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Islamophobie hat meinen Bruder getötet. Setzen wir dem Hass ein Ende.

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    Letztes Jahr wurden drei
    meiner Familienmitglieder
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    in einem Hassverbrechen grausam ermordet.
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    Natürlich fällt es mir sehr schwer,
    heute hier zu stehen,
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    aber mein Bruder Deah,
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    seine Frau Yusor
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    und ihre Schwester Razan
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    lassen mir eigentlich keine Wahl.
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    Ich hoffe, dass Sie nach dem Vortrag
    eine Entscheidung treffen
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    und mit mir zusammen
    dem Hass entgegentreten.
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    Es ist der 27. Dezember 2014,
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    der Morgen des Hochzeittages
    meines Bruders.
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    Er bittet mich,
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    ihm für das Hochzeitsfoto
    die Haare zu kämmen.
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    Ein 23-jähriger, 1,90 m großer Basketball-
    und besonders Steph Curry-Fan,
  • 0:42 - 0:43
    (Lachen)
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    ein amerikanischer Zahnmedizinstudent,
    bereit für die Welt.
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    Als Deah und Yusor
    den Eröffnungstanz beginnen,
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    sehe ich die Liebe in seinen Augen,
    die Freude, mit der sie sie erwidert,
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    und ich werde von Gefühlen überwältigt.
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    Ich ziehe mich im Saal zurück
    und breche in Tränen aus.
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    Kaum ist das Lied zu Ende,
    kommt er geradewegs auf mich zu,
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    nimmt mich in die Arme
    und wiegt mich hin und her.
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    Selbst in dem Augenblick,
    der voller Ablenkung war,
  • 1:12 - 1:14
    achtete er auf mich.
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    Er nimmt mein Gesicht
    in die Hände und sagt:
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    "Suzanne, dank dir
    bin ich der, der ich bin.
  • 1:23 - 1:25
    Danke für alles.
  • 1:25 - 1:26
    Ich liebe dich."
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    Etwa einen Monat später besuche ich
    meine Familie in North Carolina.
  • 1:30 - 1:33
    Am letzten Abend renne ich
    hoch in Deahs Zimmer
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    und will wissen, wie es ihm
    als frischgebackenem Ehemann geht.
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    Er sagt mit einem breiten,
    jungenhaften Lächeln:
  • 1:39 - 1:43
    "Ich bin so glücklich. Ich liebe sie.
    Sie ist ein wunderbares Mädchen."
  • 1:43 - 1:44
    Das ist sie.
  • 1:45 - 1:48
    Mit kaum 21 wurde sie
    an der UNC zugelassen,
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    um mit Deah Zahnmedizin zu studieren.
  • 1:50 - 1:53
    Sie teilte seine Liebe für Basketball
    und auf ihr Drängen hin
  • 1:53 - 1:57
    begannen sie ihre Flitterwochen
    bei ihrem Lieblingsteam der NBA,
  • 1:57 - 1:59
    den LA Lakers.
  • 1:59 - 2:00
    Sehen Sie sich das an.
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    (Lachen)
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    Niemals werde ich vergessen,
    wie ich da mit ihm zusammensaß,
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    wie frei und voller Glück er war.
  • 2:12 - 2:15
    Mein kleiner Bruder,
    ein basketballbegeisterter Junge,
  • 2:15 - 2:19
    hatte sich zu einem fähigen,
    jungen Mann entwickelt.
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    Im Zahnmedizinstudium
    war er Jahrgangsbester.
  • 2:22 - 2:23
    Gemeinsam mit Yusor und Razan
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    beteiligte er sich an lokalen
    und internationalen sozialen Projekten,
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    um Obdachlosen
    und Flüchtlingen zu helfen.
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    Sie planten auch eine Reise in die Türkei,
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    um syrischen Flüchtlingen
    zahnärztliche Hilfen zu bieten.
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    Mit gerade einmal 19
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    nutzte Razan ihre Kreativität
    als Bauingenieurstudentin,
  • 2:40 - 2:42
    um ihren Mitmenschen zu helfen,
  • 2:42 - 2:46
    und packte unter anderem Carepakete
    für die örtlichen Obdachlosen.
  • 2:46 - 2:47
    So waren sie.
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    In jener Nacht hole ich tief Luft,
    blicke Deah an und sage:
  • 2:54 - 2:57
    "Ich war noch nie so stolz auf dich
    wie in diesem Augenblick."
