Michael Anti: Hinter Chinas großer Firewall
-
0:01 - 0:05In den letzten Tagen habe ich Leute
über China sprechen hören. -
0:05 - 0:09Ich habe auch mit meinen Freunden über China
und das chinesische Internet gesprochen. -
0:09 - 0:12Dabei fällt mir eins schwer.
-
0:12 - 0:15Ich möchte, dass meine Freunde verstehen:
-
0:15 - 0:18China is kompliziert.
-
0:18 - 0:21Deshalb will ich immer sagen:
-
0:21 - 0:24Einerseits ist es so ...,
andererseits so ... -
0:24 - 0:27Man kann sich nicht auf eine Seite beschränken.
-
0:27 - 0:30Ich gebe Ihnen ein Beispiel.
China ist ein BRIC-Land. -
0:30 - 0:35BRIC steht für Brasilien, Russland, Indien und China.
-
0:35 - 0:41Seine erstarkende Wirtschaftskraft hilft,
die Weltwirtschaft wiederzubeleben. -
0:41 - 0:44Jedoch, auf der anderen Seite,
-
0:44 - 0:47China ist ein SICK-Land.
-
0:47 - 0:53Ein Begriff aus Facebooks Börsengang.
-
0:53 - 1:00SICK steht für Syrien, Iran, China und Nordkorea.
-
1:00 - 1:04Diese vier Länder haben keinen Facebook-Zugang.
-
1:04 - 1:08China ist also ein SICK-BRIC-Land.
[klingt wie "kranker Ziegel"] -
1:08 - 1:09(Gelächter)
-
1:09 - 1:11Es gibt weitere Unternehmungen,
-
1:11 - 1:14China und sein Internet zu überwachen.
-
1:14 - 1:17Also möchte ich Ihnen heute meine persönliche Sicht
-
1:17 - 1:23auf diese Zensur in den letzten Jahren geben.
-
1:23 - 1:26Wenn Sie Fan von "Game of Thrones" sind,
-
1:26 - 1:31wissen Sie sicher, wie wichtig eine große
Mauer für ein altes Königreich ist. -
1:31 - 1:36Sie hält komische Dinge aus dem Norden ab.
-
1:36 - 1:39Dasselbe galt für China.
-
1:39 - 1:43Im Norden gab es die Chinesische Mauer,
-
1:43 - 1:48die China 2000 Jahre lang vor Invasion schützte.
-
1:48 - 1:52Aber China hat auch eine große Firewall.
-
1:52 - 1:57Die größte digitale Mauer der Welt.
-
1:57 - 2:01Nicht nur, um das chinesische Regime
vor dem Westen zu schützen, -
2:01 - 2:05vor universellen Werten, sondern auch,
-
2:05 - 2:08um den Chinesen selbst den Weg
ins weltweite freie Internet zu versperren -
2:08 - 2:14und sie in separate Blöcke zu teilen, nicht vereint.
-
2:14 - 2:18Das Internet besteht also praktisch aus zwei Internets.
-
2:18 - 2:22Das eine ist DAS Internet, das andere das Chinanet.
-
2:22 - 2:26Aber wenn Sie glauben, Chinanet sei
-
2:26 - 2:32ein Ödland, leblos, da widerspreche ich.
-
2:32 - 2:38Aber wir benutzen eine einfache Metapher,
das Katz-und-Maus-Spiel, -
2:38 - 2:41um die letzten 15 Jahre zu beschreiben,
-
2:41 - 2:44den ständigen Kampf zwischen der Zensur
-
2:44 - 2:48durch die Regierung – der Katze –
-
2:48 - 2:54und den chinesichen Internetusern.
Das sind wir, die Maus. -
2:54 - 2:58Doch manchmal ist diese Art Metapher zu simpel.
-
2:58 - 3:03Deshalb will ich sie heute auf Version 2.0 upgraden.
-
3:03 - 3:07In China haben wir 500 Millionen Internetuser.
