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Die Stimme der natürlichen Welt

  • 0:02 - 0:08
    (Naturgeräusche)
  • 0:08 - 0:11
    Als ich vor 45 Jahren anfing,
    Geräuschkulissen
  • 0:11 - 0:12
    in der Wildnis aufzunehmen,
  • 0:12 - 0:15
    hatte ich keine Ahnung, dass Ameisen,
  • 0:15 - 0:18
    Insektenlarven, Seeanemonen und Viren
  • 0:18 - 0:20
    eine Geräuschsignatur hervorbringen.
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    Aber das tun sie.
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    Ebenso wie jedes wilde Biotop auf der Erde,
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    wie z.B. der Regenwald im Amazonas,
    den Sie hinter mir hören.
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    Tatsächlich produziert jeder gemäßigte
    und tropische Regenwald
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    ein lebhaftes Tier-Orchester,
  • 0:35 - 0:39
    diesen unmittelbaren und
    organisierten Ausdruck
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    von Insekten, Reptilien, Amphibien,
    Vögeln und Säugetieren.
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    Und jede dieser Geräuschkulissen
    aus einem Wild-Biotop
  • 0:46 - 0:50
    generiert seine eigene
    unverwechselbare Signatur.
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    Eine Signatur, die eine unglaubliche Menge
    an Informationen beinhaltet.
  • 0:53 - 0:57
    Einen Teil dieser Informationen
    möchte ich heute mit Ihnen teilen.
  • 0:57 - 1:00
    Die Geräuschkulisse
    gliedert sich in drei Basis-Quellen.
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    Die erste ist die Geophonie,
  • 1:03 - 1:05
    ein nichtbiologisches Geräusch,
  • 1:05 - 1:07
    das in einem bestimmten Biotop auftritt,
  • 1:07 - 1:10
    wie Wind in den Bäumen,
    Wasser in einem Fluss,
  • 1:10 - 1:13
    Wellen am Ufer, Erdbewegungen.
  • 1:13 - 1:17
    Die zweite ist die Biophonie.
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    Die Biophonie ist jedes Geräusch,
  • 1:20 - 1:23
    das von Organismen in einem Biotop
  • 1:23 - 1:27
    zur gleichen Zeit und
    vom gleichen Ort ausgeht.
  • 1:27 - 1:31
    Und die dritte sind alle Geräusche,
    die wir Menschen erzeugen,
  • 1:31 - 1:33
    die Anthrophonie.
  • 1:33 - 1:36
    Einiges davon ist kontrolliert,
    wie Musik oder Theater,
  • 1:36 - 1:40
    aber das meiste ist chaotisch
    und zusammenhangslos,
  • 1:40 - 1:44
    was manche von uns
    als Lärm bezeichnen.
  • 1:44 - 1:47
    Es gab eine Zeit,
    in der ich wilde Naturkulissen
  • 1:47 - 1:48
    als wertlose Artefakte betrachtete.
  • 1:48 - 1:52
    Es gab sie, aber sie hatten keine Bedeutung.
  • 1:52 - 1:56
    Nun, ich lag falsch.
    Ich lernte von diesen Begegnungen,
  • 1:56 - 2:01
    dass uns aufmerksames Zuhören
    ein unglaubliches Werkzeug in die Hand gibt,
  • 2:01 - 2:03
    um die Gesundheit
    eines Lebensraumes
  • 2:03 - 2:07
    einer ganzen Bandbreite
    von Leben beurteilen zu können.
  • 2:07 - 2:10
    Als ich in den späten 60ern
    mit den Aufnahmen anfing,
  • 2:10 - 2:13
    waren die typischen Aufnahmemethoden
  • 2:13 - 2:18
    auf die bruchstückhafte Erfassung
    einzelner Arten begrenzt.
  • 2:18 - 2:21
    Zu Anfang waren es meistens Vögel,
  • 2:21 - 2:27
    aber später kamen Säugetiere
    und Amphibien hinzu.
  • 2:27 - 2:30
    Für mich war es ein bisschen wie der Versuch,
  • 2:30 - 2:33
    die Großartigkeit
    von "Beethovens Fünfter" zu verstehen,
  • 2:33 - 2:36
    indem ich den Klang
    eines einzelnen Violinspielers
  • 2:36 - 2:39
    dem Kontext eines Orchesters entnahm
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    und nur diesen hörte.