  • 2:57 - 3:00
    Er nimmt mich in den Arm,
    wünscht mir gute Nacht,
  • 3:00 - 3:03
    und am nächsten Morgen kehre ich
    nach San Francisco zurück,
  • 3:03 - 3:04
    ohne ihn zu wecken.
  • 3:05 - 3:07
    Das ist das letzte Mal,
    dass ich ihn umarme.
  • 3:10 - 3:14
    Zehn Tage später habe ich Dienst
    im San Francisco General Hospital,
  • 3:14 - 3:17
    als ich eine Flut unklarer SMS erhalte,
    die ihr Beileid bekunden.
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    Verwirrt rufe ich meinen Vater an,
    der mir ruhig erklärt:
  • 3:20 - 3:23
    "Es gab eine Schießerei
    in Deahs Viertel in Chapel Hill.
  • 3:23 - 3:25
    Es ist abgeriegelt.
    Mehr wissen wir nicht."
  • 3:26 - 3:29
    Ich lege auf und google eilig:
    "Schießerei in Chapel Hill".
  • 3:29 - 3:31
    Es gibt einen Treffer.
  • 3:31 - 3:34
    Zitat: "Auf drei Menschen wurden Schüsse
    in den Hinterkopf abgegeben.
  • 3:34 - 3:37
    Ihr Tod wurde noch am Tatort bestätigt."
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    Etwas in mir weiß Bescheid.
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    Ich springe auf und breche heulend
    auf dem harten Klinikboden zusammen.
  • 3:43 - 3:47
    Betäubt und verwirrt nehme ich
    den ersten Nachtflug von San Francisco.
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    Ich betrete das Haus meiner Kindheit
  • 3:49 - 3:52
    und falle meinen Eltern
    schluchzend in die Arme.
  • 3:52 - 3:55
    Dann renne ich in Deahs Zimmer,
    wie ich es so oft getan habe,
  • 3:55 - 3:57
    und suche ihn,
  • 3:57 - 4:01
    nur um eine Leere zu finden; eine Lücke,
    die sich nie mehr schließen wird.
  • 4:04 - 4:06
    Die Ermittlungen und Obduktionsberichte
  • 4:06 - 4:09
    deckten schließlich den Tathergang auf:
  • 4:10 - 4:13
    Deah war gerade mit dem Bus
    von einem Seminar gekommen.
  • 4:13 - 4:16
    Razan war zum Abendessen gekommen
    und wartete zusammen mit Yusor.
  • 4:16 - 4:19
    Als sie zu essen begannen,
    klopfte es an der Tür.
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    Als Deah sie öffnete,
  • 4:21 - 4:24
    feuerte ihr Nachbar
    mehrere Schüsse auf ihn ab.
  • 4:27 - 4:30
    Dem Notruf zufolge hatte man
    die Mädchen schreien hören.
  • 4:31 - 4:35
    Der Mann wandte sich zur Küche,
    feuerte einmal auf Yusors Hüfte
  • 4:35 - 4:36
    und lähmte sie.
  • 4:36 - 4:40
    Dann trat er von hinten an sie heran,
    setzte ihr die Pistole an den Kopf,
  • 4:40 - 4:43
    und zerfetzte mit einer
    einzigen Kugel ihr Mittelhirn.
  • 4:44 - 4:47
    Dann wandte er sich Razan zu,
    die um ihr Leben schrie,
  • 4:47 - 4:51
    feuerte im Hinrichtungsstil
    einen einzelnen Schuss
  • 4:52 - 4:54
    auf ihren Hinterkopf ab und tötete sie.
  • 4:55 - 4:58
    Auf dem Weg zurück gab er
    einen letzten Schuss auf Deah ab --
  • 4:58 - 5:00
    eine Kugel in den Mund --
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    sodass es insgesamt acht Kugeln waren:
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    zwei steckten im Kopf,
  • 5:04 - 5:05
    zwei in seiner Brust
  • 5:05 - 5:08
    und die restlichen
    in den Armen und Beinen.
  • 5:09 - 5:12
    Deah, Yusor und Razan
    wurden an einem Ort hingerichtet,
  • 5:12 - 5:15
    der sicher sein sollte: ihr Zuhause.
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    Der Mann hatte sie monatelang belästigt:
  • 5:18 - 5:22
    Mehrmals hatte er an ihre Tür geklopft
    und mit seiner Pistole herumgefuchtelt.
  • 5:22 - 5:26
    Seine Facebook-Seite war vollgepackt
    mit anti-religiösen Beiträgen.
