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E. O. Wilson: Ratschläge für junge Wissenschaftler

  • 0:02 - 0:04
    Ich möchte Ihnen ein paar
    meiner Aufzeichnungen
  • 0:04 - 0:08
    aus dem Buch präsentieren,
    an dem ich gerade arbeite:
  • 0:08 - 0:11
    "Briefe an einen jungen Wissenschaftler".
  • 0:11 - 0:13
    Ich dachte, ich sei der Richtige dafür,
  • 0:13 - 0:18
    aufgrund der umfangreichen Erfahrung,
    die ich durch Ausbildung
  • 0:18 - 0:21
    und Beratung von Wissenschaftlern aus einem
    vielfältigen Spektrum an Fachgebieten erlangt habe.
  • 0:21 - 0:27
    Sicher möchten Sie ein paar der Prinzipien
    hören, die ich während dieser Zeit
  • 0:27 - 0:29
    erarbeitet habe.
  • 0:29 - 0:31
    Anfangen muss ich mit einem Appell,
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    der speziell an die Jüngeren gerichtet ist:
  • 0:34 - 0:36
    Gehen Sie auf diesem Weg,
    den Sie gewählt haben,
  • 0:36 - 0:38
    so weit, wie Sie können.
  • 0:38 - 0:41
    Die Welt braucht Sie, dringend.
  • 0:41 - 0:46
    Die Menschheit befindet sich vollkommen
    im technisch-wissenschaftlichen Zeitalter.
  • 0:46 - 0:48
    Es wird keinen Weg zurück geben.
  • 0:48 - 0:53
    Natürlich unterscheiden sich verschiedene
    Disziplinen voneinander, wie z.B. Astrophysik,
  • 0:53 - 0:57
    Molekulargenetik, Immunologie,
    Mikrobiologie, das Gesundheitswesen
  • 0:57 - 1:03
    oder neue Bereiche wie der menschliche
    Körper als Teil einer Symbiose
  • 1:03 - 1:06
    oder Umweltforschung.
  • 1:06 - 1:09
    Der Wissensstand in Medizin
    und der gesamten Wissenschaft
  • 1:09 - 1:12
    verdoppelt sich alle 15 bis 20 Jahre.
  • 1:12 - 1:15
    Technologien steigern sich
    in vergleichbarer Geschwindigkeit.
  • 1:15 - 1:18
    In Kombination durchdringen beide,
  • 1:18 - 1:21
    wie die meisten Anwesenden feststellen,
  • 1:21 - 1:23
    jeden Aspekt menschlichen Lebens.
  • 1:23 - 1:29
    So schnell geht die technisch-
    wissenschaftliche Revolution vonstatten,
  • 1:29 - 1:33
    so erstaunlich die zahllosen Wendungen,
    dass niemand vorhersagen kann,
  • 1:33 - 1:38
    was selbst in einem Jahrzehnt
    von jetzt an passiert sein könnte.
  • 1:38 - 1:39
    Es wird eine Zeit kommen,
  • 1:39 - 1:43
    in der das exponentielle Wachstum
    von Entdeckungen und Wissen,
  • 1:43 - 1:45
    das im 16. Jahrhundert begann,
  • 1:45 - 1:48
    einen Höchststand erreicht
    und abfällt, aber das ist für Sie
  • 1:48 - 1:49
    nicht wichtig.
  • 1:49 - 1:51
    Die Revolution
  • 1:51 - 1:54
    wird noch mindestens
    ein paar Jahrzehnte andauern.
  • 1:54 - 1:55
    Sie wird die Menschheit
    im Vergleich zu heute
  • 1:55 - 1:58
    in einer völlig anderen Verfassung hinterlassen.
  • 1:58 - 2:04
    Klassische Forschungszweige
    werden weiterhin wachsen
  • 2:04 - 2:09
    und sich dabei unausweichlich
    überschneiden und neue Felder gründen.
  • 2:09 - 2:13
    Mit der Zeit wird die gesamte Wissenschaft
  • 2:13 - 2:18
    ein zusammenhängendes Ganzes
    an Erklärungen, Prinzipien und Regeln werden.