  • 2:42 - 2:45
    Zum Glück setzen mehr und mehr Institutionen
  • 2:45 - 2:47
    die ganzheitlichen Modelle ein,
  • 2:47 - 2:49
    die ein paar meiner Kollegen und ich
  • 2:49 - 2:53
    im Feld der Geräusch-Ökologie
    eingeführt haben.
  • 2:53 - 2:58
    Als ich vor mehr als 4 Jahrzehnten
    mit den Aufnahmen begann,
  • 2:58 - 3:01
    war nur eine von zehn Aufnahmestunden
  • 3:01 - 3:03
    brauchbares Material.
  • 3:03 - 3:06
    Gerade mal genug für ein Album,
    einen Film-Soundtrack
  • 3:06 - 3:09
    oder eine Museumsinstallation.
  • 3:09 - 3:12
    Aufgrund der Erderwärmung,
  • 3:12 - 3:13
    der Extraktion von Rohstoffen
  • 3:13 - 3:16
    und dem menschlichen Geräusch
    sowie vielen anderen Faktoren,
  • 3:16 - 3:19
    kann es bis zu 1000 Stunden
    oder mehr dauern,
  • 3:19 - 3:22
    das Gleiche einzufangen.
  • 3:22 - 3:25
    Ganze 50 Prozent meines Archivs
  • 3:25 - 3:28
    kommt aus Lebensräumen,
    die so radikal verändert wurden,
  • 3:28 - 3:31
    dass sie zusammen
    entweder ganz leise sind,
  • 3:31 - 3:36
    oder nicht länger in ihrer ursprünglichen
    Form gehört werden können.
  • 3:36 - 3:38
    Die normale Methode,
    einen Lebensraum zu beurteilen, war,
  • 3:38 - 3:41
    die Anzahl der Spezies visuell zu zählen
  • 3:41 - 3:45
    sowie die Anzahl der Individuen
    in jeder Spezies eines bestimmten Gebietes.
  • 3:45 - 3:49
    Vergleicht man die Daten, die beides,
  • 3:49 - 3:52
    Dichte und Vielfalt, zusammenhalten,
  • 3:52 - 3:57
    ist es möglich, ein präziseres und
    tauglicheres Ergebnis zu erreichen.
  • 3:57 - 3:59
    Und ich möchte Ihnen
    ein paar Beispiele zeigen,
  • 3:59 - 4:02
    die repräsentativ für diese neu
    erschlossenen Möglichkeiten sind,
  • 4:02 - 4:05
    indem wir in dieses Universum eintauchen.
  • 4:05 - 4:06
    Das ist Lincoln Meadow.
  • 4:06 - 4:08
    Sie liegt 3,5 Stunden mit dem Auto östlich
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    von San Francisco
    in den Bergen der Sierra Nevada
  • 4:11 - 4:14
    auf ungefähr 2000 Höhenmetern.
  • 4:14 - 4:16
    Ich nehme dort seit vielen Jahren auf.
  • 4:16 - 4:20
    1988 überzeugte eine Firma zur Holzgewinnung
    die lokalen Anwohner davon,
  • 4:20 - 4:23
    dass eine neue Methode absolut keinen
  • 4:23 - 4:25
    ökologischen Einfluss hätte,
  • 4:25 - 4:27
    die sogenannte "selektive Holzfällung".
  • 4:27 - 4:28
    Man fällte einen Baum hier und da,
  • 4:28 - 4:32
    anstatt ein ganzes Gebiet.
  • 4:32 - 4:33
    Ich durfte vor und nach
  • 4:33 - 4:35
    der Maßnahme aufnehmen.
  • 4:35 - 4:40
    Ich baute meine Ausrüstung auf und fing
    viele Varianten des morgendlichen Gesangs ein,
  • 4:40 - 4:43
    streng protokolliert und vermessen.
  • 4:43 - 4:46
    Ich wollte eine wirklich gute Basis haben.
  • 4:46 - 4:48
    Dies ist ein Beispiel eines Spektrogramms.
  • 4:48 - 4:50
    Ein Spektrogramm ist eine
    grafische Darstellung eines Geräuschs
  • 4:50 - 4:53
    mit der Zeitangabe
    von links nach rechts auf der Seite.
  • 4:53 - 4:56
    In diesem Fall sind 15 Sekunden dargestellt
  • 4:56 - 4:59
    und die Frequenz von unten nach oben.