  • 5:27 - 5:29
    Vor allem Yusor fühlte sich
    von ihm bedroht.
  • 5:30 - 5:31
    Als sie einzog,
  • 5:32 - 5:36
    sagte er zu ihr und ihrer Mutter,
    dass ihm ihr Aussehen nicht gefalle.
  • 5:37 - 5:40
    Darauf sagte Yusors Mutter ihr,
    sie solle nett zu ihrem Nachbar sein;
  • 5:40 - 5:44
    wenn er sie erst besser kenne,
    würde er seine Ansicht ändern.
  • 5:45 - 5:48
    Wir sind wohl schon so
    abgestumpft gegenüber Hass,
  • 5:48 - 5:49
    dass wir nie gedacht hätten,
  • 5:49 - 5:52
    dass er in tödliche Gewalt
    umkippen könnte.
  • 5:54 - 5:59
    Der Mörder meines Bruders stellte sich
    kurz nach der Tat der Polizei und sagte,
  • 5:59 - 6:04
    er habe bei einem Parkplatzstreit
    drei Jugendliche hingerichtet.
  • 6:05 - 6:08
    An dem Morgen gab die Polizei
    eine voreilige Erklärung ab,
  • 6:08 - 6:12
    in der sie seine Behauptung ungefragt
    und ohne weitere Ermittlungen übernahm.
  • 6:12 - 6:16
    Wie sich herausstellte,
    war es kein Parkplatzstreit.
  • 6:16 - 6:17
    Es gab keinen Streit.
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    Keinen Regelverstoß.
  • 6:19 - 6:21
    Aber der Schaden war schon angerichtet.
  • 6:21 - 6:23
    Nach einem 24-Stunden-Lauf
    durch die Medien
  • 6:23 - 6:27
    war das Wort "Parkplatzstreit"
    zum Schlagwort geworden.
  • 6:29 - 6:33
    Ich saß auf dem Bett meines Bruders
    und dachte an seine Worte,
  • 6:33 - 6:36
    die Worte, die er mir so frei
    und voller Liebe gab:
  • 6:36 - 6:38
    "Dank dir bin ich der, der ich bin."
  • 6:39 - 6:40
    Sie halfen mir,
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    meinen lähmenden Schmerz
    zu überwinden und zu reden.
  • 6:42 - 6:46
    Die Tode in meiner Familie dürfen nicht
    zu einer lokalen Randnotiz werden,
  • 6:46 - 6:49
    die in den Nachrichten
    undiskutiert untergeht.
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    Ihr Nachbar brachte sie
    wegen ihres Glaubens um,
  • 6:52 - 6:55
    wegen eines Stückes Stoff,
    das sie auf dem Kopf trugen,
  • 6:55 - 6:58
    wegen ihres muslimischen Aussehens.
  • 7:01 - 7:03
    Noch etwas machte mich wütend:
  • 7:03 - 7:05
    Wären die Rollen vertauscht gewesen
  • 7:05 - 7:09
    und hätte ein Araber, ein Muslim
    oder eine muslimisch aussehende Person
  • 7:09 - 7:12
    drei weiße, amerikanische Studenten
  • 7:12 - 7:15
    in ihrem Zuhause hingerichtet --
  • 7:15 - 7:17
    wie hätten wir das genannt?
  • 7:18 - 7:19
    Terroranschlag.
  • 7:20 - 7:23
    Wenn weiße Männer in den USA
    Gewaltverbrechen begehen,
  • 7:23 - 7:26
    sind es einsame Wölfe, psychisch krank
  • 7:26 - 7:29
    oder angestachelt
    durch einen Parkplatzstreit.
  • 7:31 - 7:34
    Ich musste meiner Familie
    eine Stimme geben
  • 7:34 - 7:36
    und tat das Einzige, was ich konnte:
  • 7:36 - 7:40
    Ich schickte eine Facebook-Nachricht
    an alle Medienvertreter, die ich kannte.
  • 7:41 - 7:43
    Ein paar Stunden später,
  • 7:43 - 7:46
    während unser chaotisches Haus
    vor Freunden und Verwandten überlief,
  • 7:46 - 7:50
    kam unser Nachbar Neal vorbei,
    setzte sich zu meinen Eltern und fragte:
  • 7:50 - 7:52
    "Was kann ich tun?"
  • 7:53 - 7:56
    Neal hatte mehr als 20 Jahre
    Journalismus-Erfahrung,
  • 7:56 - 8:00
    aber er machte deutlich,
    dass er nicht als Journalist da war,
  • 8:00 - 8:02
    sondern als Nachbar, der helfen wollte.