-
3:07 - 3:12Die größte Netzbevölkerung der ganzen Welt.
-
3:12 - 3:17Also obwohl Chinas Internet total zensiert ist,
-
3:17 - 3:21boomt trotzdem die chinesische Netzkultur.
-
3:21 - 3:24Wie geht das? – Ganz einfach.
-
3:24 - 3:26Ihr habt Google, wir haben Baidu.
-
3:26 - 3:30Ihr habt Twitter, wir haben Weibo.
-
3:30 - 3:33Ihr habt Facebook, wir haben Renren.
-
3:33 - 3:38Ihr habt YouTube, wir haben Youku und Tudou.
-
3:38 - 3:42Die chinesische Regierung hat jeden einzelnen
-
3:42 - 3:46internationalen Web-2.0-Service geblockt
-
3:46 - 3:49und wir Chinesen haben jeden einzelnen kopiert.
-
3:49 - 3:50(Gelächter)
-
3:50 - 3:55Das nenne ich kluge Zensur!
-
3:55 - 3:59Es geht nicht nur darum, Euch zu zensieren.
-
3:59 - 4:03Manchmal ist die chinesische Internetpolitik sehr einfach:
-
4:03 - 4:06blockieren und kopieren.
-
4:06 - 4:11Sie wollen einerseits den Wunsch der Leute
nach einem sozialen Netzwerk befriedigen, -
4:11 - 4:14was sehr wichtig ist.
Die Leute lieben soziale Netzwerke. -
4:14 - 4:17Andererseits will die Regierung den Server gerne
-
4:17 - 4:21in Beijing haben, sodass sie
jederzeit an die Daten kommen. -
4:21 - 4:26Darum hat sich Google auch
aus China zurückgezogen, -
4:26 - 4:27weil sie es nicht hinnehmen können,
-
4:27 - 4:32dass die Regierung den Server kontrollieren will.
-
4:32 - 4:38Manchmal haben die arabischen Diktatoren
diese zwei Seiten nicht verstanden. -
4:38 - 4:41Mubarak zum Beispiel hat das Internet ausgeschaltet.
-
4:41 - 4:44Er wollte verhindern, dass die Netzbürger ihn kritisieren.
-
4:44 - 4:50Doch wenn sie nicht ins Netz gehen können,
gehen sie auf die Straße. -
4:50 - 4:53Das Ergebnis ist sehr einfach.
-
4:53 - 4:59Wir wissen alle, Mubarak ist praktisch tot.
-
4:59 - 5:04Aber auch Ben Ali, der tunesische Präsident.
-
5:04 - 5:05Er hat die zweite Regel nicht befolgt,
-
5:05 - 5:09die Server in der Hand zu behalten.
-
5:09 - 5:15Er hat Facebook, einem U.S.-basierten Service,
-
5:15 - 5:19erlaubt, in Tunesien zu bleiben.
-
5:19 - 5:22Also kann er nicht verhindern, dass seine Bürger
-
5:22 - 5:25kritische Videos über seine Korruption hochladen.
-
5:25 - 5:29Dasselbe ist passiert. Er war der Erste,
-
5:29 - 5:32der während des Arabischen Frühlings gestürzt wurde.
-
5:32 - 5:37Aber diese zwei sehr klugen Zensurmethoden
-
5:37 - 5:43haben nicht verhindert, dass Social Media
in China ein öffentlicher Ort wurde, -
5:43 - 5:49ein Medium für öffentliche Meinung
und ein Alptraum für chinesiche Politiker. -
5:49 - 5:54Denn wir haben 300 Millionen Mikroblogger in China.
-
5:54 - 5:57Das entspricht der Gesamtbevölkerung der USA.
-
5:57 - 6:01Wenn also diese 300 Millionen Leute, Mikroblogger,
-
6:01 - 6:06selbst wenn deren Tweet auf unserer
zensierten Plattform geblockt wird... -
6:06 - 6:10Trotzdem kann das Chinanet selbst
-
6:10 - 6:14eine sehr starke Kraft erzeugen, was es noch nie gab
-
6:14 - 6:16in der Geschichte Chinas.