  • 2:18 - 2:21
    Deswegen muss man nicht nur in einem Feld
  • 2:21 - 2:26
    versiert sein, sondern auch
    allgemeine Bildung besitzen,
  • 2:26 - 2:29
    unabhängig von der Nähe oder
    Ferne zum eigenen Forschungsfeld.
  • 2:29 - 2:33
    Halten Sie Ihre Augen offen
    und den Kopf in Bewegung.
  • 2:33 - 2:37
    Unser Wissensdurst
    ist genetisch bedingt.
  • 2:37 - 2:40
    Er wurde etabliert
    von fernen Vorfahren,
  • 2:40 - 2:42
    die die Welt bevölkerten,
  • 2:42 - 2:43
    und wird nie ausgelöscht werden.
  • 2:43 - 2:47
    Um ihn zu verstehen
    und sinnvoll zu nutzen
  • 2:47 - 2:50
    als ein Teil der Zivilisation,
    der sich noch entwickelt,
  • 2:50 - 2:56
    braucht es eine viel größere Anzahl an
    wissenschaftlich ausgebildeten Menschen wie Sie.
  • 2:56 - 3:00
    In Lehre, Medizin,
    Recht, Diplomatie,
  • 3:00 - 3:05
    Politik, Wirtschaft und
    der heutigen Medienlandschaft.
  • 3:05 - 3:10
    Unsere politischen Führer bedürfen
    wenigstens eines Mindestmaßes
  • 3:10 - 3:13
    an wissenschaftlicher Bildung,
    die heute dennoch oft fehlt –
  • 3:13 - 3:14
    bitte kein Beifall.
  • 3:14 - 3:17
    Es wäre besser für alle,
  • 3:17 - 3:21
    wenn sie auf ihren Beruf vorbereitet werden
    anstatt bei der Arbeit zu lernen.
  • 3:21 - 3:25
    Deswegen würde es
    Ihnen gut tun, wenn Sie,
  • 3:25 - 3:27
    unabhängig davon,
    wie weit Sie in die Forschung
  • 3:27 - 3:31
    vordringen, im Laufe Ihrer Karriere
  • 3:31 - 3:33
    auch als Lehrer tätig sind.
  • 3:33 - 3:35
    Ich fahre nun schnell
    mit einem Thema fort,
  • 3:35 - 3:38
    das sowohl unerlässliche Bereicherung
    als auch potentielle Barriere
  • 3:38 - 3:41
    für eine wissenschaftliche Laufbahn darstellen kann.
  • 3:41 - 3:45
    Wenn es ein bisschen an
    mathematischen Fähigkeiten mangelt,
  • 3:45 - 3:46
    keine Sorge.
  • 3:46 - 3:49
    Viele der heute erfolgreichsten Wissenschaftler
  • 3:49 - 3:53
    sind mathematisch nur halb-wissend.
  • 3:53 - 3:55
    Eine Metapher an dieser Stelle:
  • 3:55 - 4:01
    Wo Spitzenmathematiker,
    -statistiker und -theoretiker
  • 4:01 - 4:06
    häufig als Architekten
    des sich ausweitenden Reiches
  • 4:06 - 4:10
    der Wissenschaft dienen,
    bleibt eine große Mehrheit
  • 4:10 - 4:15
    von anwendungsorientierten Wissenschaftlern,
    viele von ihnen erstklassig,
  • 4:15 - 4:20
    die die Fortschritte planen und
    die Grenzen auskundschaften,
  • 4:20 - 4:23
    die Pfade schlagen und auf dem Weg
  • 4:23 - 4:26
    Gebäude bauen.
  • 4:26 - 4:29
    Manche würden mich
    als vermessen bezeichnen,
  • 4:29 - 4:33
    aber es war immer meine Art, die Angst
    vor der Mathematik beiseite zu streichen,
  • 4:33 - 4:35
    wenn ich mit Bewerbern sprach.
  • 4:35 - 4:38
    Während meiner 41 Jahre als Lehrer
    der Biologie in Harvard
  • 4:38 - 4:43
    war ich betrübt durch die Vielzahl
    an vielversprechenden Studenten,
  • 4:43 - 4:45
    die sich von einer
    wissenschaftlichen Karriere abwandten
  • 4:45 - 4:49
    oder sogar von freiwilligen Modulen
    der Wissenschaft, weil sie
  • 4:49 - 4:51
    Angst vorm Versagen hatten.