  • 8:02 - 8:04
    Ich fragte ihn, was wir tun sollten,
  • 8:04 - 8:07
    da uns die lokalen Medien
    mit Interviewanfragen bombardierten.
  • 8:07 - 8:10
    Er bot uns an, eine Pressekonferenz
  • 8:10 - 8:12
    in einem lokalen Gemeindezentrum
    zu organisieren.
  • 8:13 - 8:16
    Ich weiß immer noch nicht,
    wie ich ihm dafür danken soll.
  • 8:16 - 8:21
    "Sagt einfach, wann -- ich sorge dafür,
    dass alle Nachrichtensender da sind."
  • 8:21 - 8:23
    Er tat etwas für uns,
    das wir in unserer Verzweiflung
  • 8:23 - 8:25
    nicht selbst tun konnten.
  • 8:26 - 8:29
    Ich gab die Presseerklärung ab,
    noch immer in meinem OP-Kittel.
  • 8:29 - 8:34
    Keine 24 Stunden nach den Morden
    interviewte mich Anderson Cooper auf CNN.
  • 8:35 - 8:37
    Am nächsten Tag druckten
    führende Zeitungen
  • 8:37 - 8:40
    -- darunter die New York Times,
    Chicago Tribune --
  • 8:40 - 8:42
    Geschichten über Deah, Yusor und Razan.
  • 8:42 - 8:45
    Sie gaben uns die Kontrolle
    über die Geschichte zurück
  • 8:45 - 8:49
    und lenkten die Aufmerksamkeit
    auf den alltäglichen Hass auf Muslime.
  • 8:51 - 8:54
    Heutzutage scheint Islamophobie
  • 8:54 - 8:57
    eine salonfähige Form
    der Diskriminierung zu sein.
  • 8:58 - 9:01
    Wir müssen uns einfach
    lächelnd damit abfinden.
  • 9:01 - 9:02
    Mit den fiesen Blicken,
  • 9:02 - 9:05
    der merkbaren Angst im Flugzeug,
  • 9:05 - 9:09
    dem willkürlichen und zu 99 Prozent
    wahrscheinlichen Abtasten im Flughafen.
  • 9:10 - 9:12
    Das ist längst nicht alles.
  • 9:12 - 9:16
    Wir haben Politiker, die politische
    und finanzielle Vorteile aus uns ziehen.
  • 9:16 - 9:19
    US-Präsidentschaftskandidaten
    wie Donald Trump
  • 9:19 - 9:22
    fordern beiläufig die Registrierung
    amerikanischer Muslime
  • 9:22 - 9:26
    und ein Einreiseverbot für muslimische
    Einwanderer und Flüchtlinge.
  • 9:26 - 9:29
    Es ist kein Zufall, dass Hassverbrechen
  • 9:29 - 9:32
    parallel zu den Wahlzyklen zunehmen.
  • 9:35 - 9:37
    Erst vor wenigen Monaten
    wurde Khalid Jabara,
  • 9:37 - 9:42
    ein libanesisch-amerikanischer Christ,
    in Oklahoma von seinem Nachbar getötet --
  • 9:42 - 9:44
    einem Mann, der ihn
    "schmutziger Araber" nannte.
  • 9:44 - 9:47
    Der Mann war zuvor lächerliche
    acht Monate in Haft gewesen,
  • 9:47 - 9:51
    nachdem er versucht hatte,
    Khalids Mutter zu überfahren.
  • 9:52 - 9:54
    Wahrscheinlich kennen Sie
    Khalids Geschichte nicht,
  • 9:54 - 9:57
    denn sie schaffte es nicht
    in die nationalen Nachrichten.
  • 9:57 - 10:00
    Wir können sie aber
    zumindest beim Namen nennen:
  • 10:00 - 10:01
    ein Hassverbrechen.
  • 10:01 - 10:04
    Wir können zumindest darüber sprechen,
  • 10:04 - 10:08
    denn Gewalt und Hass
    entstehen nicht aus dem Nichts.
  • 10:12 - 10:15
    Kurz nach meiner Rückkehr zur Arbeit
    mache ich als Oberärztin Visite,
  • 10:15 - 10:18
    als eine meiner Patientinnen
    meinen Kollegen ansieht
  • 10:18 - 10:20
    und mit einer Geste auf ihr Gesicht sagt:
  • 10:20 - 10:22
    "San Bernardino",
  • 10:22 - 10:24
    als Anspielung auf einen
    kürzlichen Terroranschlag.