-
6:16 - 6:21Im Juli 2011, stießen zwei [undeutlich] Züge zusammen
-
6:21 - 6:23in Wenzhou, einer Stadt im Süden.
-
6:23 - 6:24Direkt nach dem Zusammenstoß
-
6:24 - 6:29wollten die Behörden das Wrack wortwörtlich
verschwinden lassen, zuschütten. -
6:29 - 6:32Das hat die chinesischen Netzbürger wütend gemacht.
-
6:32 - 6:35In den ersten fünf Tagen nach dem Unglück
-
6:35 - 6:39gab es 10 Millionen kritische Posts
-
6:39 - 6:43auf sozialen Plattformen, was in der chinesichen
Geschichte noch nie passiert war. -
6:43 - 6:46Und danach, in diesem Jahr, wurde der Eisenbahnminister
-
6:46 - 6:51entlassen und zu 10 Jahren Haft verurteilt.
-
6:51 - 6:56Außerdem gab es vor kurzem
eine lustige Debatte zwischen -
6:56 - 7:00dem Umweltministerium in Beijing
-
7:00 - 7:03und der amerikanischen Botschaft in Beijing,
-
7:03 - 7:06Die Behörde beschuldigte die Botschaft,
-
7:06 - 7:08dass sie sich in die chinesiche Innenpolitik
-
7:08 - 7:11eingemischt habe durch die Veröffentlichung
-
7:11 - 7:14von Daten zur Luftgüte in Beijing.
-
7:14 - 7:21Also, oben sind die Daten der Botschaft
nach Feinstaubrichtlinie PM2.5. -
7:21 - 7:27Der Wert ist 148, was anzeigt,
dass es für Risikogruppen gefährlich ist. -
7:27 - 7:30Die Empfehlung ist, nicht nach draußen zu gehen.
-
7:30 - 7:36Doch hier sind die Behördendaten. Sie zeigen nur 50.
-
7:36 - 7:39Sie sagen es ist okay. Man kann nach draußen gehen.
-
7:39 - 7:43Aber 99 Prozent der chinesischen Mikroblogger
-
7:43 - 7:47stehen entschieden auf Seiten der Botschaft.
-
7:47 - 7:51Ich wohne in Beijing. Ich richte mich jeden Tag nur
-
7:51 - 8:00nach den Daten der amerikanischen Botschaft,
ob ich das Fenster aufmachen soll. -
8:00 - 8:04Warum boomen die sozialen Netzwerke trotz Zensur so?
-
8:04 - 8:09Teil der Antwort ist die chinesiche Sprache.
-
8:09 - 8:12Es ist ja so, Twitter und Twitter-Klone
-
8:12 - 8:15haben ein 140-Zeichen-Limit.
-
8:15 - 8:19Auf Englisch sind das 20 Worte oder
ein Satz mit einem kurzen Link. -
8:19 - 8:22In der deutschen Sprache ist es vielleicht nur "Aha!"
-
8:22 - 8:25(Gelächter)
-
8:25 - 8:31Aber im Chinesischen geht es wirklich um 140 Schriftzeichen.
-
8:31 - 8:33Das bedeutet ein Absatz, eine Geschichte.
-
8:33 - 8:37Man kann fast alle journalistischen Elemente unterbringen.
-
8:37 - 8:41Hier, zum Beispiel, ist Hamlet von Shakespeare.
-
8:41 - 8:45Derselbe Inhalt. Sie können genau sehen,
-
8:45 - 8:51wie ein chinesischer Tweet
dreieinhalb englischen entspricht. -
8:51 - 8:55Die Chinesen betrügen immer, nicht?
-
8:55 - 8:59Darum betrachten Chinesen dieses Mikrobloggen
-
8:59 - 9:04als richtiges Medium, nicht nur als bloße Überschriften.