  • 4:59 - 5:00
    Von niedrig zu hoch.
  • 5:00 - 5:03
    Sie sehen, dass die Signatur eines Flusses
  • 5:03 - 5:08
    in dem unteren Drittel oder
    bis zur Hälfte dargestellt wird,
  • 5:08 - 5:11
    während Vögel,
    die einmal auf dieser Wiese waren,
  • 5:11 - 5:14
    auf der Signatur oben quer dargestellt werden.
  • 5:14 - 5:16
    Es waren viele.
  • 5:16 - 5:19
    Hier nun Lincoln Meadow
    vor der selektiven Fällung.
  • 5:19 - 5:34
    (Naturgeräusche)
  • 5:34 - 5:35
    Nach einem Jahr kehrte ich zurück
  • 5:35 - 5:37
    und ging nach demselben Protokoll vor.
  • 5:37 - 5:40
    Unter den gleichen Bedingungen
  • 5:40 - 5:42
    nahm ich eine Anzahl von Beispielen
  • 5:42 - 5:44
    des gleichen morgendlichen Gesangs auf.
  • 5:44 - 5:46
    Das kam dabei heraus.
  • 5:46 - 5:48
    Das ist nach der selektiven Fällung.
  • 5:48 - 5:50
    Der Fluss ist nach wie vor
    im unteren Drittel
  • 5:50 - 5:52
    dieser Seite dargestellt,
  • 5:52 - 5:56
    aber achten Sie darauf, was
    in den oberen zwei Dritteln fehlt.
  • 5:56 - 6:02
    (Naturgeräusche)
  • 6:02 - 6:11
    Hier kommt der Ton eines Spechtes.
  • 6:11 - 6:14
    Ich kehrte in den letzten 25 Jahren
    an die 15 Mal
  • 6:14 - 6:15
    nach Lincoln Meadow zurück
  • 6:15 - 6:19
    und ich sage Ihnen, dass die Biophonie,
  • 6:19 - 6:22
    die Dichte und Vielzahl dieser Biophonie
  • 6:22 - 6:24
    nicht wieder so wurde, wie sie es
  • 6:24 - 6:27
    vor der Maßnahme war.
  • 6:27 - 6:30
    Hier ist ein späteres Foto von Lincoln Meadow
  • 6:30 - 6:33
    und Sie können sehen,
    dass aus Sicht der Kamera
  • 6:33 - 6:34
    oder des menschlichen Auges
  • 6:34 - 6:37
    kaum ein Ast oder Baum
    zu fehlen scheint.
  • 6:37 - 6:40
    Das würde die Behauptung
    der Holzfirma bestätigen,
  • 6:40 - 6:42
    dass es keinen Einfluss
    auf die Umwelt hatte.
  • 6:42 - 6:49
    Dennoch erzählen uns unsere Ohren
    eine ganz andere Geschichte.
  • 6:49 - 6:51
    Junge Studenten fragen mich immer,
  • 6:51 - 6:52
    was diese Tiere sagen.
  • 6:52 - 6:57
    Ich habe wirklich keine Ahnung,
  • 6:57 - 7:02
    aber ich kann Ihnen sagen,
    dass sie sich ausdrücken.
  • 7:02 - 7:05
    Ob wir sie verstehen,
    ist eine andere Geschichte.
  • 7:05 - 7:08
    Ich ging am Ufer in Alaska spazieren
  • 7:08 - 7:10
    und kam an diesem Gezeitentümpel vorbei,
  • 7:10 - 7:13
    der eine Kolonie von Seeanemonen beherbergte.
  • 7:13 - 7:15
    Diese wundervollen Essmaschinen,
  • 7:15 - 7:18
    Verwandte der Korallen und Quallen.
  • 7:18 - 7:20
    Aus Neugier, ob sie irgendwelche Töne
    von sich gaben,
  • 7:20 - 7:21
    ließ ich ein Hydrophon,
  • 7:21 - 7:24
    ein Unterwassermikrophon
    in einer Gummihülle,
  • 7:24 - 7:26
    in ihre Mundöffnung gleiten.
  • 7:26 - 7:27
    Sofort fing das Viech an,
  • 7:27 - 7:30
    das Mikrophon
    in seinen Bauch aufzunehmen
  • 7:30 - 7:32
    und mit den Tentakeln die Oberfläche
  • 7:32 - 7:35
    nach etwas Nahrhaftem abzutasten.