  • 10:24 - 10:28
    Da hatte ich drei Familienmitglieder
    durch Islamophobie verloren,
  • 10:28 - 10:31
    hatte mich in meinem Programm
    für den richtigen Umgang
  • 10:31 - 10:33
    mit Mikroaggressionen ausgesprochen,
  • 10:33 - 10:34
    und doch --
  • 10:34 - 10:35
    Stille.
  • 10:35 - 10:37
    Ich war entmutigt.
  • 10:37 - 10:38
    Gedemütigt.
  • 10:39 - 10:41
    Tage später bin ich
    bei derselben Patientin.
  • 10:41 - 10:43
    Sie sieht mich an und sagt:
  • 10:43 - 10:46
    "Deine Leute bringen
    Menschen in Los Angeles um."
  • 10:47 - 10:49
    Ich blicke abwartend umher.
  • 10:49 - 10:51
    Wieder:
  • 10:51 - 10:52
    Stille.
  • 10:53 - 10:57
    Ich merke, dass ich wieder einmal
    selbst für mich eintreten muss.
  • 10:58 - 11:00
    Ich setze mich an ihr Bett
    und frage sie sanft:
  • 11:00 - 11:04
    "Habe ich Sie nicht immer
    respektvoll und freundlich behandelt?
  • 11:05 - 11:09
    Habe ich Sie nicht immer
    teilnahmsvoll gepflegt?"
  • 11:09 - 11:12
    Sie senkt den Blick
    und erkennt ihren Fehler.
  • 11:12 - 11:15
    Vor dem gesamten Team
    entschuldigt sie sich und sagt:
  • 11:15 - 11:17
    "Ich sollte es besser wissen.
    Ich bin Mexiko-Amerikanerin.
  • 11:17 - 11:20
    Ich bekomme diese Behandlung
    ständig zu spüren."
  • 11:23 - 11:27
    Viele von uns erleben
    tagtäglich Mikroaggressionen.
  • 11:27 - 11:29
    Wahrscheinlich haben
    auch Sie sie schon erlebt,
  • 11:29 - 11:31
    ob aufgrund Ihrer Rasse,
  • 11:31 - 11:33
    Ihres Geschlechts, Ihrer Sexualität
  • 11:33 - 11:35
    oder Ihres Glaubens.
  • 11:35 - 11:36
    Wir alle kennen Situationen,
  • 11:36 - 11:39
    in denen wir Unrecht beobachteten
    und nichts dagegen taten.
  • 11:39 - 11:43
    Vielleicht hatten wir in dem Moment
    nicht die Mittel, um darauf zu reagieren.
  • 11:43 - 11:44
    Vielleicht waren uns
  • 11:44 - 11:47
    unsere eigenen Vorurteile
    nicht einmal bewusst.
  • 11:47 - 11:51
    Wir sind uns alle einig,
    dass Diskriminierung falsch ist,
  • 11:51 - 11:53
    aber wenn wir ihr begegnen, schweigen wir,
  • 11:53 - 11:55
    weil wir uns unwohl fühlen.
  • 11:56 - 11:58
    Aber indem wir uns
    diesem Unbehagen stellen,
  • 11:58 - 12:01
    werden wir auch zu Verbündeten.
  • 12:01 - 12:05
    In den USA leben über 3 Millionen Muslime.
  • 12:05 - 12:08
    Das sind trotzdem nur 1 %
    der Gesamtbevölkerung.
  • 12:09 - 12:11
    Martin Luther King sagte einmal:
  • 12:11 - 12:15
    "Am Ende erinnern wir uns nicht
    an die Worte unserer Feinde,
  • 12:15 - 12:18
    sondern an das Schweigen unserer Freunde."
  • 12:21 - 12:25
    Was machte die Verbundenheit
    meines Nachbars Neal so tief?
  • 12:25 - 12:27
    Mehrere Dinge.
  • 12:27 - 12:29
    Er kam als Nachbar, der sich kümmerte,
  • 12:29 - 12:34
    aber er brachte auch berufliche Erfahrung
    und Mittel ein, als es nötig war.
  • 12:35 - 12:37
    Auch andere haben das getan.
