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Wie Kindheitstrauma die Gesundheit ein Leben lang beeinflusst

  • 0:01 - 0:02
    Mitte der 90er Jahre
  • 0:02 - 0:06
    entdeckten 2 wichtige
    Gesundheitseinrichtungen eine Ursache,
  • 0:09 - 0:14
    die drastisch das Risiko für 7 der 10
    führenden Todesursachen in den USA erhöht.
  • 0:15 - 0:18
    In hohen Dosen beeinflusst diese
    die Entwicklung des Gehirns,
  • 0:18 - 0:22
    das Immun- und das Hormonsystem
  • 0:22 - 0:27
    und sogar die Beschaffenheit der DNS.
  • 0:27 - 0:30
    Menschen, die hohen Dosen
    ausgesetzt waren,
  • 0:30 - 0:34
    erkranken dreimal öfter
    an Herzkrankheiten und Lungenkrebs
  • 0:34 - 0:39
    und haben eine 20 Jahre
    kürzere Lebenserwartung.
  • 0:40 - 0:46
    Trotzdem kennen Ärzte heute keine
    Routineuntersuchung oder -behandlung.
  • 0:46 - 0:52
    Es geht nicht darum, Pestiziden
    oder Chemikalien ausgesetzt zu sein.
  • 0:52 - 0:54
    Ich spreche vom Kindheitstrauma.
  • 0:55 - 0:58
    Über welche Art der
    Traumatisierung spreche ich?
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    Ich spreche nicht vom Scheitern
    bei einer Prüfung
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    oder einem verlorenen Basketballspiel,
  • 1:02 - 1:06
    sondern von Einflüssen,
    die so schlimm oder erschütternd sind,
  • 1:06 - 1:11
    dass sie uns unter die Haut gehen
    und unsere Physiologie ändern.
  • 1:11 - 1:14
    Es sind Dinge wie Misshandlung
    oder Vernachlässigung,
  • 1:14 - 1:17
    eine Kindheit mit Eltern,
    die an einer psychischer Störung
  • 1:17 - 1:19
    oder unter Substanzmissbrauch leiden.
  • 1:20 - 1:22
    Lange Zeit sah ich diese Dinge so,
  • 1:22 - 1:24
    wie ich dafür ausgebildet war:
  • 1:24 - 1:29
    als soziales Problem --
    an Sozialeinrichtungen verweisen,
  • 1:29 - 1:33
    oder als psychisches Problem --
    an Psychiatrieeinrichtungen verweisen.
  • 1:34 - 1:40
    Dann passierte etwas, das mich über meine
    bisherige Einstellung nachdenken ließ.
  • 1:40 - 1:42
    Nach meiner Facharztausbildung
  • 1:42 - 1:45
    wollte ich dahin gehen,
    wo ich wirklich gebraucht werde,
  • 1:45 - 1:49
    dorthin, wo ich etwas bewegen könnte.
  • 1:49 - 1:52
    Deshalb arbeitete ich für
    das California Pacific Medical Center,
  • 1:52 - 1:55
    eines der besten Privatkrankenhäuser
    im Norden Kaliforniens.
  • 1:55 - 2:00
    Gemeinsam eröffneten wir eine Klinik
    in Bayview-Hunters Point,
  • 2:00 - 2:04
    eine der ärmsten und unterversorgtesten
    Gegenden in San Francisco.
  • 2:04 - 2:06
    Vor diesem Zeitpunkt
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    gab es in ganz Bayview
    nur einen Kinderarzt,
  • 2:09 - 2:12
    der für über 10 000 Kinder zuständig war.
  • 2:12 - 2:17
    Wir eröffneten eine Praxis und
    boten erstklassige Behandlungen
  • 2:17 - 2:19
    unabhängig von der Bezahlung an.
  • 2:19 - 2:23
    Das war so schön. Wir stürzten uns
    auf die typischen Versorgungslücken,
  • 2:23 - 2:28
    wie Zugang zu Einrichtungen,
    Impfaktionen, schwere Asthmafälle
  • 2:28 - 2:30
    und wir erreichten alle unsere Ziele.
  • 2:30 - 2:33
    Wir waren sehr stolz auf uns.
  • 2:33 - 2:37
    Dann bemerkte ich
    einen beunruhigenden Trend.