  • 4:51 - 4:54
    Diese Mathe-Phobiker entziehen
    der Wissenschaft und Medizin
  • 4:54 - 4:58
    eine unabsehbare Menge
    an notwendigem Talent.
  • 4:58 - 5:02
    So wird man Ängste los,
    wenn man sie hat:
  • 5:02 - 5:04
    Verstehe, dass Mathematik eine Sprache ist,
  • 5:04 - 5:08
    die wie andere Sprachen
  • 5:08 - 5:11
    oder wie Sprache im Allgemeinen
    von einer eigenen Grammatik
  • 5:11 - 5:13
    und Logik bestimmt wird.
  • 5:13 - 5:16
    Jeder mit einem durchschnittlichen Mengenverständnis,
  • 5:16 - 5:19
    der lernt, Mathematik auf
    einem wesentlichen Niveau
  • 5:19 - 5:26
    zu lesen und zu schreiben,
    wird wenig Schwierigkeiten beim
  • 5:26 - 5:28
    Verständnis der Grundlagen haben,
  • 5:28 - 5:33
    wenn er sich dazu entscheidet, die Mathematik
    in der Wissenschaft zu meistern.
  • 5:33 - 5:37
    Je länger man wartet, um wenigstens
    halbwegs gebildet zu werden,
  • 5:37 - 5:43
    desto schwerer wird die Sprache der Mathematik
    zu meistern sein, so wie bei jeder anderen Sprache,
  • 5:43 - 5:46
    aber es ist in jedem Alter möglich.
  • 5:46 - 5:48
    Ich sage das als Autorität
  • 5:48 - 5:51
    in diesem Feld, weil ich ein Extremfall bin.
  • 5:51 - 5:55
    Ich hatte, bis ich zu studieren anfing,
  • 5:55 - 5:57
    nie Unterricht in Algebra gehabt.
  • 5:57 - 5:59
    Das wurde davor nicht unterrichtet.
  • 5:59 - 6:04
    Bis ich die Infinitesimalrechnung verstand, war ich
    ein 32 Jahre alter Lehrstuhlinhaber in Harvard,
  • 6:04 - 6:09
    wo ich schamvoll in Vorlesungen mit Studenten saß,
  • 6:09 - 6:11
    die kaum halb so alt waren wie ich.
  • 6:11 - 6:13
    Vor ein paar dieser Studenten,
  • 6:13 - 6:16
    hielt ich Vorlesungen über Evolutionsbiologie.
  • 6:16 - 6:21
    Ich schluckte meinen Stolz runter und lernte Analysis.
  • 6:21 - 6:24
    Ich lernte, dass in der Wissenschaft
    und allen ihren Anwendungen
  • 6:24 - 6:28
    nicht die technische Fähigkeit entscheidend ist,
  • 6:28 - 6:32
    sondern die Vorstellungskraft
    in jeder ihrer Anwendungen.
  • 6:32 - 6:36
    Die Fähigkeit, Konzepte intuitiv
    mit Bildern von Objekten
  • 6:36 - 6:39
    und Prozessen zu versehen.
  • 6:39 - 6:43
    Ich lernte, dass Fortschritte in den Wissenschaften
    selten gegen den Strom entstehen,
  • 6:43 - 6:46
    d.h. durch die Fähigkeit
    an einer Tafel zu stehen
  • 6:46 - 6:49
    und mathematische Sätze und Gleichungen
  • 6:49 - 6:51
    bildhaft darzustellen.
  • 6:51 - 6:57
    Fortschritte entstehen durch Ideen,
    die dem Strom folgen und harte Arbeit bedeuten,
  • 6:57 - 7:01
    wobei sich mathematisches Denken
    als nützlich herausstellt oder eben nicht.
  • 7:01 - 7:06
    Ideen entstehen, wenn man einen Teil einer echten
    oder imaginären Welt um ihrer selbst Willen
  • 7:06 - 7:08
    studiert.