  • 7:35 - 7:37
    Ein statischer, sehr tiefer Ton,
  • 7:37 - 7:39
    den Sie gleich hören werden.
  • 7:39 - 7:44
    (Statischer Ton)
  • 7:44 - 7:46
    Ja, aber aufpassen,
    wenn es nichts zu essen findet ...
  • 7:46 - 7:48
    (Hupendes Geräusch)
  • 7:48 - 7:50
    (Gelächter)
  • 7:50 - 7:53
    Ich glaube, diese Ausdrucksform wird in jeder
  • 7:53 - 7:54
    Sprache verstanden.
  • 7:54 - 7:59
    (Gelächter)
  • 7:59 - 8:01
    Am Ende des Brutzirkels
  • 8:01 - 8:03
    vergräbt sich die Schaufelfußkröte
  • 8:03 - 8:05
    einen Meter unter
  • 8:05 - 8:08
    dem fest gepressten Wüstenboden
    des amerikanischen Westens,
  • 8:08 - 8:10
    wo sie über viele Jahreszeiten bleiben kann,
  • 8:10 - 8:14
    bis die Bedingungen genau richtig sind,
    um wieder herauszukommen.
  • 8:14 - 8:15
    Wenn dann im Frühling
    genug Feuchtigkeit in der Erde ist,
  • 8:15 - 8:18
    graben sich die Kröten
    zur Oberfläche durch
  • 8:18 - 8:23
    und versammeln sich
    in großer Anzahl
  • 8:23 - 8:25
    um riesige Frühjahrstümpel.
  • 8:25 - 8:28
    Und sie singen in einem Chor,
  • 8:28 - 8:31
    der absolut synchron ist.
  • 8:31 - 8:33
    Das tun sie aus zwei Gründen.
  • 8:33 - 8:36
    Der erste ist der Wettbewerb,
    weil sie nach Partnern suchen.
  • 8:36 - 8:38
    Der zweite ist aus Hilfsbereitschaft,
  • 8:38 - 8:40
    denn dadurch, dass sie
    so synchron miteinander singen,
  • 8:40 - 8:44
    ist es für Feinde wie Kojoten,
    Füchse und Eulen
  • 8:44 - 8:49
    wirklich schwierig, ein einzelnes Individuum
    zum Fressen ausfindig zu machen.
  • 8:49 - 8:52
    Das ist ein Spektrogramm
    eines Froschgesangs
  • 8:52 - 8:54
    in einem sehr gesunden Muster.
  • 8:54 - 9:04
    (Quakende Frösche)
  • 9:04 - 9:08
    Mono Lake liegt genau östlich
    des Yosemite-Nationalparks
  • 9:08 - 9:10
    in Kalifornien.
  • 9:10 - 9:13
    Es ist ein beliebter Lebensraum dieser Kröten
  • 9:13 - 9:16
    und ist auch bei U.S.-Navypiloten beliebt,
  • 9:16 - 9:19
    die dort in ihren Kampfflugzeugen
    mit Geschwindigkeiten
  • 9:19 - 9:21
    von über 1.100 Stundenkilometern
  • 9:21 - 9:24
    wenige hundert Meter über dem Boden der
  • 9:24 - 9:27
    Mono-Ebene trainieren.
  • 9:27 - 9:30
    Sehr schnell, sehr tief und so laut,
  • 9:30 - 9:33
    dass die Anthrophonie,
    das menschliche Geräusch,
  • 9:33 - 9:35
    obwohl es sechseinhalb Kilometer
    von dem Froschteich,
  • 9:35 - 9:38
    den SIe vor einer Sekunde
    gehört haben, entfernt ist,
  • 9:38 - 9:41
    das Geräusch der Kröten überdeckt.
  • 9:41 - 9:45
    Sie sehen in diesem Spektrogramm,
    dass die ganze Energie,
  • 9:45 - 9:48
    die es im ersten Spektrogramm gab,
  • 9:48 - 9:49
    auf dem oberen Ende verschwunden ist
  • 9:49 - 9:52
    und dass es Pausen im Gesang
    bei zweieinhalb,
  • 9:52 - 9:54
    viereinhalb und
    sechseinhalb Sekunden gibt.
  • 9:54 - 9:57
    Und hier das Geräusch des Jets, die Signatur
  • 9:57 - 10:00
    in Gelb ganz unten auf der Seite.
