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Colin Camerer: Neurowissenschaften, Spieltheorie, Affen

  • 0:01 - 0:03
    Mein Thema ist das strategische Gedächtnis.
  • 0:03 - 0:05
    Wir sehen eine ungewöhnliche
    Werkzeugkombination
  • 0:05 - 0:07
    aus Spieltheorie und
    Neurowissenschaft,
  • 0:07 - 0:10
    um soziale Interaktion von Menschen
    zu verstehen, wenn es um Werte geht.
  • 0:10 - 0:14
    Die Spieltheorie war ursprünglich ein
    Zweig der angewandten Mathematik
  • 0:14 - 0:17
    und wird meist in Wirtschaft, Politologie
    und manchmal Biologie eingesetzt.
  • 0:17 - 0:20
    Mit ihr kann man das Sozialleben
    mathematisch klassifizieren
  • 0:20 - 0:22
    und voraussagen, was Menschen
    wahrscheinlich tun werden
  • 0:22 - 0:24
    und was sie von anderen erwarten,
  • 0:24 - 0:27
    wenn jede Handlung alle
    anderen beeinflusst.
  • 0:27 - 0:30
    Beispiele dafür sind Wettbewerb,
    Kooperation, Verhandeln,
  • 0:30 - 0:34
    Versteckenspielen oder Poker.
  • 0:34 - 0:36
    Fangen wir mit einem
    einfachen Spiel an.
  • 0:36 - 0:38
    Wählen Sie bitte eine Zahl zwischen 0 und 100,
  • 0:38 - 0:41
    wir errechnen dann den Durchschnitt,
  • 0:41 - 0:45
    und wer dem Zweidrittelwert
    am nächsten kommt, gewinnt einen Preis.
  • 0:45 - 0:47
    Man sollte also etwas unter
    dem Durchschnitt liegen,
  • 0:47 - 0:49
    aber nicht zu sehr, und jeder andere
  • 0:49 - 0:51
    will das auch.
  • 0:51 - 0:54
    Wie könnte Ihre Wahl lauten?
  • 0:54 - 0:57
    Während Sie überlegen:
    Es ist so, als würden Sie
  • 0:57 - 1:00
    etwas an der Börse bei
    steigenden Kursen verkaufen.
  • 1:00 - 1:02
    Wenn man zu früh verkauft,
    schmälert man die Gewinne,
  • 1:02 - 1:04
    aber wenn man zu lange wartet,
  • 1:04 - 1:07
    bis alle verkaufen, stürzt der Kurs ab.
  • 1:07 - 1:10
    Man sollte der Konkurrenz ein wenig –
    aber nicht zu sehr – voraus sein.
  • 1:10 - 1:13
    Hier sind 2 Theorien,
    wie Menschen dies angehen,
  • 1:13 - 1:15
    dann sehen wir einige Daten.
  • 1:15 - 1:17
    Einiges wird Ihnen
    bekannt vorkommen, weil Sie
  • 1:17 - 1:21
    vielleicht gerade so denken.
    Ich verwende meine Gehirntheorie.
  • 1:21 - 1:24
    Viele sagen: "Ich weiß nicht,
    was die anderen nehmen,
  • 1:24 - 1:25
    also rechne ich mit
    einem Durchschnitt von 50."
  • 1:25 - 1:27
    Sie denken gar nicht strategisch.
  • 1:27 - 1:31
    "Ich nehme 2/3 von 50, also 33." Das ist ein Anfang.
  • 1:31 - 1:33
    Anspruchsvollere Menschen
  • 1:33 - 1:34
    verwenden ihr Arbeitsgedächtnis
  • 1:34 - 1:38
    und sagen: "Die anderen nehmen
    sicher 33, weil sie 50 erwarten,
  • 1:38 - 1:41
    also nehme ich 22, das sind 2/3 von 33."
  • 1:41 - 1:43
    Sie gehen einen Schritt weiter
    und machen 2 Schritte.