  • 7:08 - 7:13
    Am Wichtigsten dabei ist vollständiges
    und gut organisiertes Wissen
  • 7:13 - 7:20
    aller bekannten und relevanten
    Vorgänge und Einheiten
  • 7:20 - 7:22
    im angestrebten Bereich.
  • 7:22 - 7:24
    Wenn etwas Neues entdeckt wird,
  • 7:24 - 7:29
    ist es klar, dass man
    im nächsten Schritt
  • 7:29 - 7:33
    mathematische und statistische Methoden
    findet, die die Untersuchung vorantreiben.
  • 7:33 - 7:35
    Wenn sich dieser Schritt als zu schwierig
  • 7:35 - 7:39
    für die forschende Person
    oder das Team herausstellt,
  • 7:39 - 7:45
    kann ein Mathematiker ins Team
  • 7:45 - 7:47
    aufgenommen werden.
  • 7:47 - 7:49
    Berücksichtigen Sie folgendes Prinzip,
  • 7:49 - 7:54
    das ich bescheiden Wilsons Erstes Prinzip nenne:
  • 7:54 - 7:59
    Es ist sehr viel einfacher für Wissenschaftler,
  • 7:59 - 8:03
    wie medizinische Forscher,
    Hilfe von Mathematikern
  • 8:03 - 8:06
    oder Statistikern zu benötigen,
  • 8:06 - 8:09
    als es für Mathematiker oder Statistiker ist,
  • 8:09 - 8:13
    Wissenschaftler zu finden,
    die ihre Gleichungen nutzen könnten.
  • 8:13 - 8:17
    Es ist wichtig, sich bei der Wahl
    einer Richtung in der Wissenschaft
  • 8:17 - 8:23
    auf Themen, die der eigenen Kompetenz
    und dem Interesse angepasst sind,
  • 8:23 - 8:25
    zu fokussieren.
  • 8:25 - 8:29
    Berücksichtigen Sie auch Wilsons Zweites Prinzip:
  • 8:29 - 8:34
    Für jeden Wissenschaflter,
    ob Forscher, Techniker,
  • 8:34 - 8:37
    Lehrer, Manager oder Unternehmer,
  • 8:37 - 8:41
    für jedes Niveau von mathematischen Fähigkeiten
  • 8:41 - 8:45
    existiert eine Disziplin
    in Wissenschaft oder Medizin,
  • 8:45 - 8:48
    für die dieses Niveau ausreicht,
    um herausragend zu arbeiten.
  • 8:48 - 8:51
    Jetzt stelle ich Ihnen noch schnell
  • 8:51 - 8:53
    ein paar weitere nützliche Prinzipien vor
  • 8:53 - 8:56
    für die Planung Ihrer Ausbildung und Karriere
  • 8:56 - 9:01
    oder für die Verbesserung Ihres Unterrichts
  • 9:01 - 9:05
    und Ihrer Beratung von jungen Wissenschaftlern,
    wenn Sie selbst Lehrer sind.
  • 9:05 - 9:09
    Bei der Auswahl des Themas Ihrer Forschung
  • 9:09 - 9:12
    oder zur Erlangung von Expertenwissen,
  • 9:12 - 9:18
    sollten Sie eine Disziplin
    aussuchen, die knapp besetzt ist.
  • 9:18 - 9:22
    Bewerten Sie Chancen danach,
    wie wenig andere Studenten und Forscher
  • 9:22 - 9:24
    daran arbeiten.
  • 9:24 - 9:28
    Das soll nicht die Notwendigkeit
    von Allgemeinbildung
  • 9:28 - 9:31
    herunterspielen oder den Nutzen
    einer Mitarbeit in einem
  • 9:31 - 9:36
    laufenden Forschungsprogramm von hoher Qualität.
  • 9:36 - 9:40
    Auch wichtig ist der Umgang mit
    älteren Mentoren in diesen Projekten
  • 9:40 - 9:44
    und das Kennenlernen von Kollegen
    und Freunden im selben Alter
  • 9:44 - 9:46
    für gegenseitige Unterstützung.
  • 9:46 - 9:49
    Aber schauen Sie immer
    nach einer Möglichkeit auszubrechen
  • 9:49 - 9:53
    in einen Bereich,
    der noch nicht beliebt ist.