  • 10:00 - 10:10
    (Quakende Frösche)
  • 10:10 - 10:12
    Nachdem der Jet vorbeigeflogen war,
  • 10:12 - 10:15
    brauchten die Frösche 45 Minuten,
  • 10:15 - 10:18
    um ihre Synchronität wieder zu erlangen.
  • 10:18 - 10:21
    In dieser Zeit und bei Vollmond
  • 10:21 - 10:24
    sahen wir, wie zwei Kojoten
    und ein Virginia-Uhu
  • 10:24 - 10:27
    ihre Anzahl dezimierten.
  • 10:27 - 10:30
    Die gute Nachricht ist, dass durch
    ein bisschen Lebensraumwiederherstellung
  • 10:30 - 10:33
    und etwas weniger Flüge
    die Froschpopulation,
  • 10:33 - 10:37
    die zwischen den 80ern
    und den frühen 90ern abnahm,
  • 10:37 - 10:40
    fast wieder normal ist.
  • 10:40 - 10:43
    Enden möchte ich mit einer Geschichte,
    erzählt von einem Biber,
  • 10:43 - 10:45
    es ist eine sehr traurige Geschichte,
  • 10:45 - 10:48
    aber es veranschaulicht sehr gut, wie Tiere
  • 10:48 - 10:50
    manchmal Emotion zeigen.
  • 10:50 - 10:55
    Ein sehr kontroverses Thema
    unter ein paar älteren Biologen.
  • 10:55 - 10:58
    Ein Kollege von mir nahm
    im Mittleren Westen der USA
  • 10:58 - 11:01
    in der Umgebung eines Teiches auf, der vor
  • 11:01 - 11:05
    vielleicht 16.000 Jahren am Ende
    der letzten Eiszeit entstanden war.
  • 11:05 - 11:07
    Er entstand zum Teil auch
    durch einen Biberdamm,
  • 11:07 - 11:10
    der an einem Ende das ganze Ökosystem
  • 11:10 - 11:13
    in einer sehr empfindlichen Balance hielt.
  • 11:13 - 11:16
    Eines Nachmittags, als er aufnahm,
  • 11:16 - 11:20
    kamen wie aus dem Nichts
  • 11:20 - 11:23
    ein paar Wildhüter,
  • 11:23 - 11:24
    die aus keinem ersichtlichen Grund
  • 11:24 - 11:26
    hinüber zum Biberdamm gingen,
  • 11:26 - 11:29
    eine Stange Dynamit fallen
    und explodieren ließen
  • 11:29 - 11:33
    und damit das Weibchen
    und ihre Jungen töteten.
  • 11:33 - 11:36
    Mein Kollege blieb entsetzt zurück und
  • 11:36 - 11:38
    versuchte sich zu sammeln,
  • 11:38 - 11:42
    um den Rest des Tages so viel
    wie möglich aufzunehmen.
  • 11:42 - 11:46
    An diesem Abend fing er
    ein bemerkenswertes Ereignis ein.
  • 11:46 - 11:51
    Das einsame überlebende Biber-Männchen schwamm in langsamen Kreisen
  • 11:51 - 11:56
    und weinte untröstlich über seinen Verlust
    seiner Partnerin und seines Nachwuchses.
  • 11:56 - 11:59
    Dies ist das wahrscheinlich
    traurigste Geräusch,
  • 11:59 - 12:02
    den ich je von einem Organismus gehört habe,
  • 12:02 - 12:05
    menschlicher, oder anderer Natur.
  • 12:07 - 12:22
    (Weinender Biber)
  • 12:22 - 12:24
    Ja. Tja.
  • 12:24 - 12:27
    Es gibt viele Facetten
    von Geräuschkulissen,
  • 12:27 - 12:30
    unter anderem die Art, wie Tiere uns
    das Tanzen und Singen beigebracht haben,
  • 12:30 - 12:32
    die ich für ein anderes Mal aufhebe.
  • 12:32 - 12:35
    Aber Sie haben gehört, wie die Biophonie
  • 12:35 - 12:39
    dabei hilft, die natürliche Welt zu verstehen.
  • 12:39 - 12:42
    Sie hörten, welche Auswirkung
    die Extraktion von Rohstoffen,
  • 12:42 - 12:45
    menschlich erzeugte Geräusche
    und die Zerstörung von Lebensraum hat.