-
9:04 - 9:07Unsere Kopie – Sina ist die Firma,
-
9:07 - 9:09die Twitter kopiert hat –
-
9:09 - 9:12hat sogar ihren eigenen Namen: Weibo.
-
9:12 - 9:14"Weibo" ist die chinesische Übersetzung für "Mikroblog".
-
9:14 - 9:16Sie hat ihre eigene Innovation.
-
9:16 - 9:20Der Kommentarbereich macht das chinesische Weibo
-
9:20 - 9:24mehr zu einem Facebook
als zu Twitter, dem Original. -
9:24 - 9:28Diese Neuerungen und Klone,
wie Weibo und Mikrobloggen, -
9:28 - 9:30sind, als sie 2009 nach China kamen,
-
9:30 - 9:34sofort zu einer neue Medienplattform geworden.
-
9:34 - 9:39Einer Medienplattform für 300 Millionen Leser.
-
9:39 - 9:40Es ist zu DEN Medien geworden.
-
9:40 - 9:43Alles, was nicht bei Weibo erwähnt wird,
-
9:43 - 9:48gibt es für die chinesische Öffentlichkeit praktisch nicht.
-
9:48 - 9:51Und zusätzlich verändert Social Media
-
9:51 - 9:55die Einstellungen der Chinesen und ihr Leben.
-
9:55 - 9:59Zum Beispiel geben sie den Menschen ohne Stimme
-
9:59 - 10:01eine Möglichkeit, sich Gehör zu verschaffen.
-
10:01 - 10:07Wir hatten ein Petitionssystem –
eine Abhilfe außerhalb des Rechtssystems, -
10:07 - 10:10weil die chinesische Zentralregierung
einen Mythos erhalten möchte. -
10:10 - 10:14Der Kaiser ist gut. Die alten regionalen Beamten
sind Verbrecher. -
10:14 - 10:18Darum wollen die Bittsteller, die Opfer, die Bauern,
-
10:18 - 10:21den Zug nach Beijing nehmen und
sich an die Zentralregierung wenden, -
10:21 - 10:24sie wollen, dass der Kaiser das Problem löst.
-
10:24 - 10:27Aber wenn mehr und mehr Leute nach Beijing gehen,
-
10:27 - 10:31erhöhen sie auch die Gefahr einer Revolution.
-
10:31 - 10:33Deshalb werden sie in den letzten Jahren zurückgeschickt.
-
10:33 - 10:37Manche wurden sogar illegal eingesperrt.
-
10:37 - 10:41Doch jetzt haben wir Weibo,
also nenne ich das eine Weibo-Petition. -
10:41 - 10:43Die Leute benutzen einfach ihre Handys zum Tweeten.
-
10:43 - 10:47Und Ihre traurige Geschichte;
mit etwas Glück wird Ihre Geschichte -
10:47 - 10:51von Reportern, Professoren oder Berühmtheiten aufgegriffen.
-
10:51 - 10:53Eine von ihnen ist Yao Chen.
-
10:53 - 10:56Sie ist die berühmteste Mikrobloggerin in China
-
10:56 - 11:00und hat etwa 21 Millionen Leser.
-
11:00 - 11:03Sie sind fast wie landesweite Fernsehsender.
-
11:03 - 11:07Also, eine traurige Geschichte wird von ihr aufgegriffen.
-
11:07 - 11:11Damit hat der Weibo-Service den Chinesen trotz Zensur
-
11:11 - 11:17eine echte Möglichkeit gegeben, dass sich jeden Tag
-
11:17 - 11:20300 Millionen Leute austauschen,
miteinander unterhalten können. -
11:20 - 11:23Wie ein großes TED, nicht?
-
11:23 - 11:27Aber es ist auch das erste Mal,
dass ein öffentlicher Raum -
11:27 - 11:29in China entstanden ist.