  • 9:53 - 9:56
    Wir konnten das gut in den
    vorhergehenden Vorträgen sehen.
  • 9:56 - 10:02
    Dort sind die schnellsten Fortschritte möglich, gemessen
  • 10:02 - 10:05
    an Errungenschaften pro Forscher pro Jahr.
  • 10:05 - 10:07
    Vielleicht kennen Sie
  • 10:07 - 10:11
    das geflügelte Wort für das Versammeln von Heeren:
  • 10:11 - 10:13
    "Marschiert hin zum Geräusch der Waffen."
  • 10:13 - 10:20
    In der Wissenschaft ist es genau umgekehrt:
    Marschiert weg vom Geräusch der Waffen.
  • 10:20 - 10:22
    Also lautet Wilsons Drittes Prinzip:
  • 10:22 - 10:26
    Marschiert weg vom Geräusch der Waffen.
  • 10:26 - 10:28
    Beobachten Sie distanziert,
  • 10:28 - 10:30
    aber stürzen Sie sich nicht ins Getümmel.
  • 10:30 - 10:32
    Machen Sie ein eigenes Getümmel.
  • 10:32 - 10:36
    Wenn Sie Ihr Fachgebiet gefunden haben
  • 10:36 - 10:42
    und einen Job, den Sie lieben,
    und wenn Sie Chancen genutzt haben,
  • 10:42 - 10:47
    werden Sie großes Erfolgspotential haben,
    wenn Sie genug studieren,
  • 10:47 - 10:50
    um ein Experte zu werden.
  • 10:50 - 10:53
    Es gibt tausende von beruflich
    abgegrenzten Themen,
  • 10:53 - 10:55
    die über Physik, Chemie,
    Biologie und Medizin
  • 10:55 - 10:57
    verteilt sind.
  • 10:57 - 11:00
    Und auch in den Sozialwissenschaften,
  • 11:00 - 11:03
    wo es möglich ist,
    innerhalb kürzester Zeit
  • 11:03 - 11:06
    den Status eines Experten zu erlangen.
  • 11:06 - 11:10
    Wenn der Themenbereich
    noch sehr dünn besiedelt ist,
  • 11:10 - 11:12
    können Sie mit Sorgfalt
    und harter Arbeit zum weltweit
  • 11:12 - 11:14
    anerkannten Experten werden.
  • 11:14 - 11:18
    Die Welt braucht diese Art von Sachkenntnis
  • 11:18 - 11:20
    und sie belohnt die Menschen,
  • 11:20 - 11:23
    die sie zu erlangen bereit sind.
  • 11:23 - 11:27
    Die gegebenen Informationen
    und die eigenen Erkenntnisse
  • 11:27 - 11:31
    mögen zunächst dürftig
    und ohne Zusammenhang zu
  • 11:31 - 11:33
    anderen Wissensfeldern erscheinen.
  • 11:33 - 11:35
    Wenn das der Fall ist: gut!
  • 11:35 - 11:39
    Warum schwer, wenn es auch einfach geht?
  • 11:39 - 11:44
    Die Antwort verdient die Nennung als das Vierte Prinzip:
  • 11:44 - 11:48
    Beim Versuch, wissenschaftliche
    Entdeckungen zu machen,
  • 11:48 - 11:50
    ist jedes Problem eine Chance,
  • 11:50 - 11:51
    und je schwieriger das Problem,
  • 11:51 - 11:54
    desto größer die Bedeutung einer Lösung.
  • 11:54 - 11:58
    Das bringt mich zu einer wesentlichen Einteilung
  • 11:58 - 12:01
    von Verfahren für wissenschaftliche Entdeckungen.
  • 12:01 - 12:04
    Wissenschaftler, unter ihnen reine Mathematiker,
  • 12:04 - 12:07
    folgen einem dieser zwei Verfahren:
  • 12:07 - 12:09
    Das erste umfasst frühe Erkenntnisse,
  • 12:09 - 12:11
    wo ein Problem erkannt
  • 12:11 - 12:13
    und eine Lösung gesucht wird.