  • 12:45 - 12:47
    Und wo die Umweltwissenschaft
    versucht hat,
  • 12:47 - 12:50
    die Welt durch das Sichtbare zu verstehen,
  • 12:50 - 12:55
    kann man ein weit vollständigeres Verständnis
    durch das Hörbare erlangen.
  • 12:55 - 12:58
    Die Biophonie und die Geophonie
    sind die Stimmsignatur
  • 12:58 - 13:00
    der natürlichen Welt.
  • 13:00 - 13:02
    Wenn wir hinhören,
  • 13:02 - 13:04
    sind wir mit einem Sinn für den Ort
  • 13:04 - 13:08
    und der wahren Geschichte der Welt,
    in der wir leben, ausgestattet.
  • 13:08 - 13:10
    In einem Bruchteil von Sekunden
  • 13:10 - 13:13
    verrät eine Geräuschkulisse
    weit mehr Informationen
  • 13:13 - 13:14
    aus vielen Perspektiven,
  • 13:14 - 13:19
    von quantifizierbaren Daten
    bis hin zu kultureller Inspiration.
  • 13:19 - 13:22
    Visuelle Erfassung impliziert Begrenzung,
  • 13:22 - 13:26
    eine limitierte frontale Perspektive eines
    bestimmten räumlichen Zusammenhangs.
  • 13:26 - 13:28
    Geräuschkulissen erweitern diesen Bereich
  • 13:28 - 13:33
    auf die ganzen 360 Grad, die uns umgeben.
  • 13:33 - 13:37
    Während ein Foto vielleicht
    1000 Worte wert ist,
  • 13:37 - 13:41
    ist eine Geräuschkulisse 1000 Fotos wert.
  • 13:41 - 13:43
    Und unsere Ohren erzählen uns,
  • 13:43 - 13:47
    dass das Flüstern
    jedes Blattes und jeder Kreatur
  • 13:47 - 13:50
    zu den natürlichen Ursprüngen
    unseres Lebens spricht,
  • 13:50 - 13:55
    die möglicherweise das Geheimnis
    der Liebe für alle Dinge beinhalten,
  • 13:55 - 13:57
    besonders unsere eigene Menschlichkeit.
  • 13:57 - 14:03
    Das letzte Wort hat ein Jaguar vom Amazonas.
  • 14:03 - 14:17
    (Knurren)
  • 14:17 - 14:19
    Danke fürs Zuhören.
  • 14:19 - 14:25
    (Applaus)
Title:
Die Stimme der natürlichen Welt
Speaker:
Bernie Krause
Description:

Bernie Krause nimmt seit 45 Jahren wilde Geräuschkulissen auf – den Wind in den Bäumen, das Zirpen der Vögel, die zarten Töne von Insektenlarven. In dieser Zeit sah er viele durch Menschen radikal veränderte Lebensräume, selbst mit jenen Methoden, die bisher für unbedenklich für die Umwelt gehalten wurden. Ein überraschender Einblick in die Symphonien der Natur und was wir daraus lernen können. Angefangen vom Grunzen der Seeanemone, bis hin zu den traurigen Rufen eines Bibers in Trauer.

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Video Language:
English
Team:
closed TED
Project:
TEDTalks
Duration:
14:48
  • Das war ein toller Vortrag. Ich erinnere mich, ihn im Stream von der letzten TED gesehen zu haben und dann habe ich ihn aus den Augen verloren. Danke für das erneute Ins-Gedächtnis-Rufen! :)

    00:25 -- es wäre "ihr" (klein), aber generell wird in den dt. TED-Uebersetzungen "Sie" gewählt, außer in TED-Ed, oder wenn speziell mit Kindern gesprochen wird. Später bei 00:52 wurde ja eh "Sie" gewählt
    01:00 -- die erste (Quelle), also klein
    01:19 -- "Organismen" vergessen
    04:08 -- die Schreibweise von SFO war mir komplett neu. Ich hab's mal wieder Englisch geschrieben
    04:16 -- hier weiter vom Englischen weg, damit der deutsche Satz überhaupt zu einem Sinn kommt. Gerade hat er den nicht.
    04:35 -- nicht vielleicht den dt. Begriff der "Vogeluhr" verwenden? Anbei ein Vorschlag.
    05:03 -- drittel bis hälfte
    05:07 -- wiese, nicht weide

    Generell: Komposita zusammen

    Gruß,
    Judith

German subtitles

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