  • 1:43 - 1:46
    Das ist besser. Prinzipiell kann man
  • 1:46 - 1:48
    natürlich drei, vier oder noch mehr machen,
  • 1:48 - 1:50
    aber dann wird es sehr schwierig.
  • 1:50 - 1:52
    Von Sprachen und anderen Bereichen
    wissen wir, dass Menschen
  • 1:52 - 1:56
    sehr komplexe Sätze mit rekursiven
    Strukturen schwer analysieren können.
  • 1:56 - 1:58
    Das nennt man kognitive
    Hierarchie-Theorie.
  • 1:58 - 2:00
    Daran haben ich und
    einige andere gearbeitet.
  • 2:00 - 2:02
    Sie weist auf eine Hierarchie hin und
  • 2:02 - 2:05
    überlegt, wie viele Menschen
    wie viele Schritte machen
  • 2:05 - 2:07
    und wie viele interessante
    Variablen und Menschen
  • 2:07 - 2:10
    diese Gedankenschritte beeinflussen.
  • 2:10 - 2:14
    Eine ganz andere Theorie
    ist viel beliebter und älter.
  • 2:14 - 2:17
    Sie beruht hauptsächlich auf John Nash,
    bekannt aus "A beautiful mind",
  • 2:17 - 2:19
    und heißt "Gleichgewichtsanalyse".
  • 2:19 - 2:22
    Falls Sie je einen Kurs in
    Spieltheorie besucht haben,
  • 2:22 - 2:24
    haben Sie sicher davon gehört.
  • 2:24 - 2:26
    Gleichgewicht ist ein mathematischer Zustand,
  • 2:26 - 2:29
    in dem jeder genau weiß,
    was alle anderen tun werden.
  • 2:29 - 2:31
    Das Konzept ist sehr nützlich,
  • 2:31 - 2:33
    aber es erklärt nicht genau,
    was Menschen tun werden,
  • 2:33 - 2:36
    wenn sie diese Art Wirtschaftsspiele
    zum ersten Mal spielen
  • 2:36 - 2:38
    oder sich in der Außenwelt befinden.
  • 2:38 - 2:40
    In diesem Fall sagt das Gleichgewicht kühn voraus,
  • 2:40 - 2:43
    dass jeder niedriger als die anderen sein will,
  • 2:43 - 2:45
    und deshalb auf 0 setzt.
  • 2:45 - 2:48
    Schauen wir uns das an. Dieses
    Experiment wurde schon oft gemacht.
  • 2:48 - 2:50
    Die frühesten wurden in den 90er-Jahren
  • 2:50 - 2:53
    von mir, Rosemarie Nagel
    und anderen durchgeführt.
  • 2:53 - 2:56
    Dies ist ein schöner Datensatz
    von 9.000 Teilnehmern
  • 2:56 - 2:59
    eines Wettbewerbs dreier
    Zeitungen und Magazine.
  • 2:59 - 3:01
    Man musste seine Zahlen einschicken,
  • 3:01 - 3:04
    und jeder nahe bei 2/3 des Durchschnitts
    gewann einen großen Preis.
  • 3:04 - 3:07
    Es gibt dazu so viele Daten, dass
    man die Spitzen sehr gut sehen kann.
  • 3:07 - 3:10
    Eine Spitze ist bei 33.
    Diese Leute machen 1 Schritt.
  • 3:10 - 3:13
    Eine weitere sichtbare Spitze ist bei 22.
  • 3:13 - 3:15
    Übrigens wählen die meisten
    Leute umliegende Zahlen
  • 3:15 - 3:18
    und nicht unbedingt genau 33 und 22.
  • 3:18 - 3:20
    Hier herrscht ein bisschen Gedränge.
  • 3:20 - 3:21
    Sie können die Spitzen aber klar erkennen.
  • 3:21 - 3:23
    Eine andere Gruppe Leute scheint
  • 3:23 - 3:25
    die Gleichgewichtsanalyse gut zu kennen,
  • 3:25 - 3:27
    weil sie 0 oder 1 wählen.