  • 2:37 - 2:41
    Viele Kinder wurden mit ADHS
    zu mir überwiesen,
  • 2:41 - 2:44
    bekannt als Aufmerksamkeits-
    Defizit-Hyperaktivitäts-Störung.
  • 2:44 - 2:48
    Nach der Untersuchung und
    Begutachtung der Krankheitsgeschichte
  • 2:48 - 2:52
    konnte ich bei den meisten Patienten
  • 2:52 - 2:55
    der Diagnose ADHS nicht zustimmen.
  • 2:55 - 3:01
    Die meisten Kinder, die ich untersuchte,
    hatten ein so schweres Trauma erfahren,
  • 3:01 - 3:04
    dass ich einen anderen
    Zusammenhang vermutete.
  • 3:04 - 3:09
    Ich musste etwas Wichtiges
    übersehen haben.
  • 3:09 - 3:11
    Vor der Facharztausbildung
    machte ich meinen Master
  • 3:11 - 3:14
    in Öffentlichem Gesundheitswesen.
  • 3:14 - 3:16
    Man brachte uns darin bei:
  • 3:16 - 3:19
    Wenn Sie als Arzt 100 Kinder untersuchen,
  • 3:19 - 3:22
    die alle aus der gleichen Quelle trinken,
  • 3:22 - 3:25
    und 98 von ihnen bekommen Durchfall,
  • 3:25 - 3:28
    können Sie einfach ein Rezept
  • 3:28 - 3:32
    für unzählige Dosen
    Antibiotika verschreiben
  • 3:32 - 3:38
    oder Sie können sagen:
    "Was zur Hölle ist in dieser Quelle?"
  • 3:38 - 3:42
    Ich las alles darüber,
    was ich in die Hände bekam,
  • 3:42 - 3:44
    wie negative Einflüsse
  • 3:44 - 3:48
    die Entwicklung von Gehirn
    und Körper bei Kindern beeinflussen.
  • 3:48 - 3:52
    Eines Tages kam ein Kollege in mein Büro
  • 3:52 - 3:57
    und sagte: "Dr. Burke,
    haben Sie das schon gesehen?"
  • 3:57 - 4:01
    In der Hand hielt er
    die Kopie einer Studie
  • 4:01 - 4:05
    über schlechte Kindheitserfahrungen
    [Adverse Childhood Experiences Study].
  • 4:05 - 4:12
    Dieser Tag änderte meine tägliche Praxis
    und schließlich meinen Berufsweg.
  • 4:12 - 4:18
    Diese Studie sollte jeder kennen.
  • 4:18 - 4:23
    Sie wurde durchgeführt von
    Dr. Vince Felitti und Dr. Bob Anda,
  • 4:23 - 4:31
    die gemeinsam über 17 500 Erwachsene
  • 4:31 - 4:37
    über ihre schlechten Kindheitserfahrungen,
    sogenannte ACEs, befragten.
  • 4:37 - 4:41
    Diese betrafen körperlichen,
    emotionalen oder sexuellen Missbrauch;
  • 4:41 - 4:43
    körperliche oder
    emotionale Vernachlässigung;
  • 4:43 - 4:48
    psychische Störungen, Substanzmissbrauch
    oder Inhaftierung der Eltern;
  • 4:48 - 4:51
    Trennung oder Scheidung der Eltern
  • 4:51 - 4:53
    sowie häusliche Gewalt.
  • 4:53 - 4:58
    Für jedes Zutreffen erhält man
    einen Punkt zu seinem ACE-Wert.
  • 4:58 - 5:05
    Dann verglichen sie den ACE-Wert
    mit dem Gesundheitszustand.
  • 5:05 - 5:08
    Heraus kam Verblüffendes.
  • 5:08 - 5:09
    Es waren zwei Dinge:
  • 5:09 - 5:13
    Erstens, solche Erfahrungen
    sind weit verbreitet.
  • 5:13 - 5:20
    67 % der Bevölkerung
    erleben wenigstens eine
  • 5:20 - 5:27
    und 12,6 %, also jeder Achte,
    vier oder mehr dieser Erfahrungen.
