Return to Video

Sollten wir anders spenden?

  • 0:01 - 0:05
    Ich befürchte, dass jede
    Entwicklungshelferin in Afrika
  • 0:05 - 0:07
    einen Punkt in ihrer Tätigkeit erreicht,
  • 0:07 - 0:09
    an dem sie das ganze Geld
    für ihr Projekt --
  • 0:09 - 0:12
    vielleicht für eine Schule
    oder ein Trainingsprogramm --
  • 0:12 - 0:14
    in einen Koffer packen
  • 0:14 - 0:18
    und in ein Flugzeug steigen will, das
    über die ärmsten Dörfer Afrikas fliegt,
  • 0:18 - 0:21
    um das Geld dann
    aus dem Fenster zu werfen.
  • 0:21 - 0:23
    Denn für erfahrene Entwicklungshelfer
  • 0:23 - 0:26
    hört sich die Idee,
    bares Geld in die Hände
  • 0:26 - 0:31
    der ärmsten Menschen der Welt zu geben,
    nicht wahnsinnig an,
  • 0:31 - 0:35
    sondern sehr befriedigend.
  • 0:35 - 0:38
    Ich hatte diesen Moment
    nach ungefähr 10 Jahren
  • 0:38 - 0:40
    und glücklicherweise erfuhr ich dann,
  • 0:40 - 0:44
    dass es diese Idee wirklich gibt.
  • 0:44 - 0:48
    Es könnte genau das sein,
    was Hilfssysteme brauchen.
  • 0:48 - 0:51
    Ökonomen nennen es
    bedingungslosen Geldtransfer,
  • 0:51 - 0:55
    und es ist genau das: Geld, das ohne
    jegliche Bedingungen verteilt wird.
  • 0:55 - 0:57
    Regierungen in Entwicklungsländern
  • 0:57 - 0:59
    haben das jahrzehntelang gemacht,
  • 0:59 - 1:03
    und erst jetzt, mit mehr Beweisen
    und neuer Technologie,
  • 1:03 - 1:07
    ist es möglich, daraus ein Modell für
    Entwicklungshilfe zu schaffen.
  • 1:07 - 1:11
    Es ist eine sehr einfache Idee,
    nicht wahr?
  • 1:11 - 1:15
    Warum habe ich dann ein Jahrzehnt
    damit verbracht,
  • 1:15 - 1:17
    den Armen anders zu helfen?
  • 1:17 - 1:21
    Ehrlich gesagt glaubte ich,
    dass ich mit Geld mehr Gutes
  • 1:21 - 1:23
    für die Armen bewirken konnte,
  • 1:23 - 1:25
    als die Armen für sich selbst.
  • 1:25 - 1:27
    Ich hatte 2 Thesen:
  • 1:27 - 1:29
    Erstens, die Armen sind arm,
  • 1:29 - 1:31
    weil sie zum Teil ungebildet sind
  • 1:31 - 1:34
    und keine guten Entscheidungen treffen.
  • 1:34 - 1:36
    Zweitens, dass wir dann Menschen
    wie mich benötigen,
  • 1:36 - 1:40
    um herauszufinden, was sie brauchen
    und es dann beschaffen.
  • 1:40 - 1:44
    Die Fakten liegen jedoch anders.
  • 1:44 - 1:47
    In den letzten Jahren
    haben Forscher untersucht,
  • 1:47 - 1:50
    was passiert, wenn wir
    armen Menschen Geld geben.
  • 1:50 - 1:53
    Dutzende Studien zeigen in
    verschiedenen Ländern,
  • 1:53 - 1:56
    dass Menschen das Geld benutzen,
  • 1:56 - 1:58
    um ihr eigenes Leben zu verbessern.
  • 1:58 - 2:01
    Schwangere Frauen in Uruguay
    kaufen besseres Essen,
  • 2:01 - 2:03
    und gebären gesündere Babys.
  • 2:03 - 2:06
    Männer aus Sri Lanka
    investieren in ihre Geschäfte.
  • 2:06 - 2:09
    Forscher, die unsere Arbeit
    in Kenia untersuchten,
  • 2:09 - 2:12
    fanden heraus, dass Menschen in
    eine Reihe von Gütern investierten,
  • 2:12 - 2:16
    von Vieh über Geräte
    bis hin zu Hausrenovierungen,
  • 2:16 - 2:18
    und sie bemerkten,
  • 2:18 - 2:20
    dass Einnahmen aus
    Geschäften und Landwirtschaft
  • 2:20 - 2:24
    ein Jahr nach dem Geldversand