  • 3:27 - 3:29
    Aber sie verlieren, richtig?
  • 3:29 - 3:33
    Eine so niedrige Zahl ist
    nämlich eine schlechte Wahl,
  • 3:33 - 3:35
    wenn andere Menschen keine
    Gleichgewichtsanalyse machen.
  • 3:35 - 3:38
    Sie sind also schlau, aber arm.
  • 3:38 - 3:40
    (Lachen)
  • 3:40 - 3:42
    Wo im Gehirn spielen sich diese Dinge ab?
  • 3:42 - 3:45
    Eine Studie von Coricelli und Nagel hat
    darauf eine sehr interessante Antwort.
  • 3:45 - 3:47
    Menschen spielten dieses Spiel
  • 3:47 - 3:49
    während einer Kernspintomographie.
  • 3:49 - 3:51
    Es gab 2 Gruppen: In einigen Versuchen
  • 3:51 - 3:53
    sagt man ihnen, ihr Gegner ist ein Mensch,
  • 3:53 - 3:55
    der gerade jetzt spielt.
    Am Ende wird verglichen
  • 3:55 - 3:57
    und der Gewinner wird bezahlt.
  • 3:57 - 3:59
    Die andere Gruppe glaubt,
    ihr Gegner ist ein Computer.
  • 3:59 - 4:00
    Sie entscheidet nach Willkür.
  • 4:00 - 4:02
    Hier sehen Sie eine Abbildung
  • 4:02 - 4:05
    von Regionen mit mehr Gehirnaktivität,
  • 4:05 - 4:08
    wenn der Gegner ein Mensch bzw. Computer ist.
  • 4:08 - 4:10
    Sie sehen Aktivität in folgenden Regionen:
  • 4:10 - 4:13
    Mittlerer präfrontaler Kortex,
    dorsomedial. Hier oben jedoch
  • 4:13 - 4:15
    im ventromedialen präfrontalen Kortex,
  • 4:15 - 4:17
    vorderer Gyrus cinguli, diese Region
  • 4:17 - 4:20
    hat oft mit Konfliktlösung zu tun,
    wie z. B. im Spiel "Simon says",
  • 4:20 - 4:24
    und auch im rechten und linken
    temporoparietalen Übergang.
  • 4:24 - 4:27
    Diese Regionen sind höchstwahrscheinlich
  • 4:27 - 4:29
    Teil eines "Theory of Mind"- oder
  • 4:29 - 4:31
    "Mentalisierungs"-Schaltkreises.
  • 4:31 - 4:34
    Er wird für Erwartungen an Handlungen
    anderer Menschen verwendet.
  • 4:34 - 4:36
    Das waren einige der ersten Studien,
  • 4:36 - 4:38
    die den Zusammenhang
    mit der Spieltheorie sahen.
  • 4:38 - 4:41
    Was geschieht mit den Ein- und Zwei-Schritt-Typen?
  • 4:41 - 4:43
    Wir teilen Leute nach ihrer Zahlenwahl ein
  • 4:43 - 4:44
    und sehen uns die Unterschiede zwischen
  • 4:44 - 4:46
    Gegnern von Menschen und Computern an
  • 4:46 - 4:48
    und welche Gehirnzonen jeweils aktiv sind.
  • 4:48 - 4:50
    Oben sehen Sie die 1-Schritt-Spieler.
  • 4:50 - 4:52
    Kaum Unterschiede.
  • 4:52 - 4:54
    Sie behandeln andere Menschen
    wie Computer, und ihr Gehirn auch.
  • 4:54 - 4:59
    Unten ist der dorsomediale PFC sehr aktiv.
  • 4:59 - 5:01
    Sie machen also etwas anders.
  • 5:01 - 5:04
    Was kann man mit dieser Information anfangen?