-
11:29 - 11:32Chinesen lernen langsam, wie man verhandelt
-
11:32 - 11:35und aufeinander zugeht.
-
11:35 - 11:39Doch die Katze, die Zensur, schläft nicht.
-
11:39 - 11:43Es ist so schwer, einige heikle Begriffe
bei Weibo einzutragen. -
11:43 - 11:46Man kann zum Beispiel nicht
den Namen des Präsidenten schreiben, -
11:46 - 11:52Hu Jintao, und auch nicht den Namen der Stadt Chongqing.
-
11:52 - 11:57Und bis vor kurzem konnte man
die Nachnamen der höchsten Beamten nicht suchen. -
11:57 - 12:01Deshalb sind Chinesen sehr gut in Wortspielen,
-
12:01 - 12:05Umschreibungen und sogar Memes.
-
12:05 - 12:07Sie haben den Begriff... sie sprechen von
-
12:07 - 12:09diesem revolutionären Kampf
-
12:09 - 12:13zwischen dem Grasmatschpferd und der Flusskrabbe.
-
12:13 - 12:15Übersetzt heißt Grasmatschpferd Caoníma,
-
12:15 - 12:18was wie Mutterficker klingt.
-
12:18 - 12:25So nennen sich die Netzbürger selbst.
-
12:25 - 12:27Héxiè heißt Flusskrabbe und ist ein Phonogramm
-
12:27 - 12:30für Harmonisierung, Zensur.
-
12:30 - 12:35Daher ist es Caoníma gegen Héxiè – sehr schön.
-
12:35 - 12:41Wenn irgendein aufregendes politisches Ereignis passiert,
-
12:41 - 12:47kann man bei Weibo wieder
von schrägen Geschichten lesen. -
12:47 - 12:52Komische Ausdrücke und Worte – selbst als Professor
-
12:52 - 12:55für chinesische Sprache können Sie das nicht verstehen.
-
12:55 - 12:58Weiter kann man jedoch nicht gehen, nein,
-
12:58 - 13:01denn Sinas Weibo wurde gegründet
-
13:01 - 13:06genau einen Monat nach der Blockade von Twitter.com.
-
13:06 - 13:08Von Anfang an hatte Weibo also
-
13:08 - 13:12der chinesischen Regierung garantiert:
-
13:12 - 13:15Wir werden auf keinen Fall zur Bühne
-
13:15 - 13:18für irgendeine Gefährdung des Regimes werden.
-
13:18 - 13:20Zum Beispiel, wenn Sie etwas posten wollen
-
13:20 - 13:23über "versammeln", "treffen" oder "laufen",
-
13:23 - 13:27wird das automatisch gespeichert, verarbeitet,
-
13:27 - 13:33und zur weiteren politischen Auswertung übermittelt.
-
13:33 - 13:35Wenn Sie wirklich eine Versammlung abhalten wollen,
-
13:35 - 13:39ist die Polizei schon da und wartet, wenn Sie kommen.
-
13:39 - 13:41Wieso? Weil sie die Daten haben.
-
13:41 - 13:43Sie haben alles in Händen.
-
13:43 - 13:49Wie bei "1984" können sie alle Daten
über den Aufrührer auswerten. -
13:49 - 13:53Und greifen dann sehr hart durch.
-
13:53 - 13:55Aber beachten Sie, dass dieses Katz-und-Maus-Spiel
-
13:55 - 13:58ein sehr lustiges Merkmal hat.
-
13:58 - 14:03Die Katze ist die Zensur, aber die
chinesische Katze ist nicht alleine. -
14:03 - 14:06Sie hat Katzen vor Ort. Zentralkatze und lokale Katzen.
-
14:06 - 14:08(Gelächter)
-
14:08 - 14:11Tja, der Server ist den Händen der Zentralkatze,
-
14:11 - 14:16sodass, wenn die Netzbürger
die lokale Regierung kritisieren, -
14:16 - 14:20die Lokalregierung keinen Zugriff
auf die Daten in Beijing hat. -
14:20 - 14:22Ohne Bestechung der Zentralkatzen
-
14:22 - 14:26kann sie nichts tun, sich nur entschuldigen.