    gestiegen waren.
  • 2:24 - 2:27
    Keine dieser Studien kam zu dem Schluss,
  • 2:27 - 2:29
    dass Menschen mehr Geld für Alkohol
    oder Zigaretten ausgaben,
  • 2:29 - 2:32
    oder dass sie weniger arbeiteten.
  • 2:32 - 2:36
    Tatsächlich arbeiteten sie mehr.
  • 2:36 - 2:39
    Nun, das sind alles
    materielle Bedürfnisse.
  • 2:39 - 2:43
    In Vietnam benutzten Senioren das Geld,
  • 2:43 - 2:47
    um für ihren Sarg zu bezahlen.
  • 2:47 - 2:51
    Als jemand, der sich fragt,
    ob Maslow falsch lag,
  • 2:51 - 2:53
    beschämt mich
  • 2:53 - 2:58
    diese Priorität für
    spirituelle Bedürfnisse.
  • 2:58 - 3:00
    Ich weiß nicht, ob ich eher
    Essen verteilt hätte,
  • 3:00 - 3:03
    oder Geräte oder Särge,
  • 3:03 - 3:06
    was die Frage aufwirft:
  • 3:06 - 3:08
    Wie gut sind wir darin,
  • 3:08 - 3:11
    im Namen der Armen
    Ressourcen zuzuweisen?
  • 3:11 - 3:14
    Sind wir die entstandenen Kosten wert?
  • 3:14 - 3:16
    Und wieder können wir
    empirische Fakten nennen,
  • 3:16 - 3:18
    die untersuchen, was passiert,
  • 3:18 - 3:19
    wenn wir Menschen Sachen geben,
  • 3:19 - 3:21
    die wir ausgesucht haben.
  • 3:21 - 3:24
    Eine vielsagende Studie
    untersuchte ein Programm in Indien,
  • 3:24 - 3:27
    das Vieh an die sogenannten
    "Ultra-Armen" gibt,
  • 3:27 - 3:31
    und sie fanden heraus,
    dass 30 % der Empfänger
  • 3:31 - 3:37
    das Vieh für Bargeld verkauften.
  • 3:37 - 3:40
    Die Ironie an der Sache ist,
  • 3:40 - 3:43
    dass für jedes Eigentum im Wert von 80 €,
  • 3:43 - 3:45
    das dieses Programm jemandem gab,
  • 3:45 - 3:50
    weitere 79 € für die Durchführung
    ausgegeben wurden.
  • 3:50 - 3:53
    Was wäre, wenn wir stattdessen
    mithilfe von Technologie
  • 3:53 - 3:58
    Geld -- egal ob von Hilfsorganisationen
    oder von uns --
  • 3:58 - 4:02
    direkt in die Hände der Armen gäben?
  • 4:02 - 4:05
    Heute benutzen drei von
    vier Kenianern mobiles Geld,
  • 4:05 - 4:07
    was im Prinzip ein Konto ist,
  • 4:07 - 4:09
    das auf jedem Handy funktioniert.
  • 4:09 - 4:12
    Ein Absender kann nach Abzug
    einer Gebühr von 1,6 %
  • 4:12 - 4:14
    mit einem Knopfdruck
  • 4:14 - 4:17
    Geld sofort auf das Konto
    des Empfängers schicken,
  • 4:17 - 4:20
    ganz ohne Mittelsmänner.
  • 4:20 - 4:23
    So wie Technologien
    in unserem Leben
  • 4:23 - 4:25
    Wirtschaftszweige umkrempeln,
  • 4:25 - 4:27
    so kann Zahlungstechnologie
    in armen Ländern
  • 4:27 - 4:30
    Entwicklungshilfe umkrempeln.
  • 4:30 - 4:33
    Sie verbreitet sich so schnell,
    dass es vorstellbar ist,
  • 4:33 - 4:36
    Milliarden armer Menschen
  • 4:36 - 4:38
    damit zu erreichen.
  • 4:38 - 4:41
    Das setzen wir gerade bei
    "GiveDirectly" [Gib direkt] um.
  • 4:41 - 4:42
    Wir sind die erste Organisation,
  • 4:42 - 4:45
    die sich für den Geldtransfer
    an die Armen einsetzt.
  • 4:45 - 4:50
    Wir haben Geld an 35 000
    Menschen ins ländlichen Kenia
  • 4:50 - 4:51
    und nach Uganda geschickt,
  • 4:51 - 4:57
    in einmaligen Zahlungen
    in der Höhe von 800 € pro Familie.
  • 4:57 - 4:59
    Bislang haben wir nach
  • 4:59 - 5:01
    den ärmsten Menschen
    in den ärmsten Dörfern gesucht,