  • 5:04 - 5:06
    Anhand der Hirnaktivität kann man sagen:
  • 5:06 - 5:07
    "Er wäre ein guter Pokerspieler",
  • 5:07 - 5:09
    oder "Dieser hier ist sozial naiv",
  • 5:09 - 5:10
    und wir könnten auch die Entwicklung
  • 5:10 - 5:12
    jugendlicher Gehirne erforschen,
  • 5:12 - 5:15
    wenn wir einmal wissen,
    wo dieser Schaltkreis ist.
  • 5:15 - 5:18
    Ok. Jetzt kommt's.
  • 5:18 - 5:20
    Ich erspare Ihnen etwas Nachdenken,
  • 5:20 - 5:23
    Sie brauchen Ihre
    Haarerkennungszellen nicht.
  • 5:23 - 5:26
    Verwenden Sie diese Zellen für dieses Spiel:
  • 5:26 - 5:28
    Es ist ein Verhandlungsspiel.
  • 5:28 - 5:30
    Zwei Spieler mit EEG-Elektroden
  • 5:30 - 5:33
    verhandeln über 1 bis 6 Dollar.
  • 5:33 - 5:36
    Schaffen sie es in 10 Sekunden,
    bekommen sie das Geld.
  • 5:36 - 5:39
    Wenn sie sich in 10 Sekunden
    nicht einigen, bekommen sie nichts.
  • 5:39 - 5:40
    Ein gemeinsamer Fehler.
  • 5:40 - 5:43
    Hier weiß der Spieler links,
  • 5:43 - 5:46
    wie viel bei jedem Versuch zur Verfügung steht.
  • 5:46 - 5:48
    Sie spielen viele Runden mit
    jeweils verschiedenen Beträgen.
  • 5:48 - 5:50
    Hier wissen sie, es gibt 4 Dollar.
  • 5:50 - 5:52
    Der uninformierte Spieler weiß es nicht,
  • 5:52 - 5:54
    aber er weiß, dass der
    andere das weiß.
  • 5:54 - 5:56
    Die Herausforderung für den
    uninformierten Spieler ist,
  • 5:56 - 5:58
    ob er glaubt,
    der andere ist fair
  • 5:58 - 6:00
    oder dass ihm
    zu wenig geboten wird,
  • 6:00 - 6:03
    damit er denkt, dass nur
    1 oder 2 Dollar zur Verfügung stünden.
  • 6:03 - 6:06
    Dann könnte er ablehnen
    und sogar leer ausgehen.
  • 6:06 - 6:09
    Es gibt eine Spannung beim Versuch,
    das meiste Geld herauszuholen
  • 6:09 - 6:11
    und den anderen Spieler dazu zu bringen,
    mehr herauszurücken.
  • 6:11 - 6:14
    Die Verhandlung wird
    über einen Zahlenstreifen
  • 6:14 - 6:16
    von 0 bis 6 Dollar geführt.
  • 6:16 - 6:19
    Sie verhandeln, wie viel der
    uninformierte Spieler bekommt,
  • 6:19 - 6:20
    und der informierte Spieler
    bekommt den Rest.
  • 6:20 - 6:23
    Es ist wie eine Verhandlung
    zwischen Management und Arbeiter,
  • 6:23 - 6:25
    wobei der Arbeiter nicht
    weiß, wie viel Gewinn
  • 6:25 - 6:28
    die private Firma macht.
  • 6:28 - 6:30
    Er will vielleicht mehr Geld,
  • 6:30 - 6:32
    aber die Firma will vielleicht
    den Eindruck erwecken,
  • 6:32 - 6:35
    dass es nicht viel Spielraum gibt:
    "Ich gebe dir soviel ich kann."
  • 6:35 - 6:39
    Zuerst zum Verhalten. Ein Teil dieser Paare
    sitzt sich beim Spiel gegenüber.
  • 6:39 - 6:41
    In anderen Fällen spielen
    sie über Computer.
  • 6:41 - 6:43
    Der Unterschied ist
    sicher sehr interessant.
  • 6:43 - 6:45
    Aber ein Teil der sich
    gegenüber sitzenden Spieler
  • 6:45 - 6:49
    teilt das Geld jedes Mal gerecht auf.