  • 5:27 - 5:29
    Sie fanden außerdem heraus,
  • 5:29 - 5:32
    dass es eine Wechselwirkung
  • 5:32 - 5:37
    zwischen ACEs und
    Gesundheitszustand gibt.
  • 5:37 - 5:41
    Je höher Ihr ACE-Wert, umso
    schlechter ist Ihr Gesundheitszustand.
  • 5:41 - 5:44
    Für eine Person mit einem
    ACE-Wert von wenigstens vier
  • 5:44 - 5:48
    war das relative Risiko für
    eine chronische Lungenerkrankung
  • 5:48 - 5:53
    2,5-mal größer als bei jemand
    mit einem ACE-Wert von 0.
  • 5:53 - 5:56
    Für Hepatitis war es das 2,5-Fache.
  • 5:56 - 6:00
    Für Depression war es das 4,5-Fache.
  • 6:00 - 6:03
    Für Selbstmordgefährdung
    war es das 12-Fache.
  • 6:03 - 6:06
    Eine Person mit einem ACE-Wert
    von sieben oder mehr
  • 6:06 - 6:11
    hat ein 3-faches Lungenkrebsrisiko
  • 6:11 - 6:15
    und das 3,5-fache Risiko ischämische
    Herzkrankheit zu entwickeln,
  • 6:15 - 6:18
    die häufigste Todesursache in den USA.
  • 6:19 - 6:22
    Nun, das ist nachvollziehbar.
  • 6:22 - 6:27
    Einige Leute schauen auf
    diese Daten und sagen: "Ach komm,
  • 6:27 - 6:31
    wenn man eine harte Kindheit hat,
    trinkt und raucht man eher
  • 6:31 - 6:34
    und macht vieles,
    was die Gesundheit ruiniert.
  • 6:34 - 6:38
    Da ist kein Zusammenhang,
    das liegt an dem schlechten Verhalten."
  • 6:38 - 6:44
    Genau an dieser Stelle kam
    die Wissenschaft ins Spiel.
  • 6:44 - 6:48
    Wir verstehen jetzt besser als zuvor,
  • 6:48 - 6:52
    wie frühzeitig erlebtes Leid
  • 6:52 - 6:55
    die Entwicklung von Gehirn
    und Körper bei Kindern beeinflusst.
  • 6:55 - 6:58
    Es beeinflusst Bereiche
    wie den Nucleus accumbens,
  • 6:58 - 7:00
    das ist das Belohnungszentrum des Gehirns
  • 7:00 - 7:03
    und verantwortlich für
    die Entstehung von Sucht.
  • 7:03 - 7:05
    Es hemmt den Präfrontalen Cortex,
  • 7:05 - 7:09
    der notwendig für die Impulskontrolle
    und ausführende Funktionen ist,
  • 7:09 - 7:11
    einem entscheidenden
    Bereich für das Lernen.
  • 7:11 - 7:13
    Auf MRT-Bildern
  • 7:13 - 7:17
    sehen wir messbare Unterschiede
    bei der Amygdala,
  • 7:17 - 7:20
    das Gehirnareal, das auf Angst reagiert.
  • 7:20 - 7:24
    Es gibt also einen neurologischen Grund,
  • 7:24 - 7:27
    warum Leute, die hohen Dosen
    von Leid ausgesetzt waren,
  • 7:27 - 7:31
    zu Risikoverhalten neigen.
  • 7:31 - 7:32
    Es ist sehr wichtig, das zu wissen.
  • 7:32 - 7:38
    Auch wenn man nicht
    zu Risikoverhalten neigt,
  • 7:38 - 7:43
    hat man trotzdem ein höheres Risiko
    an Krebs oder am Herzen zu erkranken.
  • 7:44 - 7:50
    Der Grund hierfür liegt in der
    Hypothalamus-Hypophysen-Nebennieren-Achse,
  • 7:50 - 7:54
    dem Stressreaktionssystem
    von Körper und Gehirn,
  • 7:54 - 7:57
    das die Kampf- oder
    Fluchtreaktion regelt.
  • 7:57 - 7:59
    Wie funktioniert das?
  • 7:59 - 8:03
    Stellen Sie sich vor, Sie treffen
    im Wald auf einen Bären.