  • 5:01 - 5:04
    und in diesem Teil der Welt sind es die,
  • 5:04 - 5:06
    deren Häuser aus
    Lehm und Stroh bestehen,
  • 5:06 - 5:08
    anstatt aus Zement und Eisen.
  • 5:08 - 5:10
    Sagen wir einmal,
    das ist Ihre Familie.
  • 5:10 - 5:12
    Wir klopfen mit einem
    Android-Handy an Ihre Tür.
  • 5:12 - 5:15
    Wir notieren Ihren Namen,
    machen ein Foto von Ihnen,
  • 5:15 - 5:16
    und ein Foto Ihrer Hütte
  • 5:16 - 5:18
    und notieren die GPS-Koordinaten.
  • 5:18 - 5:21
    Am selben Abend schicken wir
    diese Daten in die Cloud,
  • 5:21 - 5:25
    und jede Info wird von einem
    unabhängigen Team überprüft,
  • 5:25 - 5:28
    das beispielsweise
    Satellitenbilder benutzt.
  • 5:28 - 5:30
    Dann kommen wir wieder,
  • 5:30 - 5:33
    verkaufen Ihnen
    ein einfaches Handy,
  • 5:33 - 5:35
    falls Sie noch keins haben,
  • 5:35 - 5:37
    und nach ein paar Wochen
  • 5:37 - 5:39
    überweisen wir Ihnen Geld dahin.
  • 5:39 - 5:41
    Etwas, das vor fünf Jahren
  • 5:41 - 5:42
    noch unmöglich schien,
  • 5:42 - 5:45
    können wir nun effizient
  • 5:45 - 5:47
    und ohne Korruption machen.
  • 5:47 - 5:50
    Je mehr Geld wir an die Armen geben,
  • 5:50 - 5:53
    und je mehr Beweise wir haben,
    dass es funktioniert,
  • 5:53 - 5:56
    desto mehr müssen wir alles andere,
  • 5:56 - 5:58
    das wir geben, überdenken.
  • 5:58 - 6:02
    Heutzutage ist die Logik
    hinter Hilfe zu oft,
  • 6:02 - 6:05
    "Nun, wir tun zumindest ein wenig Gutes."
  • 6:05 - 6:07
    Wenn wir damit als Maßstab
  • 6:07 - 6:09
    zufrieden sind,
  • 6:09 - 6:11
    wenn wir uns einreden,
    dass Hilfe leisten besser ist
  • 6:11 - 6:14
    als überhaupt keine Hilfe,
  • 6:14 - 6:17
    tendieren wir dazu,
    ineffizient zu investieren,
  • 6:17 - 6:21
    in unsere eigenen Ideen,
    die uns innovativ vorkommen,
  • 6:21 - 6:23
    in Verfassen von Berichten,
  • 6:23 - 6:27
    in Flugzeugtickets und Geländewagen.
  • 6:27 - 6:29
    Was wäre, wenn der Grundgedanke lautete:
  • 6:29 - 6:33
    "Sind wir besser
    als direkt verteiltes Geld?"
  • 6:33 - 6:36
    Organisationen müssten beweisen,
  • 6:36 - 6:38
    dass sie mehr für die Armen machen,
  • 6:38 - 6:41
    als die Armen
    für sich selbst machen können.
  • 6:41 - 6:44
    Natürlich erschafft das Verteilen von Geld
    kein öffentliches Gut
  • 6:44 - 6:49
    wie das Bekämpfen von Krankheiten oder
    den Aufbau von starken Institutionen,
  • 6:49 - 6:52
    aber es könnte einen
    höheren Maßstab dafür setzen,
  • 6:52 - 6:57
    wie wir einzelnen Familien helfen
    ihr Leben zu verbessern.
  • 6:57 - 6:59
    Ich glaube an Entwicklungshilfe.
  • 6:59 - 7:02
    Ich glaube, dass sie
    größtenteils besser ist
  • 7:02 - 7:04
    als einfach Geld aus
    einem Flugzeug zu werfen.
  • 7:04 - 7:06
    Ich bin mir auch absolut sicher,
  • 7:06 - 7:09
    dass sehr viele
    Hilfeleistungen heutzutage
  • 7:09 - 7:12
    nicht mehr bringen
    als den Armen das Geld direkt zu geben.
  • 7:12 - 7:16
    Ich hoffe, das wird
    eines Tages der Fall sein.
  • 7:16 - 7:18
    Vielen Dank.
  • 7:18 - 7:22
    (Applaus)
Title:
Sollten wir anders spenden?
Speaker:
Joy Sun
Description:

Technologien ermöglichen es uns, Geld direkt an die ärmsten Menschen der Welt zu senden. Sollten wir das tun? In dieser nachdenklich stimmenden Rede untersucht die erfahrene Entwicklungshelferin Joy Sun zwei Wege, um den Armen zu helfen.

more » « less
Video Language:
English
Team:
closed TED
Project:
TEDTalks
Duration:
07:35
Retired user approved German subtitles for Should you donate differently?
Patricia Calderón Koch accepted German subtitles for Should you donate differently?
Tina Lemk edited German subtitles for Should you donate differently?
Tina Lemk edited German subtitles for Should you donate differently?
Tina Lemk edited German subtitles for Should you donate differently?
Patricia Calderón Koch edited German subtitles for Should you donate differently?
Patricia Calderón Koch edited German subtitles for Should you donate differently?
Patricia Calderón Koch declined German subtitles for Should you donate differently?
Show all
  • Leider habe ich im Titel "Hilfsarbeiterin" irrtümlich stehen gelassen, muss Entwicklungshelferin heißen.
    Patricia

  • Hi!
    Sprachlich sehr schöne Übersetzung!
    Bitte noch auf folgende Kriterien hin überarbeiten:
    - Zeilenumbruch: Ein UT soll nicht aus 1,5 Sätzen bestehen. Den halben Satz bitte aus dem UT löschen und zum restlichen Satzteil hinzufügen, dann die Einblendezeit (nur so viel wie nötig) anpassen, dass er zum gesprochenen UT passt. Bei einigen UT wurde das schon gemacht, bitte auch noch beim Rest durchführen.
    - Habe mindestens zwei fehlende Punkte am Satzende entdeckt
    - Publikum immer siezen (zumindest im Titel steht "du"), außer bei animierten Ted-Ed-Videos
    - "choice": auf Deutsch besser "Entscheidungen", "Wahlmöglichkeit" etc., nicht "Wahlen", denn das klingt nach politischen Wahlen.
    - Beim Titel fehlt der Name der Rednerin
    - 01:37 "Nöte" passt nicht
    - 01:39 "it turns out" ist auf Englisch nur eine (häufige) Floskel ohne inhaltlichen Wert. Bitte nicht wörtlich auf Deutsch übersetzen, denn das klingt nicht gut. Evtl. passt "jedoch" besser
    - 02:02 "Sri-lankisch" klingt komisch, bitte umformulieren
    - vor und nach Relativsätzen (eingeleitet mit der/die/das) gehört ein Komma, z.B. 03:13

    Wenn die Korrekturen gemacht sind, kann ich das Approval übernehmen.

    Lg, Johanna

  • Was ist da mit dem Timing los? Die UT sind oft so weit verschoben, dass sie zum gesprochenen Wort überhaupt nicht mehr passen und fast 1-2 Sekunden später einsetzen. Das darf nicht sein. Der Beginn eines UT muss dann sein, wenn die Rednerin mit diesem UT beginnt.

    00:04 "career" bedeutet oft einfach nur Beruf, Berufsweg, Tätigkeit. "Karriere" auf Deutsch hingegen hat mit Aufstieg und Ehrgeiz zu tun, was bei einer Entwicklungshelferin sicher nicht der Fall ist.
    - Leerraum zwischen Zahl und % machen
    04:19 bei "disrupt" ist nicht ganz klar, ob sie zerstören oder umkrempeln meint, da die Zahlungen ja auch Positives bewirken können. Umkrempeln lässt mehrere Wege offen, also habe ich mich dafür entschieden.

    Patricia, bitte schau dir die Korrekturen im Revisionsvergleich an und schicke den Talk zurück an Sandra, die Erstübersetzerin, damit sie sagen kann, ob sie mit den Änderungen einverstanden ist.

    Danke, Johanna

German subtitles

Revisions