  • 6:49 - 6:52
    Langweilig. Wissenschaftlich uninteressant.
  • 6:52 - 6:54
    Gut für sie. Sie machen viel Geld.
  • 6:54 - 6:57
    Uns interessiert, ob wir etwas über Uneinigkeit
  • 6:57 - 7:00
    versus Einigkeit sagen können.
  • 7:00 - 7:02
    Diese Gruppe hier ist sich oft uneinig.
  • 7:02 - 7:05
    Es kann passieren, dass sie ständig streiten
  • 7:05 - 7:06
    und am Ende weniger Geld haben.
  • 7:06 - 7:10
    Sie wären für die TV-Serie
    "Real Housewives" gut geeignet.
  • 7:10 - 7:12
    Links sehen Sie
  • 7:12 - 7:15
    Gesamtbeträge von 1, 2 oder 3 Dollar.
  • 7:15 - 7:16
    Sie sind sich die halbe Zeit uneins,
  • 7:16 - 7:18
    und bei 4, 5, 6 Dollar läuft es viel besser.
  • 7:18 - 7:20
    Dies ist mit einem sehr komplizierten Typ
  • 7:20 - 7:22
    der Spieltheorie voraussagbar.
  • 7:22 - 7:25
    Das können Sie auf der CalTech studieren.
  • 7:25 - 7:27
    Für eine Erklärung hier
    ist die Theorie zu kompliziert
  • 7:27 - 7:31
    aber sie sagt, dieses Muster
    kann man erwarten.
  • 7:31 - 7:33
    Ihre Intuition sagt Ihnen das vielleicht auch.
  • 7:33 - 7:35
    Jetzt kommen die Ergebnisse der EEG-Aufnahme.
  • 7:35 - 7:38
    Sehr kompliziert. Auf dem rechten Bild
  • 7:38 - 7:41
    ist die uninformierte Person,
    und links ist die informierte.
  • 7:41 - 7:43
    Wir haben beide Gehirne gleichzeitig gescannt,
  • 7:43 - 7:46
    um Aktivitäten zeitlich genau
  • 7:46 - 7:49
    in den jeweiligen Regionen
    abfragen zu können,
  • 7:49 - 7:51
    ungefähr so, wie wenn Sie ein Gespräch
  • 7:51 - 7:53
    zwischen zwei Menschen erforschen wollen
  • 7:53 - 7:55
    und Sie sich gleichzeitige Aktivität
    in Sprachregionen erwarten,
  • 7:55 - 7:58
    wenn sie zuhören und kommunizieren.
  • 7:58 - 8:02
    Die Pfeile verbinden Regionen,
    die gleichzeitig aktiv sind,
  • 8:02 - 8:04
    die Pfeile zeigen weg
  • 8:04 - 8:06
    aus der zuerst aktiven Region,
  • 8:06 - 8:10
    und die Pfeilspitze zeigt zur später aktiven Region.
  • 8:10 - 8:12
    Wenn Sie genau hinschauen, sehen Sie,
  • 8:12 - 8:14
    dass die meisten Pfeile von rechts nach links zeigen.
  • 8:14 - 8:17
    Das uninformierte Gehirn
  • 8:17 - 8:19
    agiert anscheinend zuerst,
  • 8:19 - 8:23
    dann folgt die Aktivität im
    informierten Gehirn.
  • 8:23 - 8:26
    Das sind übrigens die Runden,
    in denen Einigkeit erzielt wurde.
  • 8:26 - 8:28
    Das sind die ersten 2 Sekunden.
  • 8:28 - 8:30
    Die Daten sind noch nicht fertig analysiert,
  • 8:30 - 8:32
    wir sind also noch dran, aber wir hoffen,
  • 8:32 - 8:35
    nach den ersten paar
    Sekunden sagen zu können,
  • 8:35 - 8:36
    ob sie sich einig werden oder nicht.