  • 8:03 - 8:07
    Ihr Hypothalamus sendet sofort
    Signale zu Ihrer Hypophyse,
  • 8:07 - 8:10
    die Ihrer Nebenniere signalisiert:
  • 8:10 - 8:13
    "Stresshormone ausschütten!
    Adrenalin! Cortisol!"
  • 8:13 - 8:16
    Also beginnt Ihr Herz zu schlagen,
  • 8:16 - 8:18
    die Pupillen weiten sich,
    die Atemwege öffnen sich
  • 8:18 - 8:24
    und Sie sind bereit den Bären anzugreifen
    oder vor ihm wegzulaufen.
  • 8:24 - 8:27
    Das ist wunderbar,
  • 8:27 - 8:30
    wenn Sie in einem Wald sind
    und dort ein Bär ist.
  • 8:30 - 8:33
    (Lachen)
  • 8:33 - 8:38
    Problematisch wird es, wenn Sie
    dieser Bär jede Nacht besucht
  • 8:38 - 8:44
    und dieses System wieder und wieder
    und wieder aktiviert wird.
  • 8:44 - 8:49
    Aus einem Lebensretter wird so
    ein Gesundheitsrisiko.
  • 8:53 - 8:58
    Kinder sind besonders empfindlich
    für diese wiederholte Stressaktivierung,
  • 8:58 - 9:02
    weil sich ihre Gehirne und
    Körper gerade erst entwickeln.
  • 9:02 - 9:08
    Häufiges Auftreten von Leid beeinflusst
    nicht nur die Hirnstruktur und -funktion,
  • 9:08 - 9:11
    sondern auch die Entwicklung
    des Immunsystems,
  • 9:11 - 9:14
    des Hormonsystems
  • 9:14 - 9:19
    und sogar die Art,
    wie unsere DNS funktioniert.
  • 9:20 - 9:25
    Diese Information ließ meine
    Ausbildung wertlos erscheinen.
  • 9:25 - 9:29
    Denn wenn man die Wirkungsweise
    einer Krankheit versteht,
  • 9:29 - 9:34
    wenn man nicht nur weiß, welche
    Funktionen gestört sind, sondern auch wie,
  • 9:34 - 9:38
    dann ist es die Pflicht eines Arztes,
  • 9:38 - 9:41
    dieses Wissen zur Vorbeugung
    und Behandlung zu nutzen.
  • 9:41 - 9:43
    Genau das tun wir.
  • 9:43 - 9:47
    In San Francisco schufen wir daher
    ein Erholulngszentrum für junge Menschen,
  • 9:47 - 9:50
    um ACE's und schädlichem
    Stress vorzubeugen,
  • 9:50 - 9:52
    zu beobachten und zu heilen.
  • 9:52 - 9:57
    Wir begannen mit Standardüberprüfungen
    bei jedem unserer Kinder,
  • 9:57 - 9:58
    bei der regulären Untersuchung.
  • 9:58 - 10:03
    Wenn meine Patientin einen
    ACE-Wert von 4 hat, weiß ich,
  • 10:03 - 10:08
    dass sie 2,5-mal wahrscheinlicher
    Hepatitis oder Lungenkrankheit entwickelt,
  • 10:08 - 10:10
    dass sie 4,5-mal wahrscheinlicher
    depressiv wird,
  • 10:10 - 10:15
    und dass sie 12-mal
    wahrscheinlicher Selbstmord begeht
  • 10:15 - 10:17
    als meine Patientinnen mit 0 ACE's.
  • 10:17 - 10:20
    Ich weiß das, wenn sie in
    meinem Behandlungszimmer ist.
  • 10:20 - 10:23
    Bei Patienten mit positivem Screening
  • 10:23 - 10:28
    arbeitet ein gemischtes Behandlungsteam
    daran, die Dosis des Leids zu senken
  • 10:28 - 10:31
    und die Symptome zu behandeln.
  • 10:31 - 10:34
    Dazu gehören Hausbesuche,
    Koordination der Fürsorge,
  • 10:34 - 10:38
    psychologische Beratung, Ernährung,
  • 10:38 - 10:43
    umfassende Maßnahmen und ja,
    auch Medikamente, falls nötig.