  • 12:13 - 12:16
    Das Problem könnte relativ klein sein;
  • 12:16 - 12:21
    etwa wo genau ein Norovirus seine Ausbreitung
    an Bord eines Kreuzfahrtschiffes beginnt.
  • 12:21 - 12:27
    Oder es ist größer: Was ist die Bedeutung von
    dunkler Materie bei der Ausbreitung des Universums?
  • 12:27 - 12:32
    Bei der Suche nach Lösungen
    werden häufig andere Phänomene
  • 12:32 - 12:33
    entdeckt und neue Fragen gestellt.
  • 12:33 - 12:36
    Diese Strategie ist die eines Jägers,
  • 12:36 - 12:40
    der einen Wald nach einer bestimmten Beute absucht
  • 12:40 - 12:43
    und dabei anderes Wild findet.
  • 12:43 - 12:46
    Die zweite Strategie für die Forschung
  • 12:46 - 12:48
    ist das breite Studium eines Felds
  • 12:48 - 12:53
    auf der Suche nach unbekannten
    Phänomenen oder Schemata.
  • 12:53 - 12:57
    Wie ein Jäger in einer "Trance für die Natur",
  • 12:57 - 13:00
    wobei der Forscher offen für
    alles Interessante ist, für jede
  • 13:00 - 13:02
    Beute, die es wert ist.
  • 13:02 - 13:04
    Man sucht nicht nach
    der Lösung für ein Problem,
  • 13:04 - 13:07
    sondern nach einem Problem,
    das es wert ist, gelöst zu werden.
  • 13:07 - 13:09
    Diese zwei Strategien
  • 13:09 - 13:12
    können wie folgt in einem letzten
  • 13:12 - 13:17
    Prinzip formuliert werden:
  • 13:17 - 13:21
    Für jedes Problem in einem Wissensfeld
  • 13:21 - 13:24
    gibt es eine Spezies,
    Instanz oder ein Phänomen
  • 13:24 - 13:26
    für eine optimale Lösung.
  • 13:26 - 13:32
    Und umgekehrt gibt es
    für jede Spezies oder Instanz
  • 13:32 - 13:35
    oder Phänomen wichtige Probleme,
  • 13:35 - 13:42
    für deren Lösungsfindung
    diese Objekte perfekt geeignet sind.
  • 13:42 - 13:44
    Finden Sie heraus,
    was diese Objekte sind.
  • 13:44 - 13:47
    Sie werden Ihren eigenen Weg des Entdeckens,
  • 13:47 - 13:50
    des Lernens und Lehrens finden.
  • 13:50 - 13:53
    In den folgenden Jahrzehnten
    werden wir dramatische
  • 13:53 - 13:58
    Fortschritte für Krankheitsprävention
    und Lebensqualität sehen.
  • 13:58 - 14:04
    Die gesamte Menschheit ist abhängig von Wissen
    und Ausübung von Medizin und Wissenschaft,
  • 14:04 - 14:05
    welche Sie meistern werden.
  • 14:05 - 14:09
    Sie haben eine Berufung gewählt,
    die in Schritten auf die
  • 14:09 - 14:14
    Befriedigung hinausläuft,
    sein Leben gut gelebt zu haben.
  • 14:14 - 14:17
    Danke, dass ich heute Abend hier sein durfte.
  • 14:17 - 14:22
    (Beifall)
  • 14:22 - 14:23
    Oh, danke.
  • 14:23 - 14:30
    Vielen Dank.
  • 14:30 - 14:35
    Ich ziehe meinen Hut vor Ihnen.
Title:
E. O. Wilson: Ratschläge für junge Wissenschaftler
Speaker:
E.O. Wilson
Description:

Mit "Die Welt braucht Sie, dringend," beginnt der anerkannte Biologe Edward O. Wilson seinen Brief an einen jungen Wissenschaftler. In Vorausschau auf sein neues Buch gibt er Ratschläge aus seinem Leben voller Erfahrung und erinnert uns daran, dass Wunder und Kreativität im Zentrum eines wissenschaftlichen Lebens stehen. (Gefilmt bei TEDMED.)

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Video Language:
English
Team:
closed TED
Project:
TEDTalks
Duration:
14:56
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