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    eine Sprachstörung erzeugen müsste, die
    heute als rezeptive Aphasie bekannt ist.
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    Wernickes Modell half,
    Krankheiten zu erklären,
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    die nicht auf der Störung
    nur eines Areals beruhten.
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    Die modernen Neurowissenschaften
    offenbaren ein viel komplexeres Gehirn,
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    als es sich Gratiolet, Aubertin und sogar
    Wernicke je vorstellten konnten.
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    Dem Hippocampus werden heute zwei
    verschiedenen Hirnfunktionen zugeordnet:
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    Formen von Erinnerungen und
    Verarbeiten räumlicher Lage.
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    Wir können jetzt auch zwei Arten
    von Verbindungen messen:
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    anatomische Verbindungen zwischen
    zwei benachbarten,
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    kooperierenden Arealen des Kortex,
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    und funktionelle Verbindungen
    zwischen getrennten Arealen,
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    die zusammenarbeiten,
    um einen Prozess zu vollbringen.
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    Eine scheinbar simple
    Funktion wie das Sehen
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    besteht tatsächlich aus vielen
    kleineren Funktionen,
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    für die mehrere Teile des Kortex
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    Form, Farbe und
    räumliche Lage verarbeiten.
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    Wenn ein Areal nicht mehr funktioniert,
    können wir ein Objekt
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    vielleicht erkennen, es aber nicht sehen,
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    oder umgekehrt.
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    Fakten und Handlungsabläufe werden
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    verschiedenen Arten
    von Erinnerung zugeordnet.
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    Die Erinnerung an unser erstes Fahrrad
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    benötigt eine Vernetzung
    verschiedener Regionen,
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    die das Konzept eines Fahrzeugs, die Form
    des Fahrrads, den Klang der Glocke
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    und die Gefühle, die damit
    verbunden sind, darstellen.
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    Letztendlich hatten Gratiolet
    und Aubertin beide Recht.
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    Wir verwenden beide Modelle,
    um Wahrnehmung zu verstehen.
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    Man kann zum Beispiel Hirnaktivität jetzt
    auf einer so präzisen Zeitskala messen,
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    dass wir einzelne, räumlich
    begrenzte Prozesse sehen können,
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    die einen einzelnen Akt
    des Erinnerns umfassen.
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    Aber erst die Integration
    dieser Prozesse und Regionen
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    erzeugt die die zusammenhängende
    Erinnerung, die wir erleben.
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    Die scheinbar gegensätzlichen Theorien
    sind letztendlich zwei Aspekte
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    eines umfassenderen Modells,
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    das wiederum überarbeitet werden wird,
  • 4:59 - 5:02
    wenn verbesserte Technologien und Methoden
  • 5:02 - 5:05
    uns beim Verstehen des Gehirns
    helfen werden.
Title:
Die große Hirndebatte - Ted Altschuler
Description:

Im Laufe der Geschichte haben Wissenschafter gegensätzliche Theorien, wie das Gehirn Funktionen wie Wahrnehmung, Erinnerung und Bewegung ausführt, vorgeschlagen. Wird jede dieser Funktionen von einem bestimmten Hirnareal ausgeführt? Oder arbeiten verschiedene Areale zusammen, um sie zu ermöglichen? Ted Altschuler beleuchtet beide Seiten dieser Debatte.

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Video Language:
English
Team:
closed TED
Project:
TED-Ed
Duration:
05:20
  • Liebe Antonia!
    Sprachlich sehr schön gemacht, bitte aber noch um folgende Überarbeitung:
    - Titel und Beschreibung übersetzen (im Editor ganz oben)
    - Alle roten Ausrufezeichen eliminieren (entweder ist die Zeile zu lang oder zu viel Text im Untertitel)
    - Wenn zwei Zeilen in einem UT sind, sollten diese _ungefähr_ gleich lang sein (also z. B. nicht nur 1 Wort in der zweiten Zeile)
    - Keine UT mit 3 Zeilen! Wenn der Text zu viel ist, im Editor einfach auf das Plus-Zeichen nach dem UT klicken und einen Teil dort einfügen. Anschließend oben auf der Zeitleiste diese Steile vorsichtig nachjustieren (einfach schieben), damit der Text wieder zum gesprochenen Wort passt

    Die Formulierungen sind sehr schön und flüssig, aber beim Untertiteln muss man die Zeit im Auge behalten. Du hast ein gutes Sprachgefühl, also fallen dir stellenweise sicher einige elegante kürzere Formulierungen ein.

    Versuche auch, die Sprache und die Satzstruktur relativ einfach zu halten und Verschachtelungen zu reduzieren. Wörter wie "kohärent" sind zwar richtig, aber zu hochsprachlich für TED-Ed-Videos. Denk daran, dass das Zielpublikum hier Schüler sind.

    Ich freue mich jedenfalls auf weitere Übersetzungen von dir!
    Bei Fragen und Unklarheiten bitte eine Nachricht an mich schicken, ich helfe gerne weiter.
    Liebe Grüße,
    Johanna

German subtitles

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