  • 8:36 - 8:38
    Das wäre sehr nützlich, um
    Dinge wie Rechtsstreit und
  • 8:38 - 8:40
    hässliche Scheidungen zu vermeiden.
  • 8:40 - 8:43
    In diesen Fällen geht sehr viel Wertvolles
  • 8:43 - 8:46
    durch Verzögerung und Streiks verloren.
  • 8:46 - 8:48
    Hier herrscht Uneinigkeit.
  • 8:48 - 8:50
    Die Bilder schauen ganz anders aus.
  • 8:50 - 8:53
    Es gibt viel mehr Pfeile.
  • 8:53 - 8:54
    Die Gehirne sind im Hinblick auf
  • 8:54 - 8:57
    gleichzeitige Aktivität enger miteinander verbunden
  • 8:57 - 8:59
    und die Pfeile gehen eindeutig von links nach rechts.
  • 8:59 - 9:01
    Das informierte Gehirn scheint zu entscheiden:
  • 9:01 - 9:03
    "Wir werden uns vermutlich nicht einig."
  • 9:03 - 9:06
    Darauf folgt Aktivität im uninformierten Gehirn.
  • 9:06 - 9:09
    Jetzt stelle ich Ihnen ein paar Verwandte vor.
  • 9:09 - 9:11
    Sie sind haarig, stinken, sind schnell und stark.
  • 9:11 - 9:14
    Vielleicht denken Sie an
    Ihre letzte Familienfeier.
  • 9:14 - 9:17
    Vielleicht war ein Schimpanse dort.
  • 9:17 - 9:21
    Charles Darwin, ich und Sie
    haben den Stammbaum der
  • 9:21 - 9:23
    Schimpansen vor ca. 5 Mio. Jahren verlassen.
  • 9:23 - 9:25
    Sie sind noch immer unsere
    engsten genetischen Verwandten.
  • 9:25 - 9:27
    Wir haben 98,8 % der Gene gemeinsam.
  • 9:27 - 9:29
    Wir haben mehr mit ihnen gemein
    als Zebras mit Pferden.
  • 9:29 - 9:31
    Wir sind auch ihre engsten Cousins.
  • 9:31 - 9:34
    Sie sind genetisch mit uns
    näher verwandt als mit Gorillas.
  • 9:34 - 9:37
    Unterschiede im Verhalten
    von Mensch und Schimpanse
  • 9:37 - 9:39
    könnten viel über die Gehirnentwicklung aussagen.
  • 9:39 - 9:42
    Dieser wunderbare Gedächtnistest stammt
  • 9:42 - 9:44
    vom Institut für Primatenforschung
    in Nagoya, Japan,
  • 9:44 - 9:46
    wo diese Forschung intensiv betrieben wurde.
  • 9:46 - 9:49
    Sie machen das schon länger und
    erforschen das Arbeitsgedächtnis.
  • 9:49 - 9:50
    Schauen Sie genau hin, der Schimpanse sieht
  • 9:50 - 9:53
    200 Millisekunden lang
  • 9:53 - 9:55
    – das ist schnell, 8 Einzelbilder im Kino –
  • 9:55 - 9:57
    die Zahlen 1, 2, 3, 4, 5.
  • 9:57 - 9:59
    Dann verschwinden sie und
    werden durch Quadrate ersetzt.
  • 9:59 - 10:00
    Sie müssen die Quadrate drücken,
  • 10:00 - 10:03
    die den aufsteigenden Zahlen entsprechen,
  • 10:03 - 10:04
    um einen Apfel als Belohnung zu erhalten.
  • 10:04 - 10:09
    Schauen wir uns an, wie es ihnen geht.
  • 10:16 - 10:18
    Das ist ein junger Schimpanse. Die jungen
  • 10:18 - 10:21
    sind besser als die alten, wie bei Menschen.
  • 10:21 - 10:22
    Sie haben schon viel
    Erfahrung, sie haben das
  • 10:22 - 10:24
    schon tausende Male gemacht.