-
14:26 - 14:28So haben in den letzten drei Jahren
-
14:28 - 14:31Bürgerbewegungen durch Mikrobloggen
-
14:31 - 14:33Lokalregierungen wirklich verändert,
-
14:33 - 14:36sie mehr und mehr transparent gemacht,
-
14:36 - 14:39weil die keinen Zugriff auf die Daten haben.
-
14:39 - 14:42Der Server ist in Beijing.
-
14:42 - 14:44Bei der Geschichte mit dem Zugunglück
-
14:44 - 14:47ist die Frage vielleicht nicht,
warum es 10 Millionen kritische Stimmen -
14:47 - 14:51in fünf Tagen gab, sondern warum die Zentralregierung
-
14:51 - 14:54fünf Tage lang freie Meinungsäußerung im Netz erlaubt hat.
-
14:54 - 14:56Das ist noch nie passiert.
-
14:56 - 15:00Aber das ist ganz einfach,
denn sogar die höchsten Politiker -
15:00 - 15:03hatten die Nase von diesem Kerl voll,
von seinem unabhängigen Königreich. -
15:03 - 15:05Also wollten sie einen Vorwand...
-
15:05 - 15:08Öffentliche Meinung ist ein sehr
guter Vorwand, ihn zu bestrafen. -
15:08 - 15:11Kürzlich gab es auch den Fall
von Bo Xilai, ein Riesenaufsehen, -
15:11 - 15:13Sohn eines Top-Politikers.
-
15:13 - 15:17Aber von Februar bis April dieses Jahres
-
15:17 - 15:19wurde Weibo zu einem richtigen Marktplatz der Gerüchte.
-
15:19 - 15:23Man konnte fast jeden Witz über
diesen Politiker-Prinzen machen. -
15:23 - 15:26Es ging alles! Fast als lebte man in den USA.
-
15:26 - 15:31Aber wenn Sie es wagen, etwas
über einen vermeintlichen Putsch -
15:31 - 15:35in Beijing zu schreiben oder zu zitieren,
werden Sie definitiv verhaftet. -
15:35 - 15:41Diese Freiheit ist also ein zielgerichtetes
und genau begrenztes Fenster. -
15:41 - 15:45Für Chinesen ist Zensur in China normal.
-
15:45 - 15:47Da kommt einem Freiheit komisch vor.
-
15:47 - 15:49Irgendwas wird da im Hintergrund ablaufen.
-
15:49 - 15:52Er war ja ein sehr anerkannter linker Anführer,
-
15:52 - 15:54das heißt, die Zentralregierung wollte ihn loswerden
-
15:54 - 15:59und brauchte einen Vorwand,
um das chinesische Volk zu überzeugen, -
15:59 - 16:00wie schlimm er ist.
-
16:00 - 16:04Daher wurde Weibo, ein Forum für 300 Millionen Bürger,
-
16:04 - 16:09ein sehr gutes, günstiges Mittel für einen politischen Kampf.
-
16:09 - 16:11Diese Technologie ist sehr neu,
-
16:11 - 16:12aber die Technik sehr alt.
-
16:12 - 16:15Berühmt gemacht vom Vorsitzenden Mao, Mao Zedong.
-
16:15 - 16:18Er hat ja Millionen chinesischer Bürger mobilisiert,
-
16:18 - 16:22während der Kulturrevolution
alle Lokalregierungen auszuradieren. -
16:22 - 16:25Das ist ganz einfach, denn die chinesische Zentralregierung
-
16:25 - 16:27braucht die öffentliche Meinung nicht einmal zu führen.