  • 12:37 - 12:39
    Larycia Hawkins nutzte ihre Stellung
  • 12:39 - 12:43
    als erste afroamerikanische Professorin
    auf Lebenszeit am Wheaton College,
  • 12:43 - 12:46
    um einen Hidschab zu tragen,
    aus Solidarität mit Musliminnen,
  • 12:46 - 12:48
    die tagtäglich diskriminiert werden.
  • 12:48 - 12:50
    Als Folge wurde ihr gekündigt.
  • 12:52 - 12:55
    Einen Monat später fing sie
    an der University of Virginia an,
  • 12:55 - 13:00
    wo sie sich nun mit Vielfältigkeit,
    Rasse, Glaube und Kultur beschäftigt.
  • 13:00 - 13:03
    Alexis Ohanian, der Mitgründer von Reddit,
  • 13:03 - 13:07
    zeigte, dass aktiver Zusammenhalt
    nicht immer so ernst sein muss.
  • 13:07 - 13:10
    Er setzte sich für die Mission
    einer 15-jährigen Muslimin ein,
  • 13:10 - 13:12
    ein Emoji mit Hidschab einzuführen.
  • 13:12 - 13:14
    (Lachen)
  • 13:14 - 13:16
    Es ist eine einfache Geste,
  • 13:16 - 13:18
    aber sie trägt bedeutend
    und unterschwellig dazu bei,
  • 13:18 - 13:21
    dass Muslime als normale Menschen,
  • 13:21 - 13:26
    als Teil der Gemeinschaft und nicht
    als "die anderen" angesehen werden.
  • 13:27 - 13:31
    Der Chefredakteur von "Women's Running"
    setzte als Erster eine Hidschab-Trägerin
  • 13:31 - 13:35
    auf die Titelseite einer
    amerikanischen Fitness-Zeitschrift.
  • 13:35 - 13:37
    All diese Beispiele zeigen Menschen,
  • 13:37 - 13:41
    die ihre Stellung und Mittel
    an der Hochschule, in der Technik
  • 13:41 - 13:45
    und in den Medien aktiv nutzten,
    um ihren Zusammenhalt zu zeigen.
  • 13:46 - 13:49
    Was bringen Sie an Mitteln und Wissen mit?
  • 13:49 - 13:52
    Sind Sie bereit,
    Ihr Unbehagen zu überwinden
  • 13:52 - 13:54
    und hasserfüllter Intoleranz
    entgegenzutreten?
  • 13:55 - 13:56
    Werden Sie Neal sein?
  • 13:57 - 13:59
    In dieser Geschichte
    kamen viele Nachbarn vor.
  • 13:59 - 14:03
    Sie alle haben in Ihren Gemeinden
    einen muslimischen Nachbarn,
  • 14:03 - 14:06
    Kollegen oder Schulfreund Ihres Kindes.
  • 14:07 - 14:08
    Seien Sie für sie da.
  • 14:08 - 14:11
    Zeigen Sie ihnen Ihre Solidarität.
  • 14:11 - 14:14
    Es mag sich belanglos anfühlen,
    aber ich verspreche Ihnen,
  • 14:14 - 14:16
    es macht einen Unterschied.
  • 14:17 - 14:21
    Nichts wird Deah, Yusor und Razan
    jemals zurückbringen.
  • 14:22 - 14:24
    Aber wenn wir gemeinsam
    die Stimme erheben,
  • 14:24 - 14:26
    dann können wir den Hass beenden.
  • 14:26 - 14:27
    Danke.
  • 14:27 - 14:29
    (Applaus)
Title:
Islamophobie hat meinen Bruder getötet. Setzen wir dem Hass ein Ende.
Speaker:
Suzanne Barakat
Description:

Am 10. Februar 2015 wurden Suzanne Barakats Bruder Deah, ihre Schwägerin Yusor und deren Schwester Razan von ihrem Nachbar in Chapel Hill, North Carolina, umgebracht. Die Behauptung des Täters, er habe sie bei einer Auseinandersetzung im Straßenverkehr getötet, wurde von den Medien und der Polizei ungefragt übernommen, bis Barakat sich in einer Pressekonferenz äußerte und die Morde bei ihrem richtigen Namen nannte: Verbrechen aus Hass. Mit ihrem Bericht darüber, wie sie und ihre Familie die Kontrolle über ihre Geschichte zurückgewannen, fordert Barakat uns auf, hasserfüllter Intoleranz mit Zivilcourage zu begegnen und uns auf die Seite der Opfer von Diskriminierung zu stellen.

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Video Language:
English
Team:
closed TED
Project:
TEDTalks
Duration:
14:48

German subtitles

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