  • 10:24 - 10:27
    Sie können sich vorstellen, dass
    es dabei einen großen Lerneffekt gibt.
  • 10:28 - 10:29
    (Lachen)
  • 10:29 - 10:31
    Sie sind fast gleichgültig
    und haben keine Mühe.
  • 10:31 - 10:35
    Sie können es nicht nur sehr gut,
    sie sind auch sehr entspannt.
  • 10:35 - 10:39
    Wer von Ihnen glaubt, die
    Schimpansen schlagen zu können?
  • 10:39 - 10:40
    Falsch. (Lachen)
  • 10:40 - 10:43
    Wir können es versuchen.
    Vielleicht werden wir das.
  • 10:43 - 10:45
    Durch den nächsten Teil der Studie
  • 10:45 - 10:47
    führ ich Sie schnell durch.
  • 10:47 - 10:49
    Er basiert auf einer Idee Tetsuro Matsuzawas.
  • 10:49 - 10:53
    Er hatte eine kühne Idee – die
    sogenannte kognitive Tausch-Hypothese.
  • 10:53 - 10:54
    Schimpansen sind
    schneller und stärker.
  • 10:54 - 10:55
    Status ist ihnen sehr wichtig.
  • 10:55 - 10:58
    Er dachte, vielleicht haben sie
    weitere Gehirnaktivitäten,
  • 10:58 - 11:01
    die sie für etwas sehr Wichtiges
  • 11:01 - 11:02
    verwenden:
  • 11:02 - 11:05
    Gewinnen und Verhandeln von Status,
  • 11:05 - 11:08
    vergleichbar mit strategischem
    Denken in einem Wettbewerb.
  • 11:08 - 11:09
    Wir überprüfen das, indem
  • 11:09 - 11:12
    die Schimpansen in einem Spiel
  • 11:12 - 11:14
    zwei Touch-Screens berühren müssen.
  • 11:14 - 11:17
    Die Schimpansen interagieren
    durch die Computer miteinander.
  • 11:17 - 11:18
    Sie drücken links oder rechts.
  • 11:18 - 11:20
    Einer von ihnen wird "Matcher" genannt.
  • 11:20 - 11:22
    Sie gewinnen, wenn sie links – links,
  • 11:22 - 11:26
    oder rechts – rechts drücken,
    wie ein Suchender beim Versteckenspielen.
  • 11:26 - 11:27
    Der "Mismatcher" macht das Gegenteil.
  • 11:27 - 11:30
    Er muss den gegenteiligen Bildschirm berühren.
  • 11:30 - 11:32
    Die Belohnung sind Apfelstücke.
  • 11:32 - 11:35
    So interpretieren Spieltheoretiker die Daten:
  • 11:35 - 11:37
    Das Diagramm zeigt auf der x-Achse,
  • 11:37 - 11:39
    wie oft der "Matcher" richtig lag,
  • 11:39 - 11:41
    und auf der y-Achse, wie oft
  • 11:41 - 11:44
    der "Mismatcher" richtig lag.
  • 11:44 - 11:47
    Hier geht es um das Verhalten eines Spielerpaares,
  • 11:47 - 11:49
    einer versucht das Gleiche zu drücken,
    der andere das Gegenteil.
  • 11:49 - 11:52
    Die Quadrate NE, CH und QRE in der Mitte
  • 11:52 - 11:55
    sind u. a. 3 verschiedenen Theorien
    zum Nash-Gleichgewicht
  • 11:55 - 11:57
    und zeigen, was die Theorie vorhersagt,
  • 11:57 - 11:59
    nämlich Treffer 50:50.
  • 11:59 - 12:02
    Wenn einer z.B. zu oft links spielt,
  • 12:02 - 12:04
    kann ich als Mismatcher das
    ausnützen und rechts drücken.
  • 12:04 - 12:07
    Die Dreiecke hier sind die Schimpansen,
  • 12:07 - 12:11
    und sie liegen rings um die Vorhersage herum.