-
16:27 - 16:32Sie geben ihnen einfach ein Fenster,
in dem sie nicht zensiert werden. -
16:32 - 16:38Nicht zu zensieren ist ein politisches
Instrument in China geworden. -
16:38 - 16:42Also, das ist das Update dieses Spiels,
des Katz-und-Maus-Spiels. -
16:42 - 16:44Social Media hat die Mentalität der Chinesen verändert.
-
16:44 - 16:47Immer mehr Chinesen sehen freie Meinungsäußerung
-
16:47 - 16:50und Menschenrechte als ihr Geburtsrecht an,
-
16:50 - 16:53statt als ein aus Amerika importiertes Privileg.
-
16:53 - 16:57Außerdem hat sie den Chinesen
ein nationales Forum gegeben, -
16:57 - 17:01wo die Leute ihr Selbstverständnis
als Bürger einüben können, -
17:01 - 17:04in Vorbereitung auf eine zukünftige Demokratie.
-
17:04 - 17:06Chinas politisches System hat es aber nicht verändert,
-
17:06 - 17:10die Zentralregierung hat die zentralisierte Serverstruktur
-
17:10 - 17:13benutzt, um ihre Macht über die regionalen Regierungen
-
17:13 - 17:18und die verschiedenen Gruppierungen auszubauen.
-
17:18 - 17:21Also, wie sieht die Zukunft aus?
-
17:21 - 17:23Wir sind schließlich die Maus.
-
17:23 - 17:27Was auch die Zukunft bringt,
wir sollten die [Katze] bekämpfen. -
17:27 - 17:31Es gibt sie nicht nur in China, sondern auch in den USA
-
17:31 - 17:36gibt es einige kleine, süße aber böse Katze.
-
17:36 - 17:37(Gelächter)
-
17:37 - 17:44SOPA, PIPA, ACTA, TPP und ITU.
-
17:44 - 17:49Genauso wie Facebook und Google
behaupten sie, Freunde der Maus zu sein. -
17:49 - 17:53Aber manchmal sehen wir sie mit Katzen ausgehen.
-
17:53 - 17:57Mein Fazit ist ganz einfach.
-
17:57 - 18:00Wir Chinesen kämpfen für unsere Freiheit,
-
18:00 - 18:03passt Ihr nur auf Eure bösen Katzen auf!
-
18:03 - 18:06Lasst sie nicht mit den chinesischen Katzen anbandeln.
-
18:06 - 18:09Nur so können wir eines Tages
-
18:09 - 18:12die Träume der Maus verwirklichen:
-
18:12 - 18:16Jederzeit und überall ohne Furcht zu tweeten.
-
18:16 - 18:23(Applaus)
-
18:23 - 18:25Danke.
-
18:25 - 18:29(Applaus)
- Title:
- Michael Anti: Hinter Chinas großer Firewall
- Speaker:
- Michael Anti
- Description:
-
Michael Anti (bürgerlich Jing Zhao) ist seit 12 Jahren Blogger in China. Zwar wird das Internet von der Regierung streng kontrolliert ("alle Server stehen in Beijing"), doch berichtet er davon, wie es 300 Millionen Mikrobloggern gelingt, den ersten nationalen öffentlichen Raum in der Geschichte Chinas zu schaffen, und wie dieses Medium die Machtverhältnisse in China in unvorhergesehener Weise verändert.
- Video Language:
- English
- Team:
- closed TED
- Project:
- TEDTalks
- Duration:
- 18:51
Katja Tongucer approved German subtitles for Behind the Great Firewall of China | ||
Katja Tongucer commented on German subtitles for Behind the Great Firewall of China | ||
Katja Tongucer edited German subtitles for Behind the Great Firewall of China | ||
Katja Tongucer edited German subtitles for Behind the Great Firewall of China | ||
Katja Tongucer edited German subtitles for Behind the Great Firewall of China | ||
Katja Tongucer edited German subtitles for Behind the Great Firewall of China | ||
Retired user accepted German subtitles for Behind the Great Firewall of China | ||
Retired user commented on German subtitles for Behind the Great Firewall of China |