  • 10:43 - 10:44
    Wir informieren auch die Eltern
  • 10:44 - 10:47
    über die Folgen von ACEs
    und schädlichem Stress,
  • 10:47 - 10:53
    genau wie wir uns um Kindersicherungen
    oder Bleivergiftungen kümmern würden
  • 10:53 - 10:57
    oder die Pflege von Asthmatikern
    oder Diabetikern maßschneidern.
  • 10:57 - 11:01
    Sie brauchen vielleicht
    intensivere medizinische Behandlung
  • 11:01 - 11:06
    angesichts der Veränderungen
    des Hormon- und Immunsystems.
  • 11:06 - 11:10
    Wenn man diese
    Hintergründe verstanden hat,
  • 11:10 - 11:13
    möchte man es von allen Dächern rufen,
  • 11:13 - 11:17
    weil das nicht nur
    die Kinder in Bayview betrifft.
  • 11:17 - 11:21
    Nach dem Bekanntwerden
    dieser Tatsachen erwartete ich mir
  • 11:21 - 11:24
    Routinescans, gemischte Behandlungsteams
  • 11:24 - 11:29
    und ein Streben nach der bestmöglichen
    klinischen Behandlung.
  • 11:29 - 11:33
    Nun, das ist nicht passiert
  • 11:33 - 11:36
    und das war eine
    wichtige Erfahrung für mich.
  • 11:36 - 11:41
    Was ich als einfach bestes
    klinisches Verfahren ansah,
  • 11:41 - 11:45
    verstehe ich nun als eine Bewegung.
  • 11:45 - 11:48
    Dr. Robert Block, ehemaliger Präsident
  • 11:48 - 11:51
    der Amerikanischen Akademie
    der Kinderärzte, sagte:
  • 11:51 - 11:54
    "Tragische Kindheitserfahrungen
  • 11:54 - 11:59
    sind die häufigste unbeachtete
    Krankheitsursache,
  • 11:59 - 12:01
    mit der unsere Nation
    heute konfrontiert ist."
  • 12:01 - 12:06
    Für viele Menschen ist dies
    eine erschreckende Zukunftsaussicht.
  • 12:06 - 12:10
    Die Ausmaße des Problems
    scheinen so überwältigend,
  • 12:10 - 12:14
    dass man sich mit der Auseinandersetzung
    überfordert fühlen könnte.
  • 12:14 - 12:19
    An dieser Stelle beginnt
    für mich die Hoffnung.
  • 12:19 - 12:22
    Denn wenn wir den richtigen Rahmen setzen,
  • 12:22 - 12:27
    wenn wir dies als allgemeine
    Gesundheitskrise verstehen,
  • 12:27 - 12:32
    dann können wir die richtigen
    Werkzeuge für die Lösung nutzen.
  • 12:32 - 12:36
    Von Tabak über Bleivergiftung
    bis HIV/AIDS
  • 12:36 - 12:41
    weisen die Vereinigten Staaten
    eine solide Erfolgsgeschichte
  • 12:41 - 12:43
    bei der Bekämpfung allgemeiner
    Gesundheitsprobleme auf.
  • 12:43 - 12:49
    Um diese Erfolge bei ACEs
    und schädlichem Stress zu wiederholen
  • 12:49 - 12:54
    braucht es Entschlossenheit
    und Engagement.
  • 12:54 - 12:58
    Wenn ich die bisherige Reaktion
    unseres Landes betrachte,
  • 12:58 - 12:59
    möchte ich wissen,
  • 12:59 - 13:03
    warum wir das nicht ernster
    genommen haben.
  • 13:03 - 13:07
    Zuerst dachte ich, dass wir
    das Problem verdrängen,
  • 13:07 - 13:09
    weil es uns nicht betrifft.
  • 13:09 - 13:12
    Das ist ein Problem für
    jene Kinder in jenen Gegenden.
  • 13:12 - 13:16
    Das ist seltsam, weil die Daten
    das nicht belegen.
  • 13:16 - 13:21
    Die Teilnehmer der Originalstudie waren
  • 13:21 - 13:23
    zu 70 % hellhäutig
  • 13:23 - 13:26
    und zu 70 % Hochschulabsolventen.
  • 13:26 - 13:30
    Als ich mit mehr Menschen darüber sprach,
  • 13:30 - 13:35
    begann ich zu glauben, dass ich
    es verkehrt herum angegangen war.