  • 12:11 - 12:13
    Jetzt verändern wir die Belohnung.
  • 12:13 - 12:16
    Beim links-links-Spielen erhält der
    Matcher eine höhere Belohnung.
  • 12:16 - 12:18
    Er bekommt 3 Apfelstücke.
  • 12:18 - 12:20
    Nach der Spieltheorie sollte der
    Mismatcher sein Verhalten ändern,
  • 12:20 - 12:22
    denn er wird denken:
  • 12:22 - 12:24
    "Dieser Typ will die große Belohnung,
  • 12:24 - 12:27
    deshalb drücke ich rechts,
    damit er sie nicht bekommt."
  • 12:27 - 12:29
    Ihr Verhalten bewegt sich sichtlich hinauf
  • 12:29 - 12:32
    hin zu der Veränderung im Nash-Gleichgewicht.
  • 12:32 - 12:34
    Dann haben wir die
    Belohnung wieder verändert.
  • 12:34 - 12:36
    Jetzt sind es 4 Apfelstücke,
  • 12:36 - 12:38
    und ihr Verhalten bewegt sich
    wieder in Richtung Nash-Gleichgewicht.
  • 12:38 - 12:40
    Sie liegen rundherum, aber im Durchschnitt
  • 12:40 - 12:42
    kommen sie auf 0,01 heran.
  • 12:42 - 12:45
    Damit liegen sie näher dran als
    alle anderen getesteten Tierarten.
  • 12:45 - 12:48
    Und der Mensch? Halten Sie sich
    für schlauer als der Schimpanse?
  • 12:48 - 12:52
    Hier sind 2 Menschengruppen in Grün und Blau.
  • 12:52 - 12:56
    Sie liegen näher bei 50:50. Sie reagieren
    auf die Belohnung nicht so stark,
  • 12:56 - 12:57
    und wenn man den Lerneffekt beobachtet,
  • 12:57 - 12:59
    waren frühere Belohnungen
    nicht so ausschlaggebend.
  • 12:59 - 13:00
    Schimpansen spielen
    besser als Menschen,
  • 13:00 - 13:03
    besser im Sinne der Spieltheorie.
  • 13:03 - 13:04
    Diese zwei Menschengruppen
  • 13:04 - 13:08
    aus Japan und Afrika machen dasselbe.
  • 13:08 - 13:11
    Keiner kommt den Schimpansen nahe.
  • 13:11 - 13:13
    Was haben wir heute also gelernt?
  • 13:13 - 13:14
    Menschen denken begrenzt strategisch
  • 13:14 - 13:16
    und verwenden Mentalisierung.
  • 13:16 - 13:18
    Verhandlungen liefern einige
    vorläufige Beweise dafür,
  • 13:18 - 13:21
    dass frühe Warnsignale im Gehirn
    zur Vorhersage
  • 13:21 - 13:23
    einer kostspieligen Uneinigkeit
    verwendet werden könnten.
  • 13:23 - 13:25
    dass Schimpansen bessere
    Konkurrenten als Menschen sind,
  • 13:25 - 13:27
    jedenfalls nach der Spieltheorie.
  • 13:27 - 13:29
    Vielen Dank.
  • 13:29 - 13:33
    (Beifall)
Title:
Colin Camerer: Neurowissenschaften, Spieltheorie, Affen
Speaker:
Colin Camerer
Description:

Wenn zwei Menschen versuchen, Einigkeit zu erzielen – egal, ob sie konkurrieren oder zusammenarbeiten – was spielt sich in ihren Gehirnen wirklich ab? Colin Camerer, Verhaltensökonom, präsentiert Studien, die deutlich machen, wie schlecht wir die Überlegungen anderer Menschen vorhersagen können. Eine weitere überraschende Studie zeigt, dass Schimpansen uns dabei überlegen sein könnten. (Gefilmt auf der TEDxCalTech.)

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Video Language:
English
Team:
closed TED
Project:
TEDTalks
Duration:
13:49

German subtitles

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