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Was Demokratie in Athen wirklich bedeutete – Melissa Schwartzberg

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    Gratuliere!
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    Du hast im Lotto gewonnen,
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    doch der Preis ist weder Bargeld
    noch eine Luxus-Kreuzfahrt.
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    Es ist ein Sitz
    im Parlament deines Landes
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    und du bist nicht der einzige
    glückliche Gewinner.
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    Deine Parlamentskollegen
    wurden auf dieselbe Weise ausgewählt.
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    Kommt es dir merkwürdig vor,
    eine Regierung auf diese Weise zu bilden,
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    und das in einer Demokratie?
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    Wahlen sind doch der Inbegriff
    der Demokratie, richtig?
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    Die antiken Athener, die den Begriff
    prägten, sahen das anders.
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    In der Demokratie Athens
    spielten Wahlen nur eine geringe Rolle.
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    Die meisten Ämter wurden mittels Los
    mit freiwilligen Bürgern besetzt.
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    Im Gegensatz zu den heutigen
    repräsentativen Demokratien,
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    in denen Wähler Vertreter wählen,
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    die in ihrem Namen entscheiden
    und Gesetze beschließen sollen,
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    war Athen im 5. Jahrhundert v. Chr.
    eine direkte Demokratie,
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    die durch das "ho-boulomenos"-Prinzip
    -- wörtlich "jeder, der will" --
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    eine breite Teilnahme förderte.
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    Das bedeutete, dass jeder der etwa
    30 000 wahlberechtigten Bürger
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    mehrmals pro Monat der "Ecclesia"
    genannten Hauptversammlung
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    beiwohnen konnte.
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    Grundsätzlich hatte jeder
    der etwa 6 000 dort Anwesenden
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    das Recht zu seinen
    Mitbürgern zu sprechen,
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    Gesetze vorzuschlagen
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    oder öffentliche Prozesse anzustoßen.
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    Natürlich wäre keine besonders
    effektive Regierung herausgekommen,
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    wenn 6 000 Menschen versucht hätten
    gleichzeitig vorzusprechen.
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    Also verließen sich die Athener auf
    einen Regierungsrat aus 500 Mitgliedern,
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    die sogenannte "Bule",
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    die eine Tagesordnung festlegte
    und Vorschläge bewertete,
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    sowie einige hundert Juroren
    und Richter für Rechtsbelange.
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    Anstatt gewählt oder berufen zu werden,
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    wurden diese Amtsträger
    durch ein Los-Verfahren bestimmt.
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    Dieses Verfahren der zufälligen Auswahl
    nennt man "Losentscheid".
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    Durch Wahlen besetzt
    wurden nur solche Ämter,
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    für die man besondere
    Erfahrung voraussetzte,
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    beispielsweise die Generäle.
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    Diese wurden als aristokratisch angesehen
    -- die "Herrschaft der Besten" --
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    im Gegensatz zu demokratisch
    -- die "Herrschaft der Vielen".
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    Wie kam es zu diesem System?
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    Die Demokratie in Athen entwickelte sich
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    nach langen Phasen sozialer
    und politischer Spannungen,
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    die durch Konflikte des Adels
    gekennzeichnet waren.
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    Einstige Privilegien der Eliten,
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    wie das Vorsprechen in der Versammlung
    und die Teilnahme an Abstimmungen,
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    wurden auf gewöhnliche Bürger ausgeweitet.
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    Das Recht für gewöhnliche Bürger
    diese Aufgaben auszuführen,
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    wurde folglich ein zentrales Element
    der demokratischen Lehre Athens.
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    Anstatt ein Privileg zu sein,
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    wurde Bürgerbeteiligung
    zur Pflicht für jeden Bürger.
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    Durch Losentscheid und
    eine begrenzte Amtszeit
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    wurde die Bildung von Führungsklassen
    oder politischer Parteien verhindert.
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    Verglichen mit den Standards des 21. Jh.
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    schloss die athenische
    Herrschaft der Vielen
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    einen riesigen Teil der Bevölkerung aus.
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    Frauen, Sklaven und Ausländern
    war die Staatsbürgerschaft verwehrt,
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    und filtert man noch die aus,
    die zu jung zum Dienen waren,
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    schrumpfte die Gruppe der wahlberechtigten
    Athener auf 10-20 % der Gesamtbevölkerung.
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    Manche antike Philosophen,
    unter anderem Plato,
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    verunglimpften diese Art der Demokratie
    als anarchisch und von Narren geleitet.
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    Doch heutzutage hat der Begriff
    solch positive Assoziationen,
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    dass die unterschiedlichsten Staatssysteme
    behaupten, Demokratien zu verkörpern.
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    Gleichzeitig teilen manche Platos Skepsis
    bezüglich der Weisheit der Massen.
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    Viele moderne Demokratien
    vermeiden diesen Konflikt dadurch,
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    dass sie die Bürger
    Vertreter wählen lassen,
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    die sie für geeignet halten,
    in ihrem Namen zu regieren.
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    Das führt jedoch zu anderen Problemen,
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    den Einfluss von Reichtum
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    und das Aufkommen von
    Berufspolitikern eingeschlossen,
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    die andere Interessen
    als ihre Wähler haben.
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    Könnte eine Rückkehr des Losentscheids
    zu einer effektiveren Regierungsarbeit
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    durch mannigfaltigere und
    repräsentativere Gesetzgeber führen?
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    Oder erfordert das moderne politische Amt,
    so wie die Militärführung Athens,
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    besondere Kenntnisse und Fertigkeiten?
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    Du solltest besser nicht darauf warten,
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    einen Sitz in der Regierung
    deines Landes zu gewinnen.
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    Aber je nachdem, wo du lebst,
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    kannst du dennoch als Geschworener,
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    in eine Bürgerversammlung
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    oder in ein Deliberationsforum
    gewählt werden.
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    All diese Beispiele zeigen,
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    wie das demokratische Prinzip
    hinter dem Losentscheid
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    bis heute überlebt hat.
Title:
Was Demokratie in Athen wirklich bedeutete – Melissa Schwartzberg
Description:

Die ganze Lektion unter: http://ed.ted.com/lessons/what-did-democracy-really-mean-in-athens-melissa-schwartzberg

Wir glauben, dass Wahlen der Eckpfeiler der Demokratie sind. Die Athener jedoch, die den Begriff prägten, setzten ein Lotteriesystem ein, um die meisten ihrer Politiker auszuwählen. Melissa Schwartzberg beschreibt das Wie-und-Was der athenischen Demokratie und beleuchtet, auf welche Weise ein Lotteriesystem uns auch heute nutzen könnte.

Lektion von Melissa Schwartzberg, Animation von TED-Ed.

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Video Language:
English
Team:
closed TED
Project:
TED-Ed
Duration:
04:52

German subtitles

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