  • 13:35 - 13:41
    Wenn ich fragen würde,
    wie viele Leute in diesem Raum
  • 13:41 - 13:45
    neben einem psychisch erkrankten
    Familienmitglied aufgewachsen sind,
  • 13:46 - 13:48
    wette ich, dass ein paar
    Hände hochgehen würden.
  • 13:48 - 13:54
    Bei der Frage, wie viele Leute
    einen Elternteil hatten, der zu viel trank
  • 13:54 - 13:59
    oder glaubte, dass Schläge
    einem Kind nicht schaden,
  • 13:59 - 14:02
    würden sicher noch mehr Hände hochgehen.
  • 14:02 - 14:07
    Selbst in diesem Raum betrifft
    dieses Problem viele von uns
  • 14:07 - 14:11
    und ich fange an zu glauben,
    dass wir dieses Problem verdrängen,
  • 14:11 - 14:13
    weil es uns betrifft.
  • 14:13 - 14:16
    Vielleicht ist es einfacher,
    es an anderen Orten zu sehen,
  • 14:16 - 14:19
    weil wir nicht darauf schauen wollen.
  • 14:19 - 14:22
    Wir werden lieber krank.
  • 14:22 - 14:28
    Wissenschaftlicher Fortschritt
    und wirtschaftliche Gegebenheiten
  • 14:28 - 14:33
    nehmen dieser Option mit jedem
    Tag die Daseinsberechtigung.
  • 14:33 - 14:36
    Die Zusammenhänge sind klar:
  • 14:36 - 14:41
    Frühzeitiges Leid beeinflusst
    die Gesundheit für das ganze Leben enorm.
  • 14:42 - 14:47
    Wir beginnen heute zu verstehen,
    wie wir die Entwicklung
  • 14:47 - 14:51
    von frühem Leid über Krankheit
    zu frühem Tod unterbrechen können.
  • 14:51 - 14:53
    In 30 Jahren
  • 14:53 - 14:56
    wird ein Kind mit hohem ACE-Wert,
  • 14:56 - 14:59
    unbemerkten Verhaltensymptomen,
  • 14:59 - 15:02
    ohne Asthmaversorgung,
  • 15:02 - 15:05
    das beginnt Bluthochdruck,
  • 15:05 - 15:08
    frühe Herzerkrankungen
    oder Krebs zu entwickeln,
  • 15:08 - 15:13
    so ungewöhnlich sein wie heute
    der Tod nach 6 Monaten durch HIV.
  • 15:13 - 15:18
    Leute werden sich fragen:
    "Was zum Teufel ist da passiert?"
  • 15:18 - 15:21
    Das ist behandelbar.
  • 15:21 - 15:24
    Das kann überwunden werden.
  • 15:24 - 15:28
    Die absolut wichtigste Sache,
    die wir heute brauchen,
  • 15:28 - 15:31
    ist der Mut, dem Problem
    ins Gesicht zu schauen
  • 15:31 - 15:36
    und zu sagen, dass es real ist
    und uns alle betrifft.
  • 15:36 - 15:41
    Ich glaube, dass wir diese Bewegung sind.
  • 15:41 - 15:42
    Vielen Dank.
  • 15:42 - 15:46
    (Applaus)
Title:
Wie Kindheitstrauma die Gesundheit ein Leben lang beeinflusst
Speaker:
Nadine Burke Harris
Description:

Ein Kindheitstrauma ist nichts, was man einfach überwindet, wenn man erwachsen wird. Die Kinderärztin Nadine Burke Harris erklärt, dass wiederholter Stress durch Misshandlung, Vernachlässigung oder Eltern, die mit psychischen Störungen oder Substanzmissbrauch zu kämpfen haben, nachweisbar die Entwicklung des Gehirns beeinflusst.
Dies wirkt sich das ganze Leben lang aus. Jene, die schwere Traumata erfahren haben, zeigen ein dreifaches Risiko, an einer Herzkrankheit oder Lungenkrebs zu erkranken. Ein leidenschaftlicher Appell an die Kindermedizin, die Vorbeugung und Behandlung von Traumata voranzutreiben.

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Video Language:
English
Team:
closed TED
Project:
TEDTalks
Duration:
15:59

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